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Testimonial - Universität Kaiserslautern

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Impressum<br />

Herausgeber Technische <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />

Fachbereich Sozialwissenschaften<br />

Auflage 250<br />

Fachgebiet Pädagogik<br />

Univ.-Prof. Dr. Rolf Arnold<br />

Gebäude 57<br />

67663 <strong>Kaiserslautern</strong><br />

arnold@sowi.uni-kl.de<br />

www.sowi.uni-kl.de/paedagogik<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2011<br />

ISSN: 1431-7095<br />

2


Jubiläumsschrift<br />

20 Jahre<br />

Fachgebiet Pädagogik<br />

(Berufs- und Erwachsenenpädagogik)<br />

Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2011<br />

3


Inhalt<br />

1 Geleit<br />

Grußwort<br />

Seite<br />

3<br />

Interview 7<br />

Vorwort 13<br />

Testemonial Prof. Dr. Harald Geißler (UdBw Hamburg) 14<br />

Testemonial Prof. Philipp Gonon (<strong>Universität</strong> Zürich) 16<br />

2 Das Fachgebiet<br />

Aufgaben und Ziele 19<br />

Lehrangebote 19<br />

Ausgewählte Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

2000-2010 21<br />

Press Clippings 25<br />

Testemonial Prof. Dr. Dr.h.c. E. Nuissl (DIE/ Bonn) 33<br />

3 Arbeitsgruppen im Fachgebiet<br />

AG 1 Erwachsenenbildung 37<br />

Prof. Dr. Ingeborg Schüßler: Erwachsenen-<br />

Bildung im Modus der Konstruktion 48<br />

Testemonial: Prof. Dr. Rudi Tippelt/ PD Aiga von Hippel (<strong>Universität</strong><br />

München)<br />

AG 2 Schulentwicklung 57<br />

Prof. Dr. Henning Pätzold: Von „Lernschleifen“<br />

und „Oelkers-Kommissionen“ – ein Rückblick<br />

auf zwei Jahrzehnte der Lehrerbildung in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 75<br />

Testemonial Prof. Dr. Franz Hamburger (<strong>Universität</strong> Mainz) 76<br />

AG 3 Personalentwicklung 82<br />

PD Dr. Mikiko Esswein: Neue Beschäftigungs-<br />

formen und die Berufsbildung in Japan 97<br />

AG 4 Systemische Pädagogik und internationale<br />

Kooperationen 109<br />

Testemonial Prof. Dr. Hans-Günther Rolff (<strong>Universität</strong><br />

Dortmund) 130<br />

4 Ausgewählte Publikationen<br />

Prof. Dr. Rolf Arnold 132<br />

Dr. Markus Lermen 137<br />

Dr. Hans-Jürgen Müller 138<br />

Dr. Anita Pachner 140<br />

Testemonial Prof. Dr. Horst Siebert (<strong>Universität</strong> Hannover) 140<br />

5 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – Kurzprofile 143<br />

5


1 Geleit<br />

Grußwort<br />

Das Fachgebiet Pädagogik an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> hat in den<br />

letzten 20 Jahren eindrucksvoll bewiesen, wie wichtig dieses<br />

Fachgebiet für die gesamte <strong>Universität</strong> ist.<br />

In den Segmenten Erwachsenenbildung, Schulentwicklung,<br />

Personalentwicklung und Systemische Pädagogik konnten<br />

zahlreiche Drittmittelprojekte erfolgreich durchgeführt werden.<br />

Darüber hinaus wirkt das Fachgebiet Pädagogik weit über den<br />

eigenen Fachbereich hinaus. Zu nennen sind hier insbesondere<br />

der Aufbau des bundesweiten Erfolgsmodells Zentrums für<br />

Fernstudien und Universitäre Weiterbildung (ZFUW), die Erweiterung<br />

und Internationalisierung des ZFUWs zum Distance and<br />

Independent Studies Center (DISC) und als neustes Produkt die<br />

Diemersteiner Selbstlerntage. Hier werden Studierende der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> im Bereich der Selbstlern- und Selbstführungskompetenzen<br />

