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oder lieber doch elektronische Musik in München?

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22 Klangwelten<br />

In m<strong>oder</strong>ner <strong>Musik</strong> verzichtet man oft bewusst<br />

auf allzu viele Auflösungen, da sie<br />

sehr trivial anmuten. Das sche<strong>in</strong>bare Offenlassen<br />

lässt den Hörer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundstimmung<br />

alle<strong>in</strong>e, die vermisste Geborgenheit<br />

ist gerade exakt das, was die <strong>Musik</strong><br />

bezweckt. Dieses Instrument ist häufig <strong>in</strong><br />

Soundtracks und <strong>Musik</strong>untermalungen von<br />

TV-Serien anzutreffen.<br />

Auch hierzu gibt es wieder e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Hörbeispiel,<br />

welches (fast) ohne Auflösungen<br />

ist. In Bild 3 ist das Notenbild hiervon zu<br />

sehen. Vor allem im Jazz f<strong>in</strong>det man fast<br />

immer e<strong>in</strong>e permanente Begleitung mit<br />

derart ‘offenen’ Akkorden.<br />

In der <strong>Musik</strong> fallen häufig die wichtigen<br />

Begriffe des Kontrapunktes und der Polyphonie.<br />

Letztere heißt zunächst wörtlich<br />

übersetzt eigentlich Mehrstimmigkeit <strong>oder</strong><br />

Mehrtönigkeit. Nicht zu verwechseln ist<br />

der Begriff mit dem der technischen Polyphonie<br />

– e<strong>in</strong>e Eigenschaft von Instrumenten.<br />

Im musikalischen Kontext bedeutet<br />

die Polyphonie das Vorhandense<strong>in</strong> mehrerer<br />

Melodien, die gleichzeitig gespielt<br />

<strong>oder</strong> gesungen werden. Jede der Melodien<br />

unterliegt akkordharmonischen Regeln,<br />

trotzdem passen sie zusammen – die<br />

ältere klassische <strong>Musik</strong> kennt solche Konstrukte<br />

noch nicht. In der m<strong>oder</strong>nen <strong>Musik</strong><br />

h<strong>in</strong>gegen ist die Polyphonie eigentlich das<br />

Normalste auf der Welt – das Gegenteil,<br />

die Monophonie wäre wieder etwas Besonderes.<br />

Ton<strong>in</strong>tervalle und Sequenzen<br />

Über die Melodie und bestimmte Ton<strong>in</strong>tervalle<br />

zu spekulieren und zu urteilen, stößt<br />

schnell an Grenzen, denn die Vielzahl der<br />

Möglichkeiten ist hier ungleich größer als<br />

bei anderen Kriterien der <strong>Musik</strong>. Trotzdem<br />

sollen hier mal e<strong>in</strong> paar Möglichkeiten betrachtet<br />

werden.<br />

Sehr populär s<strong>in</strong>d Zweiton-Sprungsequenzen,<br />

bei denen e<strong>in</strong> Ton als Bezug ständig<br />

gleicht bleibt, der zweite aber <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Abstand<br />

dazu immer kle<strong>in</strong>er <strong>oder</strong> größer wird.<br />

Das vierte Hörbeispiel zeigt diese Technik.<br />

Es hat auch viel mit Spieltechnik zu tun,<br />

und auf vielen Instrumenten s<strong>in</strong>d solche<br />

‘Läufe’, die eigentlich ke<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d, relativ<br />

e<strong>in</strong>fach zu spielen, weil sich e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>ger des<br />

Gabelgriffs quasi ausruhen kann, während<br />

nur der zweite Greiff<strong>in</strong>ger wandern muss.<br />

Schwieriger ist dagegen e<strong>in</strong>e gefächerte<br />

Zweiersequenz im fünften Hörbeispiel.<br />

Bild 4: Sequencer-Melodiemuster – extrem schnelle Passagen, die konventionell kaum spielbar s<strong>in</strong>d<br />

Die Verknüpfung schneller Rhythmusstrukturen<br />

mit konsequent ‘e<strong>in</strong>tönigen’ Melodien<br />

ist die Basis von Sequencer-Läufen – hörbar<br />

im sechsten Hörbeispiel. Die Anwendung<br />

der oben erwähnten Melodiemuster<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schnellen Abfolge ist prädest<strong>in</strong>iert<br />

für e<strong>in</strong>e Begleitung bzw. Untermalung durch<br />

den Sequencer. Mit herkömmlichen Instrumenten<br />

ist e<strong>in</strong>e solche Begleitung oftmals<br />

kaum durchzuhalten <strong>oder</strong> ist zum<strong>in</strong>dest etwas<br />

holprig. Denn gerade die exakte Interpunktion<br />

ist hier von ausschlaggebender<br />

Bedeutung.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Art von Pseudomelodie ist<br />

die der Akkordsynthese, d. h. es werden<br />

lediglich die jeweiligen Töne des gerade<br />

gespielten Akkordes verwendet. Extreme<br />

Umkehrung ist die Vertauschung von Melodie<br />

und Begleitung, also z. B. können Bass<br />

und Lead ihre Rollen tauschen – Bass<br />

spielt also Melodie, die sonst im Vordergrund<br />

betonenden Lead-Instrumente spielen<br />

nur noch Akkorde. Die Wirkung solcher<br />

Passagen ist eigentümlich, und es ist<br />

meist wie e<strong>in</strong>e Steigerung, die nach Auflösung<br />

verlangt. Bezeichnendes Beispiel<br />

wäre K<strong>in</strong>g Crimson mit dem Instrumentaltitel<br />

Red (welches übrigens noch e<strong>in</strong>ige<br />

andere <strong>in</strong>teressante musikalische Aspekte<br />

be<strong>in</strong>haltet).

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