Urlaub ohne Grenzen! - Nansen & Piccard
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24 travel<br />
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Bushaltestellen führen mitten hin-<br />
durch, es gibt fl ießendes Wasser und Strom.<br />
Der Staat drückt resigniert die Augen zu.<br />
Miete, heißt es, zahlt niemand.<br />
Ezath, 38, verheiratet, vier Kinder, wur-<br />
de auf dem Friedhof geboren und wird ihn<br />
wohl nie verlassen, im Leben nicht und im<br />
Tod auch nicht. »Meine Familie lebt hier seit<br />
80 Jahren«, sagte er. »In der Totenkammer<br />
unter unserem Haus liegen 30 Verwandte.«<br />
Wir saßen in einem stillen, hoch ummau-<br />
erten Garten, in dem Palmen, Mango-,<br />
Dattel- und Olivenbäume wuchsen. Der<br />
Garten gehörte zu dem imposanten, 1930<br />
erbauten Grabhaus eines Paschas. Ezath<br />
war der Wächter dieses Grabs. Er bewachte<br />
auch die anliegenden, weitaus schlichteren<br />
Ruhestätten. Den Beruf hatte er von seinem<br />
Vater übernommen.<br />
»Was genau bewachst du?«<br />
»Man muss aufpassen, dass keine Fremden<br />
eindringen und Leichen begraben. Es<br />
gibt keinen Platz in Kairo, nicht mal für<br />
die Toten.«<br />
Er zog am Stummel seiner Zigarette, ließ<br />
sie fallen, trat sie mit dem Badeschlappen<br />
aus und steckte sich eine neue an. Seine<br />
Ezath, 38, Friedhofsbew<strong>ohne</strong>r, mit einem seiner Söhne<br />
Cemetery dweller Ezath, 38, with one of his sons<br />
zehnjährige Tochter Dunia trat herbei,<br />
reichte Weintrauben und schaute zum<br />
Himmel: ein Flugzeug im Landeanfl ug.<br />
»Weißt du schon, was du einmal werden<br />
willst, Dunia?«, fragten wir.<br />
»Stewardess!«<br />
»Die Kinder möchten fort«, sagte Ezath<br />
leise und zog an der Zigarette. »In der Nacht<br />
haben sie Angst vor bösen Geistern. Aber im<br />
Grunde ist das Leben nicht schlecht hier. In<br />
der Stadt hocken die Menschen viel zu eng<br />
zusammen und werden aggressiv.«<br />
❊ ❊ ❊<br />
Rund 75 Millionen Menschen leben in<br />
Ägypten, alle zehn Monate soll eine Million<br />
hinzukommen. Das verlangt nach<br />
alternativen Wohnformen, wie sie – in<br />
wiederum kolossaler Dimension – auch<br />
am Stadtrand von Kairo und etwas außerhalb<br />
anschaulich werden. Dort entstehen<br />
Dutzende neuer Ortschaften, teils mitten<br />
in der Wüste, die kleinsten für 5.000, die<br />
größten für 200.000 Menschen. Häuserfl<br />
uchten zumeist, so dicht aneinanderge-<br />
quetscht, dass sich die Bew<strong>ohne</strong>r durch die<br />
Fenster die Hände schütteln können.<br />
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months. So alternative homes are in<br />
demand, as can be seen—once again in co-<br />
lossal dimensions—on the fringes of Cairo<br />
and somewhat outside the city. Dozens of<br />
new communities are rising, some right in<br />
the middle of the desert; the smallest has<br />
5,000 people and the largest 200,000. Mostly<br />
rows of houses, built so close together that<br />
neighbors can shake each others’ hands<br />
through their windows. One of these towns<br />
is called »New Cairo.« But there are also<br />
new ghettos for the super-rich popping<br />
up. Like »Dreamland,« across from New<br />
Cairo, a kind of private luxury city built<br />
by businessman Ahmed Bahgat, with a<br />
golf course, amusement park, a »Dream<br />
Studio,« »Dream Club,« and »Dream TV«<br />
as well as signs with a red x over a horn<br />
(they might at some point be seen throughout<br />
downtown Cairo). Radio towers on the<br />
edge of the community are disguised as<br />
palm trees. Supposedly, Bahgat has not sold<br />
many properties as of yet. By comparison,<br />
Bab El Gafi er is bustling with life.<br />
We met architect Amira El-Rafei at her<br />
offi ce in Zamalek, Cairo’s most coveted dis-<br />
trict. Grand houses, nice restaurants<br />
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