nach. satzSchwarz - WeißDie Art des Denkens äußert sich in kleinenDingen. So ist es hierzulande üblich,dass ftir Plastiksackerl2-3 Schillingverlangt werden oder nicht seltenKetchup zum Toast extra verrechnetwird. Noch nicht lange ist es her, dassper Verordnung verboten wurde, ftir einenKlobesuch in einem LokalS Schillingzu verlangen, zumindest in derBundeshauptstadt. Auch die nackte Panikvor dem Davontragen der Einkaufswagerlnund deren gnadenlose Verkettungineinander ist nicht bloßer Zufall.Natürlich sind all diese Eigenheiten erklärbar,vermutlich ist der Firma Billaeinmal ein Wagerl gestohlen worden,oder ein Ketchup-junkie hat sich mitdem Zeug eingeseift, dennoch symbolisierendiese Kleinigkeiten etwas. Sie begleitenunseren Alltag und prägen unbemerktdas Denken und Bewusstseinwie ein Schrebergarten samt Gartenzwergdie Schreberln. Und sogar dieseUnterstellung kann schon Ausdruck einesDenkens sein, das vielen Menschendas Dasein in diesem Land bis zur Unerträglichkeiterschwert. Hier in der überwiegendenMehrheit jedoch vermutlichnicht den Schreberlnnen.Ein Beispiel ftir die visuelle Ausformungund Darstellung dieser Enge imKopf ist die aktuelle Spendenkampagneder Caritas. Für einen SpendenaufrufftirAfrika schauen sich zwei Frauenprofile,die eine europäischer, die andereafrikanischer Abstammung, an.Die Assoziationskette bleibt der Betrachterlnüberlassen, ist aber Indizoder besser erzeugt oben beschriebenesDenken. Freilich ist die Caritasüber den Zweifel der bösen Absicht erhaben,die erforderliche Sensibilität,die ja Türen im Kopf auch öffnen könnte,ist aber hier zu vermissen.Wohin zerebrale Trampelpfade ftihren,wissen jene TaxifahrerInnen inGraz, die das Pech haben, entwedernicht in Österreich geboren worden zusein oder (und) jene Hautfarbe zu besitzen,die einen Teil der ÖsterreicherInnenmental zu überfordern scheint.So wirbt dort ein Taxiunternehmen damit,dass es nur "inländische" FahrerInnenbeschäftigt.In diesem Sinne ist das Ergebnis jenerStudie erklärbar, die im vom VereinZARA (Beratungsstelle ftir Zeugen undOpfer von Rassismus) herausgegebenenRassismus-Bericht 2000 zitiertwird.Erwin Ebermann (Institut ftir Afrikanistik)hat 702 Wienerinnen und Wienernach ihrer Bereitschaft gefragt,hoch qualifizierte Arbeitsplätze an AfrikanerInnenund 6 weitere Zuwanderergruppenzu vergeben: ,,16,2% würdenAfrikaner dezidiert nicht ftir Topjobsberücksichtigen. Verglichen mit japanernwürde fast ein Viertel eher japanernals Afrikanern einen Topjob geben,obwohl beide Kulturen relativ unbekanntsein dürften. Eng mit der Abweisungdürften folgende weitere Vorurteilezusammenhängen (Korrelationen):A. Afrikaner gelten als wenig vertrauenswürdig.B. nur 26,1% haltenAfrikaner ftir fleißig. C. 21,2% würdenjapaner ftir intelligenter als Afrikanerhalten." In der Studie wurde auch praktischgetestet, ob die in den Umfragengeäußerten Vorurteile gegenüber AfrikanerInnensich bei der Stellenvergabezeigen würden: "Wir bewarben uns daherftir insgesamt 36 in Zeitungen ausgeschriebeneoffene Stellen mit gleichwertigenBewerbungen, einmal unterafrikanischen Namen, einmal unter einemösterreichischen Namen. Afrikanerwurden 13 x zum Vorstellungsgesprächeingeladen. Österreicher 23 x.