GESCHICHTEWilhelm Frankl war lange Zeit der erfolgreichstedeutsche Kampfflieger unddadurch auch einer weiteren Öffentlichkeitbekannt geworden. Frankl, der 1914aus der jüdischen Glaubensgemeinschaftaustrat, erhielt den „Pour le mérite“. Erist im Krieg gefallen,Die Zeitschrift „Das Schild“, die vomReichsbund jüdischer Frontsoldaten e.V.herausgegeben wurde, hat in zwei Sonderausgaben„Juden bei der Luftwaffe“vom 27. Dezember 1935 (Nr. 52, 14.Jahrgang) und vom 7. Februar 1936 (Nr.6, 15. Jahrgang), die jüdischen Fliegersoldatendes 1. Weltkrieges gewürdigt.Auf diesem Wege sind Dokumente, Briefeund Darstellungen erhalten geblieben,die normalerweise nicht mehr erreichbargewesen wären. Sie geben einenÜberblick über die Leistungen jüdischerFlieger im ersten Weltkrieg mit umfangreichemZahlenmaterial und der Darstellungvon Einzelschicksalen.Das relativ unbekannte Einzelschicksaleines jüdischen Fliegers aus dem Rheinlandkonnte erst jüngst von dem HistorikerHans-Dieter Arntz 3 und dem ArchivarMarton Szigeti ermittelt werden.Es handelt sich um den FlugzeugführerKarl Fromm aus Düren, der als einzigerjüdischer Pilot in den Riesenflieger-Abteilungen500 und 501 seinen Kriegsdienstgeleistet hatte. Dazu konstatiert der Internet-Blog„Flieger im 1. Weltkrieg“ folgendes:„Karl Fromm stammt aus einem jüdischenElternhaus in Düren. Nach seiner Schulausbildungund bestandenem Abitur studierteer an einer Technischen Hochschule Ingenieurswissenschaftenmit dem Abschluß derPromotion. Der Ingenieur Dr. Karl Frommwar ab dem 31. Januar 1916 bei der Riesenflugzeug-Abteilung500 (RFA 500) undab dem 3. August 1916 bei der RFA 501 einbekannter Riesenflugzeugführer. Sein BruderWalter war ebenfalls in den verschiedenstenFliegersparten ausgebildet, wurde aber nichtmehr an der Front eingesetzt.“Hans-Dieter Arntz unterhielt einen Kontaktzum Neffen von Karl Fromm, ErichFromm, der heute mit seiner Familie inden USA lebt. Erich Fromm teilte aufAnfrage folgendes über die Familienverhältnissemit:„Karl Fromm from Dueren was, indeed, myuncle, and, of course, Walter Fromm wasmy father. Karl was a flyer (pilot) in WW 1,and my father was also in the Luftwaffe fora time, though I don’t think he was a pilot.He ended his military career on the Russianfront in 1918.Karl was an engineer, and emigrated to USAin 1927, where he worked for WashingtonPump Co. in Harrison, NJ. He continuedhis interest in aviation, and belonged to aflying club which flew single-engine planes.The club leased landing rights from a farmeroutside of Allentown, PA, from which theytook off and landed. That field is today thesite of the Allentown-Bethlehem-Easton InternationalAirport.Karl was instrumental in helping our familyemigrate from Germany. He arranged forour Visa, and we lived in his apartment forthe first months of our arrival in the USA inNovember 1938. Unfortunately, he underwentan major operation, in early 1939, andpassed away, so that I personally never hada chance to know him. Incidentally, after hisdeath, he was cremated and his ashes werestrewn over the field in Allentown” 4 .Rolf Vogel †Bearbeitet von Horst SchuhAnmerkungen:1 Diesen Beitrag hat der Bearbeiter im Wesentlichenaus Passagen des Buches von Rolf Vogel: EinStück von uns. Deutsche Juden in deutschen Armeen1813 – 1976. Eine Dokumentation, Mainz1977, zusammengestellt und durch Hinweise vonHans-Dieter Arntz und Marton Szigeti ergänzt.2 Dazu: Hirschfeld, Gerhard u.a. (Hrsg.): EnzyklopädieErster Weltkrieg, 2. Auflage, Paderborn2004, S. 599 f.3 http://www.hans-dieter-arntz.de/news 2010.html4 EbendaKarl Fromm - 2. ‚‚FlugzeugFührereinesRiesenflugzeugs20
