Testimonial - Universität Kaiserslautern
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Impressum<br />
Herausgeber Technische <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Fachbereich Sozialwissenschaften<br />
Auflage 250<br />
Fachgebiet Pädagogik<br />
Univ.-Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
Gebäude 57<br />
67663 <strong>Kaiserslautern</strong><br />
arnold@sowi.uni-kl.de<br />
www.sowi.uni-kl.de/paedagogik<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2011<br />
ISSN: 1431-7095<br />
2
Jubiläumsschrift<br />
20 Jahre<br />
Fachgebiet Pädagogik<br />
(Berufs- und Erwachsenenpädagogik)<br />
Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2011<br />
3
Inhalt<br />
1 Geleit<br />
Grußwort<br />
Seite<br />
3<br />
Interview 7<br />
Vorwort 13<br />
Testemonial Prof. Dr. Harald Geißler (UdBw Hamburg) 14<br />
Testemonial Prof. Philipp Gonon (<strong>Universität</strong> Zürich) 16<br />
2 Das Fachgebiet<br />
Aufgaben und Ziele 19<br />
Lehrangebote 19<br />
Ausgewählte Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
2000-2010 21<br />
Press Clippings 25<br />
Testemonial Prof. Dr. Dr.h.c. E. Nuissl (DIE/ Bonn) 33<br />
3 Arbeitsgruppen im Fachgebiet<br />
AG 1 Erwachsenenbildung 37<br />
Prof. Dr. Ingeborg Schüßler: Erwachsenen-<br />
Bildung im Modus der Konstruktion 48<br />
Testemonial: Prof. Dr. Rudi Tippelt/ PD Aiga von Hippel (<strong>Universität</strong><br />
München)<br />
AG 2 Schulentwicklung 57<br />
Prof. Dr. Henning Pätzold: Von „Lernschleifen“<br />
und „Oelkers-Kommissionen“ – ein Rückblick<br />
auf zwei Jahrzehnte der Lehrerbildung in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 75<br />
Testemonial Prof. Dr. Franz Hamburger (<strong>Universität</strong> Mainz) 76<br />
AG 3 Personalentwicklung 82<br />
PD Dr. Mikiko Esswein: Neue Beschäftigungs-<br />
formen und die Berufsbildung in Japan 97<br />
AG 4 Systemische Pädagogik und internationale<br />
Kooperationen 109<br />
Testemonial Prof. Dr. Hans-Günther Rolff (<strong>Universität</strong><br />
Dortmund) 130<br />
4 Ausgewählte Publikationen<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold 132<br />
Dr. Markus Lermen 137<br />
Dr. Hans-Jürgen Müller 138<br />
Dr. Anita Pachner 140<br />
Testemonial Prof. Dr. Horst Siebert (<strong>Universität</strong> Hannover) 140<br />
5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Kurzprofile 143<br />
5
1 Geleit<br />
Grußwort<br />
Das Fachgebiet Pädagogik an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> hat in den<br />
letzten 20 Jahren eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig dieses<br />
Fachgebiet für die gesamte <strong>Universität</strong> ist.<br />
In den Segmenten Erwachsenenbildung, Schulentwicklung,<br />
Personalentwicklung und Systemische Pädagogik konnten<br />
zahlreiche Drittmittelprojekte erfolgreich durchgeführt werden.<br />
Darüber hinaus wirkt das Fachgebiet Pädagogik weit über den<br />
eigenen Fachbereich hinaus. Zu nennen sind hier insbesondere<br />
der Aufbau des bundesweiten Erfolgsmodells Zentrums für<br />
Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW), die Erweiterung<br />
und Internationalisierung des ZFUWs zum Distance and<br />
Independent Studies Center (DISC) und als neustes Produkt die<br />
Diemersteiner Selbstlerntage. Hier werden Studierende der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> im Bereich der Selbstlern- und Selbstführungskompetenzen<br />
gestärkt.<br />
Auch international ist das Fachgebiet Pädagogik hervorragend<br />
aufgestellt. Insbesondere Lateinamerika steht hier im Zentrum<br />
der Aktivitäten, darüber hinaus werden in Eritrea pädagogische<br />
Führungskräfte im Masterprogramm „School Development“<br />
ausgebildet.<br />
Mit all diesen Aktivitäten trägt das Fachgebiet Pädagogik zur<br />
positiven Außendarstellung der TU <strong>Kaiserslautern</strong> bei. Deshalb<br />
lassen Sie mich die Gelegenheit wahrnehmen, Herrn Prof. Dr.<br />
Arnold und seinem fachlich hervorragend aufgestelltem Team für<br />
dieses überaus erfolgreiche Engagement zu danken.<br />
Ich freue mich schon auf die nächsten 20 innovativen Jahre des<br />
Fachgebiets Pädagogik an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
6
Interview<br />
Professoren Arnold und Münch - zwei Generationen im<br />
kollegialen Gespräch<br />
Münch: Lieber Rolf, für mich ist es ein großer<br />
Glücksfall, dass ich dich heute und hier interviewen darf. Seit<br />
meiner Emeritierung vor 23 Jahren verbindet uns eine<br />
wunderbare Kollegialität und Freundschaft. Ich habe immer deine<br />
unglaubliche Produktivität bewundert, die vielen und guten<br />
Bücher, die du geschrieben hast. Da habe ich mich gefragt, `wie<br />
kann man so etwas machen? Kannst du uns dein Geheimnis<br />
verraten, wie es möglich ist, neben all den vielen anderen<br />
Verpflichtungen so wunderbare und viele Bücher zu schreiben.<br />
Gibt es einen besonderen Trick, ein besonderes Geheimnis?<br />
Arnold: Also ich denke, das ist bei mir wie bei<br />
vielen anderen auch, von denen ich das weiß: Ich denke, wenn<br />
ich schreibe. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis. Und dann<br />
das andere, was dann noch hinzukommt, ist, dass ich eine<br />
gewisse Effektivität habe in der Organisation meines Tages. Also<br />
ich lebe nicht von morgens bis abends unterjocht und gestresst,<br />
sondern ich habe auch Zeit für angenehme Seiten des Lebens,<br />
wie du weißt. Aber ich bin ziemlich diszipliniert in Zeiträumen, die<br />
dann mir gehören, in denen ich lese, schreibe und denke.<br />
Meistens mache ich alles gleichzeitig. Ich lese, ich schreibe und<br />
ich denke. Und ich weiß von anderen Kollegen, wie zum Beispiel<br />
von dem leider jetzt schon verstorbenen großen<br />
Erwachsenenpädagogen Hans Tietgens, der hat das ganz genau<br />
so gemacht. Ich erinnere mich an eine Situation in Chemnitz auf<br />
einer Tagung vor vielen Jahren. Da haben Tietgens und ich uns<br />
unterhalten. Und ich habe ihm gesagt „Herr Tietgens, bei mir ist<br />
das so, ich denke eigentlich wenn ich schreibe“. Da erinnere ich<br />
mich noch genau, wie er gesagt hat „Machen wir das nicht alle<br />
so?“. Also von daher glaube ich, dass hier die Antwort auf Deine<br />
Frage liegt. Sicherlich kommt auch noch eine gewisse<br />
Begeisterung bei dieser Art von Dokumentation und<br />
Verschriftlichung von Gedanken hinzu. Sicherlich spielt dabei<br />
auch eine Rolle, dass ich mit dem, was ich schreibe eine<br />
Resonanz habe. Also wenn ich da vor mich hin schriebe und<br />
keiner griffe das auf, glaube ich wäre das sicherlich nicht<br />
nachhaltig für das eigene öffentliche Denken. Es ist also auch<br />
wichtig, dass wir da in einem Diskurs drin sind, den wir<br />
mitgestalten und mitprägen.<br />
Münch: Lieber Rolf, gibt es ein Buch aus deinen vielen Büchern,<br />
das dir besonders am Herzen liegt, das dir besonders viel bedeu-<br />
7
tet und von dem du glaubst, dass es auch anderen vielleicht viel<br />
bedeuten kann?<br />
Arnold: Das ist eine gute Frage. Es ist immer gerade das letzte<br />
Buch. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ich habe z.B. mein<br />
neues Buch „Selbstbildung“ nur für mich geschrieben; Ich hatte<br />
gar nicht vor, ein Buch zu schreiben. Es ist immer gerade das<br />
letzte, denn das letzte Buch zeigt immer wo der Gedankenfluss<br />
angekommen ist. Ich kann natürlich jetzt referieren was ich so<br />
weiß über die Zitierhäufigkeit meiner anderen Bücher. Dann ist<br />
es so, dass dieses 1985er Buch „Deutungsmuster“ bis heute<br />
immer wieder zitiert wird. Das ist ein sehr nachhaltiges Buch und<br />
ich habe auch den Eindruck, dass die „Konstruktivistische<br />
Erwachsenenbildung“ (mit Horst Siebert) und dieses Systemik-<br />
Buch, das erste im Carl-Auer-Verlag, sehr nachhaltig rezipiert<br />
werden. Aber für mich es das dann auch schon vorbei. Das<br />
erinnert mich an Humberto Maturana, der hat das auch<br />
sinngemäß so gesagt: „In dem Moment, wo wir ein Buch fertig<br />
geschrieben haben oder einen Text, dann gehört er uns auch<br />
nicht mehr.“ Und so ähnlich geht es mir auch.<br />
Münch: Rolf, bei Übernahme des Lehrstuhls Pädagogik durch<br />
dich hatte der Lehrstuhl die Bezeichnung „Pädagogik: insbesondere<br />
Berufs- und Betriebspädagogik“. Als du dann den Lehrstuhl<br />
übernommen hast, hast du eine kleine Umakzentuierung<br />
vorgenommen, der Lehrstuhl heißt nun „Pädagogik: insbesondere<br />
Berufs- und Erwachsenenpädagogik“. Ich glaube die<br />
Erwachsenenbildung, und das kann man ja auch verfolgen an all<br />
den Projekten, die du gemacht hast, liegt dir besonders am<br />
Herzen und daraus ist meines Erachtens auch insbesondere das<br />
Fernstudienzentrum vor fast 20 Jahren entstanden, das Du<br />
gegründet und entwickelt hast, , und dieses ist ja auch ein<br />
ungeheurer Erfolg für unsere <strong>Universität</strong> geworden. Nun<br />
inzwischen stellt sich heraus, dass du dieses Konzept noch<br />
weiter führst bzw. erweiterst. Kannst du uns sagen, wie das jetzt<br />
in Zukunft aussehen wird?<br />
Arnold: Ich denke mit der Berufs- und Betriebspädagogik ist das<br />
so: Der Lehrstuhl hieß „Pädagogik, insbesondere Betriebs- und<br />
Berufspädagogik“. Dahinter war die Erwartung der Fakultät , das<br />
Betriebliche stärker zu betonen. Dabei ist denen allerdings eine<br />
Denominierung eingefallen, die auch unter systematischen<br />
Gesichtspunkten ein wenig abwegig ist, weil wenn schon, dann<br />
müsste es „Berufs- und Betriebspädagogik“ heißen, wie du richtig<br />
gesagt hat und ich denke gerade, dass die Betriebspädagogik<br />
auch eine Berufspädagogik ist. Daher könnte man sagen, diese<br />
Fokussierung auf das Betriebliche, die war eine Engführung, der<br />
wir natürlich Rechnung getragen haben, weil wir uns immer mit<br />
betrieblicher Bildungsarbeit beschäftigt haben, aber es war nicht<br />
eine weitere Präzisierung. Also auch Lehrstühle der<br />
Berufspädagogik widmen sich diesen Fragen schon so. Mit der<br />
Berufs- und Erwachsenenpädagogik ist es einfach so, dass ich<br />
ja als Diplompädagoge bereits 1979 ein Doppeldiplom in diesen<br />
beiden Spezialisierungen gemacht habe. Seitdem ist, „Berufs-<br />
und Erwachsenenpädagogik“ meine doppelte Aufmerksamkeitsrichtung.<br />
Heute würde ich meinen Akzent noch stärker in der<br />
Erwachsenenbildung sehen, weil ich ja da auch mehrere Jahre in<br />
8
der Weiterbildungspraxis gewesen bin und wir in der<br />
Erwachsenenpädagaogik auch zu den am meisten zitierten<br />
Segmenten in Deutschland gehören. Also die Erwachsenenbildung<br />
ist für mich eigentlich das, was im Vordergrund steht und<br />
das würde natürlich jetzt weit führen, wenn ich erklären sollte<br />
„warum?“ Ich will nur andeuten, wobei ich die gute Frage, was<br />
ein Erwachsener eigentlich ist, dabei ausklammere. Wesentlich<br />
ist für mich, dass man sich bereits sehr früh in der<br />
Arbeiterbewegung auf die Selbstlernfähigkeiten und die<br />
Selbstbewegung der Erwachsenen konzentriert hat. Die<br />
Erwachsenen waren die Zielgruppe der Pädagogik, die als erste<br />
auch in den Diskussionen als eine autonome Gruppe<br />
wahrgenommen wurden - bis hin zu der berühmten Frage in den<br />
1920er Jahren „Was hat ein <strong>Universität</strong>sprofessor einer Gruppe<br />
erwachsener Menschen wirklich zu sagen?“, und die Antwort war<br />
in dem Artikel: „Nichts!“ Warum? Weil er nicht aus ihrer<br />
Lebenswelt kommt, weil er ihre Fragen nicht kennt. Und dieses<br />
Denken vom Teilnehmer her, das hat sich natürlich in den letzten<br />
Jahren und Jahrzehnten als ein Paradigma entwickelt, welches<br />
generell für Bildungsfrage von Bedeutung ist: Wir müssen stärker<br />
von den Lernern ausgehen, nicht von unseren Input-<br />
Überlegungen. Da ist die Erwachsenenbildung Vorreiter. Das<br />
vielleicht mal als Hinweis darauf, woher sich diese Begeisterung<br />
und diese Widmung gegenüber diesem Gebiet herleitet.<br />
Was die <strong>Universität</strong> anbelangt, können wir nicht sagen, „Ok,<br />
wenn einer studiert hat, dann hat er ausgelernt.“ Es ist vielmehr<br />
eine Frage, wie sich die <strong>Universität</strong>en aufstellen in dem<br />
kontinuierlichen Prozess des immer wieder intervallhaften,<br />
wissenschaftlichen Lernens von Erwachsenen. Das ist eine alte<br />
Diskussion wie du weißt, die OECD nannte dies in den 1970er<br />
Jahren die „Recurrent Education“. Und das war ein Hauptmotiv<br />
für den Versuch, an der <strong>Universität</strong> die Erwachsenenbildung<br />
praktisch werden zu lassen. Und es kam noch ein weiteres<br />
Segment mit hinein, nämlich der Fernstudiengedanke. Das hat<br />
dann ein bisschen was auch zu tun damit, dass ich an der<br />
Fernuniversität Hagen habilitiert habe, aber es war auch die<br />
damalige politische Landschaft, dass man gesagt hat, „Wir<br />
wollen Fernstudien machen. Wir machen unsere universitäre<br />
Weiterbildung als Fernstudium.“ So ist dieser Link entstanden.<br />
Jetzt zu der Neuorientierung, vielleicht in wenigen Worten. Wenn<br />
man sich das jetzt anschaut, was in den letzten 20 Jahren<br />
entstanden ist, kann man sagen, wir haben an der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong> ein Feld in dem etwas Unglaubliches gelingt. Da<br />
lernen erwachsene Menschen – ich übertreibe jetzt mal – ohne<br />
dass ihnen ein Professor begegnet. Es begegnen ihnen aber<br />
ganz viele Materialien von unterschiedlichen Professoren aus<br />
unterschiedlichen <strong>Universität</strong>en und siehe da, sie setzen sich<br />
damit selbstgesteuert auseinander. Natürlich mit Guidelines, die<br />
wir entwickeln, sowie mit Foren, Chatrooms etc. – gesteuert von<br />
Aufgaben, die wir ihnen stellen. Aber es ist ein selbstgesteuertes<br />
Lernen. Und da ist die Frage naheliegend, warum wir diese<br />
fortgeschrittene Form von Selbstlernen nicht auch unseren<br />
üblichen, normalen, grundständigen Studenten zugänglich<br />
machen. Das ist der Gedanke. Und dann kommt noch als<br />
weiterer Gedanke hinzu, dass wir gesagt haben, wenn unsere<br />
9
grundständigen Studierenden sich selbstgesteuert durch<br />
Lernumgebungen bewegen sollen, dann müssen wir sie darauf<br />
vorbereiten. Und deshalb ist in diesem neuen DISC-Konzept all<br />
das, was ich eben gesagt habe drin: auch die gezielte<br />
Vorbereitung unserer Studierenden in Kaiserlautern auf das<br />
Selbstmanagement sowie die Verbesserung ihrer Selbstlernfähigkeiten,<br />
um sie zu lebenslangen, kompetenten Lernern zu<br />
entwickeln. Ich finde das ist ein tolles Konzept, auf das sich diese<br />
<strong>Universität</strong> – unterstützt durch den Hochschulrat - eingelassen<br />
hat, wie ich finde.<br />
Münch: Es ist ja interessant, dass wir uns auch international<br />
relativ stark betätigt haben. Ich habe chinesische<br />
Bildungssysteme untersucht, japanische, amerikanische. Und du<br />
hast dich stark engagiert, und tust es ja noch, in Lateinamerika.<br />
Hat denn das irgendeinen Grund, dass du gerade Lateinamerika<br />
bei deinen Forschungen und Konzeptbildungen fokussiert hast?<br />
Arnold: Das liegt daran, dass ich, bevor ich Hochschullehrer<br />
wurde, wie du weißt, fünf Jahre in einer internationalen<br />
Einrichtung tätig gewesen bin, die heute den Namen „Inwent“<br />
trägt. Und in diesem Kontext habe ich natürlich auch die<br />
Notwendigkeit gehabt, mich regional zu spezialisieren und da<br />
war einfach der lateinamerikanische Kontext der, der mich am<br />
meisten fasziniert hat. Lateinamerika ist eine Welt die mir<br />
kulturell sehr zugänglich ist und die auch in der internationalen<br />
Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung hochinteressant<br />
ist. Wir haben da mit Bildungspolitikern Konferenzen<br />
gemacht und Stipendienprogramme organisiert. Diese<br />
interkulturelle Berufspädagogik hat mich nie verlassen. Als ich<br />
Hochschullehrer wurde, bin ich dann für UNESCO und alle<br />
möglichen internationalen Einrichtungen immer wieder in diesem<br />
Segment angesprochen worden. Wir haben spannende<br />
Aufgaben übertragen bekommen, wie z.B. die Konzipierung von<br />
UNEVOC. Ich erinnere mich aber auch an die Länderstudie zur<br />
beruflichen Bildung in Chile, die wir über mehrere Wochen<br />
durchgeführt haben; da habe ich auch unglaublich viel gelernt.<br />
Der internationale Kontext, der heute ja afrikanische Länder<br />
umfasst, wie du weißt, hat mir wirklich geholfen den Blick auf das<br />
Eigene noch einmal wie neu fragwürdig werden zu lassen, und<br />
das ist ein großer Beitrag zur Stärkung dieses systemischkonstruktivistischen<br />
Konzeptes, was sich in unseren Arbeiten<br />
immer stärker in den Vordergrund geschoben hat. Also<br />
internationale Erfahrung, denke ich, sensibilisiert für solche<br />
konstruktivistischen Konzepte, die ja, starke Wurzeln in<br />
Lateinamerika haben, in Chile, wie die Namen Humberto<br />
Maturana und Francisco Varela zeigen.<br />
Münch: Wir haben vor über 10 Jahren gemeinsam ein Buch<br />
geschrieben zum Dualen System der Berufsausbildung.<br />
Inzwischen ist ja einiges geschehen insbesondere im Hochschulbereich<br />
gibt es nun plötzlich den Bachelor zum Teil mit dem<br />
Akzent praxisbezogene Ausbildung usw. Wie siehst du denn<br />
unter dem Gesichtspunkt dieser Entwicklung den Status und die<br />
künftige Entwicklung des dualen Systems? Bist du der Meinung,<br />
da wird sich eher wenig verändern wird, dass es also nur eine,<br />
10
sagen wir mal, quantitative Schrumpfung geben wird, oder<br />
passiert möglicherweise auch etwas Strukturelles? Oder muss<br />
etwas Strukturelles passieren?<br />
Arnold: Ich würde sagen, es passiert ja schon etwas<br />
Strukturelles. Die Öffentlichkeit weiß ja zum Teil gar nicht, dass<br />
sich heute schon 500.000 Jugendliche in den sogenannten<br />
Übergangssystemen befinden, während nur noch 58% in eine<br />
Duale Berufsausbildung einmünden, wie die Studie von Euler<br />
und Severing deutlich gemacht hat. Das heißt, wir können heute<br />
gar nicht mehr so über das Duale System reden, als sei das noch<br />
immer das, was wir kennen aus der Vergangenheit: Der übliche<br />
berufliche Einmündungsweg für den großen Teil von<br />
Jugendlichen, über 70 Prozent waren das ja einmal, hat sich<br />
heute in seiner Bedeutung deutlich relativiert. Ich persönlich bin<br />
ja kein Prophet. Ich glaube, die demographische Entwicklung<br />
schiebt uns noch stärker in paradoxe Entscheidungssituationen.<br />
Das heißt, die Unternehmen werden anfangen. um Köpfe zu<br />
konkurrieren, auch um Köpfe die in eine duale Ausbildung gehen<br />
sollen. Und um dort erfolgreich zu sein in diesem Wettbewerb<br />
müssen sie sich auf Konzepte einlassen, die über das Duale<br />
System hinausweisen. Das ist so eine Richtung, die ich sehe. Ich<br />
sehe, dass fortschrittliche Unternehmen die Leute nach dem<br />
Motto ansprechen „Kommt zu uns in die Ausbildung und ihr könnt<br />
studieren, oder ihr könnt Credit Points erwerben, die in eurem<br />
Studium relevant sind.“ Das ist die eine Entwicklung. Und dann<br />
denke ich, da müssen wir aber genauer hinschauen, das<br />
Übergangssystem, in dem ja auch diese vielen Jugendlichen<br />
„landen“ – das sind ja in Deutschland 10 Prozent, die wir zu gar<br />
nichts führen, weder Schulabschluss noch Bildungsabschluss –<br />
gewinnt eine neue Bedeutung, denn wir müssen uns als<br />
Gesellschaft um alle Begabungspotenziale bemühen – auch um<br />
die derer, die wir nicht „begabt“ haben. Diese Bemühung findet<br />
bereits in den Berufsgrundbildungsjahren usw., Berufsvorbereitungsjahren<br />
statt. Das, was dort geschieht, wird uns zukünftig<br />
stärker beschäftigen müssen. Wir müssen die Quote von 10<br />
Prozent „Drop-Outs“ stark herunterfahren. Langer Rede, kurzer<br />
Sinn, ich sehe das duale System stark in der Entwicklung nach<br />
zwei Richtungen hin.<br />
Ich glaube aber eines, das habe ich in der internationalen<br />
Zusammenarbeit gelernt: der stärkste Faktor, der ein Bildungssystem<br />
bestimmt, ist die kulturelle Tradition eines Landes. Das<br />
hat auch Wolf-Dietrich Greinert geschrieben wie du weißt und da<br />
kannst du auch mit Interventionen durch Entwicklungshilfe<br />
letztlich niemanden erfolgreich dazu überreden, etwas anderes<br />
zu machen. Deutschland hat einen Professionalismus, das hat<br />
mit dem Protestantismus etwas zu tun. Deutschland hat eine<br />
Berufsorientierung, die bis tief in die Identität der einzelnen<br />
Menschen hineingreift. Und darin wurzelt das Duale System. Ich<br />
würde deshalb sagen: „Was wir mit Sicherheit in Zukunft immer<br />
haben werden – aufgrund der kulturellen Einwurzelung unseres<br />
Berufsprinzips -, ist die Einbeziehung der Betriebe und zwar<br />
schwerpunktmäßig in die Qualifizierung des Nachwuchses.“<br />
.<br />
Münch: Was in anderen Ländern überhaupt nicht selbstverständlich<br />
ist. Deshalb ist auch die Einführung des dualen<br />
11
Systems in anderen Ländern in aller Regel gescheitert. Du hast<br />
dich ja sehr intensiv mit der emotionalen und sozialen<br />
Kompetenz beschäftigt, auch viel Forschung in dem<br />
Zusammenhang durchgeführt und Dich dabei natürlich auch mit<br />
der Führungskräftebildung beschäftigt. Was meinst du, was sind<br />
denn nun die herausragenden personalen Stärken einer guten<br />
Führungskraft, du bist ja selbst eine?<br />
Arnold: Also das kann ich kurz beantworten: die Selbstführungsfähigkeit.<br />
Jetzt könnte ich Dir einen langen Beitrag über<br />
dieses Wörtchen „selbst“ zumuten. Da wird ja die Moderne<br />
reflexiv, wie man so in den Diskussionen sagt. Und selbst wenn<br />
man diesen jetzt häufig in Anspruch genommenen Michel<br />
Foucault sich anschaut, der spricht von Selbsttechnologien, das<br />
heißt, die Moderne erwartet von den Menschen, dass sie ihr<br />
Schicksal selbst stärker in die Hand nehmen. Individualisierung<br />
ist so ein Schlagwort, und bei Führungskräften ist das sozusagen<br />
noch im Extremen ausgeprägt. Was die Diskussion um die<br />
emotionale Kompetenz noch zusätzlich zu fokussieren half, ist,<br />
dass zu dieser Selbststeuerungsfähigkeit auch gehört, dass man<br />
sich wie selber auch auf die Schliche kommen muss, um mit dem<br />
Gegenüber „wirklich“ in Kontakt zu kommen. Und da ist man ein<br />
Stückchen mit einem Bein in der Psychotherapieforschung. Es ist<br />
trotzdem etwas anderes.<br />
Also ich denke, Führungskräfte müssen alle Kompetenzen<br />
stärken, die sie in die Lage versetzen, immer wieder neu vom<br />
System her auf Themen hin zu spüren. Führungskräfte müssen<br />
stark sein darin, ihre eigene Gewissheit immer wieder neu in<br />
Frage zu stellen. Wir haben ja jetzt gerade einen Reader fertig<br />
gemacht, wo Otto Scharmer vom MIT in Boston auch die<br />
Ergebnisse seiner Veränderungsforschung beschrieben hat. Die<br />
MIT´ler sagen, wie auch Peter Senge, „Führungskräfte führen<br />
durch ihre ´Nichtfestgelegtheit`.“ Peter Senge schreibt: Die<br />
Führungskraft muss ihre „Voice of Judgement“, also<br />
Beurteilungssprache, die Bescheidwissersprache, in sich zum<br />
Schweigen bringen. Und das fällt, da wirst du mir zustimmten,<br />
natürlich insbesondere so gelernten und berufenen Bescheidwissern<br />
wie Professoren extrem schwer.<br />
Münch: Darf ich noch zum Schluss eine mehr persönliche Frage<br />
stellen, Rolf? Was macht dich besonders glücklich?<br />
Arnold: Die Familie. Und zwar in einem weiten Sinne: Dieses<br />
Leben in dem Gesamtzusammenhang dessen, was wir `das<br />
Leben´ nennen. Das hat auch dann Auswirkungen auf Mitarbeiter<br />
und junge Menschen, Studenten. Das macht mich glücklich.<br />
Wenn ich merke, da ist ein Flow drin.<br />
Münch: Lieber Rolf, vielen Dank für unser Gespräch.<br />
Arnold: Auch ich danke Dir für das Gespräch – für Deine<br />
Fragen.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>, 21. Dezember 2010<br />
12
Vorwort<br />
Mit der Berufung von Herrn Prof. Dr. Arnold am 15. November<br />
1990 wurde das Fachgebiet Pädagogik, insbesondere Berufs-<br />
und Erwachsenenpädagogik an der damaligen <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong> neu ausgerichtet. Insgesamt blickt die akademische<br />
Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong> auf eine 40jährige erfolgreiche<br />
Geschichte zurück.<br />
In der der vorliegenden Broschüre soll aus diesem Anlass ein<br />
kurzer Rückblick darauf gegeben werden, mit welchen Themen,<br />
Aufgaben und Arbeiten aus den Bereichen Forschung und Lehre<br />
sich das Fachgebiet in den letzten Jahren beschäftigt hat. Die<br />
ersten zehn Jahren wurden bereits in der 10-Jahres-Broschüre<br />
dokumentiert; die 20-Jahres-Broschüre greift diese Beschreibung<br />
auf und dokumentiert die Entwicklung seit dem Jahr 2000.<br />
Vieles hat sich in dieser Dekade verändert, vieles ist aber auch<br />
gleichgeblieben bzw. wiederzuerkennen. So ist eine systemischkonstruktivistische<br />
Betrachtungsweise nach wie vor ein zentrales<br />
Merkmal des Fachgebiets, auch wenn sich deren Ausgestaltung<br />
im Laufe der Zeit gewandelt hat und inzwischen der Fokus<br />
stärker auf Konzepten einer Systemischen Pädagogik liegt. Auch<br />
in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sind neue<br />
Konzepte hinzugekommen, welche auf den Grundgedanken der<br />
vorherigen Entwicklungen aufbauen. Darüber hinaus gibt es<br />
neue Partnerschaften und Kooperationen sowie die Mitwirkung<br />
an neuen Studiengängen an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. Diese<br />
verschiedenen Entwicklungslinien sollen in der Broschüre kurz<br />
skizziert werden.<br />
Eine abschließende Betrachtung ist natürlich nicht vorgesehen,<br />
sondern lediglich ein kurzer Einblick in die bisherigen Tätigkeiten<br />
in einer Art Gesamtüberblick. Ähnlich wie bei der 10-Jahres-<br />
Broschüre 2000 wurde auch beim Zusammenstellen dieser<br />
Jubiläumsschrift deutlich, dass wirklich abgeschlossene<br />
Themenkomplexe eher die Ausnahme sind. Das Jubiläum kann<br />
dabei als Anreiz dienen, eine kritische Betrachtung und<br />
Bestandsaufnahme zu vollziehen und daraus auch Ideen und<br />
Ansatzpunkte für zukünftige Betätigungsfelder zu gewinnen. Es<br />
geht weniger um eine Archivierung des Bestehenden sondern<br />
vielmehr und vielfache Anregungen und einen professionellen<br />
Austausch.<br />
Danken möchten wir an dieser Stelle allen, die an der Erstellung<br />
dieser Broschüre mitgewirkt haben. Namentlich in erster Linie<br />
Isa-Dorothe Gardiewski und Raphael Cabrera, aber auch allen<br />
anderen Mitarbeitern des Fachgebiets. Ein Dank gilt auch allen<br />
weiteren Autoren, die mit ihren Beiträgen zum Gesamtbild dieser<br />
Broschüre beigetragen haben, ebenso wie Herrn Hubert Gerber<br />
und seinen Mitarbeitenden von der Foto/Repro/Druck-Abteilung<br />
der TU <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
13
<strong>Testimonial</strong><br />
Lieber Herr Arnold,<br />
zum 20-jährigen Jubiläum Ihres Lehrstuhls in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> möchte ich Sie ganz herzlich<br />
beglückwünschen.<br />
Ich habe all die Jahre Ihre Arbeiten und<br />
Initiativen mit großem Interesse beobachtet und<br />
immer gerne mit Ihnen zusammengearbeitet. Auf<br />
den ersten Blick mag man den Eindruck haben,<br />
dass die Schwerpunkte Ihrer Arbeit sich im Laufe<br />
der Jahre verschoben haben. Aber genau<br />
betrachtet, - und das muss heißen: evolutionär<br />
betrachtet, sind klare Entwicklungslinien zu<br />
erkennen - Entwicklungslinien, die meine größte<br />
Sympathie haben, weil sie Ausdruck einer<br />
faszinierenden Lebendigkeit und Dialogoffenheit<br />
sind.<br />
Zu Beginn der 90er Jahre hat mich Ihre Initiative<br />
begeistert, die sich in jener Zeit innovativ<br />
entwickelnde pädagogische Praxis betrieblicher<br />
Weiterbildung zu rezipieren, und zwar als Impuls<br />
für die konzeptionelle Weiterentwicklung der<br />
Didaktik der beruflichen Weiterbildung. Sie haben<br />
damit Neuland betreten, und man kann sich<br />
heute kaum noch vorstellen, dass diese Ihre<br />
Initiative seinerzeit von manchen Kolleginnen<br />
und Kollegen sowohl in der Erwachsenenbildung<br />
wie auch in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />
durchaus kritisch beobachtet wurde. Die Bedenken<br />
richteten sich darauf, dass Sie mit Ihrer Öffnung<br />
für die Praxis betrieblicher Weiterbildung das<br />
Proprium des Pädagogischen „verraten“ könnten.<br />
Dieser Kritik sind Sie mit der der Konvergenzthese<br />
pädagogischer und ökonomischer Interessen<br />
entgegengetreten. D.h. Sie haben deutlich<br />
gemacht, dass eine nicht mehr hintergehbare<br />
Folge der neuen Technologien ist, dass<br />
ökonomische Interessen nicht mehr auf der<br />
Grundlage linear-kausalen Denkens formuliert<br />
und verfolgt werden können und dass es deshalb<br />
auch nicht mehr möglich ist, Anforderungen an<br />
betriebliche Fach- und Führungskräfte linearkausal<br />
aus ökonomischen Interessen abzuleiten.<br />
14
Sie erkannten, dass die Erfindung und flächendeckende<br />
Implementation informationsverarbeitender<br />
Maschinen im Bereich der Wissenschaften<br />
einen Paradigmen-wechsel vom sogenannten<br />
linear-kausalen zum systemisch-<br />
konstruktivistischen Denken notwendig machte,<br />
und dass die im Bereich der Ökonomie und<br />
Managementwissenschaften in den 80er und 90er<br />
Jahren forcierte Entwicklung von Konzepten eines<br />
systemischen bzw. systemisch-konstruktivistischen<br />
und evolutionären Managements die traditionelle<br />
Abgrenzung zur Pädagogik und insbesondere zur<br />
beruflich/betrieblichen Weiterbildung obsolet<br />
macht. Vor allem im Zusammenhang mit Ihrer<br />
Konvergenzthese ökonomischer und<br />
pädagogischer Interessen bzw. mit Ihrer Kritik am<br />
traditionellen Entweder-oder-Denken haben Sie<br />
deutlich gemacht, dass auf der Grundlage eines<br />
systemisch-konstruktivistischen Managements<br />
nicht mehr klar auszumachen ist, ob bzw. in<br />
welchem Umfang die Vermittlung bzw. Förderung<br />
von Schlüsselqualifikationen und damit auch<br />
Persönlichkeitsentwicklung betrieblicher Fach-<br />
und Führungskräfte pädagogischen oder<br />
ökonomischen Interessen dient. – Mit dieser<br />
Argumentation haben Sie die Tür für einen<br />
fruchtbaren Dialog zwischen Pädagogik und<br />
Ökonomie, d.h. zwischen Erwachsenen- bzw.<br />
Berufsbildung und Personalentwicklung<br />
/Personalmanagement geöffnet und dazu beigetragen,<br />
dass die Pädagogik ihre traditionelle<br />
Management-„Phobie“ abbauen konnte. Ihre<br />
Aufsätze und Bücher zur „Betriebspädagogik“ und<br />
zum „Organisationslernen“ haben dabei eine<br />
wichtige „Eisbrecher“- bzw. „Türöffner“-Funktion<br />
übernommen.<br />
Ihr systemisch-konstruktivistisches Denken hat Sie<br />
in den letzten Jahren zur Begründung eines<br />
„emotionalen Konstruktivismus“ geführt, indem<br />
Sie versucht haben, Erkenntnisse und Methoden<br />
der Psychotherapie für die Erwachsenen- und<br />
Berufsbildung fruchtbar zu machen. Auch diese<br />
Initiative betrachte ich als eine wichtige<br />
Pionierleistung, die unsere Wissenschaft einen<br />
großen Schritt weiterführen wird.<br />
15
<strong>Testimonial</strong><br />
Lieber Herr Arnold, für Ihre weitere Zukunft an<br />
Ihrem Fachgebiet in <strong>Kaiserslautern</strong> wünsche ich<br />
Ihnen alles Gute, und zwar vor allem, dass Ihnen<br />
die akademische und persönliche Jugendlichkeit<br />
Ihres Pioniergeistes noch lange erhalten bleiben<br />
möge.<br />
Herzliche Grüße<br />
Ihr Harald Geißler<br />
Univ.-Prof. Dr. Harald Geißler - Helmut-Schmidt-<strong>Universität</strong><br />
Wenn ich an die Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
denke, dann fällt mir die Pädagogik als<br />
erfolgreiches „Geschäftsmodell“ ein. Rolf Arnold ist<br />
ein Entrepreneur-Pädagoge, wie es solche auch<br />
schon in früheren Zeiten gab: Viele<br />
Schulbegründer der Reformpädagogik aber auch<br />
schon Klassiker wie Basedow, Pestalozzi und<br />
andere. Leider waren diese in ökonomischer<br />
Hinsicht meistens nicht so erfolgreich.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> hingegen ist im Unterschied dazu<br />
eine Unternehmung, die nicht als Nischenprodukt<br />
erscheint, sondern ganz im Gegenteil durch eine<br />
breite Palette an Angeboten theoretischer und<br />
praxisbezogener Ausrichtung am Markt erfolgreich<br />
operiert.<br />
Mit 20 Jahren Lehrstuhl Pädagogik, insbesondere<br />
Berufs- und Erwachsenenpädagogik, verbinde ich<br />
ein bundesweit bekanntes Fernstudium, auch<br />
ehemalige Studierende aus meiner früheren<br />
Wirkstätte in Trier, die sich danach noch in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> weiterbildeten. Pädagogik, an<br />
einer technischen <strong>Universität</strong> angesiedelt, zeigt<br />
sich durch seine Vertreter und insbesondere auch<br />
durch das initiative Wirken von Rolf Arnold als<br />
inhaltlich profiliert, vielseitig und international<br />
gut vernetzt.<br />
Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für mich/ für<br />
meine Arbeit immer wieder Anregung und Arbeit.<br />
Rolf Arnold in verschriftlichter Form hat mich<br />
16
2 Das Fachgebiet<br />
Aufgaben und Ziele<br />
inhaltlich immer wieder angeregt, seltener<br />
aufgeregt, oft aktiviert. Viele gemeinsame Projekte<br />
und dies schon seit Jahren.... das prägt.<br />
Beim bisherigen Kontakt mit dem Fachgebiet ist<br />
mir am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben:<br />
Die Schnelligkeit. Durch gute Vernetzung und viel<br />
Energie lässt sich vieles in kürzester Zeit bewirken,<br />
das ist eine Botschaft aus <strong>Kaiserslautern</strong>, die die<br />
traditionelle Langsamkeit und Gemächlichkeit<br />
der Pädagogik und des Lernens konterkariert.<br />
Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />
Fachgebiet weiterhin viel Erfolg!<br />
Univ.-Prof. Dr. Philipp Gonon – <strong>Universität</strong> Zürich<br />
Das Fachgebiet Pädagogik zeichnet sich durch eine Vielzahl<br />
an Aktivitäten in den unterschiedlichsten Bereichen aus.<br />
Aufgaben und Rahmen<br />
Betrachtet man die letzten zehn Jahre, wird deutlich, dass das<br />
Fachgebiet Pädagogik vielfältige Wandlungen und Veränderungen<br />
in unterschiedlichsten Kontexten durchlaufen hat.<br />
Während einige charakteristische Merkmale gleich geblieben<br />
sind, haben sich zentrale Punkte weiterentwickelt. So haben<br />
beispielsweise bildungspolitische Entscheidungen wie die<br />
Bologna-Reform und die damit verbunden Umstrukturierungen<br />
das Bild des Fachgebiets verändert. Insbesondere die Lehrerbildung<br />
hat sich durch die Einführung des Bachelor-Master-<br />
Studiums und auch durch steigende Studierendenzahlen deutlich<br />
verändert.<br />
Die Beteiligung des Fachgebiets an der erziehungswissenschaftlichen<br />
bzw. bildungswissenschaftlichen Ausbildung von<br />
zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern ist nach wie vor das<br />
»Kerngeschäft« der Präsenzlehre an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. Die<br />
überwiegende Anzahl der Lehrveranstaltungen findet in diesem<br />
Bereich statt. Neu hinzugekommen ist die Beteiligung am<br />
Studiengang »Integrative Sozialwissenschaften« seit dem<br />
Wintersemester 2007/2008 (Bachelor). Inzwischen gibt es auch<br />
in diesem Studiengang die ersten Bachelor-Absolventen, der<br />
17
anschließende Masterstudiengang hat im Wintersemester<br />
2010/2011 begonnen.<br />
Auch andere Entwicklungen der Hochschule haben die Arbeiten<br />
des Fachgebiets beeinflusst. Zu nennen sind beispielsweise die<br />
Gründung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL), die Verlegung<br />
des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) an die<br />
inzwischen umbenannte Technische <strong>Universität</strong> oder die<br />
Umstrukturierung des ursprünglich vom Fachgebiet im Rahmen<br />
eines BLK-Projekts gegründeten Zentrums für Fernstudium und<br />
Weiterbildung (ZFUW) als Teil des 2010 neu gegründeten<br />
Distance and Independent Studies Center (DISC). In diesen<br />
verschiedenen Einrichtungen, welche die Ausrichtung der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> mitbestimmen, ist das Fachgebiet Pädagogik in<br />
unterschiedlicher Funktion beteiligt. Am VRCP war z.B. das<br />
Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften“ angesiedelt, welches<br />
einen Rheinland-Pfalz weiten Zusammenschluss der an der<br />
Lehrerbildung beteiligten <strong>Universität</strong>en koordinierte und so einen<br />
landesweiten Austausch von Lehrveranstaltungen und<br />
Studierenden ermöglichte.<br />
Im Fernstudienbereich sind die inzwischen als Master-<br />
Studiengänge akkreditierten Kurse Erwachsenenbildung,<br />
Personalentwicklung und Schulmanagement seit mindestens<br />
zehn Jahren im Weiterbildungsmarkt etabliert. Zusammen mit<br />
dem Zertifikatskurs »Systemic Management« haben in diesen<br />
inzwischen vom DISC organisatorisch betreuten Kursen<br />
schätzungsweise fast 3.000 Studierenden in den Lehrstuhl-<br />
Programmen einen Abschluss absolviert. Gleichzeitig besitzen<br />
die Studiengänge des Fachgebiets einen großen Anteil an den<br />
Fernstudiengängen der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. So waren im<br />
Wintersemester 2009/2010 etwa knapp 50 Prozent der Fernstudierenden<br />
insgesamt den drei Master-Studiengängen des<br />
Fachgebiets zugeordnet.<br />
Auch im internationalen Bereich sind in den letzten Jahren<br />
verschiedene Kooperationen und Projekte erfolgt. Derzeit wird im<br />
Fachgebiet ein von der EU gefördertes Projekt in Eritrea betreut,<br />
in welchem eine englischsprachige Version des Fernstudiums<br />
„Schoolmanagement“ entwickelt wird. Auf diesem Wege sollen<br />
eritreische Fach- und Führungskräfte aus dem Bildungsbereich in<br />
Fragen der Gestaltung und des Managements von Bildungseinrichtungen<br />
ausgebildet werden. Die verschiedenen Aktivitäten<br />
in einzelnen Forschungs- und Entwicklungsprojekten werden im<br />
nachfolgenden Kapitel dargestellt.<br />
Im personellen Bereich haben sich in den letzten 10 Jahren<br />
vielfache Veränderungen ergeben. Im Vergleich zur Situation im<br />
Jahr 2000 haben Mitarbeitende des Lehrstuhls das Fachgebiet<br />
verlassen, neue sind hinzugekommen – insgesamt hat sich in<br />
dieser Zeit aber die Zahl der Wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />
verdoppelt. Neben Herrn Prof. Arnold ist noch Herr Dr. Hans-<br />
Joachim Müller von der erste Stunde an am Fachgebiet tätig.<br />
Prof. Dr. Inge Schüßler (PH Ludwigsburg), Prof. Dr. Thomas<br />
Häcker (<strong>Universität</strong> Rostock) und Prof. Dr. Henning Pätzold (Frei<br />
Hochschule Mannheim) haben am Lehrstuhl promoviert bzw.<br />
habilitiert und sind inzwischen gewechselt. Prof. Dr. Henning<br />
18
Lehrangebote<br />
Pätzold war darüber hinaus von 2004 bis 2008 als Juniorprofessur<br />
am Fachgebiet angesiedelt.<br />
Die Arbeitsfelder des Fachgebiets<br />
Die unterschiedlichen Aktivitäten lassen sich in vier Quadranten<br />
bündeln, die das Aufgabenspektrum des Fachgebiets<br />
widerspiegeln:<br />
- Erwachsenenbildung und Weiterbildung<br />
- Schule und Unterricht (Schulentwicklung)<br />
- Personalentwicklung<br />
- Internationale Zusammenarbeit und systemische Ansätze<br />
In den einzelnen Feldern werden eigene Aus- und<br />
Weiterbildungsmaßnahmen bzw. Studiengänge konzipiert und<br />
durchgeführt, Modellversuche in der Praxis betreut und begleitet<br />
sowie zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
realisiert.<br />
Lehrangebot des Fachgebiets im Rahmen der Bildungswissenschaften<br />
Das Lehrangebot des Fachgebiets umfasst für das Lehramtstudium<br />
nach der aktuellen Bachelor-Master-Prüfungsordnung<br />
(ab WiSe 2010/2011) folgende 22 Veranstaltungen:<br />
Bachelor (alle Lehrämter)<br />
1. Modul: Sozialisation, Erziehung, Bildung<br />
Einführung in die allgemeine Pädagogik/KOMET<br />
Einführung in die Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />
(nur BBS)<br />
2. Modul: Didaktik, Medien, Kommunikation<br />
Allgemeine Didaktik (plus Visualisieren und Präsentieren)<br />
Pädagogische Interaktion aus systemisch-konstruktivistischer<br />
Sicht<br />
Führung und Intervention in pädagogischen Prozessen und<br />
Skill-Training/Systemik der Erziehung<br />
Medienpädagogik<br />
3. Modul: Diagnostik, Differenzierung, Integration<br />
19
Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten und<br />
Lernschwierigkeiten im Unterricht<br />
Heterogene Lerngruppen<br />
Interkulturelle Pädagogik/ Berufspädagogik<br />
Pädagogische Beratung/Lernberatung<br />
Master: Lehramt Gymnasiums (Gym), Berufsbildende Schule<br />
(BBS) und Realschule Plus (RS+)<br />
Bildungs- und Berufsbildungsinstitutionen (alle)<br />
Internationale Lehr-/Lerntheorien (alle)<br />
Methoden des lebendigen Lernens (alle)<br />
Handlungsorienter Unterricht (alle)<br />
Didaktik der beruflichen Bildung (nur BBS)<br />
Didaktik des E-Learning (alle)<br />
Schul- und Unterrichtsforschung (Gym, RS+)<br />
Ansätze und aktuelle Trends der Schulentwicklung (Gym, RS+)<br />
Prüfungskonzepte der beruflichen Aus- und Fortbildung (nur<br />
BBS)<br />
Kompetenzentwicklung (nur BBS)<br />
Berufs- und Arbeitswelt (nur RS+)<br />
Gewalt- und Aggressionsprävention (nur RS+)<br />
Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen werden noch weitere<br />
Lehrveranstaltungen für Studierende älterer Prüfungsordnungen<br />
angeboten (wie z.B. die Schulpraktischen Studien). Außerdem<br />
bietet das Fachgebiet Pädagogik in Zusammenarbeit mit der IHK<br />
Ludwishafen eine studienbegleitende Ausbildung für Hörer aller<br />
Fakultäten zur Betriebspädagogik an, in welcher die<br />
Ausbildereignungsberechtigung nach dem Berufsbildungsgesetz<br />
erworben werden kann.<br />
Im aktuellen Wintersemester 2010/2011 werden vom Fachgebiet<br />
insgesamt 26 Lehrveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen<br />
im Rahmen des Lehramtsstudiums von 15 verschiedenen<br />
Dozenten angeboten.<br />
20
Ausgewählte Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
2000-2010<br />
In diesen Bereich fallen u.a. konkrete Forschungs- und<br />
Entwicklungsprojekte, Beratung und Begleitung von<br />
Modellversuchen sowie Aspekte der Aus- und Weiterbildung, die<br />
im folgenden kurz skizziert werden sollen.<br />
- Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel<br />
- Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />
in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung<br />
von Lehrerinnen und Lehrern<br />
- Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als Instrument<br />
der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />
- Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik<br />
im Studium<br />
- Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />
- Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />
Eigenverantwortlichen Schule<br />
21
Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />
Lernkulturwandel<br />
Laufzeit: 2000-2002<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinlandpfalz<br />
Mitarbeiter: Claudia Gomez Tutor und Jutta Kammerer<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, R./ Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen –<br />
Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen. Arbeitspapier 1 des<br />
Forschungsprojektes „Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />
Professionalität und Lwernkulturwandel“ (Teilprojekt<br />
Selbstlernkompetenzen). Heft 11 der Pädagogischen Materialien der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />
Arnold, R./ Gómez Tutor, C.: Grundlinien einer Ermöglichungsdidaktik.<br />
Bildung ermöglichen – Vielfalt gestalten. Augsburg 2007.<br />
Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />
in der erziehungswissenschaftlichen<br />
Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern<br />
Laufzeit: 03/2002 bis Juni 2005<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />
Mitarbeiter: Markus Lermen, Melanie Njo<br />
Veröffentlichungen:<br />
Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten netzbasierter<br />
Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.»<br />
MedienPädagogik 21.4.2006<br />
22
Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />
Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />
Laufzeit: 01/2004 bis 12/2006<br />
Auftraggeber: Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />
und Forschungsförderung (BLK)<br />
Kooperationen: <strong>Universität</strong> Augsburg, <strong>Universität</strong> Trier, TU Berlin<br />
Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Lars Kilian, Markus<br />
Lermen<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />
Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1). Heidelberg<br />
2006.<br />
Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.): Medienkompetenz<br />
(Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3). Baltmannsweiler: Schneider<br />
Verlag 2008.<br />
Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />
Fachdidaktik im Studium<br />
Laufzeit: 12/2007 bis 06/2010<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />
Kooperationen: Als Projektleitung das Zentrum für Lehrerbildung<br />
(ZfL) sowie Fachgebiete Chemie und Mathematik der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong><br />
Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher, Hans-<br />
Jürgen Wiegerling<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />
Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1). Heidelberg<br />
2006.<br />
Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.): Medienkompetenz<br />
(Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3). Baltmannsweiler: Schneider<br />
Verlag 2008.<br />
Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />
Laufzeit: 01/2007 bis 02/2010<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />
Kooperationen: Virtueller Campus Rheinland-Pfalz,<br />
<strong>Universität</strong>en Koblenz-Landau, Mainz, Trier<br />
Mitarbeiter: Prof. Dr. Henning Pätzold, Dr. Markus Lermen,<br />
Christian Bogner<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Faber, Konrad (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven.<br />
Neue Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />
Hohengehren, 2010.<br />
23
Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />
Eigenverantwortlichen Schule<br />
Laufzeit: 10/2007 bis 11/2008<br />
Auftraggeber: Thüringer Kultusministerium (TKM) und Thüringer<br />
Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />
(ThILLM)<br />
Mitarbeiter: Lars Kilian<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Kilian, Lars: „Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig<br />
tun.“ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer Instituts für<br />
Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien mit besonderer<br />
Berücksichtigung des Konzeptes der Eigenverantwortlichen Schule.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008.<br />
Abb.: Überblick über ausgewählte Projekte in grafischer Darstellung<br />
Neuerscheinung<br />
Rolf Arnold: Selbstbildung – oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />
Baltmannsweiler: Schneiderverlag 2010 (ISBN 978‐3‐8340‐0801‐5) – Preis:<br />
19.80 Euro<br />
Selbstbildung ist ein altes Thema des Nachdenkens über Erziehung und Bildung<br />
in der europäischen Geschichte. Dieses neue Buch von Rolf Arnold verdeutlicht,<br />