Ähnlich beim Briefrücklauf: In 15 Fällenerhielten Afrikaner überhaupt keineAntwort, Österreicher wurden nur in6 Fällen ignoriert." Das bedeutet, dassbei AfrikanerInnen z. B. die Einstellungenbzw. Vorurteile von ArbeitgeberInnen(siehe Punkt A-C) schwerer ins Gewichtfielen als die bessere Qualifikation.Dass dies nicht alleine mit mangelnderBildung, Niveaulosigkeit, Primitivität,Dummheit, Ignoranz und Intoleranzzu begründen ist, beweist folgenderVorfall der im erwähnten jahresberichtbeschrieben wurde:Dr. L. versuchte, in Wien eine Ordinationzu eröffnen. Innerhalb von einigenMonaten wurden jene Schilder, dieauf seine Ordination verwiesen, mit antisemitischenParolen beschmiert undzerkratzt. Die beiden Täter, die erstnach Intervention des Forums gegenAntisemitismus von der Polizei festgenommenwurden, waren mittleren Alters,gut gebildet und mit hohem Einkommen.Dies zeigt, dass Rassismusund Antisemitismus nicht nur am Randeder Gesellschaft zu finden sind. Indiese Richtung weist auch folgenderVorfall: Eine 50-jährige Frau aus Nigeriamit guten Deutschkenntnissen hateinen Vorstellungstermin in der Feinkostabteilungeiner großen Supermarktkette.Als die Leiterin der Abteilungdie Frau sieht, meint sie: "Wennmir das gesagt worden 'wäre, dass sieaus Afrika sind, hätten Sie sich denWeg sparen können." Ihre Begründung:Sie hatten einmal eine schwarzeKollegin in der Feinkostabteilung, dieHietzinger Kundinnen hätten nicht beiihr gekauft und sich stattdessen ineiner Schlange bei der Inländerin angestellt.Frau K. rief nach diesem Berichtim Supermarkt an, die Begründungwurde bestätigt, die Feinkostleiterinentschuldigte sich und meinte, soseien die Hietzinger eben ...Richtungweisend gefordert wärehier eine Politik, die Integration, Aufklärung,Schulung und Bewusstseinsbildungals oberste Priorität sieht. Wasgeschieht, wenn in ausschließlichmarktwirtschaftlichen Kategorien gedachtwird, ließ und lässt sich in Englandbeobachten. Dort wurde und wirddie Rechnung ftir politische Versäumnissein Sachen Integrationspolitik gelegt.Wo der Level diesbezüglich hierzulandeliegt, bringt folgender Vorfallbeim Fußballspiel FC Blau-Weiß Linzgegen Lendorf (Kärnten) auf den Punkt.Nachdem es zu rassistischen Übergriffendes Kärntner Publikums gegen einenafrikanischen BW-Linz Spieler gekommenwar, <strong>recht</strong>fertigte sich einerder Täter damit, dass "sein Landeshauptmanndiesbezüglich hinter ihmstehen würde."Seite 156verla~sterreich <strong>juridikum</strong> 3/01
•J• •I I<strong>zeitschrift</strong> im <strong>recht</strong>sstaat ••••••••••••••••••••Erscheinungsweise: vierteljährlichThemen im Jahr 2001:Nummer 4/2001: Das Ende der KommunikationHerausgeberinnen:Univ.-Ass. Drin. Birgit Feldner, ao. Univ.-Prof. Dr. Alexander Somek, RA Univ.-Doz. Dr. Richard Soyer,RAin Drin. Maria Windhager rür Context - Verein fLir freie Studien und brauchbare Information,A-1 01 0 Wien, Kärntner Ring 6/MezzaninDas Redaktionsteam:Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Benke, Dl: Sepp Brugger, RAA Dr. Daniel Ennäckl, Univ.-Ass. Dr. NikolausForg6, Univ.-Ass. Drill. Elisabeth Holzleithner, Mag'. Iris Kugler, Lukas Oberndorfer, Y.-Ass. Dr. FlorianOppitz, Mag". Martina Thomasberger, Ass.-Prof. Dr. Hannes Tretter, Univ.-Prof. Dr. Ewald Wiederinju~line.alDirekt zu Ihrem Rechtver1a~sterreichvormals Verlag derk. u. k. Hof- und Staatsdruckerey J .u~bQQ1's1010 Wien, Wollzeile 16•••••••••••••••••••••••••••••• 8& ••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••Ich bestelle das <strong>juridikum</strong>: (Seite einfach kopieren, ausfüllen und absenden!)Jahresabonnement zum Preis von a ÖS 360,- (Euro 26,16)Studentlnnenabonnement*) zum Preis von a öS 24°,- (Euro 17,44)Förderabonnement zum Preis von a ÖS 600,- (Euro 43,60)Es gelten die AGB des Verlag Österreich, Preisangaben ink!. MwSt, exk!. ATS 100,- (Euro 7,27) Porto und Versandkosten.*) Nur gültig bei Übersendung einer Inskriptionsbestätigung.AbsenderName/KanzleiTelefax: (01) 61077-589Verlag Österreich GmbH - VertriebRennweg 16A-1030 WienKontaktpersonStraßePLZ/ürtTelefonDatum/Unterschrift ................................................ .