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Eifel

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<strong>Eifel</strong><br />

Das helle, strahlende Licht fällt<br />

wieder in den Kirchraum<br />

Evangelische Kirche in Monschau begeistert nach<br />

aufwändiger Sanierung<br />

Monschau.<br />

„Deus refugium nostrum“: Der neue Schriftzug<br />

im großen Blausteinfeld auf der Frontseite des<br />

Kirchturms der Evangelischen Kirche fällt vielen<br />

Passanten in der Monschauer Altstadt auf den<br />

ersten Blick gar nicht auf. Und so soll es auch sein,<br />

sagt Pfarrer Jens-Peter Bentzin zufrieden. „Mit<br />

dem neuen Schriftzug haben wir ein Signal für die<br />

Transformation unserer Kirche nach der Sanierung<br />

gesetzt, gleichzeitig so zurückhaltend wie möglich,<br />

aber prägnant für alle die, die es verstehen.“<br />

Bei der Inschrift auf dem Turm - „Gott ist unsere<br />

Zuflucht“ - handelt es sich um den Beginn des<br />

bekannten Psalms 46, nach dem Martin Luther<br />

einst das Reformationslied „Ein feste Burg ist<br />

unser Gott“ schrieb. Und doch, so erklärt Pfarrer<br />

Bentzin, stehen die jetzt gewählten Worte gerade<br />

auch für die Öffnung der Kirche für die ganze Stadt<br />

und alle dort Anwesenden. Sie umfassen alle, die<br />

die Kirche betreten und lassen eine Vielfältigkeit<br />

der Bedeutung zu. „Unsere Kirche bleibt natürlich<br />

Gemeindekirche, aber sie wird eine neue Rolle<br />

in der Stadt spielen“, erklärt Bentzin. Mehr<br />

noch als durch die neue Inschrift wird die neue<br />

Offenheit der Kirche durch die jetzt eingesetzten<br />

Glasscheiben und die Entfernung der Barriere im<br />

Eingangsbereich für die Besucher sichtbar. Denn<br />

die eigens in einer Glasmanufaktur für die Kirche<br />

angefertigten Scheiben, die der Anmutung des<br />

Originalglases von 1789 nahekommen, sind viel<br />

transparenter als das nach dem Krieg verwendete<br />

„Kathedralglas“. „Jetzt kann man von außen<br />

wieder in die Kirche hineinsehen und das helle,<br />

strahlende Licht fällt wieder in den Kirchraum“,<br />

sagt Pfarrer Bentzin. „Auch das heißt für uns:<br />

Unsere Kirche zeigt sich jetzt der Stadt, und<br />

von drinnen ist die Stadt sichtbar. Wir stehen in<br />

einer viel engeren Beziehung zu unserer Umwelt<br />

als früher.“ Gleichzeitig wurde bei der Sanierung<br />

die Glaswand, die hinter dem Windfang im<br />

Eingangsbereich den Zutritt zum Kirchraum<br />

verwehrte, entfernt. Wer auf der Rurstraße in der<br />

Monschauer Altstadt auf der anderen Seite der<br />

evangelischen Brücke vorbeigeht – und das ist so<br />

ziemlich jeder, der nach Monschau kommt - blickt<br />

jetzt durch die geöffnete Tür in den Kirchraum,<br />

auf den Taufstein und bis hin zu Altar und Kanzel.<br />

„Dieser Blick übt schon jetzt einen erkennbaren<br />

Sog aus“, beobachtet Jens-Peter Bentzin. „Die<br />

Menschen betreten durch Monschau schlendernd<br />

diesen besonderen Raum. Viele sind überrascht,<br />

verweilen, gehen im Kirchraum umher, setzen<br />

sich und lassen diesen hellen, freundlichen und<br />

eleganten Raum auf sich wirken.“<br />

Um die Kirche in Zukunft vielfältig nutzen zu<br />

können, unter anderem möglicherweise auch für<br />

Veranstaltungen wie Ausstellungen, Konzerte,<br />

Kunstprojekte oder Theateraufführungen, wurde<br />

das Mittelgestühl nicht wieder in den Kirchraum<br />

eingebaut. Das Seitengestühl wurde überarbeitet<br />

und wird sich bald wieder an seinem ursprünglichen<br />

Platz befinden. Es gibt heutzutage in Deutschland<br />

keine weitere erhaltene Kirche im Stil des „Louis<br />

Seize“, so Bentzin. Dies ist einer der Faktoren, der<br />

die Kirche zu einem anerkannten „Denkmal von<br />

nationaler Bedeutung“ macht. Welche Geschichten<br />

die Kirche erzählt und wie sich an ihr auch die<br />

große Weltgeschichte widerspiegelt, können<br />

Besucher nach der Wiedereröffnung selbst sehen<br />

und hören. Denn, so Bentzin, es wird in Zukunft<br />

auch Führungen und Erläuterungen in der Kirche<br />

geben. Schon am Samstag, 16. August, konnte die<br />

Kirchengemeinde in der Monschauer Stadtkirche<br />

in einer „Geburtstagsandacht“ ihre frisch sanierte<br />

Kirche feiern. Denn dies war der eigentliche<br />

Eröffnungstag, an dem sie im Jahr 1789 in Betrieb<br />

genommen wurde. Ganz fertiggestellt wurde sie<br />

allerdings erst später, im Jahre 1810. Und so waren<br />

auch zum offiziellen Eröffnungs-Gottesdienst am<br />

23. August noch nicht alle Sanierungsarbeiten<br />

abgeschlossen.<br />

Dies wird voraussichtlich erst im Frühjahr 2015 so<br />

sein. Ab dem 23. August finden nun wieder alle<br />

normalen Sonntagsgottesdienste in der Kirche statt<br />

und zusätzlich auch ab dem 20. August schon ein<br />

neuer Gottesdienst am Mittwochabend, immer um<br />

18.30 Uhr, der sich als Abendlob an den anglikanischen<br />

„Choral Evensong“ anlehnt.<br />

Am Sonntag, 14. September, wird die Stadtkirche<br />

im Rahmen des bundesweit veranstalteten „Tages<br />

des Offenen Denkmals“ ab 15 Uhr geöffnet sein.<br />

Durch Führungen und Vorträge wird dann die<br />

„neue, alte Kirche“ vorgestellt.

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