gestärkt.<br />

Auch international ist das Fachgebiet Pädagogik hervorragend<br />

aufgestellt. Insbesondere Lateinamerika steht hier im Zentrum<br />

der Aktivitäten, darüber hinaus werden in Eritrea pädagogische<br />

Führungskräfte im Masterprogramm „School Development“<br />

ausgebildet.<br />

Mit all diesen Aktivitäten trägt das Fachgebiet Pädagogik zur<br />

positiven Außendarstellung der TU <strong>Kaiserslautern</strong> bei. Deshalb<br />

lassen Sie mich die Gelegenheit wahrnehmen, Herrn Prof. Dr.<br />

Arnold und seinem fachlich hervorragend aufgestelltem Team für<br />

dieses überaus erfolgreiche Engagement zu danken.<br />

Ich freue mich schon auf die nächsten 20 innovativen Jahre des<br />

Fachgebiets Pädagogik an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

6


Interview<br />

Professoren Arnold und Münch - zwei Generationen im<br />

kollegialen Gespräch<br />

Münch: Lieber Rolf, für mich ist es ein großer<br />

Glücksfall, dass ich dich heute und hier interviewen darf. Seit<br />

meiner Emeritierung vor 23 Jahren verbindet uns eine<br />

wunderbare Kollegialität und Freundschaft. Ich habe immer deine<br />

unglaubliche Produktivität bewundert, die vielen und guten<br />

Bücher, die du geschrieben hast. Da habe ich mich gefragt, `wie<br />

kann man so etwas machen? Kannst du uns dein Geheimnis<br />

verraten, wie es möglich ist, neben all den vielen anderen<br />

Verpflichtungen so wunderbare und viele Bücher zu schreiben.<br />

Gibt es einen besonderen Trick, ein besonderes Geheimnis?<br />

Arnold: Also ich denke, das ist bei mir wie bei<br />

vielen anderen auch, von denen ich das weiß: Ich denke, wenn<br />

ich schreibe. Das ist eigentlich das ganze Geheimnis. Und dann<br />

das andere, was dann noch hinzukommt, ist, dass ich eine<br />

gewisse Effektivität habe in der Organisation meines Tages. Also<br />

ich lebe nicht von morgens bis abends unterjocht und gestresst,<br />

sondern ich habe auch Zeit für angenehme Seiten des Lebens,<br />

wie du weißt. Aber ich bin ziemlich diszipliniert in Zeiträumen, die<br />

dann mir gehören, in denen ich lese, schreibe und denke.<br />

Meistens mache ich alles gleichzeitig. Ich lese, ich schreibe und<br />

ich denke. Und ich weiß von anderen Kollegen, wie zum Beispiel<br />

von dem leider jetzt schon verstorbenen großen<br />

Erwachsenenpädagogen Hans Tietgens, der hat das ganz genau<br />

so gemacht. Ich erinnere mich an eine Situation in Chemnitz auf<br />

einer Tagung vor vielen Jahren. Da haben Tietgens und ich uns<br />

unterhalten. Und ich habe ihm gesagt „Herr Tietgens, bei mir ist<br />

das so, ich denke eigentlich wenn ich schreibe“. Da erinnere ich<br />

mich noch genau, wie er gesagt hat „Machen wir das nicht alle<br />

so?“. Also von daher glaube ich, dass hier die Antwort auf Deine<br />

Frage liegt. Sicherlich kommt auch noch eine gewisse<br />

Begeisterung bei dieser Art von Dokumentation und<br />

Verschriftlichung von Gedanken hinzu. Sicherlich spielt dabei<br />

auch eine Rolle, dass ich mit dem, was ich schreibe eine<br />

Resonanz habe. Also wenn ich da vor mich hin schriebe und<br />

keiner griffe das auf, glaube ich wäre das sicherlich nicht<br />

nachhaltig für das eigene öffentliche Denken. Es ist also auch<br />

wichtig, dass wir da in einem Diskurs drin sind, den wir<br />

mitgestalten und mitprägen.<br />

Münch: Lieber Rolf, gibt es ein Buch aus deinen vielen Büchern,<br />

das dir besonders am Herzen liegt, das dir besonders viel bedeu-<br />

7


tet und von dem du glaubst, dass es auch anderen vielleicht viel<br />

bedeuten kann?<br />

Arnold: Das ist eine gute Frage. Es ist immer gerade das letzte<br />

Buch. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen. Ich habe z.B. mein<br />

