Die Brünner Vorstadt Neustift
Die Brünner Vorstadt Neustift
Die Brünner Vorstadt Neustift
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Liechtenstein, keinerlei Einfluß, da sich sämtliche Gemeindeinsassen vorbehaltlos für die<br />
Belassung des alten Erbpachtzustandes entschieden.<br />
--------------------------------------<br />
1) Gril, Grel = Gridl, Gredl — Grindel, Grendel = Riegel, Gitter, Sperre oder Schloß; Hof = Hoff =<br />
How = How = Ow; demnach „Grllow" = „Grilhof" = Sperrfeste, Sperre.<br />
2) Der zum Hof gehörige lebende und sachliche Besitz wurde das „Hofig" genannt. Hofig =<br />
Hoffig = Hovvig = Howig = Howic = Howich = Howisch.= Howitz = owitz, also das zum „Grilhof"<br />
gehörige Besitztum „Grilowic" oder „Grilowitz". Verstümmelung, Verstimmelung, also auch<br />
frühere Schreibwelsen ließen verschiedene Formen, wie „Grüwitz", „Grilbitz", „Grillwitz" usw.<br />
entstehen, welche allmählich Sprachzugehörigkeit, Ursache und Sinn des Namens vergessen<br />
ließen.<br />
3) Jan = Johann; Vojna Ist nicht als Familienname, sondern als Übersetzung von altfränkisch<br />
„Eller oder Edler" d. i. „Krieger" ins Tschechische aufzufassen; de (lat.) = von; Litava kann auf die<br />
Stadt Litau (lat. Litavia oder Litava), auf das kleine Dorf Litava bei Nedwieditz (Nedwied =<br />
huedwed = medvld = Bär, Nedwieditz = Bärnig = Per-nitz oder das zur Burg Pernstein<br />
Gehörige!), oder auf einen ehemals südöstlich von Brünn gelegenen Ort Litav oder Litau, welcher<br />
in den späteren Kriegen — wie so viele andere! — verwüstet wurde, und nicht wieder erstand,<br />
von dem aber noch heute der Bach Litawa oder Litawka Kunde gibt, bezogen werden. <strong>Die</strong> letzte<br />
Annahme erscheint am wahrscheinlichsten, sowohl in Anbetracht der Nähe Brünns, als auch<br />
darum, daß die folgenden Besitzer aus östlich von Brünn liegenden Ortschaften stammten. Litaw<br />
oder Litau = Lithof, Leithof, Geleithof, der Hof, welcher für Sicherung und Geleite sorgte, (ähnlich<br />
auch Kleidowka = Kleidowig — das „Geleithofig", als das zum „Geleithof" Gehörige!).<br />
4) Nezetltz, anscheinend in den Hussitenkriegen zerstört und später nurmehr als ,öde" angeführt,<br />
lag In der Wischauer Gegend und ist mit dem in Südwestböhmen gelegenen Orte gleichen<br />
Namens keinesfalls wesensgleich.<br />
5) Mislikowitz ein noch heute In der „Hanna" bestehender Ort.<br />
6) Slawikowitz bei Baußnitz, bekannt durch die Pflügung einer Ackerfurche durch Kaiser Josef II.<br />
7) Curowitz = Kurowitz, kleiner Ort In Mittel-Mähren.<br />
8) Piwin, eine südöstlich von Olmütz in der Hanna gelegene Ortschaft.<br />
9) Puhony a nälezy = Klagen und Urteile (Erkenntnisse).<br />
10) Dörnrössel, <strong>Vorstadt</strong> Brünns, östlich der <strong>Neustift</strong>, alt „Derndruzzel". „Dem" d h „Darren =<br />
Malzdörren", „Druzzel = Drleschel = ' Grundstücke, Quartier oder Viertel", demnach also das in<br />
den <strong>Brünner</strong> Stadt- und Losungsbüchern oft erwähnte „Bräuer-oder Mälzerviertel".<br />
11) Popuwek a)' Ort südlich von Brünn, b) Ort in der Hanna.<br />
12) Bo'skowitz, Stadt und Burg (-Ruine) nördlich von BrÜnn.<br />
13) Schembera = verstimmelt Schönberger; Czemohorsky = von Czernahora (Schwar-zenberg)<br />
Ortschaft nördlich von Brünn.<br />
") Zwigebenie; w =, b = u (= v = b), demnach tschechisch verstimmelt „Zigeuner". 15)<br />
vergleiche auch: Alois Schembera: <strong>Die</strong> Herren von Boskowitz<br />
------------------------------<br />
Während der Napoleonischen Kriege wurde unsere Gemeinde von Freund und Feind mit<br />
Einquartierungen, Requisitionen, Kontributionen und Plünderung arg heimgesucht, doch<br />
erholten sich die Gärtner sehr rasch, ja einige derselben waren direkt als reich<br />
anzusprechen — gab doch der Gärtner Franz Christ seiner Tochter, welche 1806 einen<br />
bekannten Tuchfabrikanten in Dornrössel heiratete, die für damalige Zeit ungeheure<br />
Summe von 100 000 Fl. rh. zur Mitgift.<br />
Mit Aufhebung der Leibeigenschaft wurden 1850 die Gründe, welche bisher in Erbpacht<br />
standen abgelöst und dem Grundherrn mit 2 Kreuzern CM für den Quadratklafter<br />
(ungefähr 3,6 m 2 ) abgegolten.<br />
Im gleichen Jahre wurde die Gemeinde <strong>Neustift</strong> bei Bildung der Großgemeinde Brünn, in<br />
das Stadtgebiet einbezogen und zu ihrer Verwaltung ein Viertelkommissär aus den<br />
Reihen der einsässigen Gärtner bestellt, bis auch dieses Amt mit der Jahrhundertwende<br />
aufgehoben und der letzte Viertelkommissär Franz Hoffmann in Ehren verabschiedet<br />
wurde.<br />
<strong>Die</strong> von Wien und dem Süden, sowie von Iglau und dem Westen der „Langen Brücke"<br />
zustrebenden Straßen fanden auch in der Gemeinde <strong>Neustift</strong> in 2 Straßenzügen ihre<br />
Fortsetzung. Bis zu ihrer Gabelung beim Ausgange der heutigen <strong>Neustift</strong>gasse führte ihr<br />
Weg gemeinsam durch die Grillowitzgasse, worauf der Hauptstrang durch die<br />
<strong>Neustift</strong>gasse dem Judentore zuging, während der andere Arm durch die verlängerte