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vierteljahresschrift des instituts für deutsche ostarbeit krakau

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Abschluß der Agrarreform wäre die Umlegung in diesem Gebiet wohl stärker in Gang gekommen.Die Umlegung wirkt durch die Schaffung klarer Flurverhältnisse und größerer Ackerstücke erzeugungsfördernd,ertragssteigernd und arbeitssparend und bildet die entscheidende Voraussetzung<strong>für</strong> den Fortschritt in kleinbäuerlichen Gegenden überhaupt. Aber auch hier blieb manauf halbem Wege stehen. Es ist uns unverständlich, daß in diesem Zusammenhang nicht auchgleich die Lösung der Frage <strong>des</strong> bäuerlichen Erbrechts in Angriff genommen wurde. Ohne einesolche blieb ja die Umlegung nur ein vorübergehender Erfolg; denn die zusammengelegten Grundstückekonnten ja im Erbgang wieder geteilt werden und erneut zersplittern. Dagegen hat sichdie vom polnischen Staat mit größtem Nachdruck betriebene Agrarreform, die bis 1926 denfast ausschließlichen Inhalt der polnischen agrarpolitischen Maßnahmen ausmachte, nicht imSinne einer Hebung der Intensität und einer Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugungausgewirkt. Eine solche tritt nach <strong>deutsche</strong>n Erfahrungen ein, wenn <strong>für</strong> die Siedlung geeigneteGüter mit tüchtigen und mit den Verhältnissen vertrauten Neubauern besetzt werden19). In derpolnischen Siedlung lähmte die Kapitalschwäche der Siedler und <strong>des</strong> Staates den Aufbau derGehöfte und die Anschaffung <strong>des</strong> Inventars. Das Schwergewicht der polnischen Siedlung lag inden intensiven ehemals <strong>deutsche</strong>n Westgebieten, die den stärksten Anteil von Gutsbetriebenhatten. Sie wurden noch weit über ihren Anteil hinaus <strong>für</strong> die Siedlung herangezogen und planmäßigmit Siedlern aus den primitiveren Teilen Zentralpolens und Galiziens besetzt. So tratim Hauptgebiet der polnischen Siedlung der mit der Gegend nicht vertraute, rückständige undaußerdem kapitalschwache Siedler an die Stelle einer intensiven Gutswirtschaft, was naturgemäßErtragsrückgänge auf lange Sicht zur Folge hatte. Auch die Schaffung zu kleiner Stellen minderteoft die Leistungsfähigkeit.Besonders ungünstig aber wirkte sich das polnische Siedlungsverfahren aus, das nicht ganzeGüter, sondern meist Teile von solchen aufteilte. Die Gefahr, auf die Landliste zu kommen, veranlaßtedie Gutsbetriebe oft lange Zeit vorher schon, in ihrem ganzen Betrieb mit dem Düngeraufwandund anderen, den Ertrag fördernden Aufwendungen zu sparen. Als Ergebnis der Teilsiedlungentstanden oft außerdem <strong>für</strong> das Restgut und <strong>für</strong> die neuen Höfe ungünstige FlurundKulturartenverhältnisse. Obwohl aber die Agrarreform mit unzulänglichen Mitteln durchgeführtwurde, belastete sie die staatlichen Finanzen doch so stark, daß die Mittel <strong>für</strong> andereaussichtsreichere Maßnahmen auf dem Gebiet der Landwirtschaft fehlten.Alle agrarpolitischen Maßnahmen mit dem Ziel einer Erzeugungssteigerungwaren jedoch zum Mißerfolg verurteilt, solange die staatliche Handelspolitikweniger durch wirtschaftliche Gesichtspunkte als durch außenpolitischeBestrebungen bestimmt war. Im Deutschen Reich besaß der junge Staat einen kaufkräftigenNachbarn mit großer Aufnahmefähigkeit <strong>für</strong> seine Überschüsse, mit <strong>des</strong>sen Wirtschaft gera<strong>des</strong>eine wertvollsten und ausfuhrstärksten Gebiete noch aufs engste verbunden waren und mitder sich die polnische Wirtschaft gut ergänzte. Statt nun mit diesem Nachbarn den Güteraustauschplanmäßig zu entwickeln, forderte man von ihm einseitige Vorteile und ließ es zu dem von 1925 bis1930 dauernden Wirtschaftskrieg kommen. Gleichzeitig suchte man um jeden Preis den Anschlußan den viel stärker umkämpften und verkehrsmäßig weit ungünstigeren Markt Westeuropas.Wie widersinnig das war, zeigt schon die Tatsache, daß sogar während <strong>des</strong> Zollkrieges mit Deutschland1928— 30 immer noch 4 0% der gesamten polnischen Agrarausfuhr vom Reich abgenommenwurden. Nicht nur beim Getreide war Deutschland der Spitzenabnehmer, es bezog außerdembis Ende 1930 auch 80% der polnischen Butter und 1928— 30 60bis75% der polnischen Eier20). AusV*l. hierzu: Bräuning, R. Die Leistungsfähigkeit <strong>des</strong> Siedlerbetriebes im Vergleich zum Großbetrieb Ber. ü.Ldw. 98 Sh. Berlin 1934.80) Seraphim, P. H. S. 69 u. 70.21

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