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„Optimierung der ambulanten Versorgung gewaltbetoffener Frauen“

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- einmischen: „Sie sollten sich unbedingt von Ihrem Mann trennen“ o<strong>der</strong>„Vielleicht kann ich auch mal mit Ihrem Mann sprechen.“Das Ziel ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Handelns sollte sein,gewaltbetroffene Frauen in ihrer gesundheitlichen und psychosozialen Situation zustabilisieren. Hierzu gehört auch und unmittelbar, gewaltbetroffene Frauengegebenenfalls an spezialisierte Unterstützungsangebote weiter zu vermitteln.Professionelle im Gesundheitswesen können sich nicht aussuchen, ob siegewaltbetroffene Frauen versorgen wollen. Etwa jede vierte Patientin hatgewalttätige Übergriffe erlebt, viele von ihnen in ihrem sozialen Nahraum. ÄrztInnenund an<strong>der</strong>e AkteurInnen des Gesundheitssystems sollten in ihrer beruflichen Praxisallerdings so handeln, dass sie vielleicht nicht alles „richtig“, aber in jedem Fall nichtsgrundsätzlich falsch machen. Es geht also nicht darum, den Gewalthintergrund je<strong>der</strong>betroffenen Frau aufzudecken. Vielmehr sollten Professionelle im Gesundheitswesenso (be-) handeln, dass <strong>der</strong> Patientin kein weiterer Schaden entsteht, selbst wenn <strong>der</strong>Gewalthintergrund im Verborgenen bleibt,Diskussion im PlenumAus dem Plenum wurde die Frage <strong>der</strong> Finanzierung aufgeworfen. Für dieUntersuchung und Behandlung von gewaltbetroffenen Frauen sei Zeit nötig. Dochviele Nie<strong>der</strong>gelassene unterliegen starken wirtschaftlichen Zwängen. Angebote, diekostenlos zur Verfügung stehen, sind nur begrenzt vorhanden. Deshalb muss dieFinanzierung in die Überlegungen miteinbezogen werden und geklärt werden.Die Referentin stellte daraufhin die Frage, ob das Ansprechen von Gewalt imRahmen <strong>der</strong> Anamnese o<strong>der</strong> das behutsame Nachfragen wirklich mehr Zeit kostenwürde. Erfahrungsgemäß befürchten vielmehr viele ÄrztInnen, dass eineEinbeziehung <strong>der</strong> Ursache Gewalt in <strong>der</strong> Konsequenz ein Pulverfass öffnen könnteund Problematiken sichtbar werden, die viele Gespräche zur Folge hätten.Hier wurde auf die vorhandene Infrastruktur <strong>der</strong> Beratung hingewiesen, an dieweitervermittelt werden könnte. Frauen erwarteten nicht, dass Ärzte und Ärztinnensozialarbeiterisch tätig werden; sie verstehen sehr gut, dass dies im Rahmen <strong>der</strong>alltäglichen Praxis nicht möglich sei. Erfahrungsberichte und Studien zeigen, dassbetroffene Frauen auf Grund des Befundes medizinisch versorgt werden wollen. EineWeiterleitung an spezifische Beratungseinrichtungen benötigt nicht mehr Zeit als eineÜberweisung an an<strong>der</strong>e medizinische Einrichtungen.Als dringend notwendig wurde die Verbesserung <strong>der</strong> Schnittstellenarbeiteingeschätzt, da sonst <strong>der</strong> Mehraufwand für Ärzte und Ärztinnen höhere Kosten zurFolge hätte. Dies bestärkt das Argument, dass die GÖA überarbeitet werden müsste.Ein weiteres Problem ist, dass es für ÄrtzInnen sehr schwierig ist, fortdauerndeGewaltbeziehungen zu akzeptieren. Dies scheint ein sehr frustrieren<strong>der</strong> Aspekt fürProfessionelle zu sein. Es wurde daher darauf hingewiesen, dass Ärzte undÄrztinnen betroffene Frauen begleiten sollten, die Entscheidungen aber immer vonden Frauen selber getroffen werden müssen. Betont wurde, dass dieses Problem <strong>der</strong>Frustration in allen Berufsgruppen auftritt, die mit Betroffenen arbeiten. Einwesentlicher Bestandteil <strong>der</strong> Fortbildungen für an<strong>der</strong>e Professionen sei daher, die10

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