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40 37 76 Kaiserswerther Sportverein von 1966 e. V.

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Geistliches Wort<br />

Menschen zu Luthers Zeiten und zu den Zeiten der Apostel. Und das kann nicht ohne Folgen für die Gestalt unseres<br />

Glaubens bleiben, für unsere Glaubens-Räume, wenn wir denn darin leben wollen. Ich habe den Eindruck, dass<br />

die Glaubens-Räume vieler eher einem Museum gleichen als einer Wohnung, in der man sich Zuhause fühlt. Da<br />

steht das Mobiliar vergangener Generationen, das den Menschen damals lieb und wert war, hängen Bilder an den<br />

Wänden, die antike Kostbarkeiten sind und seit Jahrhunderten ehrfürchtig abgestaubt werden. Alles ist ziemlich<br />

voll gestellt; für Neues ist eigentlich kein Platz da.<br />

Doch der christliche Glaube ist kein Museums-Glaube, der vom Blick zurück lebt. Er ist ein Glaube für heute, der<br />

mit uns in die Zukunft gehen will. Die ersten christlichen Gemeinden nannte man „die des neuen Weges“. „Der<br />

Geist wird euch in alle Wahrheit leiten“, lässt der Evangelist Johannes Jesus seinen Jüngern zum Abschied sagen<br />

(Joh.16,13). Da wartet auf uns Neues. Und genauso wie Physikbücher immer wieder neu geschrieben werden<br />

müssen, wenn es denn neue Erkenntnisse gegeben hat, so dürfen, ja müssen auch Glaubensbekenntnisse immer<br />

wieder neu entworfen werden. Glaubens-Räume sollten immer wieder entrümpelt werden, um für uns heute<br />

bewohnbar zu bleiben. „Gottesentrümplung“ – es geht ja nicht darum, Gott auf den Sperrmüll zu werfen. Es geht<br />

darum, alte Gottesbilder und Gottesvorstellungen, die alle <strong>von</strong> Menschen gemacht sind, auf ihren „Wohnwert“ für<br />

uns Menschen heute zu befragen:<br />

Helfen sie uns, uns bei Gott heimisch zu fühlen?<br />

Helfen sie uns, uns zuversichtlich den Problemen unserer Zeit zu stellen?<br />

Helfen sie uns, andere einzuladen und dafür zu gewinnen, sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung<br />

der Schöpfung einzusetzen? Oder verhindern sie eher die Verständigung mit unseren Mitmenschen? Was muss<br />

ein Mensch heute glauben, um in der Nachfolge des Mannes aus Nazareth durch sein Leben zu gehen, um ein<br />

evangelischer Christ, eine evangelische Christin zu sein?<br />

Wie muss heute ein Taufbekenntnis formuliert sein, das Glaube und Vernunft gleichermaßen gerecht wird? Was<br />

vor 1800 Jahren hilfreich war, kann heute lebendigem Glauben die Luft abdrücken. Die Rede <strong>von</strong> Gottes Allmacht<br />

oder vom Tod, dass er der „Sünde Sold“ ist, sind Beispiele <strong>von</strong> solchen alten Vorstellungen, die eher Glauben<br />

verhindern als aufbauen. Gottes Geist braucht Raum, um heute wirksam sein zu können. Ich weiß, es ist nicht<br />

leicht, sich <strong>von</strong> liebgewordenen Dingen zu trennen, besonders, wenn viele Erinnerungen daran hängen. Aber<br />

Abschiede sind notwendig, damit Neues aufwachsen kann. In jeder Hinsicht.<br />

Bevor ich die Schlüssel der elterlichen Wohnung abgegeben habe, bin ich noch einmal durch die leeren Räume<br />

gegangen. In Kürze würden diese, das wusste ich, <strong>von</strong> einem jungen Ehepaar mit Kinderwunsch bezogen werden<br />

- aus der Nachbarwohnung, die nur zwei Zimmer hat. Genau wie es vor 54 Jahren meine Eltern gemacht hatten,<br />

als damals auch die größere Dreiraumwohnung frei wurde. Das Leben geht weiter.<br />

Und Gott geht mit.<br />

Ihre Pfarrerin Ulrike Heimann<br />

www.evkirchengemeinde-kaiserswerth.de

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