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oder lieber doch elektronische Musik in München?

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42 Report<br />

Soundtrack der virtuellen Realität<br />

M<strong>in</strong>d.In.A.Box<br />

M<strong>in</strong>d.In.A.Box s<strong>in</strong>d mehr als e<strong>in</strong> bloßes Electro-Projekt. Das Dependent-Duo<br />

spannt den Bogen vielmehr bei jedem Release immer e<strong>in</strong><br />

bisschen weiter, als man es von anderen Genrefreunden gewohnt<br />

ist. Geschichten rund um die Songs, ja Konzepte, die sich bis <strong>in</strong>s<br />

Internet tragen, machen ihre Veröffentlichungen zu mehr als bloßen<br />

Silberl<strong>in</strong>gen für den CD-Schrank. „Crossroads“ heißt ihr neuestes Kapitel,<br />

und der Protagonist muss sich nun entscheiden, welchen Weg<br />

er e<strong>in</strong>schlägt. Wir nahmen <strong>Musik</strong>er Stev <strong>in</strong>s Kreuzfeuer, um etwas<br />

mehr über die Arbeit <strong>in</strong> und um M<strong>in</strong>d.In.A.Box zu erfahren.<br />

Magst du dich unseren Lesern e<strong>in</strong>mal<br />

persönlich vorstellen?<br />

Me<strong>in</strong> Name ist Stefan Poiss alias “Stev”,<br />

32Jahre alt, geboren <strong>in</strong> Wien und lebe<br />

auch <strong>in</strong> dieser wunderbaren Stadt. Zurzeit<br />

Fulltime-Komponist/Produzent. Zeitweise<br />

als Programmierer tätig. Me<strong>in</strong>e Hobbies<br />

s<strong>in</strong>d Inl<strong>in</strong>e-Skaten und Snowboarden. In<br />

der Band M<strong>in</strong>d.In.A.Box übernehme ich<br />

Gesang, Komposition und Produktion.<br />

Welche Synthesizer bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong><br />

de<strong>in</strong>em Studio?<br />

Das s<strong>in</strong>d: Roland JV880, Waldorf Pulse,<br />

Korg Wavestation SR, Waldorf Microwave<br />

XT, Roland JP8080 und zu guter Letzt der<br />

Access Virus TI.<br />

Der war sicherlich auch de<strong>in</strong> letzter<br />

E<strong>in</strong>kauf?<br />

Ja, richtig.<br />

Welchen Synth aus dem Arsenal würdest<br />

du als de<strong>in</strong>en Liebl<strong>in</strong>g bezeichnen?<br />

Den Roland JP 8080, weil er sehr angenehm<br />

kl<strong>in</strong>gt und sehr gut zu bedienen<br />

ist. Er macht das, was er soll, und man<br />

kann sehr schnell mit ihm arbeiten. Das<br />

schätze ich sehr an dem Gerät, obwohl<br />

er auch e<strong>in</strong> paar Macken hat. Trotz allem<br />

arbeite ich mit ihm sehr gerne.<br />

De<strong>in</strong>e Geheimwaffe?<br />

E<strong>in</strong>en Arbeitsplatz zu haben, an dem ich<br />

schnell arbeiten kann, ist für mich e<strong>in</strong>es<br />

der wichtigsten D<strong>in</strong>ge, um Kreativität<br />

umsetzen zu können. Oft ertappt man<br />

sich dabei, e<strong>in</strong>e Idee zu verwerfen, weil<br />

man beispielsweise Kabel A an Anschluss<br />

B anschließen müsste und es dann aber<br />

aus Bequemlichkeit nicht macht. So etwas<br />

f<strong>in</strong>de ich immer schlecht. Der Aufwand<br />

sollte ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis darstellen. Es zählt<br />

im Endeffekt immer nur das Resultat.<br />

Welcher Synthesizer ist sehr typisch für<br />

euren Sound, würdest du sagen?<br />

Vielleicht der alte Roland JV880. Me<strong>in</strong>e<br />

Liebl<strong>in</strong>gs-Str<strong>in</strong>gs und Pads stammen meist<br />

noch immer von diesem Gerät.<br />

Wann f<strong>in</strong>g de<strong>in</strong>e Passion für <strong>elektronische</strong><br />