dass letztlich sämtliche pädagogisch erzielbaren Wirkungen sich einer<br />
Selbstbewegung des Subjektes verdanken – der Gegensatz zwischen<br />
Selbstbildung und Fremdbildung somit bei nüchterner Betrachtung bloß ein<br />
Gedanke, keine empirischen Gegebenheit ist. Jede Bildung stellt sich nämlich<br />
als eine Selbstgestaltung dar. Diese Einsicht nimmt systemtheoretische<br />
Klärungen vorweg, die die Pädagogik zu einer Abkehr von interventionistischen<br />
Paradigma auffordert, weil pädagogisches Handeln zur Veränderung nur<br />
einladen, diese aber nicht gewährleisten oder gar erzwingen kann. Dies<br />
bedeutet, dass das Konzept der Selbstbildung und nachdrücklich dazu drängt,<br />
24
Bildung nicht länger – wie gewohnt –<br />
einseitig von ihren kulturellen<br />
Beständen, Standards oder auch<br />
Anmaßungen und Zumutungen her<br />
zu denken, sondern von ihrer<br />
Subjektivität, d.h. von der Aneignung<br />
her. Die Konsequenzen einer solchen<br />
Perspektive werden in verschiedene<br />
Richtungen ausgedeutet, wie z.B.<br />
‐ der Begründung<br />
der<br />
Pädagogik als einer<br />
Lebenslauf‐ und Verände‐<br />
rungswissenschaft,<br />
‐ der Rekonstruktion<br />
der<br />
‐<br />
Bildu ng als einer Kompetenz‐ entwicklung,<br />
der Ausdeutung<br />
neuer Wege<br />
der Selbstbildung und Ver‐<br />
netzung und<br />
‐ der Fokussierung<br />
der Selbstbetroffenheit als einem Zugang zur Wissenschaft von der<br />
Bildung und Erziehung.<br />
Press<br />
Clippings<br />
INTERNATIONAOLISIERUNG UND DIE INTEGRATIVE<br />
NUTZUNG NEUEER LEHR-LERNFORMEN<br />
Der<br />
Fachbereich Sozialwissenschaften: Weiterhin<br />
Vorreiter im Fernstudien- und eLearning-Bereich<br />
Zum wiederholten Mal sind über 50% der neu<br />
immatrikulierten Fernstudierenden der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />
dem Fachbereich Sozialwissenschaften zugeordnet und<br />
über 2/3 dieser Studierenden werden inhaltlich von Ihrem<br />
Fachgebiet verantwortet. Wie erklären Sie sich diesen<br />
großen Erfolg?<br />
25
Das Fachgebiet Pädagogik ist seit meinem Start an der TU im<br />
Jahre 1990 im Bereich der Erwachsenenbildung sowie der<br />
wissenschaftlichen Weiterbildung engagiert. So gründeten wir<br />
1992 – zunächst als BLK-Projekt – das ZFUW und begannen<br />
sehr gezielt mit dem Aufbau eigener Fernstudiengänge. Heute<br />
können wir schätzungsweise bereits fast 3.000 Absolventen in<br />
den Lehrstuhl-Programmen „Erwachsenenbildung", „Personalentwicklung",<br />
„Schulentwicklung" und „Systemic Management", die<br />
vom DISC organisatorisch betreut werden, blicken. Es gibt aber<br />
auch noch einen zweiten Aspekt: Es spricht viel dafür, dass in<br />
den genannten Themenbereichen ein deutlich größerer<br />
Weiterbildungsmarkt besteht als in den technischen Gebieten –<br />
dies erklärt die ungebrochen hohe Nachfrage im Bereich der<br />
eher sozialwissenschaftlichen Fernstudiengänge. Die Mehrheit<br />
aller Fernstudierenden der TU <strong>Kaiserslautern</strong> sind<br />
Fernstudierende des Fachbereiches Sozialwissenschaften.<br />
Kann man sagen, dass das Fernstudium an der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> eine sozialwissenschaftliche Domäne ist?<br />
Nein, so weit würde ich niemals gehen, schließlich stellen wir ja<br />
bloß etwas über 60% der Fernstudierenden, aber – wie gesagt –<br />
es gibt schon diese besondere Bedeutung, welche die Nutzung<br />
neuerer Lern- und Distribuierungsformen in den Sozialwissenschaften<br />
und insbesondere in meinem Lehrgebiet „Berufs-<br />
und Erwachsenenpädagogik" spielen. Vielleicht liegt dies auch<br />
daran, dass wir uns wissenschaftlich mit „Lernen" – insbesondere<br />
dem Lernen Erwachsener – befassen, und es geht ja bei der<br />
Nutzung neuerer Lehr-Lernformen auch um eine Optimierung<br />
des Lernens im Sinne einer systematischen Kompetenzentwicklung.<br />
Wie würden Sie diese besondere Bedeutung beschreiben?<br />
Zum einen haben wir uns schon früh in zahlreichen<br />
Forschungsprojekten mit der Frage befasst, wie nachhaltiges<br />
Lernen im Erwachsenenalter gelingen kann, und wir haben<br />
schon früh – auch in unserer Beratung des BMBF im<br />
„Innovationskreis Weiterbildung" – darauf hingewiesen, dass<br />
26
Lehren in vielen Bildungseinrichtungen heute durch Formen der<br />
Lernbegleitung und Bildungsberatung ersetzt bzw. ergänzt wird,<br />
während zugleich selbstgesteuerte Lernformen an Bedeutung<br />
gewinnen. Dieser Trend wird auch die Hochschulen vor neue<br />
Herausforderungen stellen; auch sie müssen ihr Lehrprofil weiter<br />
entwickeln. Gleichzeitig eröffnen die modernen Bildungstechnologien<br />
auch neue Möglichkeiten zur Gestaltung<br />
intelligenterer Lernumgebungen, die auch für unsere<br />
Studierenden ein erfolgreicheres Studium ermöglichen. Die<br />
Trennung von Fernstudium einerseits und Präsenzstudium<br />
andererseits wird sich dabei zunehmend auflösen: Es gibt keinen<br />
wirklich guten Grund, warum wir unseren Präsenzstudierenden<br />
den Zugang zu den im Fernstudienbereich entwickelten<br />
Selbststudienmodulen verschließen sollen.<br />
Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?<br />
Ja, wir führen seit einigen Jahren im Rahmen des Virtuellen<br />
Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) im Auftrag des<br />
Wissenschaftsministeriums das Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften"<br />
(NetBi) durch, dessen Aufgabe es ist, die<br />
bildungswissenschaftlichen Angebote der unterschiedlichen <strong>Universität</strong>en<br />
des Landes so als eLearning-Angebot aufzustellen,<br />
dass Studierende die Gelegenheit haben, gleichzeitig –<br />
sozusagen online, begleitet durch Kompaktphasen, zu denen die<br />
Studierenden an einen zentralen Standort anreisen – bei vielen<br />
unterschiedlichen Professoren des Landes zu studieren und<br />
auch die Veranstaltungen flexibler in ihren Stundenplan<br />
einzubauen. Diese curriculare Kooperation eröffnet auch für<br />
andere Fächer, die im Lande an mehreren Stellen angeboten<br />
werden (z.B. BWL, Informatik), neue Wirkungsmöglichkeiten.<br />
Aber auch und gerade für die Internationalisierung der Lehre<br />
eröffnen solche Vernetzungskonzepte unter Nutzung neuer Lehr-<br />
Lernformen grundlegende Perspektiven.<br />
Haben Sie auch dafür ein Beispiel?<br />
Ja, ich denke hierbei an unser durch die EU gefördertes Eritrea-<br />
Projekt. Hier entwickeln wir eine englischsprachige Version des<br />
Fernstudiums „Schoolmanagement", welches der Fachbereich<br />
Sozialwissenschaften entwickelt hat und über das DISC anbietet.<br />
Wir qualifizieren auf diesem Wege eritreische Fach- und<br />
Führungskräfte aus dem Bildungsbereich in Fragen der Gestaltung<br />
und des Managements von Bildungseinrichtungen. Über<br />
ähnliche Aktivitäten sind wir gerade mit anderen Ländern im<br />
Gespräch, wobei wir uns interner strategischer Partner, zu denen<br />
wir seit Jahrzehnten eine gute Kooperationsbeziehung<br />
unterhalten, bedienen.<br />
Was bedeutet dies? Um welche strategischen Partner<br />
handelt es sich? Und warum „interne" Partner, es geht doch<br />
um Internationalisierung?<br />
Es geht um international agierende Institutionen, wie z.B. die<br />
GTZ, das BMZ, aber auch InWEnt, die UNESCO, die EU oder<br />
die Weltbank. Diese Institutionen entwickeln und gestalten<br />
Bildungssystem-Partnerschaften und -Beratungen zu Regie-<br />
27
ungen, wie z.B. derzeit in Äthiopien, Saudi-Arabien, Indien oder<br />
anderen Ländern. Es kommt darauf an, dass wir als Fachbereich<br />
und als <strong>Universität</strong> bei diesen Vorhaben eine größere Rolle<br />
spielen. So war ich z.B. unlängst beteiligt an einer Debatte über<br />
die Gewerbelehrerausbildungs-Entwicklung in einem dieser<br />
Länder. Hier werden – fast möchte ich sagen: „händeringend" –<br />
gezielt deutsche <strong>Universität</strong>en gesucht, die sich über flexible<br />
Lehrangebote gleich welcher Art – ob Distance-, eLearning oder<br />
Präsenzlearning – an der Durchführung dieses Vorhabens<br />
beteiligen<br />
Eine Frage zum Abschluss: Sie sind Sprecher des<br />
Leitungsgremiums des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz.<br />
Welche Absichten und Strategien verfolgt diese Institution?<br />
Einiges habe ich bereits angedeutet als ich das Vorhaben<br />
„Netzwerk Bildungswissenschaften" skizzierte. Für mich markiert<br />
dieses Vernetzungsvorhaben paradigmatisch einen wichtigen<br />
Schritt auf dem Weg zur Entwicklung einer offenen Hochschule<br />
Rheinland-Pfalz, d.h. der kooperativen Entwicklung von<br />
vernetzten Studienangeboten, von der die Endnutzer ein<br />
qualitatives Surplus haben. Es kommt darauf an, solche Projekte<br />
auch im Hinblick auf die postgradualen Märkte verstärkt zu<br />
entwickeln, d.h. auch rheinland-pfälzische Angebote für ein<br />
Studium neben dem Beruf und für Berufsqualifizierte bereit zu<br />
stellen. An dieser Perspektive arbeiten wir, wobei es wichtig ist<br />
zu betonen, dass Träger des VCRP alle Hochschulen des<br />
Landes Rheinland-Pfalz sind. Wir nutzen somit unsere<br />
Kaiserslauterer Vernetzungserfahrungen aus dem Fernstudien-<br />
und eLearningbereich, um die erwähnte Entwicklung zu einem<br />
offenen Hochschulraum für das Land voran zu treiben.<br />
Quelle: UNI-SPEKTRUM 1/2010 - 16.03.10<br />
„SILENT REVOLUTION“ IM BILDUNGS- UND<br />
BESCHÄFTIGUNGSSYSTEM<br />
Im Gespräch mit Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
Auch der Entwurf des neuen rheinland-pfälzischen<br />
Hochschulgesetzes sieht eine Zulassung zum Studium für<br />
Absolventen einer beruflichen Ausbildung vor. Was ist<br />
davon zu halten?<br />
Arnold: Dies ist ein wesentlicher Schritt, um die Gleichwertigkeit<br />
von Allgemein- und Berufsbildung zu realisieren. Studierfähigkeit<br />
wird nicht mehr einfach als Ergebnis einer allgemeinen<br />
Schulbildung unterstellt, sondern neu – nämlich kompetenzbezogen<br />
– definiert. EU und OECD gehen bereits seit vielen<br />
Jahren in ihren bildungspolitischen Konzepten von einem<br />
„nüchternen Blick auf die Kompetenz“ (eine Formulierung von<br />
Dieter Lenzen) aus. International gesehen gewinnt ein<br />
bildungspolitisches Denken die Oberhand, welches auf<br />
Lernergebnisse blickt, nicht auf Lernwege<br />
28
Dahinter verbirgt sich doch eine revolutionäre Veränderung?<br />
Arnold: Ja, durchaus. Dieses Denken markiert den Beginn vom<br />
Ende des Bildungslaufbahn- bzw. Titel- und Zertifikatslernens,<br />
welches gerade unser deutsches Bildungswesen prägt, wie kein<br />
anderes. Bildungsabschlüsse determinieren Lebenschancen, und<br />
ein Abschluss, der einmal versäumt wurde, kann nur mit<br />
äußerster Mühe noch einmal nachgeholt werden –<br />
entsprechend gering sind die Zahlen, denen ein zweiter Versuch<br />
wirklich gelingt.<br />
Was ist daran schlecht?<br />
Arnold: Es geht weniger um gut oder schlecht, als vielmehr um<br />
gerecht und ungerecht, aber auch um volkswirtschaftliche Frage.<br />
Zum Problem wird die ungerechtfertigt hohe Selektivität, welche<br />
Menschen dauerhaft nicht bloß von Lebenschancen, sondern<br />
auch von anspruchsvollem Tun ausschließt. Dadurch werden<br />
Potenziale vergeudet, die der Innovationskraft sowie dem<br />
wirtschaftlichen Erfolg eines Landes zu Gute kommen könnten.<br />
So streben im OECD-Schnitt 57 Prozent der 15-Jährigen ein<br />
Hochschulstudium an, während es in Deutschland lediglich 21<br />
Prozent sind – dies zeigt die Qualifikationslücke, in die wir<br />
hineinlaufen.<br />
Möglicherweise sind das deutsche Abitur und die<br />
Studiengänge in Deutschland anspruchsvoller als in den<br />
erwähnten anderen Ländern. Benötigen wir nicht gerade als<br />
ein Land, das mit wissensintensiven Dienstleistungen auf<br />
den Weltmärkten punktet, solche anspruchsvollen und<br />
selektiven Regelungen?<br />
Arnold: So wird dann gerne argumentiert, allerdings sind diese<br />
Stimmen nach der Vorlage der ersten PISA-Untersuchungen<br />
deutlich kleinlauter geworden. Wir müssen erkennen:<br />
Deutschland gelingt es offensichtlich wesentlich schlechter, seine<br />
Begabungsreserven zu erschließen als in anderen europäischen<br />
Ländern. Und hier müssen wir rasch umschwenken, wie die<br />
Zahlen zeigen. Derzeit werden ca. 25 Prozent eines<br />
Altersjahrganges in die mittleren und höheren Führungspositionen<br />
unserer wissensintensiven Dienstleistungsgesellschaft<br />
rekrutiert. Um diese Führungspositionen auch in Zukunft adäquat<br />
besetzen zu können, müssen wir in 15 Jahren 50 Prozent aller<br />
Jugendlichen in solche Positionen „bringen“ – in einem Land, das<br />
derzeit noch 10 Prozent der Jugendlichen ohne Abschluss aus<br />
der Sekundarstufe entlässt.<br />
Was wäre dafür nötig?<br />
Arnold: Wir stehen vor der Herausforderung, unsere Lernkulturen<br />
daraufhin zu befragen, ob die Art und Weise, wie wir Lehren und<br />
Lernen organisieren, wirklich geeignet ist, Kompetenzen bei den<br />
Schülern und Schülerinnen, den Auszubildenden oder den<br />
Studierenden entstehen zu lassen. Und gleichzeitig müssen wir<br />
unsere Prüfungs- und Zulassungsentscheidungen nur auf das<br />
beziehen, was ein Mensch tatsächlich kann – egal, wo er dieses<br />
29
gelernt hat. Es geht um die „Recognition of Prior Learning“, wie<br />
die EU-Bildungspolitik dies nennt.<br />
Bedeutet dies nicht eine Auflösung oder gar Ablösung der<br />
bisherigen Praxis?<br />
Arnold: Ja, eigentlich schon. Und wir starten damit in<br />
Deutschland eher zu spät. So gibt es beispielsweise in<br />
Frankreich seit Jahren die Validation des aquis Professionelles<br />
und die Validation des aquis de l´Experience und in der Schweiz<br />
seit 2004 eine sogenannte Gleichwertigkeitsprüfung – Verfahren,<br />
in denen durch die Zertifizierung von Kompetenzen<br />
Prüfungszulassungen oder gar Titelerwerbe möglich sind, ohne<br />
z.B. die schulischen Voraussetzungen nachweisen zu müssen.<br />
Was zählt, ist – wie gesagt – die nachweisbare Kompetenz.<br />
Quelle: UNI-SPEKTRUM 3/2009 - 27.07.09<br />
INNOVATION WEITERBILDUNG –<br />
eine Option auch für die Hochschulen<br />
Seit fast zwei Jahren ist Prof. Dr. Rolf Arnold vom Fachbereich<br />
Sozialwissenschaften Mitglied des Innovationskreises<br />
Weiterbildung, der die Bundesbildungsministerin Dr. Annette<br />
Schavan in Fragen der Gestaltung und Weiterentwicklung der<br />
Weiterbildung in Deutschland berät. Das Unispectrum sprach mit<br />
Prof. Arnold.<br />
Warum „Innovation Weiterbildung“? Sind die anderen<br />
Bereiche unseres Bildungswesens, wie z.B. die<br />
30
Hochschulen und <strong>Universität</strong>en oder unsere so häufig<br />
kritisierten Schulen, nicht innovativ oder benötigen sie<br />
weniger Innovationen?<br />
Sicherlich stehen wir heute in allen Bereichen unseres<br />
Bildungswesens vor tief greifenden Veränderungen - auch in<br />
denen, die der Landes- und nicht der Bundeskompetenz<br />
unterliegen. Das Bundesministerium hat sich im Rahmen seiner<br />
Zuständigkeiten dem „Lebenslangen Lernen“ bzw. dem „Lernen<br />
im Lebenslauf“ aber auch deshalb zugewandt, weil die ständige<br />
Weiterbildung in alternden Wissensgesellschaften zugleich aus<br />
mehreren Gründen wichtig ist. Zum einen sind die Betriebe<br />
bereits heute in vielen Bereichen immer stärker darauf<br />
angewiesen, dass ihnen gerade die älteren Fachkräfte länger<br />
erhalten bleiben, da jüngere nicht mehr in dem Maße<br />
nachdrängen, in dem ältere gehen. Die rasante Entwicklung und<br />
Veralterung des Wissens tut ein Übriges: Man kann nicht mehr<br />
„auslernen“, und dies ist auch gar nicht mehr der Sinn der<br />
Erstausbildung. Die Erstausbildung hat sich in den letzten Jahren<br />
und Jahrzehnten peu a peu zu einer Art Eintrittskarte in das<br />
Beschäftigungssystem entwickelt. Die eigentliche Qualifizierung<br />
geschieht im Lebenslauf, en passant oder – wie es bisweilen<br />
weniger schön heißt – „just in time“. Diese Eintrittskartenfunktion<br />
der Erstausbildung ist von den Hochschulen noch nicht<br />
ausreichend aufgegriffen worden, die auch noch zu wenig und zu<br />
wenig kreative in die Weiterbildung investieren. Die<br />
Weiterbildung, insbesondere die Weiterbildung der<br />
Unternehmen, ist heute in vielfacher Hinsicht wegweisend.<br />
Können Sie uns dies etwas genauer erklären? Was hat sie –<br />
die Weiterbildung – was die Hochschulen und <strong>Universität</strong>en<br />
nicht (oder erst wenig) haben?<br />
Zu nennen sind da sicherlich die neuen Lehr-Lernformen sowie<br />
auch die mutigere Nutzung von eLearning sowie neuere Formen<br />
eines „Lernens am Arbeitsplatz“. Weiterbildung folgt in Europa<br />
heute einem kompetenzorientierten Ansatz, dem es immer<br />
stärker um die nüchterne Frage geht, ob ein Mensch über<br />
bestimmte Kompetenzen verfügt oder nicht – ganz unabhängig<br />
von der Frage, ob die notwendigen Abschlüsse erworben wurden<br />
oder nicht. Die Rede ist von einem „recognition of pior learning“.<br />
Wer Kompetenzen im Berufs- und Alltagsleben erworben hat, soll<br />
- z.B. bei Einstellungs- oder Zulassensentscheidungen - genau<br />
so behandelt werden, wie derjenige, der den notwendigen<br />
Ausbildungsgang durchlaufen hat: Er kann sich diese<br />
Kompetenzen zertifizieren lassen, wodurch unser Bildungs- und<br />
Berechtigungswesen neu sortiert wird, was wir ja heute bereits<br />
spüren.<br />
Was genau meint Kompetenzorientierung?<br />
Die Kompetenzorientierung entspringt dem Bemühen, deutlicher<br />
darauf zu achten, welche Kompetenzen in einem<br />
Ausbildungsabschnitt erworben werden. Man löst sich dabei von<br />
der „Intellektualistischen Illusion“, wie dies ein Kollege einmal<br />
nannte, Wissen bzw. bestimmte Inhaltsblöcke hätten per se eine<br />
31
kompetenzstiftende Funktion. Sicherlich, man benötigt ganz viel<br />
Fachwissen, um etwas zu können, aber Fachwissen allein<br />
garantiert noch nicht, ob man tatsächlich kann, was man weiß.<br />
Zur beruflichen Performance gehören auch soziale, methodische<br />
sowie emotionale Kompetenzen, und die Bildungsinstitutionen<br />
sind aufgerufen, Konzepte zu entwickeln, die helfen, die<br />
Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler sowie der<br />
Studierenden und Auszubildenden ganzheitlicher zu entwickeln –<br />
darum geht es.<br />
In den Berichten über die Arbeit des Innovationskreises<br />
Weiterbildung ist auch immer wieder von der<br />
„Bildungsberatung“ die Rede, und man kann lesen, dass<br />
diese zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Wie ist das zu<br />
erklären?<br />
Das Lehren und Lernen pluralisiert sich. Man erkennt, dass<br />
Menschen bereits immer schon unabhängig von Institutionen<br />
gelernt haben, Fachleute sprechen von 80% der Kompetenzen<br />
eines Erwachsenen, die so entstehen, und man setzt viel stärker<br />
auf die Selbstlernfähigkeit der Menschen. Dabei erkennt man,<br />
dass unser Bildungswesen noch in zu vielen Bereichen<br />
prägutenbergisch strukturiert ist, d.h. die Lehrveranstaltung dient<br />
der Übermittlung des Inhaltes, oft wie in den Zeiten, als es noch<br />
keine Bücher als Distribuierungsmittel gab. Heute gibt es<br />
zahlreiche andere Formen zur Distribuierung des notwendigen<br />
Inhaltes, die wir nutzen müssen. Nur so können wir die Zeit, in<br />
der Menschen mit einer Lehrperson zusammenkommen wirklich<br />
für die kompetenzmäßige Einwurzelung des neuen Wissens<br />
nutzen. Wir stehen nicht vor einer Pluralisierung der Lehr-<br />
Lernformen, sondern auch vor einer Neuverteilung der<br />
Lernzeiten im Lebenslauf. Hier ist unsere <strong>Universität</strong> übrigens<br />
bereits wirklich gut aufgestellt: Wir haben postgraduale<br />
Masterprogramme entwickelt für Menschen, die berufstätig sind<br />
und überwiegend zu Hause lernen, und wir haben in großem<br />
Stile begonnen, mit virtuellen Lehr-Lernformen zu arbeiten. An<br />
meinem Lehrstuhl entwickeln wir z.B. mit dem VCRP eine<br />
Online-Bildungswissenschaft, die den Studierenden erlaubt, bei<br />
allen rheinland-pfälzischen Hochschulen die Veranstaltungen der<br />
Bildungswissenschaftler virtuell zu besuchen. Wir vernetzen die<br />
Hochschule und schaffen so eine Art virtuelle<br />
bildungswissenschaftliche Hochschule.<br />
Und je vielfältiger die Lerngelegenheiten werden, desto<br />
wichtiger wird die Bildungsberatung?<br />
Ja, genau so ist es: Indem die Menschen selbstgesteuert lernen<br />
und ihre Kompetenzen entwickeln, benötigen sie auch Beratung.<br />
Dies ist besonders wichtig in den Bereichen, in denen es sich um<br />
bildungsferne Zielgruppen handelt. So besuchte ich z.B. kürzlich<br />
einen Lernladen in Berlin, der bestimmte Strategien entwickelt<br />
und nutzt, um türkische Frauen für die Weiterbildung<br />
anzusprechen, ihnen zu zeigen, was sie bereits können, d.h.<br />
welche Qualifikationen sie bereits erworben haben und ihnen<br />
vielfältige Beratung und Begleitung anzubieten. In den letzten<br />
Jahren ist in Deutschland ein Netzwerk lernender Regionen<br />
geschaffen worden, das oft gerade den Bildungsberatungsaspekt<br />
32
<strong>Testimonial</strong><br />
deutlich betonte: Wo Vielfalt, Vernetzung und Selbständigkeit der<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten zunehmen, nimmt auch die<br />
Notwendigkeit der Beratung zu. Wir begleiten gerade mit meinem<br />
Lehrgebiet einige Dutzend solcher Lernenden Regionen in<br />
Deutschland und haben da viele Einblicke in das Entstehen einer<br />
Kultur des Selbstgesteuerten Lernens in Deutschland erhalten.<br />
Eine solche Kultur haben wir ja auch im ZFUW bzw. DISC an<br />
unserer TU geschaffen und sind damit – auch in den Augen der<br />
Bundespolitik – durchaus Vorreiter.<br />
Vielen Dank Herr Arnold für dieses Gespräch.<br />
Quelle: UNI-SPEKTRUM 4/2007 - 22.11.07<br />
Es ist eine Technische <strong>Universität</strong>, diejenige<br />
von <strong>Kaiserslautern</strong>, und sie hat in den<br />
entsprechenden disziplinären Feldern einen<br />
guten Ruf. Umso erstaunlicher, dass sie auch<br />
im Bereich der Bildung Bedeutsames<br />
vorzuweisen hat: einen profilierten<br />
Schwerpunkt Berufs- und Allgemeinbildung<br />
33
(jawohl, beides zusammen!), in dem höchst<br />
produktiv sowohl theoretisch anspruchsvoll, als<br />
auch praktisch anschlussfähig gearbeitet<br />
wird.<br />
Das theoriebezogene Profil der<br />
Bildungswissenschaft in <strong>Kaiserslautern</strong> ist<br />
alles andere als „technisch“: Es zeichnet sich<br />
durch einen „ganzheitlichen“, einen<br />
systemischen Ansatz aus, in dem komplexe<br />
Zugriffe und verschränkte Blickweisen eine<br />
wesentliche Rolle spielen. Dies gilt sowohl für<br />
die Auffassung vom Lernen allein und vom<br />
Lehr-Lern-Prozess als auch für die<br />
wissenschaftliche Analyse und die ihnen<br />
immanenten Methoden.<br />
Wenn ich an die Pädagogik in Kaiserlautern<br />
denke, verbinde ich sie mit der Person von Rolf<br />
Arnold und einem Kreis höchst kompetenter<br />
Kolleginnen und Kollegen, die mittlerweile<br />
ihren eigenen wissenschaftlichen Weg<br />
gemacht haben wie etwa Ingeborg Schüßler<br />
(Ludwigsburg) und Henning Pätzold<br />
(Koblenz). Und mir fallen Begriffe ein, die in<br />
den letzten zwanzig Jahren immer wieder<br />
Diskurse der Berufs- und Weiterbildung<br />
angeregt haben, auf den Punkt gebracht<br />
haben und zur Reflexion nötig sind, auch<br />
wenn sie immer mal wieder etwas geschraubt<br />
daher kamen wie etwa die „Ermöglichungsdidaktik“<br />
in Anlehnung an die „Facilitation“<br />
des internationalen Diskurses. Es ist<br />
der Bildungswissenschaft in <strong>Kaiserslautern</strong> zu<br />
verdanken, dass immer wieder angemahnt ist,<br />
Lernen zu verstehen und nicht nur Fakten zu<br />
kennen. Das dem zugrunde liegende interpretative<br />
Paradigma findet sich in den<br />
unterschiedlichsten Varianten wieder: im<br />
ausgearbeiteten Deutungsmusteransatz, in<br />
der Analyse und der Interpretation von Interaktionsprotokollen,<br />
in der Anleitung von<br />
Selbstbildungs- und Managementprozessen<br />
gleichermaßen.<br />
34
Wesentliche Akzente setzte die<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>er Bildungswissenschaft für die<br />
Erwachsenen- und Weiterbildung in der<br />
Adaptation und Modifikation<br />
konstruktivistischer Ansätze von Rolf Arnold<br />
und Horst Siebert Mitte der neunziger Jahre<br />
des vorigen Jahrhunderts vorgelegt und<br />
danach immer wieder unterschiedlichen<br />
Kontexten erläutert, debattiert und<br />
beispielhaft angewandt. Dieser<br />
konstruktivistische Ansatz wurde dabei nicht<br />
nur theoretisch erörtert, sondern auch in der<br />
Form der Darstellung berücksichtigt wie etwa<br />
in der veröffentlichten<br />
Perspektivenverschränkung zwischen Horst<br />
Siebert und Rolf Arnold, einem Briefwechsel<br />
auf hohem Niveau. Folgerichtig haben sich<br />
Rolf Arnold und seine Kolleginnen und<br />
Kollegen aus <strong>Kaiserslautern</strong> auch mit den<br />
Aspekten beschäftigt, die über einen<br />
kognitiven Wissenserwerb hinausgehen – etwa<br />
der Wiederentdeckung des Emotionalen im<br />
Lehr-Lern-Prozess, der Bedeutung von Selbstreflexion<br />
in Prozessen der allgemeinen und<br />
beruflichen Bildung, der Relevanz von<br />
Interaktions- und Findungsverfahren für<br />
individuelle und kollektive Lernprozesse.<br />
Erstaunlich ist die Produktivität, die aus<br />
diesem „systemischen“ Ansatz der<br />
Bildungsbetrachtung entstanden oder<br />
überhaupt grundlegend mit ihm verbunden<br />
ist. Aufsätze, Bücher, Vorträge, Studientexte in<br />
großer Zahl und in großer Verbreitung<br />
kennzeichnen einen der aktivsten Arbeitsbereiche<br />
zur Weiterbildung in Deutschland –<br />
und darüber hinaus. Auch der immer wieder<br />
erkennbare Bezug zur internationalen<br />
Diskussion spielt dabei eine Rolle: Gedanken<br />
und Argumente der angelsächsischen und<br />
spanischen Erwachsenenbildung fließen in die<br />
Diskurse der <strong>Kaiserslautern</strong>er<br />
35
Bildungswissenschaft ein – und werden „nach<br />
außen“ wieder zurückgespiegelt. Rolf Arnold<br />
zählt nicht nur zu den anregendsten<br />
Wissenschaftlern der Weiterbildung in<br />
Deutschland, sondern auch zu den<br />
produktivsten: Er rangiert unter den „Top Ten“<br />
was die Quantität seiner schriftlichen und<br />
mündlichen Beiträge zur<br />
Erwachsenenbildung betrifft.<br />
Es bleibt mit Spannung zu erwarten, welche<br />
neuen Impulse und Akzente von<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> in der Zukunft für die Bildung<br />
Erwachsener ausgehen. Gemäß einer fast schon<br />
etablierten Tradition ist zu erwarten, dass sie<br />
richtungsweisend sind und die Entwicklung<br />
der Disziplin weiter nach vorn treiben werden.<br />
Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard Nuissl von Rein<br />
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung<br />
Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen - Bonn<br />
36
3 Arbeitsgruppen im Fachgebiet<br />
AG 1: Erwachsenenbildung<br />
Anita Pachner –Waltraud Amberger, Anne John, Lars<br />
Kilian, Frederick Schulz, Susanne Ulm<br />
Lernen als In-Bewegung-Geraten<br />
„Lernen ist nicht allein Anpassung an äußere Erwartungen oder<br />
gar Zumutungen, es ist auch eine Entpuppungsbewegung des<br />
Individuums (aber auch einzelner Teams oder Organisationen)“<br />
(Arnold 2010: 34). Wozu sich der Schwerpunkt<br />
Erwachsenenbildung am Fachgebiet Pädagogik, insbesondere<br />
Berufs- und Erwachsenenpädagogik, über die vergangenen 20<br />
Jahre hinweg entpuppt hat, darüber soll dieser Abschnitt der<br />
vorliegenden Jubiläumsschrift Auskunft geben.<br />
So haben in die Forschungsbemühungen am Fachgebiet im<br />
Bereich Erwachsenenbildung neue Themen wie „Grundbildung“<br />
oder „Lernen im Alter“ Eingang gefunden. In der Lehre ist zur<br />
Begleitung der Lehramtsstudierenden in den Bildungswissenschaften<br />
die Betreuung der Studierenden im neuen Bachelor-<br />
und Masterstudienangebot „Integrative Sozialwissenschaften“<br />
hinzugekommen etwa in Form des Kompetenzmoduls<br />
„Erwachsenenpädagogik“. Unter den Querschnittsthemen<br />
schließlich, die alle Tätigkeiten im Schwerpunkt<br />
Erwachsenenbildung am Fachgebiet durchdringen, fand das<br />
Thema „Lernberatung“ eine weitere Stärkung durch die<br />
Einrichtung eines Beratungsteams für die Studierenden im<br />
Fernstudienangebot „Master Erwachsenenbildung“. „eLearning“<br />
und „Lernen mit neuen Medien“ haben sich weiter entwickelt in<br />
Richtung eines entgrenzten und selbstgesteuerten, die eigene<br />
Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit stärkendes Lernen.<br />
Die konstruktivistische Sicht auf die Dinge wurde ausdifferenziert<br />
durch einen systemischen Blick, internationale und interkulturelle<br />
Erwachsenenbildung weiter mit Leben gefüllt durch zahlreiche<br />
fruchtbare Kooperationen mit spanischen Hochschulen oder<br />
Projekten der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Ein weiteres Ergebnis dieses Entpuppungsprozesses ist die<br />
Etablierung eines Teams „Erwachsenenbildung“. Darin finden<br />
sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die<br />
schwerpunktmäßig Themen der Erwachsenenbildung in<br />
Forschung und/oder Lehre vertreten. Gegenwärtig sind dies Dr.<br />
Waltraud Amberger, Dipl.-Päd. Anne John, Dipl.-Päd. Lars Kilian,<br />
Dr. Anita Pachner, Dipl.-Ing. Frederick Schulz und Dipl.-Sowi.<br />
Susanne Ulm.<br />
Literatur:<br />
Arnold, R. (2010). Lernen als Weg aus der Selbstlähmung. DIE<br />
Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 18(1), 34-36.<br />
37
Forschung im Bereich Erwachsenenbildung<br />
Die Erwachsenenbildungsforschung befasst sich thematisch mit<br />
der Lernfähigkeit Erwachsener und deren fördernden und<br />
einschränkenden Bedingungen. Diese können jedoch nicht<br />
losgelöst betrachtet werden. Es müssen dabei auch<br />
Zivilisationsprozesse und Prozesse kulturellen Wandels in<br />
Zusammenhang mit Bildungs- und Lehr-/Lern-Prozessen<br />
Erwachsener gesetzt werden (vgl. Arnold, Nolda/Nuissl 2001).<br />
Am Fachgebiet ist die Forschung im Themenfeld<br />
Erwachsenenbildung fokussiert auf das selbstgesteuerte Lernen<br />
bzw. das Selbstlernen und die Selbstbildung Erwachsener, die<br />
Möglichkeiten und Grenzen von eLearning, die Lern- und<br />
Bildungsberatung sowie die Unterstützung und Förderung des<br />
Lernens von bestimmten Zielgruppen (z. B. alte Menschen,<br />
Analphabeten etc.). Im Zentrum steht dabei immer der Gedanke<br />
des lebenslangen Lernens.<br />
So befasst sich das das Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />
"Alphabetisierung und Bildung" (AlBi) mit der professionellen<br />
Verbesserung der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit.<br />
Ziel des Projekts ist es, in enger Verknüpfung zwischen<br />
Wissenschaft und Praxis regional verankerte und überregional<br />
vernetzte Lernangebote und Fortbildungen zu entwickeln und<br />
damit Analphabeten bzw. Menschen mit mangelnden Schreib-<br />
Lese-Kompetenzen einen besseren Zugang zu Bildung und<br />
damit eine aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu<br />
ermöglichen.<br />
Im Handlungsforschungsprojekt „Bildungsberatung im Dialog“<br />
entwickelten die Hochschulen TU <strong>Kaiserslautern</strong>, Humboldt<br />
<strong>Universität</strong> Berlin und Helmut Schmidt <strong>Universität</strong> Hamburg im<br />
Dialog mit Beratungsagenturen der Lernenden Regionen neue<br />
Ideen zu drei Themen der Bildungsberatung: Organisations- und<br />
Geschäftsmodellentwicklung, personenbezogene Beratung sowie<br />
Qualität und Qualitätssicherung.<br />
38
Die Projekte „Lernend Altern“ (LEA) und „Online Moderation als<br />
neues Lehr- und Lernkonzept für Frauen in der Weiterbildung“<br />
(OnMode) beinhalten beide die Nutzung von neuen<br />
Informationstechnologien zur Unterstützung der erwachsenen<br />
Lerner. Im Vordergrund steht das Ziel, mobilitätseingeschränkten<br />
Senioren Weiterbildung zu ermöglichen, indem gemeinsam mit<br />
der Zielgruppe eine altengerechte, benutzerfreundliche<br />
Lernumgebung mithilfe von neuen Medien entwickelt wird.<br />
Im Projekt „OnMode“ wurde ein betreutes, online-basiertes<br />
Weiterbildungsseminar konzipiert, das eine Einführung in die<br />
Thematik der netzbasierten Begleitung von Lernprozessen<br />
(Online-Moderation) zum Inhalt hat und im Rahmen von Gender-<br />
Mainstreaming auf die speziellen Bedürfnisse von Frauen als<br />
Lehrende und Lernende abgestimmt ist. Das Konzept des<br />
Seminars beruht auf einer Kombination aus Online-Lernen, das<br />
z.B. von zu Hause aus übers Internet erfolgt und in Workshops,<br />
die in <strong>Kaiserslautern</strong> in der Volkshochschule stattfinden.<br />
Literatur:<br />
Arnold, R., Nolda, S./Nuissl, E. (Hrsg.) (2001). Wörterbuch<br />
Erwachsenenpädagogik. Klinkhardt: Bad Heilbrunn.<br />
Lehre aus erwachsenenpädagogischer Perspektive<br />
Erwachsenenbildung als Handlungswissenschaft<br />
Die bereits im Titel des Lehrstuhls verankerte Fokussierung<br />
„Berufs- und Erwachsenenpädagogik“ verdeutlicht die Denk- und<br />
Zielrichtung, die am Fachgebiet Pädagogik der Technischen<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> verfolgt wird. Nur erwähnt werden soll<br />
an dieser Stelle, dass die Lehre in den Präsenzstudiengängen<br />
der Bildungswissenschaften das Kerngeschäft ist. Dennoch<br />
findet Erwachsenenpädagogik auf zwei Ebenen statt: zum einen<br />
auf der Ebene der fachlichen Inhalte im Rahmen des Studiums,<br />
zum anderen als Handlungswissenschaft bei der Konzeption,<br />
Gestaltung und Durchführung der Lehre am gesamten Lehrstuhl.<br />
Die Erwachsenenbildung wirkt als angewandte Disziplin auf die<br />
Gesamtheit der formalen Lehr- und Lernprozesse von und mit<br />
Erwachsenen (vgl. Arnold 1996: 41). Als solche finden ihre<br />
Prinzipien in den Lehrveranstaltungen des Fachgebiets<br />
Pädagogik Anwendung. Zu diesen zählen die Lebensweltorientierung,<br />
das Anschlusslernen sowie die Teilnehmerorientierung.<br />
Wie werden diese Prinzipien in der Lehre umgesetzt? Die<br />
Studierenden bringen als erwachsene Lerner ihre individuellen<br />
Erfahrungen in den Lernprozess ein. Das Lernen Erwachsener<br />
geschieht „nur unter Rückgriff, Einbeziehung und Anknüpfung an<br />
diese lebensweltlichen Strukturen (Arnold 2001: 156). Im Bereich<br />
der Ausbildung von Lehramtsstudierenden scheint diese Aufgabe<br />
schnell lösbar zu sein, waren doch alle Studierenden meist direkt<br />
im Vorfeld selbst Schüler und erlebten das System und die<br />
Organisation Schule aus Lernerperspektive. Diese<br />
Gemeinsamkeit hinsichtlich der Lebensweltorientierung stellt<br />
39
zugleich auch das Problem der Ausbildung dar: Es gilt im Verlauf<br />
des Studiums der Bildungswissenschaften, genau diese erlebten<br />
und eingefahrenen Sichtweisen der Rollen, Funktionen und<br />
Aufgaben von „Schülern“ und „Lernen“ aufzuweichen. Nur durch<br />
einen Perspektivenwechsel ist der immer wieder geforderte<br />
„Wandel der Lernkultur“ (Arnold/Schüßler 1998) überhaupt in<br />
Gang zu setzen. Damit dies gelingt, sind Methoden lebendigen<br />
Lernens (vgl. Arnold/Schüßler 2002: 2010) ebenso notwendig<br />
wie ein steter und hoher Grad der Reflexion der eigenen<br />
Lernbiografie als auch der zukünftigen Erwartungen und<br />
Anforderungen an professionelles berufliches Handeln im<br />
Lehramt sowie Lernangebote, die „Erfahrungen in die Krise<br />
führen“ (Haug 1981).<br />
Die Aspekte der Lebensweltorientierung korrespondieren mit der<br />
Teilnehmerorientierung und des Anschlusslernens. Hierzu<br />
gehören Möglichkeiten der Partizipation bei der Kursplanung, der<br />
Bezug auf die soziobiografischen Bedingungen der Einzelnen<br />
und der Abbau des Status-Gefälles Dozent-Teilnehmer. Dazu<br />
müssen die Kompetenzen aller am Lehr-Lern-Prozess Beteiligten<br />
einbezogen und die Selbststeuerung der Teilnehmer didaktisch<br />
ermöglicht werden. Auch hier versucht die Lehre am Fachgebiet<br />
Pädagogik, im Rahmen der begrenzenden Möglichkeiten<br />
(Stichwort: Bologna) von vornherein entsprechende Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen. Die Module beinhalten konzeptionell<br />
auch die Entwicklung und Förderung von Selbstlernkompetenzen.<br />
Diese werden nicht nur situativ, sondern auch gezielt in<br />
Lehrveranstaltungen gefördert. Insbesondere konnten bei der<br />
Gestaltung von multimodalen und multimedialen Lehr-<br />
Lernangeboten (vgl. Abschnitt eLearning) am Fachgebiet in den<br />
vergangenen zehn Jahren gewinnbringende Erfahrungen<br />
gesammelt werden, die in die Weiterentwicklung von Veranstaltungskonzepten<br />
eingingen (vgl. u.a. Arnold/Lermen 2006).<br />
Zugleich fließen Ergebnisse aus der Forschungstätigkeit des<br />
Lehrstuhls in die Lehre mit ein und befruchten diese nicht nur<br />
hinsichtlich der Fachinhalte, sondern auch in Bezug auf die<br />
didaktisch-methodische Gestaltung (vgl. z.B. Arnold, Kilian u.a.<br />
2008).<br />
Die Lehre der vergangenen Dekade ist gezeichnet von einer<br />
kontinuierlichen Weiterentwicklung mit dem Ziel, die Entgrenzung<br />
des Lernens (vgl. Arnold 2004) voranzutreiben. Dieses Ziel stellt<br />
keinen Selbstzweck dar und ist keinem modischen Trend<br />
geschuldet, vielmehr entspricht die kontinuierliche Einbindung<br />
und Optimierung neuer Lehr- und Lernformen auch einer am<br />
Lehrstuhl postulierten Ermöglichungsdidaktik und zeitgemäßen<br />
Erwachsenenbildung. Diese befindet sich „zu Beginn des 21.<br />
Jahrhunderts […] auf dem Weg von einer autodidaktischen zu<br />
einer ermöglichungsdidaktisch orientierten Sichtweise“<br />
(Arnold/Pätzold 2003: 349).<br />
Erwachsenenbildung als Fachwissenschaft: Der Studiengang<br />
„Integrative Sozialwissenschaften“<br />
„Die Verschränkung der Blicke“ lautet der Titel einer<br />
Veröffentlichung von Rolf Arnold und Horst Siebert. Verbindende<br />
40
Perspektiven zu öffnen ist auch der Anspruch des seit<br />
Wintersemester 2007/08 eingerichteten Studienganges<br />
„Integrative Sozialwissenschaften“. Parallel zur Form des oben<br />
erwähnten Werkes könnte ebenso das Bestreben des Faches<br />
Integrative Sozialwissenschaften als Dialog charakterisiert<br />
werden: in Dialog treten die Disziplinen Pädagogik<br />
(Erwachsenenbildung), Psychologie, Soziologie,<br />
Politikwissenschaften, Philosophie und Empirische Sozialforschung,<br />
außerdem die Wirtschaftswissenschaften und die<br />
Volkswirtschaftslehre. Der Studiengang Integrative<br />
Sozialwissenschaft ist der erste im Fachbereich, der nicht zum<br />
Lehramt führt, d.h. der Fachbereich ist nicht mehr nur<br />
„Dienstleister“, sondern trägt die Verantwortung für einen<br />
eigenständigen Studiengang. Das bedeutet auch, dass die<br />
Veranstaltungen erstmals aus dem Kontext Schule herausgelöst<br />
sind und der Blick auf „Erwachsenenlernen“ gerichtet ist. Das<br />
Besondere an dem Studiengang ist die Kompetenz- und<br />
Berufsorientierung. Hier spielt der Lehrstuhl von Professor Dr.<br />
Rolf Arnold und dessen Ansatz der Ermöglichungsdidaktik eine<br />
bedeutende Rolle. Das Fachgebiet Pädagogik hatte an der<br />
Entwicklung des Studiums maßgeblich Anteil.<br />
Die Entwicklung des Studienganges an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> ist<br />
eine Erfolgsgeschichte: Aus anfangs 15 Studierenden sind<br />
inzwischen pro Wintersemester 100 bis 120 Erstsemester<br />
geworden. Der Lehrstuhl ist für 9% der Veranstaltungen<br />
verantwortlich (Psychologie 21%, Politikwissenschaften 25%,<br />
Soziologie 11%, Philosophie 8% und Empirische<br />
Sozialwissenschaften 11%).<br />
Die Anteile des Schwerpunktes Erwachsenenbildung spiegeln<br />
sich in den folgenden Modulthemen wieder:<br />
- Grundlagen der Erwachsenenbildung<br />
- Didaktik<br />
- Lerntheorien<br />
- pädagogische Beratung<br />
- Medienpädagogik<br />
- Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />
Der Studiengang befindet sich noch immer in der Aufbauphase,<br />
„Verständigungskulturen“ müssen sich diskursiv entwickeln.<br />
Ökonomie und Ethik, Entwicklungspsychologie und biografisches<br />
Lernen, Menschenbild und professionelles Handeln, Kreativität<br />
und Technik, Wirtschaftlichkeit und Qualität, Beobachtung und<br />
Deutungsmuster.<br />
Durch die Verschränkung dieser Themen zwischen den<br />
einzelnen Disziplinen eröffnen sich Möglichkeiten der<br />
interdisziplinären Reflexion über Querschnittsthemen, über<br />
unterschiedliche Zugangsweisen und Gemeinsamkeiten. Aus<br />
dem Blickwinkel der Erwachsenenbildung gibt es zahlreiche<br />
Fragestellungen, die in den Modulen interdisziplinär diskutiert<br />
werden können: Welche strategischen Konsequenzen für die<br />
Unternehmensführung ergeben sich aus einem systemischkonstruktivistischen<br />
Verständnis des Erwachsenenlernens?<br />
41
Welche Aussagen lassen sich zur ethischen Verantwortung der<br />
Verantwortlichen der Personalentwicklung machen und wie kann<br />
dies in Weiterbildungs- bzw. Organisationsentwicklungskonzepten<br />
verankert werden? Wodurch definiert sich die Grenze<br />
zwischen Beratung und Therapie? Welche Folgen haben<br />
technologischer und demografischer Wandel für die die<br />
Konzeption von Lernarrangements? Wie wirken sich aktuelle<br />
theoretische Ansätze auf die Arbeitsplatzgestaltung aus?<br />
Der integrative Studiengang ermöglicht den Studierenden durch<br />
sein Angebot unterschiedliche Dialogformen:<br />
‐ Dialog Wissenschaft – Wissenschaft, d. h. interdisziplinäre<br />
Zugangsweisen zu Themen<br />
‐ Dialog Wissenschaft – Praxis, d.h. Auseinandersetzung<br />
mit praktischen Konsequenzen der jeweiligen<br />
theoretischen Ansätze eines Fachgebietes<br />
‐ Dialog Beobachter – Beobachter, d.h. Austausch über die<br />
Paradigmata der wissenschaftlichen Disziplinen<br />
‐ Dialog Beobachter – Selbst, d.h. kritische Reflektion der<br />
Studieninhalte und eigener Standpunkte aus<br />
unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven<br />
Die Didaktik kann als „Vermittlungswissenschaft“ die Blicke<br />
verschränken helfen. Dabei geht es aktuell nicht mehr darum,<br />
Wissen zu vermitteln, sondern die unterschiedlichen<br />
Zugangsweisen der Disziplinen als Chance zu nutzen, Themen<br />
aus einem je anderen Deutungsansatz her zu betrachten.<br />
Aufgabe für die Zukunft wird es sein, dies so zu tun, dass ein<br />
dauerhafter Dialog entsteht aus dem WissenschaftlerInnen<br />
hervorgehen, die über den Tellerrand schauen und nach<br />
zukunftsfähigen Antworten suchen – eine stetige Suchbewegung<br />
in Form interdisziplinären Forschens miteinander. Integrative<br />
Sozialwissenschaften wären in diesem Sinne die interdisziplinär<br />
fundierte Verschränkung von Realitäts- und Möglichkeitssinn.<br />
Ausblick<br />
Konsequenterweise ergibt sich aus einem solcherart<br />
verstandenen integrativen Konzept die Idee weiterer<br />
interdisziplinärer Zusammenarbeit, bei der auch Fern- und<br />
Präsenzstudium verknüpft werden könnten. Strukturen,<br />
Methoden, Produkte und didaktische Arrangements könnten<br />
gemeinsam genutzt werden, um ressourcen- und teilnehmerorientierte<br />
Konzepte zu gestalten.<br />
Aus einer Verschränkung der Blicke könnten sich<br />
Synergieeffekte für Integrative Sozialwissenschaften sowie Fern-<br />
und Präsenzstudium ergeben. Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten<br />
ergeben sich aus der Art und Weise wie es gelingt, eine<br />
gemeinsame Perspektive einzunehmen und entsprechende Ziele<br />
zu formulieren.<br />
42
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
101 120<br />
Das Fernstudienangebot „Master Erwachsenenbildung“<br />
Ein bedeutsamer Beitrag zum Studienangebot der Technischen<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> ist das postgraduale Fernstudium<br />
„Erwachsenenbildung“. Hier eine kleine Erfolgsgeschichte in<br />
Zahlen.<br />
197 207<br />
Anzahl Einschreibungen<br />
173 148<br />
197 181 179 180 182<br />
WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS<br />
00/0101/0202/0303/0404/0505/0606/0707/0808/0909/1010/11<br />
Anzahl<br />
Einschrei<br />
bungen<br />
In den vergangenen zehn Jahren sind die Einschreibungen ins<br />
erste Semester des Fernstudiengangs Erwachsenenbildung stark<br />
angestiegen. Die meisten Anmeldungen lagen mit 207 an der<br />
Zahl im Wintersemester 2003 vor. Danach sanken die Zahlen auf<br />
148 im WS 05/06. Seit dem Wintersemester 2006/07 haben sich<br />
die Anmeldezahlen auf ca. 180 eingependelt. Somit gibt es seit<br />
einigen Jahren im Durchschnitt ca. 80 Anmeldungen mehr als<br />
noch vor zehn Jahren. 1865 Einschreibungen gab es insgesamt<br />
vom Wintersemester 2000/01 bis zum Wintersemester 2010/11.<br />
Anzahl der Studierenden die den Masterabschluss Erwachsenenbildung<br />
erreicht haben (im Zeitraum 2000 bis 2009)<br />
Anzahl der Studierenden die den Zertifikatsabschluss Erwachsenenbildung<br />
erreicht haben (im Zeitraum 2000 bis 2005) (Da sich einige Studierende auf<br />
den Master umgeschrieben haben, gibt es Doppelungen mit der oben<br />
genannten Gesamtzahl im Masterstudium.)<br />
951<br />
264<br />
Literatur:<br />
Arnold, R. (1996). Weiterbildung : Ermöglichungsdidaktische<br />
Grundlagen. München: Vahlen.<br />
Arnold, R. (2001). Erwachsenenbildung: Eine Einführung in<br />
Grundlagen, Probleme und Perspektiven. Baltmannsweiler:<br />
Schneider-Verlag Hohengehren.<br />
Arnold, R./Schüßler, I. (1998). Wandel der Lernkulturen: Ideen und<br />
Bausteine für ein lebendiges Lernen. Darmstadt:<br />
Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />
Arnold, R./Schüßler, I. (2002). Methoden des Lebendigen Lernens.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Arnold, R./Schüßler, I. (2010). Weitere Methoden des Leben-digen<br />
Lernens (4. Auflage). <strong>Kaiserslautern</strong>: Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft Rheinland-Pfalz.<br />
Haug, F. (1981). Erfahrungen in die Krise führen oder: Wozu brauchen<br />
die Lernenden die Lehrer? In: Die Wertfrage in der Erziehung.<br />
Das Argument, Sonderband 58, (S.67-77). Berlin.<br />
43
Arnold, R./Lermen, M. (2006). eLearning-Didaktik. Baltmanns-weiler:<br />
Schneider-Verlag Hohengehren.<br />
Arnold, R., Kilian, L., u.a., (Ed.[s.]) (2008). Qualitätssicherung an<br />
Schulen. Spezialisierungsthema Medienkompetenz. Baltmannsweiler:<br />
Schneider-Verlag Hohengehren.<br />
Arnold, R. (2004). Die Entgrenzung des Lernens. Vom Präsenz- über<br />
das Distance Learning zum E-Learning. Grundlagen der<br />
Weiterbildung, 15(2), 60-66.<br />
Arnold, R./Pätzold, H. (2003). Zukünftige Herausforderungen und<br />
Entwicklungstrends der Erwachsenenbildung. In R. Arnold,<br />
Berufs- und Erwachsenenpädagogik (S.341-351). Baltmannsweiler:<br />
Schneider-Verlag Hohengehren<br />
Querschnittsthemen<br />
eLearning: Entgrenzen und Ermöglichen<br />
Wenn Arnold provozierend die Abschaffung der Vorlesungen<br />
fordert, dann vor allem, weil sie nicht leisten, was sie<br />
versprechen (vgl. Arnold 2010). "Vorgutenbergisch" nennt Arnold<br />
diese Form der Kommunikation und vergleicht sie mit der<br />
kirchlichen Predigt von der Kanzel oder dem Geschichtenerzählen<br />
am neandertalischen Lagerfeuer. In der Tat war der<br />
Gutenbergsche Buchdruck ein extrem wichtiger Schritt bei der<br />
Senkung der Transaktionskosten für die Informationsvermittlung.<br />
Oft verglichen mit dem Buchdruck – und aus dieser Perspektive<br />
