Die WOGEDO – von allem ein bisschen mehr - Evangelische ...
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eich“, also vor der eigenen Haustür.<br />
Unter dem Motto „Pilgern im Pott“<br />
und jenseits der alten Pilgerwege führt<br />
die Route in 20 Etappen <strong>von</strong> Dinslaken<br />
nach Holzwickede durch das Ruhrgebiet.<br />
Anlauf- und Zielpunkte sind 24<br />
evangelische Kirchen entlang der Strecke.<br />
In Hamburg gibt es sogar <strong>ein</strong>en evangelischen<br />
Pilgerpastor. Seit 2008 koordiniert<br />
Pfarrer Bernd Lohse <strong>von</strong> der<br />
evangelischen St. Jacobi Kirche die Pilgerarbeit<br />
für die gesamte Nordkirche.<br />
Er bietet Pilgertouren sowie Beratung,<br />
Segen und Gottesdienste rund um das<br />
Thema an. Für den nordelbischen Pilgerpastor<br />
ist Pilgern urchristlich und<br />
damit gut evangelisch: „Glauben ist für<br />
mich <strong>ein</strong> Weg, und Unterwegss<strong>ein</strong> ist<br />
Ausdruck der gläubi gen Existenz.“<br />
Doch was sind die Gründe für den<br />
Boom der entbehrungsreichen Reisen?<br />
Was bringt selbst bekennende Atheisten<br />
dazu, <strong>ein</strong>en Rucksack mit den notwendigsten<br />
Habseligkeiten zu schnüren,<br />
claudia BröcKerhoFF<br />
Strapazen unter sengender Sonne oder<br />
bei peitschendem Regen in verschwitzten<br />
Wanderklamotten mit Blasen an den<br />
Füßen auf sich zu nehmen, um schließlich<br />
nach Wochen oder gar Monaten an<br />
<strong>ein</strong> Ziel zu gelangen, dass sie mit dem<br />
Auto oder Flugzeug innerhalb weniger<br />
Stunden erreichen könnten: egal <strong>–</strong> der<br />
Weg ist das Ziel!<br />
Es geht darum, sich auf den Weg zu<br />
machen und unterwegs zu s<strong>ein</strong> <strong>–</strong> zu<br />
sich selbst, zu den anderen, zu Gott.<br />
Viele Menschen möchten sich auf <strong>ein</strong>er<br />
Pilgerreise mit Gott aus<strong>ein</strong>andersetzen<br />
oder verstehen den Weg als <strong>ein</strong> „Beten<br />
mit den Füßen“. Andere machen sich<br />
auf den Weg, weil sie auf der Suche nach<br />
dem Sinn des Lebens sind, sich ausgebrannt<br />
fühlen oder abschalten möchen.<br />
Für viele bedeutet Pilgern auch <strong>ein</strong> Weg<br />
nach innen, die Reise zu sich selbst.<br />
<strong>Die</strong> Motive zum Pilgern sind so viel-<br />
Der Jakobsweg<br />
fältig wie die Menschen, die aufbrechen.<br />
Religiöse Gründe spielen nicht immer<br />
<strong>ein</strong>e Rolle. „Das Haupterlebnis besteht<br />
nicht im Ankommen, sondern im Unterwegss<strong>ein</strong>“,<br />
erklärt Gerald Wagner vom<br />
<strong>Evangelische</strong>n Erwachsenenbildungswerk<br />
Westfalen, das am Projekt „Pilgern<br />
im Pott“ beteiligt ist. Beim Unterwegss<strong>ein</strong><br />
ist Zeit zum Nachdenken über Familie<br />
und Beruf, zum Meditieren<br />
über Gott und die Welt, zum Genießen<br />
<strong>von</strong> Stille und Natur.<br />
Bleibt die Frage, was der Unterschied<br />
ist zwischen <strong>ein</strong>er Wandertour<br />
und dem Pilgern. Bei der<br />
Antwort hält sich selbst Pilgerpastor<br />
Lohse bedeckt: „Was Pilgern ist, entscheidet<br />
Gott.“ Weder die Länge der<br />
Wegstrecke noch die Zeit seien entscheidend.<br />
Es gehe viel<strong>mehr</strong> darum, sich<br />
auf den Weg zu machen und unterwegs<br />
zu s<strong>ein</strong> <strong>–</strong> zu sich selbst, zu den anderen,<br />
zu Gott. Gegen diese Art „Pilgerschaft“<br />
hätte sicher auch Luther nichts <strong>ein</strong>zu-<br />
wenden gehabt.<br />
titelthema<br />
Hildegard Gorny<br />
Santiago de Compostela ist nach Jerusalem, Rom, Lourdes und<br />
Fatima das bedeutendste Wallfahrtsziel der christlichen Welt.<br />
Jakobus der Ältere war <strong>ein</strong> Jünger Jesu. Er wurde 44 n. Chr. in<br />
Jerusalem enthauptet. S<strong>ein</strong> Leichnam wurde der Legende nach<br />
<strong>von</strong> zwei Engeln geleitet und nach Nordspanien gesegelt. <strong>Die</strong><br />
Überführung ins heutige Santiago de Compostela erfolgte der<br />
Überlieferung nach an <strong>ein</strong>em 25. Juli; seitdem wird dieser Tag<br />
als Jakobus-Tag gefeiert. Als das Grab des Hl. Jakobus 813 n.<br />
Chr. <strong>von</strong> <strong>ein</strong>em Eremiten entdeckt wurde, befahl König Adolf<br />
II. <strong>von</strong> Asturien und Leon den Bau <strong>ein</strong>er Jakobuskapelle und<br />
<strong>ein</strong>es Klosters, das <strong>von</strong> Benediktinermönchen geleitet wurde.<br />
Das war der Anfang der Stadt Santiago de Compostela und der<br />
Beginn der Pilgerbewegung.<br />
Seit der Ernennung des Jakobweges „Camino Francés“ zum<br />
Weltkulturerbe durch die UNESCO im Jahre 1987 und der<br />
Ausschilderung der Wege in Spanien, Frankreich, der Schweiz,<br />
Österreich und Deutschland mit gelben Pfeilen und dem Jakobsmuschel-Symbol<br />
hat dieser Weg <strong>ein</strong>en großen Aufschwung<br />
erlebt.<br />
Wer mindestens die letzten 100 Kilometer der Strecke zu Fuß<br />
oder die letzten 200 Kilometer mit dem Pferd oder Fahrrad zurücklegt,<br />
erhält in Santiago die „Compostela“, <strong>ein</strong>e Urkunde,<br />
die die Pilgerschaft besch<strong>ein</strong>igt. <strong>Die</strong> <strong>ein</strong>zelnen Stationen des<br />
Weges werden mit Stempeln im Pilgerausweis festgehalten. Er<br />
berechtigt zur Nutzung der preisgünstigen Pilgerherbergen.<br />
Gem<strong>ein</strong>debrief 3 · 2012 5