Def<strong>in</strong>ition Trancetiefe:Die Trancetiefe ist im Gegensatz zur Trait-Variablen Hypnotisierbarkeit e<strong>in</strong>eZustandsvariable (state) und kann im Verlauf e<strong>in</strong>er <strong>Hypnose</strong>sitzung fluktuieren. IhreMessung korreliert oft hoch mit Werten der Hypnotisierbarkeit (<strong>Krause</strong>, 2009).Während sich Messungen der Hypnotisierbarkeit häufig auf fremdbeobachteteReaktionen des Hypnotisanden stützen, wird <strong>die</strong> Trancetiefe durchSelbstbeobachtung erhoben.<strong>Hypnose</strong>skalen:Vom 18. bis <strong>in</strong>s frühe 20. Jahrhundert war es üblich, <strong>die</strong> hypnotische Trance <strong>in</strong> Form vonStufenmodellen darzustellen, <strong>die</strong> zwei bis zwölf Stufen be<strong>in</strong>halten. Die Stufenkonzeption iste<strong>in</strong> Versuch, beobachtete hypnotische Phänomene zu klassifizieren und entlang e<strong>in</strong>erTiefendimension anzuordnen. Es wurde angenommen, dass der Hypnotisand beimDurchlaufen der e<strong>in</strong>zelnen Stufen, <strong>die</strong> auf e<strong>in</strong>em Wach-Schlaf-Kont<strong>in</strong>uum angesiedelt waren,zunehmend tiefer <strong>in</strong> Trance gelangt. Für tiefere Stufen wurden oft übers<strong>in</strong>nliche Fähigkeitenwie Hellsehen postuliert. Besonderes Interesse galt dem Somnambulismus, wie das Stadiumtiefer <strong>Hypnose</strong> genannt wurde, <strong>in</strong> dem der Hypnotisand suggerierte Handlungen ausführte,für <strong>die</strong> er e<strong>in</strong>e posthypnotische Amnesie entwickelte. Dass für <strong>die</strong>ses Stadium der Begriff des„Schlafwandelns“ übernommen wurde, zeigt <strong>die</strong> damals vorherrschende Vorstellung von<strong>Hypnose</strong> als künstlichem Schlaf oder schlafähnlichem Phänomen, e<strong>in</strong>e Vorstellung, <strong>die</strong> sichbis <strong>in</strong> unsere Zeit h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Instruktionen e<strong>in</strong>iger <strong>Hypnose</strong>skalen (z.B. SHSS Form A, B;Weitzenhoffer & Hilgard, 1959) gehalten hat.Obwohl quantitative Messungen der Hypnotisierbarkeit erst <strong>in</strong> den dreißiger Jahren <strong>die</strong>sesJahrhunderts systematisiert wurden, bestand das Wissen über <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede <strong>in</strong>der Empfänglichkeit für <strong>Hypnose</strong> schon hundert Jahre früher; bereits 1819 hat Abbé Fariadarauf explizit h<strong>in</strong>gewiesen. Die Me<strong>in</strong>ung, dass theoretisch alle Menschen fähig s<strong>in</strong>d,bedeutsame Trancezustände zu erreichen, wenn der Trancebegriff auf spontaneAlltagstrancen ausgedehnt wird, birgt allerd<strong>in</strong>gs <strong>die</strong> Gefahr, den Begriff der <strong>Hypnose</strong> all zusehr aufzuweichen und kann dazu führen, <strong>die</strong> Verantwortung für den Therapieerfolg e<strong>in</strong>er<strong>Hypnose</strong>behandlung ausschließlich an den Therapeuten zu delegieren: Dieser müsselediglich das Trancepotential se<strong>in</strong>es Klienten anstoßen, damit <strong>die</strong> Behandlung erfolgreichverläuft.Trancetiefeskalen werden experimentell seltener angewendet als <strong>die</strong> bisher beschriebenenHypnotisierbarkeitsskalen, obwohl sie mit <strong>die</strong>sen hoch korrelieren; sie s<strong>in</strong>d kl<strong>in</strong>isch kaum imE<strong>in</strong>satz. Die meisten Verfahren zur Messung der Trancetiefe basieren auf subjektivenE<strong>in</strong>schätzungen der Probanden anhand e<strong>in</strong>er mehrstufigen Skala. Der Wert misstTrancetiefe graduell und kann zu beliebigen Zeitpunkten erhoben werden. Auf <strong>die</strong>se Weisekönnen auch Fluktuationen der Trancetiefe erfasst werden. Die e<strong>in</strong>zelnen Skalenunterscheiden sich <strong>in</strong> der Genauigkeit, mit der <strong>die</strong> Skalenpunkte def<strong>in</strong>iert s<strong>in</strong>d, und <strong>in</strong> derAnzahl der Stufen. E<strong>in</strong> Beispiel hierfür ist <strong>die</strong> Long Stanford Scale (Larsen, 1965).8
1098depth of trance76543hypnotizability2lows1highst0t1t2t3t4t5t6time of measurementsAbb. 1: Trancetiefeverlauf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Hypnose</strong>sitzung für niedrig- und hochhypnotisierbare Pbn.Depth of trance HGSHS:A total score Improvement of relaxation –calmness Improvement optimism – self confidence VEV total score Post – Pre, M of both sessions Post – Pre, M of both sessions M t 1 – t 5 .76** .65** .45** .63** t 1 .68** .55** .28 .55** t 2 .77** .63** .39** .63** t 3 .75** .63** .46** .61** t 4 .74** .65** .48** .60** t 5 .73** .66** .52** .62** t 6 .33* .28 .28 .27 Tab. 2: Pearson correlations of measurements of depth of trance with hypnotizability and theimprovement of general well-be<strong>in</strong>g (p