<strong>Musik</strong> und Synthesizer überhaupt an?<br />

Vor etwa 20 Jahren mit dem Commodore<br />

C64 und dem SID-Chip. Re<strong>in</strong>e Synthesizer<br />

waren zu der Zeit für mich unerschw<strong>in</strong>glich.<br />

Ich arbeitete zusammen mit<br />

Markus an diversen eigenen Computerspielen<br />

und vertonte <strong>in</strong> Folge das Spiel<br />

„Oldtimer“ am PC. Markus schrieb die<br />

Soundrout<strong>in</strong>en und den Sequencer “MFD”<br />

(siehe Foto), den er speziell für mich entwickelte<br />

und der zunächst als re<strong>in</strong>er Adlib-<br />

Sequencer diente. Adlib hießen damals<br />

die ersten Soundkarten am PC, die, ich<br />

glaube, neun Stimmen und zwei Drumstimmen<br />

zugleich erzeugen konnten. Das<br />

ganze klang e<strong>in</strong> wenig wie e<strong>in</strong> Gepiepse<br />

mit e<strong>in</strong> paar Rausch-Percussion-Klängen.<br />

Vom Sound her nicht so e<strong>in</strong>drucksvoll wie<br />

der C64, aber dafür gab es Stimmen. Wir<br />

versuchten damals, alles aus dem D<strong>in</strong>g<br />

an Klang herauszuholen, arbeiteten mit<br />

Filtertabellen usw. Der Sequencer “MFD”<br />

wurde von Markus später auf MIDI erweitert,<br />

und ich arbeitete noch lange Zeit<br />

damit, auch als schon jeder andere e<strong>in</strong>en<br />

audio-fähigen Sequencer verwendete. Die<br />

meisten Songs aus unserem ersten Album<br />

“Lost Alone” schrieb ich ursprünglich noch<br />

damit. Irgendwann musste ich natürlich<br />

dann umsteigen, und das war dann auch<br />

der Zeitpunkt, als ich von der Computerspiele-<strong>Musik</strong><br />

<strong>in</strong> die professionelle <strong>Musik</strong><br />

wechselte und M<strong>in</strong>d.In.A.Box gegründet<br />

wurde. Markus schreibt übrigens heute<br />

die Texte für M<strong>in</strong>d.In.A.Box.<br />

Wie sieht euer Arbeitsplatz aus?<br />

Sehr kompakt, und mittlerweile ist etwas<br />

zu wenig Platz. Ich habe es aber sehr<br />

gerne, so umz<strong>in</strong>gelt zu se<strong>in</strong> von <strong>elektronische</strong>n<br />

Geräten. Der Vorteil davon ist,<br />

dass ich fast alles unmittelbar bedienen<br />

kann, das ist für mich ungeme<strong>in</strong> wichtig.<br />

Zu euren besten Livetools brauche ich<br />

euch ja nicht zu fragen…<br />

Es gab von M<strong>in</strong>d.In.A.Box bis dato ke<strong>in</strong>e<br />

Live-Auftritte, ja. Wir kriegen zwar laufend<br />

Anfragen, aber bis jetzt schafften wir es<br />

nicht. Vielleicht lassen wir uns <strong>doch</strong> noch<br />

e<strong>in</strong>mal dazu überreden.<br />

Ihr setzt sehr auf Voc<strong>oder</strong> – was mögt ihr<br />

so an ihnen?<br />

Ich setze oft e<strong>in</strong>en Voc<strong>oder</strong> e<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>e<br />

distanzierte Art der Sichtweise unserer<br />

Erzählungen als Ergänzung zu me<strong>in</strong>er<br />

natürlichen Stimme darzustellen. Das ist<br />

gerade für unser Projekt M<strong>in</strong>d.In.A.Box<br />

sehr wichtig, da sich <strong>in</strong> unseren Alben<br />

e<strong>in</strong>e science-fiction-artige Story durchzieht<br />

und wir damit aus mehreren Ebenen<br />

erzählen können. Nichtsdestotrotz f<strong>in</strong>de<br />

ich e<strong>in</strong>en Voc<strong>oder</strong>sound e<strong>in</strong>fach cool, und<br />

es passt vom Sound perfekt zu unserer<br />

<strong>elektronische</strong>n Science-Fiction-Vorstellung.<br />

Welches ist euer Liebl<strong>in</strong>gsvoc<strong>oder</strong>, und<br />

wie geht ihr mit ihm um?<br />

Ich habe den e<strong>in</strong>gebauten Voc<strong>oder</strong><br />

vom JP8080 gerne verwendet. Der kam<br />

beispielsweise <strong>in</strong> dem Song “Lost Alone”<br />

von dem gleichnamigen Album zum<br />

E<strong>in</strong>satz. Die Sprachverständlichkeit bei<br />

ihm ist allerd<strong>in</strong>gs nicht allzu gut. Sehr<br />

gut gefällt mir auch der Softwarevoc<strong>oder</strong><br />

“Vokko”. Es hilft meistens, die Vocalspur,<br />

bevor sie <strong>in</strong> den Voc<strong>oder</strong> geht, mit EQs<br />

zu bearbeiten und beispielsweise Höhen<br />

und Tiefen zu cutten. Auch e<strong>in</strong> Bitcrusher<br />

auf der Vocalspur kann helfen, bevor<br />

sie <strong>in</strong> den Voc<strong>oder</strong> geht. Dann kl<strong>in</strong>gt es<br />

auch gleich mehr nach Retro. Unseren<br />

typischen Voc<strong>oder</strong>sound von den Songs<br />

“Change” <strong>oder</strong> “Lament for Lost Dreams”<br />

will ich aber nicht verraten, da man diesen<br />

Sound schon sehr mit M<strong>in</strong>d.In.A.Box <strong>in</strong><br />

Verb<strong>in</strong>dung br<strong>in</strong>gt.<br />

Was war neu für euch auf der aktuellen<br />

CD?<br />

Wir versuchen natürlich, jedes Album<br />

besser zu machen als das vorige. Man<br />

schiebt den Punkt der eigenen Zufriedenheit<br />

immer weiter h<strong>in</strong>aus, und es wird<br />

dadurch zwangsläufig immer aufwendiger.<br />

Ich versuche, mich mit vielen anderen<br />

<strong>Musik</strong>stilen ause<strong>in</strong>anderzusetzen und

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