1170 <strong>Glückauf</strong> Nr. 36 u. 37einein mit Scheidewänden versehenen Kasten K aufundabbe\vegen. In jedes Kettchen ist ein Eisenstück ceingeschaltet, das einen auf der Vorderseite der Tafelschleifenden Zeiger trägt.. Die obere Stellung des Zeigersist mit „Auf“ die untere mit „Halt“ bezeichnet. Wirdder Zeiger auf „Halt“ eingestellt, so ertönt außerdemeine elektrische Glocke. Zu diesem Zwecke ist hinterder Tafel neben jedem Schlitz eine kleine exzentrischeScheibe 1 (Fig. 7 und 8) mit seitlich hervorragenderNase angebracht, auf der eine mit der Stromquelle,einer Batterie, verbundene Feder mx schleift. BeimNiedergänge des Kettchens stößt das Eisenstück aufdie Nase und dreht die Scheibe soweit herum, bis sieFig. 8. Vorrichtung zur Betätigung des Glockensignals,eine zweite Feder m„ berührt, die mit dem ändern Polder Stromquelle in Verbindung steht. Durch dieBerührung' dieser Feder wird der Strom geschlossen,und die Glocke ertönt.Die Bewegung des Signalzugdrahtes von der betreffendenAnschlagstelle aus wird durch Drehung einesZeigers h (Fig. 9) hervorgerufen, der mit der Scheibe g.Fig. 9. Vorrichtung für die Signalabgabe,fest verbunden ist. Der Signalzugdraht ist um dieseScheibe und eine kleine Umführungscheibe g 2 geführtund wird durch ein Gewicht f von der Größe desGewichtes am ändern Ende des Drahtes in Spannunggehalten. Die Einrichtung ist. auf eine an einemStempel befestigte eiserne Tafel aufmontiert, die derSignalabgabe entsprechend für die obere Stellung desZeigers die Aufschrift „Halt“ und für die untere dieAufschrift „Auf“ trägt,Die Anlägekosten der Bremsbergförderung, ohnedie Ausgaben für die rein bergmännischen Arbeitenund die Gleislegung, beliefen sich auf insgesamt 5603 J l,welche sich wie folgt verteilen:Bremsvorrichtung nebst allem Zubehör, ein- J tschließlich Fundamentierung . . . . . . . 2 366Weichen nebst Z u b e h ö r ..................................... 980Seil ............................................................................... 754Fänger, Seilschlösser usw....................................... 460Signalvorrichtung . ................................................ 293Löhne für den E i n b a u .......................................... 7505 603Zur Bedienung der Förderanlage sind in jederder beiden Förderschichten 8 Mann erforderlich,und zw ar:1 Bremser,1 Anschläger am untern Ende des Bremsberges,2 .Wagenschieber am obern Ende,4’ Mann an den Anschlagpunkten.Die Höchstleistung in einer reinen Förderschichtvon 7 ständiger Dauer! betrug 470 Wagen. Die Anlageist jedoch nicht voll beansprucht, weshalb beispielweiseim ersten Halbjahre 1907 nur einedurchschnittliche tägliche Leistung von 65SWagen in 2 Schichten erreicht wurde, eine Zahl, diejedoch im Vergleich zu ändern Förderungen in Abbaubremsbergensehr hoch erscheint. Nach den nunmehr21/ojährigen Erfahrungen unterliegt es keinem Zweifel,daß sich eine Jahresdurchschnittleistung von 800 Wagenim Tage unschwer erzielen läßt,Die Bedienungskosten stellten sich bei der an-gebenen Durchschnittleistung von 658 Wagen auf7,1 Pf. für 1 Wagen zu 550 kg, was ebenfalls alsrecht günstig bezeichnet werden darf, besonderswenn man bedenkt, daß das An- und Abschlagen derWagen an den Strebstrecken im Gegensätze zu derz. B. in den Abbaubremsbergen beim Kohlenbergbauüblichen Förderweise durch besondere Leute erfolgt.Die Anlage bietet ferner in bezug auf die Sicherheitder Arbeiter den