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Psychologische Betreuung von Notfallpatienten ... - Physis-web.de

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Seite 13eines Unfallopfers unterhielt. Obwohl sie nicht gemeint war, bezog die Patientin dasGespräch auf sich. Aufgrund ihrer Bewusstlosigkeit war sie nicht in <strong>de</strong>r Lage, einrealitätsgerechtes Bild über ihren Zustand zu entwickeln, son<strong>de</strong>rn wähnte sich in <strong>de</strong>mGlauben, ihre Bewegungsfähigkeit verloren zu haben. Erst nach<strong>de</strong>m sie über ihrenkörperlichen Zustand umfassend aufgeklärt wor<strong>de</strong>n war, stellte sich eine allmählicheBeruhigung ein. (Bengel 1997, S. 15-16)Ein solches zusätzliches und unnötiges Trauma wäre sicherlich zu vermei<strong>de</strong>n gewesen,wenn die bewusstlose Patientin wie ein wacher Mensch behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n wäre. DieAnwendung dieser Regel, einen bewusstlosen Patienten wie eine wachen zu behan<strong>de</strong>ln,ist nicht als eine „humane Verzierung“ zu verstehen son<strong>de</strong>rn eine Notwendigkeit auf dienicht verzichtet wer<strong>de</strong>n darf.2.4 Psychische Situation und Reaktionen <strong>von</strong> UnfallpatientenNach Erhebungen gab es im Jahre 1994 8,7 Millionen Unfallverletzte. Wo<strong>von</strong> 0,52Millionen im Straßenverkehr und 2,3 Millionen an <strong>de</strong>r Arbeitsstelle verletzt wur<strong>de</strong>n. Mehrals 4,6 Millionen Verletzte wur<strong>de</strong>n bei Unfällen im Hausbereich o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Freizeitregistriert. Obwohl diese Zahlen sehr hoch sind und somit die Häufigkeit eines Unfallesrelativ hoch ist, liegen bis jetzt kaum Untersuchungen über die psychischen Reaktionen<strong>von</strong> Unfallopfern vor (Lin<strong>de</strong> 1994, S. 73).Der materielle Scha<strong>de</strong>n ist bei Unfällen relativ leicht zu erfassen. Häufig wird <strong>de</strong>r Einsatz<strong>von</strong> <strong>de</strong>r Polizei und <strong>de</strong>n Medien bagatellisiert wie z.B. „Dabei entstand ein Sachscha<strong>de</strong>n<strong>von</strong> 50.000 DM“ o<strong>de</strong>r „Es entstand ein erheblicher Sachscha<strong>de</strong>n“. Auch können dieerlittenen körperlich Schä<strong>de</strong>n relativ einfach diagnostizieren und darstellt wer<strong>de</strong>n(„Fraktur im linken Unterschenkel mit einer leichten Gehirnerschütterung“).Schwierig ist es jedoch, die psychischen Folgewirkungen festzustellen. Sie können vomeinfachen akzeptieren <strong>de</strong>r Situation bis hin zu „To<strong>de</strong>sangst“ und Suizidgedanken führen.Alle diese Reaktionen wie Gelassenheit, Ärger, To<strong>de</strong>sangst o<strong>de</strong>r Suizidgedanken könnensofort nach <strong>de</strong>m Unfall auftreten o<strong>de</strong>r aber mit zeitlicher Verzögerung (z.B. nach <strong>de</strong>merfassen <strong>de</strong>r entgangenen To<strong>de</strong>sgefahr). Die auftreten<strong>de</strong> Angst kann geradlinig erlebtund langsam abgebaut wer<strong>de</strong>n, kann sich aber auch in einem anfallsartigen Verlauf mitzeitweise panischen Angstattacken darstellen, in <strong>de</strong>nen das Unfallopfer z.B. nachtsschweißgeba<strong>de</strong>t aufwacht.Lei<strong>de</strong>r liegen z.Zt. kaum Erkenntnisse darüber vor, ob bestimmte Voraussetzungen o<strong>de</strong>rDispositionen bei Unfallopfern dazu führen, dass die Reaktionen auf einen Unfall trotzähnlicher Rahmenbedingungen <strong>de</strong>rartig unterschiedlich ausfallen.

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