zu recht – wird das Internet. Seine ubiquitäre Präsenz und<br />
Nutzung hat die Transaktionskosten für Informationsübertragung<br />
immens gesenkt. Dank Breitbandanschlüssen, Google Books<br />
und Springer-Link lebt der heutige Lerner in einer<br />
Überflussgesellschaft der Informationen. Die Information ist nicht<br />
mehr an Orte/Vorlesungen gebunden, man muss sie zwar noch<br />
suchen, aber nicht mehr aufsuchen.<br />
Bill Gates schwärmt davon, endlich viele mittelmäßige durch<br />
wenige sehr gute, global erreichbare Lernangebote zu ersetzen<br />
(vgl. Gates 2010); das Fachgebiet Pädagogik macht das in<br />
Rheinland-Pfalz vor: Im Netzwerk Bildungswissenschaften<br />
44
(Projekt NetBi) besuchen Landauer Lehramtsstudenten<br />
Vorlesungen von Professor Dr. Rolf Arnold, dafür nutzen<br />
Kaiserslauterer Studenten etwa ein Angebot aus Mainz. Auch im<br />
Studiengang Integrative Sozialwissenschaften ist eLearning nicht<br />
mehr wegzudenken. Alle Vorlesungen und viele weitere<br />
Veranstaltungen werden durch eine Onlinekomponente<br />
bereichert und so – zumindest teilweise – entgrenzt und flexibler<br />
nutzbar gemacht. Innovative Konzepte, die selbstgesteuertes<br />
Lernen und neue Formen des lernprozessbegleitenden<br />
Assessment kombinieren, ergänzen die klassischen<br />
Seminarangebote (vgl. Bogner 2009).<br />
Warum gibt es dann überhaupt noch Präsenzlehre? Alles nur<br />
Reaktionismus und stures Beharren? Oder ist die Vision der<br />
entgrenzten Bildung einfach zu schön, um wahr zu sein?<br />
Sicher: Die Entkoppelung vom Lehrort baut Zugangsschwellen<br />
ab. Bildung ist global verfügbar. Der Lehrstuhl demonstriert das<br />
mit seinen Kooperationen, beispielsweise in Kolumbien und<br />
Eritrea. Auf der anderen Seite entstehen ganz neue<br />
Zugangsschwellen, die zunächst nicht ganz so augenfällig sind.<br />
Zum Einen – hier kommt Gutenberg wieder ins Spiel – wandelt<br />
sich in vielen eLearningangeboten das Kommunikationsmedium<br />
von der Sprache zur Schrift: eMails ersetzen Wortmeldungen und<br />
Postings Redebeiträge. Doch nicht jeder lernt gleich ergiebig aus<br />
Textmaterial wie aus einem Gespräch. Auch die stark reduzierten<br />
Signalwege sind in Betracht zu ziehen: Texte lassen<br />
zwangsläufig para- und nonverbale Kommunikationselemente<br />
außen vor (vgl. Döring 1997). Zum Anderen: Kann man denn<br />
einfach so voraussetzen, dass der Umgang mit der Technologie<br />
beherrscht wird? eLearning erfordert umfangreiche Fertigkeiten,<br />
häufig unter dem Begriff „computer literacy” zusammengefasst<br />
(Naumann/Richter 1999). Diese Vorraussetzung baut großen<br />
Teilen der Bevölkerung Hindernisse auf und verhindert die<br />
Weiterbildungsteilnahme. Dieses Problem nennt sich „Digitale<br />
Spaltung” und führt zu einer aktiven Ausgrenzung von<br />
Weiterbildungsmöglichkeiten. Alan Cooper behauptet sogar:<br />
„computer literacy becomes a euphemism for social and<br />
economic apartheid” (Cooper 2002).<br />
Auch auf der Seite der Anbieter wachsen die Voraussetzungen:<br />
„Content” will produziert werden, Learning-Management-Systeme<br />
wollen bedient und administriert werden.<br />
Im Umfeld der universitären Lehre und beruflichen Bildung<br />
spielen diese Herausforderungen eine geringere Rolle, und so ist<br />
eLearning aus diesen Bereichen nicht mehr wegzudenken. In<br />
seinen Forschungsprojekten widmet sich das Fachgebiet aber<br />
auch anderen Bildungsbereichen. Zwei Beispiele seien hier<br />
genannt: Das Projekt AlBi vernetzt und verbessert<br />
länderübergreifend Angebote zur Alphabetisierung und<br />
Grundbildung als Vorraussetzungen der Teilnahme am<br />
gesellschaftlichen Leben allgemein und jeglicher weiterer Bildung<br />
im speziellen. Näher am eLearning bewegt sich das Projekt LEA<br />
– Lernend Altern. Es hat als Ziel, mobilitätseingeschränkten<br />
Senioren Bildungsangebote zu machen, die möglichst wenig<br />
Zugangsbarrieren aufbauen.<br />
45
Die Senioren als der Teil der Gesellschaft, der durch die oben<br />
angesprochenen Barrieren besonders stark getroffen wird, hat<br />
ohnehin eine defizitäre Bildungsbeteiligung: Tendenziell<br />
schlechter mobil – und deshalb von ortsgebundenen Angeboten<br />
ausgegrenzt – stehen sie auch auf der falschen Seite der<br />
digitalen Spaltung (der Anteil der Computernutzer unter den<br />
Senioren liegt unter 50%, Statistisches Bundesamt 2010), was<br />
sie auch von den örtlich entgrenzten eLearningangeboten<br />
ausschließt.<br />
LEA versucht, einen in allen Dimensionen (Ort, Zeit und Technik)<br />
einfachen Zugang zu Bildungsangeboten zu schaffen.<br />
Zusammen mit dem Fraunhofer IESE wurde eine Lernumgebung<br />
realisiert, die drei Grundfunktionen bietet, mit denen sich – in<br />
didaktischer wie inhaltlicher Sicht – unterschiedliche Kurse<br />
anbieten lassen. Konsequent wurde bei der Gestaltung der<br />
Funktionen und der Benutzeroberfläche auf einfache Bedienung<br />
Wert gelegt; sie sollen soweit wie möglich selbsterklärend sein:<br />
Werkzeuge zur sprachbasierten synchronen und asynchronen<br />
Kommunikation und zum eigenverantwortlichen Lernen schaffen<br />
eine Umgebung, in der es möglich ist, eine breite Spanne an<br />
Kurskonzepten vom Frontalunterricht mit Hausaufgaben bis hin<br />
zum Selbstlernmodul mit Beratungsterminen statt eines<br />
Unterrichtstermins, abzubilden.<br />
Literatur:<br />
Arnold, R. (2010). Das Ende der Präsenzuniversität. Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung, 08. Juni 2010.<br />
Gates, B. (2010). 2010 Annual Letter from Bill Gates. In Bill and<br />
Melinda Gates Foundation (S. 12)<br />
Döring, N. (1997). Kommunikation im Internet. Neun theoretische<br />
Ansätze. In Batinic, B., Internet für Psychologen (S. 267-298).<br />
Göttingen: Verlag für Psychologie.<br />
Naumann, J./Richter, T. (1999). Diagnose von Computer Literacy. In W.<br />
Frindte, T. Köhler, P. Marquet/E. Nissen (Hrsg.), IN-TELE 99<br />
Konferenzbericht (S. 295–302). (Internet Communi-cation Vol.<br />
3).<br />
Cooper, A. (2002). The Inmates are Running the Asylum (S. 38)<br />
Statistisches Bundesamt (2010). Statistisches Jahrbuch 2010 (S. 116)<br />
Bogner, C. (2009). Lernen ohne Aufsicht. Zeitschrift für E-Learning H.<br />
01/2009, 8-22.<br />
Lernberatung in der Erwachsenenbildung<br />
Mit dem Wandel der Lernkulturen (Arnold/Schüßler 1998)<br />
gewinnt auch die Beratung in der Erwachsenenbildung an<br />
Bedeutung. In der Wissenschaft der Erwachsenenpädagogik ist<br />
die „Akzentverschiebung von der Lehre zur Lernberatung“<br />
(Siebert 2001: 20) ein vielfach diskutiertes Thema. Die Betonung<br />
der Beraterrolle hängt eng zusammen mit den erwachsenenpädagogischen<br />
Diskursen (lebenslanges Lernen, Konstruktivismus,<br />
selbstgesteuertes Lernen) der letzten Jahre (vgl. Pätzold<br />
2004: 2).<br />
Auch in der Praxis hat sich Beratung in den vergangenen Jahren<br />
als wichtiges Element von Lerninfrastrukturen etabliert. Diesem<br />
Wandel trägt das seit November 2009 im Fachbereich für<br />
46
Pädagogik eingesetzte Beratungsteam Rechnung. Im<br />
Beratungsteam wirken mit: Dr. Waltraud Amberger und Anne<br />
John (Fernstudium Erwachsenenbildung), Isa-Dorothe<br />
Gardiewski (Fernstudium Personalentwicklung), Dr. Thomas<br />
Prescher (Fernstudium Schulmanagement).<br />
Im Fernstudium Erwachsenenbildung hat Beratung eine große<br />
Bedeutung. Die Studierenden kommen aus den<br />
unterschiedlichsten beruflichen Handlungsfeldern und sind nicht<br />
immer vertraut mit wissenschaftlichem Arbeiten in den<br />
Sozialwissenschaften. Auch gibt es aufgrund der großen<br />
Distanzen kaum „Face to Face“-Kontakte, was auch<br />
Auswirkungen auf die Form der Beratung hat, die hauptsächlich<br />
über Telefon oder E-Mail-Kontakt stattfindet. Dazu bedarf es<br />
spezifischer Konzepte.<br />
Die Beratungsleistungen erstrecken sich auf strukturierte Formen<br />
wie Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfen aber<br />
auch auf die Prozessbegleitung beim Erstellen der Masterarbeit.<br />
Von vornherein wurde Wert darauf gelegt, ein gemeinsames<br />
Konzept für die drei Fernstudiengänge Erwachsenenbildung,<br />
Personalentwicklung und Schulmanagement zu entwickeln. Ziel<br />
bei der Gestaltung dieses Konzeptes war es, individuelle<br />
Beratung zu ermöglichen, die die Selbststeuerung und<br />
Eigenverantwortung der Studierenden unterstützt und fördert. Die<br />
Bedingungen des Fernstudiums erfordern eine prozessorientierte<br />
Abstimmung aller Akteure. Die Studierenden sind in der Regel<br />
berufstätig und müssen das Studium sowohl auf ihr Privatleben<br />
als auch auf den Arbeitsalltag abstimmen.<br />
Demzufolge sind die Beratungsleistungen strukturell in den<br />
Studienablauf integriert und sollen diesen begleiten und unterstützen.<br />
Die Studierenden haben Ansprechpartner, mit denen die<br />
sie mit Blick auf ihre Masterarbeit jederzeit in Kontakt treten<br />
können. Als gelungen wäre ein Beratungsprozess zu definieren,<br />
der die Studierenden motiviert und in die Lage versetzt, alle<br />
Entscheidungen im Rahmen der Erstellung der Masterarbeit<br />
effektiv und zielsicher treffen zu können.<br />
Beratung beinhaltet demgemäß die Begleitung der Masterarbeit<br />
von der ersten Idee bis zur Abgabe: die Suche nach einem<br />
Thema, die Formulierung eines Titels sowie die Strukturierung<br />
des Vorhabens in Form einer Gliederung. Beratung ist der<br />
Austausch über gedankliche Entwürfe, das Angebot von<br />
Entscheidungshilfen, aber auch unterstützende Prozessbegleitung.<br />
Erfahrungsgemäß wird dieses Angebot sehr<br />
unterschiedlich genutzt: Viele Fernstudierende benötigen<br />
Rückmeldung zu Themen, die aus ihrer eigenen beruflichen<br />
Praxis stammen. Hier ist es meist notwendig, die theoretische<br />
Basis einer Themenwahl zu diskutieren, die aus dem eigenen<br />
beruflichen Engagement resultiert. Es gibt zahlreiche<br />
Studierende, deren Profession keine sozialwissenschaftliche ist.<br />
Hier gilt es, die fachspezifischen Aspekte der Pädagogik in den<br />
Blick zu nehmen und die theoretische Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema entsprechend anzuregen. Manchmal hat die<br />
Beratungsleistung lediglich informativen Charakter und das<br />
Zusenden der speziell vom Beratungsteam entwickelten<br />
47
Werkzeuge zur Themenfindung genügt. Gleichwohl ist auch<br />
fachliche Beratung gefragt: Unterstützung bei Problemen der<br />
Strukturierung, der Abgrenzung theoretischer Ansätze, der<br />
Suche nach geeigneten Quellen etc.<br />
Am häufigsten gefragt sind Orientierungs- und Entscheidungshilfen.<br />
Es gibt jedoch auch ganz persönliche Gründe, aus denen<br />
die Beratungsleistungen in Anspruch genommen werden.<br />
Möglich und vielversprechend wäre es, die Erfahrungen und<br />
Konzepte aus den Beratungsprozessen im Rahmen des<br />
Fernstudiums in Zukunft auch für das Präsenzstudium zu nutzen.<br />
Literatur:<br />
Arnold, R./Schüßler, I. (1998). Wandel der Lernkulturen. Darm-stadt.<br />
Pätzold, H. (2004). Lernberatung und Erwachsenenbildung.<br />
Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren.<br />
Siebert, H. (2001). Selbstgesteuertes Lernen und Lernberatung. Neue<br />
Lernkulturen in Zeiten der Postmoderne. Neuwied: Kriftel.<br />
Erwachsenenbildung im Modus der Konstruktion<br />
Ingeborg Schüßler, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg<br />
Als ich 1994 in <strong>Kaiserslautern</strong> als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />
begann, war eines meiner ersten Aufgaben die redaktionelle<br />
Bearbeitung einer Veröffentlichung mit dem Titel „Betriebliche<br />
Weiterbildung zwischen Bildung und Qualifizierung“ (Arnold<br />
1996). Mir fiel auf, dass die landläufige Divergenz zwischen<br />
Allgemeinbildung und Berufsbildung und eine vermeintliche<br />
Unterscheidung von zweckfreiem und zweckgebundenem Lernen<br />
in <strong>Kaiserslautern</strong> nicht vertreten wird, sondern ganz im Gegenteil<br />
davon ausgegangen wurde, dass eine umfassende<br />
Kompetenzentwicklung gerade durch die berufliche Bildung erst<br />
ermöglicht wird. Die Vorstellung folgte somit der<br />
berufspädagogischen Tradition Sprangers, der davon ausging,<br />
dass „der Weg zu der höheren Allgemeinbildung (…) über den<br />
Beruf und nur über den Beruf (führt)“ (Spranger 1923, S. 10).<br />
Das war nicht nur für mich irritierend, sondern sorgte auch in der<br />
Zunft der Berufs- und Erwachsenenpädagogen der damaligen<br />
Zeit für Aufregung. Insbesondere Vertreter der politischen<br />
Erwachsenenbildung kritisierten diese Sichtweise als eine<br />
Anpassung an moderne betriebliche Qualifikationsanforderungen,<br />
die suggeriere, dass die Ansprüche des Individuums auf<br />
Selbstverwirklichung im Kontext lernrelevanter Arbeitsbezüge<br />
gelingt (vgl. Ahlheim 2001, Ahlheim/ Bender 1996). Rolf Arnold<br />
entlarvte diesen Vorwurf als eine implizite Gleichsetzung von<br />
Zweckfreiheit und Subjektorientierung, die aber so nicht mehr<br />
vertreten werden könne, da auch die betriebliche Bildung gar<br />
nicht mehr den Zweck auf eine funktionale Qualifizierung richten<br />
könne, sondern angesichts der Herausforderungen einer<br />
reflexiven Moderne sukzessive auch die Selbsterschließungs-<br />
und Problemlösekompetenzen der Mitarbeiter fördern müsse.<br />
Eine solche Schlüsselqualifizierung entspreche somit mehr den<br />
48
Ansprüchen einer formalen Bildung. Nach den Worten Arnolds<br />
„ist eine im Kontext des Nützlichen und Verwertbaren<br />
stattfindende Bildung eine im reinsten Sinne des Wortes<br />
>Bildung der Persönlichkeit< (...), wenn sie es dem Lernenden<br />
ermöglicht, seinen realistischen Blick, seine Problemlösungs-<br />
und Handlungskompetenzen sowie seine Verantwortungsfähigkeit<br />
zu entwickeln“ (Arnold 2002, S. 80).<br />
Verständlich wird diese Perspektive, wenn deutlich wird, dass<br />
das Fachliche für Arnold nicht mehr rein inhaltsorientiert und<br />
kognitionsfixiert gedacht werden kann, da die Inhalte einer<br />
„Illusion des Faktischen“ (Arnold/ Kempkes 1998, S. 261)<br />
erliegen, als gäbe es eine objektive Wirklichkeit, die didaktisch<br />
reduziert vermittelt werden könne. Hier scheint bereits die<br />
radikal-konstruktivistische Perspektive durch, die Rolf Arnold in<br />
die Erwachsenenbildung einführte und die den Kern des<br />
Kaiserslauterer Ansatzes der Erwachsenenbildung ausmacht:<br />
„Erwachsenenbildung ‚im Modus der Konstruktivität’ löst sich<br />
vom ‚Kampf um die Realität’ (Simon) und der alleinigen<br />
Überzeugungswirkung des besseren Argumentes und rückt die<br />
subjektive Aneignung von Sichtweisen, Offenheiten, Widerständen<br />
sowie Lern- und Verhaltensformen in den Mittelpunkt<br />
ihres Versuches, Wandel, Veränderung und Kompetenzzuwachs<br />
dort zu begleiten, wo die Subjekte ‚mit ihrer Weisheit am Ende’<br />
sind. Eine konstruktivistische Erwachsenenbildung ‚weiß’ dabei<br />
um die intellektualistische Illusion kognitionsfixierter<br />
Vermittlungsbemühungen und begleitet Formen eines<br />
kontextualisierten Erwachsenenlernens im Sinne der Transformation<br />
kognitiver und emotionaler Muster der Konstruktion von<br />
Wirklichkeit“ (Arnold 2005, S. 143).<br />
Damit verabschiedet sich Rolf Arnold aber auch von einem<br />
Aufklärungsimpetus und dem Anspruch einer emanzipatorischen<br />
Erwachsenenbildung, die implizit davon ausgeht, man könne das<br />
defizitäre Alltagsbewusstsein von Erwachsenen aufklären und<br />
ihnen dadurch zu einer Emanzipation gegenüber rigiden<br />
Lebensbedingungen verhelfen. Zwar bestreitet Arnold nicht, dass<br />
die Individuen aufgrund der Unmittelbarkeit des alltäglichen<br />
Lebens ihr Handeln auf z.T. unbewussten und nicht mehr<br />
funktionalen Deutungs- und Emotionsmustern gründen, aber eine<br />
Differenzierung und Transformation dieser Muster lässt sich nach<br />
seiner Ansicht nicht durch die Vermittlung wissenschaftlichen<br />
Wissens erzeugen, sondern nur ermöglichen und begleiten, denn<br />
„Erwachsene ändern ihre Deutungsmuster nur dann, wenn sie es<br />
wollen, nicht, wenn sie es sollen“ (Siebert 1996, S. 114).<br />
Veränderung gelingt somit immer nur als Selbstveränderung, ein<br />
Gedanke, der in einer aktuellen Publikation von Rolf Arnold<br />
entfaltet wird (Arnold 2010). Damit wurde schließlich die Frage<br />
bedeutsam, wie Teilnehmende und Lehrende ihre Deutungen<br />
und emotionalen Muster in den Lernprozess einbringen und wie<br />
dieser dadurch auf eine spezifische Weise konstituiert wird. Aus<br />
professionstheoretischer und didaktischer Sicht interessierte<br />
darüber hinaus die Frage, mit welchen didaktisch-methodischen<br />
Mitteln ein Deutungs- und Emotionslernen inszeniert werden<br />
kann, sprich wie Aneignungskontexte zu gestalten sind, „in<br />
denen sich die Eigendynamik(en) der Lernenden<br />
aneignungswirksam fördern und nutzen lassen“ (Arnold 2005, S.<br />
49
142). Mit dieser Perspektive wurde das - laut Hans Tietgens -<br />
zentrale Handlungs- und Forschungsfeld der Erwachsenenbildung<br />
aufgegriffen:<br />
„Der Umgang mit Deutungen ist also das zentrale Thema der<br />
Erwachsenenbildungswissenschaft. Sie hat damit das Originäre<br />
ihres Forschungsfeldes erfaßt. Im Falle veranstalteter<br />
Erwachsenenbildung wird so zur entscheidenden Frage, wie die<br />
Deutungsentwürfe der Lehrenden und der Lernenden sich<br />
aufeinander beziehen. In welcher Weise sich das zu Lernende im<br />
Zuge der Lehr-Lern-Prozesse verändert, gehört dabei mit zu den<br />
konstituierenden Momenten, auf die Erwachsenenbildungswissenschaft<br />
ihre Aufmerksamkeit richten muß, weil sonst<br />
niemand für die Forschungsfrage zuständig sein kann“ (Tietgens<br />
1990, S. 57).<br />
Ausgehend von diesen Vorstellungen wurde ein Forschungsvorhaben<br />
initiiert, das anhand der Dokumentation einer<br />
Erwachsenenbildungsveranstaltung „Ausbildung zur Tagesmutter“<br />
an einer rheinland-pfälzischen Volkshochschule mittels<br />
Interaktionsanalysen diese Deutungs- und Rekonstellierungsdynamiken<br />
zu rekonstruieren versuchte und dies u.a. (vgl. z.B.<br />
Arnold/ Schüßler 1996) in einer Festschrift für Hans Tietgens im<br />
Rahmen einer Interpretationswerkstatt mit KollegInnen aus der<br />
Erwachsenenbildungswissenschaft dokumentierte (Arnold/ Kade/<br />
Nolda/ Schüßler 1998). Im Rahmen weiterer empirischer<br />
Forschungsarbeiten habe ich diese Untersuchungsperspektive<br />
aufgegriffen (Schüßler 2000) und über die Jahre mit der Frage<br />
verknüpft, welche Voraussetzungen und Bedingungen einem<br />
nachhaltigen Lernen zugrunde liegen (Schüßler 2001, 2006) und<br />
wie sich das Lernen von Erwachsenen ermöglichen und<br />
nachhaltig unterstützten lässt (vgl. Schüßler 2009, 2010). Diese<br />
Arbeiten sensibilisierten nicht nur für die emotionale Fundierung<br />
der handlungswirksamen Deutungsmuster und ihre Bedeutung<br />
im Aneignungsverhalten (vgl. Schüßler 2008, Arnold 2009),<br />
sondern auch für eine stärkere Lernerzentrierung sowie eine<br />
Pluralisierung der Inszenierungsformen, um den<br />
unterschiedlichen Aneignungsbewegungen der erwachsenen<br />
Lerner mehr Raum zu geben. Aus diesen Vorstellungen hat sich<br />
sukzessive das Konzept einer Ermöglichungsdidaktik entwickelt,<br />
das um die Konstruktivität und Eigendynamik sowie die<br />
begrenzte „Machbarkeit“ von Lernergebnissen weiß (vgl. Arnold/<br />
Schüßler 2003; Arnold/ Goméz Tutor 2007). Das Konzept<br />
orientierte sich dabei an konstruktivistischen, systemtheoretischen<br />
und subjektwissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />
steht aber auch in der Tradition der reflexiven Wende der<br />
Erwachsenenbildung, die bereits Anfang der 1980er Jahre auf<br />
die subjektiven Lern- und Aneignungsprozesse von<br />
Teilnehmenden verwiesen hatte. Anders als „erzeugungsdidaktische<br />
Konzepte“ (vgl. Heinze/ Loser/Thiemann 1981, S. 13)<br />
geht die Ermöglichungsdidaktik nicht davon aus, dass durch eine<br />
möglichst exakte Lernzielbestimmung und eine möglichst<br />
detaillierte Lernplanung Lernerfolge sozusagen technokratisch<br />
gewährleistet werden können. Professionelle Lehr-Lern-<br />
Arrangements können demnach individuelle Aneignung von<br />
Neuem sowie eine Weiterentwicklung von Kognition und<br />
Kompetenz lediglich anregen und ermöglichen, sie können aber<br />
50
nicht wie bei einer Trivialmaschine bestimmte Lernergebnisse<br />
erzeugen. Als nachhaltig und transformierend wird deshalb ein<br />
Erwachsenenlernen angesehen, das die Lernenden nicht nach<br />
einem geplanten Konzept „belehrt“, sondern ihnen die<br />
Möglichkeit gibt, aktiv, selbstorganisiert bzw. selbstgesteuert,<br />
konstruktiv und situiert (auf ihre Lebenssituation bezogen) eigene<br />
Lernprozesse zu realisieren.<br />
Damit in der Erwachsenenbildung eine Kultur des selbstgesteuerten<br />
und handlungsorientierten Lernens möglich wird, ist<br />
es allerdings notwendig, dass sich die Professionals selbst von<br />
ihrer Rolle als im Zentrum des Geschehens stehende „Macher“<br />
und „Leitende“ lösen und bereit sind, Lerngelegenheiten zu<br />
schaffen, in denen Erwachsene selbstgesteuert lernen, dabei<br />
ihre eigenen Lernmethoden verfeinern und so ein Vertrauen in<br />
ihre eigenen Kräfte entwickeln können. Das Fachgebiet<br />
Pädagogik hat das Konzept der Ermöglichungsdidaktik nicht nur<br />
theoretisch fundiert, sondern auch durch zahlreiche praktische<br />
Arbeiten konkretisiert. Dazu gehört die Analyse, Erprobung und<br />
Dokumentation lebendiger und systemischer Lernmethoden<br />
(Arnold, Schüßler 1996; Arnold/ Schüßler 2003; Arnold/ Njo<br />
2007) sowie virtueller Lernarrangements (Arnold/ Lermen 2006,<br />
Arnold 2008a) oder auch das Engagement in der Fort- und<br />
Weiterbildung von Lehrenden, Erwachsenenbildnern und<br />
Personalentwicklern bspw. über die Master-Fernstudiengänge<br />
„Schulmanagement“, „Erwachsenenbildung“ und<br />
„Personalentwicklung“. Die Studierenden werden hier vor allem<br />
auch auf die neue Rolle als Lernberater und Coaches für die<br />
Lernenden vorbereitet und als Bildungsverantwortliche für die<br />
Gestaltung einer entwicklungsförderlichen Lernkultur<br />
professionalisiert. Betrachtet man sich die derzeitigen<br />
Entwicklungen in der Erwachsenenbildung und Schule, so zeigt<br />
sich, dass der aus <strong>Kaiserslautern</strong> angestoßene „Wandel der<br />
Lernkultur“ (Arnold/ Schüßler 1998, Schüßler/ Thurnes 2005)<br />
mittlerweile auch eine breite Resonanz in der Bildungspraxis<br />
gefunden hat. Die Arbeitsgruppe um Rolf Arnold hat ihren Blick<br />
aber auch auf die Voraussetzungen der Ermöglichungsdidaktik<br />
auf Seiten der Lernenden gerichtet und hier empirisch<br />
untersucht, wodurch Selbstlernkompetenzen gekennzeichnet<br />
sind (vgl. Arnold / Gómez Tutor./ Kammerer 2001, 2002a/b). Die<br />
Ergebnisse und Differenzierung zwischen hoch- und niedrigselbstgesteuerten<br />
Lernenden haben schließlich auch dafür<br />
sensibilisiert, dass für die Teilhabe und Teilnahme am<br />
Lebenslangen Lernen auch eine entsprechende<br />
Kompetenzentwicklung nötig ist (vgl. Schiersmann 2006). Der<br />
Diskurs zur Kompetenzentwicklung wurde auch von<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> aus kommentiert. Anfangs noch in einer sehr<br />
kritischen Weise (vgl. Arnold 1997), in neueren Arbeiten eher<br />
befürwortend (vgl. Arnold 2010, S. 75ff.), wohl auch, weil der<br />
Kompetenzansatz an die früheren Arbeiten zur<br />
Schlüsselqualifizierung anschließt und die Möglichkeiten<br />
informellen Lernens stärker zur Kenntnis nimmt.<br />
Im Sinne einer systemischen Bildungsforschung betrachtet Rolf<br />
Arnold die Pädagogik als „rekonstruktive Wissenschaft“ (Arnold<br />
2010, S. 314) bzw. „reflexive Beobachtertheorie“ (Arnold 2009, S.<br />
132), die neben einer „anteilnehmenden Beobachtung“ auch<br />
51
einen kritischen und dekonstruktivistischen Blick auf die<br />
gesellschaftliche Wirklichkeit wirft. So hat die Kaiserslauterer<br />
Pädagogik ebenso kritisch auf bildungspolitische Programme und<br />
Reformvorhaben geblickt, wie z.B. der PISA-Debatte (vgl. Arnold/<br />
Pätzold 2004). Dieser systemisch-konstruktivistischen Haltung<br />
fühlt sich auch Rolf Arnold verpflichtet, was sich u.a. an seinem<br />
selbstreflexiven Umgang mit seinen Kritikern - wie das<br />
beispielhafte Zwiegespräch mit Ludwig A. Pongratz zeigt (vgl.<br />
Arnold 2010, S.301f.) – ablesen lässt. Er pflegt diese<br />
Beobachtung 2. Ordnung aber nicht nur in der wissenschaftlichen<br />
Arbeit – was vorbildlich für die Erwachsenenpädagogik und auch<br />
die praktische Arbeit in Hochschule und Weiterbildung ist,<br />
sondern ebenso im persönlichen Umgang mit seinen<br />
Mitarbeitern.<br />
Obgleich ich mittlerweile selbst eine Professur für<br />
Erwachsenenbildung inne habe, so steht mir Rolf Arnold heute<br />
noch als wissenschaftlicher Mentor zur Seite und praktiziert das,<br />
was er beispielhaft in seinen Büchern, z.B. „Führen mit Gefühl“<br />
(2008b, S. 97) schreibt: „Eine systemische Haltungen ist sich der<br />
eigenen Grenzen und Begrenztheiten bewusst und hängt<br />
deshalb auch nicht an der Macht. Gerade dann, wenn eine<br />
Person so weit ist, dass sie auf sämtliche Machtpositionen<br />
verzichten könnte, ist sie zur optimalen Förderung systemischer<br />
Lebendigkeit in der Lage“. Hier realisiert sich das Konzept<br />
„subsidiärer Führung“ (Arnold 2000), das der Prämisse Maria<br />
Montessoris folgt „hilf mir es selbst zu tun“.<br />
Literatur:<br />
Ahlheim, K.: Mehr als Qualifikation. Profil und Chancen öffentlich<br />
verantworteter Weiterbildung. In: EB 4/2001, S. 184-188.<br />
Ahlheim, K./Bender, W. (Hrsg.): Lernziel Konkurrenz? Opladen 1996.<br />
Arnold, R. (Hrsg.): Betriebliche Weiterbildung zwischen Bildung und<br />
Qualifizierung. Frankfurt/ M. 1995.<br />
Arnold, R.: Von der Weiterbildung zur Kompetenzentwicklung. Neue<br />
Denkmodelle und Gestaltungsansätze in einem sich<br />
verändernden Handlungsfeld. In: Albrecht, G. u.a.:<br />
Kompetenzentwicklung ´97. Berufliche Weiterbildung in der<br />
Transformation – Fakten und Visionen. Hrsg. v. QUEM.<br />
Münster 1997, S. 253-300 (unter Mitarbeit von I. Schüßler).<br />
Arnold, R.: Das Santiago-Prinzip. Führung und Personalent-wicklung im<br />
Lernenden Unternehmen. Köln 2000 (Neuauflage:<br />
Baltmannsweiler 2009).<br />
Arnold, R.: Mehr als Ökonomisierung. Replik auf Klaus Ahlheim. In: EB<br />
2/2002, S. 79-81.<br />
Arnold, R.: Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit.<br />
Baltmannsweiler 2005.<br />
Arnold, R.: Zur mittelbaren Unmittelbarkeit begleiteter Ver-änderung –<br />
virtuelles Coaching und Ermöglichungsdidaktik. In: Geißler, H.<br />
(Hrsg.): E-Coaching. Grundlegung und Überblick.<br />
Baltmannsweiler 2008a, S. 32-44.<br />
Arnold, R.: Führen mit Gefühl. Ein Selbstcoaching. Mit einem<br />
Methoden-ABC. Wiesbaden 2008b.<br />
Arnold, R.: Seit wann haben Sie das? Grundlinien eines Emotionalen<br />
Konstruktivismus. Heidelberg 2009.<br />
Arnold, R.: Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />
Baltmannsweiler 2010.<br />
Arnold, R. (Hrsg.): Veränderung durch Selbstveränderung. Impulse für<br />
das Changemanagement. Baltmannsweiler 2010.<br />
52
Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen.<br />
Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes "Selbstlernfähigkeit,<br />
pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel". (Heft 12<br />
der Reihe Pädagogische Materialien der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong>). <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />
Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstgesteuertes Lernen<br />
braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, S. (Hrsg.).<br />
Selbstgesteuertes Lernen in der Erwachsenen- und beruflichen<br />
Weiterbildung. Baltmannsweiler 2002a, S. 76-89.<br />
Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen<br />
auf dem Prüfstand. Arbeitspapier 2 des Forschungsprojektes<br />
"Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />
Lernkulturwandel". (Heft 14 der Reihe Pädagogische<br />
Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>). <strong>Kaiserslautern</strong><br />
2002b.<br />
Arnold, R. / Gómez Tutor, C.: Grundlinien einer Ermöglichungs-didaktik.<br />
Augsburg 2007.<br />
Arnold, R./ Kade, J./ Nolda, S./ Schüßler, I. (Hrsg.): Lehren und Lernen<br />
im Modus der Auslegung. Erwachsenenbildung zwischen<br />
Wissensvermittlung, Deutungslernen und Aneignung.<br />
Baltmannsweiler 1998.<br />
Arnold, R./ Kempkes, H.-G.: Praktisches des Konstruktivismus. In:<br />
Hessische Blätter für Volksbildung. 48 (1998), 3, S. 259-274.<br />
Arnold, R./ Lermen, M. (Hrsg.): eLearning-Didaktik. Bd. 48 der<br />
Schriftenreihe “Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung”.<br />
Baltmannsweiler 2006, S.229-260.<br />
Arnold, R./ Njo, M.: Systemische Methoden in der Erwachsenenbildung.<br />
(Heft 29 der Schriftenreihe: „Pädagogischen<br />
Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>“). <strong>Kaiserslautern</strong><br />
2007.<br />
Arnold, R./ Pätzold, H.: PISA und Erwachsenenbildung. Verlockungen<br />
und offene Fragen. In: Report. Literatur- und Forschungsreport<br />
Weiterbildung, 27 (2004), 4, S.9-17.<br />
Arnold, R./ Schüßler, I.: Deutungslernen in der Weiterbildung -<br />
zwischen biographischer Selbstvergewisserung und<br />
transforma-tivem Lernen. In: GdWZ 7 (1996), 1, S. 9-14.<br />
Arnold, R./ Schüßler, I.: Methoden des Lebendigen Lernens. (Heft 1 der<br />
Schriftenreihe: „Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong>“. Veröffentlicht durch Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft Rheinland-Pfalz). <strong>Kaiserslautern</strong> 1996.<br />
Arnold, R./ Schüßler. I.: Wandel der Lernkulturen. Ideen und Bausteine<br />
für ein lebendiges Lernen. Darmstadt 1998.<br />
Arnold, R./ Schüßler. I.: Weitere Methoden des Lebendigen Lernens.<br />
(Heft 15 der Schriftenreihe: „Pädagogischen Materialien der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>“. Veröffentlicht durch Gewerk-schaft<br />
Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz). <strong>Kaiserslautern</strong><br />
2003.<br />
Arnold, R./ Schüßler, I.: Ermöglichungsdidaktik. Erwachsenenpädagogische<br />
Grundlagen und Erfahrungen. Baltmannsweiler<br />
2003.<br />
Heinze, T./ Loser, F.W./ Thiemann, F.: Praxisforschung. München u.a.<br />
1981.<br />
Schiersmann, C.: Profile lebenslangen Lernens. Weiterbildungserfahrungen<br />
und Lernbereitschaft der Erwerbsbevölkerung.<br />
Bielefeld 2000.<br />
Schüßler, I.: Deutungslernen. Eine explorative Studie zum<br />
Deutungslernen in der Erwachsenenbildung. Baltmannsweiler<br />
2000.<br />
Schüßler, I.: Nachhaltiges Lernen. In: Grundlagen der Weiter-bildung –<br />
Praxishilfen. 45. Erg.-Lief. Dezember 2001, S. 1-39.<br />
Schüßler, I.: Nachhaltigkeit in der Weiterbildung. Theoretische und<br />
empirische Untersuchungen zum nachhaltigen Lernen.<br />
Baltmannsweiler 2007.<br />
53
Schüßler, I.: Die emotionalen Grundlagen nachhaltigen Lernens –<br />
theoretische und empirische Erkenntnisse. In: Arnold, R./<br />
Holzapfel, G. (Hrsg.): Emotionen und Lernen. Die vergessenen<br />
Gefühle in der (Erwachsenen-)Pädagogik. Baltmannsweiler<br />
2008, S. 183-214.<br />
Schüßler, I.: Methoden nachhaltigen Erwachsenenlernens.<br />
Ludwigsburg 2009.<br />
Schüßler, I.: Ermöglichungsstrukturen nachhaltigen Lernens. In: profi-L.<br />
Magazin für das Lehren und Lernen. Bern 1/2010, S. 4-7 (URL:<br />
http://profi-l.net/2010-01-nachhall/ermoeglichungsstrukturennachhaltigen-lernens).<br />
Schüßler, I./ Thurnes C.M.: Lernkulturen in der Weiterbildung. Hrsg.<br />
vom DIE. Bielefeld 2005.<br />
Siebert, H.: Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. Didaktik<br />
aus konstruktivistischer Sicht. Neuwied u.a. 1996.<br />
Spranger, Eduard, 1923: Grundlegende Bildung - Berufsbildung -<br />
Allgemeinbildung. In: Knoll, Joachim H. (Hrsg.): Grundlagen<br />
und Grundfragen der Erziehung, Heft 9/10, hrsg. von Theodor<br />
Ballauff u.a. Heidelberg 1965, S. 8-23.<br />
Tietgens, H.: Erwartungen an Erwachsenenbildungsforschung. In:<br />
Kade, J. u.a.: Fortgänge der Erwachsenenbildungswissenschaft.<br />
Bmp-Materialien. Frankfurt/ Main 1990, S. 56-63.<br />
54
<strong>Testimonial</strong><br />
Wenn wir an Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
denken, denken wir an eine Arbeitseinheit,<br />
die intensiv nach theoretischen und<br />
methodologischen Innovationen sucht. Daher<br />
sind die Publikationen und Projekte am<br />
„Lehrstuhl Arnold“ auch nie Mainstream,<br />
sondern erschließen neue Sichtweisen, so<br />
beispielsweise in der interkulturellen<br />
Berufspädagogik, der Lehr-<br />
Lernsystementwicklung, dem<br />
Deutungsmusteransatz oder dem emotionalen<br />
Lernen und Führen.<br />
Rolf Arnold hat in beeindruckender Weise<br />
systemtheoretische Überlegungen zum<br />
pädagogischen Handeln vorgelegt,<br />
insbesondere mit Horst Siebert<br />
konstruktivistische Ansätze (mit Ingeborg<br />
Schüßler: Emotionaler Konstruktivismus) für<br />
die Erwachsenenbildung eingebracht und zu<br />
Didaktik (Ermöglichungsdidaktik) und<br />
Lernkulturen Neues entwickelt.<br />
Diese Ansätze sind in zahlreichen<br />
Publikationen (u.a. Handbücher zur Berufs-<br />
und Erwachsenenbildung) profiliert, die die<br />
hohe Produktivität des Lehrstuhlinhabers<br />
sichtbar machen (mehr als 100 Bücher/<br />
Herausgeberschaften, mehr als 500 Artikel/<br />
Buchbeiträge/ Unterrichtseinheiten!). Die<br />
Publikationen und Projekte verweisen<br />
gleichzeitig darauf, dass Rolf Arnold<br />
„Grenzgänger“ zwischen Berufsbildung,<br />
Erwachsenenbildung und allgemeiner<br />
Pädagogik sowie Schulpädagogik ist und<br />
dadurch interessante Verknüpfungen und<br />
Bezüge herstellt. In den Publikationen und<br />
Projekten spiegelt sich auch das Engagement<br />
von Rolf Arnold in der Förderung des<br />
wissenschaftlichen Nachwuchses (u.a. Prof. Dr.<br />
55
Ingeborg Schüßler, Prof. Dr. Henning Pätzold,<br />
Dr. Anita Pachner u.a.).<br />
Rolf Arnold ist international sehr präsent,<br />
insbesondere in Lateinamerika. In seinen<br />
internationalen Studien zu<br />
Berufsbildungssystemen untersucht er<br />
systemtheoretische Fragestellungen,<br />
beispielsweise wie die Entwicklung von<br />
Berufsbildungssystemen in anderen Ländern<br />
beraten und begleitet und wie berufliche<br />
Kompetenzentwicklung sowohl in formalen<br />
Ausbildungen wie auch im informellen Sektor<br />
gefördert werden kann. Gleichzeitig steht er<br />
im wissenschaftlichen Austausch mit<br />
verschiedenen lateinamerikanischen<br />
<strong>Universität</strong>en und berät Bildungsträger und<br />
Bildungsministerien. Verknüpft mit seinem<br />
internationalen Engagement sind auch die<br />
zahlreichen Fortbildungsseminare, die sich –<br />
in Kombination von Präsenz- und E-<br />
Learningeinheiten – an Fach- und<br />
Führungskräfte von lateinamerikanischen<br />
<strong>Universität</strong>en und anderen Bildungsträgern<br />
richten.<br />
Neben Projekten ist Rolf Arnold u.a.<br />
Verwaltungsratsvorsitzendes des Deutschen<br />
Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) und<br />
er war Mitglied im Innovationskreis<br />
Weiterbildung des BMBF. Bekannt und hoch<br />
angesehen in Wissenschaft und Praxis ist der<br />
von ihm geleitete weiterbildende<br />
Masterstudiengang Erwachsenenbildung.<br />
Für unsere eigene Arbeit ist die<br />
Auseinandersetzung mit Publikationen von<br />
Rolf Arnold zu Konstruktivismus und<br />
Deutungsmustern in der Erwachsenenbildung<br />
besonders für die Gestaltung von Adressaten-<br />
und Teilnehmerorientierung weiterführend.<br />
Wir kennen Rolf Arnold bereits aus<br />
Heidelberger und Mannheimer Zeiten, wir<br />
schauen seither mit großem Respekt und<br />
56
AG 2: Schulentwicklung<br />
Anerkennung auf seine Arbeitsleistung und in<br />
den letzten 20 Jahren auf die Arbeit der<br />
gesamten Abteilung in <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Für die nächsten Jahre wünschen wir dem<br />
Fachgebiet interessante Projekte, weiterhin<br />
innovative Forschung und Freude am<br />
Engagement in der internationalen Praxis.<br />
Wir hoffen auf weiteren sozialen Austausch<br />
und kognitive Vernetzung.<br />
Prof. Dr. Rudi Tippelt (<strong>Universität</strong> München;<br />
Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für<br />
Erziehungswissenschaft) und PD Dr. Aiga von Hippel<br />
(<strong>Universität</strong> München)<br />
Markus Lermen – Christian Bogner, Thomas Prescher,<br />
Frederick Schulz, Hans-Jürgen Wiegerling<br />
Schulentwicklung: Der Beitrag des Fachgebiets zur<br />
Lehrerbildung<br />
Im Forschungsbereich »Schulentwicklung« wird der Frage<br />
nachgegangen, wie Schule und Unterricht so gestaltet werden<br />
können, dass ein nachhaltiges und lebendiges Lernen bei den<br />
Schülerinnen und Schülern initiiert wird. Dies umfasst einen<br />
breiten Bereich von Themen, welche von konkreten methodischdidaktischen<br />
Fragestellungen zur Unterrichtsgestaltung und -<br />
durchführung über Fragen der Schulentwicklung und -<br />
organisation bis hin zu grundlegenden Fragen der Lernkultur<br />
reichen.<br />
57
Im Folgenden sollen die abgeschlossenen und laufenden<br />
Forschungs- und Entwicklungsprojekte dieses Bereichs vorgestellt<br />
werden. Derzeit wirken bei den Arbeiten des Quadranten<br />
auf Ebene der Wissenschaftlichen Mitarbeiter mit: Dr. Markus<br />
Lermen (AG Leitung), Christian Bogner, Dr. Thomas Prescher,<br />
Frederick Schulz und Hans-Jürgen Wiegerling<br />
Projekte<br />
Im Bereich der Schulentwicklung sind in den letzten zehn Jahren<br />
verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt,<br />
Modellversuche betreut und begleitet sowie Aspekte der<br />
Aus- und Weiterbildung umgesetzt worden. Im Folgenden sollen<br />
zunächst derzeitige Ansätze kurz dargestellt und danach die<br />
Projekte der letzten zehn Jahre vorgestellt werden.<br />
Aktuelle Projekte<br />
Die aktuellen Projekte des Fachgebiets zum Themenbereich<br />
»Schulentwicklung« umfassen verschiedene Bereiche.<br />
Exemplarisch sollen die drei Projekte ePrüfungen, Netzwerk<br />
Bildungswissenschaften und vorgestellt werden.<br />
Experten der eigenen Kompetenzentwicklung: Kompetenzorientierte<br />
Prüfungen mit eKlausuren und ePortfolios.<br />
Laufzeit: April 2010 – Dezember 2010<br />
Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher,<br />
Frederick Schulz<br />
In der Exzellenzinitiative des Stifterverbandes konnte sich die TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> als einer der Preisträger durchsetzen. In diesem<br />
Rahmen findet sich das Fachgebiet Pädagogik mit seinem<br />
Vorhaben „ePrüfungen“ wieder. In zwei Säulen sollen hier<br />
Erfahrungen gesammelt werden, wie man kompetenzorientierte<br />
Prüfungen mit technischer Unterstützung durchführen kann.<br />
Die eine Säule ist die Übertragung kompetenzorientierter<br />
Klausuren vom Medium Papier auf elektronische Verfahren mit<br />
dem Ziel, durch ökonomischere Durchführung und Auswertung<br />
die wachsenden Studierendenzahlen in den Griff zu bekommen.<br />
Versuchsweise wurden in den Räumen des Rechenzentrums<br />
Testate zu den Veranstaltungen „Einführung in die allgemeine<br />
Pädagogik“ und „Psychodiagnostik“ am Rechner durchgeführt.<br />
Die zweite Säule ist die Einführung der Prüfungsform „Portfolio“<br />
im Bachelorstudiengang Bildungswissenschaften. Statt einer<br />
Hausarbeit stellen die Studierenden als abschließende<br />
Prüfungsleistung in Modul 2 ein Portfolio zusammen. Eine<br />
speziell angepasste Lernplattform – das vom VCRP zur<br />
Verfügung gestellte Portal „Mahara“ – unterstützt den ganzen<br />
Prozess von der technischen Seite.<br />
Der Grundgedanke hinter der Portfolioprüfung ist einfach: Im<br />
Verlauf des Moduls durchlaufen die Studierenden einen<br />
Lernprozess. In diesem sollen sie Kompetenzen erwerben, die<br />
58
für den Beruf „Lehrer“ wichtig sind. Betrachtet man das<br />
Modulhandbuch, dann gliedern sich diese Kompetenzen in drei<br />
Themenfelder: Didaktik, Medien und Kommunikation. In allen drei<br />
Themenfeldern wird – neben dem Wissen über Theorien und<br />
Konzepte und deren Einsatz – als Ziel gefordert,<br />
Kommunikationsprozesse, didaktisches Vorgehen und<br />
Mediengebrauch zu analysieren und zu bewerten. Das Portfolio<br />
schließt diese Anforderungen zyklisch: Die Lernenden sollen<br />
einen Perspektivenwechsel vollziehen, und ihre eigenen<br />
Produkte und dokumentierten Handlungen und Haltungen einer<br />
Analyse und Bewertung unterziehen. Die Bewertung erfolgt also<br />
auf zwei Ebenen: Auf der Ebene des Wissen und Anwendens<br />
findet eine Selbstbewertung statt; mit dieser Selbstbewertung<br />
zeigen die Studierenden gleichzeitig auf der Meta-Ebene, dass<br />
sie analysieren und bewerten können. Diese begründete und<br />
theoriegeleitete – und damit auch realistische –Darstellung und<br />
Reflexion des eigenen Lernprozesses bringt die Studierenden zu<br />
einer „Entwicklung von Lernhaltungen und Sensitivität für die<br />
Bewältigung und Gestaltung von sozial-interaktiven (Lehr-<br />
)Situationen“, also Self-Monitoring-Kompetenz. (vgl. Prescher,<br />
2009) Der Lernende wird also Experte für Kompetenzentwicklung<br />
– zunächst seiner eigenen, später der seiner Schüler.<br />
Dieser Weg – vom Lernenden über den Perspektivenwechsel<br />
zum Kompetenzentwickler – ist sicherlich nicht einfach, und<br />
kaum „aus dem Stand“ zu bewältigen. Zentrale Aufgabe bei der<br />
Einführung der Prüfungsform ist also die Schaffung geeigneter<br />
Vorgaben, Ziele und Orientierungen und die Unterstützung und<br />
Heranführung an die Reflexion des eigenen Handelns in den<br />
Lehrveranstaltungen. Dazu dienen Tools mit Leitfragen, Beispiele<br />
und vorbereitende Methoden in den Lehrveranstaltungen, die im<br />
Dialog mit den Studierenden und den Lehrenden entwickelt<br />
werden. Die abschließende Bewertung erfolgt objektiv und<br />
nachvollziehbar anhand klarer Raster und wird durch ein<br />
ausführliches schriftliches Feedback abgerundet.<br />
Natürlich wird der Einsatz der Prüfungsform, die technische und<br />
die pädagogische Unterstützung kontinuierlich evaluiert und<br />
verbessert. Den ersten Jahrgängen von Studierenden und den<br />
Dozenten steht dabei ein Projektmitarbeiter als „Portfolioagent“<br />
zur Seite, der informierend, beratend und unterstützend tätig ist.<br />
Literatur:<br />
Arnold, R.: Systemtheorie und Schule: Systemisch-konstruktivistische<br />
Schulentwicklung. In: Bohl, T./ Helsper, W./ Holtappels, H.G./<br />
Schelle, C. (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung. Bad<br />
Heilbrunn/ OBB 2010, S. 79-82.<br />
Arnold, R.: Schulleitung als Personalentwickler. In: Rolff, H.-G.<br />
(Hrsg.): Führung, Steuerung, Management. Seelze 2010, S. 79-<br />
98.<br />
Arnold, R.: Systemische Schulentwicklung: „Frisches Denken“ gefragt!<br />
In: Rheinlandpfälzische Schulleitung, 12/2010, S.20-26.<br />
Prescher, Thomas: „Führung als organisationsbezogener Lernprozess:<br />
Zur Rekonzeptionalisierung von Self-Monitoring in einer<br />
erziehungswissenschaftlichen Perspektive“, Dissertation an der<br />
Fakultät der Erziehungswissenschaften, Technische <strong>Universität</strong><br />
Dresden, 2009.<br />
59
Das Projekt Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />
Ausgangslage und Beteiligte im Projekt NetBi<br />
Seit dem Wintersemester 2008/2009 war das Fachgebiet<br />
Pädagogik am Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften“<br />
maßgeblich beteiligt, das vom Ministerium für Bildung,<br />
Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) während der<br />
Projektphase finanziell unterstützt wurde. Das Angebot, das sich<br />
inzwischen auch nach der Projektlaufzeit etabliert hat, erlaubt<br />
allen Lehramtsstudierenden einen weitgehend ortsunabhängigen<br />
Besuch bildungswissenschaftlicher Veranstaltungen. Ortsunabhängig<br />
ist das Angebot insofern, als dass Studierende grundsätzlich<br />
auch Veranstaltungen anderer rheinland-pfälzischer<br />
Hochschulen besuchen und regulär anerkennen lassen können.<br />
Das hierzu erforderliche Kooperationsnetzwerk wurde im<br />
Rahmen von „NetBi“ aufgebaut und sukzessive erweitert.<br />
Am Projekt war neben den vier <strong>Universität</strong>en in Trier,<br />
Koblenz/Landau, <strong>Kaiserslautern</strong> und Mainz auch der Virtuelle<br />
Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) beteiligt. Der VCRP koordiniert<br />
die Zusammenarbeit der Pädagogik-Lehrstühle an den verschiedenen<br />
Hochschulstandorten und stellt Evaluationsinstrumente<br />
bereit, die die Akzeptanz des Veranstaltungsangebots erheben.<br />
Die Projektpartner im Einzelnen waren:<br />
- Virtueller Campus Rheinland-Pfalz<br />
- Fachgebiet Pädagogik (TU <strong>Kaiserslautern</strong>) / Antragsteller<br />
- Arbeitsgruppe Medienpädagogik (<strong>Universität</strong> Mainz)<br />
- Abteilung Bildungswissenschaften (<strong>Universität</strong> Trier)<br />
60
- Institut für Erziehungswissenschaft (<strong>Universität</strong> Koblenz-<br />
Landau, Campus Landau)<br />
- FB 1, Bildungswissenschaften (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />
Campus Koblenz)<br />
Ausgangslage und Motivation für das Projekt NetBi<br />
Im Zuge des Bologna-Prozesses wurde in Rheinland-Pfalz auch<br />
eine umfassende Reform der Lehrerbildung umgesetzt. Durch<br />
das Zusammenführen der Bezugswissenschaften Pädagogik,<br />
Psychologie und Soziologie soll im Rahmen der Reform der<br />
Lehrerbildung das dritte Fach „Bildungswissenschaften“ neben<br />
den Fachwissenschaften etabliert werden.<br />
Die Reform formulierte darüber hinaus Anforderungen an spezifische<br />
Kompetenzen, die im Rahmen der bildungswissenschaftlichen<br />
Ausbildung erworben werden sollen. Die sog.<br />
„Curricularen Standards“ legen hierzu neben grundlegenden<br />
fachbezogenen Inhalten auch verbindliche berufsbezogene<br />
Kompetenzen fest.<br />
Alle Projektpartner entwickelten und erprobten hierzu eigene<br />
didaktische Konzepte. Auf Basis der in NetBi entwickelten<br />
Standards hinsichtlich der Veranstaltungsinhalte, des Anspruchs<br />
und der Methodik wird die Beurteilung der Angebotsqualität<br />
ermöglicht. Außerdem vereinfacht die Kooperation der<br />
Hochschulstandorte die gegenseitige Anerkennung von<br />
Lehrveranstaltungen.<br />
Ziele im Projekt NetBi<br />
Im Folgenden werden die wesentlichen Projektziele<br />
zusammengefasst und hinsichtlich ihres Erreichungsgrads<br />
rückblickend bewertet.<br />
61
Was war geplant? Inwiefern wurde das Ziel erreicht?<br />
Entwicklung<br />
geeigneter<br />
Kooperationsformen<br />
und Distribution der<br />
Angebote auf Basis<br />
verbindlicher<br />
Mindeststandards<br />
Erschließung<br />
geeigneter<br />
didaktischer<br />
Ansätze und<br />
nachhaltiger Einsatz<br />
digitaler Lernmedien<br />
Erhöhung der<br />
Qualität des<br />
Lehramtsstudiums<br />
und Steigerung der<br />
Effektivität der<br />
Lehre<br />
Die Projektpartner unterzeichneten eine Absichtserklärung, in<br />
der Sie die Eckdaten und Bedingungen der Kooperation<br />
bestätigten. Auf dieser Basis konnte eine verlässliche<br />
Zusammenarbeit stattfinden. Hierbei wurde auch geklärt, dass<br />
die Verantwortung für die Anerkennung von Studienleistungen<br />