nicht zu unterschätzendenVorteil, daß die Anschläger an den söhligen Streckenviel weniger als bei der gewöhnlichen Bremsbergförderungmit Seil ohne Ende der Gefahr ausgesetztsind, durch flüchtig gewordene Wagen verletzt zuwerden, weil sie sich beim An- und Abschlagen derWagen nur wenig im Bremsberge aufzuhalten haben.Aus allen diesen Gründen hat sich die Werksverwaltungentschlossen, auch andere Bremsberge mitgleichen Förderanlagen auszurüsten.Gegenüber den erwähnten Vorteilen darf allerdingsnicht unberücksichtigt bleiben, daß die beschriebeneFörderweise nur dann möglich ist, wenn nicht beideFlügel eines Bremsberges gleichzeitig verhauen werdensollen. Da man jedoch meist, und zwar nicht nurbeim Kupferschiefer- sondern auch beim Kohlenbergbau,in der Lage sein wird, die beiden Flügel nacheinanderin Abbau zu nehmen und trotzdem dieBremsbergförderung bis zu ihrer höchsten Leistungs.-fähigkeit zu beanspruchen, so fällt dieser Umstandnicht sehr ins Gewicht,
7. September 1907 <strong>Glückauf</strong> 1171Wirtschaftliche und technische Mitteilungen über den Wietzer Erdölbezirk.Von Berginspektor Do b b e 1 s t e i n , Hannover.Hierzu Tafel 16.Die Erdölindustrie Deutschlands, insbesondere ihrwichtigstes Gebiet, Wietze, ist in dieser Zeitschrift1von Bergassessor Michels auf Grund des damals vorliegendenMaterials volkswirtschaftlich eingehend behandeltworden, sodaß in dieser Beziehung nur eineErgänzung seiner Angaben bis auf den heutigen Standwünschenswert erscheint. Die technische Gewinnungdes Erdöls und die geologischen Verhältnisse der beiWietze auftretenden Gebirgformationen sind dagegen,weil die Möglichkeit genauerer Angaben noch nichtvorlag, in dem genannten Aufsatze nur gestreift worden.In volkswirtschaftlicher Hinsicht ist von der WietzerErdölindustrie in erster Linie hervorzuheben, daß derschon lange als wünschenswert empfundene Zusammenschlußder vielen größern und kleinern Gesellschafteneingeleitet worden ist. Vor allem hat die InternationaleBohrgesellschaft zu Erkelenz in Verbindung mit demSchaaffhausenschen Bankverein in Cöln eine Reihevon Erdölbetrieben, darunter die größten bis jetzt vorhandenen,aufgekauft bzw. sich einen so entscheidendenEinfluß darauf gesichert, daß auch bei dem formellenFortbestehen dieser Gesellschaften die Betriebleitungganz in den Händen der Internationalen Bohrgesellschaftliegt. Zu dieser Gruppe, die unter dem Namen „DeutscheMineralölgesellschaft,l zusammengetreten ist, gehören:das Konsortium Dresdener Bank-Internationale Bohrgesellschaft,die Maatschappij tot Exploitatie van Oliebronnenmit der Raffinerie zu Wilhelmsburg an derElbe, die Hannover-Westfälischen Erdölwerke mit derRaffinerie zu Linden vor Hannover, die EidöhverkeWietzerdorf. Die Produktion dieser Werke stellt etwadie Hälfte der Gesamtproduktion von Wietze dar.In gleicher Weise hat die deutsche Tiefbohrgesellschaft,nachdem sich die Interessengemeinschaft mitder Niederländisch Deutschen Petroleumgesellschaft gelockerthat, die Handorfer Erdölwerke, die GewerkschaftenStella und Rebekka aufgekauft, sich eine große Anzahlvon Terrains in der Gemarkung Steinförde gesichertund mitihrem alten Besitz in Wietze und den Nachbargemeindendaraus die Aktiengesellschaft „VereinigteNorddeutsche Mineralölwerke A.