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konsuma: Ratgeber Haus - Recht

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1.5 DIE BAUBESCHREIBUNG<br />

Von DIN bis U-Wert<br />

Über Leistungsmerkmale, Garantien und Versprechungen.<br />

Worauf Sie beim Prüfen der Baubeschreibung<br />

achten müssen. Ein Interview mit Christine Romen,<br />

Bauberaterin bei der Verbraucherzentrale.<br />

<strong>konsuma</strong>: Wozu dient<br />

eine Baubeschreibung?<br />

Die Bau- oder Leistungsbeschreibung<br />

ist eines<br />

der wichtigsten Bestandteile<br />

des Kaufvertrags<br />

überhaupt. Hier nämlich<br />

legt sich der Bauträger<br />

fest und listet auf, welche<br />

Leistungen er für den<br />

geforderten Kaufpreis erbringt.<br />

Mündliche Zusagen<br />

sind im Streitfall<br />

so gut wie wertlos, da sie kaum zu beweisen sind. Nur was<br />

Schwarz auf Weiß geschrieben steht gilt, das muss der Bauträger<br />

dann tatsächlich verpflichtend liefern.<br />

<strong>konsuma</strong>: Was gehört alles in die Baubeschreibung?<br />

Im Prinzip alle Details, die Rückschlüsse ziehen lassen über<br />

Baumaterialien, Bauart, Wohnqualität. Die wichtigsten Bereiche<br />

sind sicherlich drei: die Wärmedämmung, die gesetzlich<br />

vorgeschriebenen Schallschutzwerte und die Gebäudeluftdichtheit.<br />

Eine gute Baubeschreibung zeichnet sich aus durch Detailfreudigkeit,<br />

was ich hier anhand des Beispiels „Balkon“ zeigen<br />

möchte. Sie enthält folgende Informationen: ob die Balkonplatte<br />

von der Außenwand thermisch getrennt ist, aus<br />

welchem Material die Tragkonstruktion und der Bodenbelag<br />

des Balkons bestehen, wie der Balkon entwässert wird, wie<br />

der Bodenbelag verlegt wird, welche Art von Brüstung vorgesehen<br />

ist und bei den jeweiligen Baumaterialien auch die<br />

spezifische Art (z.B. beim Holz: Holzart, -dicke und Art der<br />

Imprägnierung).<br />

<strong>konsuma</strong>: Welche Qualitätskriterien gelten in den einzelnen<br />

Bereichen?<br />

Um die Qualität eines Bauteils zu definieren muss der jeweilige<br />

U-Wert angegeben werden. Der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient)<br />

beschreibt die Wärmeverluste der<br />

einzelnen Bauteile (z.B. Außenwand, Dach, Decke zu unbeheiztem<br />

Keller, Fenster). Er gibt Auskunft darüber, wie viel<br />

Wärmemenge in Watt durch ein Bauteil einer bestimmten<br />

Dicke und einer Größe von einem Quadratmeter, bei einem<br />

Temperaturunterschied von 1 Kelvin (entspricht 1° C), verloren<br />

geht. Je kleiner der U-Wert, umso weniger Energie geht<br />

über das jeweilige Bauteil verloren.<br />

11<br />

1.0 I Kaufen 11<br />

In der Baubeschreibung sollten nicht nur die Einhaltung der<br />

gesetzlich vorgegebenen, sondern höhere Schallschutzwerte<br />

gemäß DIN 4109 gefordert werden. Die Angabe der Gebäudeluftdichtheit<br />

stellt ein Qualitätsmerkmal der ausgeführten<br />

Arbeiten dar. Außerdem können durch eine entsprechende<br />

Gebäudeluftdichtheit Energieverluste verringert, Kondensbildungen<br />

in Bauteilen, Luftschallbrücken und Radonstrahlungen<br />

aus dem Keller vorgebeugt und die Funktionseffizienz<br />

der Lüftungsanlage gewährleistet werden. Bezüglich<br />

der Gebäudeluftdichtheit gibt es klare Richtlinien, ausgedrückt<br />

über den n50 Wert (Luftwechselrate bei 50 Pascal).<br />

Die Obergrenze des n50-Wertes beträgt 3, für Gebäude mit<br />

einer Lüftungsanlage 1,5 und für Passivhäuser 0,6. Gebäude<br />

der Klimahausklasse A und B sollten einen maximalen n50<br />

Wert von 2 aufweisen. Mittels einer Luftdichtheitsmessung<br />

kann der n50-Wert ermittelt werden.<br />

<strong>konsuma</strong>: Und wenn die Baubeschreibung nicht den<br />

von mir geforderten Kriterien entspricht?<br />

Wer zahlt schafft an! Lassen Sie sich nicht abwimmeln<br />

oder besänftigen, sondern bestehen Sie auf Ihr <strong>Recht</strong>, alles<br />

schriftlich festzulegen, bis ins letzte Detail. Außerdem ist<br />

es heute beim <strong>Haus</strong>bau empfehlenswert, gewisse zusätzliche<br />

Berechnungen anzufordern, z. B. die Klimahausberechnung.<br />

Diese informiert in einfacher Form über den Wärmeverbrauch<br />

eines Gebäudes in seiner Gesamtheit, kann also<br />

als Instrument zur Optimierung der Energieeffizienz eingesetzt<br />

werden.<br />

<strong>konsuma</strong>: Wie lesen, um nicht in die Irre geführt zu<br />

werden?<br />

Im Zweifelsfall nachfragen! Vorsicht ist geboten bei Formulierungen<br />

wie „Ausführung nach DIN“ oder „Schallschutz nach<br />

DIN“. Das sind lediglich Mindestanforderungen, die ohnehin<br />

eingehalten werden müssen. Formulierungen wie „hochwertig“<br />

sagen gar nichts aus, ebenso nicht der Hinweis auf<br />

ein „Markenprodukt“. Steht ein Objekt in der engeren Wahl,<br />

lohnt es sich, die Baubeschreibung von einem Fachmann<br />

oder einer Fachfrau (Architekt oder Bauingenieur mit Erfahrung)<br />

prüfen zu lassen. Der Kauf einer Eigentumswohnung<br />

ohne vorherige Kontrolle der Baubeschreibung - evtl. durch<br />

die Verbraucherzentrale - kann große Risiken bergen.<br />

<strong>konsuma</strong>: Ist die Baubeschreibung ausschließlich für<br />

eine im Bau befindliche Immobilie wichtig?<br />

Nein. Auch wenn das Gebäude schon steht, spielt die Baubeschreibung<br />

eine überaus große Rolle, um die Qualität zu<br />

beurteilen. Folglich braucht es sie vor dem Kauf einer fertigen<br />

Wohnung genauso. Nicht alles sieht man nämlich auf<br />

den ersten Blick bei einem Lokalaugenschein: Viele entscheidenden<br />

Details, wie die Außenabdichtung der Kellerwände,<br />

können im Nachhinein nicht begutachtet werden. Freilich,<br />

einiges kann man nachträglich ausbessern, das gilt für Böden,<br />

Fliesen usw. Doch die Wärmedämmung und der Schallschutz<br />

sind kaum oder nur sehr schwierig und mit hohem<br />

Kostenaufwand nachzubessern.

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