bei der Herkunfts-Hochschule verbleibt. Diese Regelung<br />
erlaubt der Abnehmerseite eine sehr flexible und<br />
bedarfsgerechte Einbeziehung fremder Angebote in das<br />
eigene Angebot: so können einzelne Komponenten der<br />
Gesamtveranstaltung (z.B. bestimmte Begleitveranstaltungen)<br />
durch vergleichbare eigene Angebote ersetzt werden.<br />
Im Verlauf der Projektarbeit konnten sehr verschiedene<br />
didaktische Konzepte entwickelt und hinsichtlich ihrer Eignung<br />
für eine kompetenzorientierte Ausbildung untersucht und<br />
verbessert werden. Alle Projektpartner machten dabei<br />
umfassenden Gebrauch digitaler Bildungsmedien in ihren<br />
Veranstaltungen, um die Lehr- und Lernprozesse zu<br />
flexibilisieren und qualitativ zu verbessern. In der<br />
Projektgruppe wurden deshalb die spezifischen<br />
Nutzungskontexte und Nutzungsanforderungen fortlaufend<br />
evaluiert, um daraus Rückschlüsse für den<br />
Verbesserungsbedarf der Angebote ziehen zu können.<br />
Beispielsweise konnte im Projekt eine standortübergreifende<br />
Evaluierung aller NetBi-Veranstaltungen realisiert werden.<br />
Durch den Vergleich aller Angebote war es möglich,<br />
Einzelerfahrungen mit den Projektpartnern zu teilen und<br />
voneinander zu lernen.<br />
Die Projektpartner verstehen digitale Lernmedien als<br />
differenziertes Werkzeug zur Realisierung bestimmter<br />
Bildungsziele. In NetBi wurden deshalb nicht nur digitale<br />
Lerninhalte produziert, um diese an ein großes Publikum zu<br />
distribuieren. Vielmehr konnten im Zuge der Projektarbeit auch<br />
innovative didaktische und methodische Ansätze erfolgreich<br />
implementiert werden. Hierbei wurden u. A. Verfahren zur<br />
gegenseitigen Bewertungen (Peer-Assessment) zwischen den<br />
Lernenden erprobt. Außerdem wurden komplexe Fallanalysen<br />
(mit und ohne Videoarbeit) erprobt sowie Portfolio-Konzepte<br />
zur Bilanzierung und Reflexion von Lernleistungen entwickelt.<br />
Zukunft von NetBi<br />
Nach dem Ende der regulären Projektlaufzeit haben sich die<br />
beteiligten Hochschulen darauf geeinigt, ausgewählte<br />
Veranstaltungen auch weiterhin für Studierende anderer<br />
Hochschulen zu öffnen und deren Teilnahme zu ermöglichen. Im<br />
aktuellen Wintersemester 2010/2011 sind folgende NetBi-<br />
Veranstaltungen verfügbar:<br />
Angebot in Modul 2 (Bildungswissenschaften)<br />
- Gestaltung von Lernumgebung in Schule und Unterricht<br />
Prof. Dr. Jürgen Wiechmann (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />
Campus Landau)<br />
62
- Medienbildung<br />
Dipl.-Päd. Anke Pfeiffer (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />
Campus Koblenz)<br />
- Interaktion und Kommunikation als wesentliche Bestandteile<br />
Dr. Petra Bauer (<strong>Universität</strong> Mainz)<br />
Angebot in Modul 3 (Bildungswissenschaften)<br />
- Heterogenität - Kulturelle Vielfalt als Bedingung<br />
pädagogischer Prozesse<br />
Dr. Markus Lermen (TU <strong>Kaiserslautern</strong>)<br />
Abgeschlossene Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />
seit 2010<br />
‐ Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />
Lernkulturwandel<br />
‐ Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />
in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung<br />
von Lehrerinnen und Lehrern<br />
‐ Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />
Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />
‐ Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />
Fachdidaktik im Studium<br />
‐ Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />
‐ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes<br />
der Eigenverantwortlichen Schule<br />
Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />
Lernkulturwandel<br />
Laufzeit: 2000-2002<br />
Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Jutta Kammerer<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia; Kammerer, Jutta: Selbstlernkompetenzen<br />
– Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen.<br />
Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes „Selbstlernfähigkeit,<br />
pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel“<br />
(Teilprojekt: Selbstlernkompetenz). Heft 11 der Pädagogischen<br />
Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />
Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia; Kammerer, Jutta:<br />
Selbstlernkompetenzen auf dem Prüfstand – eine empirische<br />
Untersuchung zur Bedeutung unterschiedlicher Kompetenzen<br />
für das selbstgesteuerte Lernen. Arbeitspapier 2 des<br />
Forschungsschwerpunktes „Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />
Professionalität und Lernkulturwandel“ Heft 14 der<br />
Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2002.<br />
Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte<br />
Lehrveranstaltungen in der erziehungswissenschaftlichen<br />
Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern<br />
Laufzeit: 03/2002 bis Juni 2005<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />
63
Inhalt: Ziel des Projektes »Pädagogik Online« war die Etablierung<br />
multimedialer, netzbasierter Lehrveranstaltungen in der<br />
erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von Lehrerinnen und<br />
Lehrern an der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>, unter dem Aspekt der<br />
Verbesserung der Lehre. Gleichzeitig sollten damit Möglichkeiten<br />
der Kooperation mit anderen <strong>Universität</strong>en eröffnet werden.<br />
Im Rahmen des Projektes sollten Grundlagenveranstaltungen<br />
der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von Lehrerinnen<br />
und Lehrern mit virtuellen Komponenten ergänzten, bzw.<br />
„überflüssige“ Präsenzlehre ersetzt werden um damit multimediale,<br />
netzbasierte Lehrveranstaltungen unter dem Aspekt der<br />
Verbesserung der Lehre zu etablieren und so den Mehrwert des<br />
Einsatzes Digitaler Medien gegenüber traditionellen<br />
Veranstaltungsangeboten auszuloten.<br />
Mitarbeiter: Markus Lermen, Melanie Njo<br />
Veröffentlichungen:<br />
Lermen, Markus: Das Projekt „Pädagogik online“. In: GEW-Zeitung<br />
RLP, 112. Jg., 3/2003, S. 22-23.<br />
Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten netzbasierter<br />
Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.»<br />
MedienPädagogik 21.4.2006<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />
Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />
Laufzeit: 01/2004 bis 12/2006<br />
Auftraggeber: Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />
und Forschungsförderung (BLK)<br />
Kooperationen: <strong>Universität</strong> Augsburg, <strong>Universität</strong> Trier, TU<br />
Berlin<br />
Inhalt: Im Fokus des Projektes stand die wissenschaftliche<br />
Weiterbildung von Lehrenden in unterschiedlichen Modulen im<br />
Modus des Blended Learning, welche an den Bedürfnissen der<br />
Lehrenden und an einem Qualitätskonzept der beteiligten<br />
Schulen bedarfsgerecht ausgerichtete Weiterbildung. Dazu sollte<br />
eine Zusammenarbeit und Kooperation in einem universitären<br />
Projektverbund, ein Coaching der Teilnehmenden zur<br />
Implementation des in der Weiterbildung erworbenen Wissens an<br />
den Schulen, der Aufbau von Lernverbünden an den Schulen<br />
(z.B. durch netzbasierte Diskussionsforen) und eine Verzahnung<br />
der Aus- und Weiterbildungsebene durch die Integration von<br />
Lehramtsstudierenden erfolgen.<br />
Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Lars Kilian, Markus<br />
Lermen<br />
64
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />
Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1).<br />
Heidelberg 2006.<br />
Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />
Fachdidaktik im Studium<br />
Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher, Hans-<br />
Jürgen Wiegerling<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold Rolf: Die Unpersönlichkeit des Fachlichen – Fragen an die<br />
Fachdidaktik. In: GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz, 4/2010, S. 10-<br />
15.<br />
Gómez Tutor, Claudia; Lermen, Markus: DIDAGMA – Vernetzung<br />
Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik im Studium. i.Dr.<br />
Netzwerk Bildungswissenschaften<br />
Laufzeit: 01/2007 bis 02/2010<br />
Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />
Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />
Kooperationen: Virtueller Campus Rheinland-Pfalz,<br />
<strong>Universität</strong>en Koblenz-Landau, Mainz, Trier<br />
Mitarbeiter: Christian Bogner, Dr. Markus Lermen, Prof. Dr.<br />
Henning Pätzold<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Faber, Konrad (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven.<br />
Neue Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler:<br />
Schneider Verlag Hohengehren, 2010.<br />
Arnold, R. (2010):Auflösung des Fernstudiums? Anmerkungen zur<br />
Hybridisierung der Frames wissenschaftlichen Lehrens und<br />
Lernens in der global vernetzten Gesellschaft. In: Arnold,<br />
R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven. Neue<br />
Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider<br />
Verlag Hohengehren.<br />
Arnold, R./Bogner, C./Lermen, M. (2010): Über das Fachwissen hinaus.<br />
Zur Bedeutung systemischer Kompetenzen bei<br />
Lehramtsstudierenden. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.):<br />
Vernetzung schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der<br />
Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />
Hohengehren.<br />
65
Arnold, R./Faber, K./Hemsing, S./Menzer, C. (2010). Der Virtuelle<br />
Campus Rheinland-Pfalz – im Zentrum<br />
hochschulübergreifender Netzwerke in Rheinland-Pfalz.<br />
Bauer, P./Bogner, C./Kleß, E./Menzer, C./Pfeiffer, A./Thielen, T. (2010):<br />
Ressourcen nutzen – Möglichkeiten erweitern. Interuniversitäre<br />
Kooperation im Netzwerk Bildungswissenschaften. In:<br />
Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZFHE). H.5/1. Verfügbar<br />
unter: http://www.fnm-austria.at/zfhe/xowiki/269741 (Stand:<br />
31.05.2010).<br />
Bogner, C. (2009): Lernen ohne Aufsicht. In: Zeitschrift für E-Learning<br />
H. 01/2009, S. 8-22.<br />
Bogner, C. (2010): Studentisches Feedback im Bachelor. Eine<br />
empirische Untersuchung zur Effektivität und Qualität eines<br />
angepassten Peer-Assessment-Verfahrens. In: Zeitschrift für E-<br />
Learning H. 01/2010 (im Erscheinen).<br />
Bogner, C. (2010):Emotionale und motivationale Aspekte des Peer<br />
Assessments. Konsequenzen für die Lernumgebung, Lehrende<br />
und Lernende. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung<br />
schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der Lehrerbildung.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
Bogner, C./ Menzer, C. (2008): Verantwortung im E-Learning –<br />
Plädoyer für ein „Lernen ohne Aufsicht“. In: Pätzold, H. (Hrsg.):<br />
Verantwortungsdidaktik. Zum didaktischen Ort der<br />
Verantwortung in Erwachsenenbildung und Weiterbildung.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 183-211.<br />
Bogner, C./ Menzer, C./ Pätzold, H. (2008): Standards umsetzen<br />
Hochschulübergreifende Kooperationen im Zeichen curricularer<br />
Standards. In: Zauchner, S. et al., A. (Hrsg.): Offener<br />
Bildungsraum Hochschule. Freiheiten und Notwendigkeiten.<br />
Münster: Waxmann. S. 264-274.<br />
Bogner, C./Arnold, R. (2009): Lernen ohne Aufsicht. Partizipative,<br />
selbstgesteuerte und entgrenzte Ausbildung am Beispiel der<br />
Lehramtsausbildung in der Hochschule. In: Das<br />
Hochschulwesen 1-2009, S. 20-26.<br />
Lermen, M./Pfeiffer, A. (2010): Freiheitsgrade im Bachelor-Studium.<br />
Realisierung selbstgesteuerten Lernens in Blended-Learning-<br />
Veranstaltungen. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung<br />
schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der Lehrerbildung.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />
Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />
Eigenverantwortlichen Schule<br />
Laufzeit: 10/2007 bis 11/2008<br />
Auftraggeber: Thüringer Kultusministerium (TKM) und Thüringer<br />
Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />
(ThILLM)<br />
Mitarbeiter: Lars Kilian<br />
Veröffentlichungen:<br />
Arnold, Rolf; Kilian, Lars: „Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig<br />
tun.“ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />
mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />
Eigenverantwortlichen Schule. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008.<br />
66
Projekt „Crokodil“ (Communities, Web-Ressourcen und<br />
Kompetenzentwicklungsdienste integrierende Lernumgebung)<br />
Laufzeit: 01.04.2010 bis 31.03.2013<br />
Auftraggeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF)<br />
Inhalt: Ziel des Projekts Crokodil ist die Konzeption,<br />
Bereitstellung und Erprobung einer ressourcen- und<br />
communitybasierten Lernumgebung in betrieblichen Kontexten.<br />
Das Fachgebiet Pädagogik entwickelt hierzu Unterstützungsformen<br />
für die individuellen Lernprozesse in institutionellen<br />
Szenarien auf Basis von Web 2.0 Technologien und didaktischen<br />
Werkzeugen. Ein wesentliches Kernanliegen ist dabei die<br />
Unterstützung der Selbststeuerung im Lernprozess. Das Projekt<br />
"Crokodil" wird vom Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung gefördert.<br />
Mitarbeiter: Dr. Thomas Prescher, Dipl.-Päd. Christian Bogner<br />
Lehre: Das Fachgebiet als Teil der Bildungswissenschaften<br />
An der TU <strong>Kaiserslautern</strong> können Studierende ein Studium für<br />
das Lehramt an Gymnasien, Berufsbildenden Schulen und<br />
Realschule (bzw. RealschulePlus) in unterschiedlichen Fächern<br />
aufnehmen. Das Fachgebiet Pädagogik beteiligt sich an dieser<br />
ersten Phase der Lehrerbildung im Rahmen des<br />
erziehungswissenschaftlichen Begleitstudiums bzw. als Teil der<br />
Bildungswissenschaften (bestehend aus den Fachgebieten<br />
Pädagogik, Psychologie und Soziologie), welche neben der<br />
Fachausbildung in den einzelnen Unterrichtsfächern als drittes<br />
Fach vorgesehen sind.<br />
In den letzten zehn Jahren hat sich das Lehrangebot des<br />
Fachgebiets im Hinblick auf das Lehramtsstudium erweitert und<br />
an vielen Stellen gewandelt. Die Erweiterung und der Wandel<br />
wurden maßgeblich von der Umstellung im Rahmen der<br />
Bachelor-/Master-Reform geprägt. Im Vergleich zum erziehungswissenschaftlichen<br />
Begleitstudium sind inzwischen ein breiteres<br />
Themenspektrum sowie eine höhere Anzahl an Veranstaltungen<br />
des Fachgebiets Pädagogik – nun als Teil der Bildungswissenschaften<br />
– vorhanden. Mit der Einführung eines modularisierten<br />
Studiengangs im Wintersemester 2005/2006 („Übergangsstudienordnung“)<br />
sind insbesondere Veranstaltungen zum<br />
Themenkomplex »Heterogenität«, »Lernberatung« und<br />
»Medienpädagogik« fest in der Ausbildung zukünftiger Lehrender<br />
verankert. Mit der Einführung der Bachelor-/Master-prüfungsordnung<br />
ab dem Wintersemester 2007/2008 sind weitere<br />
Themenbereiche wie z.B. »Schulentwicklung« und »Bildungsinstitutionen«<br />
hinzugekommen. Seit dem aktuellen Wintersemester<br />
2010/2011 werden erstmalig auch Master-Veranstaltungen<br />
in den Lehrämtern Gymnasium, Berufsbildende<br />
Schule und RealschulePlus angeboten.<br />
67
Die Umstrukturierung im Zuge der Lehrerbildungsreform geht mit<br />
einer Kompetenzorientierung einher, die durch die Curricularen<br />
Standards des Landes Rheinland-Pfalz vorgegeben sind (vgl.<br />
MBWJK 2009). Im Vordergrund der bildungswissenschaftlichen<br />
Ausbildung steht das wirksame Handeln als Lehrender im<br />
Unterricht. Neben Anteilen reflexiven Lernens soll insbesondere<br />
der Erwerb der erforderlichen didaktischen und methodischen<br />
Kompetenzen ermöglicht werden. Zu den durch die curricularen<br />
Standards zu erreichenden Kompetenzen zählen beispielsweise<br />
Theorien zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die<br />
Reflexion der eigenen Erziehungs- und Bildungsbiografie,<br />
Analyse und Planung von Unterricht, Mediengebrauch, Erkennen<br />
und Lösen von Konflikten, Methoden und Maßnahmen<br />
individueller Förderung, Beratung und weitere Themenbereiche<br />
(ebd.).<br />
Die Umsetzung dieser Vorgaben erfolgt in einer modularisierten<br />
und konsekutiven Studienstruktur und mit Hinblick auf eine<br />
Standardisierung des Systems der Lehrerbildung. Während in<br />
den ersten vier Semestern die Bachelor-Ausbildung (bis auf<br />
wenige Einschränkungen) schulartübergreifend ausgerichtet ist,<br />
erfolgt ab dem fünften Semester und spätestens mit dem<br />
Einstieg in die Masterphase eine schulartspezifische Schwerpunktsetzung.<br />
In Abhängigkeit von der gewählten Schulart<br />
stehen dann unterschiedliche Mastermodule mit spezifischen<br />
Themenschwerpunkten zur Verfügung. Abgeschlossen werden<br />
die beiden Studienbereiche durch verbindliche Modulprüfungen<br />
sowie durch eine Abschlussarbeit, welche auch in den<br />
Bildungswissenschaften angefertigt werden kann.<br />
68
Abb.: Ablauf des Studiums in den Bildungswissenschaften<br />
Das Veranstaltungsangebot umfasst Grundlagenvorlesungen<br />
(z.B. Einführung in die Allgemeine Pädagogik) sowie Seminare<br />
mit einer Teilnehmerbegrenzung von 30 Studierenden, um<br />
lebendige Lern- und Arbeitsformen in überschaubaren Gruppen<br />
realisieren zu können. Daneben werden zusätzliche Veranstaltungen<br />
wie z.B. KoMeT (Kommunikations- und Methodentrainings),<br />
verschiedene Workshops (z.B. zur Systemik des<br />
Lehrens und Lernens) und Exkursionen angeboten. Durch diese<br />
Integration von Elementen systemisch-konstruktivistischer Pädagogik<br />
(z.B. Arnold; Arnold-Haecky 2009) sowie von Kommunikations-<br />
und Methodentrainings (KoMeT) soll zum einen eine<br />
Aufarbeitung der individuellen Lernerfahrungen der Studierenden<br />
im Sinne einer an (Selbst-) Reflexivität orientierten Ausbildung<br />
und zum anderen eine gezielte Verbesserung der Methodenkompetenzen<br />
der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer ermöglicht<br />
werden. Erst durch das eigenständige Einüben von Methoden<br />
können Lehrende diese später im eigenen Unterricht produktiv<br />
einsetzen. Eine weitere wichtige Komponente des Veranstaltungsangebots<br />
sind die verschiedenen Online-Veran-<br />
69
staltungen des Netzwerks Bildungswissenschaften, welche den<br />
Studierenden eine höhere Flexibilität sowie ein breiteres<br />
Themenspektrum bieten. Gleichzeitig spiegelt sich hier der<br />
Bedeutungszuwachs der Digitalen Medien in der Gesellschaft<br />
wider: Im Zuge der wachsenden Mediatisierung der Gesellschaft<br />
und der damit verbundenen zunehmenden Bedeutung der<br />
Medien im Bildungswesen müssen in zukünftigen Ausbildungskonzepten<br />
die Neuen Medien eine entsprechend stärkere<br />
Berücksichtigung finden.<br />
Literatur<br />
Arnold, Rolf; Lermen, Markus; Müller, Hans-Joachim: Vier-<br />
Dimensionalität pädagogischer Professionalisierung: Das<br />
Konzept der Lehrerausbildung in <strong>Kaiserslautern</strong>. In: PädForum,<br />
33./24. Jg., 5/2005, S. 271-274.<br />
Arnold, R. / Arnold-Haecky, B. (2009): Der Eid des Sisyphos: Eine<br />
Einführung in die Systemische Pädagogik. Baltmannsweiler.<br />
Arnold, R. / Gómez Tutor, C. (2007): Grundlinien einer<br />
Ermöglichungsdidaktik. Bil-dung ermöglichen – Vielfalt<br />
gestalten. Augsburg.<br />
MBWJK-Rheinland-Pfalz 2009: Curriculare Standards des Fachs<br />
Bildungswissenschaften und Standards der Systementwicklung.<br />
Quelle: http://www.mbwjk.rlp.de/bildung/schuldienst-undlehrerberuf/reform-der-lehrerinnen-undlehrerausbildung/curriculare-standards/<br />
(Stand: Juni 2009).<br />
70
Fernstudium »Schulmanagement«: Brücke zwischen<br />
Theorie und Praxis für Schulmanagement und<br />
Schulentwicklung<br />
Auf den Weg gebracht: Schulen müssen im Prozess der<br />
Veränderung lernen<br />
Der schulische Alltag ist heute von zahlreichen Schulreformen<br />
geprägt, die sich auf das Schulsystem, aber besonders auf die<br />
Schulen als Organisation auswirken. Das Führungshandeln der<br />
Schulleiter muss sich hier in der Gestaltung der Aufbau und<br />
Ablauforganisation, aber besonders in seiner Art, sich dem<br />
Kollegium zuzuwenden (vgl. Arnold 2010: 92) darauf ausrichten,<br />
um die Veränderungen pro aktiv unter der Beteiligung der<br />
Akteure lebendig werden zu lassen. Reformen der Lernkultur und<br />
Strukturreformen bündeln sich im Wandel zur Ganztagsschule,<br />
der Selbstständigen und Teilautonomen Schule, dem Konzept<br />
inklusiver Beschulung unter Schließung der Förderzentren, dem<br />
Ansatz der Realschule Plus sowie der Idee einer kooperativen<br />
Gesamtschule.<br />
Diese Veränderungen werden aber nicht nur per Gesetz durch<br />
die Kultus- und Bildungsministerien beschlossen, sondern die<br />
sich daraus ergebenden Anforderungen an die Wandlungs- und<br />
Veränderungsprozesse werden im Rahmen der Qualitätsoffensive<br />
durch externe Evaluationen und Schulinspektionen der<br />
Länder auch gezielt hinterfragt (vgl. Rolff 2007: 195ff.). Dies<br />
erfordert von den Schulleitern zum einen die Fähigkeit des<br />
kreativen und konstruktiven Umgangs mit den<br />
Evaluationsergebnissen, zum anderen aber vor allem die<br />
Professionalität, den im Schulsystem etablierten Wandel aktiv<br />
und zielorientiert zu leben. Die externe Evaluation ist hier die<br />
Basis für die Steuerung des Schulsystems und damit für die<br />
Führung von Schulen sowie die Begleitung von<br />
Schulentwicklungsprozessen. Schule ist so gesehen heute eine<br />
lernende Schule (vgl. Horster/Rolff 2001: 207).<br />
Der Soziologe der <strong>Universität</strong> Klagenfurt Arno Bammé (2006:<br />
190) beschreibt in diesem Sinne einen Wandel in Wissenschaft<br />
und Gesellschaft, bei dem die Gesellschaft sich verwissenschaftlicht,<br />
d.h. sie reflexiv wird; und die Wissenschaft sich<br />
vergesellschaftet also praktisch wird. Kompetenzentwicklung bei<br />
Schulleitern entsteht hier im Rahmen des Fernstudienganges<br />
Schulmanagement in einer doppelten Weise durch die Fähigkeit,<br />
die Praxis zu beobachten und sie gleichzeitig reflexionsbewusst<br />
zu gestalten. Das Fernstudium Schulmanagement bietet dafür<br />
den Lernenden berufsbegleitend die Aktivität und den Mitvollzug<br />
relevanter berufspraktischer Zusammenhänge in einer<br />
praxisorientierten Ausrichtung der Inhalte sowie einer auf eine<br />
selbstgesteuerte Auseinandersetzung angelegte Didaktik, für<br />
wesentliche Fragen, Sachverhalte und Problemlösungen<br />
schulischer Realität und Professionalität.<br />
Im Projektantrag vom Jahr 2000 wurde dazu die Aufgabenstellung<br />
formuliert, den Studiengang Schulmanagement zu<br />
71
entwickeln und den in Deutschland sowie dem europäischen<br />
Ausland verfügbaren Sachverstand in einer Fortbildungskonzeption<br />
zu bündeln. Das heute noch aktuelle Ziel des<br />
Studiums sollte damit sein, das pädagogische Personal in<br />
Schulen, Schulverwaltung und anderen Institutionen dabei zu<br />
unterstützen, die Aufgabenfelder des Public Management und<br />
der lernenden Organisation Schule eigenständig zu<br />
verwirklichen. Der Studiengang ist dabei so konzipiert worden,<br />
dass das verkürzte Theorie-Praxis-Verständnis bei organisations-<br />
und managementtheoretischen Ansätzen in der Schulpraxis<br />
überwunden werden kann (vgl. Arnold/Giese 2004: 174). Der<br />
Fernstudiengang Schulmanagement basiert daher auf einem<br />
wissenschaftlich begründeten Konzept von Schulentwicklung,<br />
was Elemente einer prozessorientierten Organisationsentwicklung<br />
mit den verschiedenen Handlungsfeldern einer<br />
schulischen Führungsaufgabe integriert.<br />
Fernstudium Schulmanagement als „Lernbegleiter“ für<br />
Schulen: Lernen in die Praxis integriert<br />
Die Rolle der Schulleitung hat sich im letzten Jahrzehnt<br />
maßgeblich verändert. Der Bedeutungszuwachs der<br />
eigenverantwortlichen Ausgestaltung auf Basis eines schulischen<br />
Leitbildes unter Beteiligung des Kollegiums und unter Beachtung<br />
der gesetzlichen Rahmenvorgaben findet sich im entwickelten<br />
Curriculum und der konzipierten Didaktik des Fernstudiums<br />
wieder. Das didaktische Konzept koppelt theoretische<br />
Fragestellungen mit konkreten praxisorientierten Fallbeispielen<br />
und Problemlösungsstrategien. Eine Schulleiterin und ehemalige<br />
Studierende des Fernstudiengangs bringt den dahinter<br />
stehenden Nutzen für Schulleitungen folgender Maßen auf den<br />
Punkt:<br />
„Früher musste ich mir immer erst die Hörner abstoßen, meine<br />
Fehler machen und dann erkennen, wie die anderen reagieren.<br />
Das Warum, habe ich nie oder zu spät verstanden. Heute fühle<br />
ich mich durch das Studium viel souveräner, weil mein Handeln<br />
kein Blindflug mehr ist. Ich kann jetzt viel besser die<br />
Konsequenzen und Wirkungsweisen einschätzen.“<br />
Die Studienbriefe als eine Säule des Studienganges unterstützen<br />
dieses Verständnis über grundlegende Zusammenhänge sozialer<br />
Interaktion und organisationaler Realitäten. Sie greifen die<br />
Entwicklungstrends der Schulentwicklung auf, wobei aktuelle<br />
Trends der Schul- und Bildungspolitik mit Inhalten wie<br />
Schulrecht, Qualitätsmanagement, externe Evaluation und<br />
Schulinspektion mit konkreten Modellen der Organisations- und<br />
Teamentwicklung verbunden werden. Ein zentrales Element stellt<br />
dabei die Sicherung der Unterrichtsqualität als Kernprodukt<br />
schulischen Handelns dar, welche mit konkreten Maßnahmen<br />
und Verfahren der Zielvereinbarung, Gesprächsführung,<br />
Konfliktbewältigung sowie Kommunikations- und Kooperationstechniken<br />
im Rahmen von Teamentwicklungsprozessen passend<br />
zusammengeführt werden. Die regelmäßig stattfindenden Online-<br />
Seminare und Präsenzphasen unterstützen dabei die hohe<br />
Praxisorientierung des Studienganges. „Schwerpunkte bilden<br />
72
dort neben dem wissenschaftlichen Diskurs, kooperative<br />
Arbeitsformen sowie unmittelbar handlungsgeleitete Übungsszenarien<br />
und Methodentrainings, fallbezogene Aufgabenstellungen<br />
und Diagnosen sowie kommunikations- und führungspsychologische<br />
Trainingselemente [...]“. (Gajewski/Griese 2004:<br />
206).<br />
Die Wirkung dieses didaktischen Settings des Fernstudiengangs<br />
Schulmanagement zeigt sich insbesondere in einer<br />
Teilnehmerbefragung des Forschungsinstitutes für Arbeit,<br />
Bildung und Partizipation. Harney/Herbrechter (2008: 23)<br />
machen vier Hauptmotive und Wirkungen im Fernstudium aus:<br />
- Neue Handlungsstrategien werden im Arbeitsalltag<br />
angewendet.<br />
- Fachliches und methodisches Wissen wird erweitert wodurch<br />
die Qualität der Arbeit steigt.<br />
- Übernahme von neuen und spannenden Aufgabenfeldern<br />
wird angestrebt und verwirklicht.<br />
- Verbesserung des Einkommens durch Aufstieg und<br />
Beförderung.<br />
Abb.: Motive und Wirkungen des Fernstudiums Schulmanagement.<br />
Im Sinne einer am Nutzen der Lernenden etablierten<br />
Dienstleistung fassen diese Ergebnisse auf den Punkt formuliert<br />
zusammen, was das Leistungspaket Fernstudium<br />
Schulmanagement für den eigenen beruflichen Alltag leisten<br />
kann. Ein wichtiger Schritt zur Nutzenmaximierung und als<br />
Wettbewerbsfaktor für den Studiengang ist dafür die Schaffung<br />
einer neuen Position, um die Studierenden bei Ihren<br />
Masterarbeitsprojekten wissenschaftlich zu begleiten und zu<br />
beraten. Auf diese Weise soll die Selbstlernkompetenz in<br />
methodischer aber auch in Bezug auf die Entwicklung und<br />
Umsetzung konkreter Praxisprojekte gestärkt werden.<br />
Die entwickelten Themen der Masterarbeiten greifen dazu<br />
praxisrelevante Themen und Projektideen im sozialen und<br />
beruflichen Umfeld der Studierenden auf. Die wissenschaftliche<br />
73
Beratung der Masterarbeiten sichert dabei eine Kompetenzentwicklung,<br />
da nicht nur die Masterarbeit als finales Produkt<br />
definiert wird, sondern der wissenschaftlich Arbeits- und Schreibprozess<br />
selbst als Lernprozess verstanden wird. Für diesen<br />
Lernprozess werden vielfältige Tools und Instrumente zum<br />
wissenschaftlichen Schreiben und konkreter Projektgestaltung<br />
angeboten, die durch eine individuelle forschungsmethodische<br />
und organisationstrategische Beratung flankiert werden. Dabei<br />
wird im Sinne eines Selbstlernens systematisch die Möglichkeit<br />
eröffnet, die eigenen Lern- und Forschungsstrategien zu<br />
optimieren, sich darin zu üben, die notwendigen Kenntnisse,<br />
Fähigkeiten und Fertigkeiten selbstgesteuert anzueignen und<br />
umzusetzen (vgl. Arnold et al. 2002: 76ff.). Im Ergebnis<br />
entstehen praxisorientierte Forschungsprojekte, die die<br />
Wirklichkeit von Schule verändern.<br />
Literatur<br />
Arnold, R.; Gomez Tutor, C./Kammerer, J. (2002). Selbstgesteuertes<br />
Lernen braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, S. (Hrsg.).<br />
Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildung.<br />
Baltmannsweiler: Hohengehren: Schneider Verlag, S. 76-89.<br />
Arnold, R./Griese, C. (2004). Schulmanagement als Fernstudium. In:<br />
Koch, S./Fisch, R. (Hrsg.). Schule für die Zukunft. Neue<br />
Steuerung im Bildungswesen. Hohengehren: Schneider Verlag,<br />
S. 173-182.<br />
Arnold, R. (2010). Schulleitung als Personalentwickler. In: Rolff, H.-G.<br />
(Hrsg.). Führung, Steuerung, Management. Seelze: Klett<br />
Kallmeyer Verlag, S. 81-91.<br />
Bammé, A. (2006). Fremd-Bestimmung selbst gestalten. Postmoderne<br />
Ambivalenzen entgrenzten Lernens und Arbeitens. In: Wiesner,<br />
G.; Zeuner, C./Forneck, H.J. (Hrsg.). Teilhabe an der<br />
Erwachsenenbildung und gesellschaftliche Modernisierung<br />
Dokumentation der Jahrestagung 2005 der Sektion<br />
Erwachsenenbildung der DGfE. Hohengehren: Schneider<br />
Verlag.<br />
Gajewski, M./Griese C. (2004). Zwischen traditionellem Fern-studium<br />
und Online-Lernen – Fernstudiengang „Schulmanage-ment“ an<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. In: Wissinger, J./Huber, S. G.<br />
(Hrsg.). Schulleitung – Forschung und Qualifizierung. Opladen:<br />
Leske + Budrich, S. 201-214.<br />
Harney, K./Herbrechter, D. (2008). Weshalb Weiterbildungsteilnehmer<br />
Gleiches ungleich beurteilen Die Verkettung von Motiv- und<br />
Nutzeneinschätzungen im Rahmen von Profilen. der beruflichen<br />
Weiterbildungsbeteiligung FIAB-Arbeitspapier. 11,<br />
Recklinghausen: FIAB-Verlag.<br />
Horster, L./Rolff, H.-G. (2006). Reflektorische Unterrichtsent-wicklung.<br />
In: Buchen, H./Rolff, H.-G.. (Hrsg.). Professionswissen<br />
Schulleitung. Weinheim: Beltz Verlag, S. 789-809.<br />
74
Von „Lernschleifen“ und „Oelkers-Kommissionen“ –<br />
ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte der Lehrerbildung<br />
in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
Henning Pätzold, Freie Hochschule Mannheim<br />
Handlungsorientierter Unterricht<br />
Erinnern Sie sich noch an eine pädagogische Innovation, die<br />
„handlungsorientierter Unterricht“ genannt wurde? Natürlich, der<br />
Begriff ist sattsam bekannt und geläufig, ein wenig<br />
Handlungsorientierung gehört gewissermaßen zum guten Ton.<br />
Dabei gehörte das Konzept selbst in den 1980er Jahren in den<br />
Kontext einer nicht weniger als dramatischen pädagogischen<br />
Entwicklung, die alle Bereiche des Bildungswesens berührte,<br />
aber in der beruflichen Bildung ihren Ausgang nahm. Und just<br />
hier beteiligte sich das Fachgebiet Pädagogik nicht nur mit<br />
theoretisch-konzeptionellen Beiträgen an der Diskussion,<br />
sondern auch mit praktischen Überlegungen. Eine davon war die<br />
so genannte „Lernschleife“ des handlungsorientierten Unterrichts<br />
(Arnold/Müller 1993, S. 325, Arnold/Pätzold 2007, S. 110). Eine<br />
Rückschau auf die Lehrerbildung an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> bietet<br />
Anlass, das nach wie vor aktuelle Konzept wieder anzusprechen.<br />
Für Arnold und Müller bestand seinerzeit eine vollständige<br />
handlungsorientierte Lernepisode in vier Schritten: In einer<br />
Auftragsübergabe einigen sich Lehrende und Lernende auf eine<br />
Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Hieran schließt die<br />
selbständige und produktive Bearbeitung an. Deren Ergebnisse<br />
werden in einer Präsentation dargestellt und in einer<br />
Besprechungssituation zur Diskussion gestellt. Aus der<br />
Besprechungssituation können sich wiederum Aufgaben<br />
ergeben, die in einen erneuten Durchgang durch die Schleife<br />
führen.<br />
© Dr. Hans-Joachim Müller 1994<br />
Abb.: Handlungsorientierte Lernschleife<br />
75
Auftragsübergabe<br />
Was nun, wenn die Lehrerbildung selbst Gegenstand einer<br />
„handlungsorientierten“ Lehr-Lern-Sequenz wäre? Als Rolf<br />
Arnold 1990 den Lehrstuhl für Pädagogik an der Uni<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> übernahm, war Lehrerbildung beileibe kein<br />
Thema, dass im Mittelpunkt der politischen oder<br />
gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stand. Die Erinnerung an die<br />
„Lehrerschwemme“ der 80er Jahre war noch frisch, zugleich<br />
bestand eine große Überzeugung, dass mit der Bildung in<br />
Deutschland „eigentlich“ alles in Ordnung sei (später wird man<br />
von einer Phase der Stagnation sprechen, die erst um die<br />
Jahrhundertwende, nach TIMSS-, PISA- und anderen Schocks<br />
endete). Es galt also zunächst, dem pädagogischen Teil der<br />
Lehrerbildung zu einem seiner Bedeutung entsprechenden<br />
Aufmerksamkeit zu verhelfen. Das bedeutete einerseits,<br />
Fachvertreter wie Studierende ein ums andere Mal davon zu<br />
überzeugen, dass das sogenannte „erziehungswissenschaftliche<br />
Begleitstudium“ mehr ist, als eine laufbahnrechtlich<br />
vorgeschriebene Pflichtveranstaltung – vielmehr geht es gerade<br />
hier um die Entwicklung pädagogischer Professionalität, eine<br />
Formulierung, die Rolf Arnold seinerzeit oft und mit großer<br />
Überzeugungskraft gebrauchte. Diesem Anspruch musste das<br />
Studium nach Aufbau und Inhalt allerdings auch gerecht werden<br />
und darin liegt der zweite Teil des „Auftrages“: die Gestaltung<br />
und Weiterentwicklung eines pädagogischen Studienanteils, der<br />
tatsächlich Kompetenz bildend ist.<br />
Erarbeitung<br />
Den Auftrag hat Rolf Arnold für sein Team und sich<br />
angenommen. In der Erarbeitungsphase standen nun drei<br />
Bereiche im Vordergrund: Die Struktur des Studiums sollte – vom<br />
Titel der Lehrveranstaltungen über die Inhalte bis zum<br />
Prüfungskonzept – deutlich machen, welche Ziele mit den<br />
jeweiligen Inhaltsbereichen verbunden sind. Dabei muss eine<br />
Balance gefunden werden zwischen dem Wünschenswerten und<br />
dem Machbaren. Dass der für pädagogische Inhalte eingeplante<br />
Studienanteil faktisch viel zu klein war, ließ sich<br />
fachwissenschaftlich wie empirisch und berufspraktisch auch<br />
damals bereits begründen. Allein der Studienplan sah nur einen<br />
geringen Studienanteil für diesen Bereich vor und konnte auch<br />
nicht ohne weiteres verändert werden. Aber immerhin bestand<br />
die Möglichkeit, die Inhalte zu strukturieren, zu straffen und<br />
gegebenenfalls auch durch Zusatzangebote Beiträge zur<br />
Qualifizierung der Studierenden zu leisten.<br />
Dieses Konzept schlug sich in Studien- und Prüfungsordnungen<br />
nieder, mehr noch aber in der Arbeit eines motivierten Teams<br />
unter Arnolds Leitung, dass sich am Fachgebiet dafür einsetzte,<br />
die Studierenden in einer konzentrierten Auseinandersetzung mit<br />
den für zentral erachteten Sachbereichen – allgemeine<br />
Pädagogik, Erziehungstheorie, Bildungsinstitutionen und -politik<br />
sowie Didaktik und gegebenenfalls Berufspädagogik – zu<br />
begleiten. Hinzu kamen kompetenzorientierte Spezialveranstaltungen,<br />
die, oft als Testangebote gestartet, irgendwann in das<br />
reguläre Studium aufgenommen wurden. Zu nennen sind<br />
76
insbesondere das Kommunikations- und Methodentraining<br />
(KoMeT), in dem die Studierenden Erfahrungen mit ihren<br />
eigenen Lernprozessen reflektieren und zur Entwicklung<br />
methodischer und kommunikativer Fähigkeiten nutzen, weiterhin<br />
Skilltrainings zu systemischen Interventions-formen oder zu<br />
Lehrerrolle und Körpersprache.<br />
f2f und virtual learning<br />
Solche Trainings betonen die unmittelbare Begegnung zwischen<br />
Lehrenden und Lernenden – gleichzeitig vollzog sich jedoch eine<br />
tiefgreifende Veränderung im pädagogischen Geschehen, die<br />
seinerzeit den Namen „Virtualisierung“ bekam. Neben die<br />
Interaktion von Angesicht zu Angesicht („face-to-face“) tritt die<br />
netzbasierte Kooperation in „virtuellen Lernumgebungen“. Dass<br />
beides einander nicht widerspricht, war von Anfang an klar und<br />
so wurden Veranstaltungen entwickelt, in denen virtuelle Lehr-<br />
Lern-Formen, klassische Formen des Präsenzseminars und<br />
intensive, interaktionsorientierte Trainings ineinander griffen (vgl.<br />
auch Arnold 2000). Die Bedeutung dieses Bereichs dokumentieren<br />
darüber hinaus verschiedene Forschungsarbeiten zum E-<br />
Learning (z.B. Lermen 2008, Hemsing-Graf 2008).<br />
Präsentation<br />
Wie verhält es sich nun mit der Präsentation, die, dem Modell der<br />
Lernschleife folgend, gewissermaßen die Ernte der produktiven<br />
Entwicklungs- und Gestaltungsarbeit darstellt. Die Dinge liegen<br />
hier zwar anders als in einem „normalen“ Unterricht, gleichwohl<br />
wurden die Ergebnisse auf unterschiedlichen Ebenen präsentiert:<br />
Zuallererst den Studierenden, die mit den Konzepten und<br />
Entwicklungen unmittelbar konfrontiert wurden – und aufgefordert<br />
wurden, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu äußern. Ferner<br />
in regelmäßigen Teambesprechungen, in denen Raum war, neue<br />
Ideen zu diskutieren und über ihre Umsetzung zu berichten –<br />
gerade auch dann, wenn es nicht gleich so funktionierte, wie<br />
geplant. Schließlich in einer Vielzahl von Veröffentlichungen zur<br />
Schulpädagogik, zur Lehrerbildung, zum E-Learning und zur<br />
Systemischen Pädagogik, die aufzuzählen hier kaum der Raum<br />
ist (vgl. exemplarisch: Arnold u.a. 2002, 2007).<br />
Diskussion<br />
Entsprechend wurden die Ergebnisse besprochen: Innerhalb der<br />
<strong>Universität</strong> mit den Studierenden, wobei auch eigene<br />
Arbeitsgruppen eingerichtet wurden, in denen Dozent und<br />
Studierende die Weiterentwicklung der Lehrveranstaltungen diskutiert<br />
haben; außerhalb in Form von Stellungnahmen, Kritik und<br />
auch Fortführung der Ansätze in Fachzeitschriften, auf<br />
Tagungen, in Workshops und Seminaren. Manche Konzepte wie<br />
die „Ermöglichungsdidaktik“ oder der „Wandel der Lernkulturen“<br />
führten dabei zu einer breiten Debatte, andere wurden nur einer<br />
kurzen „Revision“ unterzogen, nicht selten auch, weil sie sich als<br />
recht tragfähig erwiesen.<br />
Einen vorläufigen Höhepunkt erfuhr die Diskussion um die<br />
Lehrerbildung in der so genannten „Oelkers-Kommission“ (vgl.<br />
Arbeitsgruppe o.J.). Sie wurde vom Landesbildungsministerium<br />
eingesetzt, um Rahmenbedingungen für die Reform der<br />
77
Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz zu bestimmen, neben anderen<br />
Fachwissenschaftlern gehörte ihr auch Rolf Arnold an. Eine ihrer<br />
zentralen Aufgaben war die Formulierung curricularer Standards,<br />
die in diesem Fall auch dem pädagogischen Anteil größeren<br />
Raum geben sollte. In den letztendlich verabschiedeten curricularen<br />
Standards finden sich viele Ergebnisse der jüngeren<br />
Lehrerbildungsdebatte, von der Höherbewertung der Fachdidaktiken<br />
bis zur Verzahnung von Studium und Praktika. In ihnen<br />
finden sich aber auch manche Anteile des erziehungswissenschaftlichen<br />
Begleitstudiums, wie es seinerzeit in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
konzipiert wurde.<br />
Ausblick<br />
Bedeutsame Lernprozesse gehen in der Regel nicht einfach zu<br />
Ende, indem ein Lernziel erreicht wurde. Aus dem Ziel heraus<br />
ergeben sich neue, oft gar nicht im Vorhinein absehbare Ziele,<br />
der Lernweg selbst schreitet weiter voran, verzweigt sich und<br />
führt zu neuen Zielen. Entsprechend sieht die „Lernschleife“ von<br />
vornherein vor, dass sich an die Diskussion der Ergebnisse neue<br />
„Aufträge“ anschließen können. In der Lehrerbildung wurde in<br />
den letzten Jahren in <strong>Kaiserslautern</strong> und anderswo erreicht, dass<br />
die erforderlichen Kompetenzen in Bezug auf die „tatsächlichen<br />
Verwendungssituationen des [...] öffentlichen Lebens“ (Robinson<br />
1975: 47) in den Blick genommen wurden. Der fachlich<br />
fundierten und berufspraktisch orientierten Ausbildung von<br />
Lehrerinnen und Lehrern muss aber auch eine entsprechende<br />
Steuerungslogik in den Schulen gegenüber gestellt werden. Nicht<br />
zuletzt deswegen ist es konsequent, dass unter Rolf Arnolds<br />
fachlicher Leitung, zusammen mit Hans-Günter Rolff, auch ein<br />
Fernstudiengang „Schulmanagement“ entstand, in dem<br />
beispielsweise Konzepte der systemischen Beratung, die sich<br />
bereits in der Lehrerbildung als fruchtbar erwiesen haben, auch<br />
in Bezug auf die Ausbildung von Schulleiterinnen und<br />
Schulleitern aufgenommen wurden. Und schließlich stellen sich<br />
auch für die Lehrerbildung selbst neue Herausforderungen dar,<br />
sei es die Entwicklung der Kooperation mit den zum Teil neu<br />
entstehenden fachdidaktischen Angeboten (und Anbietern) oder<br />
ganz praktische Aufgaben wie die, die Verdichtung der Aufgaben<br />
im Rahmen der reformierten Lehrerbildung bei (erfreulicherweise)<br />
steigenden Studierendenzahlen mit kaum wachsenden<br />
Personalressourcen zu bewältigen.<br />
Die Diskussion um Handlungsorientierung hat seit den 80er<br />
Jahren darauf hingewiesen, dass Lernen nicht allein in der<br />
weitgehend „stillgelegten“ Form passiven Zuhörens geschehen<br />
kann, aber auch, dass Sprechen und Denken ebenso Handlungen<br />
sein können wie das sichtbare Tun. Die Entwicklung der<br />
Lehrerbildung in <strong>Kaiserslautern</strong> versuchte schon immer, beides<br />
miteinander zu verbinden: Einerseits eine gründliche theoretische<br />
Durchdringung von Bedingungen und Aufgaben, die sich auch<br />
schon mal tagesaktuellen Anforderungen entgegen stellt. Und<br />
andererseits das Bewusstsein, dass die Überlegung allein wenig<br />
ändert und es immer darum geht, dass Gedanken auch zu<br />
Handlungen führen, etwa indem Altes verändert oder weiter<br />
entwickelt und Neues ausprobiert wird, auch wenn es keine<br />
Erfolgsgarantie gibt. In den vergangenen zwanzig Jahren sind<br />
78
das Fachgebiet Pädagogik und die Lehrerbildung in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
mit dieser Vorstellung von Handlungsorientierung gut<br />
gefahren – man darf hoffen und annehmen, dass sie auch weiterhin<br />
eine konstruktive und ertragreiche Orientierung bieten wird.<br />
Literatur:<br />
Arbeitsgruppe Curriculare Standards Bildungswissenschaften (o.J.):<br />
Standards der Lehrerbildung: Curriculare Standards des Fachs<br />
Bildungswissenschaften und Standards der Systementwicklung.<br />
Mainz: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung<br />
und Kultur.<br />
Arnold, Rolf (2007): Aberglaube Disziplin. Heidelberg: Carl-Auer.<br />
Arnold, Rolf (2000): Will Distance Disappear in Distance Studies?<br />
Preliminary Considerations on the Didactic Relevance of Proximity<br />
and Distance. In: Journal of Distance Education, H 2, S. 1-<br />
9.<br />
Arnold, Rolf/Müller, Hans-Joachim. (1993). Handlungsorien-tierung und<br />
ganzheitliches Lernen in der Berufsbildung. 10<br />
Annäherungsversuche. Erziehungswissenschaft und Beruf, 4,<br />
323–333.<br />
Arnold, Rolf; Müller, Hans-Joachim; Pätzold, Henning; Schüßler,<br />
Ingeborg: Wohin geht die Reise? Thesen zur pädagogischen<br />
Reform der Lehrerbildung. In: PÄDForum (5) 2002, S. 359-363.<br />
Arnold, Rolf/ Pätzold, Henning. (2007). Schulpädagogik kompakt. 3.<br />
Aufl., Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor.<br />
Hemsing, Sabine (2008): Online-Seminare in der Weiterbildung. Berlin:<br />
mensch und buch.<br />
Lermen, Markus (2008): Digitale Medien in der Lehrerbildung.<br />
Baltmannsweiler: SchneiderVerlag Hohengehren.<br />
Müller, Hans-Joachim (1994): Handlungsorientierte Lernschleife als<br />
zyklisches Strukturierungsmuster von Selbsterschließungsprozessen.<br />
TU <strong>Kaiserslautern</strong>, Lehrstuhl Pädagogik – Berufs-<br />
und Erwachsenenpädagogik, S. 137<br />
Robinson, Saul B. (1975/1969): Bildungsreform als Revision des<br />
Curriculum. Neuwied, Berlin: Luchterhand, 5. Auflage.<br />
79
<strong>Testimonial</strong><br />
>> Wenn ich an die Pädagogik in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> denke, dann….dann denke ich<br />
an den wohl produktivsten<br />
Erziehungswissenschaftler in Rheinland-Pfalz<br />
und an einen Arbeitsbereich (etwas<br />
altertümlich Lehrstuhl genannt), der<br />
thematisch breit ausgefächert und doch<br />
systematisch geordnet ist.<br />
• Mit 20 Jahren Fachgebiet Pädagogik,<br />
insbesondere Berufs- und<br />
Erwachsenenpädagogik, verbinde ich…<br />
…..eine Ausgestaltung einer Teildisziplin<br />
der Erziehungswissenschaft in einer solchen<br />
Breite und Tiefe, wie man sie selten<br />
beobachten kann. Und gleichzeitig werden<br />
wichtige zeitdiagnostische Fragen<br />
aufgegriffen und in einer regen<br />
Publikationstätigkeit kritisch dargestellt<br />
und diskutiert. Erstaunlich, was so ein<br />
einzelner „Lehrstuhl“ an einer Technischen<br />
<strong>Universität</strong> hervorzaubern kann.<br />
• Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für<br />
mich/ für meine Arbeit…<br />
….dass ich immer wieder von Pädagogen<br />
und Pädagoginnen Lobeshymnen höre, die<br />
einen (Fern-) Studiengang in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> absolviert haben. Und wenn<br />
man das erstaunliche Materialangebot auf<br />
der website betrachtet, kann man genau<br />
dies auch nachvollziehen.<br />
• Beim bisherigen Kontakt mit dem<br />
Fachgebiet ist mir am eindrücklichsten in<br />
Erinnerung geblieben…<br />
… eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur<br />
Bildungsforschung in Rheinland-Pfalz,<br />
deren Ergebnisse freilich in einem Feld<br />
diffuser Nichtzuständigkeiten,<br />
80
Halbzuständigkeiten, Überlastungen und<br />
fehlender Entscheidungen in Vergessenheit<br />
geraten sind. Und noch mehr beeindrucken<br />
mich und gefallen mir die gelegentlichen<br />
Beiträge in der GEW-Zeitung von<br />
Rheinland-Pfalz, denn ein Stück<br />
Bildungsreform ist in und hinter diesem<br />
Blatt immer noch lebendig….<br />
Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />
Fachgebiet…<br />
• … dass es von Kürzungen verschont bleibt;<br />
weiterhin produktiv Mittel einwerben<br />
kann, die in Projekten und<br />
Studienangeboten den Studierenden und<br />
den sich weiter Bildenden zu Gute kommen;<br />
der Stress weiterhin Eu-Stress bleibt und sich<br />
mit emotionaler Intelligenz verbindet und<br />
dass das Fachgebiet sein Wissen und seine<br />
Kompetenz, insbesondere zur emotionalen<br />
Kompetenz und Führung, dem 1.FCK zu<br />
Gute kommen lässt, damit <strong>Kaiserslautern</strong> in<br />
der 1. Bundesliga bleibt. Denn Mainz 05<br />
würde sich da auf die Dauer einsam<br />
fühlen.
