und Jugendarbeit und Partizipation - Kinder beteiligen!
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kontinuierlich gesunken ist <strong>und</strong> deutlich<br />
unter zwanzig Prozent liegt (a.a.O.,<br />
S. 76). So lassen die Ergebnisse der 13.<br />
Shell Jugendstudie die Interpretation<br />
zu, dass je weniger respektvolle Anerkennung<br />
junge Menschen von ihren<br />
Eltern erhalten, desto negativer<br />
ihre Gegenwartseinschätzungen <strong>und</strong><br />
Zukunftssichten (vergleiche Deutsche<br />
Shell 2000) sind. Es liegt der Schluss<br />
nahe, dass die Minderjährigen in der<br />
Erziehungshilfe sich vor allem aus der<br />
Gruppe der nicht an Entscheidungen<br />
Beteiligten rekrutieren, in besonderer<br />
Weise die Mädchen <strong>und</strong> Jungen in der<br />
stationären Erziehungshilfe. Die so<br />
geprägten individuellen Verhaltensweisen<br />
<strong>und</strong> Lebensstrategien der Betroffenen<br />
können also eine Reaktion<br />
auf diese Erfahrungen sein <strong>und</strong> eine<br />
Lebensstrategie darstellen, trotzdem<br />
zum eigenen Recht zu kommen. Auch<br />
dies unterstreicht noch einmal die<br />
Bedeutung beteiligungsorientierter<br />
Erziehungshilfepraxis.<br />
Familienerfahrung <strong>und</strong><br />
Beteiligung<br />
In Veranstaltungen <strong>und</strong> Gesprächen<br />
mit Mädchen <strong>und</strong> Jungen in der Erziehungshilfe<br />
hat der Autor immer<br />
wieder die Erfahrung gemacht, dass<br />
es wichtig ist, bei dem Thema „Beteiligung,<br />
Mitverantwortung <strong>und</strong> Mitbestimmung<br />
in den Heimen, Gruppen<br />
<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>dörfern“ auf die einzelnen<br />
Lebensgeschichten einzugehen. In<br />
derartigen Gesprächen <strong>und</strong> Kommunikationsprozessen<br />
entstehen bei den<br />
jungen Gesprächspartnerinnen <strong>und</strong><br />
-partnern Bewusstsein <strong>und</strong> Erkenntnis<br />
über ihre Biografie sowie Klarheit<br />
über Verletzungen, Enttäuschungen<br />
<strong>und</strong> (teilweise übersteigerte) Erwartungen,<br />
aber auch über ihre zu Mutlosigkeit<br />
<strong>und</strong> negativer Zukunftssicht<br />
gewordenen Haltungen, wenn es um<br />
das Vermögen der (professionellen)<br />
Erwachsenen geht, sie zu verstehen<br />
<strong>und</strong> mit ihnen gemeinsam Zukunftsperspektiven<br />
zu entwickeln. An einigen<br />
zentralen Punkten soll hier dieser<br />
Frage nachgegangen werden.<br />
Berücksichtigung elementarer<br />
Lebensinteressen von <strong>Kinder</strong>n<br />
Wie Schone <strong>und</strong> Mitautoren nachgewiesen<br />
haben, sind mangelnde<br />
Wahrnehmung <strong>und</strong> Berücksichtigung<br />
der Kindesinteressen Kernpunkt der<br />
Vernachlässigung kleiner <strong>Kinder</strong> (vergleiche<br />
Schone, Gintzel, Jordan,<br />
Kalscheuer <strong>und</strong> Münder 1997). Vernachlässigung<br />
kann sowohl in der<br />
fehlenden Kenntnis der Erziehenden<br />
begründet sein wie auch in deren<br />
Überforderung durch ökonomische,<br />
soziale oder ges<strong>und</strong>heitliche Belastung.<br />
Unabhängig vom Gr<strong>und</strong> erleben<br />
sich <strong>Kinder</strong> in Vernachlässigungssituationen<br />
jedoch immer als ausgeliefert<br />
<strong>und</strong> weder in ihren Bedürfnissen<br />
noch in ihrer Würde anerkannt<br />
<strong>und</strong> gefördert. Dass hieraus langzeitig<br />
prägende negative Folgen entstehen,<br />
liegt auf der Hand. Nunner-Winkler<br />
verweist auf die Bedeutung der Interaktionen<br />
zwischen dem Säugling <strong>und</strong><br />
der Mutter (oder der zentralen Bezugsperson)<br />
für die Entwicklung der<br />
<strong>Kinder</strong>. „Frühe Interaktionen mit der<br />
Mutter […] werden häufig vom Säugling<br />
selbst initiiert. Einen beglücken-<br />
thema<br />
damirsche@www.photocase.de<br />
den Verlauf nehmen sie, wenn die<br />
Mutter sein Angebot aufgreift, statt<br />
es zu ignorieren, <strong>und</strong> wenn sie in ihrem<br />
Verhalten dem Rhythmus einer<br />
zunehmenden Intensitätssteigerung<br />
bis zum Höhepunkt folgt, sodann aber<br />
sein Bedürfnis nach Rückzug <strong>und</strong><br />
Ruhe respektiert – statt ihn weiter zu<br />
stimulieren (Dornes 1995). In solch<br />
gelingenden Interaktionssequenzen<br />
realisiert sich der Kern von Moral: das<br />
sensible Wahrnehmen der Bedürfnisse<br />
des anderen <strong>und</strong> die Wahrung seiner<br />
Grenzen. Die erste Erziehungsleistung<br />
der Mutter wäre danach<br />
nicht das Setzen, sondern das Achten<br />
von Grenzen“ (Nunner-Winkler<br />
2000, S. 74 f.). Auf den Zusammenhang<br />
von frühkindlichen Erfahrungen<br />
<strong>und</strong> späteren Erziehungsbedarfen<br />
verweist auch Schleifer (vergleiche<br />
Schleifer 2001). Können sich Eltern in<br />
die <strong>Kinder</strong> hineinversetzen,<br />
www.rabenstueck.de corax 3/2004 5