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und Jugendarbeit und Partizipation - Kinder beteiligen!

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thema<br />

weshalb sie Informationen über Rechte<br />

zurückhalten <strong>und</strong> die Einlösung des<br />

Beteiligungsgebotes vermeiden (vergleiche<br />

Wolf 1999). „Jugendlichen<br />

weiter gehende Rechte zuzugestehen,<br />

sie mit verbrieften Regeln zu <strong>beteiligen</strong><br />

oder gar an elementaren Entscheidungen<br />

(Ausstattung der Häuser,<br />

Normen, Aufnahme <strong>und</strong> Entlassung<br />

neuer Bewohnerinnen <strong>und</strong> Bewohner,<br />

Einstellung <strong>und</strong> Entlassung<br />

der Pädagog/inn/en) mitbestimmen<br />

zu lassen, löst schnell auch Angst aus.<br />

Diese Angst wiederum wird sich nur<br />

in dauernden Reflexionsprozessen<br />

überwinden lassen. Dazu bedarf es der<br />

Motivation <strong>und</strong> der Aussicht auf angemessene<br />

Entschädigung, die in besseren<br />

Arbeitsbedingungen <strong>und</strong>/oder<br />

gelingenderem Leben der Mädchen<br />

<strong>und</strong> Jungen gegeben wird“ (Gintzel<br />

2000, S. 12).<br />

Zur Abr<strong>und</strong>ung sei hier noch auf die<br />

lange <strong>und</strong> immer wieder geführte Diskussion<br />

verwiesen, in der vor allem<br />

auf die mangelnde Bereitschaft <strong>und</strong><br />

Fähigkeit der Nutzerinnen <strong>und</strong> Nutzer<br />

der Erziehungshilfe zu Verantwortungsübernahme,<br />

Beteiligung <strong>und</strong><br />

Mitbestimmung hervorgehoben wird.<br />

Einschränkungen durch wenig ausgeprägte<br />

intellektuelle Fähigkeiten, psychische<br />

Erkrankungen oder extreme<br />

Krisensituationen können jedoch keinen<br />

Verzicht auf Beteiligungsanstrengungen<br />

begründen. Dies sind<br />

eher Faktoren, die die sozialpädagogischen<br />

Fachkräfte herausfordern<br />

sollten, sich über den Umfang <strong>und</strong> vor<br />

allem über die Formen von Beteiligung<br />

mit den Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

zu verständigen (vergleiche Gintzel<br />

2002). Die bestehenden Beispiele von<br />

Beteiligungspraxis widerlegen die<br />

Gegenargumente, wozu auch diese<br />

Dokumentation einen Beitrag leisten<br />

will.<br />

Schlussbemerkung<br />

In diesem Beitrag wird die Beteiligung<br />

in der stationären Erziehungshilfe<br />

thematisiert. Wie schwerlich zu<br />

erkennen, bin ich Verfechter einer weit<br />

gehenden <strong>und</strong> konsequenten Beteiligungspraxis.<br />

In einer sich weiter differenzierenden<br />

pluralen Gesellschaft<br />

wird eine Erziehung nur dann erfolgreich<br />

sein, wenn in familiären wie<br />

außerfamiliären Erziehungsprozessen<br />

Mädchen <strong>und</strong> Jungen die Erfahrung<br />

10 corax 3/2004 www.rabenstueck.de<br />

machen können, dass Erwachsene es<br />

wirklich ernst meinen damit, sie zu<br />

Eigenverantwortung <strong>und</strong> sozialer Verantwortung<br />

zu erziehen.<br />

Literatur<br />

Blandow, Jürgen, Gintzel, Ullrich &<br />

Hansbauer, Peter (1999): <strong>Partizipation</strong><br />

als Qualitätsmerkmal in der Heimerziehung.<br />

Münster: Votum.<br />

BMFSFJ (Hrsg.) (2000): Mehr Chancen<br />

für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Stand<br />

<strong>und</strong> Perspektiven der Jugendhilfe in<br />

Deutschland. Band 1. Münster: Votum.<br />

BMFSFJ (Hrsg.) (2001): Mehr Chancen<br />

für <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Stand<br />

<strong>und</strong> Perspektiven der Jugendhilfe in<br />

Deutschland. Band 2. Münster: Votum.<br />

BMFSFJ (2002): Elfter <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendbericht. Bericht über die<br />