AG 3: Personalentwicklung<br />
Hans-Joachim Müller – Isa-Dorothe Gardiewski<br />
PE – im Lichte systemischen Denkens<br />
Zum Themenfeld „Personalentwicklung“ werden alle<br />
kontinuierlichen Daueraufgaben und kurzzeitigen Projekte, die im<br />
weitesten Sinne das überaus breite Spektrum derjenigen<br />
Aktivitäten zum Gegenstand haben, die in Betrieben und<br />
sonstigen Organisationen und Institutionen der Kompetenzentwicklung<br />
der Mitarbeiter dienen. Die besondere „Kaiserslauterer<br />
Sichtweise“ mit der hierbei die Personalentwicklung<br />
theoretisch konzipiert wurde, kann für diese letzten zwei Jahrzehnte<br />
durch zwei wichtige Weiterungen charakterisiert werden:<br />
- Zum einen werden bei der Kompetenzentwicklung nicht nur<br />
individualistisch die zu fördernden Mitarbeiter fokussiert,<br />
sondern auch die organisationalen Fähigkeiten der Institution.<br />
Diese organisationale Capacity meint über das Lernen im<br />
herkömmlichen Sinne auch das nachhaltig verhaltensändernde<br />
der Organisationen als Ganzes mit ihren Strukturen,<br />
Mustern, Routinen und Werten.<br />
- Zum andern ist die Haltung gegenüber dem Untersuchungsgegenstand<br />
Personalentwicklung von der Einsicht geprägt,<br />
dass Betriebe, wie alle sonstigen Organisationen, in erster<br />
Linie soziale Systeme sind, welche nur sich scheinbar<br />
direkten Interventionen zugänglich zeigen, tatsächlich jedoch<br />
nur „nicht linear-technokratisch“ (gewissermaßen wie<br />
Maschinen) gesteuert werden können. Diese dem<br />
„Maschinen-Modell“ (Heinz von Förster) entgegenstehende<br />
Sichtweise trägt deshalb der Einsicht Rechnung, dass die<br />
Frage, ob ein solches soziales System sich lebendig zu<br />
entwickeln vermag, in erster Linie davon abhängig ist, ob und<br />
inwieweit seine Akteure sich in ihm zu engagieren vermögen.<br />
Diese beiden Weiterungen spiegeln sich auch in den jeweiligen<br />
Konzepten wider, die den verschiedensten Dauer- und Projekt-<br />
Aktivitäten zugrunde liegen. Dazu zählt in erster Linie die<br />
Modernisierung der Lehrerausbildung nach dem „Kaiserslauterer-<br />
Modell“ (Arnold/Müller 1998; Müller 1997; 2007), die<br />
glücklicherweise mit dem ab dem Jahre 2005 umgesetzten<br />
rheinland-pfälzischen Reform-Modell eine (auch rückwirkende)<br />
Anerkennung, Unterstützung und Bestätigung ihrer zuvor oft als<br />
avantgardistisch und ambitioniert bezeichneten Konzeption<br />
erfuhr.<br />
Das PE-Segment des Lehrstuhls präsentierte sich in den letzten<br />
zehn Jahren im Bereich von Forschung und Lehre durch ein<br />
breites und variantenreiches Spektrum von Aktivitäten und<br />
Projekten. Diese waren an den Leitorientierungen „Kompetenzorientierung“,<br />
„Selbstlernen“ und „Systemik“ orientiert. Im<br />
Mittelpunkt stand der – zunehmend enger mit der Lehreraus-<br />
82
ildung verknüpfte – Fernstudiengang „Personalentwicklung“.<br />
Arrondiert wurde dieses Studienangebot durch eine Vielzahl von<br />
Einzelmaßnahmen, die von Führungstrainings bis hin zu<br />
Studientagen an Schulen reichten und hier – der Vielzahl wegen<br />
– nicht einzeln aufgeführt werden können. Erwähnt werden sollen<br />
jedoch der Zusatzstudium „Betriebspädagogik“, das in Kooperation<br />
mit der IHK-Pfalz seit der neuen Ausbilder-Eignungsverordnung<br />
vom 21. Jan. 2009 eine an den Veränderungen des<br />
Berufsfelds des Personals in der beruflichen Erstausbildung und<br />
Weiterbildung orientierte Umstrukturierung erfuhr. Auf diese<br />
Handlungsfelder zielten auch die beiden wichtigsten Forschungsprojekte<br />
im PE-Segment. Diese beiden Projekte wurden in<br />
Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB-<br />
Bonn) durchgeführt und auch von dort finanziell gefördert:<br />
- Erstens das von 2003 bis zum Jahre 2005 durchgeführte<br />
Projekt „Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen<br />
Fortbildung“, das am Beispiel der Prüfung zum „Geprüften<br />
Industriemeister/in – Fachrichtung Textilwirtschaft“ die Frage<br />
der konzeptionellen Neugestaltung handlungs- und<br />
kompetenzorientierter Prüfungen untersuchte und exemplarische<br />
„situationsbezogene Prüfungsmodule“ lieferte. Die<br />
Abschlussbericht ist 2006 erschienen [1].<br />
- Zweitens das vom Jahre 2006 bis 2009 durchgeführte Projekt<br />
„Entwicklung und Erprobung von prozessorientierten Ausbildungseinheiten<br />
und lernorganisatorischen Strategien für<br />
die neuen Ausbildungsberufe in der Textilwirtschaft“. Gegenstand<br />
dieses Projekts waren die konzeptionelle Neugestaltung<br />
und Erprobung von Lernarrangements und<br />
Prüfungen der „neuen“, d.h. seit dem Jahre 2005 erlassenen<br />
prozessorientierten industrielen Produktionsberufe im Bereich<br />
der Textilwirtschaft. Außerdem wurden Qualifizierungsbausteine<br />
für die pädagogisch professionelle Umsetzung<br />
durch das Berufsbildungs-Personal, d.h. Ausbilder/innen,<br />
LehrerInnen und Prüfungsausschussmitglieder entwickelt und<br />
erprobt. Der Abschlussbericht liegt des BIBB zur Veröffentlichung<br />
vor.<br />
Das Tätigkeitsfeld des im letztgenannten Forschungsprojekt<br />
betrachteten Personals der Beruflichen Bildung war –<br />
insbesondere hinsichtlich der Kern-Aufgaben und Kern-Prozesse<br />
sowie der notwendigen Kompetenzen – auch der Untersuchungsgegenstand<br />
eines EU-Projekts. Dieses soll hier kurz<br />
skizziert werden.[2]<br />
Das Projekt: VET-Professions: competence framework<br />
Der Auftrag des Projekts, d.h. die „Feststellung der benötigten<br />
Kompetenzen für das Lehr- und Ausbildungspersonal in der<br />
beruflichen Bildung“ war ausdrücklich ein Teil des<br />
Arbeitsprogramms „Allgemeine und Berufliche Bildung 2010“.<br />
Außerdem knüpft das Projekt in seinen Zielsetzungen an<br />
verschiedene Arbeitsprogramme zur Verbesserung und Modernisierung<br />
der beruflichen Bildung an. Die Anstöße zu diesen<br />
83
Reformmaßnahmen lieferten neben dem Vertrag von Lissabon<br />
(2000) mit dem strategischen Ziel, „die Europäische Union zum<br />
wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten<br />
Wirtschaftsraum zu machen [3] auch die Aktionsrahmen der<br />
Brügge-Initiative (2001), der Barcelona-Erklärung (2002) des<br />
Kopenhagen-Prozesses (2002) und des Maastricht-Kommuniqués.<br />
Zielsetzung, Vorgaben und Verlauf des Projekts<br />
Unter der Bezeichnung „VET-Professions: competence framework“<br />
(Vocational Education and Training-Professions) startete<br />
das CEDEFOP (im Auftrag der EU) das Projekt im Jahre 2005<br />
zunächst in 13 Mitgliedstaaten als Pilotstudie zur Durchführung<br />
von Fallstudien, auf deren Basis gemeinsame Standards<br />
pädagogischer Professionalität für die verschiedenen typischen<br />
Berufsrollen des „Berufsbildungs-Personals“ im europäischen<br />
Bildungsraum formuliert werden sollten.<br />
Beteiligt waren 13 EU-Staaten mit teilweise sehr unterschiedlichen<br />
Berufsbildungssystemen. Auf nationaler Ebene wurde das<br />
Projekt überwiegend von dem Mitgliedern nationaler „TTnet-<br />
Netzwerke“ (=Train the Trainer network) getragen, welche als ein<br />
europäisches Forum des Austauschs und der Kooperation für<br />
Schlüsselakteure und Entscheidungsträger im Bereich der<br />
Ausbildung- und Lehrkräfte in der beruflichen Bildung im Jahre<br />
1998 vom CEDEFOP eingerichtet wurde; beispielsweise das<br />
TTnet DE, dessen Arbeiten vom Bundesinstitut für Berufsbildung,<br />
BIBB koordiniert werden. Untersuchungsgegenstand der Pilotstudie<br />
waren die Berufsprofile: „Berufsschullehrer“, „betriebliche<br />
Ausbilder“ und „Leiter von Schulen im Rahmen der beruflichen<br />
Erstausbildung“ (IVET [4]), „Weiterbildungspersonal“, „Leiter von<br />
betrieblichen Ausbildungsabteilungen“ und „Leiter von Ausbildungseinrichtungen<br />
der beruflichen Erwachsenenbildung und<br />
Weiterbildung“ (CVET [5]).<br />
Im Jahre 2007 wurde das Projekt mit einer von ursprünglich 13<br />
auf 21 (von 27) EU-Staaten erweiterter Basis weitergeführt. Unter<br />
der Leitung von Finnland und Italien wurden in zwei Arbeitsgruppen<br />
zunächst konsensfähige Untersuchungskategorien<br />
ausgewählt, daraus verschiedene Fragebogen entwickelt und<br />
zusätzliche Gutachten eingeholt. Begonnen wurde mit den<br />
Profilen der Pilotstudie, wobei im CVET-Bereich versucht wurde,<br />
weitere Unterprofile innerhalb und außerhalb der Kontexte<br />
„Betrieb“ und „“Einrichtungen“ (z.B. Schulen, Provider u.ä.) zu<br />
identifizieren und zusätzlich zwei e-learning-Profile zu untersuchen.<br />
Die empirische Datenbasis den Tätigkeitsfeldern der<br />
untersuchten Berufsrollen wurde in 17 Ländern mit strukturierten<br />
Interviews bei 176 ausgewählten „Professionals“ des TTnet-<br />
Netzwerks durchgeführt. Die aufbereiteten Ergebnisse wurden im<br />
Jahre 2008 von Expertengruppen analysiert und in zwei Fragebogenrunden<br />
evaluiert. Die Profilierung des Bildungspersonals<br />
im betrieblichen und Weiterbildungsbereich einschließlich neuer<br />
und „innovativer“ Rollen vor dem Anspruch eines gemeinsamen<br />
europäischen Kompetenzrahmens erwies sich in dieser Projektstruktur<br />
als sehr schwierig.<br />
84
Der eigentliche Definitionsprozess fand im Rahmen der<br />
abschließende Beratung und Abstimmung der verschiedenen<br />
Eckdaten des Qualifikationsrahmens in (Sliena Januar 2009)<br />
statt. Unter der Leitung von Finnland (Vorsitz der Arbeitsgruppe)<br />
und Malta (als Ausrichter) nahmen an dieser Endabstimmung je<br />
zwei Delegierte der nationalen Arbeitsgruppen aus 20<br />
Teilnehmerstaaten teil. Die wichtigste Arbeitsgrundlage bildete -<br />
neben den Einzelergebnissen aus den nationalen Validierungsrunden<br />
– eine vom Finnish National Board of Education vorgelegte<br />
„Validation Synthesis“ (Volmari 2009) der teilweise<br />
kontroversen nationalen Ergebnisse. Über verschiedene<br />
Zwischenberatungen in moderierten Arbeitsgruppen aus je fünf<br />
Nationen einigte sich das Plenum der Gesamtarbeitsgruppe auf<br />
folgende Ergebnisse.<br />
Ziel war es, ein systematisches Inventar der typischen<br />
Tätigkeiten der verschiedenen Berufsrollen zu erstellen, aus dem<br />
insbesondere die Kernprozesse und Kernaufgaben herausgefiltert<br />
werden können. Im Blick auf die spätere Schneidung der<br />
Berufsrollen war bereits zu Beginn des Projekts die Entscheidung<br />
gefallen, zwei in Deutschland traditionell meistens getrennt<br />
betrachtete Bereichen des Bildungssystems zu einem<br />
gemeinsamen Untersuchungsfeld zusammenzufassen.<br />
- Zum einen durch den Bereich „Initial vocational educational<br />
training“ (IVET), d.h. die berufliche Erstausbildung der<br />
(überwiegend) 16 – 19 jährigen jungen Menschen.<br />
- Zum anderen durch den Bereich „Continuing vocational<br />
educational training“ (CVET), d.h. die beruflichen Weiterbildung<br />
der Erwachsenen.<br />
Ergebnisse des Projekts<br />
Diese Frage nach der Schneidung des Untersuchungsfelds<br />
wurde in Sliena angesichts der mittlerweile vorliegenden<br />
Erhebungs- und Validierungsergebnisse erneut aufgeworfen und<br />
deshalb in Arbeitsgruppen intensiv diskutiert. Trotz der Akzeptanz<br />
der im Einzelfall schwierigen oder auch unterschiedlichen<br />
Qualifikationsbeschreibungen gewannen in der Diskussion<br />
letztlich übergeordnete Gesichtspunkte – wie z.B. der „common<br />
focus“ zu den aktuellen Erkenntnissen zum „Lernen“<br />
Erwachsener oder die aktuelle Verbreitung systemischkonstruktivistischer<br />
Lernparadigmen (Arnold 2007) und des<br />
daraus resultierenden Lernkulturwandels (vgl.: Arnold 2007) - ein<br />
höheres Gewicht und es blieb in der umfassenden Definition des<br />
Berufsfelds „Vocational Education and Training“ (VET). Als<br />
Ergebnis der ersten Erhebungsphase lagen zunächst die<br />
Beschreibungen von insgesamt sieben Berufsprofilen vor. Deren<br />
länderspezifische Besonderheiten wurden nach der Präsentation<br />
der Einzelergebnisse im Verlauf der beiden Validierungsrunden<br />
schrittweise reduziert am Ende zu drei grundlegenden Berufsprofilen<br />
zusammengefasst:<br />
- Lehrer/innen in beruflichen Schulen (VET-Teachers), die in<br />
„institution-based setttings“ arbeiten und im Normalfall sowohl<br />
über Erfahrungen in der beruflichen Praxis, als auch über<br />
berufliche Qualifikationen verfügen.<br />
85
- Betriebliche Ausbilder/innen in Aus- und Weiterbildung (VET-<br />
Trainer). Die Analyse der dazu gewonnenen Erhebungsergebnisse<br />
zeigte eine besonders weite Auffächerung des<br />
Tätigkeitsfelds und damit besonders variantenreiche<br />
Berufsrollen auf. Diese reichten vom Vollzeit- über den<br />
Teilzeitangestellten in privaten oder öffentlichen, in großen<br />
oder kleinen Organisationen bis zum Selbständigen. Die<br />
gemeinsame Schnittmenge der in 17 Staaten vorgefundenen<br />
Tätigkeiten (activities) erwies sich – im Vergleich zu den<br />
heterogenen Anteilen – für die Definition einer einzigen<br />
Berufsrolle eindeutig als zu gering. In der abschließenden<br />
Diskussion verengte sich dann die Entscheidung auf die Rolle<br />
der „In-company trainer“. Deren Berufsrolle wurde letztlich<br />
wie folgt definiert: “trainers refer to employees in enterprises<br />
who train and educate people in VET, supporting and<br />
facilitating their learning processes on a full-time basis.”<br />
- Leiter/innen von beruflichen Schulen, Einrichtungen und Abteilungen<br />
(VET-Principals), deren Berufsrolle mit umfassender<br />
Verantwortung: „Overall responsibility for the running of<br />
educational institutions, such as vocational upper secondary<br />
institutions and further education colleges“ (d.h.<br />
beispielsweise für ein ganzes Bildungszentrum) definiert<br />
wurde.<br />
Für die beiden letzten Berufsprofile wurden auch einzelne<br />
Ergebnisse aus den Weiterbildungsprofielen aufgenommen. So<br />
enthalten diese zwei Berufsrollen auch die wichtigsten<br />
berufstypischen Beschreibungs-Items der nicht weiter<br />
untersuchten Berufsrollen „E-Tutor/ Trainer-CVET“, „In-company<br />
Trainer“, „Training Manager-CVET“, und „Training-Consultant“.<br />
Für alle drei Profile wurden Kompetenz-Referenzrahmen<br />
vorgestellt und validiert.<br />
Ausdifferenzierung von Deskriptoren der Berufsrollen<br />
Für die Darstellung des Kompetenzrahmens wurden zu<br />
Projektbeginn – in Anlehnung an die Deskriptoren des EQR –<br />
folgende Kategorien ausgewählt:<br />
- „Activities“ ( typische Tätigkeiten als Bestandteile und<br />
Kernprozessen und Kernaufgaben),<br />
- „Knowledge“ (als zu identifizierende handlungsregulierende<br />
Wissensbasis, „(…) required to succesfully carry out these<br />
acticities“; Bulgarelli/ Lankinen 2009, S.8),<br />
- “Skills” (Fertigkeiten) und<br />
- „Competences: autonomy and responsibility“ (Handlungskompetenzen,<br />
die einen unterschiedlichen Grad an<br />
Selbständigkeit und Verantwortlichkeit aufweisen).<br />
Eine Schlüsselrolle bei der Datenerhebung durch Interviews<br />
bildete dabei die Kategorie „Activities“. Zu dieser war eine<br />
besonders unübersichtliche Datenfülle zu erwarten. Um für den<br />
Prozess der Erhebung, aufbereitenden Strukturierung,<br />
Dokumentation, Diskussion und Validierung insgesamt und insbesondere<br />
zur Kategorie „Activities“ eine hinreichende<br />
Übersichtlichkeit und Transparenz zu gewährleisten, wurden<br />
bereits in der Erhebungsphase außerdem fünf umfassendere und<br />
86
übergeordnete „Handlungsbereiche“ („main areas of research“)<br />
definiert:<br />
- „Administration“,<br />
- „Training“,<br />
- „Development“,<br />
- „Quality Assurance“ und<br />
- „Networking.“<br />
Auf diese Weise konnte bereits bei der Sammlung der Daten<br />
eine übersichtliche matrixförmige Darstellung der gesammelten<br />
Items angelegt werden, und zwar, unabhängig von einer<br />
späteren profilbezogenen Entscheidung über die Kompetenz-<br />
Levels, korrespondierend zum EQF. Alle diese Vorentscheidungen<br />
kamen in den Arbeitsgruppen in Sliena – unter<br />
Berücksichtigung der inzwischen vorliegenden Ergebnisse – auf<br />
den Prüfstand. Kontrovers wurde dort u.a. die Frage diskutiert,<br />
ob bestimmte „Aufgaben“ zu „Handlungsbereichen“ hochgestuft<br />
werden sollten und damit für alle definierten Berufsrollen als<br />
Ordnungskategorie ein höheres Gewicht erhalten sollten.<br />
Beispielsweise wurde für die Aufgabe der „Internationalisierung“<br />
mit den Hinweisen auf „language barrieres“ und „cultural<br />
awareness“ sowie die gleichzeitige Berücksichtigung im<br />
Handlungsbereich „networking“ eine solche Höherstufung als<br />
„not relevant“ abgelehnt. Auch das Argument, dass nicht nur in<br />
den Bildungssystemen die Aufgabe der „quality assurance“<br />
mittlerweile ein integraler Bestandteil beruflicher Kernprozesse<br />
darstellt, sondern auch im EQR [] verhinderte deren „Upgrading“.<br />
Im Endergebnis bewerteten die Untergruppen – trotz der für<br />
manche der aufgeführten „Activities“ (Aufgaben) einzelner<br />
Berufsrollen sich anbietenden Umgewichtung der Ordnungskategorien<br />
– die „Ähnlichkeit“, „Vergleichbarkeit“, „Konsistenz“<br />
der verwendeten Kategorien sowie die für die einzelnen EU-<br />
Mitgliedsländer daraus erwachsende „Flexibilität“ als eindeutig<br />
wichtiger und bestätigten die vorliegenden Kategorien.<br />
Profilbezogene Beschreibung der vier Deskriptoren<br />
Neben den Strukturentscheidungen über die Ordnungskategorien<br />
bilden die inhaltlichen Beschreibungen die eigentliche Substanz<br />
eines Qualifikationsrahmens. Erwartungsgemäß lagen dazu auch<br />
die umfänglichsten Ergänzungen und Hinweise aus der zweiten<br />
Validierungsrunde in den 21 nationalen Arbeitsgruppen vor (vgl.<br />
Volmari 2009). Als problematisch erwies sich die Frage der<br />
expliziten Zuordnung von Kompetenz-Niveaus, bzw. –Stufen zu<br />
den Profilen gemäß der acht „competence levels“ des EQR vom<br />
April 2008. Die dazu aus der Erhebungsphase vorliegenden<br />
Gutachten und Interviewergebnisse sowie die<br />
Validierungsergebnisse wiesen eine äußerst heterogene<br />
Bewertung aufgrund der breiten Varianz der Profile in den<br />
Mitgliedsstaaten auf. Eine äußerst kontroverse Diskussion dieser<br />
Ergebnisse war dann Auslöser für die Delegation der<br />
Entscheidungsvorbereitung in Unter-Arbeitsgruppen. Deren<br />
Ergebnisse legten in der Abschlussdiskussion letztlich einen<br />
Verzicht auf eine Ausformulierung der Stufen nahe und<br />
plädierten dafür, diese Aufgabe den Mitgliedsstaaten im Rahmen<br />
der Ausgestaltung ihrer eigenen nationalen Qualifikationsrahmen<br />
zu überlassen. Als Beispiel, wie eine Level-Einstufung nach den<br />
87
EQF-Kriterien der Selbständigkeit und Verantwortlichkeit<br />
aussehen könnte, werden in der nachfolgenden Matrix die<br />
Einstufungsformulierungen der Erhebungsrunde eingefügt. Die<br />
Ergebnisse der abschließenden Beratungen dieser Validierungsergebnisse<br />
wurden in drei Kompetenz-Matrizen zusammengefasst.<br />
Wegen des mehrseitigen Umfangs jeder einzelnen<br />
Beschreibungsmatrix der drei endgültigen Berufsrollen wird hier<br />
die endgültige Struktur anhand exemplarisch ausgewählter<br />
berufstypischer Items für die Berufsrolle „Lehrer in beruflichen<br />
Schulen“ dargestellt (folgende Seite):<br />
88
Activities<br />
comprise<br />
VET teachers are<br />
…<br />
Competence Framework: VET-Teachers (excerpt)<br />
Knowledge<br />
VET-teachers should have knowledge about:<br />
Administration: General Administration and Bureaucracy<br />
Core activities: Organisation and project management<br />
Recording own<br />
activities<br />
reporting<br />
Induction procedures<br />
Interviewing techniques and recruitment<br />
procedures<br />
Training: Management of teaching and learning<br />
89<br />
Skills<br />
VET teachers<br />
should be able to<br />
…<br />
Team-work &<br />
communication<br />
Have project<br />
management<br />
skills<br />
Core activities: Planning, facilitation of learning, assessment & evaluation<br />
Designing<br />
courses<br />
Dealing with<br />
disruptions<br />
Administering<br />
diagnostic<br />
skill tests<br />
Curricula: objectives und defined learning<br />
outcomes<br />
Learning and teaching theories<br />
Assessment theories, techniques & tools<br />
Development & Quality Assurance (QA)<br />
Adapt learning<br />
content to<br />
students<br />
capabilities<br />
present information<br />
clearly &<br />
effectively<br />
Identify and assess<br />
learning<br />
needs<br />
Core activities: developing oneself, developing institution, quality management<br />
Following<br />
developments<br />
in the own<br />
field<br />
Contribution to the<br />
QA and<br />
development<br />
of the<br />
institution<br />
Networking<br />
Communication skills<br />
QM-theory, principles, systems & tools<br />
Theories on learning organisations<br />
Ongoing developments in subject/ skill/<br />
craft-area<br />
Core activities: internal and external networking<br />
Engaging in<br />
institutional<br />
networks &<br />
teams<br />
Liaising with<br />
external<br />
educationa<br />
l networks<br />
About effective team-working<br />
National, international & EU policies<br />
EU tools: ECVET, EQF, Europass<br />
Government policies and practices<br />
© Hans-Joachim Müller – TU-KL – 2008<br />
Reflect on own<br />
practice und<br />
recognise skill<br />
needs<br />
Integrate their new<br />
learning or<br />
research into<br />
teaching<br />
Record & analyse<br />
feedback<br />
Plan the QA<br />
procedures<br />
Be familiar with<br />
management<br />
of change<br />
Have international<br />
und<br />
communicatio<br />
n skills<br />
Work<br />
collaboratively<br />
with & support<br />
colleagues<br />
Competence<br />
Autonomy and responsibility<br />
Autonomously implement<br />
appropriate<br />
administration,<br />
introduction, screening<br />
tasks in accordance<br />
with contractual<br />
procedures<br />
Autonomously select and<br />
apply a range of<br />
Learning theories and<br />
methods, tutoring and<br />
mentoring strategies<br />
and deliver through the<br />
use of communication<br />
and social skills<br />
Autonomously take<br />
responsibility for CPD<br />
needs und identify,<br />
participate in, und<br />
record CPD<br />
opportunities in line with<br />
personal and<br />
institutional professional<br />
priorities.<br />
Autonomously gather<br />
information and make<br />
decisions on how to<br />
improve the quality of<br />
own pedagogical<br />
performance and the<br />
performance of<br />
trainees. Collaboratively<br />
develop the quality of<br />
the institution.<br />
Autonomously liaise and<br />
network with internal<br />
and external agencies,<br />
initiate and manage<br />
collaborative networks<br />
supporting own<br />
professional growth in<br />
pedagogical and subject<br />
areas.<br />
Tab.: Part of a Competence-Grid: VET-Teachers – suggestion for a competence framework,<br />
Sliena (Malta) January 2009 [8]
Beim Abschlussplenum in (Sliena 2009) wurde für jedes der drei<br />
oben skizzierten Berufsprofile eine auf diese Weise strukturierte<br />
Matrix mit den aus der zweiten Validierungsrunde hervorgegangenen<br />
Beschreibungen beraten und verabschiedet. Die drei<br />
Profile sollen den Kern einer Datenbank bilden, die im nächsten<br />
Schritt durch die noch zu entwickelnden nationalen Profile des<br />
Bildungspersonals in der beruflichen Bildung sowie Beispiele<br />
„guter Praxis“ ergänzt werden soll.<br />
Das Projekt: Konstruktion kompetenzbezogener PE-<br />
Prüfungsaufgaben<br />
Die in der Prüfungsordnung des Master-Fernstudiengangs<br />
„Personalentwicklung“ verankerten Klausurarbeiten I und II<br />
erfolgen im ersten und vierten Semester als schriftliche<br />
Klausuren und sind auf 2 bis 4 Zeitstunden angelegt. In diesen<br />
schriftlichen Prüfungen weist der/die Prüfkandidat/in nach, dass<br />
er und sie auf dem Prüfungsgebiet versiert ist, Zusammenhänge<br />
erkennen und spezielle Fragestellungen bearbeiten und<br />
beantworten kann.<br />
Für die Prüfung und Abfragung fachlicher, erfahrungsbasierter<br />
und transformierender Inhalte innerhalb dieser Klausurarbeiten<br />
müssen Kompetenzen im Rahmen der Prüfungsaufgaben<br />
festgelegt und produktisiert werden, um auch für beide Seiten –<br />
Prüfinstitution und Prüfling - den Aspekt des rechtssicheren<br />
Handelns zu gewährleisten. Dies gelingt mit der Konstruktion<br />
kompetenzbezogener Prüfungsaufgaben im Bereich der<br />
Personalentwicklung, die am Lehrstuhl bereits vollzogen und die<br />
Anwendung in den Prüfungsmodus integriert wurde.<br />
Bei der Erstellung von kompetenzbezogenen Prüfungsfragen<br />
handelt es sich um eine Kompetenzmodellierung in generalisierter<br />
und abstrahierter Form. Dabei wird die Ausgangssituation<br />
mit der durch den Referenzprozess aufgestellten<br />
Arbeits-aufgabe didaktisch gespiegelt und erscheint im Szenario<br />
als Prüfungsaufgabe, die es zu leisten und zu beurteilen gilt.<br />
Begründet aus der Leitidee selbstständiger beruflicher<br />
Handlungskompetenz als Ziel der Berufausbildung, wurden<br />
Leitprinzipien für die benötigten, handlungsorientierten Prüfungen<br />
entwickelt, die stets kompetenzorientiert angelegt und konzipiert<br />
sein müssen. Berufseingangprüfungen bewerten beispielsweise<br />
über den Grad der selbstständigen Handlungskompetenz der<br />
Auszubildenden für eine adäquate Berufsausübung. Mit dem<br />
Leitprinzip „Kompetenzorientierung“ wird anhand berufsrelevantem<br />
Wissen dabei die Fähigkeiten für eine erfolgreiche<br />
Bearbeitung berufstypischer Aufgaben geprüft.<br />
Auf welche Weise nun das erworbene Wissen und Können bei<br />
der Bearbeitung solcher berufstypischen Aufgaben angewendet<br />
wird, überprüft das Leitprinzip der „Verwertbarkeit“. Die<br />
Leitorientierung „Praxisbezug“ fokussiert die Prüfungsaufgaben<br />
auf die beruflichen Handlungsfelder der Betriebspraxis.<br />
Auch das Prinzip der „Handlungssystematik“ gibt eine<br />
Richtschnur für die Konzeption von situativen Prüfungsfragen<br />
vor, in dem handlungsorientiert das zur Bearbeitung von<br />
90
erufstypischen Aufgaben notwendige Fachwissen handlungslogisch<br />
abgeprüft wird.<br />
Während reale betriebliche Arbeitsaufgaben in Ihrer Umsetzung<br />
die Bearbeitung und Anwendung mehrerer Fachwissenschaften<br />
beinhalten, müssen handlungsorientierte Prüfungen dementsprechend<br />
die verschiedenen „Sachgebiete integrieren“ und<br />
komplexe Betriebsaufgaben wie fächerübergreifende, betriebliche<br />
Handlungsfelder in Form von branchentypischen Arbeitsprozessen<br />
abfragen.<br />
Mit dem abschließenden Leitprinzip der „individuellen Prüfungsleistung“<br />
wird von den Prüflingen nicht nur die Verknüpfung der<br />
grundlegenden Kompetenzfacetten für die berufliche Handlungskompetenz<br />
gefordert, sondern gleichzeitig das erschwerte<br />
Bearbeiten von Aufgabenstellungen, die mehrere Lösungsvarianten<br />
zulassen. Deshalb sind diese Prüfungsfragen – soweit<br />
im technologischen, arbeitsorganisatorischen oder produktbezogenen<br />
Kontext möglich - offen angelegt und verlangen<br />
weniger auswendig gelernte, als vielmehr eigenständige und<br />
erfahrungsbasierte Umsetzungs- und Lösungsvorschläge.<br />
Planungstool für die Konstruktion von situativen<br />
Prüfungsaufgaben<br />
Für die Frage nach den Essentials für die Konstruktion von<br />
situativen Prüfungsfragen wurde ein Planungswerkzeug für<br />
genau diese handlungsorientierten Prüfungen hinsichtlich der<br />
Ausbildungsberufe mit prozessorientierten Ausbildungsordnungen<br />
erarbeitet und erstellt.<br />
Diese Konstruktion geht einher mit den folgenden sechs<br />
Entwicklungsschritten:<br />
1. Thema<br />
2. Szenario<br />
2.1 Berufsbiografischer Teil als Ergänzung - betriebs-,<br />
branchen- und aufgabenspezifisch<br />
3. Aufgabenstellung<br />
3.1 Teilaufgaben<br />
4. Prüfungsleistungen<br />
5 Gewichtung<br />
6. Fragen<br />
6.1 offene Fragen<br />
6.2 halboffene Fragen<br />
Ein Berufsfeld besteht aus Kernaufgaben und Kernprozessen<br />
und ist gekennzeichnet durch verschiedene Facetten und<br />
Tätigkeiten, je nach Position. So gibt es in der Praxis<br />
Arbeitsaufgaben und Arbeitsaufgabenfolgen. Das Thema der<br />
kompetenzbezogenen Prüfung wird aus diesen praktischen<br />
Arbeitsaufgaben und –folgen gewählt, gemäß den jeweiligen<br />
Ausbildungs- und Prüfungsordnungen.<br />
Auf der Ebene des Szenarios wird in einem nächsten Schritt eine<br />
exemplarische betriebliche, berufstypische oder berufsfeldtypische<br />
Situation beschrieben. Im Szenario kann auch der<br />
Branchen- und Unternehmenshintergrund skizziert werden, der<br />
91
erufsbiografische Teil dient als ergänzende Information. Die<br />
Darstellung der betriebsüblichen Arbeitsaufgaben im zu<br />
verantwortenden Zuständigkeitsbereich des Mitarbeiters und das<br />
Aufzeigen eines heraustretenden Ereignisses als konkret<br />
betriebstypischer Vorfall, aus dem wiederum ein Arbeitsauftrag<br />
an den Mitarbeiter resultiert, sind wichtige Aspekte im Planungstool.<br />
Der dritte Schritt der Prüfungskonzeption beschäftigt sich mit den<br />
schriftlichen und praktischen Prüfungsaufgaben. An diesem<br />
Punkt werden typische, aus Szenario und Ereignis herausgearbeitete<br />
Arbeitsaufträge gestellt. Ganz konkret sind das<br />
praxisorientierte Aufgaben, sowohl in der schriftlichen als auch in<br />
der praktischen Prüfung.<br />
Bei der Unterteilung der Prüfungsaufgaben wird das Thema der<br />
praktischen Prüfung nochmals genannt und ein praktischer<br />
Arbeitsauftrag aus dem Szenario heraus gegeben. Es folgt die<br />
Spezifikation der Prüfungsleistungen mit den einzelnen, zu<br />
liefernden Teil- und Endprodukten und die Abfragung der<br />
wichtigen Qualitätsmerkmale der Prüfungsleistungen. Hier kann<br />
nach Teil- und/oder Endprodukten gefragt werden. Ein über die<br />
eigentliche Aufgabenstellung angeführtes Fachgespräch rundet<br />
die praktische Prüfung ab.<br />
Die schriftliche Prüfung läuft in ähnlicher Weise ab, jedoch<br />
erhalten die Prüflinge zu Beginn handlungsorientierte Aufgaben,<br />
die sich auf praxisnahe Fälle beziehen und aus dem vorangestellten<br />
und beschriebenen Ereignis resultieren. Auf ein<br />
abschließendes Fachgespräch wird in der schriftlichen Prüfung<br />
verzichtet.<br />
Beim Gliederungspunkt der persönlichen betriebsspezifischen<br />
Konkretisierungen erhält die/der zu Prüfende dann die<br />
Möglichkeit, aus dem eigenen beruflichen Erfahrungshintergrund<br />
heraus die Aufgabenstellung und Aufgabenbearbeitung zu<br />
erweitern und mit berufsbiografischen Eckdaten zu konkretisieren.<br />
Das Themengebiet der Selbstevaluation im Rahmen der<br />
kompetenzorientierten Prüfungen spielt eine große Rolle. Denn<br />
mit der Aufstellung und Anwendung einer bestimmten Anzahl von<br />
Qualitätskriterien einer zentralen, aus der persönlichen Berufsbranche<br />
entstammenden Prüfungsleistung, wird sowohl die<br />
praktische als auch die schriftliche Prüfungsleistung bewertet. Mit<br />
der weiterführenden Formulierung von Änderungs- oder sogar<br />
Verbesserungsvorschlägen zieht die/der Prüfling handlungsübergreifende<br />
Rückschlüsse aus seine Selbstevaluation.<br />
Der letzte Prüfungsabschnitt der offenen und halboffenen Aufgaben<br />
und Fragen bietet die Möglichkeit der Kompetenzerfassung<br />
der zu Prüfenden. Aufgrund einfacher Aufgabenstellungen<br />
können die offenen und halboffenen Fragen leicht und<br />
schnell beantwortet und somit noch notwendige Punkte zum<br />
Erreichen der Gesamtprüfungsleistung gesammelt werden.<br />
92
Lösungsspezifische Korrekturbögen<br />
Für die Bewertung der in Kapitel 1.2.1 beschriebenen<br />
praktischen Prüfungen prozessorientierter Ausbildungsberufe mit<br />
kompetenzorientiertem Prüfungskonzept ist ein Korrekturbogen<br />
angedacht, der bereits im Entwurf existiert.<br />
Als Bewertungsgegenstände der absolvierten praktischen<br />
Prüfungen gelten die Durchführung, die Dokumentation und das<br />
Fachgespräch zu einem Arbeitsauftrag oder einer praktischen<br />
Aufgabe. Dementsprechend ist der Korrekturbogen mit zwei<br />
Kriterienteilen aufgebaut, einerseits die Darstellung und<br />
Beschreibung der vier Kern-Kriterien, andererseits die Bewertung<br />
der acht so genannten Neben-Kriterien.<br />
Der erste Teil des Korrekturbogens geht im Kriterienfeld<br />
„Berufsangemessenes Verständnis der Kernproblematik“ der<br />
Frage nach, ob die zentralen Parameter der Aufgabenstellung<br />
gemäß der zugrunde liegenden betrieblichen und fertigungstechnischen<br />
Situation erkannt werden. Das zweite Kern-Kriterium<br />
analysiert, inwieweit die vom Prüfling entwickelte Lösung zu den<br />
originären Vorgaben des Auftrages passt. Und während das<br />
dritte Kern-Kriterium die „Realisierbarkeit“ der erarbeiteten<br />
Lösung hinsichtlich des vorgegebenen Szenarios beleuchtet,<br />
fragt das vierte Kern-Kriterium „Fachgerechtigkeit“ nach dem<br />
aktuellen technischen und arbeitsorganisatorischen Bezug der<br />
ausgearbeiteten Aufgabenstellung.<br />
Die Bewertung der Nebenkriterien folgt stringent nach Faktoren<br />
der „inneren Stimmigkeit der Lösung“, „der Eigenständigkeit der<br />
Lösung“, nach Aspekten der „Arbeitssicherheit, dem Gesundheits-<br />
und Umweltschutz“, der „Wirtschaftlichkeit“ und dem<br />
„Erfahrungsbasiert-Sein“. Auch wird bei der Bewertung der<br />
Prüfungen ein „handlungsübergreifender Charakter“ als Maßstab<br />
gewählt für ein arbeitsprozessübergreifendes Denken in Sachzusammenhängen<br />
mehrer Fachgebiete. Die beiden letzten<br />
Neben-Kriterien greifen die „Vollständigkeit des in Abstimmung<br />
stehenden Handlungsbogens“ auf und suchen im Bereich der<br />
„Teamorientierung“ nach einer in den fertig gestellten Prüfungsaufgaben<br />
eingebauten zielorientierten und effizienten Arbeitskommunikation<br />
und –kooperation.<br />
Um eine folgerichtige Unterscheidung von Kern- und Neben-<br />
Kriterien deutlich zu machen, wurden bei der Berechnung der zu<br />
erreichenden Gesamtpunktezahl verschiedene Gewichtungsfaktoren<br />
zu Grunde gelegt.<br />
Ebenfalls wurde ein Korrekturbogen zur Bewertung von<br />
Klausurleistungen zu situativen Prüfungsaufgaben erarbeitet, der<br />
bereits seit geraumer Zeit seine Anwendung in der Praxis erfährt.<br />
Ausgehend von übergeordneten Kernkriterien, die für alle<br />
erbrachten Prüfungsleistungen gelten, wird nicht nur das<br />
berufsangemessene Verständnis der Aufgabenstellungen und<br />
die Kernproblematiken des vorgegebenen Szenarios bewertet,<br />
sondern auch die theoretische Fundierung der erarbeiteten<br />
Aufgabenlösungen. Mit dem Grad der Verknüpfung von entwickelten<br />
Lösungen und angewandtem Verwertungshintergrund<br />
93
durch die zu prüfenden Personen wird die eingesetzte und<br />
notwendige Erfahrungsbasierung gemessen.<br />
In einem zweiten Teil des Korrekturbogens wird eine Bewertung<br />
durch aufgabenspezifische Kriterien vorgenommen. Die<br />
einzelnen Prüfungsleistungen richten sich nach der im Szenario<br />
herausgearbeiteten Aufgabenstellung und werden hierfür jeweils<br />
neu formuliert. Diese angepassten und spezifisch-individuellen<br />
Bewertungskriterien erhalten über ein such nach unten<br />
verjüngendes Gewichtungsschemata Bewertungspunkte, deren<br />
erreichte Gesamtsumme über die Gesamtnote der Prüfungskandidaten<br />
entscheidet.<br />
Das Projekt: Aktuelles Tätigkeitsfeld der Mitarbeiter im<br />
Bereich Personalentwicklung<br />
Nach zwanzig Jahren Forschung und Berufsbildungsarbeit des<br />
Fachgebiets im Bereich der internationalen Personalentwicklung<br />
stellt sich die Frage nach der Aktualität der Arbeitsbeschäftigung<br />
in den personellen Zielgruppen des Fernstudiengangs „Personalentwicklung“.<br />
Durch die Gestaltung des organisatorischen Lernens wandelten<br />
sich die etablierten Berufsrollen der Personalentwicklung, der<br />
Personalverantwortlichen und des Bildungspersonals. Zudem<br />
entstanden neue Tätigkeitsfelder für professionelle Personalentwickler.<br />
Auf welchem Wege ein Unternehmen, eine Behörde<br />
oder ein betrieblicher Arbeitgeber die neu entstehenden PE-<br />
Funktionen ausfüllt, ist von vielfältigen Bedingungen abhängig.<br />
Im Rahmen von Optimierungsmaßnahmen im Master-<br />
Fernstudiengang „Personalentwicklung“ sollen die aktuellen<br />
Berufserfahrungen der Masterstudierenden noch stärker eingebunden<br />
werden. Als geplantes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
wurde eine Umfrage zur praxisnahem Umsetzung der<br />
neuen Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung<br />
konzipiert und dient damit letztendlich auch einer praxisnahen<br />
Weiterentwicklung und Qualitätssicherung des Master-Fernstudienganges<br />
„Personalentwicklung“.<br />
Aus diesem Grunde wird die Mithilfe der Masterstudierenden bei<br />
der zu untersuchenden Fragestellung benötigt, welche der<br />
folgenden, in einer Matrix in Zusammenhang gesetzten 18<br />
Funktionen der Personalentwicklung in der heutigen, aktuellen<br />
Praxissituation wahrgenommen werden. Dabei sollen die<br />
Masterstudierenden einen Rückblick auf Ihr vergangenes<br />
Arbeitsjahr werfen und Ihre Tätigkeitsanteile prozentual auf die<br />
vorgegebenen Tätigkeitsbereiche verteilen. Für den Fall, dass<br />
die aktuellen beruflichen Tätigkeiten der Masterstudierenden in<br />
anderen Aufgabenfeldern liegen, sollen diese handschriftlich<br />
ergänzt werden und ebenfalls eine prozentuale Gewichtung<br />
vorgenommen werden.<br />
Die Durchführung der Umfrage zur praxisnahen Umsetzung der<br />
neuen Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung ist<br />
während einer der Präsenzphasen des Fernstudiums vorgesehen<br />
oder kann auch postalisch erfolgen.<br />
94
Bereiche<br />
Hand-<br />
lungsebenen<br />
Kompetenzentwicklung<br />
„Beruf“<br />
Organisationsentwicklung<br />
„Organisation“<br />
Auswahl,<br />
Orientierung,<br />
Begleitung und<br />
Beurteilung<br />
Kompetenzanforderungen<br />
klären<br />
Mitarbeitergespräche<br />
Entwicklungspläne<br />
anderes:<br />
………………<br />
Leitbild- und<br />
Kennzahlenorientierung<br />
Zielvereinbarungen als<br />
Führungsinstrument<br />
Qualitätssicherung als<br />
Steuerungsinstrument<br />
anderes:<br />
………………<br />
%<br />
Betriebliche<br />
Ausbildung<br />
Auswahlprozesse<br />
Ausbildungsplanung<br />
Ausbildertraining<br />
anderes:<br />
…………..<br />
Ausbildungsleitbild<br />
Lernkulturwandel<br />
Sicherung außerfachlicher<br />
Effekte<br />
anderes:<br />
…………..<br />
Abb.: Matrix über Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung<br />
Anmerkungen:<br />
%<br />
Betriebliche<br />
Weiterbildung<br />
Bedarfsanalyse<br />
Bedarfserschließung<br />
Weiterbildungs-<br />
Organisation<br />
anderes:<br />
………….…<br />
Dozentenauswahl bzw.<br />
Qualifizierung<br />
Führungskräfteentwicklung<br />
Transfersicherung<br />
anderes: …………<br />
…<br />
[1] Vgl.: Müller, H.-J.: Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen<br />
Fortbildung. Eine subjekt- und arbeitsprozessorientierte Konzeption für<br />
die Konstruktion situationsbezogener Prüfungsmodule am Beispiel der<br />
Textilwirtschaft, hersgg. vom BIBB-Bonn, Bielefeld: Bertelsmann 2006<br />
[2] Hans-Joachim Müller: Strategien und Werkzeuge der Umsetzung<br />
prozessorientierter Berufsbildung und handlungsorientierter Prüfungen<br />
– Die Konzeption des konstruktivistischen Lernparadigmas und der und<br />
handlungsorientierter Prüfungen im Kontext der industriellen<br />
Ausbildungsberufe in der Textilwirtschaft. Bonn 2009.<br />
[3] Europäischer Rat, Lissabon 23. + 24. März 2000<br />
http://www.europarl.euint/summits/lis1_de.htm#intro<br />
[4]VET = Initial vocational educational training<br />
[5]CVET = Continuing vocational educational training<br />
[6]Für Deutschland nahmen - neben dem Autor als Vertreter der Berufs-<br />
und Wirtschaftspädagogik – auch der Koordinator von TTnet-DE, Herr<br />
Herold Gross (BiBB) als Regierungsvertreter teil.<br />
[7]Insgesamt erwiesen sich fünf Fragen als „strittig“, deren<br />
abschließende Entscheidung in moderierten Arbeitsgruppen vorbereitet<br />
wurden; Die Aufnahme von Kompetenz-Levels in die Matrix, die<br />
Integration des übergeordneten Handlungsbereichs „Quality Assurance“<br />
in die übrigen Handlungsbereiche, die Integration des<br />
Handlungsbereichs „Internationalisierung“ in die übrigen<br />
Handlungsbereiche, die Trennung des untersuchten Berufsfelds und<br />
damit der Berufsrollen in IVET und CVET sowie die Frage, ob<br />
95<br />
%
angesichts der großen Heterogenität der Berufsrollen eine einheitliche<br />
„Grid-Struktur“ gewahrt werden soll.<br />
[8]Vgl.: EU-Komm:EQR-Empf 2008, Anhang 3, S.7<br />
Jedes der acht Niveaus wird durch eine Reihe von Deskriptoren<br />
definiert, die die Lernergebnisse beschreiben, die für die Erlangung der<br />
diesem Niveau entsprechenden Qualifikationen in allen<br />
Qualifikationssystemen erforderlich sind.<br />
Zum Redaktionsschluss dieses Beitrags lagen außer den<br />
Sitzungsunterlagen des Projekts nur eine erste Manuskriptfassung des<br />
„Handbook for Practitioners“ (Vgl. Bulgarelli/ Lankinen 2009, S.13ff) vor.<br />
Der Umfang des für die Berufsrolle von Lehrern/ Trainern dort<br />
dargestellten Qualifikationsrahmen umfasst vier ganze Seiten. Aus<br />
Platzgründen werden die vier Kern-Prozesse hier nur anhand<br />
exemplarischer Items vorgestellt.<br />
Literatur:<br />
Arnold, Rolf und Hans-Joachim Müller: Didaktische Prinzipien und<br />
Konzeption einer handlungsorientierten und praxisintegrierenden<br />
Lehrerausbildung - Berufliche Fachrichtungen<br />
und Lehrerbildung für berufsbildende Schulen an der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. In: Ernst Schmeer (Hrsg.): Berufliche<br />
Fachrichtungen und Lehrerbildung für berufliche Schulen, Band<br />
22 der Dortmunder Beiträge zur Pädagogik. Herausgegeben<br />
von Udo von der Burg, Ulrich Freyhoff, Dieter Höltershinken,<br />
Günter Pätzold (<strong>Universität</strong>sverlag Dr. N. Brockmeyer) Bochum,<br />
1998, S. 213 - 260<br />
Bulgarelli, A.; Lankinen, T.: Competence framework for VET-<br />
Professions. A Handbook for practitioners. Manuscript for a<br />
draft final report. Helsinki Mai 2009<br />
Müller, Hans-Joachim: Praxis-Integrierende Ausbildung (PIA) von<br />
Lehrerinnen und Lehrern - Ein didaktisches Konzept zur Anbahnung<br />
pädagogischer Handlungskompetenz, (mit einem<br />
Vorwort von Prof. Dr. Rolf Arnold) Abschlussbericht eines<br />
Modellversuchs zur Entwicklung und Erprobung einer<br />
Konzeption zur Integration schulpraktischer Erfahrung und<br />
erziehungs-wissenschaftlicher Lehre im Studiengang für das<br />
Lehramt an berufsbildenden Schulen an der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong> („Kaiserslauterer Schulpraktikumsmodell“ eines<br />
studienbegleitenden integrierten Schulpraktikums), Band 2 der<br />
Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 1997.<br />
Müller, Hans-Joachim: Theorie-Praxis-Verknüpfung in der<br />
Lehrerbildung - Haltungen und Werkzeuge zur Integration von<br />
Schulpraktika in das Lehramtsstudium. In: Doris Flagmeier,<br />
Manfred Rothermund (Hg.): Mehr Praxis in der<br />
Lehrerausbildung – aber wie? Möglichkeiten zur Verbesserung<br />
und Evaluation der Lehrerbildung, Leipzig (<strong>Universität</strong>sverlag)<br />
2007, (ISBN 978-3-86583-181-8) S. 32-60<br />
Müller, Hans-Joachim: Entgrenzung durch Standards oder Standards<br />
der Entgrenzung? Stolpersteine und Intergrations-chancen der<br />
Formulierung eines Kompetenzrahmens für die Ausbildung des<br />
Personals in der beruflichen Bildung im europäischen<br />
Bildungsraum. In: Arnold/ Müller/Schüßler (Hg.): Grenzgänge(r)<br />
der Pädagogik. Band 63 der Reihe: Grundlagen der Berufs- und<br />
Erwachsenenpädagogik, Baltmannsweiler 2009, S.63-90<br />
Müller, Hans-Joachim: Didaktische Transformationen zur Gesta-ltung<br />
kompetenzorientierter Lehr- und Prüfungs-arrangements. In:<br />
Niedermair, Gerhard, u.a.: Kompetenzen entwickeln, messen<br />
und bewerten. Band 6 derSchriftenreihe für Berufs- und<br />
Betriebspädagogik der Johannes Kepler <strong>Universität</strong> Linz,<br />
Januar 2011<br />
96
Volmari, K.: Defining VET professions: validation synthesis.<br />
Presentation of the FINNISH NATIONAL BOARD OF<br />
EDUCATION, 19. January 2009 :http:// www.oph.fi<br />
Volmari, K.; Frimodt, R.; Marsh, K.: Definig VET Professions, Lot 1,<br />
Final Report: HAMK-Vocational Teacher Education Unit,<br />
October 2007<br />
Neue Beschäftigungsformen und die Berufsbildung<br />
in Japan<br />
Ph Dr. habil. Mikiko Eswein<br />
Problemstellung<br />
In internationalen Vergleichen wird nach dem Unterscheidungsmerkmal<br />
Lernort zwischen drei Idealtypen der Berufsausbildung<br />
unterschieden, mit deren Hilfe sich jede existierende<br />
Berufsausbildung in hochentwickelten Industrieländern beschreiben<br />
lässt; diese sind:<br />
- das Schulmodell, in dem die Erstausbildung im schulischen<br />
Bereich verankert und dessen typischer Vertreter das<br />
schwedische Berufsausbildungssystem ist;<br />
- das Betriebsmodell, in dem die Erstausbildung vor allem im<br />
Betrieb stattfindet und das vom japanischen System der<br />
Berufsausbildung repräsentiert wird;<br />
- das kooperative Modell (Schule und Betrieb), in dem die<br />
Erstausbildung sowohl in der Berufsschule als auch im<br />
Betrieb durchgeführt wird, und dessen Eigenschaften am<br />
besten im deutschen dualen System zu beobachten sind.<br />
Im Mittelpunkt des japanischen Betriebsmodells steht das so<br />
genannte japanische Managementsystem (Nihonteki keiei日-<br />
本的経営), das im Wesentlichen aus den Elementen lebenslange<br />
Beschäftigung, Senioritätsprinzip bei Entlohnung und Beförderung<br />
sowie Betriebsgewerkschaft besteht. Das<br />
Betriebsmodell setzt die Einstellung neuer Firmenangehöriger<br />
direkt aus den Bildungsinstitutionen voraus. Nach ihrer<br />
Einstellung werden sie dann schrittweise durch OJT (d.h. Lernen<br />
am Arbeitsplatz) - in Verbindung mit ergänzendem OFF JT (d.h.<br />
Lernen außerhalb des Arbeitsplatzes ) - zu „richtigen“ Firmenangehörigen<br />
sozialisiert. Dieses Modell basiert also eindeutig auf<br />
einer langfristigen Beschäftigung. Die Mitarbeiter besitzen dabei<br />
genaue Informationen über die eigene Organisation mit ihren<br />
Prinzipien und Zielen und bauen im Lauf der Zeit ihr eigenes<br />
Netzwerk auf, was zur Steigerung der Effizienz bei der<br />
Erreichung der Ziele der Organisation dient. Defekte werden von<br />
den einzelnen Mitarbeitern entdeckt und direkt während der<br />
Produktion beseitigt. Das Paradebeispiel ist die Kanban-Methode<br />
