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LUFTWAFFEN - Netteverlag

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Das deutsche Judentum im KriegJüdische Flieger kämpfen an der Front 1 .GESCHICHTEAm 4. August 1914 empfing der Kaiserim Berliner Schloß Vertreter aller Parteiendes Reichstages, Abgesandte derKonfessionen und vieler Organisationen,um die Einigkeit der Nation zudokumentieren. An diese Standesvertretersprach der Kaiser die berühmtgewordenen Worte: „Ich kenne keineParteien mehr, ich kenne nur Deutscheund zum Zeugnis dessen, dass Sie festentschlossen sind, ohne Parteiunterschiede,ohne Standes- und Konfessionsunterschiedezusammenzuhalten,mit mir durch dick und dünn, durchNot und Tod zu gehen, fordere ich dieVorstände der Parteien auf, vorzutretenund mir dies in die Hand zu geloben.“Unter den Standesvertretern befandensich auch prominente jüdische Mitbürger.Die deutschen Juden standen alsStaatsbürger jüdischen Glaubens voll zuihrem Staat. Zahlreiche Dokumente beweisendies, auch wenn das heute vomZeitgeist geprägte Pathos mancher Bekenntnissebefremdlich wirkt. So auchder Aufruf des Verbandes der deutschenJuden vom 7. August 1914:„An die deutschen Juden:In schicksalsernster Stunde ruft das Vaterlandseine Söhne unter die Fahnen.Daß jeder deutsche Jude zu den Opfern anGut und Mut bereit ist, die die Pflicht erheischt,ist selbstverständlich. Glaubensgenossen!Wir rufen Euch auf, über das Maßder Pflicht hinaus Eure Kräfte dem Vaterlandzu widmen! Eilet freiwillig zu den Fahnen!Ihr alle – Männer und Frauen –stelletEuch durch persönliche Hilfeleistung jederArt und durch Hergabe von Geld und Gut inden Dienst des Vaterlandes!“Die jüdische Bevölkerung unternahmalle Anstrengungen, sich sowohl an derFront als auch in der Heimat zu bewährenund damit gleichzeitig über formaleGleichberechtigung hinaus allgemeineAnerkennung als vollintegrierter Bevölkerungsanteilzu erringen.Dazu ein Flieger jüdischen Glaubens,Leutnant Josef Zürndorfer, der 1915im Flugzeug abstürzte, in seinem Testament:„Ich bin als Deutscher ins Feldgezogen, um mein bedrängtes Vaterlandzu schützen. Aber auch als Jude, um dievolle Gleichberechtigung meiner Glaubensbrüderzu erstreiten.“ Wie Zürndorfersahen viele junge Deutsche jüdischenGlaubens zu Beginn des Ersten Weltkriegsihre Chance, durch militärisches Engagementgesellschaftliche Anerkennung zuerhalten. Der Historiker Golo Mann stelltegar fest, dass es „nichts deutscheres“gegeben habe, als die jüdischen Kriegsfreiwilligendes Ersten Weltkrieges. OhneZweifel hat die nationale Begeisterungjüdischer Soldaten und Offiziere für Respektund Anerkennung bei vielen ihrernicht-jüdischen Kameraden gesorgt. Geholfenhat dieser Respekt, diese Anerkennungindes niemandem. Man erwartete„Pflichterfüllung“, bis zum letzten, benutztegleichzeitig aber jede Gelegenheit,um die jüdischen Mitbürger, insbesonderedie Soldaten unter ihnen, zu diffamierenund zu diskriminierenDie am 1. November 1916 durchgeführte„Judenzählung“ 2 deuteten die betroffenenSoldaten und ihre Familien als ehrenrührigeKränkung. Die am Ende desKrieges von der OHL verbreitete Dolchstoßlegendetransportierte auch antisemitischeInhalte und zählte zu denstärksten Belastungen der Weimarer Republik.Jüdische KampffliegerVon den annähernd 100.000 jüdischenKriegsteilnehmern hatten 10.000 sichfreiwillig gemeldet. Die Gesamtzahl derGefallenen und Vermissten unter denjüdischen Soldaten betrug ungefähr12.000 Mann. Mindestens 200 von rund5.000 deutschen Kriegsfliegern des Feldheeresan der Front (die Zahl 5.000 beziehtsich auf offizielle Angaben aus demJahre 1918) waren Juden. Über 50 davon– wahrscheinlich noch mehr – sind gefallen.Genaue Zahlen zu ermitteln, ist schwierig,da es zu keinem Zeitpunkt eine offizielleZählung der jüdischen Kriegsfliegergegeben hat. Der Reichsbund jüdischerFrontsoldaten hat bei einer statistischenErhebung die Personalien von 166 jüdischenKampffliegern einschließlich derüber 50 Gefallenen ermittelt. Seine Untersuchungenhaben ergeben, dass dietatsächliche Zahl jüdischer Kriegsfliegerjedoch höher gelegen haben muß.Der hohe Anteil jüdischer Soldaten unterden Fliegern des 1. Weltkrieges istdeshalb besonders erstaunlich, weil derEintritt in die Fliegertruppe, die damalsnoch keine selbständige Waffengattungbildete, für jüdische Soldaten mit besonderenSchwierigkeiten verbunden war.Einige jüdische Flieger haben sich besondersausgezeichnet, so der Senior derdeutschen Feldflieger Jakob Wolff, Besitzereiner Hamburger Zigarrenfabrik, deres im Alter von 46 Jahren noch schaffte,mit einer eigenen Maschine Kriegsfliegerzu werden, und das, obwohl er ein überzeugterKriegsgegner war. Das Höchstalterder Flieger war gerade zu jenem Zeitpunktauf 28 Jahre festgesetzt worden.Wolff hatte große Erfolge im Einsatz,wurde am 6. Mai 1917 Offizier undmehrfach ausgezeichnet, unter anderemmit dem EK I. Er starb 1926 in Hamburg.Vizefeldwebel Wolff – Auszeichnung17

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