Der SchönfelderVersorgungsverpflichtungist nicht teilbarDie Gemeindepsychiatrie ist gefordert, individuelle Angebote fürjunge Menschen mit psychischen Erkr<strong>an</strong>kungen zu entwickeln.Auch für <strong>die</strong> Region Trier sind Konzepte gefragt.Unter der Vorgabe, psychisch kr<strong>an</strong>kenMenschen sozialraumbezogenund integrativ Unterstützungsleistungen<strong>an</strong>bieten zu können, ist mitdem Wohnverbund Trier/Trier-Saarburgseit über zehn Jahren ein gemeindepsychiatrischorg<strong>an</strong>isiertesHilfesystem aufgestellt, welches personenorientiertund flexibel individuelleHilfebedarfe be<strong>die</strong>nt und den betreffendenMenschen größtmöglicheTeilhabe am gesellschaftlichen Lebenermöglichen soll.Mit Hilfe von erklärter Verpflichtung zu regionalerVersorgung gegenüber den kommunalenLeistungsträgern, Kooperationsvereinbarungender Leistungserbringerunterein<strong>an</strong>der sowie in Vernetzung mitder klinisch-psychiatrischen Versorgungund weiteren Leistungserbringern psychosozialerHilfen ist ein hoher St<strong>an</strong>dardgesetzt.Leitmaxime unter <strong>die</strong>sen Vorgaben ist es,jedem Bürger der Region, der einen Unterstützungsbedarfformuliert, unmittelbarein Hilfs<strong>an</strong>gebot in der Region <strong>an</strong>zubieten.Die Teilhabekonferenz stellt <strong>die</strong>seVerpflichtung sicher.Unbeschadet <strong>die</strong>ser Verpflichtung gab esin ersten Jahren jeweils Einzelfallkonstellationen,wo ein Betreffender außerhalbder Region betreut werden musste. Dereigene Wunsch nach Dist<strong>an</strong>z, <strong>die</strong> Notwendigkeitspezifischer therapeutischerAngebote, <strong>die</strong> richterlich <strong>an</strong>geordneteUnterbringung oder <strong>die</strong> Einweisung in denMaßregelvollzug sind Beispiele hierfür.Aktuellere Entwicklungen bezüglich Fallzahlenund Störungsbildern konfrontierendas Hilfesystem jedoch mit einersteigenden Zahl <strong>an</strong> psychisch kr<strong>an</strong>kenMenschen, <strong>die</strong> einen Hilfebedarf in einerIntensität und Spezialität aufweisen, derin den bestehenden Strukturen nicht adäquatbe<strong>die</strong>nt werden k<strong>an</strong>n.Oftmals <strong>an</strong> der Schnittstelle zur Jugendpsychiatrieund zur Jugendhilfe h<strong>an</strong>delt essich um suchtgefährdete oder suchtkr<strong>an</strong>ke junge Menschen,<strong>die</strong> in enormer Dimension zusätzlich eine psychiatrischeDiagnose aufweisen, oftmals bereits chronifiziertePsychosen.Des weiteren h<strong>an</strong>delt es sich um junge Menschen mitschweren bis schwersten Persönlichkeitsstörungen, hierz.T. komorbid verbunden mit Subst<strong>an</strong>zmittelmissbrauchoder Sucht.Delinquenz und drohende oder bereits erfolgte Straffälligkeitspielen im Einzelfall ebenso eine Rolle.In einer steigenden Zahl <strong>an</strong> Einzelfällen, welche Betreuungsleistungenin den bestehenden Angeboten desVerbundes erhielten, zeigte sich, dass das <strong>an</strong>gebotenetherapeutische Setting <strong>die</strong> vielschichtigen individuellenBedarfe nicht ausreichend auff<strong>an</strong>gen konnte. KrisenhafteEntwicklung konnte nur unzureichend entschärft undtherapeutisch bearbeitet werden und wurde oftmals nurverlagert.Ungünstige Entwicklungen im Einzelfall führten darüberhinaus mehrfach zu übermäßig l<strong>an</strong>gfristigen Klinikaufenthaltenohne Bearbeitung der Grundproblematikenim eigentlichen Lebenskontext. Kritische Entwicklungenspitzten sich des Öfteren problematisch zu, so dassmehrfach Beschlüsse zu längerfristig geschützten Unterbringungenausgesprochen werden und <strong>die</strong> Betreffendensich heimatfern in eine Einrichtung begeben mussten.Unter Würdigung <strong>die</strong>ser Entwicklung musste nun festgestelltwerden, dass der Verbund mit seiner Leitmaximenicht mehr alle Hilfesuchenden erreicht.Da das Bekenntnis zur Versorgungsverpflichtung jedochausschließen muss, auch nur einen einzigen Betroffenenm<strong>an</strong>gels adäquaten Angebots abweisen zu müssen, istes geboten sich mit der Situation lösungsorientiert ausein<strong>an</strong>derzusetzen.Zwei Konferenzen der im Netzwerk Beteiligten im Frühjahr<strong>die</strong>sen Jahres haben <strong>die</strong> aktuelle Situation <strong>an</strong>alysiert,<strong>die</strong> Versorgungsver<strong>an</strong>twortung deutlich bestätigt,<strong>die</strong> Fragestellungen ben<strong>an</strong>nt und <strong>an</strong> den Verbund <strong>die</strong>Aufgabe formuliert, Konzeptionen zu erarbeiten, <strong>die</strong>baldmöglichst zu geeigneten Angeboten führen sollen.Die Gemeindepsychiatrischen Angebote <strong>Barmherzige</strong>Brüder Schönfelderhof haben - abgeleitet aus Zielsetzungender Scorecard 2009 - mit einer Projektgruppebegonnen, <strong>die</strong> Thematik inhaltlich zu bearbeiten. Bezogenauf <strong>die</strong> Zuständigkeitsbereiche des Schönfelderhofessind ebenso <strong>die</strong> Bürger der Eifelkreise Bitburg-Prüm undVulk<strong>an</strong>eifelkreis im Visier.Norbert Stozek22
