Eifel
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<strong>Eifel</strong><br />
Gäste, die, wie all’ die nachfolgenden Besucher, fasziniert waren von den<br />
Kleinkamelen“, erinnert sich Horst Dicketmüller gerne. Kurze Zeit später besuchten<br />
ihn und seine Lamas 25 Schulkinder. Alle Besucher sind sich stets einig, dass es ein<br />
unvergessliches Erlebnis war, dass einen jeden von ihnen bereichert. „Nur dumm,<br />
dass bei diesem ersten Besuch alle Tiere weggelaufen sind und ausgerechnet<br />
Jauche ausgefahren wurde und meine Tiere über diese Wiesen gelaufen sind.<br />
Die Führleinen waren natürlich mit Jauche getränkt und rochen entsprechend.<br />
Erfreulich war, dass sich die Tiere nach 30 Minuten einfangen ließen und wir unser<br />
Programm vorsetzen konnten.“ Inzwischen haben viele Kinder ihren Geburtstag<br />
zusammen mit Freunden und den „Venn-Lamas“ in Paustenbach gefeiert. In den<br />
Wintermonaten bieten Horst Dicketmüller und seine Frau Brigitte zusammen mit<br />
ihren Tieren jeweils für Samstag und Sonntag eine Familienwanderung an. „Unser<br />
Angebot soll die Menschen motivieren, auch in den Wintermonaten die Natur zu<br />
genießen. Bislang konnten wir feststellen, dass Kleinkinder, Jugendliche, Eltern<br />
und Großeltern gemeinsam sehr viel Spaß an Wanderungen mit Kleinkamelen<br />
haben. Wenn es meine Zeit erlaubt, gehe ich auch mit Einzelpersonen eine Tour<br />
entsprechend der Wünsche meines Gastes.“ Inzwischen sind die Venn-Lamas<br />
nicht nur in der Region beliebt, und Horst Dicketmüller hat sich viele neue didaktische<br />
Ansätze für seine Gäste einfallen lassen, die allen viel Freude machen. So<br />
können seine kleinen und großen Besucher einen Lama-Führerschein machen,<br />
oder aus der feinen Wolle kleine Kunstwerke filzen.<br />
Lamas und Alpakas sind Haustiere - so genannte Neuweltkameliden - und<br />
gehören zur Familie der Kamele. Sie sind seit 1985 in Deutschland in privater<br />
Haltung und zählen seither zu den landwirtschaftlichen Nutztieren. Die Heimat von<br />
Neuweltkameliden sind die Hochlagen der Anden in Südamerika. Dort leben auch<br />
heute noch ihre Vorfahren, die Vicunjas und Guanakos in freier Wildbahn. Lamas<br />
und Alpakas wurden bereits vor ca. 5.000 bis 7.000 Jahren domestiziert. Sie haben<br />
auch keine Hufe, wie Pferde, oder Klauen, wie Schafe, Kühe oder Ziegen - sondern<br />
weiche Schwielen an der Fußunterseite mit zwei Zehennägeln. Dadurch sind die<br />
Tiere sehr trittsicher und beschädigen die Grasnarbe nicht. Alpakas wurden auf feine<br />
Wollqualität hin selektiert, Lamas werden auch heute noch von den Einheimischen<br />
als Tragtiere verwendet. Sie sind keine Reittiere, sondern lediglich Lastentiere, die<br />
bis zu 50 Kilogramm tragen können. Alpakas sind wesentlich kleiner als Lamas (bis<br />
max. 90cm), liefern dafür aber wesentlich mehr Wolle, auch Vlies genannt.<br />
Die Hitze macht den Tieren am meisten zu schaffen, darum ist es wichtig,<br />
dass ihnen Schattenplätze zur Verfügung stehen. Kälte und Temperaturen bis<br />
minus 30°C machen ihnen nichts aus – also beste Voraussetzungen, um in<br />
der <strong>Eifel</strong> zu leben. So reicht ein einfacher Unterstand als Wetterschutz aus.<br />
Die Tiere sollten aber jederzeit Zugang zur Weide haben. Lamas und Alpakas<br />
sind sehr genügsame Tiere. Zusätzlich zum Gras der Weide muss ihnen nur<br />
genügend gutes Heu und sauberes Wasser zur Verfügung stehen. Kraftfutter<br />
brauchen sie nicht. Mineralien und Himalajasalzlecksteine tragen zusätzlich<br />
zum Wohlbefinden bei und werden gerne angenommen. Brot oder Obst verursacht<br />
Koliken. Auch haben die Tiere eine sehr dünne Speiseröhre. Sie können<br />
an einem Stück Fallobst bereits ersticken. Sie sind Herdentiere und sollten nie<br />
allein gehalten werden. Je größer die Herde, umso sicherer fühlen sie sich.<br />
Eine Vergesellschaftung mit Pferden, Schafen oder Ziegen ist aber ungeeignet,<br />
denn diese koten auf der ganzen Weide. Da Kameliden „stubenrein“ sind, Stall<br />
und Wiese sauber halten und nur ausgewählte Kotplätze benutzen, würden<br />
sie von verschmutzten Weiden nur ungern fressen und es bestünde die Gefahr<br />
der Keimübertragung. Die Lebenserwartung der Kameliden liegt bei ca.<br />
20 Jahren. Für Aktivitäten und Therapiearbeit verwendet man meist Wallache.<br />
Sie sind ausgeglichen und ruhig. Die Arbeit mit Stuten ist möglich, aber<br />
während der Trächtigkeit und Aufzucht brauchen sie ihre Ruhe, und es kommt<br />
zu langen Ausfallzeiten. Diese friedlichen Zeitgenossen lediglich als „lebendige<br />
Rasenmäher“ zu benutzen, würde ihren Bedürfnissen nicht gerecht werden. Da<br />
sie von Natur aus neugierig - aber niemals aufdringlich - sind, freuen sie sich<br />
über Abwechslung in Form von neuen Gesichtern und Spaziergängern. Ach ja,<br />
und spucken können sie natürlich auch! Aber nur untereinander! Sollte doch<br />
mal ein Mensch getroffen werden, war das meist nur ein Versehen!<br />
Weitere Informationen zu den Venn-Lamas gibt es im Internet unter:<br />
www.venn-lamas.de