Lebenssituation junger Menschen <strong>und</strong><br />

die Leistungen der <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe<br />

in Deutschland. Bonn:<br />

B<strong>und</strong>estagsdrucksache 14/8181.<br />

Deutsches Jugendinstitut (1974):<br />

Zur Reform der Jugendhilfe. Analysen<br />

<strong>und</strong> Alternativen. München.<br />

Deutsche Shell (Hrsg.) (2000): Jugend<br />

2000. 13. Shell Jugendstudie.<br />

Band 1. Opladen: Leske + Budrich.<br />

Dornes, Martin (1995): Der kompetente<br />

Säugling: die präverbale Entwicklung<br />

des Menschen. Frankfurt am<br />

Main: Fischer-Taschenbuch-Verlag.<br />

Gintzel, Ullrich (1999): Jugendhilfeplanung<br />

mit Mädchen <strong>und</strong> Jungen<br />

aus Erziehungshilfen. In: M. Kriener<br />

& K. Petersen (Hrsg.), Beteiligung in<br />

der Jugendhilfepraxis (S. 176–193).<br />

Münster: Votum.<br />

Gintzel, Ullrich (2000): Warum ist<br />

Beteiligung in der Erziehungshilfe so<br />

schwierig? In <strong>Kinder</strong> haben Rechte e.V.<br />

(Hrsg.), <strong>Kinder</strong> haben Rechte – auch<br />

in der Erziehungshilfe. Münster: Votum<br />

Gintzel, Ullrich (2001): <strong>Partizipation</strong>,<br />

Mitbestimmung <strong>und</strong> Demokratisierung<br />

in der Erziehungshilfe. Forum<br />

Erziehungshilfen, 4, 215–219.<br />

Gintzel, Ullrich (2002): Soziale<br />

Dienstleistung aus Sicht von <strong>Kinder</strong>n<br />

<strong>und</strong> Jugendlichen. In: Sozialpädagogisches<br />

Institut im SOS <strong>Kinder</strong>dorf e.V.<br />

(Hrsg.), Jugendhilfe als soziale Dienstleistung<br />

– Chancen <strong>und</strong> Probleme<br />

praktischen Handelns (S. 46–49), Außer<br />

der Reihe, Materialien 2. Mün-<br />

chen: Eigenverlag.<br />

Henkel, Joachim, Schnapka, Markus<br />

& Schrapper, Christian (Hrsg.) (2002):<br />

Was tun mit schwierigen <strong>Kinder</strong>n?<br />

Sozialpädagogisches Verstehen <strong>und</strong><br />

Handeln in der Jugendhilfe. Münster:<br />

Votum.<br />

Internationale Gesellschaft für erzieherische<br />

Hilfen (Hrsg.) (1996):<br />

Rechte haben – Recht kriegen. Ein<br />

Ratgeber-Handbuch für Jugendliche<br />

in Erziehungshilfen. Münster: Votum.<br />

Münder, Johannes u. a. (1998):<br />

Frankfurter Lehr- <strong>und</strong> Praxiskommentar<br />

zum KJHG/SGB VIII. Münster:<br />

Votum.<br />

Nunner-Winkler, Gertrud (2000):<br />

Brauchen <strong>Kinder</strong> mehr Erziehung? In:<br />

BMFSFJ (Hrsg.), Mehr Chancen für<br />

<strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Jugendliche. Stand <strong>und</strong><br />

Perspektiven der Jugendhilfe in<br />

Deutschland. Band 1 (S. 62–81).<br />

Münster: Votum.<br />

Schleifer, Roland (2001): Der heimliche<br />

Wunsch nach Nähe. Bindungstheorie<br />

<strong>und</strong> Heimerziehung. Münster:<br />

Votum.<br />

Schnurr, Stefan (2001): <strong>Partizipation</strong>.<br />

In H.-U. Otto & H. Thiersch (Hrsg.),<br />

Handbuch Sozialarbeit/Sozialpädagogik<br />

(S. 1330–1345).<br />

Entnommen Entnommen aus: aus: Außer der Reihe,<br />

Materialien 3: Beteiligung ernst nehmen.<br />

Dokumentation zur Fachtagung<br />

des SOS-<strong>Kinder</strong>dorf e.V. 1. bis 3. Nov.<br />

2001, Immenreuth, S. 6-21. Mit<br />

fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Sozialpädagogischen<br />

Instituts im SOS-<br />

<strong>Kinder</strong>dorf e.V.<br />

Zum Zum Autor: Autor: Autor: Ullrich Gintzel ist Pro-<br />

fessor an der Evangelischen Hochschule<br />

für Soziale Arbeit Dresden <strong>und</strong><br />

war Vorsitzender der Sachverständigenkommission<br />

für den Zweiten<br />

Sächsischen <strong>Kinder</strong>- <strong>und</strong> Jugendbericht.<br />

C.<br />

www.ehs-dresden.de/html/prof<br />

Seiten/prof._ullrich_gintzel.html

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