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„Optimierung der ambulanten Versorgung gewaltbetoffener Frauen“

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Folgen gehen Frauen zudem sehr unterschiedlich um. Manche Frauen verbergen dieSymptome, die zu eindeutig auf Gewalt hinweisen, vor allen an<strong>der</strong>en Menschenverbergen, indem sie beispielsweise erst dann eine ärztliche Praxis aufsuchen, wenndie sichtbaren Verletzungsfolgen bereits abgeklungen sind. An<strong>der</strong>e wie<strong>der</strong>um bietenalternative Erklärungen als Verletzungsursache an, etwa den häufig genannten„Treppensturz“.In meiner Beratungsarbeit habe ich Frauen erlebt, die sehr viel Kraft daraufverwandten, psychosomatische o<strong>der</strong> psychische Erkrankungen vor ihrer Umwelt -auch vor ihrer Familie - zu verbergen. Dabei war den Frauen bewusst, dass dieUrsache für ihre Erkrankungen in <strong>der</strong> Gewalt durch ihren Partner lag. An<strong>der</strong>eSymptome wie<strong>der</strong>um sind sowohl von den Betroffenen selbst als auch von ärztlicherSeite nur mit Mühe mit <strong>der</strong> erlebten Gewalt in Verbindung zu bringen, weil <strong>der</strong>Zusammenhang nicht gleich offensichtlich ist. Dies gilt mit Sicherheit für eine ganzeReihe mehr o<strong>der</strong> weniger unspezifischer Symptomkomplexe im psychosomatischenBereich.Insgesamt lässt sich feststellen, dass ein eindeutiges Ursache-Wirkungsprinzip nichtexistiert. Die gesundheitlichen Folgen von Gewalt sind vielfältig und die Reaktionengewaltbetroffener Frauen auf diese Folgen sind sehr unterschiedlich.Bezogen auf das Suchtverhalten gewaltbetroffener Frauen, konnten wir in <strong>der</strong>Frauenhausarbeit feststellen, dass überproportional viele Frauenhausbewohnerinnensehr stark rauchen. Dennoch werden natürlich nicht alle Raucherinnen misshandeltund nicht alle misshandelten Frauen rauchen. Darüber hinaus habenüberproportional viele Frauen, die suchtmittelabhängig sind, Gewalt im engerensozialen Umfeld erlebt. Aber: nur ein geringer Teil aller Frauen, die im FrauenhausZuflucht suchen, sind alkohol- o<strong>der</strong> medikamentenabhängig. Eine Reihe vonFrauenhäusern würde übrigens eine akut alkoholabhängige Frau auch gar nichtaufnehmen.Unser Ziel in <strong>der</strong> Sensibilisierung <strong>der</strong> AkteurInnen im Gesundheitswesen ist es alsonicht, die Diagnose „Gewalt“ mit einem dazugehörigen Symptomkomplexeinzuführen. Im Gegenteil: Wir wenden uns entschieden gegen die pauschaleStigmatisierung gewaltbetroffener Frauen als „krank“ o<strong>der</strong> „traumatisiert“. Vielmehrsoll Gewalt als eine Lebensrealität vieler Frauen wahrgenommen werden, die ihreGesundheit tendenziell stark beeinträchtigt. Eine solche Sichtweise hat für vieleAspekte ärztlichen, therapeutischen und pflegerischen Handelns Konsequenzen,etwa für Anamnese, Diagnose, Behandlungskonzepte, medikamentöse Therapie,psychiatrische Diagnose- und Therapieangebote, Dokumentation.Im vergangenen Jahr befragte die Zentrale Informationsstelle für AutonomeFrauenhäuser (ZIF) rund 400 gewaltbetroffene Frauen in 60 Frauenhäusern nachihren Erfahrungen und Erwartungen an das Gesundheitssystem. Die Ergebnissemöchte ich Ihnen kurz in Auszügen darstellen.Frauen, die vor massiver Gewalt Zuflucht in einem Frauenhaus gesucht haben,berichteten über ihre Erfahrungen mit ÄrztInnen, KrankenpflegerInnen, Physio- undPsychotherapeutInnen:6

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