neues Buch „Selbstbildung“ nur für mich geschrieben; Ich hatte<br />

gar nicht vor, ein Buch zu schreiben. Es ist immer gerade das<br />

letzte, denn das letzte Buch zeigt immer wo der Gedankenfluss<br />

angekommen ist. Ich kann natürlich jetzt referieren was ich so<br />

weiß über die Zitierhäufigkeit meiner anderen Bücher. Dann ist<br />

es so, dass dieses 1985er Buch „Deutungsmuster“ bis heute<br />

immer wieder zitiert wird. Das ist ein sehr nachhaltiges Buch und<br />

ich habe auch den Eindruck, dass die „Konstruktivistische<br />

Erwachsenenbildung“ (mit Horst Siebert) und dieses Systemik-<br />

Buch, das erste im Carl-Auer-Verlag, sehr nachhaltig rezipiert<br />

werden. Aber für mich es das dann auch schon vorbei. Das<br />

erinnert mich an Humberto Maturana, der hat das auch<br />

sinngemäß so gesagt: „In dem Moment, wo wir ein Buch fertig<br />

geschrieben haben oder einen Text, dann gehört er uns auch<br />

nicht mehr.“ Und so ähnlich geht es mir auch.<br />

Münch: Rolf, bei Übernahme des Lehrstuhls Pädagogik durch<br />

dich hatte der Lehrstuhl die Bezeichnung „Pädagogik: insbesondere<br />

Berufs- und Betriebspädagogik“. Als du dann den Lehrstuhl<br />

übernommen hast, hast du eine kleine Umakzentuierung<br />

vorgenommen, der Lehrstuhl heißt nun „Pädagogik: insbesondere<br />

Berufs- und Erwachsenenpädagogik“. Ich glaube die<br />

Erwachsenenbildung, und das kann man ja auch verfolgen an all<br />

den Projekten, die du gemacht hast, liegt dir besonders am<br />

Herzen und daraus ist meines Erachtens auch insbesondere das<br />

Fernstudienzentrum vor fast 20 Jahren entstanden, das Du<br />

gegründet und entwickelt hast, , und dieses ist ja auch ein<br />

ungeheurer Erfolg für unsere <strong>Universität</strong> geworden. Nun<br />

inzwischen stellt sich heraus, dass du dieses Konzept noch<br />

weiter führst bzw. erweiterst. Kannst du uns sagen, wie das jetzt<br />

in Zukunft aussehen wird?<br />

Arnold: Ich denke mit der Berufs- und Betriebspädagogik ist das<br />

so: Der Lehrstuhl hieß „Pädagogik, insbesondere Betriebs- und<br />

Berufspädagogik“. Dahinter war die Erwartung der Fakultät , das<br />

Betriebliche stärker zu betonen. Dabei ist denen allerdings eine<br />

Denominierung eingefallen, die auch unter systematischen<br />

Gesichtspunkten ein wenig abwegig ist, weil wenn schon, dann<br />

müsste es „Berufs- und Betriebspädagogik“ heißen, wie du richtig<br />

gesagt hat und ich denke gerade, dass die Betriebspädagogik<br />

auch eine Berufspädagogik ist. Daher könnte man sagen, diese<br />

Fokussierung auf das Betriebliche, die war eine Engführung, der<br />

wir natürlich Rechnung getragen haben, weil wir uns immer mit<br />

betrieblicher Bildungsarbeit beschäftigt haben, aber es war nicht<br />

eine weitere Präzisierung. Also auch Lehrstühle der<br />

Berufspädagogik widmen sich diesen Fragen schon so. Mit der<br />

Berufs- und Erwachsenenpädagogik ist es einfach so, dass ich<br />

ja als Diplompädagoge bereits 1979 ein Doppeldiplom in diesen<br />

beiden Spezialisierungen gemacht habe. Seitdem ist, „Berufs-<br />

