05.12.2012 Aufrufe

oder lieber doch elektronische Musik in München?

oder lieber doch elektronische Musik in München?

oder lieber doch elektronische Musik in München?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

26 Report<br />

Das SIEMENS-Studio<br />

Jo, mei des is a Oktoberfest -<br />

<strong>oder</strong> <strong>lieber</strong> <strong>doch</strong> <strong>elektronische</strong> <strong>Musik</strong> <strong>in</strong> <strong>München</strong>?<br />

Der Anfang und die Geschichte<br />

Es herrscht das Jahr 1956. Der Krieg ist<br />

langsam vergessen, das Wirtschaftswunder<br />

blüht. E<strong>in</strong> Schwarz-Weiß-Fernseher mit<br />

Röhren ist gerade hip und absolutes High-<br />

Tech-Symbol der Zeit. Elektronische <strong>Musik</strong><br />

wird „elektrisch“ produziert, und meist<br />

eher im kommerziellen S<strong>in</strong>ne mit Gitarre<br />

und Orgel. Das Trautonium und das Ätherophon<br />

waren nicht so verbreitet, und die<br />

„musique concrete“ beschäftigte sich eher<br />

mit der Verfremdung von akustischen Klängen.<br />

In dieser Zeit produzierte der Siemens-<br />

Konzern e<strong>in</strong>en neuen Image-Film über<br />

se<strong>in</strong> technisches Leistungs-Portfolio. Der<br />

Film wurde 1955 fertig und zeigt die m<strong>oder</strong>nen<br />

Produktionsmethoden <strong>in</strong> den Bereichen<br />

der Elektrotechnik und der immer<br />

mehr aufkommenden Elektronik. Während<br />

frühere Imagefilme noch <strong>in</strong> schwarz-weiß<br />

und mit klassischem Orchester produziert<br />

worden waren, sollte dieser Film e<strong>in</strong> völlig<br />

neuartiges audiovisuelles Spektakel<br />

werden. Alle<strong>in</strong>e schon die Filmaufnahmen<br />

zeigten teils spektakuläre Bilder, welche<br />

sogar noch heute bee<strong>in</strong>drucken können.<br />

Bild aus dem Film „Impuls unserer Zeit“<br />

Dieser Film sollte auch entsprechend <strong>in</strong>novativ<br />

vertont werden. Deshalb wurde<br />

der Komponist Carl Orff von der Siemens-<br />

Geschäftsleitung gefragt, wie denn dieser<br />

Image-Film des Unternehmens musikalisch<br />

passend untermalt werden könnte.<br />

Er empfahl, auf jeden Fall e<strong>in</strong>e technische<br />

<strong>Musik</strong> zu produzieren, wofür er se<strong>in</strong>en<br />

Schüler Josef Anton Riedel vorschlug,<br />

welcher dann gleich e<strong>in</strong>e elektronisch<br />

erzeugte <strong>Musik</strong> anstrebte. Die Firmenleitung<br />

beschloss, dieses gewagte Experiment<br />

durchzuführen und e<strong>in</strong> spezielles<br />

Studio dafür zu entwickeln. Im Oktober<br />

1956 wurde mit der Umsetzung dieser<br />

Aufgabe begonnen und e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe<br />

gegründet.<br />

Die technische Leitung der Entwicklung<br />

wurde an Alexander Schaaf übertragen,<br />

der diese Aufgabe zusammen mit Mitarbeitern<br />

wie Helmut Kle<strong>in</strong> und Hans-Joachim<br />

Neuman löste. Josef Anton Riedel wurde<br />

als musikalischer Berater h<strong>in</strong>zu gezogen<br />

und mit der Komposition der Filmmusik<br />

beauftragt.<br />

Exkurs: An dieser Stelle sei e<strong>in</strong>mal der Wandel<br />

der Zeit anzumerken. Heutzutage wird<br />

für so e<strong>in</strong>en Imagefilm e<strong>in</strong> Projekt-auftrag<br />

an e<strong>in</strong>en Dienstleister erteilt, der dann mitunter<br />

nur e<strong>in</strong>e bis zwei Wochen Zeit hat.<br />

Damals wurde e<strong>in</strong> Zeitraum von knapp<br />

drei Jahren für die Produktion der <strong>Musik</strong><br />

angesetzt. So absolut neu war damals das<br />

Thema „Elektronische <strong>Musik</strong>“.<br />

Für die Studioausrüstung wurde der E<strong>in</strong>satz<br />

e<strong>in</strong>es Voc<strong>oder</strong>s geplant und e<strong>in</strong> solcher<br />

speziell für das Studio gefertigt.<br />

Geräte, die es heute als 19“-E<strong>in</strong>schub gibt,<br />

waren zu jener Zeit eher noch <strong>in</strong> Schrankgröße<br />

anzutreffen.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Kern der Entwicklungsarbeit<br />

bestand <strong>in</strong> der Idee, e<strong>in</strong>e Steuerung von<br />

Parametern zu ermöglichen. So sollten Tonhöhe,<br />

Klangfarbe, Lautstärke und Tondauer<br />

mit Lochstreifen steuerbar se<strong>in</strong>.<br />

Noch war die Produktion von <strong>elektronische</strong>r<br />

<strong>Musik</strong> sehr aufwändig. Gängige Verfahrensweise<br />

war zu dieser Zeit, entstandene<br />

Tonbandaufnahmen zu zerschneiden und<br />

neu ane<strong>in</strong>ander zu kleben, da meist nur<br />

e<strong>in</strong>zelne Tonereignisse aufgenommen werden<br />

konnten. Jetzt war es also mit diesem<br />

Studio möglich, die Abläufe vorzuprogrammieren<br />

und anschließend <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Durchgang<br />

aufzunehmen.<br />

Diese Technik war e<strong>in</strong> Quantensprung im<br />

Bereich der Produktion. Die Studio-Entwicklung<br />

wurde 1959 abgeschlossen, und<br />

im Frühjahr wurde dann die eigentliche<br />

Filmmusik komponiert<br />

Die Voc<strong>oder</strong>-Schrankwand

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!