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34 MUSiK Bremer Philharmoniker<br />
Markus Poschner by Steffen Jänicke<br />
Die Ferien sind schon lange vorbei<br />
und zu arbeiten hatten die Bremer<br />
Philharmoniker auch bereits genug<br />
– etwa beim Musikfest Bremen. Nun<br />
beginnt die Abo-Saison. Zum Auftakt<br />
sprach Stephan Cartier mit dem Intendanten<br />
des Orchesters, Christian Kötter-<br />
Lixfeld.<br />
foyer: Die Bremer Philharmoniker sind<br />
mit fast 90 Prozent Zuschauer-Auslastung<br />
im vergangenen Jahr unter die<br />
zehn besten Philharmonischen Orchester<br />
der Republik gestoßen – was steckt dahinter?<br />
Glück, Können oder klassiksüchtige<br />
Bremer?<br />
Kötter-Lixfeld: Unser Bestreben war und<br />
ist es immer, eine Philharmonie für Bremen,<br />
eine Philharmonie für alle Bremerinnen<br />
und Bremer zu sein. Dabei schöpfen<br />
wir zum einen aus dem unglaublichen<br />
Erfahrungsschatz unserer 187-jährigen<br />
Geschichte, zum anderen nutzen wir genau<br />
dieses Feuer und diese Kraft, um die<br />
Zukunft mit all ihren Anforderungen meistern<br />
zu können. Damit sind neue Veranstaltungsformate<br />
ebenso gemeint wie eine<br />
effektive Kundenbindung. Wir sind uns als<br />
Original und unseren Ideen treu geblieben<br />
und erfinden uns trotzdem immer wieder<br />
neu. Zudem haben wir das große Glück,<br />
dass wir mit Markus Poschner einen Generalmusikdirektor<br />
haben, der das Potential<br />
unseres Orchesters erkannt hat und voll<br />
treffpUnKt<br />
„5nachsechs“<br />
Nach der Arbeit mal kurz ins Konzert: Die<br />
neue Saison der Bremer Philharmoniker<br />
Text: Stephan Cartier<br />
ausschöpft – wunderbar, dass er seinen<br />
Vertrag bei uns verlängert hat.<br />
Die neue Reihe „5nachsechs“ könnte Puristen<br />
auf den Plan rufen: Zu kulinarisch,<br />
zu wenig ambitioniert, Klassik für Zwischendurch<br />
– trifft Sie solche Kritik?<br />
Bei den „5nachsechs“ Konzerten handelt<br />
es sich ja gerade nicht um ein Klassik-Häppchen-Format.<br />
Wir bieten ein vollwertiges<br />
Konzertprogramm und bedienen<br />
damit ganz bewusst Zuhörer, die quasi auf<br />
dem Nachhauseweg in der Glocke vorbeigucken<br />
und sich nicht extra fein machen<br />
müssen. Man sucht sich einen Platz, der<br />
einem gefällt, entspannt und genießt, hört<br />
aber sicher nicht weniger intensiv. Die besondere<br />
Mischung aus Musik, Gästen und<br />
kurzen Gesprächen bildet den Einstieg<br />
zum „Afterwork“ mit Freunden und Bekannten.<br />
Dahinter stecken aber natürlich<br />
auch gesellschaftliche Tendenzen, die es<br />
wahrzunehmen gilt. Die Arbeitszeiten verschieben<br />
sich eher nach hinten, die Familie<br />
und die Freizeit gewinnt eine größere<br />
Bedeutung, eine größere Flexibilität wird<br />
uns allen generell eingefordert.<br />
Wer sind die Adressaten dieser Reihe?<br />
Das ist unterschiedlich. In erster Linie sind<br />
es Menschen, die sich nicht auf ein Abo<br />
mit stehenden Terminen festlegen können<br />
oder wollen und denen zwei Stunden Konzert<br />
nach einem harten Arbeitstag einfach<br />
Mischa Maisky by Mat Hennek / DG<br />
“zu viel” sind. Daneben interessiert uns natürlich<br />
sehr der spontane Besucher aus der<br />
Innenstadt während des Einkaufs in der<br />
Stadt, Tagesgäste, Konzertneulinge, die<br />
ernst genommen werden wollen, aber keine<br />
“pädagogische Anleitung” wollen und die<br />
ein “normales” Konzert noch abschreckt<br />
sowie alle Neugierigen, die mal sehen wollen,<br />
was die Philharmoniker so alles auf die<br />
Bühne bringen.<br />
Im krassen Gegensatz zum Leichten<br />
und Kompakten bei „5nachsechs“ steht<br />
die Fortführung des Mahler-Projektes.<br />
Und auch Bruckners 4. Sinfonie ist ein<br />
Schwerstgewicht. Heißt das Programm-<br />
Motto: Für jeden etwas?<br />
Ja, aber nicht im Sinne von Schubladen<br />
wie „leicht“ oder „schwer“, E- oder U-Musik,<br />
„lang“ oder „kurz“. Wenn eines in<br />
den letzten Jahren bei Projekten wie „Tristan<br />
konzertant“, der Zusammenarbeit<br />
mit der SWR-Bigband, dem Ensemble Sarband<br />
und vielen anderen klar geworden<br />
ist, dann doch, das sowohl der Wagnerianer<br />
als auch der Wagner-Anfänger am gleichen<br />
Abend auf ihre Kosten kommen. Der<br />
Schlüssel zum Erfolg dabei ist, das vermeintlich<br />
Bekannte neu zu entdecken. Insoweit<br />
ist es wirklich unsere Aufgabe, den<br />
schweren Staub der Zeit von den Vorhängen<br />
zu pusten und die Werke wieder auf<br />
das zurückzubringen, wozu sie vom Komponisten<br />
erdacht worden sind. Ansonsten