und Erwachsenenpädagogik“ meine doppelte Aufmerksamkeitsrichtung.<br />

Heute würde ich meinen Akzent noch stärker in der<br />

Erwachsenenbildung sehen, weil ich ja da auch mehrere Jahre in<br />

8


der Weiterbildungspraxis gewesen bin und wir in der<br />

Erwachsenenpädagaogik auch zu den am meisten zitierten<br />

Segmenten in Deutschland gehören. Also die Erwachsenenbildung<br />

ist für mich eigentlich das, was im Vordergrund steht und<br />

das würde natürlich jetzt weit führen, wenn ich erklären sollte<br />

„warum?“ Ich will nur andeuten, wobei ich die gute Frage, was<br />

ein Erwachsener eigentlich ist, dabei ausklammere. Wesentlich<br />

ist für mich, dass man sich bereits sehr früh in der<br />

Arbeiterbewegung auf die Selbstlernfähigkeiten und die<br />

Selbstbewegung der Erwachsenen konzentriert hat. Die<br />

Erwachsenen waren die Zielgruppe der Pädagogik, die als erste<br />

auch in den Diskussionen als eine autonome Gruppe<br />

wahrgenommen wurden - bis hin zu der berühmten Frage in den<br />

1920er Jahren „Was hat ein <strong>Universität</strong>sprofessor einer Gruppe<br />

erwachsener Menschen wirklich zu sagen?“, und die Antwort war<br />

in dem Artikel: „Nichts!“ Warum? Weil er nicht aus ihrer<br />

Lebenswelt kommt, weil er ihre Fragen nicht kennt. Und dieses<br />

Denken vom Teilnehmer her, das hat sich natürlich in den letzten<br />

Jahren und Jahrzehnten als ein Paradigma entwickelt, welches<br />

generell für Bildungsfrage von Bedeutung ist: Wir müssen stärker<br />

von den Lernern ausgehen, nicht von unseren Input-<br />

Überlegungen. Da ist die Erwachsenenbildung Vorreiter. Das<br />

vielleicht mal als Hinweis darauf, woher sich diese Begeisterung<br />

und diese Widmung gegenüber diesem Gebiet herleitet.<br />

Was die <strong>Universität</strong> anbelangt, können wir nicht sagen, „Ok,<br />

wenn einer studiert hat, dann hat er ausgelernt.“ Es ist vielmehr<br />

eine Frage, wie sich die <strong>Universität</strong>en aufstellen in dem<br />

kontinuierlichen Prozess des immer wieder intervallhaften,<br />

wissenschaftlichen Lernens von Erwachsenen. Das ist eine alte<br />

Diskussion wie du weißt, die OECD nannte dies in den 1970er<br />

Jahren die „Recurrent Education“. Und das war ein Hauptmotiv<br />

für den Versuch, an der <strong>Universität</strong> die Erwachsenenbildung<br />

praktisch werden zu lassen. Und es kam noch ein weiteres<br />

Segment mit hinein, nämlich der Fernstudiengedanke. Das hat<br />

dann ein bisschen was auch zu tun damit, dass ich an der<br />

Fernuniversität Hagen habilitiert habe, aber es war auch die<br />

damalige politische Landschaft, dass man gesagt hat, „Wir<br />

wollen Fernstudien machen. Wir machen unsere universitäre<br />

Weiterbildung als Fernstudium.“ So ist dieser Link entstanden.<br />

Jetzt zu der Neuorientierung, vielleicht in wenigen Worten. Wenn<br />

man sich das jetzt anschaut, was in den letzten 20 Jahren<br />

entstanden ist, kann man sagen, wir haben an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong> ein Feld in dem etwas Unglaubliches gelingt. Da<br />

