Urlaub ohne Grenzen! - Nansen & Piccard

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Auf Shetland leben 300.000 Schafe There are 300,000 sheep living on the Shetland Islands 4 Die Grenzüberschreitung Immerhin gibt es einen verwunschenen Kapitän. Stuart Hill erlitt vor sieben Jahren Schiffb ruch vor den Shetlands und wohnt seitdem allein auf der kleinen Insel Forvik. Captain Calamity, so wird er genannt, rief vor Kurzem sein eigenes Königreich Forvik aus – es ist das kleinste Europas. Neue Bürger sind willkommen. 4 Crossing borders Maybe not fairies, but at least there is an enchanted captain. Seven years ago, Stuart Hill was shipwrecked off the Shetlands, and since then has lived alone on the small island of Forvik. Captain Calam- ity, as he’s called, recently claimed Forvik as his own personal kingdom—the smallest in Europe. New subjects are welcome. 5 Begleiter fi nden Ein ständiger Begleiter wäre gut. Aber nicht den hier üblichen Shetland Shepard, sondern etwas Extravagantes, einen Bern- hardiner. Chris und Penny haben seit 1994 eine Zucht auf der Insel Yell. Sie heißt Vikingstar Saint Bernhard’s. Wikinger mit Bernhardinern – eine abenteuerliche Mischung. 5 Finding a guide A permanent guide would be good. Not the usual Shetland shep- herd, but something rather more extravagant: a Saint Bernard Since 1994, Chris and Penny have had a breeding center on the compact travel 13 Island of Yell. It is called Vikingstar Saint Bernard’s. Vikings with Saint Bernards—an adventurous mixture. 6 Hängen bleiben Viele Shetlander glauben, sie seien norwegischer Abstammung, im Grunde also Wikinger. Vor ein paar Jahren lag tatsächlich wieder ein Drachenboot vor Unst. Darauf ein paar Norweger, die nach Amerika segeln wollten. Die Shetlander freuten sich so über den Besuch, dass sie mit den Gästen zu trinken begannen. Nach ein paar Tagen hatten die Norweger ihre Reisekasse versoff en. Sie mussten heimkehren, das Boot blieb. Man kann es heute in der Nähe von Baltasound besichtigen. 6 Tripped up Many Shetlanders believe they are of Norwegian origin—in other words, descended from Vikings. A few years ago, a Viking ship actually anchored at Unst. On board were a couple of Norwegians who hoped to sail for America. Th e Shetlanders were so thrilled by the visit that they started drinking with their guests. After a few days, the Norwegians had drunk their entire travel budget. Th ey had to go home, leaving their boat behind. One can visit it today near Baltasound.
14 column Flugversuche (11) Taking Flight (11) Tillmann Prüfer denkt an frühere Gelage in Flugzeugen und staunt, dass heute viele Passagiere schon vor dem Start gut gelaunt sind Tillmann Prüfer remembers past revelries on airplanes and marvels how many passengers today board already in high spirits A lkohol im Flieger scheint ein heikles Th ema zu sein. Immer wieder hört man von schlimmen Ausfällen. In Russland soll neulich ein Passagier so betrunken gewesen sein, dass er in 10.000 Metern Höhe aussteigen wollte. Ein anderer versuchte, eine Massenschlägerei anzuzetteln und musste in der Flugzeugtoilette eingesperrt werden. Nun beschweren sich die Fluglinien – aber ich muss dazu anmerken: Nirgends wurde ich so zum Trinken animiert wie in der Flugzeugkabine. Die Tatsache, dass ich heute kein vom Schnaps zerrüttetes Wesen bin, verdanke ich jedenfalls nicht der Luftfahrtbranche. An die Langstreckenfl üge meiner Adoleszenz kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern – weil ich die meiste Flugzeit betrunken war. Die Fluggesellschaften schenkten zwar keine Cocktails mehr aus – abfüllen wollten sie einen umso mehr. Schon nach dem Start sollte ich mehrere Becher Wein zu mir nehmen, dann wurde ich befragt, ob es auch härtere Spirituosen sein dürften. Das Kalkül war klar: Ein trunkener Fluggast ist ein müder Fluggast. Und ein müder Fluggast ist nicht unzufrieden, weil er in den engen Sitzen nicht schlafen kann. Er schnarcht zufrieden vor sich hin. Der Passagier nahm das gerne hin, schließlich gehörte Trunkenheit zum <strong>Urlaub</strong> dazu. Und der <strong>Urlaub</strong> konnte nicht früh genug beginnen. Früher waren Fluggesellschaften geradezu erpicht darauf, ihren Namen mit Alkohol zu verbinden. Neulich fi el mir an Bord einer deutschen Airline ein kleines Fläschchen im Getränkewagen der Stewardess auf. Ein Likör, der den