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„Optimierung der ambulanten Versorgung gewaltbetoffener Frauen“

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- Einige Frauen berichteten von Übergriffe durch männliche Mitpatienten, vordenen sie die MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Station nicht schützten.- Der überwiegende Teil <strong>der</strong> Frauen, die Patientin einer Psychiatrie waren gibtan, dort in <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Weise Gewalt erlebt zu haben- Manchmal kamen Frauen auf Anlass ihres misshandelnden Ehemannes in diePsychiatrie und mussten erleben, dass den Aussagen des Mannes mehrGlauben geschenkt wurde als ihren eigenen. Hieraus konnten manche Männerein regelrechtes Bedrohungsszenario aufbauen, indem sie später immerwie<strong>der</strong> mit Zwangseinweisung drohten.Diese Ergebnisse zeigen bereits den enormen Handlungsbedarf auf.Auch wenn es in <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> Umfrage lag, dass vorwiegend negative Erfahrungenin <strong>der</strong> gesundheitlichen <strong>Versorgung</strong> zur Sprache kamen, so kann ich aus meinerberuflichen Praxiserfahrung sagen, dass ausdrücklich positive Erfahrungentatsächlich eher die Ausnahme sind.An einem Beispiel ließe sich das so veranschaulichen. Wenn eine Frau sich ingynäkologische Behandlung begibt, um untersuchen zu lassen, ob sie nachwie<strong>der</strong>holten Vergewaltigungen durch den Ehemann schwanger ist und ob sie innereVerletzungen hat, kann dies für die Gynäkologin wie eine ganz normale, unauffälligeUntersuchung wirken. Auch von <strong>der</strong> Patientin kann die ärztliche Tätigkeit als normaleUntersuchung empfunden werden, während objektiv das Thema Gewalt nicht einmalerwähnt wurde. Der ganze Hintergrund, warum die Patientin die Gynäkologinaufsucht, ihre Ängste („Entspannen Sie sich“) und Befürchtungen bleiben <strong>der</strong> Ärztinverborgen und so wird zur Abklärung etwaiger Menstruationsbeschwerden – je nachAlter <strong>der</strong> Patientin – vielleicht ein Hormonspiegel gemacht.Welche Anfor<strong>der</strong>ungen ergeben sich nun aus den Erfahrungsberichtengewaltbetroffener Frauen?1. Gewalterfahrungen müssen als eine mögliche Ursache für Verletzungen,Krankheitssymptome und Auffälligkeiten bei Anamnese bzw. Diagnose insBlickfeld genommen werden.2. ÄrztInnen sollten Fortbildungen zum Thema wahrnehmen, um sich für dieGewaltproblematik zu sensibilisieren und dadurch ihre Diagnose- undBehandlungskompetenz im Hinblick auf gesundheitliche Folgen von Gewalt zustärken.3. Gerade in Psychiatrien dürfen gewaltbetroffene Frauen keine erneute Gewalterfahren. Dies muss eine Grundanfor<strong>der</strong>ung an alle ärztlichen,therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen werden. AuchGewaltanwendung durch männliche Mitpatienten muss ausgeschlossenwerden.4. Körperliche und psychosomatische Auswirkungen von Gewalt müssenregelmäßig dokumentiert werden und gerichtlichen Anfor<strong>der</strong>ungen genügen.Diese Dokumentation sollte auf Wunsch <strong>der</strong> Patientin ausgehändigt werdenund ansonsten in den Patientinnenunterlagen verbleiben.5. Frauen sollten einen Anspruch auf Untersuchung durch eine Frau haben (z.B.nach einer Vergewaltigung)6. Es sollten spezifische Angebote in Psychiatrien, Krankenhäusern, Kurklinikenfür (gewaltbetroffene) Frauen eingerichtet werden.8

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