Der SchönfelderWenn <strong>die</strong> Seele um Hilfe ruftSozialpsychiatrischer Krisen<strong>die</strong>nst in der Region TrierZEMMER. Org<strong>an</strong>isiert über den L<strong>an</strong>dkreisTrier-Saarburg und <strong>die</strong> StadtTrier wird in Trägerschaft des „Hausder Gesundheit Trier/Trier-Saarburge.V.“ ein Sozialpsychiatrischer Krisen<strong>die</strong>nsteine Lücke im psychosozialenHilfesystem im Raum Trier/Trier-Saarburgschließen. Angegliedertwird <strong>die</strong>ser Dienst, der im Spätherbstseine Arbeit aufnimmt, <strong>an</strong> das Gesundheitsamtin Trier. Sowohl Räumlichkeitenals auch ein Fahrzeug werdenzur Verfügung gestellt.Aufgrund der erschwerten Erreichbarkeitvon Hilfsmöglichkeiten <strong>an</strong> Wochenendenoder Feiertagen wird zu genau <strong>die</strong>sen Zeitender Psychosoziale Krisen<strong>die</strong>nst eingerichtetund steht allen Bürgerinnen und Bürgernder Region Trier in Fragen der persönlichenKrisenbewältigung zur Verfügung.Die ausnahmslos ehrenamtlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter <strong>die</strong>ses Krisen<strong>die</strong>nstessind Samstags, Sonntags sowieFeiertags in der Zeit von 12 bis 24 Uhrin Zweier-Teams tätig und werden, nebender telefonischen Beratung, eine vorwiegendaufsuchende Arbeit durchführen.Ein Team setzt sich zusammen aus einerprofessionell tätigen Fachkraft aus einempsychosozialen Berufsfeld sowie einerStudentin/Studenten im fortgeschrittenenPsychologiestudium mit Kenntnissenin der therapeutischen Arbeit.Eine umf<strong>an</strong>greiche Öffentlichkeitsarbeitwird <strong>die</strong>sen Dienst in den nächsten Wochenund Monaten bek<strong>an</strong>nt machen, sodass alle Bürgerinnen und Bürger der RegionTrier einen Zug<strong>an</strong>g zu <strong>die</strong>sem Angebotfinden.Der Schönfelderhof unterstützt <strong>die</strong> Etablierungdes Krisen<strong>die</strong>nstes und org<strong>an</strong>isiertemit dem Haus der Gesundheitam 4. Juli einen ersten Workshop für <strong>die</strong><strong>an</strong>gehenden Mitarbeiter/innen in der PeterFriedhofen-Halle. Über 60 PersonenRechts Burkhard Rother (Herford): „Kriseninterventionist keine Therapie undkeine Beh<strong>an</strong>dlung, es ist etwas davor.M<strong>an</strong> muss <strong>die</strong> Klienten ernst nehmen undihnen würdevoll begegnen.“„Ziel der Tagung ist es, Siefür eine aktive Mitarbeit imProjekt zu gewinnen.“Prof. Dr. Bernd Krönigmehrere Sequenzen Möglichkeiten derKrisenintervention vermittelte.„Am 20. Juli soll feststehen, wer am Projekt mitmacht, und der Beginn des SozialpsychiatrischenKrisen<strong>die</strong>nstes wird der 1. Oktober sein.“Dieter Ackerm<strong>an</strong>nzeigten großes Interesse <strong>an</strong> einer konkretenMitarbeit und folgten aufmerksamden Darstellungen von Albert M<strong>an</strong>dler,welcher einen Erfahrungsbericht aus dereigenen Rufbereitschaft präsentierte, undDipl.-Psych. Burkhard Rother, der überMehrere hauptamtliche Mitarbeiterinnenund Mitarbeiter des Schönfelderhofeswerden im Sozialpsychiatrischen Krisen<strong>die</strong>nstehrenamtlich mitarbeiten und ihrumf<strong>an</strong>greiches Fachwissen einbringen.Für <strong>die</strong>ses Engagement bereits <strong>an</strong> <strong>die</strong>serStelle ein herzliches D<strong>an</strong>keschön.Werner Quetsch„Seit ca. 20 Jahren haben wir eineRufbereitschaft und einen Hintergrund<strong>die</strong>nstauf dem Schönfelderhofetabliert, damit unsereKlienten uns (leitende Mitarbeiter)in bestimmten Lebenssituationenerreichen können. Neben Telefonkontaktenbeinhaltet <strong>die</strong> Rufbereitschaftauch Hausbesuche. Diesist ein internes System für unsereKlienten und deren Angehörige.“Albert M<strong>an</strong>dlerJoachim Christm<strong>an</strong>n (KVW Trier-Saarburg), Dieter Ackerm<strong>an</strong>n(Psychiatriekoordinator Trier-Saarburg), Prof. Dr. Bernd Krönig(Haus der Gesundheit) und Albert M<strong>an</strong>dler (Leitung GPA).23