Namen eben dieser Airline trug. Ich ließ mir erklären, dass es ein Retro-Likör sei, ein Remake eines Getränkes, das in den sechziger Jahren begehrt war. Damals hatte die Fluglinie jenen Likör – mit Sekt gemischt – ausgeschenkt. Bald war er auch im Spirituosenhandel auf dem Boden ein Verkaufs-Hit. Die Leute über den Wolken galten ja als Jet Set. Und ihren Likör zu konsumieren bedeutete: trinken wie die Reichen. Mittlerweile haben sich die Fluglinien darauf verlegt, bequemere Sitze zu installieren, in denen man besser einschlafen kann. Dafür gibt es den Alkohol nur noch in geringen Dosen – oder gar nicht mehr. Das hätte nun das Ende der Bordtrunkenheit sein können. Leider kam es nicht so. Der Passagier von heute lötet vor. Mittlerweile sitze ich im Flieger immer wieder neben völlig besoff enen Passagieren, die schon vor dem Abheben eine halbe Flasche Jägermeister ihrem Organismus zugeführt haben. Früher kauften also die armen Alkoholiker im Schnapsladen Luftfahrt-Likör, um auf die gleiche Weise betrunken zu werden wie Flugzeugpassagiere. Heute gehen Flugzeugpassagiere in den Schnapsladen, um auf die gleiche Weise betrunken zu werden wie arme Alkoholiker. Das muss irgendetwas über unsere Gesellschaft aussagen. Aber das herauszufi nden, ist nun wirklich nicht mein Job. Tillmann Prüfer ist Stil-Chef beim »Zeit«-Magazin »Leben« I n-fl ight alcohol consumption appears to be a hot topic. Time and again, we hear about extreme cases. Recently, a passenger in Russia apparently was so drunk that he tried to disembark at 10,000 meters. Another tried to incite a riot and had to be locked in the onboard lavatory. Th e airlines are complaining—but I really feel obliged to comment that there is no place in the world where one is so encouraged to drink as on board a jet. Th e fact that my own character remains unscathed by drink is no thanks to the airline industry. I only have fragmentary memories of the long-haul fl ights of my youth—because I was inebriated most of the way. True, airlines were no longer doling out free cocktails—but they were even more dedicated to getting their passengers sloshed. Right after takeoff , I was urged to have a few glasses of wine; then I was asked if I wouldn’t like something harder. I think this was the only way the cognac industry could survive. Th ey pumped hundreds of litres of the stuff into the bellies of jets. For travellers who were not yet sedated, there was a small tray next to the lavatory where one could choose among various little bottles of hard liquor. Th e plan was clear: A drunken passenger is a groggy passenger. And a groggy passenger doesn’t complain about having to sleep in his narrow seat. He simply snores away. Passengers were only too glad to oblige. After all, being on holiday also meant heavy drinking. And holidays could not begin too soon. Airlines even used to be keen on linking their names with alcoholic drinks. Recently, while travelling on a German airline, I noticed a little bottle in the fl ight attendant’s drink cart: It was a bottle of liquor that actually bore the airline‘s name. Th e explana- tion? Th is was a retro-liquor, a remake of a drink popular in the 60s. Back then, the airline served it mixed with sparkling wine. It then became a big hit in liquor stores on the ground. After all, those people above the clouds were considered the »Jet Set.« And why not drink like the rich? Today, airlines have taken to installing more comfortable seats to promote easier sleeping. On top of that, there is very little alcohol available—sometimes none at all. All that could have signalled the end of on-board drunkenness. But unfortunately this was not the case. Today’s passenger checks into the bar beforehand. Th ese days, I fi nd the person seated next to me to be completely drunk, probably having downed half a bottle of Jägermeister before takeoff , as if afraid to experience a fl ight sober. Once upon a time, destitute alcoholics used to pick up airplane alcohol in liquor stores, just to get drunk the way airline passengers did. Now, airline passengers head for the liquor stores to get drunk just like down-and-out alcoholics. Th at must say something about our society. But it’s really not my job to fi nd out what that is. Tillmann Prüfer is style editor for Zeit’s magazine, »Leben«
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