im Rahmen des Toyota-Produktionsverfahrens. Dabei wird eine<br />
weitgehende Befugnisübertragung von der Firmenzentrale auf<br />
die Produktionsstätte sowie eine Offenlegung wichtiger<br />
Informationen über den Transport der Teile (z.B. Liefertermine)<br />
und aller Informationen über die Herstellung (z.B. welche Teile in<br />
welcher Stückzahl hergestellt werden sollen) vorausgesetzt, die<br />
97
früher den Führungskräften vorbehalten waren. Indem so jedem<br />
einzelnen Produktionsarbeiter das Ziel zugänglich gemacht wird,<br />
kann er seine Aufgabe im Ganzen erkennen und optimal<br />
ausführen. Der hier beschriebene Mitarbeiter ist der<br />
Stammmitarbeiter, der Seishain (正社員), der ideale Typ von<br />
Mitarbeiter im japanischen Management.<br />
Seit 2000 werden deutlich weniger Absolventen der<br />
Bildungsinstitutionen als Stammmitarbeiter eingestellt, auf die<br />
das japanische Management angewandt wird (vgl. Asahi Zeitung<br />
4.11.2006). Nach einer im August, September und Oktober 2002<br />
von der Institution Recruit Works durchgeführten Untersuchung<br />
an 13.085 Frauen und Männern, deren Arbeitsplatz sich<br />
innerhalb eines 50-Kilometer-Radius um die Stadt Tokyo<br />
befindet, hatten nur 56,6 % der Befragten zwischen 18 und 24<br />
Jahren ihren ersten Posten gleich als Stammmitarbeiter erhalten.<br />
31,5 % hatten nur eine Stelle als Freeter erhalten. Dagegen<br />
hatten noch 80,8 % der Befragten zwischen 25 und 29 Jahren<br />
ihren ersten Posten als Angehörige der Stammbelegschaft<br />
erhalten. In dieser Gruppe mussten nur 12,6 % ihr Berufsleben<br />
als Freeter beginnen. Bei den Befragten ab 30 Jahren war der<br />
Anteil derjenigen noch höher, die nach Abschluss ihrer Schule<br />
bzw. ihres Studiums gleich als Stammmitarbeiter eingestellt<br />
worden waren, nämlich 88,9 % bei den 30- bis 34-Jährigen und<br />
sogar 91,5 % bei den 35- bis 39-Jährigen.<br />
Angesichts dieses Wandels in den Einstellungspraktiken der<br />
japanischen Wirtschaftsinstitutionen hat der Anteil der nicht als<br />
Stammmitarbeiter Beschäftigten seit 2000 insgesamt deutlich<br />
zugenommen: Im Jahr 1990 hatte der Anteil der<br />
Stammmitarbeiter etwa 80 % betragen, der der Nicht-<br />
Stammmitarbeiter entsprechend 20 %. Bis 2000 verschob sich<br />
dieses Verhältnis auf 75 % zu 25 %. Seit 2005 liegt der Anteil der<br />
Stammmitarbeiter bei etwa 70 %, der der Nicht-Stammmitarbeiter<br />
bei 30 %. Auch heute noch gehört jeder dritte Mitarbeiter nicht<br />
der Stammbelegschaft an (vgl. Kaneko, Asahi Zeitung<br />
25.4.2008). Dieses Drittel der Beschäftigten umfasst<br />
Vertragsmitarbeiter (Keiyaku shain契約社員), wieder eingestellte<br />
Mitarbeiter im Ruhestand (Itaku shain委託社員), vorübergehend,<br />
d.h. für weniger als 1 Monat Beschäftigte (Rinjiteki<br />
koyōsha臨時的雇用者), Teilzeitbeschäftigte (Parttimerパートタイマー),<br />
von Vermittlungsfirmen entsandte Leihmitarbeiter (Haken<br />
shain派遣社員) und Mitarbeiter, die aufgrund eines Vertrags ihrer<br />
eigenen Firma mit einer anderen Firma dort arbeiten (Ukeoi<br />
shakin請負社員) (vgl. The Japan Institute for Labour Policy and<br />
Training 11.2006: 4).<br />
Zwar hat sich die Arbeitsmarktlage inzwischen entspannt, und<br />
die Zahl der Großunternehmen nimmt zu, die neue Mitarbeiter<br />
wieder direkt von den Bildungsinstitutionen einstellen. Trotzdem<br />
sind die Nachwirkungen der Zunahme der Nicht-<br />
Stammmitarbeiter und der Verkleinerung der<br />
Stammbelegschaften vor Ort überall sichtbar. Nach Masao<br />
Kaneko, Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Tokyo, haben<br />
aufgrund der großen Zahl der Nicht-Stammmitarbeiter überall an<br />
den Arbeitsstätten Produktivität und Effizienz nachgelassen (vgl.<br />
Kaneko, Asahi Zeitung 25.4.2008). Als Beleg für diese Aussage<br />
98
kann man die Zahl der Unfälle durch Produkte japanischer<br />
Hersteller - wie z.B. Haushalts- oder Heizgeräte - betrachten, die<br />
seit dem Jahr 2000 leicht und seit 2004 massiv angestiegen ist:<br />
2005 registrierte das NITE (National Institute of Technology and<br />
Evaluation) 2.413 solche Unfälle (Ministry of Economy, Trade<br />
and Industry/Ministry of Health, Labour and Welfare/Ministry of<br />
Education, Culture, Sports, Science and Technology 2007: 58).<br />
Dies ist mehr als das Doppelte der registrierten Unfälle im Jahr<br />
1996, nämlich damals 1.013. In diesem Zusammenhang ist von<br />
einer Krisensituation die Rede, auf die reagiert werden müsse.<br />
Nun zu den zentralen Fragestellungen meines Beitrags:<br />
Ist all dies nicht Ausdruck eines Wandels der japanspezifischen<br />
Art der Beschäftigung? Ist etwa neben dem idealtypischen<br />
Stammmitarbeiter ein neuer Mitarbeitertyp entstanden, der des<br />
Nicht-Stammmitarbeiters? Und ist damit das japanische<br />
Betriebsmodell der Berufsbildung nicht mehr funktionsfähig, weil<br />
es auf dem idealtypischen Stammmitarbeiter basiert?<br />
Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich zunächst genauer<br />
betrachten, welcher Art die Probleme sind, die durch die<br />
Zunahme der Nicht-Stammmitarbeiter vor Ort entstanden sind.<br />
Dazu führe ich zwei Beispiele an: Im ersten geht es um den<br />
typischen Fall einer weiblichen Teilzeitbeschäftigten mit<br />
Fachwissen und im zweiten um einen Freeter, der eine einfache<br />
Tätigkeit in einer Fabrik ausübt.<br />
1. Beispiel:<br />
Die 69-jährige Teilzeitbeschäftigte Frau A im Baumarkt eines<br />
großen Bauunternehmens, der Werkzeug und Teile für Hobby-<br />
Bastler verkauft und gleichzeitig die Renovierung von<br />
Wohnungen und Häusern anbietet, berichtet über die ineffiziente<br />
Arbeit in diesem Markt. Frau A ist typisch für viele<br />
Teilzeitbeschäftigte: früher hatte sie im Architekturbüro ihres<br />
Mannes mitgearbeitet und zwei Kinder großgezogen. Nach der<br />
Erziehungsphase ihrer Kinder fing sie 1986 als<br />
Teilzeitbeschäftigte in dem Baumarkt an, wo sie 30 Stunden für<br />
einen Stundenlohn von 750 ¥ arbeitete. Sie war zufrieden mit<br />
ihrer Tätigkeit, weil sie ihre Berufserfahrung aus dem Büro ihres<br />
Mannes mit einbringen konnte. Im Lauf ihres<br />
Beschäftigungsverhältnisses erwarb sie sogar eine Qualifikation<br />
als Architektin zweiten Grades (Ni kyū kenchikushi二級建築士), was<br />
einen Anstieg ihres Stundenlohns auf 900 ¥ zur Folge hatte. In<br />
dem Baumarkt arbeiteten 5 bis 6 Stammmitarbeiter, die in kurzen<br />
Abständen überall in ganz Japan versetzt wurden, und etwa 60<br />
Teilzeitbeschäftigte. Die Stammmitarbeiter waren entweder für<br />
das Management oder für den Verkauf in Form von Außendienst<br />
zuständig. Der Verkauf von Teilen und die Kundenbetreuung<br />
waren Aufgabe der Teilzeitbeschäftigten. 2005 holte Frau A<br />
einen Auftrag zur Renovierung eines alten Hauses zu einem<br />
Preis von etwa 15.000.000 ¥ herein. Da aber die Eigenkosten für<br />
den Baumarkt zu hoch waren, hatte sie bereits mit einem<br />
Zimmermann über die Kosten für die benötigten Teile verhandelt,<br />
die dieser extra anfertigen wollte. Da aber nur ein<br />
Stammmitarbeiter zum Abschluss eines gültigen Vertrags<br />
berechtigt war, übernahm einer der Stammmitarbeiter des<br />
Marktes den Auftrag, wechselte allerdings mit dem Ziel der<br />
99
Kosteneinsparung den Zimmermann, mit dem Frau A bereits<br />
verhandelt hatte, gegen einen anderen Zimmermann aus, der<br />
billige Standardteile verwenden wollte und daher einen<br />
günstigeren Gesamtkostenvoranschlag machen konnte. Frau A<br />
wusste, dass man für die Renovierung dieses alten Hauses keine<br />
Standardteile verwenden konnte, da es nach älteren Normen<br />
gebaut war. Aufgrund ihrer niedrigen Stellung konnte sie dies<br />
aber weder dem Kunden noch dem Stammmitarbeiter sagen. Der<br />
Vertrag wurde also ohne Berücksichtigung der Fachkunde der<br />
Mitarbeiterin abgeschlossen und beinhaltete daher einen<br />
gravierenden Fehler. Ganz wie Frau A es vermutet hatte, kam es<br />
zur Reklamation durch den Kunden: das renovierte Haus wies<br />
mehr als 10 schwere Mängel auf: der Deckel der<br />
Toilettenspülung war um 5 cm zu kurz. Die Treppengeländer war<br />
nicht richtig angebracht (und es war viel zu kurz). Die<br />
Speicherdecke war undicht usw. Der Stammmitarbeiter, der den<br />
Vertrag abgeschlossen hatte und damit der Verursacher der<br />
Misere war, war inzwischen schon wieder routinemäßig versetzt<br />
worden und konnte die Reklamation nicht mehr selbst<br />
entgegennehmen, das war nun wieder die Aufgabe von Frau A.<br />
Die Behebung der Mängel übernahm dann ein Manager der<br />
regionalen Zentrale. Er beauftragte wieder andere Zimmerleute<br />
mit der Mängelbeseitigung. Am Ende kostete die Reparatur mehr<br />
als den Betrag, den der ursprüngliche Zimmermann für die<br />
Spezialanfertigung der Teile erhalten hätte.<br />
Dieses Beispiel zeigt folgende bedenkliche Situation: Die<br />
Kommunikation bzw. Zusammenarbeit zwischen den<br />
Angehörigen der Organisation fand in diesem Fall nicht mehr<br />
statt. Hätte der Stammmitarbeiter auf die Meinung von Frau A als<br />
Expertin gehört, so wäre es nicht zu dem Reklamationsfall<br />
gekommen. Zwar wurden die Teilzeitbeschäftigten für wichtige<br />
Aufgaben eingesetzt, bei wichtigen Entscheidungen dann jedoch<br />
nicht einbezogen. Die Firma selbst hatte ihren<br />
Stammmitarbeitern die Einbeziehung der Teilzeitbeschäftigten<br />
empfohlen. Als Frau A ihre Meinung als Expertin äußerte, wurde<br />
sie von den Stammmitarbeitern ignoriert, einfach weil sie in der<br />
Firmenhierarchie unter ihnen stand. Als sie weiter auf ihren<br />
Vorschlägen bestand, wurde sie von den Stammmitarbeitern<br />
sogar mit Kündigung bedroht. Auf Befragen gab die Firma später<br />
an, der betreffende Manager habe geäußert, dass keine<br />
Reklamationsfälle aufgetreten seien. Auf die Frage, warum die<br />
Meinung der Teilzeitbeschäftigten nicht in die<br />
Geschäftsabwicklung einflössen, antwortete die Firma, dass den<br />
Teilzeitbeschäftigten normalerweise regelmäßig Gelegenheit zu<br />
einem Gespräch mit dem Filialleiter geboten werde, in dem sie<br />
auch solche Dinge zur Sprache bringen könnten (vgl. Asahi<br />
Zeitung 14.3.2008). Der geschilderte Reklamationsfall war also<br />
nicht bis zur Firmenzentrale vorgedrungen. An diesem Beispiel<br />
wird deutlich, welche Folgen es haben kann, wenn der<br />
traditionelle Vorteil japanischer Firmen, nämlich die<br />
systematische Einbeziehung der Stimmen der vor Ort<br />
Beschäftigten in das Management, aufgebeben wird.<br />
2. Beispiel:<br />
Hier geht es um Herrn B, eine 33-jährige Leiharbeitskraft, der in<br />
der Fabrik eines großen Lebensmittelherstellers in einer Stadt<br />
100
arbeitete. Dort wurden Beilagen (Sōsai総菜) für japanische<br />
Lunchpakete (Bento弁当) hergestellt, wie sie in kleinen<br />
Supermärkten und Kaufhäusern verkauft werden. Herr B<br />
berichtete, dass es in der Praxis unmöglich sei, bei der<br />
Herstellung der Beilagen überhaupt keinen Fehler zu machen,<br />
wie es der Manager bei der morgendlichen Motivierung von den<br />
Beschäftigten verlangte. In der Fabrik arbeiteten nämlich etwa<br />
100 Leute, darunter nur rund 10 Stammmitarbeiter. Nachts waren<br />
sogar nicht mehr als ein oder zwei Stammmitarbeiter anwesend.<br />
Dadurch waren die Stammmitarbeiter häufig nicht erreichbar,<br />
wenn während der Nachtschicht ein Problem auftrat. Stattdessen<br />
wurde dann jeweils ein erfahrener Leihmitarbeiter zur<br />
Problemlösung eingesetzt. Da dieser Personenkreis aber keinen<br />
Überblick über den gesamten Herstellungs- und Lieferprozess<br />
haben konnte, war es ihm unmöglich, immer die richtigen<br />
Entscheidungen zu treffen. Eines Tages fehlten die Schachteln<br />
für die Lieferung der Beilagen an die Supermärkte, und eine<br />
erfahrene Leiharbeitskraft schlug vor, ersatzweise die für die<br />
Kaufhäuser bestimmten Schachteln zu verwenden. Als Folge<br />
wurden dann die falschen Produkte an die Kaufhäuser geliefert.<br />
Der Manager, der am nächsten Tag vom Kunden über diesen<br />
Fehler informiert wurde, warf den beteiligten Teilzeitbeschäftigten<br />
daraufhin vor, dass die Firma nun 100.000 ¥ Vertragsstrafe für<br />
diesen Fehler zahlen musste. Herr B kam dadurch zu der<br />
Ansicht, dass die Firma auch den Teilzeitbeschäftigen im<br />
Rahmen von Ausbildungsmaßnahmen einen Überblick über die<br />
Herstellung und Lieferung vermitteln sollte (vgl. Asahi Zeitung<br />
7.3.2008). Dann könnten nämlich auch diese angemessene<br />
Entscheidungen treffen, und solche Verluste kämen nicht vor.<br />
Hier wird mittelbar ausgesagt, dass für Teilzeitbeschäftigte, die<br />
einfache Tätigkeiten verrichten, keine innerbetriebliche<br />
Ausbildung angeboten wird.<br />
Das Beispiel zeigt, dass nicht mehr alle Organisationsmitglieder<br />
das für ihre Tätigkeit erforderliche Wissen über die Organisation<br />
erhalten, was das genaue Gegenteil der traditionellen,<br />
japanspezifischen Kommunikationsstrategie ist.<br />
An beiden Beispielen wird deutlich, dass wesentliche Vorteile der<br />
japanischen Arbeitsweise an den heutigen Arbeitsstätten<br />
verloren gegangen sind, nämlich zum einen die gute<br />
Zusammenarbeit zwischen den Firmenangehörigen aufgrund<br />
ihres langjährig aufgebauten Netzwerks und zum anderen der<br />
hohe Wissenstand jedes einzelnen Firmenangehörigen über die<br />
Organisation und vor allem über die Herstellungsprozesse. Um<br />
der Frage nachzugehen, warum es zu einer solchen<br />
Fehlentwicklung kam, möchte ich die obigen Beispiele unter dem<br />
Aspekt der Differenzierung der Beschäftigung analysieren:<br />
Die entstandene Schieflage hängt letztlich mit der Vielfalt der<br />
Beschäftigungsformen zusammen, die erklärtes Ziel der<br />
japanischen Unternehmer war und ist. Dieses Ziel wurde im Mai<br />
1995 in Form eines Vorschlags des Japanischen<br />
Arbeitgebervereins manifest, die mehrgleisige<br />
Personalverwaltung (Fukusen gata koyō kanri複線型雇用管理)<br />
einzuführen. Dieser Vorschlag mit seinen Grundsätzen brachte<br />
neben den Arbeitskräften mit Anspruch auf lebenslange<br />
101
Beschäftigung und der traditionellen Art der Rekrutierung noch<br />
andere Typen von Arbeitskräften ins Spiel, die Aufgaben in der<br />
Organisation übernehmen sollten; er unterscheidet folgende drei<br />
Gruppen von Arbeitnehmern (vgl. Eswein 2004: Kapitel 2.3.2.3):<br />
- Gruppe der Arbeitnehmer mit langfristig akkumulierten<br />
Fertigkeiten (Chōki chikuseki nōryoku katsuyōgata<br />
group長期蓄積能力活用型グループ) (im Folgenden<br />
„Arbeitnehmergruppe 1“ genannt);<br />
- Gruppe der hochqualifizierten Arbeitnehmer mit<br />
fachbezogenen Fertigkeiten (Kōdo senmon nōryoku<br />
katsuyōgata group高度専門能力活用型グループ) (im<br />
Folgenden „Arbeitnehmergruppe 2“ genannt);<br />
- Gruppe der flexibel beschäftigten Arbeitnehmer (Koyō<br />
jūnangata group雇用柔軟型グループ) (im Folgenden<br />
„Arbeitnehmergruppe 3“ genannt).<br />
Für die erste Gruppe gelten mit gewissen Modifikationen nach<br />
wie vor die Prinzipien lebenslange Beschäftigung und Seniorität.<br />
Sie umfasst Manager bzw. Manageranwärter und die<br />
Stammbelegschaft in der Produktion. Ihre Angehörigen werden<br />
monatlich in Form der so genannten Fähigkeitsvergütung<br />
entlohnt und auch entsprechend ihren Fähigkeiten befördert (vgl.<br />
Mine 1998: 300).<br />
Der zweiten Gruppe gehören Leihmitarbeiter mit speziellem<br />
Fachwissen sowie Mitarbeiter in den Tätigkeitsbereichen<br />
Facharbeit und Technik an. Ihre Beschäftigungsdauer ist befristet<br />
und sie werden leistungsabhängig in Form eines Lohns nach der<br />
Jahresleistung (nenposei年俸制) entlohnt. Hier gibt es keine<br />
periodischen Erhöhungen der Vergütung wie bei der ersten<br />
Gruppe. Der Verband ging davon aus, dass man auf diese Weise<br />
mittelfristig mehr Mobilität bei den White-collar-Mitarbeitern mit<br />
Fachwissen erreichen könnte (vgl. ebd.).<br />
Die dritte Gruppe erstreckt sich auf die Angehörigen der so<br />
genannten Gruppe für „allgemeine“ Tätigkeiten in den Bereichen<br />
Produktion und Verkauf. Diese Personen sind ebenfalls befristet<br />
beschäftigt. Sie erhalten einen Stundenlohn, der auf der so<br />
genannten Arbeitswertvergütung basiert (vgl. ebd.).<br />
Jeder der drei Gruppen lässt sich eine spezifische Form von<br />
Ausbildung zuordnen, nämlich den Stammmitarbeitern die<br />
innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung, den Leihmitarbeitern<br />
die durch die Vermittlungsfirmen angebotene Aus- und<br />
Weiterbildung, und den Teilzeitbeschäftigten selbständig in<br />
Kursen durchgeführtes Lernen mit Unterstützung durch das<br />
Japanische Wohlfahrts- und Arbeitsministerium in Form von<br />
Erziehungsbeihilfen (Kyōiku kyūfukin教育給付金). Dieses<br />
Fördermittelprogramm trat am 1. Dezember 1998 in Kraft und<br />
wurde im Herbst 2007 reformiert. Wer mindestens 3 Jahre lang<br />
gearbeitet hat und dabei Beiträge zur Arbeitslosenversicherung<br />
gezahlt hat und wer dann arbeitslos wird, dem wird ein Teil der<br />
Kursgebühren (20 %) vom Staat bezahlt (max. 100.000 ¥).<br />
Allerdings muss der Kurs vom Arbeitsministerium anerkannt sein.<br />
Nach der neuen Regelung kann man bereits nach einem Jahr<br />
Fördermittel erhalten, allerdings gilt dies nur im Fall der<br />
102
Arbeitskräftetyp<br />
Merkmale<br />
Beschäftigungsprinzip<br />
Entlohnung/<br />
Beförderung<br />
Arbeitslosigkeit im Anschluss an das erste Beschäftigungsverhältnis<br />
(vgl. Kyoiku kyufukin ni tsuite; Kyoiku kyufukin seido).<br />
Arbeitnehmer-<br />
gruppe 1:<br />
Stammmitarbeiter<br />
lebenslange<br />
Beschäftigung;<br />
Seniorität<br />
monatlich;<br />
Fähigkeitsvergütung;<br />
Beförderung<br />
entsprechend den<br />
Fähigkeiten<br />
Tätigkeitsfeld Manager bzw.<br />
Manageranwärter;<br />
Stammbelegschaft in der<br />
Produktion<br />
Ausbildung innerbetriebliche Aus- und<br />
Weiterbildung durch die<br />
eigene Firma<br />
Arbeitnehmer-<br />
gruppe 2:<br />
Leihmitarbeiter<br />
103<br />
Arbeitnehmer-<br />
gruppe 3:<br />
Teilzeitbeschäftigte<br />
befristete Einstellung befristete Einstellung<br />
Lohn nach der<br />
Jahresleistung;<br />
keine Beförderung<br />
Stundenvergütung;<br />
keine Beförderung<br />
Facharbeit und Technik „allgemeine“ Tätigkeiten<br />
in Produktion und Verkauf<br />
Vermittlungsfirma selbständig;<br />
Erziehungsbeihilfen vom<br />
Staat<br />
Tabelle: 3 Typen von Arbeitskräften nach dem Vorschlag des Japanischen Unternehmerverbandes<br />
Dieser Vorschlag zielte also auf eine Differenzierung des<br />
traditionell einheitlichen Arbeitskräfte-Typs des Stammmitarbeiters<br />
in drei Formen der Beschäftigung in den japanischen<br />
Wirtschaftsorganisationen. Es ist nun zu fragen, ob sich diese<br />
Beschäftigungsformen in der Realität tatsächlich herausgebildet<br />
haben oder ob es dabei etwa zu Gleichgewichtsstörungen kam.<br />
Die beiden angeführten Beispiele weisen bereits auf solche<br />
Störungen hin: Das erste Beispiel zeigt, dass Frau A, die in der<br />
Realität eigentlich Aufgaben der Arbeitnehmergruppe 2<br />
übernehmen muss, dennoch als Angehörige der Arbeitnehmergruppe3<br />
entlohnt und behandelt wird, nämlich als<br />
Teilzeitbeschäftigte. Ihr werden daher nicht die Befugnisse<br />
zugeteilt, die ihr aufgrund ihrer Tätigkeit zustehen würden. Das<br />
zweite Beispiel zeigt, dass Herr B die Aufgaben eines Produktionsarbeiters<br />
übernehmen muss, dabei aber wie ein Angehöriger<br />
der Arbeitnehmergruppe 3 entlohnt wird. Als Produktionsarbeiter<br />
sollte er einen soliden Wissensbestand haben, aber<br />
aufgrund seines Status wird ihm keine Gelegenheit geboten,<br />
diesen zu erwerben. Es scheint also so zu sein, dass die<br />
vorgeschlagenen drei Formen der Beschäftigung nicht in der<br />
Praxis angekommen sind und dies die Quelle der Misere ist.<br />
Im Folgenden versuche ich die tatsächlich praktizierten<br />
Beschäftigungsformen mit Hilfe von empirischen Daten aus<br />
repräsentativen Untersuchungen zu erfassen.<br />
Beschäftigungsformen in der Realität<br />
Als Datenbasis verwende ich Materialien des Japan Institute for<br />
Labour Policy and Training, nämlich eine Untersuchung zur<br />
„Arbeitsweise der Japaner unter den Bedingungen der<br />
vielfältigen Beschäftigungsformen“ (Shūgyōkeitai no tayōka no<br />
nakadeno nihonjin no hatarakikata-就業形態の多様化のなかでの<br />
日本人の働き 方) und eine weitere Untersuchung über<br />
„Personalpolitische Strategien und das Bewusstsein von<br />
Mitarbeitern unter den Bedingungen der vielfältigen
Beschäftigungsformen“ (Tayōka suru shūgyōkeitai no motodeno<br />
jinjisenryaku to rōdōsha no ishiki ni kansuru<br />
chōsa多様化する 就業形態のも と での人事戦略と 労働者の意識に関する 調査).<br />
Nach letzterer Untersuchung wiesen 60,3 % der befragten<br />
Firmen, die Nicht-Stammmitarbeiter beschäftigten, diesen<br />
dieselben Aufgaben zu wie ihren Stammmitarbeitern. Nur 36,9 %<br />
machten hier einen Unterschied (2,8 % gaben keine Antwort)<br />
(vgl. Japan Institute for Labour Policy and Training 11.2006: 26).<br />
Es stellt sich aber die weitere Frage, in welchen Formen der<br />
Beschäftigung die Nicht-Stammmitarbeiter die Aufgaben der<br />
Stammmitarbeiter übernehmen und welche Tätigkeitsfelder sie<br />
haben.<br />
Die Unternehmen, die die letzte Frage bejaht hatten, wurden<br />
weiter danach gefragt, in welchen Beschäftigungsformen die<br />
Nicht-Stammmitarbeiter bei ihnen am häufigsten tätig waren.<br />
32,6 % der Unternehmen antworteten, dass die Nicht-<br />
Stammmitarbeiter bei ihnen vor allem als Vertragsmitarbeiter<br />
beschäftigt waren. 25,0 % gaben an, dass sie als wieder<br />
eingestellte Mitarbeiter im Ruhestand beschäftigt waren. 21,9 %<br />
gaben an, dass sie als Teilzeitbeschäftigte eingestellt worden<br />
waren (vgl. ebd.: 27).<br />
Als nächstes wurde nach den Tätigkeitsfeldern gefragt, in denen<br />
Nicht-Stammmitarbeiter wie die Stammmitarbeiter arbeiteten.<br />
41,1 % der Unternehmen antworteten, dass die Nicht-<br />
Stammmitarbeiter Verwaltungstätigkeiten übernahmen. 31,6 %<br />
gaben an, dass sie Fach- und technische Tätigkeiten ausübten.<br />
24,6 % gaben an, dass sie für Produktions- und manuelle<br />
Tätigkeiten eingesetzt wurden (vgl. ebd.). Vertragsmitarbeiter,<br />
wieder eingestellte Mitarbeiter im Ruhestand und<br />
Teilzeitbeschäftige übernahmen also Verwaltungstätigkeiten,<br />
Fach- und technische Tätigkeiten sowie Produktions- und<br />
manuelle Tätigkeiten.<br />
Warum haben die Unternehmen Nicht-Stammmitarbeiter für<br />
Aufgaben von Stammmitarbeitern eingestellt?<br />
54,8 % der befragten Unternehmen antworteten, der Grund<br />
hierfür sei die abnehmende Zahl der Stammmitarbeiter. Dies war<br />
die am häufigsten gegebene Antwort (vgl. ebd.: 28).<br />
Welche Folgen hat der zunehmende Anteil der Nicht-<br />
Stammmitarbeiter für die Unternehmen? 78,3 % der befragten<br />
Unternehmen gaben an, dass sie dadurch die Personalkosten<br />
insgesamt reduzieren konnten. 62,7 % äußerten, dass sie<br />
dadurch die Anzahl der Stammmitarbeiter reduzieren konnten.<br />
37,3 % antworteten, dass sich dadurch bei einem Teil der<br />
Stammmitarbeiter übermäßig viele Aufgaben konzentrierten.<br />
36,9 % gaben an, dass dadurch die Akkumulation und<br />
Weitergabe von Know-how und Fertigkeiten sehr schwer<br />
geworden sei (vgl. ebd.: 14).<br />
104
Aus diesen Daten lässt sich also erkennen, dass Nicht-<br />
Stammmitarbeiter vor allem zur Reduzierung der Personalkosten<br />
eingestellt werden und dann die Aufgaben der Stammmitarbeiter<br />
übernehmen müssen. Die entstandene schwierige Lage in den<br />
Arbeitsstätten kann also darauf zurückgeführt werden, dass die<br />
Nicht-Stammmitarbeiter, denen kein Überblick über die<br />
Organisation sowie die Herstellungs- und Verkaufsprozesse<br />
vermittelt wurde und die nicht mit den an sich für ihre Aufgaben<br />
notwendigen Befugnissen ausgestattet sind, zentrale Aufgaben<br />
übernehmen müssen, weil es an Stammmitarbeitern fehlt. Hierin<br />
liegt die Ursache für die Hauptprobleme, nämlich die<br />
mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den Stammmitarbeitern<br />
und den Nicht-Stammmitarbeitern sowie das fehlende Wissen<br />
über die Organisation und den Produktionsfluss, welches in der<br />
Regel in der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung vermittelt<br />
wird, die den Nicht-Stammmitarbeitern in der Vergangenheit<br />
prinzipiell vorenthalten wurde. Wenn dies so ist, so ist die<br />
Ausweitung der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung auf<br />
die Nicht-Stammmitarbeiter ein wichtiger Schritt zur Lösung der<br />
Probleme. Im Folgenden wird die gegenwärtige Situation in<br />
diesem Bereich mit Hilfe von Daten überprüft.<br />
Auch dazu werden die oben verwendeten Untersuchungen des<br />
Japan Institute for Labour Policy and Training herangezogen.<br />
Die Unternehmen wurden danach gefragt, bei welchen<br />
Beschäftigungsformen im Jahr 2006 ein planmäßiges OJT bzw.<br />
Off JT durchgeführt wurde. 68,5 % der befragten Unternehmen<br />
hatten planmäßiges OJT für ihre Stammmitarbeiter durchgeführt.<br />
Erstaunlicherweise aber auch 37,9 % für die Vertragsmitarbeiter,<br />
und 37,7 % auch für Teilzeitbeschäftigte.<br />
Beim Off JT sah das Ergebnis ähnlich aus: 87,0 % der<br />
Unternehmen hatten für ihre Stammmitarbeiter Off JT angeboten,<br />
40,5 % aber auch für die Vertragsmitarbeiter und 30,9 % auch für<br />
die Teilzeitbeschäftigten.<br />
Ganz ähnliche Verhältnisse traten bei der Unterstützung des<br />
Selbstlernens zutage: 86,3 % der befragten Unternehmen hatten<br />
ihre Stammmitarbeiter bei der Durchführung des Selbstlernens<br />
unterstützt, 38,4 % auch ihre Vertragsmitarbeiter und 26,6 % ihre<br />
Teilzeitbeschäftigten (vgl. Japan Institute for Labour Policy and<br />
Training 11.2006: 37).<br />
Auch eine Untersuchung der Human-Resource-Development-<br />
Abteilung des Japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit<br />
und Wohlfahrt in den Jahren 2005 und 2006 zeigte eine<br />
Zunahme der Durchführung der innerbetrieblichen Aus- und<br />
Weiterbildung für Nicht-Stammmitarbeiter: Im Jahr 2005 hatten<br />
18,3 % der befragten Unternehmen planmäßiges OJT für die<br />
Nicht-Stammmitarbeiter durchgeführt, und 17,4 % Off JT (vgl.<br />
Japanisches Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt,<br />
Human-Resource-Development-Abteilung 2006: 8). Im Folgejahr<br />
2006 waren diese Sätze stark angestiegen, nämlich auf 32,2 %<br />
bzw. 37,9 % (vgl. Japanisches Ministerium für Gesundheit, Arbeit<br />
und Wohlfahrt, Human-Resource-Development-Abteilung 2007:<br />
2). Nicht nur die tatsächliche Durchführung der Aus- und<br />
Weiterbildung, sondern auch die Angaben über ihre Trägerschaft<br />
105
zeigen eine deutliche Integrationstendenz bezüglich der Nicht-<br />
Stammmitarbeiter in das innerbetriebliche Aus- und<br />
Weiterbildungssystem.<br />
Eine repräsentative Untersuchung der Human-Resource-<br />
Development-Abteilung des Japanischen Ministeriums für<br />
Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt über Personalentwicklungs-<br />
Maßnahmen im Jahr 2006 lässt diese Entwicklung deutlich<br />
werden: 68,4 % der befragten Unternehmen gaben an, dass die<br />
Träger der Aus- und Weiterbildung der Stammmitarbeiter die<br />
Betriebe seien. Immerhin 51.8 % der Unternehmen gaben an,<br />
dass die Träger der Aus- und Weiterbildung der Nicht-<br />
Stammmitarbeiter ebenfalls die Betriebe seien. Künftig wollten<br />
noch mehr Unternehmen (74,8 % bei den Stammmitarbeitern<br />
und 56,9 % bei den Nicht-Stammmitarbeitern) als Träger der<br />
Aus- und Weiterbildung auftreten (vgl. ebd.: 6).<br />
Interessanterweise ist auch zu beobachten, dass nun auch Nicht-<br />
Stammmitarbeiter in das Beförderungssystem aufgenommen<br />
werden. Nach der oben zitierten Untersuchung des Japan<br />
Institute for Labour Policy and Training bezüglich des Jahres<br />
2005 hatten 27,4 % der befragten Unternehmen ein<br />
Beförderungssystem für Teilzeitbeschäftigte eingeführt. Bei<br />
26,3 % der Unternehmen existierte bereits ein<br />
Beförderungssystem für Vertragsmitarbeiter (The Japan Institute<br />
for Labour Policy and Training November 2006: 33). Diese<br />
Anteile sind zwar noch nicht allzu hoch, aber immerhin haben<br />
hier nun auch Nicht-Stammmitarbeiter die Möglichkeit, innerhalb<br />
der Firmenhierarchie aufzusteigen.<br />
Fazit<br />
Man kann also von einer deutlichen Entwicklung hin zur<br />
Integration der Nicht-Stammmitarbeiter in das innerbetriebliche<br />
Aus- und Weiterbildungssystem sprechen.<br />
Eine Differenzierung zwischen Fach- sowie technischen<br />
Tätigkeiten und Management-Tätigkeiten ist im Bereich der<br />
innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung nicht erkennbar.<br />
Dagegen ist im Bereich der Rekrutierung eine solche<br />
Differenzierung deutlich zu sehen. Die Einstellung von<br />
Quereinsteigern ist heute fester Bestandteil der Rekrutierung.<br />
Nach einer Untersuchung der Asahi Zeitung über die<br />
Einstellungsabsichten von 100 japanischen Großunternehmen im<br />
Jahr 2009 hatten 77 dieser Unternehmen bereits Quereinsteiger<br />
eingestellt. Toshiba und Mitsubishi Heavy Industries hatten vor,<br />
im Jahr 2009 je 800 Quereinsteiger einzustellen, fast so viele wie<br />
neue Mitarbeiter direkt von den Bildungsinstitutionen. Diese<br />
Angaben beziehen sich auf Ingenieure (vgl. Asahi Zeitung<br />
21.3.2008). Bei der Rekrutierung spielt aber die berufliche<br />
Orientierung der Arbeitssuchenden eine zentrale Rolle, denn sie<br />
selbst entscheiden, ob sie sich als Stammmitarbeiter oder als<br />
Quereinsteiger bewerben wollen. Dabei geht es - vereinfacht<br />
dargestellt - vor allem um die Frage, ob sie in einem<br />
Unternehmen bleiben und dort verschiedene Tätigkeitsbereiche<br />
übernehmen wollen, oder ob sie es vorziehen, dem eigenen<br />
Fach treu zu bleiben, und daher eher zum Arbeitgeberwechsel<br />
bereit sind.<br />
106
Für die bereits verwendete Untersuchung des Japan Institute for<br />
Labour Policy and Training von 2006 wurden Nicht-<br />
Stammmitarbeiter danach befragt, warum sie als solche<br />
arbeiteten. 40,0 % der Teilzeitbeschäftigten antworteten, dass<br />
der Grund dafür ein relativ kurzer Weg zum Arbeitsplatz sei;<br />
39,4 % gaben an, dass sie nicht als Stammmitarbeiter<br />
aufgenommen worden seien. Aber immerhin 22,4 % der<br />
befragten Vertragsmitarbeiter hatten diese Beschäftigungsform<br />
gewählt, weil sie so ihr erworbenes Fachwissen bei der Arbeit<br />
anwenden konnten.<br />
Neben dem Aufkommen dieser neuen Orientierung bezüglich der<br />
Beschäftigungsform ist bei den jungen Beschäftigten auch ein<br />
Wertewandel hinsichtlich der Auswahlkriterien für den künftigen<br />
Arbeitgeber zu beobachten: Eine Untersuchung des Japan<br />
Productivity Center for Socio-Economic Development und der<br />
Japanischen Konferenz über Wirtschaft und Jugend (Shakai<br />
keizai seisansei honbu) von 2007 über den Sinn der Arbeit<br />
ergab, dass sich die Auswahlkriterien junger Japaner bezüglich<br />
des von ihnen angestrebten Arbeitgebers in der Zeit von 1971 bis<br />
2007 deutlich verändert haben: 1971 wählten 27,0 % der<br />
Befragten, und damit die meisten, die Antwort Zukunft der Firma<br />
(Kaisha no shōrai sei会社の将来性). Dieser Satz ging bis 2007 auf<br />
8,7% zurück. Im Jahr 2007 waren die am meisten gewählten<br />
Auswahlkriterien Entfaltung meiner eigenen Individualität und<br />
Fähigkeiten (Jibun no nōryoku kosei ga<br />
ikaserukara自分の能力、 個性が活かせる から ) mit 28,3 %, interessante<br />
Tätigkeit (Shigoto ga omoshiroi kara仕事がおも し ろ いから ) mit<br />
23,8 % und Möglichkeit, etwas über Technik zu lernen (Gijutsu<br />
ga oboerareru kara技術が覚えら れる から ) mit 13,6 % (Japan<br />
Productivity Center for Socio-Economic Development/Japanische<br />
Konferenz über Wirtschaft und Jugend 2008).<br />
Angesichts der eingetretenen Misere in den Arbeitsstätten<br />
wurden auch von politischer Seite verschiedene Maßnahmen<br />
ergriffen, so z.B. die Verabschiedung des neuen<br />
Teilzeitarbeitsgesetzes (改正パート 労働法), das im April 2008 in<br />
Kraft trat. Es schreibt den Arbeitgebern vor, Nicht-<br />
Stammmitarbeiter, die dieselbe Arbeit wie die Stammmitarbeiter<br />
ausführen, auch genauso zu entlohnen, innerbetrieblich aus- und<br />
weiterzubilden und sozialpolitisch gleich zu behandeln.<br />
Außerdem verpflichtet es die Arbeitgeber, ein System<br />
einzuführen, das den Wechsel vom Status des Nicht-<br />
Stammmitarbeiters zu dem des Stammmitarbeiters ermöglicht.<br />
Nach der zitierten Untersuchung des Japan Institute for Labour<br />
Policy and Training bezüglich des Jahres 2005 hatten 36,6 % der<br />
befragten Unternehmen bereits ein solches System für<br />
Vertragsmitarbeiter eingeführt (bereits angewandt oder noch<br />
nicht angewandt). 27,4 % besaßen bereits ein solches System<br />
für Teilzeitbeschäftigte (The Japan Institute for Labour Policy and<br />
Training November 2006: 35).<br />
Insgesamt ist ab dem Jahr 2006 eine wieder günstigere<br />
Entwicklung bezüglich der Einstellung von Absolventen der<br />
Bildungsinstitutionen festzustellen. Die Unternehmen scheinen<br />
die Bedeutung der Weitergabe traditioneller<br />
Produktionstechniken und bewährten Know-hows für ihr<br />
107
Fortbestehen erkannt zu haben, denn sie stehen vor dem<br />
Problem, dass die Stammmitarbeiter der so genannten Klumpen-<br />
Generation, die zwischen 1947 und 1951 geboren sind, nun nach<br />
und nach aus Altersgründen ausscheiden. Daher werden heute<br />
wieder vermehrt Stammmitarbeiter direkt aus den<br />
Bildungsinstitutionen eingestellt und die lebenslange<br />
Beschäftigung hat wieder größeres Gewicht. Das japanische<br />
Management aus der Zeit bis Ende der 1990er Jahre ersteht<br />
allerdings nicht in seiner alten Form wieder, denn inzwischen<br />
wurde im Bereich der Rekrutierung eine weitgehende<br />
Differenzierung zwischen Fach- und technischen Tätigkeiten<br />
einerseits und Management-Tätigkeiten andererseits vollzogen,<br />
wenn auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung bisher nicht<br />
von einer entsprechenden Differenzierung gesprochen werden<br />
kann. Auch eine auf der Initiative des Individuums basierende<br />
Aus- und Weiterbildung für Teilzeitbeschäftigte ist keineswegs<br />
vollständig verwirklicht. Es ist zu vermuten, dass sich die anfangs<br />
geschilderten Probleme des Kommunikationsmangels innerhalb<br />
der Organisationen und des fehlenden Erwerbs von Wissen über<br />
die Organisation und den Produktionsprozess durch den<br />
begonnenen Prozess der Integration bessern. Das<br />
Betriebsmodell der japanischen Berufsbildung ist also<br />
keineswegs funktionsunfähig geworden – es ist erhalten<br />
geblieben und es ist sogar der Schlüssel zur Lösung der<br />
Probleme, die in den Arbeitsstätten des Landes aufgetreten sind.<br />
Literatur:<br />
Asahi Zeitung: Shinsotsu no wakamono ni, kiwamete semaki “seishain<br />
nomon”. 18~24 sai ha wazuka 56%. 12.4.2006.<br />
Asahi Zeitung: Keiki kakudai to hitode busoku de kigyōshinri ni henka.<br />
Seishain eno michi hirogaruka. 4.11.2006.<br />
Asahi Zeitung: Paato kaizen hōkaisei teko ni. 18.2.2008.<br />
Asahi Zeitung: Taoreta kōin hako ni kakusu. Hataraku. Genbaga<br />
kowareru ①. 7.3.2008.<br />
Asahi Zeitung: Shain no shippai paato ga shimatsu. Hataraku. Genbaga<br />
kowareru ②. 14.3.2008.<br />
Asahi Zeitung: Kigyō, shitsuiji ni fushin. Shuyō 100 sha 09 nen haru<br />
saiyō keikaku chōsa. 21.3.2008.<br />
Eswein, Mikiko: Wandel der Personalentwicklung japanischer<br />
Großunternehmen im Kontext der Professionalisierung der<br />
Blue- und White-collar-Berufe - unter Berücksichtigung des<br />
Wandels der japanischen Bildungspolitik. Habilitationsschrift.<br />
Fachbereich Sozialwissenschaften der Technischen <strong>Universität</strong><br />
<strong>Kaiserslautern</strong>. 2004.<br />
Japan Institute for Labour Policy and Training: Shūgyōkeitai no tayōka<br />
no nakadeno nihonjin no hatarakikata. April 2006.<br />
Japan Institute for Labour Policy and Training: Tayōka suru<br />
shūgyōkeitai no motodeno jinji seiryaku to rōdōsha no ishiki ni<br />
kansuru chōsa. November 2006.<br />
Japan Productivity Center for Socio-Economic Development/<br />
Japanische Konferenz über Wirtschaft und Jugend (Hg.): Hataraku koto<br />
no ishiki. Heisei 20nendo shinnyū shain. Chōsa hōkokusho.<br />
Tokyo, 2008.<br />
Kaneko, Masaomi: Fuman fūjizu tanwa seyo. Genba ga kowareru ⑧.<br />
Asahi Zeitung 25.4.2008.<br />
Kyoiku kyufukin ni tsuite: http://www2s.biglobe.ne.jp/~mikuri/file1/koyou/<br />
koyou8.htm<br />
108
Kyoiku kyufukin seido: http://www.keikotomanabu,net/article/kyufukin/<br />
index.html<br />
Ministry of Economy, Trade and Industry/Ministry of Health, Labour and<br />
Welfare/Ministry of Education, Culture, Sports, Science and<br />
Technology: Monozukuri hakusho. 2007.<br />
Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 16 nendo nōryoku<br />
kaihatsu kihon chōsa, 2005.<br />
Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 17 nendo nōryoku<br />
kaihatsu kihon chōsa, 2006.<br />
Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 18 nendo nōryoku<br />
kaihatsu kihon chōsa, 2007.<br />
Mine, Manabu: Koyō mondai. Yōgo no kaisetsu. In: Gendai yōgo no<br />
kiso chishiki. Tokyo: Jiyū kokuminsha, 1998. S. 299-305.<br />
AG 4: Systemische Pädagogik und internationale<br />
Kooperationen<br />
Rolf Arnold – Raphael Cabrera, Lars Kilian, Kathrin<br />
Schneider, Annick Wilke<br />
Abteilung „Systemische Bildungs- und Organisationsbegleitung“<br />
(SyBO)<br />
Vorwort<br />
Die neueren Systemtheorien konfrontieren die pädagogische<br />
Absicht in unterschiedlichsten Kontexten mit den Phänomenen<br />
- der operationalen Geschlossenheit der subjektiv<br />
empfundenen Plausibilität,<br />
- der Selbstreferenz gewachsener Strukturen und<br />
Funktionsmechanismen,<br />
- der Emergenz, d.h. der spontanen Ordnungsbildung z.B.<br />
in „fruchtbaren Momenten“ (Copei 1950) sowie<br />
- der – ungewollten – „Risiken und Nebenwirkungen“ einer<br />
zunächst „erfolgreichen“ Intervention.<br />
Sowohl in der pädagogischen Interaktion in Unterricht und<br />
Erziehung, als auch in der Bildungspolitik und in der<br />
internationalen Zusammenarbeit brechen sich häufig die<br />
wohlgemeinten und wohlbegründeten Intentionen an dem<br />
Eigensinn und der Widerständigkeit der gewachsenen<br />
Gewohnheiten und Möglichkeiten der Systeme. So<br />
- lernen Schülerinnen und Schüler häufig nicht, was man<br />
sie lehrt (aber dafür vielleicht etwas anderes),<br />
- machen Ratsuchende, trotz der wohlgemeinten<br />
Ratschläge, „was sie wollen“,<br />
- führen unsere entschiedensten Erziehungshandlungen zu<br />
den hinlänglich bekannten Eskalationen, ohne eine<br />
nachhaltige Wirkung zu erzielen und<br />
- aufwendige Vorhaben der Berufsbildungszusammenarbeit<br />
be-wirken nur selten die erhofften dauerhaften<br />
Systemtrans-formationen.<br />
109
Es sind genau diese Themen unter einer systemischkonstruktivistischen<br />
Perspektive, mit denen sich das Fachgebiet<br />
Pädagogik der TU <strong>Kaiserslautern</strong> seit einigen Jahren beschäftigt.<br />
Dies wird einerseits sichtbar durch Veröffentlichungen in den<br />
Bereichen:<br />
- der Berufsbildung (vgl. Arnold 2010: Systemische<br />
Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken),<br />
- der Personalentwicklung und des Coaching (vgl. hierzu<br />
u.a. Arnold 2009: Das Santiago-Prinzip: Systemische<br />
Führung im lernenden Unternehmen; Arnold 2008: Führen<br />
mit Gefühl: Eine Anleitung zum Selbst-Coaching),<br />
- bis hin zum Transfer in die pädagogische Diskussion und<br />
Theorieentwicklung (vgl. Arnold/Arnold-Haecky 2009: Der<br />
Eid des Sysiphos. Eine Einführung in die systemische<br />
Pädagogik; Arnold 2007: Ich lerne, also bin ich: Eine<br />
systemisch-konstruktivistische Didaktik).<br />
Andererseits durch Forschungsprojekte (wie nachfolgend<br />
dargestellt) und Lehrangebote für die Studiengänge „Integrative<br />
Sozialwissenschaften“ und „Bildungswissenschaften“ oder im<br />
Rahmen der „Diemersteiner Selbstlerntage“.<br />
Durch die intensive und vielfältige Auseinandersetzung wurde<br />
deutlich, dass die erwähnten „Widerständigkeiten“ nicht durch<br />
nachdrückliche Interventionen überwunden werden können,<br />
vielmehr erfordert eine wirksame pädagogische Gestaltung das<br />
Anknüpfen an die Gegebenheiten auf der Basis einer Beobachtung<br />
der Weise, „wie ein System seine Selbstreferenz<br />
handhabt“ (Luhmann 1984). Pädagogisches Handeln folgt dabei<br />
einer eigenen professionellen Logik, welche mehr mit dem<br />
Zulassen und der klugen Wirkungsbeobachtung zu tun hat als mit<br />
exakter Antizipation, Durchplanung, Intervention und Kontrolle.<br />
U.a. entstand dabei ein Konzept pädagogischer Professionalität,<br />
welches seinen Ausdruck im Konzept der Lernberatung sowie in<br />
spezifischen pädagogischen Kompetenzen findet.<br />
Das Erste der folgenden Kapitel widmet sich zunächst der<br />
systemischen Forschung im Allgemeinen und expliziert anschließend<br />
an konkreten Projektbeispielen des Fachgebietes.<br />
Das daran anknüpfende Kapitel „Lehre“ zeigt das Thema und die<br />
Rolle der Systemik exemplarisch an einer Lehrveranstaltung für<br />
die Bildungswissenschaften auf. Das letzte Kapitel ist den<br />
„Diemersteiner Selbstlerntagen“ und dem gedanklich dahinter<br />
stehenden Selbstlernzentrum an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> gewidmet.<br />
Systemische Forschung… …im Allgemeinen<br />
Francisco Varela verdanken wir den Hinweis auf die<br />
grundsätzliche Voreingenommenheiten, durch die wir so auf die<br />
Welt zu blicken vermögen, wie wir dies tun. Er verweist uns mit<br />
seiner konnektivistischen Kognitionstheorie nachdrücklich auf<br />
den Sachverhalt, „[…] dass kognitive Fähigkeiten untrennbar mit<br />
einer Lebensgeschichte verflochten sind, wie ein Weg, der als<br />
solcher nicht existiert, sondern durch den Prozess des Gehens<br />
erst entsteht“ (Varela 1990: 110). Diese Verflochtenheit gilt auch<br />
110
für die Art und Weise, wie Wissenschaftlerhirne auf die sie<br />
umgebende Welt blicken und diese zu beschreiben vermögen.<br />
Aus diesem Grunde kommt der „selbsteinschließenden Reaktion“<br />
(Varela u.a. 1992: 49) eine grundlegende Bedeutung für das<br />
Verstehen des wissenschaftlichen Weges, der erst beim eigenen<br />
Gehen entsteht, zu.<br />
Lange verfolgte Forschung eine Absicht, die sich von der<br />
unauslöschlichen Hoffnung speiste, das Erkennen könne letztlich<br />
vom Subjekt gelöst werden, um so zu einer „objektiven“<br />
Erkenntnis zu werden. Diese Anstrengung bestimmte auch noch<br />
die Bemühungen im so genannten „Positivismusstreit“ in den<br />
1970er Jahren, der zu einem Streit um das Rechthaben geriet,<br />
während der Konstruktivist Heinz von Foerster sehr viel<br />
gelassener bemerkt: „Objektivität ist die Wahnvorstellung,<br />
Beobachtungen könnten ohne Beobachter gemacht werden“<br />
(Heinz von Foerster, zit. nach Pörksen 2001: 15). Der Biologe<br />
Humberto Maturana schreibt „erkennen“ bewusst ständig klein,<br />
„um das Verbale, das Tätige, das Prozesshafte des Erkennens<br />
zu betonen“ (Maturana 1996: 25)<br />
Ein weiterer Grund, weshalb konstruktivistisch betrachtet nur<br />
schwierig von objektiver Erkenntnis gesprochen werden kann,<br />
lässt sich aus Maturanas Aussage „Man sieht nur, was man<br />
glaubt“ (Maturana 1996: 31) ablesen. Diese prinzipielle<br />
Interessen- oder Vertrautheitsgebundenheit der eigenen<br />
Wahrnehmung ist für Maturana unhintergehbar und in ihrer<br />
Wirkung auch ein wenig unheimlich, denn sie führt nicht weiter<br />
als bis zur Einsicht der Art, wie wir – notwendig –<br />
plausibilitätsgebunden wahrnehmen. Für Maturana dient<br />
Erkennen deshalb auch nicht der Aufdeckung von etwas, das uns<br />
bislang verborgenen geblieben war, sondern ist vielmehr<br />
Ausdruck des Lebens, „weil Leben und Beobachten<br />
gleichbedeutend sind“ (ebd.: 39). Aus diesem Grunde ist es nicht<br />
die Frage nach der wechselseitigen Vorausgesetztheit von<br />
Interesse und Erkennen, die im Vordergrund der wissens- und<br />
erkenntnistheoretischen (Er-)Klärungen steht, sondern die Frage<br />
nach der Einwurzelung des Beobachters in die Deutungs- und<br />
Interpretationsroutinen seiner Lebenswelt, seines Milieus sowie<br />
der Gesellschaft und Kultur, in die er hineingestellt ist und an<br />
deren Fortdauer er in zirkulärer Bestätigungsarbeit mitwirkt.<br />
Die Frage nach den Möglichkeiten einer systemischen<br />
Forschung impliziert deshalb ein Vorgehen, welches mit der<br />
Gewissheit des Gegenübers umzugehen vermag, ohne nach den<br />
Erklärungspotenzialen einer dahinterliegenden Wahrheit zu<br />
greifen.<br />
In diesem Sinne wendet sich Humberto Maturana in seinem<br />
Interview mit Bernhard Pörksen gegen die Annahme einer<br />
„beobachterunabhängigen Existenz der Objekte“ und stellt fest:<br />
„Die Unterscheidung von Objekten wird gemäß diesem<br />
Erklärungsweg nicht geleugnet, aber der Verweis auf die Objekte<br />
bildet nicht die Basis von Erklärungen, sondern es ist die<br />
Kohärenz von Erfahrungen mit anderen Erfahrungen, die die<br />
Grundlage der Erklärungen darstellt. Der Beobachter wird aus<br />
dieser Sicht zur Quelle aller Realitäten, er bringt diese selbst<br />
durch seine Unterscheidungsoperationen hervor. Man wird sich,<br />
111
wenn man diesem Erklärungsweg folgt, bewusst, dass man sich<br />
keineswegs im Besitz der Wahrheit befindet und dass es<br />
zahlreiche mögliche Erklärungsrealitäten gibt. Sie sind für sich<br />
genommen alle legitim und gültig, aber natürlich nicht in gleichem<br />
Maße wünschenswert. Folgt man diesem Erklärungsweg, dann<br />
verlangt man nicht die Unterwerfung des anderen, sondern man<br />
hört ihm zu, man möchte die Zusammenarbeit, man sucht das<br />
Gespräch“ (Maturana, in: Pörksen 2001: 79f).<br />
Systemische Forschung… … am Fachgebiet Pädagogik<br />
Ausgehend von der Erkenntnis, dass keine scharfe Abgrenzung<br />
von den zuvor vorgestellten Bereichen Erwachsenenbildung,<br />
Schulentwicklung und Personalentwicklung, im Sinne einer<br />
thematischen Trennung möglich ist, können trotzdem<br />
Forschungsarbeiten ausgemacht werden, die neben dem<br />
inhaltlichen Bezug zu den anderen Bereichen eine wie eigene Art<br />
und Weise besitzen Forschung zu denken, zu planen und<br />
durchzuführen, z.B.<br />
- durch die Nutzung systemischer Forschungsmethoden<br />
(vgl. hierzu das nachfolgend vorgestellte Projekt<br />
„Wissenschaftliche Begleitforschung des Qualitätsmanagements<br />
an saarländischen Berufsbildungszentren“),<br />
