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Die Brünner Vorstadt Neustift

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An der Wegscheide, wo der von Altbrünn durch die St. Annawiesen führende Weg (um<br />

1780 als „Straßengasse" ausgebaut) in die <strong>Neustift</strong>gasse mündete und bevor letztere<br />

„das Brückl", welches das aus obiger Wiese kommende Bächlein überdeckte, überschritt,<br />

um, durch den dahinter aufgestellten Schranken zum Judentore nach rechts abzubiegen,<br />

steht eine uralte Weg- oder Totenleuchte, welche zu Anfang dieses Jahrhunderts in die<br />

Gartenmauer des Hauses <strong>Neustift</strong>gasse Nr. 2 einbezogen und bis in die letzte Zeit mit<br />

Schmuck und Leuchtöl betreut wurde. Selbe diente als Richt- und Warnungszeichen für<br />

den nächtlichen Verkehr. Ob es ein bis nun nicht festgestellter „Müller Lampel", oder<br />

diese Leuchte „Das Lampel" war, welche der „Lampelmühle" und der „Lampelbastei" den<br />

Namen gaben, ist nicht aufgeklärt.<br />

Auf dem Gemeindeplatze wo <strong>Neustift</strong>gasse und „Jägergassl" sich mit der nach Kumrowitz<br />

(das „Kummerhofische", kümmern, besorgen, bereiten, also doch zum „Bereithof"<br />

gehörige) führenden Grillowitzgasse kreuzen, steht ein, an Stelle des mehrfach<br />

erwähnten hl. Kreuzes — einem Holzkreuze — 1890 errichtete, gleichfalls mit stets<br />

betreuter Lampe versehenes Steinkreuz und eine vierkantige, im selben Jahre aber<br />

sechskantig, zierlich kapellenartig umbaute Martersäule, welche ehemals die Lampe''<br />

trug, und in deren jetzigem Dachtürmchen die, bis dahin auf dem alten Schulgebäude<br />

Nr. 46 befindliche Ave-Maria-Glocke ihren Platz gefunden und bis 1945 (seit 1844 durch<br />

einen eigens bestellten Glöckner) betreut wurde.<br />

Wo die von Grillowitz kommende Straße sich schied, um getrennt rechts nach Kumrowitz<br />

und links zum Dörnrössel zu führen, stand ein rotgestrichenes Holzkreuz, „Rotes Kreuz"<br />

genannt, welches 1898 zur alten Ulme unweit der Nordbahnstraße versetzt und an seine<br />

Stelle — anläßlich der 50jährigen Regierungszeit Kaiser Franz Josef I. — von den<br />

<strong>Neustift</strong>ern ein Steinkreuz aufgerichtet wurde. Etwas südlich hiervon wurde ein Bildstock<br />

— anscheinend anstelle eines in den Religionskriegen zerstörten —, im Jahre 1631 von<br />

der Gemeinde durch den ortsansässigen Steinmetzmeister Vinzenz Turin errichtet,<br />

welcher seines Baustoffes wegen — weißer Krinödenkalk von der Lateiner<br />

Schwedenschanze —, allgemein die „Weiße Marter" genannt wurde. <strong>Die</strong>selbe wurde nach<br />

der, in der zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts vorgenommenen Schwarzawa-<br />

Regulierung bis an die, dem Flusse abgewanderte Seite des Dammes, rechts der alten<br />

Straße übertragen und gründlich überholt; die in ihrer Laterne, hinter Glas und Rahmen<br />

eingelassenen Heiligenbilder wurden 1898 durch Steinrelifs ersetzt.<br />

Ob und welcher Art ein Zusammenhang der <strong>Neustift</strong> mit dem ehemaligen, nach dem<br />

30jährigen Kriege verschwundenen, angrenzenden Kloster und Kirche der Bernhardiner<br />

(auf dem heutigen Bahnhofgelände zwischen dem Petersberge und dem Mühlgraben)<br />

bestand, ist nicht mehr feststellbar, da bei ihrer 1643 erfolgten Verwüstung auch ihre<br />

gesamten Urkunden- und Schriftenbestände vernichtet erscheinen.<br />

Im letzten Viertel des XVIII. Jahrhunderts wurde der Schwarzawa- Mühlgraben, welcher<br />

bis zu dieser Zeit bei dem Wehre begann, wo die verlängerte Fischergasse (nach den<br />

dort bestehenden Fischbehältern benannt) mit der Flurgasse (Flur=Fluer=Fluder=Wehr,<br />

also nicht „Flur" im heutigen Sinne!) zusammentreffen, bis zur Steinmühle verlängert<br />

und mit dem dortigen Mühlgraben verbunden. Das dortige Wehr wurde erneuert, das bei<br />

der Flurgasse bestandene Wehr (die alten Rammpflöcke im Flußbette noch in jüngster<br />

Zeit sichtbar!) wurde abgerissen, und ein solches — jedoch im umgekehrten Sinne vom<br />

Mühlgraben zum Flusse — mit Schleuse zum Verbindungsbette Mühlgraben— Wildfluß,<br />

neu errichtet. Im Zusammenhange mit diesen Bauten wurde auf Altbrünner Grund,<br />

knapp an der <strong>Neustift</strong>er Grenze, zwischen Flößgasse (!) und „Jägergaßl" (!), im Flusse<br />

ein Holzrechen eingebaut, um das in den Wäldern des <strong>Brünner</strong> Stadtgutes Gurein<br />

geschlagene und' geflößte Holz aufzufangen; weiters ein Wohnhaus für den die Aufsicht<br />

führenden Forstmann erstellt, welche Einrichtungen den obengenannten Gäßchen die<br />

Namen gaben. Wie auch schon früher, wurde das Holz auf dem Stadtwalle hinter dem<br />

Augustinerkloster (seit 1780 Statthalterei) aufgestapelt und durch das — da es zum<br />

Holzplatze führte so benannte — „Holztor" in der Rennergasse, je nach Bedarf in die<br />

Stadt geführt. Anläßlich der in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts erfolgten<br />

Schwarzawa- Regulierung wurde die die Uferbauten stark gefährdende Holzflößung<br />

eingestellt und der Holzrechen abgebrochen, dessen Pfahlreste jedoch erst bei Erbauung

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