lernen erwachsene Menschen – ich übertreibe jetzt mal – ohne<br />

dass ihnen ein Professor begegnet. Es begegnen ihnen aber<br />

ganz viele Materialien von unterschiedlichen Professoren aus<br />

unterschiedlichen <strong>Universität</strong>en und siehe da, sie setzen sich<br />

damit selbstgesteuert auseinander. Natürlich mit Guidelines, die<br />

wir entwickeln, sowie mit Foren, Chatrooms etc. – gesteuert von<br />

Aufgaben, die wir ihnen stellen. Aber es ist ein selbstgesteuertes<br />

Lernen. Und da ist die Frage naheliegend, warum wir diese<br />

fortgeschrittene Form von Selbstlernen nicht auch unseren<br />

üblichen, normalen, grundständigen Studenten zugänglich<br />

machen. Das ist der Gedanke. Und dann kommt noch als<br />

weiterer Gedanke hinzu, dass wir gesagt haben, wenn unsere<br />

9


grundständigen Studierenden sich selbstgesteuert durch<br />

Lernumgebungen bewegen sollen, dann müssen wir sie darauf<br />

vorbereiten. Und deshalb ist in diesem neuen DISC-Konzept all<br />

das, was ich eben gesagt habe drin: auch die gezielte<br />

Vorbereitung unserer Studierenden in Kaiserlautern auf das<br />

Selbstmanagement sowie die Verbesserung ihrer Selbstlernfähigkeiten,<br />

um sie zu lebenslangen, kompetenten Lernern zu<br />

entwickeln. Ich finde das ist ein tolles Konzept, auf das sich diese<br />

<strong>Universität</strong> – unterstützt durch den Hochschulrat - eingelassen<br />

hat, wie ich finde.<br />

Münch: Es ist ja interessant, dass wir uns auch international<br />

relativ stark betätigt haben. Ich habe chinesische<br />

Bildungssysteme untersucht, japanische, amerikanische. Und du<br />

hast dich stark engagiert, und tust es ja noch, in Lateinamerika.<br />

Hat denn das irgendeinen Grund, dass du gerade Lateinamerika<br />

bei deinen Forschungen und Konzeptbildungen fokussiert hast?<br />

Arnold: Das liegt daran, dass ich, bevor ich Hochschullehrer<br />

wurde, wie du weißt, fünf Jahre in einer internationalen<br />

Einrichtung tätig gewesen bin, die heute den Namen „Inwent“<br />

trägt. Und in diesem Kontext habe ich natürlich auch die<br />

Notwendigkeit gehabt, mich regional zu spezialisieren und da<br />

war einfach der lateinamerikanische Kontext der, der mich am<br />

meisten fasziniert hat. Lateinamerika ist eine Welt die mir<br />

kulturell sehr zugänglich ist und die auch in der internationalen<br />

Zusammenarbeit im Bereich der beruflichen Bildung hochinteressant<br />

ist. Wir haben da mit Bildungspolitikern Konferenzen<br />

gemacht und Stipendienprogramme organisiert. Diese<br />

interkulturelle Berufspädagogik hat mich nie verlassen. Als ich<br />

Hochschullehrer wurde, bin ich dann für UNESCO und alle<br />

möglichen internationalen Einrichtungen immer wieder in diesem<br />

Segment angesprochen worden. Wir haben spannende<br />

Aufgaben übertragen bekommen, wie z.B. die Konzipierung von<br />

UNEVOC. Ich erinnere mich aber auch an die Länderstudie zur<br />

beruflichen Bildung in Chile, die wir über mehrere Wochen<br />

durchgeführt haben; da habe ich auch unglaublich viel gelernt.<br />

Der internationale Kontext, der heute ja afrikanische Länder<br />

umfasst, wie du weißt, hat mir wirklich geholfen den Blick auf das<br />

Eigene noch einmal wie neu fragwürdig werden zu lassen, und<br />

das ist ein großer Beitrag zur Stärkung dieses systemischkonstruktivistischen<br />

