neue herausforderungen an die gemeindepsychiatrie - Barmherzige ...

Der SchönfelderNeue Herausforderungan die GemeindepsychiatrieDie vor mehr als 30 Jahren ausgerufenePsychiatriereform hat bis in dieheutigen Tage eine erfolgreiche Umsetzungerfahren. Flächendeckendegemeindenahe Versorgungs- und Behandlungsangebote,regionale Versorgungsverpflichtungen,der Abbau stationärerGroßeinrichtungen, der Aufbaudifferenzierter ambulanter Angeboteund das unverrückbare Bekenntniszur personenenbezogenen, individuellenund ressourcenorientierten Unterstützungvon psychisch erkranktenMenschen, Trialog und Empowerment,all dies sind nur ein paar Schlagwortefür die nachhaltige inhaltliche undstrukturelle Veränderung in der psychiatrischenLandschaft.In diesem Kontext ist die Entwicklung dergemeindepsychiatrischen Angebote desSchönfelderhofes nach wie vor beispielhaft.Neben den sich uns systemisch auch heuteweiterhin aufdrängenden sozialpsychiatrischenFragestellungen wie etwadie notwendige Reduzierung von gesellschaftlicherStigmatisierung psychisch Kranker,die Ermöglichung sozialer Teilhabein allen Lebensbereichen, die intensivereEinbettung in die Gemeinde, Stärkungvon Eigenverantwortung, um nur einigezu nennen, wird auch der Schönfelderhofvon einer deutlichen Veränderung in denKlientelstrukturen erfasst. Die Herausforderungenim Hinblick auf die Betreuungälter werdender und ggf. pflegebedürftiggewordener, psychisch beeinträchtigterMenschen seien hier nur der Vollständigkeithalber benannt.Spektakulärer ist dagegen die Erkenntnis,dass die Zahl junger Erwachsener mit psychischenErkrankungen in den letzten Jahrenerkennbar ansteigt und die Nachfragenach stationären Betreuungsangebotenfür junge psychisch erkrankte Menschenim Alter zwischen 18 und 25 Jahren auchauf dem Schönfelderhof auffällig hoch ist.Oft stehen frühe Psychoseerkrankungenoder sich früh abzeichnende Persönlichkeitsstörungenim Vordergrund, häufigin Kombination mit frühem und anhaltendemSuchtmittelkonsum. Die üblichenEntwicklungsschritte gesunder Gleichaltrigerkonnten in der Regel nicht odernur unzureichend vollzogen werden. Häufigsind Kompetenzen hinsichtlich notwendigerImpulskontrolle, emotionalerund sozialer Regularien, Entwicklung vonzielorientierten Verhaltensstrategien undeigener Lebensentwürfe gar nicht odernur fragmentarisch ausgeprägt. AggressiveÜbergriffe, Selbstverletzung, geringeMotivation, starker Suchtmittelmißbrauchund ausgeprägte dissoziale Verhaltensmustererschweren kooperative Betreuungsentwürfe.Die Integration in die bestehende erwachsenenpsychiatrischorientierte Betreuungsstrukturdes Schönfelderhofes kanndieser komplexen Aufgabenstellung imHinblick auf eine not-wendige alters- undressourcengerechte Betreuung auch unterdem Aspekt notwendiger eindeutiger pädagogischerImpulse derzeit nur sehr bedingtgerecht werden. Die Ausgestaltungdes gemeinsamen Wohn- und Lebensraumesführt bei den extrem unterschiedlichenAusgangssituationen in den Wohngruppenimmer wieder zu Spannungen.Vor diesem Hintergrund hat sich AnfangMai 2009 eine Arbeitsgruppe auf demSchönfelderhof konstituiert, um die sichaktuell aufdrängenden Grundsatzfragennach einer fachlich und strukturell fundiertenBetreuung dieser jungen Menschenzu bündeln und eine differenzierte konzeptionelleAntwort zu geben. Hierbei werdendie beiden Systeme Persönlichkeitsstörungmit herausforderndem Verhalten und DoppeldiagnosePsychose/Sucht näher beleuchtet.Die Arbeitsgruppe besteht ausinsgesamt neun Mitarbeitern unterschiedlicherProfession und Erfahrungsbereichen(Wohnen, Therapie, Arbeit).Die Art und Weise der Behandlung undBetreuung in diesem biographisch weichenstellendenAlter beeinflusst die Prognoseentscheidend und trägt nachhaltigzur Frage nach Chronifizierung und Hospitalisierungbei.Diese Erkenntnis muss die Motivationzu einer zeitnahen Umsetzung alternativerBetreuungsstrukturen für junge psychischerkrankte Menschen mit herausforderndemVerhalten leiten.Der SchönfelderhofWolfgang Michaely14