- den „Blick“ auf die Systeme wie in der<br />
„Wissenschaftlichen Begleitforschung des Thüringer<br />
Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien“ oder<br />
- durch den Umgang mit dem Erwerb von Informationen,<br />
wie im Verbundprojekt „Bildungsberatung im Dialog“.<br />
Nach Arnold (2010a) – in Anlehnung an Maturana (1996) – ist<br />
„eine systemische Forschung (…) vom Anspruch her keine<br />
aufdeckende Forschung, sondern eine rekonstruierende<br />
Forschung. Ihre Zielrichtung ist nicht, die Dinge so zu<br />
beschreiben, wie diese ‚objektiv‘ gegeben sind, sondern die<br />
Wirkungen der Verschränkung von Perspektiven nachzuspüren.<br />
Sie thematisiert deshalb den Zusammenhang von Erkenntnis und<br />
Interesse nicht im Sinne einer Skandalisierung, sondern im Sinne<br />
der Nachzeichnung der subjektiven Motive und interaktiven<br />
Mechanismen, mit denen Menschen ihre Wirklichkeit gesellschaftlich<br />
konstruieren. Ihre Ergebnisse beanspruchen nicht<br />
‚wahr‘ im Sinne einer ‚objektiven Gültigkeit‘ zu sein, sondern<br />
‚viabel‘ im Sinne der Brauchbarkeit für die Lebenspraxis der<br />
Menschen, die als Probanden oder Nutzer mit systemischer<br />
Forschung in Berührung kommen. Zentrales Gütekriterium ist<br />
deshalb die Nützlichkeit (‚Usability‘) für die Erreichung von<br />
Zwecken, über welche nur die Akteure selbst nach Maßgaben<br />
ihrer lebensweltlichen und emotionalen Plausibilität bestimmen<br />
können. Die Güte einer rekonstruktiven systemischen Forschung<br />
bemisst sich über die Viabilisierung durch die beobachteten<br />
Akteure. Deshalb ist systemische Forschung stets feldverbundene<br />
Kooperation. Sie ‚geschieht‘ in Beratungs- und<br />
Ausbildungskontexten, aber auch in Prozessen der kollegialen<br />
Supervision und des Feedbacklernens.“<br />
112
Auch Ochs (2010: 1f) geht der Frage „Was ist systemisches<br />
Forschen?“ nach und stellt dabei u.a. fest, dass sie nicht<br />
dichotom im Sinne der Erstellung eines Kriterienkataloges zu<br />
beantworten ist: „Möglicherweise können konkrete Forschungsvorhaben<br />
eher danach beurteilt werden, in welchem Ausmaß<br />
systemische Aspekte (wie etwa Kontextorientierung,<br />
Berücksichtigung der Beobachterperspektive des Forschers oder<br />
Verwendung von Forschungsmethoden, die die Beschreibung<br />
und Erfassung von Systemkomplexität ermöglichen) und welche<br />
systemischen Aspekte berücksichtigt wurden.“<br />
Ausgehend von diesen beiden Ansätzen, systemisches Forschen<br />
zu fassen, wird im Laufe dieses Beitrags anhand von<br />
Forschungsprojekten der Versuch unternommen, aufzuzeigen,<br />
wie die genannten Aspekte implizit oder explizit in die Forschung<br />
einfließen. Das in der systemischen Forschung entstehende<br />
wissenschaft-liche Wissen ist „nicht mehr nur das Ergebnis einer<br />
nüchternen, distanzierten sowie methodenreflexiven und<br />
systematisierenden Beobachtung von Wirklichkeit, sondern<br />
vielmehr Ausdruck einer kontextualisierten Konstruktion“ (Arnold<br />
2010b: 234). Es handelt sich um eine „Veränderung des<br />
Forschens selbst. Diese entspringt weniger einer um<br />
Generalisierung und Objektivierung getragenen Bemühung, ‚um<br />
jeden Preis‘, sondern vielmehr dem Anspruch einer wirksamen<br />
und viablen Perspektivenver-schränkung. Dies bedeutet, dass<br />
die Handlungskontexte und deren von den Akteuren geteilten<br />
Relevanzstrukturen als Bestandteile des Gegenständlichen<br />
selbst (an)erkannt werden – eine Verschiebung die insbesondere<br />
für das Soziale eine andere Art von Wirklichkeit entstehen lässt.<br />
‘Wirklichkeit‘ ist dann nicht das, was – so und nicht anders – auf<br />
mich wirkt, sondern die Bedingungen, zu denen ich die Welt des<br />
Sozialen auf mich wirken lasse, sind selbst ein Teil dessen,<br />
worum es geht. Wissenschaftliche Forschungen müssen deshalb<br />
stets auch die bevorzugten Konzeptualisierungen der Akteure<br />
sowie die eigenen Muster der Wahrnehmung mit analysieren –<br />
ein Einbezug des Forschersubjektes […], der heute immer noch<br />
nicht sehr populär ist, bringt sie Forschung und Wissenschaft<br />
doch in eine deutliche Distanz gegenüber einer alleinigen<br />
Vorherrschaft ‚hypothesenprüfender Verfahren‘ und weist den<br />
Weg zu Formen eines methodisch kontrollierten Selbst- und<br />
Fremdverstehens“ (Bohnsack 1993: 11, zitiert nach Arnold<br />
2010b: 235).<br />
Das systemisch-konstruktivistische Forschungsparadigma, das<br />
stark durch die systemtheoretischen Arbeiten von Luhmann<br />
(1984) geprägt ist, benötigt Forschungsmethoden, die den<br />
Besonderheiten und der Komplexität des Forschungsgegenstandes,<br />
also einem System oder mehreren (Sub-)Systemen,<br />
gerecht werden. Die Methoden, die in der klassischen, vor allem<br />
quantitativ orientierten Empirie des Kognitivismus zum Tragen<br />
kommen (z.B. geschlossene Interviews, Fragebogentestungen),<br />
können einer „rekursiven Informationsschöpfung“ (Deissler<br />
1986), bei der Motive und die Sicht eines Systems auf die Welt<br />
und die damit verbundene subjektive Systemwahrheit von<br />
Interesse sind, nicht dienen.<br />
113
Haltungen Aufträge an<br />
den Interviewer<br />
Hypothetisieren Orientiere dich<br />
an Deinen<br />
Hypothesen!<br />
Zirkularität Wechsle die<br />
Perspektive!<br />
Neutralität Verhalte Dich<br />
gegen über<br />
Personen und<br />
wertenden<br />
Positionen<br />
neutral!<br />
Strategisches<br />
Vorgehen<br />
Orientiere Dein<br />
Verhalten an<br />
Deinen<br />
generellen<br />
Zielsetzungen<br />
für das<br />
Interview!<br />
Pfeffer (2001) verknüpft in seinem Buch „Das ‚zirkuläre Fragen‘<br />
als Forschungsmethode zur Luhmannschen Systemtheorie“ die<br />
Systemtheorie und ihre Prämissen mit den Erkenntnissen und<br />
Methoden, die aus der systemischen Familientherapie stammen<br />
(vgl. Selvini Palazzoli u.a. 1981). Neben der methodischen<br />
Schlussfolgerung, dass zirkuläres Fragen ein rekonstruierendes<br />
Forschen ermöglichen kann, ergeben sich aus dieser<br />
Verknüpfung Haltungen des<br />
Interviewers, die Pfeffer (2001) im Rahmen einer systemischkonstruktivistische<br />
Forschung als notwendig erachtet.<br />
Fragen zur Erzeugung dieser Haltung Fragen zur Vermeidung<br />
dieser Haltung<br />
Wie lautet meine Hypothese?<br />
Welche Annahmen habe ich?<br />
Wie kann ich relevante Unterschiede und<br />
Perspektiven verknüpfen, bzw. in eine Hypothese<br />
integrieren?<br />
Wenn meine Hypothese durch Aussagen<br />
widerlegt wurde, wie kann eine neue Hypothese<br />
aussehen?<br />
Was denkt mein Gegenüber, wer mir noch über<br />
diese Angelegenheit Auskunft geben kann?<br />
Was denkt mein Gegenüber, dass A/ B/ C über<br />
dieses Sache denkt?<br />
In welcher Beziehung stehen die verschiedenen<br />
Perspektiven zu einander?<br />
Was denke ich, dass mein Gegenüber über meine<br />
Fragen/ das Interview denkt?<br />
Wer im beobachteten Kontext ist anderer<br />
Meinung?<br />
Was wäre eine gegenläufige Tendenz?<br />
Welchen Zweck hat die Bewertung im<br />
beobachteten Kontext?<br />
Ist mit der Bewertung eine Aufforderung an mich<br />
als Interviewer verbunden?<br />
Wie kann ich meinen Handlungsspielraum bei der<br />
Beobachtung erhalten?<br />
Welches Ziel verfolge ich im Interview?<br />
Welches Ziel verfolge ich mit dem Interview im<br />
größeren Kontext meines Forschungsprojektes?<br />
Was muss ich tun um mein Ziel zu erreichen?<br />
114<br />
Werde ich die ganze,<br />
objektive Wahrheit über<br />
einen Sachverhalt<br />
entdecken?<br />
Was ist falsch an der<br />
Aussage meines<br />
Gegenübers?<br />
Was stimmt jetzt<br />
wirklich?<br />
Wer hat Recht?<br />
Mit welchen Ansichten/<br />
Perspektiven stimme ich<br />
überein?<br />
Für wen muss ich Partei<br />
ergreifen?<br />
Was wird das Interview<br />
wohl bringen?<br />
Selbst‐ Definiere Dich Was muss ich tun um eine geeignete Ob mir mein Gegenüber
verantwortung als Interviewer! Gesprächssituation herzustellen?<br />
Respekt Akzeptiere die<br />
Autonomie des<br />
beobachteten<br />
Systems!<br />
Neugier Suche nach<br />
Erklärungen,<br />
die die<br />
Möglichkeiten<br />
vermehren!<br />
Wie kann ich mit meinem Gegenüber<br />
Einverständnis über den Kontext der<br />
Beobachtung herstellen? Habe ich erklärt, woher<br />
ich komme und was ich mit meinen Fragen<br />
bezwecke?<br />
Wie kann ich mich verständlich machen?<br />
Wie gelingt es mir, mich durch die Aussagen<br />
meines Gegenübers ärgern/ langweilen/<br />
verunsichern zu lassen?<br />
Weshalb ist diese Sichtweise für mein Gegenüber<br />
wichtig? Welche Funktion hat sie im<br />
beobachteten Kontext?<br />
Belasse ich die Verantwortung für die Antworten<br />
beim beobachteten System?<br />
Was ist das Neue an diesen Aussagen?<br />
Welche Aussage würde mich am meisten<br />
überraschen?<br />
Welche zusätzlichen Optionen ergeben sich aus<br />
diesen Aussagen?<br />
Tabelle: Systemische Haltungen im Interview: Ein Überblick (Pfeffer 2001: 130f)<br />
115<br />
wohl etwas<br />
interessantes erzählen<br />
wird?<br />
Weshalb soll ich ihm/ihr<br />
etwas von mir erzählen?<br />
Ich bin hier der<br />
Interviewer!<br />
Wann hört er/ sie<br />
endlich auf, nervös<br />
herumzurutschen/ mich<br />
ratlos anzusehen/<br />
meinen Fragen<br />
auszuweichen?<br />
Wieso versteht mich<br />
mein Gegenüber nicht?<br />
Weshalb ärgert/<br />
langweilt/ verunsichert<br />
mich mein Gegenüber<br />
mit seinen/ ihren<br />
Aussagen?<br />
Wie kann ich die<br />
Aussagen meines<br />
Gegenübers widerlegen?<br />
Wie kann ich mein<br />
Gegenüber verändern,<br />
oder zumindest vom<br />
Gegenteil überzeugen?<br />
War das jetzt alles?<br />
Wann ist das Interview<br />
endlich vorbei?<br />
Wie kann nun Forschung aussehen, in der neben dem zirkulären<br />
Fragen als Fragetechnik auch die systemischen Haltungen im<br />
Interview (vgl. Pfeffer 2001) beachtet werden. Dies soll<br />
nachfolgend am Projekt der „Wissenschaftlichen Begleitforschung<br />
des Qualitätsmanagements an saarländischen Berufsbildungszentren“<br />
exemplarisch gezeigt werden.<br />
Innerhalb des Forschungsprojektes geht es darum, Wirkungsbeobachtungen<br />
und Wirkungsbeurteilungen des „Systems<br />
Berufsbildungszentrum“ zu den eingeführten Maßnahmen des<br />
Qualitätsmanagements abzufragen um – aufbauend auf den<br />
Ergebnissen der Untersuchungen – systemadäquate Empfehlungen<br />
zu generieren. Dabei zeigt sich, dass das „System<br />
Berufsbildungszentrum“ aus einer Vielzahl von Personen<br />
besteht, die neben Lehrern und Schülern auch Eltern, Betriebe,<br />
Mitarbeitern des Ministeriums und der Zertifizierungsagentur oder<br />
auch den Konzeptentwicklern und Umsetzern von Fortbildungsmaßnahmen<br />
zum Zweck der Verbesserung des Qualitäts-
managements (QM) an den Berufsbildungszentren einschließt.<br />
Die aus der Forschungsarbeit abgeleiteten Empfehlungen<br />
müssen Möglichkeiten bieten, die Entwicklungen im QM-Prozess<br />
zu unterstützen, und zwar so, dass sie von den einzelnen<br />
Systemen „Berufsbildungszentrum“ widerspruchsfrei adaptiert<br />
werden können ohne dabei nur das System in seinem Handeln<br />
zu bestätigen, denn dies böte keine Entwicklungsmöglichkeiten<br />
für das System.<br />
Das Projekt wird vom Ministerium für Bildung des Saarlands<br />
finanziert, das zugleich auch ein eigenes Interesse an den<br />
Forschungsergebnissen hat, da es den<br />
Qualitätsmanagementprozess sowohl personell als auch<br />
materiell unterstützt. Neben dem Einsatz von rekonstruierenden<br />
Methoden, wie dem zirkulären Fragen und Gruppeninterviews,<br />
versuchen die beteiligten Forscher die obengenannten Haltungen<br />
in der Forschungsarbeit zu berücksichtigen und umzusetzen<br />
Im Einzelnen stellt sich das wie folgt dar:<br />
Hypothetisieren<br />
Das Bewusstwerden über die eigenen Hypothesen, die man über<br />
das System in sich trägt, unterstützt den Forschenden dabei sich<br />
selbst zu verdeutlichen:<br />
- Wovon gehe ich überhaupt aus?<br />
- Auf welche Aspekte werde ich also meinen Fokus legen?<br />
- Für welche Aspekte bin ich blind?<br />
- Was passiert, wenn ich diese Aspekte nicht in dem zu<br />
betrachtenden System finde?<br />
Bei der letztgenannten Frage steht vor allem der Aspekt der<br />
weiteren Handlungsfähigkeit des Interviewers im Vordergrund.<br />
Durch das Bewusstsein, dass die Welt auch anders aussehen<br />
kann, wie man sie sich selbst vorstellt, ist eine Erweiterung des<br />
Blickfeldes möglich.<br />
Die Forscher als Interviewend bemühen sich daher in dem<br />
Projekt, ihre Einstellungen, Vorurteile und Vorannahmen zu<br />
explizieren und zu hinterfragen. Dabei wird darauf geachtet, dass<br />
jeder Interviewer in einem ersten Schritt seine Hypothesen<br />
alleine reflektiert. Diese werden im zweiten Schritt<br />
zusammengetragen und dem Forscherteam sichtbar gemacht.<br />
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Erfahrung,<br />
dass neben der oder den durch den Forschungsantrag<br />
festgelegten Hypothese(n) die eigenen stehen, welche durchaus<br />
den Erkenntnisgewinn behindern können, wenn sie konträr zum<br />
Auftrag liegen. Durch das Explizieren und kommunizieren können<br />
diese Hypothesen wahrgenommen und bei der weiteren Arbeit<br />
berücksichtigt werden.<br />
Zirkularität<br />
Die Zirkularität erfordert und ermöglicht den Blick auf das System<br />
durch die Augen eines Dritten, der selbst Teil oder Beobachter<br />
des Systems ist. Um diese Perspektive für den<br />
Erkenntnisprozess nutzen zu können, bedarf es einer<br />
Unvoreingenommenheit und eines Loslösens von „Richtig-<br />
Falsch-Kategorien“ im Denken und Handeln.<br />
116
Forschungsmethodisch kann auf das zirkuläre Fragen verwiesen<br />
werden, das u.a. in der Projektarbeit eingesetzt wird und dazu<br />
dient, das System aus sich selbst heraus beschreiben zu lassen.<br />
So wurden in einem ersten Schritt der Forschungsarbeit<br />
Überlegungen angestellt, welche möglichen Informanten es in<br />
dem zu beforschenden System gibt. Schnell wurde deutlich, dass<br />
das Forscherteam mit seinen eigenen Überlegungen nur einen<br />
Teilbereich der Informanten abdeckte und das System weitere<br />
Informationsträger benannte. Das von vornherein offene und<br />
neugierige Herangehen an den „Forschungsgegenstand“<br />
ermöglichte hier die Einbeziehung weiterer Quellen, die für eine<br />
Generierung von Ergebnissen wichtig werden können.<br />
Neutralität<br />
Neutralität dient der unparteiischen Haltung gegenüber dem<br />
System im Ganzen sowie der darin agierenden Subsysteme. Im<br />
Rahmen der Arbeit des dargestellten Projektes bedeutet dies<br />
u.a., dass nicht nur dem System soweit wie möglich wertfrei<br />
begegnet wird, sondern dass das System sogar die Möglichkeit<br />
hat, den Forschungsprozess in gewissem Umfang<br />
mitzugestalten.<br />
Zur Verdeutlichung ein kurzes Beispiel: Im Rahmen mehrerer<br />
Gruppeninterviews stellt nicht das Forscherteam die Teilnehmer<br />
zusammen, sondern lässt die Akteure im System entscheiden,<br />
wer als Informant in Frage kommt. Diese Freiheit beschneidet<br />
nicht die Ergebnisse, sondern gibt weitere Hinweise über das<br />
System, die zugleich Gewinn bringend die weitere Arbeit<br />
begleiten können.<br />
Neutralität bedeutet zugleich, dass sie auch dem System des<br />
„Auftraggebers“, der „Beforschten“ aber auch der<br />
wissenschaftlichen Community entgegengebracht wird, d.h. es<br />
wird vom Interviewer keine wertende Position bezogen. Alle<br />
Systeme habe Ihre Eigendynamik und diese muss anerkannt<br />
werden. Das Einhalten dieser Haltung wird erschwert, wenn die<br />
Forschung nicht nur dem Beschreiben einer „Wirklichkeit“ dient,<br />
sondern Hinweise für eine gelingende oder besser gelingendere<br />
Gestaltung derselben geben soll, wie dies von der Pädagogik als<br />
kritischer Handlungswissenschaft gefordert wird. Im Falle<br />
systemischen Forschens sollte diese Haltung von Anfang an mit<br />
den Beteiligten des Projektes (Auftraggeber,<br />
Forschungsgegenstand, Forschende) geklärt sein. Daher wird in<br />
diesem Projekt nur von systemadäquaten Handlungsanweisungen<br />
gesprochen, die sich in Teilen auch nur auf einzelne<br />
Berufsbildungszentren beziehen können und keine<br />
Allgemeingültigkeit besitzen müssen.<br />
Strategisches Vorgehen<br />
Das strategische Vorgehen ist insbesondere für eine<br />
ergebnisorientierte Forschungsarbeit von Bedeutung. Neben<br />
einer begrenzten Projektlaufzeit steht auch ein anvisiertes<br />
Forschungsergebnis am Ende der Arbeit an. Dieses gilt es zu<br />
erreichen, jedoch mit Blick auf die bereits vorausgegangenen<br />
Aspekte wird deutlich, dass es keine Sicherheit gibt, welche<br />
Ergebnisse tatsächlich zu Tage treten werden und inwiefern<br />
117
diese auch den Erwartungen der einzelnen Akteure entsprechen.<br />
Auch dies muss mit den Beteiligten im Projekt besprochen<br />
werden, um so die gegenseitigen Erwartungen zu klären.<br />
Dabei ist es wichtig zu klären, welche Erwartungen wecke ich als<br />
Interviewer im Informanten und was denkt er, was ich von ihm<br />
erwarte (Erwartungs-Erwartungen). Durch das Klären dieser<br />
Fragen kann der Forschungsprozess oftmals störungsfreier<br />
ablaufen.<br />
Selbstverantwortung<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Interviewer und Interviewten kann<br />
durch die Übernahme von Verantwortung für den Prozess durch<br />
den Interviewer unterstützt werden. Dazu zählt in dem<br />
vorliegenden Projekt, dass zu Beginn eines jeden Interviews<br />
Raum für ein gegenseitiges Kennenlernen geschaffen wird und<br />
die Forscher detailliert ihren Forschungsauftrag und die<br />
Bedeutung der nachfolgenden Befragung für diesen erläutern.<br />
Dadurch wird Transparenz geschaffen, die gleichzeitig dazu<br />
führt, dass die Verantwortung für den Prozess nicht bei den<br />
Befragten liegt, sondern von den Interviewern übernommen wird.<br />
Zugleich wird durch die Klärung der Verantwortlichkeiten erreicht,<br />
dass die Befragten auch die Verantwortung für ihre Aussagen<br />
übernehmen. Diese Haltung wird aufgrund der Anerkennung des<br />
Systems (vgl. hierzu auch den nachfolgenden Punkt „Respekt“),<br />
in welchem die Befragten erfolgreich handeln, gestützt, da sie die<br />
Befragten zu den Experten werden lässt.<br />
Respekt<br />
Unter Respekt wird die Anerkennung der Autonomie und<br />
Eigendynamik des Systems verstanden. Praktisch bedeutet das,<br />
dass Aussagen des Systems nicht in Frage gestellt werden oder<br />
durch „Überzeugungsarbeit“ bestimmte Aussagen erzwungen<br />
werden. Um dies in der Interview-Praxis umzusetzen ist es nötig,<br />
den Aspekt der Neutralität zu bewahren und Aussagen eines<br />
Systems als Information über das System und dessen<br />
Konstruktion der Wirklichkeit anzuerkennen. In den<br />
durchgeführten Befragungen wird besonderer Wert darauf gelegt,<br />
dass die Systeme sich in einem geschützten Raum frei äußern<br />
können. Auch zu Aussagen, die nicht den Hypothesen der<br />
Forscher entsprachen, wurde ermutigt, um einen möglichst guten<br />
Blick auf die „Wirklichkeit“ zu bekommen.<br />
Das Annehmen und Respektieren der Sichtweisen des Systems<br />
schließt nicht aus, das durch die Befragungen eine Veränderung<br />
der Wahrnehmung im System entsteht. Allerdings sind die<br />
Forscher sich der Wirkungsunsicherheit bewusst und haben im<br />
ersten Schritt des Projektes die Aufgabe, die Systeme sichtbar<br />
zu machen, Muster zu erkennen um darauf aufbauend weitere<br />
Befragungen zu platzieren und abschließen Handlungsvorschläge<br />
systemadäquat zu entwickeln.<br />
Neugier<br />
Da Informationen im System oft nur implizit vorhanden sind,<br />
benötigen Forscher Neugier, um sich nicht den Blick auf das<br />
Neue zu versperren. Neugier hilft, diese Informationen zu<br />
erhalten und manchmal auch für das System bewusst und<br />
explizit zu machen. In diesem Zusammenhang dient Neugier also<br />
118
nicht nur dem Interesse an dem Gegenstand, sondern geht einen<br />
Schritt weiter und hilft, Zusammenhänge und Muster zu erfragen<br />
und zu erkennen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist<br />
einerseits der Leitfaden der Erstinterviews sehr offen gehalten,<br />
um Nachfragen in allen Bereichen zu ermöglichen. Andererseits<br />
ist das Forschungsdesign so gestaltet, dass in den einzelnen<br />
Schule, die verschiedenen Befragungen mit zeitlichem Abstand<br />
stattfinden. In den „Befragungspausen“ werden die Ergebnisse<br />
aus der Forschungsarbeit an das System rückgemeldet und das<br />
System hat Zeit, sich der (impliziten) Informationen bewusst zu<br />
werden.<br />
Notwendig und überraschend an dem Ansatz ist darüber hinaus<br />
die Gestaltung des Gesamtdesigns der Forschungsarbeit. Durch<br />
die oben aufgeführten Haltungen ist es nur in sehr begrenztem<br />
Maß möglich, im Vorfeld ein Forschungsdesign über die<br />
Gesamtprojektlaufzeit zu konzipieren. Vielmehr passt sich das<br />
Forschungsdesign den jeweiligen Erkenntnisständen der<br />
Forscher an. Es kann sogar dazu führen – und im hier<br />
vorgestellten Beispiel kristallisiert sich dieser Aspekt heraus –<br />
dass Forschungsfragen hinterfragt und ggf. erweitert oder<br />
konkretisiert werden müssen. Dies ist dem Erkenntnisgewinn im<br />
Verlauf der Projektarbeit geschuldet. Für das Projektteam ist<br />
weiterhin der Versuch, als „leeres Blatt“ auf den<br />
Forschungsgegenstand zuzugehen um alle Informationen wirken<br />
und zuzulassen. D.h., das Expertentum des Forschenden wird<br />
nach Möglichkeit darauf ausgerichtet, nicht von vornherein als<br />
Experte für Forschungsmethodik UND zu erforschenden<br />
Gegenstand aufzutreten, sondern zumindest den inhaltlichen<br />
Blick auf den Gegenstand – den „Wirklichkeitsfilter“ – auszublenden.<br />
Im Kooperationsprojekt „Bildungsberatung im Dialog –<br />
Bildungsberatung in den Lernenden Regionen“ zwischen der<br />
Humboldt <strong>Universität</strong> Berlin, der Helmut Schmidt-<strong>Universität</strong><br />
Hamburg und der TU <strong>Kaiserslautern</strong> wurde der Fokus auf die<br />
Kontextorientierung (Ochs 2010) gelegt.<br />
Bei diesem Projekt handelte es sich um ein vom BMBF und ESF<br />
geförderten Verbundprojekt, das thematisch dem Bereich<br />
Erwachsenenbildung zugeordnet ist (vgl. Kurzdarstellung des<br />
Projektes im Teil der Erwachsenenbildung).<br />
Durch die Dreiteilung des Projektes ergeben sich<br />
unterschiedliche Perspektiven auf das Feld der Bildungsberatung<br />
- aus Sicht der Organisations- und Geschäftsberatung<br />
- mit Blick auf das konkrete Beratungsgeschehen<br />
- und auf die Qualitätssicherung,<br />
wodurch das Risiko einer Zersplitterung in Einzelprojekte<br />
bestand. Diesem Risiko wurde schon in der Definitions- und<br />
Planungsphase durch die Einrichtung einer koordinierenden<br />
Einheit begegnet, so dass aus diesem Risiko eine Chance<br />
entstand, unterschiedliche Blickwinkel auf ein und dasselbe<br />
System zusammenzubringen und sowohl einen Erkenntnisgewinn<br />
als auch eine Erkenntnisrelativierung zu erhalten.<br />
119
Auf organisatorischer Ebene bedeutete das für den Ablauf des<br />
Projektes, dass dieser geprägt war durch die Einschnitte, die<br />
durch die regelmäßigen Abstimmungstreffen der drei Teilprojekte<br />
entstanden.<br />
Diese Treffen dienten dazu, die Sichtweisen der einzelnen<br />
Teilprojekte zu explizieren und mit denen der anderen<br />
abzugleichen. Da alle Teilprojekte sich demselben Feld zuwandten,<br />
ermöglichte diese Kopplung jedem Teil zusätzliche<br />
Perspektiven auf das Feld und vor allem eine erhöhte<br />
Informationsmenge, die dann zu einem besseren Systemverständnis<br />
führte. In den Phasen zwischen den Abstimmungstreffen<br />
arbeiteten die Teilprojekte mit den zu ihrem Thema und<br />
ihrem Team passenden Methoden.<br />
Auf der Forschungsebene wurden die Grundsätze systemischkonstruktivistischer<br />
Forschung vor allem dadurch umgesetzt,<br />
dass die Lernenden Regionen, die als zu beforschende Systeme<br />
galten, in den Prozess der Sammlung, Sichtung und<br />
Weiterentwicklung von Instrumenten und Strategien zu den o.g.<br />
drei Themenfeldern einbezogen wurden. Dies fand:<br />
- erstens durch eine intensive Interviewarbeit und Besuche<br />
der Projekte der Lernenden Regionen vor Ort,<br />
- zweitens durch eine Vielzahl verschiedene Workshops<br />
und Tagungen und<br />
- drittens durch eine Sichtung und Analyse der<br />
vorhandenen Materialien statt.<br />
Die Ergebnisse des Projektes, die in den drei Bänden „Bildungsberatung<br />
im Dialog“ (Arnold/Gieseke/Zeuner 2009) zusammengefasst<br />
wurden, bündeln die Erfahrungen und Erkenntnisse, die<br />
in den Lernenden Regionen gemacht und entwickelt wurden.<br />
Dort kommen auch die Akteure aus der Praxis zu Wort.<br />
Ausgehend von der zu Beginn des Kapitels stehenden<br />
Feststellung Varelas (1990), dass Kognitionen immer auch an<br />
den Hintergrund, vor dem sie entstanden sind, also an das<br />
Leben, gekoppelt und durch ihn beeinflusst sind, verstehen sich<br />
die zuvor beschriebenen Forschungsprojekte nicht als solche, die<br />
nach Ende der Projektlaufzeit die Forschungsfragen objektiv und<br />
abschließend beantworten können. Alle Ergebnisse sind<br />
Versuche, die Systemstrukturen in dem Moment der Begegnung<br />
mit dem System zu erkennen, alte Strukturen zu rekonstruieren<br />
und neue Muster für die Zukunft anzustoßen. Dabei ist man sich<br />
der Unsicherheit von Intervention bewusst und weiß um die<br />
Möglichkeit von (ungewollten) Nebenwirkungen. Gelungene<br />
Forschung wird daher immer auch „aus dem Auge des<br />
Betrachters“ (Watzlawick u.a. 2002) reflektiert.<br />
Systemische Ansätze in der Lehre… …am Beispiel der<br />
Veranstaltung „Pädagogische Interaktion aus systemischkonstruktivistischer<br />
Perspektive“<br />
Diese Veranstaltung folgt dem Slogan „form follows function“ und<br />
versucht, Inhalt und Methode geschickt zu verknüpfen.<br />
120
Ziel der Veranstaltung ist es, die Studierenden dabei zu<br />
unterstützen, pädagogische Interaktionen unter den<br />
Gesichtspunkten einer systemisch-konstruktivistischen<br />
Pädagogik zu betrachten und zu reflektieren. Dabei wird neben<br />
dem Interaktionsgeschehen auch ein Augenmerk auf die hierbei<br />
ablaufenden emotionalen Prozesse und Wahrnehmungsprozesse<br />
gelegt.<br />
Die Studierenden sollen authentische Interaktionsgeschehen<br />
dabei unter folgenden Fragestellungen betrachten:<br />
- Welche Gefühle löst diese Interaktion in mir aus? Kann<br />
ich die Gefühle überhaupt benennen? Welches<br />
Handlungsmuster folgt gewöhnlich aus dieser Gefühlslage<br />
heraus?<br />
- Woher kenne ich diese Gefühle aus meiner<br />
Vergangenheit? Wer oder was hat diese Gefühle das<br />
erste Mal in mir ausgelöst? Kann ich zwischen den<br />
Gefühlen, die in meiner Vergangenheit ihren Ursprung<br />
haben, und der jetzigen Situation unterscheiden?<br />
- Welche weiteren Möglichkeiten gibt es in der<br />
Einschätzung der Interaktion? Wie könnte ein nichtbetroffener<br />
Außenstehender die Aussagen verstehen?<br />
Auf welchem Ohr (nach Schulz von Thun) möchte ich<br />
diese Botschaft gerade hören, um mich bestätigt zu<br />
finden?<br />
- Welche Vorteile hat mein Gegenüber dadurch, dass er so<br />
handelt, wie er handelt? Welchen Zwängen unterliegt er?<br />
Was tue ich, um ihm genau diese Handlungsoption zu<br />
eröffnen?<br />
Daneben erhalten die Studierenden die Möglichkeiten, selbstgesteuert<br />
unter der Berücksichtigung der individuellen<br />
Lernbedürfnisse, Lernaktivitäten zu gestalten und persönliche<br />
Erfahrungen in den Lernprozess einzubringen und zu<br />
reflektieren.<br />
Die notwendigen Materialen, die zur theoretischen<br />
Grundlagenarbeit nötig sind, befinden sich auf der eLearning-<br />
Plattform „Blackboard“ (zur Verfügung gestellt durch den<br />
Virtuellen Campus Rheinland Pfalz – VCRP). Diese Plattform<br />
wird ebenfalls zur Arbeit an authentischen Praxissituationen in<br />
Arbeitsgruppen genutzt. Alle Studierenden haben darüber hinaus<br />
die Möglichkeit, selbst erlebte Fälle aus ihrer Schulzeit bzw.<br />
ihrem Schulpraktikum anhand detaillierter Fallanalysen zu<br />
reflektieren und Handlungsalternativen zu erarbeiten.<br />
Weiterhin besteht die Möglichkeit eins von vier Begleitseminaren<br />
auszuwählen. Dazu zählen: ein vierstündiges<br />
Kommunikationstraining, ein Tagesseminar zu systemischen<br />
Grundlagen, ein vierstündiger Workshop zur Fallanalyse oder ein<br />
Wochenendseminar zum Thema „Menschliche Kommunikation<br />
und Interaktion“.<br />
121
Förderung der Selbstlernkompetenz der Studierenden<br />
Die Vision: ein Selbstlernzentrum an der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />
„Auf leisen Sohlen hat das Konzept des Selbststudiums Einzug in die Planung und<br />
Gestaltung der akademischen Lehrangebote gehalten, von dem niemand so recht weiß,<br />
was es ist. Und doch ist es gewichtig. Neben den so genannten ‘Kontaktzeiten‘<br />
bestimmt es die Creditpoint‐Berechnungen sowie die Akkreditierungspraxis der<br />
Fakultäten und Hochschulen in erheblichem Maße. Doch während man das Eine zu<br />
gestalten weiß, hofft man, das Andere zu gewährleisten, indem man es berechnet – frei<br />
nach dem vordergründigen Motto: ‘Selbstlernen können die Studierenden bloß selbst‚.<br />
Doch es gäbe Wege und Möglichkeiten, auch das Selbststudium der Studierenden zu<br />
optimieren, indem man sich systematisch um die Förderung ihrer Selbstlern‐ und<br />
Selbstführungskompetenz bemüht und ihnen den Zugang zu Selbstlernmaterialien oder<br />
Selbstlernarrangements eröffnet, über die die Hochschulen – in ihren<br />
Fernstudienangeboten – doch bereits teilweise verfügen.“ (Arnold 2010c)<br />
Die TU <strong>Kaiserslautern</strong> ist eine technisch-naturwissenschaftliche<br />
Präsenzuniversität, die über einen ausgeprägten<br />
Fernstudienbereich verfügt. Dieses besondere Merkmal der<br />
<strong>Universität</strong> bildet die Grundlage der Überlegungen, ein<br />
Selbstlernzentrum an der TU aufzubauen. Ein zentrales Ziel lässt<br />
sich heute schon formulieren: Die <strong>Universität</strong> möchte den<br />
Studierenden die Möglichkeiten bieten, während des gesamten<br />
Studiums Angebote zur Förderung des Selbstlernens zu nutzen.<br />
Ein erstes Angebot dazu bilden die „Diemersteiner<br />
Selbstlerntage“<br />
Bei den „Diemersteiner Selbstlerntagen“ geht es um die<br />
systematische Bereitstellung von Angeboten zur Optimierung der<br />
Selbstführung in Lernprozessen. Wichtige konzeptionelle Impulse<br />
für deren Entwicklung stellen die Konzepte des<br />
Methodentrainings (Klippert 1994) und der Optimierung von<br />
Selbstführung (Müller/ Braun 2009) dar.<br />
Für kompetentes Selbstlernen und kompetente Selbstführung<br />
wird eine Entwicklung von Kompetenzen in folgenden<br />
Dimensionen angestrebt:<br />
a) Lernkompetenz: in der Lage sein, das eigene Lernen zu<br />
reflektieren, zu planen, zu gestalten und zu evaluieren<br />
b) Wissenskompetenz: in der Lage sein, die Recherche,<br />
Aneignung und Auswertung sowie das Management und<br />
das Mit-Teilen von Informationen zu handhaben<br />
c) Kommunikationskompetenz: in der Lage sein, kooperative<br />
und kommunikative Prozesse zielgerichtet möglichst<br />
konfliktfrei und wirksam zu gestalten<br />
d) Emotionale Kompetenz: in der Lage sein, die eigenen<br />
Besonderheiten, Außenwirkungen sowie Wirkungen<br />
(er)kennen zu können und deren – negatives – Echo in<br />
den eigenen sozialen Beziehungen vermeiden zu können.<br />
122
Das Konzept der „Diemersteiner Selbstlerntage“<br />
Die Konzeption der „Diemersteiner Selbstlerntage“ sieht für die<br />
Studierenden eine integrierte Entwicklung in den vier oben<br />
genannten Dimensionen vor. Dabei soll ein erweitertes<br />
Repertoire im Denken, Fühlen und Handeln entstehen und<br />
dieses Repertoire soll bewusster und effizienter eingesetzt<br />
werden können (vgl. Arnold 2008).<br />
Die „Diemersteiner Selbstlerntage“ sind dreistufig konzipiert:<br />
Jeder Studierende ist im Laufe des Studiums dreimal<br />
eingeladen, an einem zweitägigen Training teilzunehmen. Die<br />
Trainings bauen aufeinander auf. Ziel ist es, die Studierenden<br />
dabei zu begleiten, eine erweiterte Selbstführungskompetenz zu<br />
erlangen. Dies erfordert persönliche Initiative, daher sind die<br />
Trainingsmaßnahmen darauf ausgerichtet, diese zu aktivieren<br />
und die hierfür nötigen Lernprozesse anzustoßen.<br />
Abb.: Dreistufige, integrierte Konzeption der „Diemersteiner Selbstlerntage“<br />
Um ein zielgruppen-passgenaues Angebot zu entwickeln,<br />
wurden Studierende in die Entwicklung der „Diemersteiner<br />
Selbstlerntage“ von Anfang an einbezogen. Die Inhalte<br />
entstanden in Zusammenarbeit mit Studierendenvertretern, die<br />
auch an der Evaluation und Weiterentwicklung nach der<br />
Pilotphase im Wintersemester 2010/11 beteiligt sind. Diese<br />
Zusammenarbeit ermöglicht es bei der Entwicklung des<br />
Konzeptes immer wieder, die Perspektive zu ändern und neue<br />
Sichtweisen zu integrieren, so dass Lerninhalte mit situativen<br />
Komponenten verknüpft werden können, die für Studierende eine<br />
hohe Relevanz aufweisen (Reimann-Rothmeier/Mandl 2001).<br />
Dadurch soll dem Erwerb von trägem Wissen (Renkl 1996)<br />
vorgebeugt werden und den Studierenden Erfahrens- und<br />
Erlebenskontexte geboten werden, in denen sie sich<br />
wiederfinden können.<br />
Mit dem ersten Seminar erhalten die Studierenden Zugang zu<br />
einem Onlinekurs. Dieser befindet sich noch im Aufbau (Stand<br />
123
Dezember 2010), bietet aber bereits jetzt den Studierenden die<br />
Möglichkeit, selbstständig Themen zu vertiefen und weitere<br />
Planungswerkzeuge, Checklisten und weitere Hilfsmittel<br />
auszuprobieren.<br />
Die „Diemersteiner Selbstlerntage“ dienen so als Anregung, sich<br />
in selbst ausgewählten Bereichen weiterzuentwickeln. Sie stellen<br />
viele Möglichkeiten vor, geben den Studierenden Gelegenheit,<br />
bestimmte Inhalte durch eigenes Handeln zu erfahren (z.B.<br />
Kommunikationshindernisse) und wecken Neugier auf weitere<br />
Möglichkeiten, das eigene Lernen zu gestalten. Wichtig ist es,<br />
Mut zu machen und direkt umsetzbare Werkzeuge (bspw. zum<br />
Umgang mit Misserfolgen ) mitzugeben.<br />
Die Entwicklung eines solchen Angebots entspricht den<br />
Grundannahmen des systemischen Ansatzes:<br />
1. Berücksichtigung der Autonomie von Systemen<br />
2. Berücksichtigung der Eigendynamik von Systemen<br />
3. Berücksichtigung der System-Umwelt<br />
4. Die Veränderung innerer Konstrukte und Wirklichkeitskonstruktionen<br />
5. Wechselseitiger Bezug (strukturelle Kopplung) zwischen<br />
individuellen Problemen und interpersonaler Kommunikation<br />
(vgl. Schiepek 1999, zit. nach Pätzold 2004: 79).<br />
Diese Grundannahmen werden bei der Entwicklung konkreter<br />
Lernarrangements aufgegriffen. Dies unterscheidet das Konzept<br />
der Selbstlernförderung von einem „Grundkurs Einführung ins<br />
Studium“.<br />
Ausgehend von Punkt 1 wird in dem Konzept der Diemersteiner-<br />
Selbstlerntage berücksichtigt, dass Studierende autonome<br />
Wesen sind, die nicht zu einer Auseinandersetzung mit den<br />
Fragestellungen gezwungen werden können. Das Angebot<br />
basiert aus diesem Grund auf Freiwilligkeit.<br />
Die didaktisch-methodische Gestaltung der Lernarrangements<br />
erlaubt ein Anknüpfen an individuellen Projekten der<br />
Seminarteilnehmenden. Außerdem wird eine Sammlung von<br />
Tools und Methoden bereitgestellt, die auch über diese beiden<br />
Tage hinaus zur individuellen Nutzung und zur Weiterarbeit in<br />
einem Kurs im Modus des eLearning bereitstehen. Des Weiteren<br />
haben sich die Dozierenden dem Grundsatz des „Empowerment<br />
statt Belehrung“ verpflichtet. Hierfür werden Strategien und<br />
Methoden z.B. zum effektiven Lernen vorgestellt mit der<br />
Betonung, dass jeder Einzelne seine individuell passenden Wege<br />
finden muss. Dabei wird an die bisherigen Erfahrungen<br />
angeknüpft und Reflexionen über bisher genutzte Strategien<br />
(z.B. beim Lernen und Kommunikation) initiiert, um eine<br />
Erweiterung der Handlungs- und Fühlspielräume (von Förster<br />
1993) auf dieser Basis zu ermöglichen.<br />
124
Im Sinne eines situierten Lernens wird innerhalb der Lerneinheiten<br />
auch die Systemumwelt berücksichtigt. Dabei spielt es<br />
im ersten Block eine große Rolle, dass es sich um<br />
Studienanfängerinnen und -anfänger handelt, deren<br />
Lebensumwelt sich mit dem Beginn des Studiums geändert hat<br />
bzw. sich noch im Verändern befindet. Die Studierenden<br />
bedürfen eines wertschätzenden Umgangs mit ihrer bisherigen<br />
Systemumwelt, denn diese hat sie Methoden und Strategien<br />
entwickeln lassen, die ihnen erst die Aufnahme eines Studiums<br />
ermöglicht haben.<br />
Durch den hohen Anteil von praktischen Übungen und dem<br />
Sammeln von Erfahrungen im Seminar statt theoretischer<br />
Erläuterungen soll eine intensive Auseinandersetzung mit den<br />
eigenen Vorstellungen und Wirklichkeitskonstruktionen<br />
ermöglicht werden. Eine Veränderung der Wirklichkeitskonstruktionen<br />
kann neue Sichtweisen eröffnen, die dann zu<br />
neuen Handlungsspielräumen und/ oder einem anderen<br />
Selbstgefühl führen können. In diesem Punkt spiegelt sich die<br />
hohe Anerkennung der Autonomie der Systeme: nur jeder<br />
Studierende kann selbst an seinen Wirklichkeitskonstruktionen<br />
arbeiten.<br />
Durch die angeleitete Auseinandersetzung mit sich selbst, seinen<br />
Bildern, Deutungen von der Welt und den daraus resultierenden<br />
Handlungen und Gefühlen, werden die Studierenden dabei<br />
unterstützt, zu erkennen, welche Gründe ursächlich dafür sind,<br />
dass sie einige Situationen gut meistern – sowohl beruflich, als<br />
auch privat – und andere problematisch werden, wenn nicht<br />
sogar zu einem Scheitern führen. Arnold (2008: 20) spricht von<br />
„Deutungs- und Gefühlsprogrammen“, die die eigene<br />
Wahrnehmung lenken und damit die Gedanken, Gefühle und<br />
Handlungen beeinflussen. Das Bewusstwerden, wie die eigenen<br />
(problemgeladenen) Denk- und Fühlmuster Einfluss auf jeweilige<br />
Interaktionen haben, eröffnet einen ganz neuen<br />
Handlungsspielraum für die Studierenden, um aus krisenhaften<br />
Situationen zu entkommen (vgl. Watzlawick 1988).<br />
Weitere Ausblicke:<br />
Beratung - eine „mögliche“ Leistung des Selbstlernzentrums<br />
Studierenden eine Entwicklung ihrer Selbstlern- und<br />
Selbstführungskompetenzen zu ermöglichen, beinhaltet immer<br />
auch einen Beratungsaspekt. Allerdings unterscheidet sich diese<br />
zum Großteil implizit von statten gehende Beratung – während<br />
des Seminars – von der klassischen Beratungssituation, in der<br />
Selbstreflexion und -entwicklung professionell und individuell<br />
unterstützt werden können.<br />
Daher soll nun der Frage nachgegangen werden, wie kann<br />
visionär eine individuelle Beratung im Kontext des Selbstlernzentrums<br />
erfolgen?<br />
125
Vorstellbar sind zwei Ebenen, auf denen weitergehende<br />
Beratungsangebote stattfinden könnten. Die erste Ebene wäre<br />
die Schaffung von face-to-face Beratungsangeboten im Rahmen<br />
des Selbstlernzentrums. Auf der zweiten Ebene könnten virtuelle<br />
Angebote die Beratung durch Reflexionstools und Angebote, die<br />
selbstgesteuert genutzt werden können, unterstützen (vgl.<br />
nachfolgenden Abschnitt „eLearning“).<br />
Inhalte von Beratungen, die auf der ersten Ebene stattfinden,<br />
sollten keine Konkurrenz zu einer Fachstudienberatung bzw.<br />
einer psychosozialen Beratung darstellen. Ein klassisches Feld<br />
wäre z.B. die Lern- oder Bildungsberatung (vgl. Pätzold 2004,<br />
Arnold u.a. 2009). Diese Beratungsformen setzen direkt bei der<br />
Förderung der Studierfähigkeit der Studierenden an und<br />
entsprechen so in vollem Umfang der Idee des<br />
Selbstlernzentrums. Diese Art von Beratung kann für<br />
Fernstudierende durch technische Unterstützung wie Telefon<br />
oder Skype ebenso angeboten werden, wie für Studierende vor<br />
Ort.<br />
Des Weiteren ist eine Beratung, die sich mit der<br />
Basisqualifizierung von studentischen Tutoren beschäftigt<br />
denkbar. Solche Ansätze werden bereits am Lehrstuhl und<br />
universitätsweit in Pilotprojekten wie der „Tutorenbasisqualifizierung“<br />
erprobt. Diese Form der Beratung besitzt einen<br />
fließenden Übergang zum Coaching und würde für die<br />
teilnehmenden Studierenden in ihrer persönlichen Entwicklung<br />
einen Wettbewerbsvorteil ergeben.<br />
Da Lernen als lebenslanger Prozess definiert wird (vgl. EU-<br />
Kommission 2001), ist eine Erweiterung des Angebots auf<br />
Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter und weitere Gruppen<br />
möglich.<br />
eLearning als Bestandteil des Selbstlernzentrums<br />
Selbstlernen kann darüber hinaus auch durch Angebote im<br />
Modus des eLearning unterstützt und gefördert werden. Hier<br />
kann das Fachgebiet auf langjährige Erfahrung und damit<br />
verbundener Expertise zurückblicken.<br />
Vor dem Hintergrund der Grundannahmen eines systemischen<br />
Ansatzes (vgl. Pätzold 2004) lassen sich eLearning Angebote<br />
folgendermaßen einbinden, wie hier exemplarisch dargestellt<br />
werden soll:<br />
1. Berücksichtigung der Autonomie von Systemen: durch das<br />
Bereitstellen von eLearningangeboten, auf welche „anytime<br />
and anywhere“ zugegriffen werden kann, kann die Autonomie<br />
der Lernenden bzgl. der Wahl der Lernzeit, des Lernortes,<br />
aber auch der Lernmotivation sowie des Lernbedarfs besser<br />
entsprochen werden, als dies in Präsenzveranstaltungen<br />
gegeben ist.<br />
126
2. Berücksichtigung der Eigendynamik von Systemen: Soll der<br />
Eigendynamik von Systemen im Lernprozess entsprochen<br />
werden, müssen deren Lernanforderungen bei der<br />
Organisation, dem Aufbau und der inhaltlichen Ausrichtung<br />
Berücksichtigung finden. Auch hier scheinen eLearning<br />
Arrangements geeignete Wege zu bieten, die Eigendynamik<br />
anzuerkennen und zu berücksichtigen. So können<br />
Selbstlerner via eLearning idealerweise dann und das<br />
Lernen, wenn und was ihnen passt. Aus diesen Angeboten<br />
heraus kann expansives Lernen (vgl. Holzkamp 1995)<br />
entstehen. Durch die Verknüpfung entsprechender<br />
Kommunikations- und Kooperationswerkzeuge sowie<br />
entsprechender Aufgaben und Inhalte kann darüber hinaus<br />
die Kompetenzentwicklung gefördert werden.<br />
3. Berücksichtigung der System-Umwelt: Durch den<br />
multimedialen, multiperspektivischen Zugang zu<br />
Informationen, kann auch die Systemumwelt berücksichtigt<br />
werden. So können einerseits Lerninhalte bereitgestellt<br />
werden, die an den Vorerfahrungskontexten der Lernenden<br />
anknüpfen. Zugleich können Informationen in Form von<br />
FAQs, Erfahrungsberichten Studierender höherer Semester<br />
usw. genutzt werden, den adäquaten Umgang mit der neuen<br />
System-Umwelt zu unterstützen.<br />
4. Die Veränderung innerer Konstrukte und<br />
Wirklichkeitskonstruktionen: Lernen als Prozess der Re-, De-<br />
und Konstruktion (Reich 2008) ist immer auch<br />
subjektgebunden. Um die inneren Konstrukte aufzulösen, zu<br />
verändern oder zu erweitern ist es notwendig, dass an den<br />
subjektiven Erfahrungen und Deutungen angeknüpft wird.<br />
Offene Lernangebote und -wege können hier fördernd und<br />
unterstützend wirken. eLearning bietet das Potential, über<br />
offene Lernangebote und -aufgaben vom Lerngleichschritt<br />
Abstand zu nehmen und über die Individualisierung den Lern-<br />
und damit Veränderungsprozess anzuregen.<br />
5. Wechselseitiger Bezug (strukturelle Kopplung) zwischen<br />
individuellen Problemen und interpersonaler Kommunikation:<br />
Durch die Autonomie und Gestaltungsfreiheit über den<br />
Lernprozess im eLearning kann der Selbstlerner über „die<br />
Balance“ zwischen individuellen Problemen und<br />
interpersonaler Kommunikation entscheiden. Das bedeutet<br />
nicht, dass pädagogisch sinnvolle Interventionen keine<br />
Wirkungen mehr zeigen werden. Im Gegenteil, die didaktisch<br />
sinnvolle Aufbereitung von Lernaufgaben gewinnt aufgrund<br />
der hohen Freiheitsgrade bei der Wahl von Lernzeiten, -<br />
wegen, -methoden und -inhalten an Bedeutung. Jedoch<br />
verbleibt hier aufgrund der hohen Individualisierung des<br />
Lernprozesses die Verantwortung beim eigentlichen Akteur,<br />
dem Lernenden.<br />
Durch eine entsprechende didaktische Gestaltung der eLearning-<br />
Angebote kann selbstgesteuertes Lernen erfahrbar werden. Das<br />
Fachgebiet Pädagogik arbeitet hier in verschiedenen Projekten<br />
127
an Wegen und Möglichkeiten, eLearning-Angebote entsprechend<br />
aufzubereiten, um den Selbstlernprozess zu unterstützen.<br />
Literatur<br />
Arnold, R. (2010a): Was ist systemisches Forschen?<br />
http://www.systemischforschen.de/was_ist_systemische_forschung<br />
letzter Abruf<br />
26.11.2010.<br />
Arnold, R. (2010b): Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und<br />
wenn ja wie? Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />
Arnold, R. (2010c): Selbstlernen will gelernt sein. In: Unispectrum. Das<br />
Magazin der TU. (3)2010.<br />
http://www.unispectrum.de/index.php?id=537&tx_ttnews[tt_new<br />
s]=15379&tx_ttnews[backPid]=535&cHash=0d2c747786, letzter<br />
Abruf 13.12.2010.<br />
Arnold. R. (2010d): Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung<br />
neu denken. Baltmannsweiler: Schneider Verlag,<br />
Arnold, R. (2009): Das Santiago-Prinzip: Systemische Führung im<br />
lernenden Unternehmen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />
Arnold, R. (2008): Führen mit Gefühl – Eine Anleitung zum<br />
Selbstcoaching mit einem Methoden-ABC. Wiesbaden: Gabler<br />
Verlag.<br />
Arnold, R. (2007): Ich lerne, also bin ich: Eine systemischkonstruktivistische<br />
Didaktik. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />
Verlag.<br />
Arnold, R./Arnold-Haecky, B. (2009): Der Eid des Sysiphos. Eine<br />
Einführung in die systemische Pädagogik. Baltmannsweiler:<br />
Schneider Verlag.<br />
Arnold, R.; Gieseke, W./Zeuner, C. (2009): Bildungsberatung im Dialog.<br />
Band 1-3. Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />
Copei, F. (1930/ 3. Aufl. 1955): Der fruchtbare Moment im<br />
Bildungsprozeß. Heidelberg: Quelle/Meyer Verlag.<br />
Deissler, K. G. (1986): Rekursive Informationsschöpfung. Zirkuläres<br />
Fragen als Erzeugung von Information. Anregungen zur<br />
Entwicklung lösungsorientierter Fragen im kokreativen Prozeß<br />
systemischer Therapie. Marburg: InFaM-Verlag.<br />
