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Foyer-Kulturjournal

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und die „reine Frau“ – meint Kratzer: „Es geht ja nicht um die<br />

Verführerin oder die Hausfrau. Die Frauen stehen für ein je anderes<br />

System ein, für die Tannhäuser sich eben nicht entscheiden<br />

kann. Dies ist sein Lebensproblem. Ich meine, dass der Inhalt<br />

von Tannhäuser die Alpträume des Komponisten sind: er wird<br />

überall versagen, das Werk ist ein doppelter Abwehrzauber. Das<br />

merkt man übrigens auch an der sehr heterogenen Musik, und<br />

ich glaube, dass man diese Disparatheit – Bacchanal, Elisabeths<br />

Hallen-Arie, Wolframs Lied an den Abendstern und die sehr<br />

avancierte Romerzählung als vollkommen unterschiedliche<br />

Welten – nicht homogenisieren darf.“ Kratzer weiter: „Wir spielen<br />

das Stück in einem imaginären Heute, das ist nicht unbedingt<br />

Deutschland, das kann überall sein“.<br />

Die 1845 in Dresden mit mäßigem Erfolg uraufgeführte „Große romantische<br />

Oper“ von Wagner, der sowohl Regie führte als auch die<br />

musikalische Leitung hatte, ist geprägt von sehr unterschiedlichen<br />

Stilmitteln: Die französische Grand Opéra, die er erreichen wollte,<br />

sowie Beethoven, Weber und Schubert als Vertreter der deutschen<br />

Oper stehen in der erstmals durchkomponierten Oper Pate. Dann<br />

klingt manches französisch, manches italienisch. Ende der 50er<br />

Jahre haben fast alle größeren Bühnen Tannhäuser im Repertoire.<br />

Nach dem Pariser Skandal zog Wagner sein Werk erst einmal zurück<br />

und brachte 1875 die Pariser Fassung in Wien auf die Bühne.<br />

Diese Fassung liegt der Bremer Aufführung zugrunde.<br />

Der Dirigent Markus Poschner, nach seiner fulminanten „Tristan<br />

und Isolde“-Interpretation gefragt nach dem Unterschied<br />

zwischen den Werken: „Interessanterweise sind ja Tristan und<br />

Tannhäuser eng miteinander verbunden. Wir spielen die Wiener<br />

Fassung – sozusagen sein ‚bislang’ letztes Wort –, welche viele<br />

neu entworfene Orchesterzwischenspiele im Gegensatz zur<br />

Dresdner Fassung enthält. Wagner hatte nach und während seiner<br />

Tristan-Zeit den Tannhäuser gehörig umgearbeitet und vor<br />

allen Dingen orchestral verfeinert. Viele Klänge erinnern jetzt an<br />

die Tristan-Partitur, als wäre da plötzlich eine Art zweite Haut.<br />

Beide Helden sind zueinander sicherlich verwandt. Beide sind<br />

von Todessehnsucht und vom Erlösungsgedanken getrieben,<br />

wobei die Unzufriedenheit mit dem ‚Status quo’ die Triebfeder<br />

darstellt. Ihre Wege und ihr Schicksal unterscheiden sich selbstverständlich.<br />

Auch im Tannhäuser wird man das Gefühl nie ganz<br />

los, dass der Held dem Komponisten aus der Seele spricht, ganz<br />

genauso eben wie im Tristan.“<br />

Premiere am 18. September um 17 Uhr. Regie: Tobias Kratzer,<br />

Bühne: Rainer Sellmaier, Musikalische Leitung: Markus Poschner.<br />

Weitere Vorstellungen: 30. Sept.; 2., 30. Okt.; 6. Nov.<br />

thEatER BREMEn Tannhäuser 7<br />

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