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Habe die Ehre, Premiere! - E&W

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72<br />

HAUSGERÄTE<br />

BSH: SCHLECHTA-NACHFOLGE VERTAGT<br />

Bluttransfusion<br />

In München steht nicht nur ein Hofbräuhaus, sondern auch eine wichtige<br />

Entscheidung bevor: In der dort ansässigen Konzernzentrale der BSH<br />

muss <strong>die</strong> Nachfolge von Franz Schlechta geregelt werden – <strong>die</strong> Vorstandschef<br />

Kurt-Ludwig Gutberlet aber erst im Herbst bekannt geben will. „Blutaustausch“<br />

im Management spielt dabei offenbar eine maßgebliche Rolle.<br />

AUS ÖSTERREICHISCHER Sicht<br />

wurde <strong>die</strong> BSH-Bilanzpressekonferenz<br />

am 19. Mai (siehe Kasten)<br />

von der Frage überlagert, wer <strong>die</strong><br />

Nachfolge von BSH Österreich-<br />

Chef Franz Schlechta antreten<br />

werde. Die Konzernchef Kurt-<br />

Ludwig Gutberlet allerdings nicht<br />

ganz so dringlich erscheint, wie er<br />

im Interview mit E&W ausführt:<br />

E&W: Herr Dr. Gutberlet, soviel<br />

wir wissen, will Herr Dkfm.<br />

Schlechta zum Jahreswechsel seine<br />

Pension antreten. Wann werden<br />

Sie denn einen Nachfolger<br />

auserkoren haben, der in seine<br />

großen Fußstapfen passt?<br />

Gutberlet: Noch ist Herr Schlechta<br />

nicht 63 (Anm. d. Red.: seit 6.<br />

Juni ist er es), wenngleich das<br />

durchaus ein Alter ist, in dem man<br />

das Recht hat, in Pension zu gehen.<br />

Aber ich würde mal sagen,<br />

dass ich das bei Herrn Schlechta<br />

frühestens in einem Jahr sehe.<br />

Er dürfte andere Pläne haben.<br />

Da gehören immer zwei dazu.<br />

Ob Sie es mir glauben oder nicht,<br />

<strong>die</strong> Nachfolge von Herrn<br />

Schlechta ist noch nicht entschieden.<br />

Und damit auch nicht, ob es<br />

jemand aus Österreich wird.<br />

Würden Sie eine, sagen wir mal,<br />

längere Anlaufzeit in Kauf nehmen,<br />

falls Sie einen Nicht-Österreicher<br />

bevorzugen?<br />

Ich habe in meiner BSH-Karriere<br />

selbst zweimal <strong>die</strong> Freude gehabt,<br />

Geschäftsführer einer ausländischen<br />

Gesellschaft zu sein, nämlich<br />

in China und Frankreich.<br />

Wie ist das zu verstehen? Ein<br />

künftiger BSH Österreich-Chef,<br />

der womöglich nach zwei bis drei<br />

Jahren wieder gehen wird?<br />

Das ist ein wichtiger Punkt, den<br />

Sie da ansprechen. Man muss hier<br />

Lösungen suchen, wo nicht jemand<br />

sagt, ich mach’ das als kurzen<br />

Karriereschritt für drei Jahre.<br />

Sie wollen also definitiv niemanden<br />

an <strong>die</strong> Spitze hieven, der Österreich<br />

bald wieder verlässt?<br />

Das sehe ich ganz klar in Österreich<br />

so. Wir brauchen Kontinuität.<br />

Es muss sich jemand darauf<br />

einlassen, der das für eine erhebliche<br />

Zahl von Jahren macht.<br />

Gibt es einen Zeithorizont für<br />

Ihre Personalentscheidung?<br />

Ich würde sagen, den Herbst.<br />

Was spricht eigentlich dagegen,<br />

jemanden aus dem etablierten österreichischen<br />

Team, aus der<br />

zweiten Ebene, einzusetzen?<br />

Grundsätzlich spricht nichts dagegen.<br />

Doch wenn Sie einen Konzern<br />

aus meiner Sichtweise führen,<br />

dann müssen Sie einerseits<br />

zwar für den lokalen Touch sorgen,<br />

andererseits aber auch den,<br />

sage ich mal, Informations- und<br />

Blutaustausch zwischen der Zentrale<br />

und den Ländern sicherstellen.<br />

Das ist ganz wichtig. Wir wollen<br />

ja nicht, dass am Ende des Tages<br />

in der Zentrale lauter bleiche<br />