EU-Kommission (2001): Einen europäischen Raum des lebenslangen<br />
Lernens schaffen: Mitteilung der Kommission. Luxembourg:<br />
(KOM (2001) 678).<br />
Holzkamp, K. (1997): Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung.<br />
Frankfurt a.M.: Campus-Verlag<br />
Klippert, H. (1994): Methodentraining für Schüler. Weinheim: Beltz<br />
Verlag.<br />
Luhmann, N. (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen<br />
Theorie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.<br />
Maturana, H. (1996): Was ist erkennen? München: Piper Verlag.<br />
Müller, G.F./Braun, W. (2009): Selbstführung. Wege zu einem<br />
erfolgreichen und erfüllten Berufs- und Arbeitsleben. Bern:<br />
Huber Verlag.<br />
Ochs, M. (2010): "Leitfaden" für die Durchführung systemischer<br />
Forschungsvorhaben (Version 1.0). http://www.systemischforschen.de/sites/default/files/Leitfaden.pdf<br />
, letzter Abruf<br />
13.12.2010.<br />
Pätzold, H. (2004): Lernberatung und Erwachsenenbildung.<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />
Pfeffer, T. (2001): Das „zirkuläre Frage“ als Forschungsmethode zur<br />
Luhmannschen Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />
Verlag.<br />
Pörksen, B. (2001): Abschied vom Absoluten. Gespräche zum<br />
Konstruktivismus. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.<br />
Reich, K. (2008): Konstruktivistische Didaktik. Weinheim: Beltz Verlag.<br />
128
Reinmann-Rothmeier, G./Mandl, H. (2001): Unterrichten und<br />
Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp/B. Weidenmann<br />
(Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch (S. 601-646).<br />
Weinheim: Beltz Verlag.<br />
Renkl, A. (1996): Träges Wissen: Wenn Erlerntes nicht genutzt wird. In:<br />
Pädagogische Rundschau, S.78-91, Göttingen: Hogrefe-Verlag.<br />
Selvini Palazzoli, M.; Boscolo, L.; Cecchin, G./Prata, G. (1980):<br />
Hypothetisieren – Zirkularität – Neutralität: Drei Richtlinien für<br />
die Leitung einer Sitzung. In: Familiendynamik 6 (1981), S. 123-<br />
139, Stuttgart: Verlag Klett-Cotta.<br />
Varela, F. (1990): Kognitionswissenschaft – Kognitionstechnik.<br />
Frankfurt/ Main: Suhrkamp Verlag.<br />
von Foerster, H. (1993): KypernEthik. Berlin: Merve Verlag.<br />
Watzlawick, P. (1988): Anleitung zum Unglücklichsein. München: Piper<br />
Verlag.<br />
Watzlawick, P., Krieg, P., u.a. (2002). Das Auge des Betrachters. In:<br />
Beiträge zum Konstruktivismus; Festschrift für Heinz von<br />
Foerster. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.<br />
Vorläufer eines Selbstlernseminares 2002 in Neustadt (Herz-Jesu-Kloster)<br />
129
<strong>Testimonial</strong><br />
Wenn ich an die Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />
denke, dann…<br />
denke ich an das toppositionierte<br />
Fernstudium und an den Inspirator des<br />
Ganzen, Rolf Arnold. Aber ich denke auch<br />
immer wieder an den 90jährigen<br />
Berufspädagogen Joachim Münch, den ich<br />
schon aus den 60er Jahren kenne und der<br />
immer noch aktiv ist. Das Klima in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> muss wohl ungemein gesund<br />
sein.<br />
Mit 20 Jahren Fachgebiet Pädagogik,<br />
insbesondere Berufs- und<br />
Erwachsenenpädagogik, verbinde ich…<br />
… einen breiten, weit über die<br />
Berufspädagogik hinausgehenden<br />
hochinspirierenden Ansatz, der sich<br />
erkenntwissenschaftlich und lerntheoretisch<br />
begründet und ganzheitlich mit<br />
pädagogischen Fragen befasst, die von der<br />
von Berufspädagogik über<br />
Erwachsenenbildung und<br />
Fernstudiendidaktik bis zur Allgemeinen<br />
Pädagogik reichen, und dabei immer<br />
internationaler wird.<br />
... einen ebenso kreativen wie produktiven<br />
Lehrstuhlinhaber, der jedes Jahr ein neues<br />
Buch schreibt (manchmal auch zwei),- und<br />
das jedes Mal zu einem neuen Thema.<br />
Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für mich/<br />
für meine Arbeit…<br />
eine Herausforderung, weil er mich nicht nur<br />
zwingt, immer up to date zu sein, sondern<br />
auch die Augen öffnet für Weiterungen, auf<br />
130
die ich selber gar nicht gekommen wäre wie<br />
„Führen mit Gefühl“, „Systemische Pädagogik“<br />
oder „Emotionaler Konstruktivismus“.<br />
Beim bisherigen Kontakt mit dem Fachgebiet<br />
ist mir am eindrücklichsten in Erinnerung<br />
geblieben…<br />
das Erleben der Eröffnung des Studienjahres<br />
mit ca. 600 (?) Studierenden zahlreicher<br />
zukunftsorientierter Fachrichtungen, die an<br />
einem Samstag im meist unwirtlichen<br />
November sich auf den häufig weiten Weg<br />
nach Kaisers-lautern gemacht haben, um ein<br />
berufsbegleitendes Fernnstudium zu<br />
beginnen, das sie mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von über 80 % mit einem Master<br />
abschließen werden.<br />
Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />
Fachgebiet…<br />
was man laut Brecht`s Flüchtlingsgesprächen<br />
kaum Jemanden wünschen sollte: Machen Sie<br />
weiter so!<br />
Univ.-Prof. Dr. Hans-Günter Rolff (<strong>Universität</strong><br />
Dortmund)<br />
131
5 Ausgewählte Publikationen<br />
Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von Prof. Dr.<br />
Rolf Arnold aufgeführt (2000-2010). Eine komplette<br />
Veröffentlichungsliste aller Publikationen finden Sie unter<br />
www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/Rolf Arnold.<br />
Monographien<br />
Assisted Learning. Pädagogische Materialien der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2010.<br />
Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />
Baltmannsweiler 2010: Schneider-Verlag.<br />
Systemische Berufsbildung. Kompetenzentwicklung neu denken<br />
– mit einem Methoden-ABC. Systhemia-Schriftenreihe. Bd. 4.<br />
Baltmannsweiler 2010: Schneider-Verlag.<br />
Seit wann haben Sie das? Grundlinien eines Emotionalen<br />
Konstruktivismus. Heidelberg 2009: Carl Auer-Verlag.<br />
Führen mit Gefühl. Ein Selbstcoaching. Mit einem Methoden-<br />
ABC. Wiesbaden 2008: Gabler-Verlag.<br />
Aberglaube Disziplin. Antworten der Pädagogik auf das „Lob der<br />
Disziplin“. Heidelberg 2007: Carl Auer-Verlag.<br />
Ich lerne, also bin ich. Eine systemisch-konstruktivistische<br />
Didaktik. Heidelberg 2007: Carl Auer-Verlag.<br />
Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit. Grundlinien einer<br />
emotionspädagogischen Erwachsenenbildung. Baltmannsweiler<br />
2005: Schneider-Verlag.<br />
Formación profesional. Nuevas tendencias y perspectivas.<br />
Montevideo (CINTERFOR) 2002.<br />
Herausgeberschaften<br />
Vernetzung schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der<br />
Lehrerbildung. Bd. 67 der Schriftenreihe Grundlagen der Berufs-<br />
und Erwachsenenbildung. Baltmnannsweiler 2010 (mit Konrad<br />
Faber).<br />
Veränderung durch Selbstveränderung. Impulse für das<br />
Changemanagement. Baltmannsweiler 2010.<br />
132
Bildungsberatung im Dialog. 3 Bde. Baltmannsweiler 2009<br />
(mit Wiltrud Gieseke/ Christiene Zeuner).<br />
Qualitätssicherung an Schulen. Bd. 3:Spezialisierungsthema<br />
Medienkompetenz. Baltmannsweiler 2008 (mit Lars Kilian und<br />
Markus Lermen).<br />
eLearning-Didaktik. Band 48 der Schriftenreihe „Grundlagen der<br />
Berufs- und Erwachsenenbildung.“ Baltmannsweiler 2006:<br />
Schneider-Verlag (mit Markus Lermen).<br />
Qualitätssicherung an Schulen. Bd. 1: Basisthemen der<br />
Schulentwicklung. Heidelberg 2006 (mit Claudia Goméz Tutor).<br />
Schulleitung und Schulentwicklung. Voraussetzungen, Bedingungen<br />
und Erfahrungen. Baltmannsweiler: Schneiderverlag 2004<br />
(mit Christiane Griese).<br />
Ermöglichungsdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag 2003<br />
(mit Ingeborg Schüßler).<br />
Berufspädagogik ohne Beruf. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag<br />
2003.<br />
Erwachsenen- und Berufspädagogik. Baltmannsweiler :<br />
Schneider-Verlag 2003<br />
Qualitätssicherung in der Berufsbildungszusammenarbeit. Bd. 17<br />
der Studien zur Vergleichenden Berufspädagogik (hrsg. Von der<br />
Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Baden-<br />
Baden: Nomos 2002.<br />
Kompetenzentwicklung in der beruflichen Bildung. Opladen 2002:<br />
Leske&Budrich-Verlag (mit Ute Clement).<br />
Wörterbuch Erwachsenenpädagogik. Bad Heilbrunn/OBB 2001:<br />
Klinkhardt-Verlag (mit Ekkehard Nuissl und Sigrid Nolda). –<br />
überarbeitete Neuauflage als „Wörterbuch Erwachsenenbildung“.<br />
Bad Heilbrunn/ OBB 2010.<br />
Studienbriefe<br />
Obrazovanje odradlih. Radni material. Sarajewo 2010.<br />
Pedagogy and School Development – An Introduction. Eritrea<br />
2009.<br />
Pedagogía y didáctica de la formación profesional. Edita:<br />
Secretaría Confederal de Organización y Formación Sindical de<br />
CC.OO. Valencia 2008.<br />
Formas de Presentación a traves de Medios y Aspectos<br />
Tecnológicos del Aprendizaje Online en la Educación Superior.<br />
Modulo VI del Curso Especialización Docente en Educación a<br />
Distancia. Kaiserslaatern/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />
133
El Uso de Multimedios: Herramientas y Personal del Aprendizaje<br />
Online en la Educación Superior. Modulo V del Curso<br />
Especialización Docente en Educación a Distancia.<br />
Kaiserslaatern/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />
Nuevos Medios y Uso de Multimedios en la Formación de<br />
Adultos. Modulo IV del Curso Especialización Docente en<br />
Educación a Distancia. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Tegucigalpa 2007 (mit<br />
Lars Kilian).<br />
Sociedad de Conocimiento, Nuevos Medios y Competencias.<br />
Modulo III del Curso Especialización Docente en Educación a<br />
Distancia. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />
Nuevos Enfoques de la Didáctica y Evaluación Docente. Modulo<br />
II del Curso Especialización Docente en Educación a Distancia.<br />
Kaisersluatern/ Tegucigalpa 2007.<br />
Desarollo de la Calidad Pedagógica y Profesionalidad Docente.<br />
Modulo I del Curso Especialización Docente en Educación a<br />
Distancia. Kaisersluatern/ Tegucigalpa 2007.<br />
Journalistische Beiträge<br />
Systemic Learning. New perspectives. In: Development and<br />
Cooperation, 37 (2010), 9, S. 344-345.<br />
Das Ende der Präsenzuniversität. In: Frankfurter Allgemeine<br />
Zeitung vom 2.Juni 2010, S.5.<br />
„Disziplin hat Nebenwirkungen“. Interview. In: Familie & Co,<br />
2/2008, S.20.<br />
Forschungs- und Entwicklungsberichte, Gutachten<br />
2006 - 2010<br />
Revised Annual Report. Lot 2. January-December 2009. Asmara/<br />
Hamburg 2010.<br />
Netzwerk Bildungswissenschaften. Abschlussbericht.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit J. Wiechmann u.a.).<br />
Abschlussbericht DIDAGMA: Vernetzung von Allgemeiner<br />
Didaktik und Fachdidaktik im Studium. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit<br />
Markus Lermen, Thomas Prescher und Hans-Jürgen Wiegerling).<br />
Zwischenbericht Projekt Lernend Altern. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit<br />
Lars Kilian).<br />
Schlussbericht des Projektes „Bildungsberatung im Dialog“ für<br />
das BMBF. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Jürgen Mai, Katrin<br />
Schneider und Hans-Jürgen Wiegerling).<br />
134
„Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig tun.“ Evaluierung des<br />
Fortbildungskonzeptes des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung,<br />
Lehrplanentwicklung und Medien mit besonderer<br />
Berücksichtigung des Konzeptes der Eigenverantwortlichen<br />
Schule. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008 (unter Mitarbeit von Lars<br />
Kilian).<br />
Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als Instrument der<br />
Qualitätssicherung an Schulen (QSS). Abschlußbericht des BLK-<br />
Verbundvorhabens. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Augsburg 2006 (mit H.<br />
Altenberger).<br />
2000 - 2005<br />
Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />
in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von<br />
Lehrerinnen und Lehrern. Projektbericht. Berichtszeitraum<br />
1.3.2002-30.6.2005. <strong>Kaiserslautern</strong> 2005.<br />
Evaluierungsbericht – Monitoring- und Evaluierungssystem für<br />
Onlinekurse. Im Auftrag der Internationalen Weiterbildungs- und<br />
EntwicklungsgGmbH. <strong>Kaiserslautern</strong> 2005 (mit Markus Lermen).<br />
Fortalecimiento de la gerencia des las escuelas mediante<br />
centros de formación de profesorado. AFC-Consultance. Bonn/<br />
Lima 2004 (mit Esser, U./ Feder, F./ Wieckenberg, U).<br />
Modelo estrategico para la innovación tecnológica en El<br />
Salvador. FORTALECE (Ministerio de Economia). San Salvador<br />
2003.<br />
Selbstlernkompetenzen auf dem Prüfstand – eine empirische<br />
Untersuchung zur Bedeutung unterschiedlicher Kompetenzen für<br />
das selbstgesteuerte Lernen. Arbeitspapier 2 des Forschungsschwerpunktes<br />
„Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität<br />
und Lernkulturwandel“ Heft 14 der Pädagogischen Materialien<br />
der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2002 (mit<br />
Claudia Gómez-Tutor und Jutta Kammerer).<br />
Selbstlernkompetenzen – Voraussetzungen für selbstgesteuertes<br />
Lernen. Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes<br />
„Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />
Lernkulturwandel“ (Teilprojekt: Selbstlernkompetenz). Heft 11 der<br />
Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2001 (mit Claudia Gómez-Tutor und Jutta<br />
Kammerer).<br />
Crystal-Evaluierung. Bericht über die Wirksamkeits-, Nutzen- und<br />
Organisationsanalyse des überregionalen Lehr- und Lernmittelservices<br />
der GTZ. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Eschborn Januar 2001.<br />
Dissertationen und Habilitationen<br />
Sonja Radatz: Wie Organisationen lernen – Entwurf eines<br />
epistemologischen Theoriemodells “organisationalen” Lernens<br />
135
aus systemisch-konstruktivistischer Sicht. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010<br />
(mit Joachim Münch).<br />
Ayele Abebe: Influences of Individual and Contextual Factors on<br />
Improving the Professional Development of TVET Teachers in<br />
Ethiopia. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />
Renate Weiß-Kreidler: Erwachsenenbildung und Entwicklungszusammenarbeit<br />
– am Beispiel einer oral geprägten Gesellschaft<br />
im Norden von Mosambik zur Aufklärung der HIV-Problematik.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />
Christine Schneider: Die Balanced Scorecard (BSC) im Schulentwicklungsprozess.<br />
Eine Untersuchung zum Lernen von<br />
Organisationen. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />
Christian Lang: Komplexität und Komplexitätsbewältigung in der<br />
systemischen Weiterbildungsberatung. Die Methode Sitplex.<br />
Lüneburg 2007 (Zweitgutachter mit Matthias von Saldern).<br />
Lermen, M.: Digitale Medien in der Lehrerbildung. Rahmenbedingungen,<br />
Einflussfaktoren, Integrationsvorschläge aus<br />
medien-)pädagogischer Sicht. <strong>Kaiserslautern</strong> 2008 (mit Joachim<br />
Münch).<br />
Hemsing, S.: Online-Seminare in der Weiterbildung. <strong>Kaiserslautern</strong><br />
2008 (mit Henning Pätzold).<br />
Schönwitz, E.: Ermöglichungsdidaktische Prozesse in erzeugungsdidaktischen<br />
Strukturen, Bedingungen und Aspekte einer<br />
subjektorientierten Erwachsenenbildung in der Bundeswehr –<br />
dargestellt am Beispiel des Lebenskundlichen Unterrichts.<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> 2007 (mit Henning Pätzold).<br />
Dr. Ingeborg Schüßler: "Nachhaltigkeit in der Weiterbildung. Eine<br />
explorative Studie zum nachhaltigen Lernen von Erwachsenen".<br />
Habilitation. <strong>Kaiserslautern</strong> 2006 (mit Joachim Münch).<br />
Siegbert Kastaun: "Organisationale Identität und organisationaler<br />
Wandel aus lerntheoretischer Perspektive unter Berücksichtigung<br />
des Modells des unterbrochenen Gleichgewichts und der<br />
Dilemmatheorie". <strong>Kaiserslautern</strong> 2006 (mit Henning Pätzold).<br />
Dietmar Janetzko: "Eigenlogik. Zur Rolle Subjektiver Theorien bei<br />
der Bildungsmotivation". <strong>Kaiserslautern</strong> 2005 (mit Henning<br />
Pätzold).<br />
Mikkiko Esswein: Wandel der Personalentwicklung japanischer<br />
Grossunternehmen im Kontext der Professionalisierung der<br />
>Blue-< und >White-Collar-Berufe< - unter Berücksichtigung des<br />
Wandels der japanischen Bildungspolitik. Habilitationsschrift (mit<br />
Joachim Münch und W. Fürstenberg).<br />
Konrad Faber: Organisation und Innovation in der Bildung. Was<br />
leisten Qualitätsmodelle? TU <strong>Kaiserslautern</strong> 2004 (mit Joachim<br />
Münch).<br />
136
Dr. Markus Lermen<br />
Henning Pätzold: Lernberatung in der Erwachsenenbildung.<br />
Technische <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2003 (mit Joachim<br />
Münch).<br />
Gisela Pravada: Berufsbildender Fernunterricht aus der<br />
Genderperspektive. Analyse und Instrumente. Humboldt-<br />
<strong>Universität</strong> 2002 (als Zweitgutachter mit Prof. Dr. Wiltrud<br />
Gieseke).<br />
Claudia Sorg-Barth: Pädagogische Professionalität betrieblicher<br />
Weiterbildner. <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2000 (mit Joachim<br />
Münch).<br />
Jendrick Petersen: „Von den Managementtechniken zum<br />
Dialogischen Management – Die Ausgestaltung eines reflexiven<br />
Führungsmodells als erwachsenenpädagogische Herausforderung“.<br />
Habilitationsschrift an der <strong>Universität</strong> der Bundeswehr<br />
Hamburg 2000 (als Zweitgutachter mit Prof. Dr. Harald<br />
Geißler).<br />
Klaus Meisel: „Managementprobleme der Erwachsenenbildung“.<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2000 (mit Prof. Dr. Ekkehard Nuissl<br />
von Rein, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung).<br />
Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von<br />
Dr. Markus Lermen aufgeführt. Eine komplette Veröffentlichungsliste<br />
aller Publikationen finden Sie unter<br />
www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/<br />
Markus Lermen.<br />
Lermen, Markus; Pätzold, Henning: eLearning. In: Rolf Arnold,<br />
Sigrid Nolda; Ekkehard Nuissl (Hrsg.), Wörterbuch<br />
Erwachsenenbildung. 2. Auflage. Bad Heilbrunn: Julius<br />
Klinkhardt, 2010, S. 71-74.<br />
Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Konstruktivismus und<br />
Erwachsenenbildung. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft<br />
Online (EEO), Fachgebiet: Erwachsenenbildung, hrsg. von<br />
Christine Zeuner, Weinheim und München, 2010.<br />
(www.erzwissonline.de: DOI 10.3262/EEO 16100035), 28 Seiten<br />
Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Lernen ohne Emotion? Emotionen<br />
als Grundlage anderen Lernens. Themendossier des<br />
Kompetenzzentrum für e-learning der Zürcher Fachhochschule<br />
2010, S. 9-13.<br />
Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Konstruktivistische Lernkulturen.<br />
In: Wiltrud Gieseke, Steffi Robak, Ming-Lieh Wu (Hrsg.),<br />
Transkulturelle Perspektiven auf Kulturen des Lernens. Bielefeld:<br />
transcript, 2009, S. 25-48.<br />
137
Dr. Hans-Joachim Müller<br />
Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.),<br />
Medienkompetenz (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3).<br />
Baltmannsweiler: Schneider Verlag 2008.<br />
Lermen, Markus: Digitale Medien in der Lehrerbildung.<br />
Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und<br />
Integrationsvorschläge aus (medien-)pädagogischer Sicht<br />
(Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenpädagogik, Bd. 57).<br />
Baltmannsweiler 2008.<br />
Lermen, Markus: Nutzung von Medien in der Schule:<br />
Notwendigkeit und Möglichkeiten. In: H.U. Grunder, K.<br />
Kansteiner-Schänzlin, H. Moser (Hrsg.), Professionswissen für<br />
Lehrerinnen und Lehrer. Grundlagen für die Aus- und<br />
Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern (Band 2). i. Dr.<br />
Lermen, Markus: The Use of digital media in further education of<br />
teachers. In: Mijo Cindrić, Vlatka Domović, Milan Matijević (Eds.),<br />
Pedagogy and the knowledge society. Collected Papers of 2nd<br />
Scientifi c research symposium: Pedagogy and the Knowledge<br />
Society. Zadar, Croatia, November 13 and 14, 2008, Volume 1.<br />
Učiteljski fakultet. Sveučilište u Zagrebu, 2008, pp. 195-202.<br />
Arnold, Rolf; Lermen, Markus (Hrsg.): eLearning-Didaktik.<br />
Baltmannsweiler 2006.<br />
Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten<br />
netzbasierter Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und<br />
Lehrern.» MedienPädagogik 21.4.2006. www.medienpaed.com/04-2/lermen04-2.pdf<br />
Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von<br />
Dr. Hans-Joachim Müller aufgeführt. Eine komplette<br />
Veröffentlichungsliste aller Publikationen finden Sie unter<br />
www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/Hans-<br />
Joachim Müller.<br />
Didaktische Transformationen zur Gestaltung kompetenzorientierter<br />
Lehr- und Prüfungsarrangements. In: Niedermair,<br />
Gerhard, u.a.: Kompetenzen entwickeln, messen und bewerten.<br />
Band 6 der Schriftenreihe für Berufs- und Betriebspädagogik der<br />
Johannes Kepler <strong>Universität</strong> Linz, (erscheint im Januar 2011)<br />
Devereux revisited – Anmerkungen zur Beobachter-Theorie der<br />
empirischen Verhaltensforschung. In: Arnold, R.: Veränderung<br />
durch Selbstveränderung: Impulse für das Changemanagement.<br />
Heidelberg (Karl Auer) 2011, S.171-190<br />
Lernaufgaben - und der Aufbau des Wissens. In. Kiper, Hanna/-<br />
Meints, Waltraud/Peters, Sebasti-an/Schlump, Stephanie/-<br />
Schmit, Stefan (Hg.): Lernaufgaben und Lernmaterialien im<br />
Kompetenzorientierten Unterricht, Stuttgart 2010, S.84-100<br />
138
Strategien und Werkzeuge der Umsetzung von prozessorientierter<br />
Berufsbildung und handlungsorientierten Prüfungen –<br />
Die Konzeption des konstruktivistischen Lernparadigmas und der<br />
Handlungsorientierten Prüfungen im Kontext der industriellen<br />
Textilberufe. Abschlussbericht des vom Bundesinstitut für<br />
Berufs-bildung (BIBB) geförderten gleichnamigen Projekts,<br />
Bonn 2010<br />
Moderation - to go. Rezension zu: Graeßner, Gernot: Moderation<br />
– das Lehrbuch. Aus der Reihe: Grundlagen der Weiterbildung,<br />
Augsburg 2008 In: Grundlagen der Weiterbildung-Praxishilfen,<br />
GdW-Ph der Zeitschrift: Weiterbildung. Zeitschrift für Grundlagen,<br />
Praxis und Trends (Vormals GdWZ), Nr. 54, Dezember 2003,<br />
S.1-3<br />
Grenzgänge(r) der Pädagogik. Band 63 der Reihe: Grundlagen<br />
der Berufs- und Erwachsenenpädagogik, (Schneider Verlag<br />
Hohengehren) Baltmannsweiler 2009, Herausgeberschaft<br />
zusammen mit Rolf Arnold und Ingeborg Schüßler (ISBN 978-3-<br />
8340-0639-4)<br />
Entgrenzung durch Standards oder Standards der Entgrenzung?<br />
Stolpersteine und Integrationschancen der Formulierung eines<br />
Kompetenzrahmens für die Ausbildung des Personals in der<br />
beruflichen Bildung im europäischen Bildungsraum. In: Arnold/<br />
Müller/Schüßler (Hg.): Grenzgänge(r) der Pädagogik. Band 63<br />
der Reihe: Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenpädagogik,<br />
Baltmannsweiler 2009, S.63-90<br />
Theorie-Praxis-Verknüpfung in der Lehrerbildung - Haltungen<br />
und Werkzeuge zur Integration von Schulpraktika in das<br />
Lehramtsstudium. In: Doris Flagmeier, Manfred Rothermund<br />
(Hg.): Mehr Praxis in der Lehrerausbildung – aber wie? Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung und Evaluation der Lehrerbildung,<br />
Leipzig (<strong>Universität</strong>sverlag) 2007, (ISBN 978-3-86583-181-8) S.<br />
32-60<br />
Das Konzept der Situativen Lernaufgaben. In: BIBB (HG):<br />
Produktionsmechaniker-Textil/ Produktionsmechanikerin-Textil,<br />
Produktveredler-Textil/ Produktveredlerin-Textil – Erläuterungen<br />
und Praxishilfen zu den Ausbildungsordnungen, Nürnberg 2006,<br />
(ISBN: 3-8214-7176-X) S.158-169<br />
Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen Fortbildung.<br />
Eine subjekt- und arbeitsprozessorientierte Konzeption für die<br />
Konstruktion situationsbezogener Prüfungsmodule am Beispiel<br />
der Textilwirtschaft, hersgg. vom BIBB-Bonn, (ISBN: 3-7639-<br />
1079-4) Bielefeld 2006, (183 S.)<br />
Erschließen durch Versprachlichen - Zur Didaktisierung von<br />
Schlüsselqualifikationen im Kontext des handlungs- und<br />
erfahrungsorientierten Lernens. In: Arnold, Rolf; Müller, Hans-<br />
Joachim (Hrsg.): Kompetenzentwicklung durch Schlüsselqualifizierung<br />
Band 20 der Reihe: Grundlagen der Berufs- und<br />
Erwachsenenbildung, hersgg. v. Prof. Dr. Rolf Arnold,<br />
139
Dr. Anita Pachner<br />
<strong>Testimonial</strong><br />
(Schneider-Verlag-Hohengehren) Baltmannsweiler, 3. Überarbeitete<br />
Auflage 2006, S.89-140<br />
Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von Dr.<br />
Anita Pachner aufgeführt. Eine komplette Veröffentlichungsliste<br />
aller Publikationen finden Sie unter www.sowi.unikl.de/Pädagogik/Mitarbeiter/Anita<br />
Pachner.<br />
Pachner, Anita: Entwicklung und Förderung von<br />
selbstgesteuertem Lernen in Blended-Learning-Umgebungen.<br />
Eine Interventionsstudie zum Vergleich von Lernstrategietraining<br />
und Lerntagebuch. München, Berlin: Waxmann 2009<br />
(von links nach rechts: Frau Gardiewski, Herr Wiegerling, Herr<br />
Dr. Müller auf der Grillparty des Fachgebietes 2010)<br />
>> Wenn ich an die Pädagogik in<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> denke, dann…erinnere ich<br />
mich an die Vernetzung von Berufs- und<br />
Erwachsenenbildung, an Rolf Arnolds<br />
Überlegungen zur interkulturellen<br />
Berufsbildung, an das erwachsenen-<br />
140
pädagogische Fernstudium, an die<br />
„Ermöglichungsdidaktik“ und den<br />
Deutungsmusteransatz und – last but not<br />
least – an systemisch-konstruktivistische<br />
Theorieansätze. Persönliche Kontakte hatte<br />
ich zu Ingeborg Schüßler und insbesondere zu<br />
Rolf Arnold. Rolf Arnold und mich verbindet<br />
nicht nur eine loyale Kollegialität, sondern<br />
auch eine 25jährige Freundschaft. Rolf hat<br />
eine Festschrift zu meinem 60. Geburtstag mit<br />
herausgegeben und wir haben mehrere<br />
Bücher und Aufsätze gemeinsam verfasst und<br />
uns mit unseren Kritikern auseinander<br />
gesetzt.<br />
Eine Zeitlang haben wir jeden<br />
Sonntagvormittag intensiv miteinander<br />
telefoniert, uns auf lesenswerte Veröffentlichungen<br />
aufmerksam gemacht, Ideen und<br />
Erfahrungen ausgetauscht, uns ermuntert<br />
und angeregt. Unsere Kommunikationsform<br />
war (und ist) „Die Verschränkung der Blicke“<br />
(so auch der Titel eines gemeinsamen<br />
Buches): Im Vorwort dieses Briefwechsels<br />
schreiben wir:<br />
„Dieser Austausch von Briefen entspricht am<br />
ehesten der freundschaftlich-kollegialen<br />
Verständigung, die wir seit mehr als zwei<br />
Jahrzehnten miteinander praktizieren. Ein<br />
Briefwechsel ist nicht nur ein dialogischer,<br />
sondern auch ein zirkulärer Prozess, eine<br />
kommunikative Suchbewegung. Briefe sind<br />
nicht ergebnisorientiert, sondern Briefe sind<br />
Anfragen, Rückfragen.“<br />
Rolf und ich haben viel miteinander und<br />
voneinander gelernt. So hat er mich auf ein<br />
Taschenbuch von Francisco Varela<br />
aufmerksam gemacht<br />
(„Kognitionswissenschaft –<br />
Kognitionstechnik“), der uns beide<br />
nachhaltig beeinflusst hat.<br />
141
Freundschaft heißt nicht nur Empathie und<br />
Konsens, sondern auch „doing differences“,<br />
also Perspektivenverschränkung. Unterschiede<br />
produktiv zur Kenntnis nehmen.<br />
In der Einleitung zur „Konstruktivistischen<br />
Erwachsenen-bildung“ stellen wir fest:<br />
„Zunächst unabhängig voneinander, dann in<br />
gemeinsamen Diskussionen sich einander<br />
annähernd und aufeinander beziehend<br />
entwickelte sich die Einsicht, dass die<br />
erkenntnistheoretischen, bildungstheoretischen<br />
und didaktischen Grundlagen der<br />
Erwachsenenbildung sich stärker mit der<br />
Konstruktivität, der Pluralität und der<br />
Eigendynamik von Lernprozessen,<br />
Lerninhalten und Lernergebnissen zu befassen<br />
haben.“<br />
Rolf Arnold gehört zu den wenigen, die die<br />
Emotionalität des Lehrens und Lernens zwar<br />
nicht entdeckt oder erfunden aber doch<br />
nachdrücklich betont und<br />
erwachsenenpädagogisch bewusst gemacht<br />
haben. Auch die Diskurse und Kontroversen<br />
innerhalb unserer Disziplin sind viel stärker<br />
emotional geprägt und gefärbt, als<br />
publizistisch der Anschein erweckt wird. Wir<br />
nehmen die Veröffentlichungen unserer<br />
KollegInnen nicht nur kognitiv und<br />
„sachlich“, sondern auch gefühlsmäßig zur<br />
Kenntnis. So freue ich mich, auch in Zukunft<br />
Neues aus der „<strong>Kaiserslautern</strong>er Anstalt“ lesen<br />
zu können.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Kurzprofile<br />
Univ.-Prof. Dr. Rolf Arnold<br />
Rolf Arnold, Professor für Pädagogik (Berufs- und<br />
Erwachsenenpädagogik), Wissenschaftlicher Direktor des<br />
Distance and Independent Studies Centres (DISC) an der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>, Sprecher des Leitungsgremiums des Virtuellen<br />
Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) und Verwaltungsvorsitzender<br />
des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE/Bonn).<br />
Weitere Lehrtätigkeiten an Hochschulen und <strong>Universität</strong>en in<br />
Bern, Heidelberg, Klagenfurt und Luzern.<br />
Dr. Waltraud Amberger<br />
Waltraud Amberger ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im<br />
Beratungsteam des Instituts für den Fernstudiengang Erwachsenenbildung<br />
zuständig. Außerdem ist sie als selbständige<br />
Beraterin tätig (Organisationsberatung, Qualitätsentwicklung,<br />
literarische und philosophische Performances).<br />
Staatsexamen für das Lehramt in Gymnasien (Deutsch und<br />
Philosophie) - Promotion in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft<br />
- Lehraufträge im Bereich Erwachsenenbildung -<br />
Dozentin für Literatur - wissenschaftliche Mitarbeiterin des<br />
Instituts für Erziehungswissenschaften der <strong>Universität</strong> Koblenz-<br />
Landau in den Projekten „Lebenslanges Lernen“ und „Integrative<br />
Qualitätsentwicklung“.<br />
Zusatzqualifikationen in den Bereichen Qualitätsmanagement,<br />
Organisationsberatung in der Weiterbildung sowie altersgerechte<br />
Personalentwicklung.<br />
Ehrenamt als Vorstands- und Gründungsmitglied der Grünstädter<br />
Kulturwerkstatt sowie Projektmanagement und Konzept der<br />
Donnersberger Literaturtage.<br />
143
Dipl.-Päd. Christian Bogner<br />
Christian Bogner unterstützt das Lehrstuhlteam am Fachgebiet<br />
Pädagogik seit Mai 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im<br />
BMBF-Projekt „RISE“ (Reuse im Software Engineering) war er<br />
bis Ende 2005 an der Konzeption einer Wissensmanagement-<br />
Plattform für Software-Entwickler beteiligt. Im Projekt „NetBi“<br />
(Netzwerk Bildungswissenschaften) begleitete er von 2006 bis<br />
2009 die Reform der Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz. Dabei<br />
wurden mediendidaktische Szenarien entwickelt, die einen<br />
angemessenen Einsatz neuer Lehr-Lern-Technoogien ermöglichen.<br />
Seit 2010 ist Christian Bogner im BMBF-Projekt „Crokodil“<br />
(Community-Ressourcen und Kompetenz-Dienste integrierende<br />
Lernumgebung) als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt und<br />
beteiligt sich an der Gestaltung einer geeigneten Lernumgebung<br />
zur Förderung selbstgesteuerten Lernens auf Basis von Web2.0-<br />
Technologien im Bereich der beruflichen Bildung.<br />
PD Dr. habil. Mikiko Eswein<br />
BA in Psychologie (Tokyo); MA in Germanistik und<br />
Erziehungswissenschaft, Promotion in Erziehungswissenschaft<br />
(Heidelberg); Habilitation für Pädagogik mit Schwerpunkt<br />
Vergleichende Berufspädagogik (<strong>Kaiserslautern</strong>).<br />
Lehrstuhlvertretungen und Gastprofessuren in Duisburg,<br />
Düsseldorf und Darmstadt; gegenwärtig Privatdozentin an der<br />
Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />
Fachgebiete: Interkulturelle Pädagogik; (Aus-) Bildungssysteme<br />
im internationalen Vergleich.<br />
Forschungsschwerpunkte: Statusdistribution und Qualifizierung<br />
im Kontext von Chancengleichheit in Japan/Deutschland;<br />
Inklusion und Exklusion in der globa-lisierten Gesellschaft.<br />
Isa-Dorothe Gardiewski M.A.<br />
Isa-Dorothe Gardiewski absolvierte ein Magisterstudium der<br />
Berufspädagogik, Arbeitswissenschaft und evangelischer<br />
Theologie an der Technischen <strong>Universität</strong> Darmstadt, später ein<br />
Aufbaustudium der Kommunikationswissenschaften.<br />
Seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Pädagogik<br />
mit dem Arbeitsschwerpunkt als Beraterin und Gutachterin<br />
im Fernstudiengang „Personal-entwicklung“. Mitarbeit im EU-<br />
Projekt „Post- and Undergraduate Studies for the Ministry of<br />
Education, Eritrea“ zur Entwicklung und Durchführung eines<br />
englisch-sprachigen Fernstudiengangs „schoolmanagement“.<br />
Sie arbeitet zudem als Kulturjournalistin crossmedia, berät in<br />
Kommunikationsprojekten und steht in theologischen Diensten<br />
für die Landeskirchen in Hessen-Nassau und Württemberg.<br />
Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Ludwigsburg und der<br />
Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.<br />
144
Dipl.-Päd. Anne John<br />
Studium der Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt<br />
Erwachsenen-bildung/Zusatzfach Sozialpädagogik und den<br />
Nebenfächern Soziologie und Psychologie an der Westfälischen<br />
Wilhelms <strong>Universität</strong> Münster. Während des Studiums Lehrtätigkeiten<br />
als Tutorin und Mitarbeit in universitären Forschungsprojekten.<br />
Zusätzlich Praktika und freie Mitarbeit in der Automobilindustrie<br />
im Bereich Wissensmanagement/betriebliche<br />
Weiterbildung. Diplomarbeit 2009 zum Thema „Transfer von<br />
Erfahrungswissen vor dem Hintergrund alternder Belegschaften“.<br />
Seit November 2009 Mitarbeiterin an der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> mit dem Arbeitsschwerpunkt Studierendenberatung/-betreuung<br />
im Fernstudiengang Erwachsenenbildung.<br />
Zudem arbeitet sie mit Methoden qualitativer<br />
Sozialforschung im Projekt AlBi (Alphabetisierung und Bildung).<br />
Außerdem Lehrtätigkeit im Bereich Erwachsenenbildung im<br />
Studiengang „integrative Sozialwissenschaften“.<br />
Dipl.-Päd. Lars Kilian<br />
Lars Kilian studierte Lehramt an Grundschulen sowie Diplom-<br />
Erziehungs-wissenschaften an der <strong>Universität</strong> Erfurt. Von 2001-<br />
2004 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der<br />
Helmut Schmidt <strong>Universität</strong> Hamburg im Bundesleitprojekt<br />
„Virtuelle Fachhochschule“. Seit 2004 ist er am Lehrstuhl für<br />
Pädagogik an der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> tätig.<br />
Hier arbeitete er in den Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />
„Reuse in Software Engineering“ (2004-2005), „Qualitätssicherung<br />
an Schulen“ (2005-2006), „Lernend Altern“ (2009-<br />
2010) sowie „Alphabetisierung und Bildung“ (seit 2010).Weitere<br />
Aufgaben waren die wissenschaftliche Begleitforschung des<br />
Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />
Medien (2008-2009) sowie der saarländischen Berufsbildungszentren<br />
(seit 2010). Während seiner Tätigkeit als Lehrkraft für<br />
besondere Aufgaben (2006-2009) wurde er 2008 mit dem<br />
Landeslehrpreis des Landes Rheinland-Pfalz als bester Hochschullehrender<br />
der Geistes- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet.<br />
Dr. Markus Lermen<br />
Markus Lermen arbeitet im Anschluss an ein Magisterstudium in<br />
Erziehungs-wissenschaft, Philosophie und Soziologie an der<br />
<strong>Universität</strong> des Saarlandes seit 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
im Fachgebiet; zunächst als Mitarbeiter in verschiedenen<br />
Projekten, dann als Lehrkraft für besondere Aufgaben und seit<br />
2006 als Mitarbeiter am Lehrstuhl. 2005 erfolgte ein Master-<br />
Abschluss in Erwachsenenbildung, 2008 die Promotion zum<br />
Thema »Digitale Medien in der Lehrerbildung«.<br />
Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Themen Allgemeine<br />
Didaktik, Benachteiligtenpädagogik, Schulentwicklung sowie<br />
Lehren und Lernen mit (digitalen) Medien. Er ist außerdem<br />
Mentor und Gutachter im Fernstudiengang »Erwachsenenbildung«<br />
und seit Dezember 2010 Geschäftsführer des DISC.<br />
Neben seinen Tätigkeiten an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> arbeitet er<br />
145
freiberuflich als Dozent in den Bereichen Erwachsenenbildung<br />
und Schulentwicklung.<br />
Virna López MSc.<br />
Virna López studierte Biologie mit den Schwerpunkten Umwelt<br />
und Wissenschaft. Sie bildete sich pädagogisch weiter und war<br />
als Dozentin an der Universidad Nacional Autónoma de<br />
Honduras (UNAH) und an der Universidad Pedagógica Nacional<br />
Francisco Morazán (UPNFM) in ihrem Heimatland Honduras<br />
tätig.<br />
Seit 2009 ist sie Doktorandin an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> mit dem<br />
Dissertationsthema „Wissensmanagement von biologischen<br />
Ansätzen“. Aufgrund ihrer interkulturellen Kompetenzen übt sie<br />
zudem eine Lehrtätigkeit im Bereich der Interkulturellen<br />
Pädagogik aus.<br />
Dr. Hans-Joachim Müller<br />
Hans-Joachim Müller studierte nach dem Besuch eines<br />
mathematisch-natur-wissenschaflichen Gymnasiums und der<br />
Wirtschaftsoberschule zunächst Wirtschaftswissenschaften (u. a.<br />
bei Eberhard Witte, Knut Borchert und Werner Kirsch) und<br />
Rechtswissenschaften (bei Karl-Heinz Below, Konrad Duden und<br />
Ekkehard Wiese) und sodann Erziehungswissenschaften (bei<br />
Elfriede Höhn, Gunter Eigler und Volker Krumm) an der<br />
<strong>Universität</strong> Mannheim. Nach beruflichen Tätigkeiten in<br />
verschiedenen Maschinenbau-Firmen, als didaktischer Leiter<br />
einer beruflichen VHS-Fortbildung und in Drittmittel-Projekten<br />
promovierte er 1979 Joachim Münch über die Didaktik der<br />
Erwachsenenbildung. Seine Forschungsschwerpunkte sind<br />
Lehrerausbildungskonzepte (Bildungsstandards, Schulpraktische<br />
Studien), die Handlungsorientierte Didaktik sowie die<br />
betriebliche Bildungsarbeit. Er ist Bundessachverständiger für<br />
Prüfungen in der beruflichen Fortbildung, Mitglied im DGfE- und<br />
EWFT-Gutachterpool „Evaluierung und Akkreditierung<br />
erziehungswissenschaftlicher Studiengänge“ und Präsidiumsmitglied<br />
im „Erziehungswissenschaftlichen Fakultätentag“ (EWFT),<br />
wo er die Arbeitsgruppe „Bildungsstandards“ leitet.<br />
Dr. Anita Pachner<br />
Anita Pachner hat in Eichstätt und Köln Diplom-Pädagogik mit<br />
dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung studiert und an der<br />
Ludwig-Maximilians-<strong>Universität</strong> in München zur Förderung und<br />
Entwicklung von Selbstlernkompetenzen bei Erwachsenen<br />
promoviert. Ihre Arbeits- und Forschungsgebiete sind<br />
lebenslanges und selbst gesteuertes Lernen, Blended Learning,<br />
empirische Bildungsforschung und interkulturelle Erwachsenenpädagogik.<br />
Sie forscht und lehrt gegenwärtig an der<br />
Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> und ist am Fachgebiet für<br />
Pädagogik, insbes. Berufs- und Erwachsenenpädagogik, verantwortlich<br />
für den Bereich Erwach-senenbildung.<br />
Dr. Thomas Prescher<br />
Thomas Prescher ist wissenschaftlicher Berater für den<br />
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Fernstudiengang Schulmanagement des Distance and<br />
Independent Studies Centres und ist Ansprechpartner für Fragen<br />
systemischen Schulmanagements und Schulentwicklung. Er hat<br />
als Diplompädagoge langjährige Erfahrungen in der Personalentwicklung<br />
als Bildungskoordinator und Trainer von Fach- und<br />
Führungskräften im Geschäftsbereich des Bundesministeriums<br />
der Verteidigung. Er promovierte nebenberuflich zum Thema<br />
Self-Monitoring von Führungskräften, um darauf abgestimmt ein<br />
werteorientiertes und strategisches Kompetenzmanagement in<br />
einem speziellen Bereich der Bundeswehr zu entwickeln und<br />
umzusetzen. Als Begleiter, Trainer und Coach ist er für viele<br />
wissenschaftlich Schreibende im In- und Ausland eine Quelle der<br />
Inspiration und ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zum Erfolg<br />
dieser Menschen geworden, indem er in seiner Tätigkeit drei<br />
Grundsätze lebt: Fokus, Hingabe und Tatkraft.<br />
Kathrin Schneider M.A.<br />
Studium der Erziehungswissenschaft mit den Nebenfächern<br />
Betriebswirtschaftslehre und Sozialpsychologie an der <strong>Universität</strong><br />
des Saarlandes (2001-2007). Studiumsbegleitende Lehr-tätigkeiten<br />
als Tutorin für quantitative Methoden und studentische<br />
Projektmitarbeiterin. Magisterarbeit zum Thema „Weisheitsbezogene<br />
Kompetenzen im schulischen Kontext“. Seit 2007<br />
wissenschaftliche Mitarbeiterin/Stipendiatin am Lehrstuhl von<br />
Prof. Dr. Arnold in folgenden Forschungsprojekten „Bildungsberatung<br />
im Dialog“ (2007-2008), „Strategien und Werkzeuge der<br />
Umsetzung von prozessorientierter Berufsbildung und handlungsorientierten<br />
Prüfungen“ (2008-2009), „Pilotprojekt II<br />
Workload“ (2008-2010) sowie der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />
des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung<br />
und Medien (2008-2009) und der saarländischen<br />
Berufsbildungszentren (seit 2010). Lehrtätigkeit in<br />
den Studiengängen „Integrative Sozialwissenschaften“ und<br />
„Bildungswissenschaften“. Derzeit in berufsbegleitender Ausbildung<br />
zur systemischen Beraterin (IFW). Darüber hinaus seit<br />
Juli 2010 als Referentin für Studium & Lehre der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />
tätig.<br />
Dipl.-Inf. Frederick Schulz<br />
Frederick Schulz ist seit Erwerb seines Diploms der Informatik –<br />
mit Schwerpunkt Lerntheorie und künstliche Intelligenz –<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Pädagogik. Zuvor<br />
war er mehrere Jahre als studentische Hilfskraft für die EDV des<br />
Fachgebiets verantwortlich. Er leitet das Projekt „LEA – Lernend<br />
Altern“ und evaluiert im Rahmen des Lehrexzellenz-Projekts<br />
„Innovative Konzepte in der Lehre mit den Studierenden als<br />
Partner“ den Einsatz neuen Prüfungsformen, speziell eKlausuren<br />
und ePortfolios, in sozialwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen.<br />
In seinem Promotionsvorhaben beschäftigt er sich mit computergestützten<br />
und auf gegenseitiger Bewertung (Peer Feedback)<br />
basierenden Assessment- und Feedbackverfahren.<br />
Dipl.-Sowi. Susanne Ulm<br />
Susanne Ulm, geboren 1981, Studium der Diplom-<br />
Sozialwissenschaften an der <strong>Universität</strong> Mannheim mit den<br />
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Schwerpunkten Sozialforschung/Arbeits- und Organisationspsychologie.<br />
Abschluss im Jahr 2009, Diplomarbeit mit dem<br />
Thema „Kommunikationsstile von Führungskräften“. Während<br />
des Studiums außer-universtäre Praktika und Nebentätigkeiten u.<br />
a. in den Bereichen Personalentwicklung, Markt- und Sozialforschung.<br />
Seit März 2010 Promotionsstipendiatin im Fachgebiet<br />
Pädagogik. Mitarbeit im Projekt „Alphabetisierung und Grundbildung“<br />
(AlBi) und Unterstützung der Lehre.<br />
Dipl.-Päd. Hans-Jürgen Wiegerling<br />
Mehrjährige Mitarbeit in leitender Funktion bei einem Träger für<br />
außerbetriebliche berufliche Bildung und berufliche Rehabilitation.<br />
Langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut für<br />
berufliche Bildung für Personen mit besonderem Förderbedarf,<br />
und zwar mit besonderer Zuständigkeit für Personalentwicklung<br />
und Weiterbildung.<br />
Dozent in der Fort- und Weiterbildung, Trainer und Berater,<br />
Lehrbeauftragter des ZFUW bzw. DISC an der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong>. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU<br />
<strong>Kaiserslautern</strong> und Lehrbeauftragter für besondere Aufgaben.<br />
Mitarbeit beim BMBF-Verbundprojekt „Bildungsberatung im<br />
Dialog“ (HU Berlin, HSU Hamburg, TU <strong>Kaiserslautern</strong>), BMBF-<br />
Projekt „Albi“ (Uni Mainz, Uni Koblenz-Landau, TU <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />
Bildungsträger aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland)<br />
und DIDAGMA-Projekt, Vernetzung der „Allgemeinen Didaktik<br />
mit der Fachdidaktik (Chemie, I&E Technik, Mathematik).<br />
Dipl.-Päd. Annick Wilke<br />
Annick Wilke studierte Diplom Erziehungswissenschaft mit<br />
Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der <strong>Universität</strong> Koblenz-<br />
Landau (2002-2008). Ab 2003 war sie wissenschaftliche<br />
Hilfskraft im Fachbereich Erziehungswissenschaften am Campus<br />
Landau. Ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema<br />
„Gesundheitsförderung als Aufgabe der Erwachsenenbildung am<br />
Beispiel der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen“. Seit<br />
Januar 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl<br />
von Prof. Dr. Arnold. Mitarbeit im EU-Projekt „Post- and<br />
Undergraduate Studies for the Ministry of Education, Eritrea“ zur<br />
Entwicklung und Durchführung eines englischsprachigen<br />
Fernstudiengangs Schulmanagement. Daneben ist sie in der<br />
Lehre in den Studiengängen „Integrative Sozialwissenschaften“<br />
und „Bildungswissenschaften“ tätig und entwickelt E-Learning-<br />
Angebote. Seit September 2010 ist sie als Mitarbeiterin im<br />
Selbstlernzentrum an der TU zuständig für die Konzeption und<br />
Organisation der „Diemersteiner Selbstlerntage“.<br />
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(von links nach rechts: Monika Klein, Virna Lopez, Markus<br />
Lermen, Thomas Prescher und Joachim Münch)<br />
Sekretariat<br />
Im Sekretariat unterstützen Monika Klein und Martina Baumgärtner<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Belangen<br />
des Fachgebiets. Im Vormittags- und Nachmittagswechsel teilen<br />
sie sich die erweiterten Sekretariats-aufgaben mit hilfreichem<br />
Organisations- und Projektmanagement.<br />
Seit März 2000 arbeitet Monika Klein im Fachgebiet Pädagogik<br />
und seit dem Jahr 2006 zusätzlich im Zentrum für Lehrerbildung<br />
(ZfL).<br />
Martina Baumgärtner gehört seit Anfang 2007 dem Fachbereich<br />
Pädagogik an und ist gleichzeitig auch im Sekretariat des<br />
Instituts für Bauphysik beschäftigt.<br />
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