-G. in Berlin“ gebildet,Einen ändern Weg zur Vergrößerung ihres Anteilsan der Wietzer Erdölproduktion hat die Aktiengesellschaftfür Erdölgewinnung Celle-Wietze zu Hannovereingeschlagen, indem sie Teile ihrer Erdölterrains anandere Gesellschaften, so an die Gewerkschaften Alice,Atlas, <strong>Glückauf</strong> Neustadt unter der Bedingung abgegebenhat, daß eine gewisse Menge der Produktion ausdiesem Gelände zu festen Preisen an ihre Raffinerie inWietze, übrigens die einzige am Orte, abgeliefert werdenmuß.Daneben bestehen als selbständige Gesellschaften:mit deiner Förderung von über 1000 t, die ErdölbohrgesellschaftW ietze G. in. b. 1 1 . in Cöln und dieNiederländisch Deutsche Petroleum-Aküen-Gesellsehaftzu Amsterdam und Wietze; mit einer Förderung von1 <strong>Glückauf</strong> 1905 Nr. 14 u. 15.unter 1000 t. die Erdölbohrgesellschaft Wietze,G. m. b. H. in Hannover, die Gewerkschaft Hubertus,die Rheinische Ölfabrik Lauterburg vorm. <strong>Glückauf</strong>-Wietze, die Erdölwerke Bremer Union, die Hannover-Wietzer Olie Maatschappij, die Wietzer ErdölwerkeMonopol, vorm. Aschersleben-Wietze, Alleinbesitz vonKnippen-Hannover, der Alleinbesitz von Ärnswald-Hannover, die Erdölwerke Norddeutschland, die GewerkschaftKronprinzessin, die ErdölbohrgesellschaftWietze-Steinförde und der Alleinbesitz von C. Deilmann-Dortmund.Die vier letztgenannten Werke liegen in der GemarkungSteinförde, die ändern zum. größten Teil in derGemarkung Wietze, einige in Hornbostel. Hierzukommen noch einige Erdölhohrgesellschaften, die sich. gleichsam als Außenposten weiter von dem ZentrumWietze entfernt festgesetzt, bis jetzt aber noch keinenErfolg erzielt haben. Heute sind im ganzen 17 produzierendeund 14 im Aufschluß befindliche W erkevorhanden. Die Produktion sämtlicher Erdölbetriebeim Wietzer Bezirk betrug:1904 1905 1906 I. Halbjahr 190766 195 t 56078 t 57 788 t 34 668 tDie drei Jahresförderungen stellten einen Wert von4 311918, 3 847 923 und 3767 261 Jl dar.Der Rückgang in der Förderung der beiden letztverflossenenJahre, der sich bei fast allen Werkenbemerkbar gemacht hat, ist auf mehrere Ursachenzurückzuführen. Der Hauptgrund war, daß infolgeder damals in Kraft tretenden Handelsverträge derMarkt für deutsche Rohöle sehr beunruhigt wurdeund die Raffinerien mit Einkäufen sehr zurück hielten,um die Wirkung dieser Verträge auf den Marktabzuwarten. Der Abruf von Wietzer ölen stocktedaher eine Zeitlang .fast gänzlich. Die Preise wichen,als die Lager sich mehr und mehr füllten, bis zu denGestehungskosten und weiter herunter. Erst dasEingreifen der neugegründeten Vaeuum Oil Companyzu Hamburg, welche der Standard Oil Company nahesteht, brachte neue Bewegung in den ölmarkt undbewirkte, daß dem Verschwinden- der Riesen Vorräteentsprechend die Preise infolge der regern Nachfragealler in Betracht kommenden Raffinerien wieder anzogen.Der Verkaufpreis für öl war s. Z. auf 55 J lund darunter gesunken, während, jetzt loco Wietze75 bis 80 J l für die Tonne bezahlt werden.Eine Reihe von Erdölgesellschaften hat übrigensdiese ungünstige Konjunktur benutzt, um die Grundeigentümerdurch Einstellung der Förderung auf ihren■Terrains zur Nachlassung bezw. Ermäßigung der inder Haussezeit mit ihnen vereinbarten Förderabgabe,der sog. Faßabgabe, zu bewegen. Der Erfolg war,daß die Faßabgabe in den meisten Fällen um 1/;,—*/2ermäßigt worden ist. Die Abgabe, die ihren Namenvon der früher durchweg, benutzten Raumeinheit fürRohöl (Faß = Barrel — 175 kg) führt, schwanktzwischen 1,00 und 0,60 sie beträgt im Mittel0,75 J l für 100 kg. Auf einigen vor Jahrzehnten6*