Herrschaften sitzen, <strong>die</strong> den<br />

Markt nie von der Nähe gesehen<br />

haben. Wir fördern daher sehr<br />

stark <strong>die</strong> internationale Mobilität<br />

unserer jungen Manager, auch auf<br />

unteren Ebenen. Wobei ich damit<br />

nichts gegen <strong>die</strong> lokale Mannschaft<br />

in Österreich sagen will.<br />

Favorisieren Sie jüngere Manager,<br />

spielt das Alter eine Rolle?<br />

Ich zähle mich mit 52 auch noch<br />

zur Jugend (lacht). Wir haben im<br />

Konzern viele Mitarbeiter mit 20,<br />

25 Jahren Betriebszugehörigkeit,<br />

<strong>die</strong> würde ich trotzdem nicht als<br />

Ol<strong>die</strong>s bezeichnen. Ich glaube, das<br />

zeichnet auch <strong>die</strong> BSH aus, dass<br />

wir sehr viele kontinuierliche<br />

Karrieren vorweisen können –<br />

aber nicht 20 Jahre lang auf demselben<br />

Posten. Sonst wird Erfahrung<br />

zur Routine.<br />

Gutberlet: „Wir müssen den Informations- und Blutaustausch<br />

zwischen der Zentrale und den Ländern sicherstellen.“<br />

EIN SEHR PATENTES UNTERNEHMEN<br />

Hängt Ihr Wunsch, Franz<br />

Schlechta länger zu halten, auch<br />

mit der Krise zusammen?<br />

Tatsächlich ist es so, dass ich im<br />

Moment sehr froh bin, in solchen<br />

turbulenten Zeiten über Erfahrungsträger<br />

wie Herrn Schlechta<br />

zu verfügen. Das ist Goldes wert!<br />

Denn schließlich stehen auch<br />

schwierige Kundengespräche an –<br />

und <strong>die</strong> beherrschen <strong>die</strong> alten<br />

Fahrensmänner am besten; das<br />

muss man ganz klar sagen. Es ist<br />

für jeden Nachfolger, auch wenn<br />

er noch so intelligent sein mag,<br />

zunächst mal schwierig, hier aufzusetzen.<br />

Und <strong>die</strong> Firma müsste<br />

das Lehrgeld dafür bezahlen. ■<br />

Trotz erschwerter Marktbedingungen hat der BSH-Konzern im Vorjahr einen<br />

Gesamtumsatz von 8,758 Mrd. Euro erzielt – gegenüber 2007 ein Rückgang<br />

von erträglichen 0,7 Prozent. Für heuer rechnet <strong>die</strong> BSH mit einem<br />

weltweiten Umsatz-Rückgang im einstelligen Prozentbereich. Wobei nicht<br />

unerhebliche und damit ergebnisbelastende Währungsabwertungen in<br />

wichtigen Märkten sowie <strong>die</strong> internationale Immobilienkrise für <strong>die</strong>se Prognose<br />

bereits Berücksichtigung fanden.<br />

Umso bemerkenswerter ist <strong>die</strong> positive Mitarbeiter-Entwicklung: Mit Ende<br />

2008 beschäftigte <strong>die</strong> BSH international knapp 40.300 MitarbeiterInnen.<br />

Das sind rund 1.300 mehr als noch 2007 – worauf freilich allein auf den (bis<br />

dato) extrem wachstumsstarken chinesischen Markt etwa 1.200 Neubeschäftigte<br />

entfallen.<br />

Überaus zufrieden zeigt sich Gutberlet „mit der erfreulichen Absatzentwicklung<br />

energieeffizienter Geräte“, wobei er hierfür vor allem Kühlschränke<br />

der EE-Klasse A++ und A-Trockner anführt.<br />

Da <strong>die</strong> BSH als Innovationsführer gelte, wie Neo-Finanzboss Johannes Närger<br />

betont, habe sie ihre F&E-Ausgaben neuerlich um 1,5 Prozent gesteigert:<br />

„Mit 263 Millionen Euro betrugen sie drei Prozent des Umsatzes.“ Darüber<br />

hinaus habe man <strong>die</strong> Mitarbeiterzahl im F&E-Bereich von 2.100 auf<br />

2.240 erhöht, wovon über <strong>die</strong> Hälfte in Deutschland beschäftigt sei.<br />

Eine offensichtlich ebenso konsequente wie zielführende Strategie: So hat<br />

<strong>die</strong> BSH 2008 allein in Deutschland 786 Erst-Patentanmeldungen eingereicht<br />

– fast 300 mehr als 2007!

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