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„Optimierung der ambulanten Versorgung gewaltbetoffener Frauen“

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8.4 Anlage 4: Wissenschaftliche Begleitforschung zum S.I.G.N.A.L.-Interventionsprojekt - Fact SheetGesundheitliche Folgen von GewaltGewalt ist <strong>der</strong> WHO zufolge einer <strong>der</strong> zentralen Risikofaktoren für die Gesundheitvon Frauen. Sie wirkt sich in vielfältiger Weise auf die Gesundheit, dasGesundheitshandeln und die Gesundheitschancen aus. Studien zeigen folgendegesundheitliche Auswirkungen:• Direkte körperliche Folgen: Stich- und Hiebverletzungen, Schnitt-, Platz-, RissundBrandwunden, Prellungen, Hämatome, Würgemale, Frakturen,Verletzungen des Trommelfells, des Kiefers und <strong>der</strong> Zähne. Es könnenbleibende Behin<strong>der</strong>ungen wie Einschränkungen <strong>der</strong> Seh-, Hör- und Bewegungsfähigkeitentstehen.• Somatische und psychosomatische Beschwerden: Schmerzsyndrome,gastrointestinale Beschwerden, Atemnot und Essstörungen; chronischeAnspannung; Angst und Verunsicherungen können sich als Stressreaktionenin psychosomatischen Beschwerdebil<strong>der</strong>n manifestieren. Gewaltbeeinträchtigt die reproduktive Gesundheit, nachgewiesen sindSchwangerschaftskomplikationen, Verletzungen beim Fötus und ein niedrigesGeburtsgewicht von Neugeborenen sowie ein höheres Risiko von Fehl- undFrühgeburten.• Psychische Folgen: insbeson<strong>der</strong>e Depressionen, Angst- und Panikattacken,Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche, Störungen dessexuellen Empfindens, Angst vor Nähe und Intimität, <strong>der</strong> Verlust vonSelbstachtung und Selbstwertgefühl, selbstverletzendes Verhalten undSuizidversuch, posttraumatischen Belastungsstörungen (PTSD). Als dauerndePersönlichkeitsstörungen werden Bor<strong>der</strong>line-Störungen und Multiple Persönlichkeiten(dissoziative Identitätsstörungen) genannt.• Gesundheitsgefährdende Überlebensstrategien: Der Konsum vonberuhigenden, berauschenden o<strong>der</strong> realitätsverän<strong>der</strong>nden Substanzen wieNikotin, Alkohol, Medikamente o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Drogen dient <strong>der</strong> inneren Flucht,dem Verdrängen und Vergessen.• Als tödliche Folge von Gewalthandlungen sterben Frauen an den Folgen ihrerVerletzung, werden umgebracht o<strong>der</strong> begehen Suizid.<strong>Versorgung</strong>sbedarfGewalt wird als Ursache von Verletzungen und Beschwerden häufig nichtberücksichtigt. Es erhöht sich somit die Gefahr von Unter-, Über- o<strong>der</strong>Fehlversorgung und einer Chronifizierung <strong>der</strong> Beschwerden. Die körperlichenReaktionen gewaltbetroffener Patientinnen werden selten mit traumatisierendenGewalterfahrungen in Beziehung gesetzt und in die Behandlung einbezogen.Erfahrungen zeigen:• Ärzte/innen und Pflegekräfte können bei entsprechen<strong>der</strong> Sensibilität undHandlungskompetenz einen entscheidenden Beitrag bei <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong>Frauen und in <strong>der</strong> Prävention häuslicher Gewalt leisten.• Ärzte/innen und Pflegekräfte werden von gewaltbetroffenen Patientinnen alspotentielle Gesprächspartner/innen betrachtet, wenn sie sich aktiv undzugewandt zeigen.• Ärzte/innen und Pflegekräfte fühlen sich im Umgang mit <strong>der</strong>Gewaltproblematik vielfach überfor<strong>der</strong>t, unzureichend über weitergehende46

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