GESCHICHTESchicksalsjahreder deutschenMilitär-LuftschiffahrtTeil 3Fortsetzung aus Heft 2-2013nächsten 12 Stunden ist, die Nordsee zwischenHelgoland und Norderney nachfeindlichen Schiffen abzusuchen. Bei ruhigemWetter erreicht „L 1“ gegen 3 Uhrnachmittags Helgoland und überfährtdie Insel in großer Höhe.Die Seewarte in Hamburg hat für diesenTag schlechtes Wetter gemeldet, welchesvon einem über Norwegen und Schwedenliegenden Tief rasch anrückt. Ausdiesem Grund wird die geplante Weiterfahrtdes „L 1“ nach Norden abgesagt.Der Führer, Kapitänleutnant Hanne, bekommtzudem den Befehl, das Luftschiffin der Nähe der Torpedoboote zu halten,was er auch tut.Die Flottenmanöver 1913Wie jedes Jahr finden auch 1913 AnfangSeptember die Flottenmanöverder Marine statt. Die Manöver von1913 weisen aber eine Neuerung auf.Zum ersten Mal nimmt ein Marineluftschiffan den Manövern teil 1 .Trotz der Vorwarnung kommt die Wetterkatastrophegegen 6 Uhr nachmittagsvöllig unerwartet. In 1300 MeternGeplant ist die Teilnahme an Gefechtsübungenam 1. und 2. September und anden strategischen Übungen am 8. und9. September. „L 1“ fährt am 1. Septembermorgens um 9 Uhr von seinem Liegeplatzin Hamburg-Fuhlsbüttel zu denManövern in Richtung Helgoland ab.Doch muss es schon nach kurzer Zeit dieFahrt aus technischen Gründen und wegender Gefahr, im Nebel bei Borkum dieGrenze nach Holland zu überschreiten,abbrechen 2 .Der erste Tag der strategischen Übungverläuft weitgehend ereignislos. Bei schönemWetter fährt „L 1“ in das Manövergebiet,um dort Kontakt zur feindlichenFlotte zu halten und dies per Funk deneigenen Kräften mitzuteilen. Abends landetdas Luftschiff wieder in Hamburg-Fuhlsbüttel, wo es für den 2. Tag der strategischenÜbung vorbereitet wird 3 .Am 9. September steigt „L 1“ vormittagszu einer längeren Fahrt im Zusammenhangmit den strategischen Übungen derFlottenmanöver auf. Der Auftrag für dieAbbildung 1: Das Marineluftschiff „L 1“ (LZ 14) über HelgolandAbbildung 2: Das Marineluftschiff „L 1“ (LZ 14) undseine Besatzung vor dem Aufstieg am 9. September 1913Höhe, „in vollster Fahrt fliegend“, setztorkanartiger Sturm mit heftigem Regenein, der eine schier undurchdringlicheWasserwand erschafft. In kürzester Zeitist das Luftschiff durchtränkt, und dieInnenräume sind mit Wasser gefüllt,woraufhin letztendlich vergeblich dergesamte Wasserballast abgegeben wird.Nun setzen dem Luftschiff die Vertikalböendes Sturmes zu, die es aus einer Höhevon 1000 Metern mit etwa 20 Metern proSekunde in Richtung Wasser drücken,wo es schließlich aufschlägt. Durch denheftigen Aufprall zerbricht das Luftschiffin zwei Teile, die fast augenblicklichunter Wasser geraten. Einige Teile desLuftschiffes halten sich noch etwa eineStunde über Wasser, bis auch sie in denFluten versinken.Als erste an der Absturzstelle sind dasTorpedoboot „S 107“ sowie das Linienschiff„Hannover“. Daneben passiertzum Zeitpunkt des Unfalles der Fischdampfer„Orion“ die Absturzstelle. Von21