Konzeptes, was sich in unseren Arbeiten<br />

immer stärker in den Vordergrund geschoben hat. Also<br />

internationale Erfahrung, denke ich, sensibilisiert für solche<br />

konstruktivistischen Konzepte, die ja, starke Wurzeln in<br />

Lateinamerika haben, in Chile, wie die Namen Humberto<br />

Maturana und Francisco Varela zeigen.<br />

Münch: Wir haben vor über 10 Jahren gemeinsam ein Buch<br />

geschrieben zum Dualen System der Berufsausbildung.<br />

Inzwischen ist ja einiges geschehen insbesondere im Hochschulbereich<br />

gibt es nun plötzlich den Bachelor zum Teil mit dem<br />

Akzent praxisbezogene Ausbildung usw. Wie siehst du denn<br />

unter dem Gesichtspunkt dieser Entwicklung den Status und die<br />

künftige Entwicklung des dualen Systems? Bist du der Meinung,<br />

da wird sich eher wenig verändern wird, dass es also nur eine,<br />

10


sagen wir mal, quantitative Schrumpfung geben wird, oder<br />

passiert möglicherweise auch etwas Strukturelles? Oder muss<br />

etwas Strukturelles passieren?<br />

Arnold: Ich würde sagen, es passiert ja schon etwas<br />

Strukturelles. Die Öffentlichkeit weiß ja zum Teil gar nicht, dass<br />

sich heute schon 500.000 Jugendliche in den sogenannten<br />

Übergangssystemen befinden, während nur noch 58% in eine<br />

Duale Berufsausbildung einmünden, wie die Studie von Euler<br />

und Severing deutlich gemacht hat. Das heißt, wir können heute<br />

gar nicht mehr so über das Duale System reden, als sei das noch<br />

immer das, was wir kennen aus der Vergangenheit: Der übliche<br />

berufliche Einmündungsweg für den großen Teil von<br />

Jugendlichen, über 70 Prozent waren das ja einmal, hat sich<br />

heute in seiner Bedeutung deutlich relativiert. Ich persönlich bin<br />

ja kein Prophet. Ich glaube, die demographische Entwicklung<br />

schiebt uns noch stärker in paradoxe Entscheidungssituationen.<br />

Das heißt, die Unternehmen werden anfangen. um Köpfe zu<br />

konkurrieren, auch um Köpfe die in eine duale Ausbildung gehen<br />

sollen. Und um dort erfolgreich zu sein in diesem Wettbewerb<br />

müssen sie sich auf Konzepte einlassen, die über das Duale<br />

System hinausweisen. Das ist so eine Richtung, die ich sehe. Ich<br />

sehe, dass fortschrittliche Unternehmen die Leute nach dem<br />

Motto ansprechen „Kommt zu uns in die Ausbildung und ihr könnt<br />

studieren, oder ihr könnt Credit Points erwerben, die in eurem<br />

Studium relevant sind.“ Das ist die eine Entwicklung. Und dann<br />

denke ich, da müssen wir aber genauer hinschauen, das<br />

Übergangssystem, in dem ja auch diese vielen Jugendlichen<br />

„landen“ – das sind ja in Deutschland 10 Prozent, die wir zu gar<br />

nichts führen, weder Schulabschluss noch Bildungsabschluss –<br />

gewinnt eine neue Bedeutung, denn wir müssen uns als<br />

Gesellschaft um alle Begabungspotenziale bemühen – auch um<br />

die derer, die wir nicht „begabt“ haben. Diese Bemühung findet<br />

bereits in den Berufsgrundbildungsjahren usw., Berufsvorbereitungsjahren<br />

statt. Das, was dort geschieht, wird uns zukünftig<br />

stärker beschäftigen müssen. Wir müssen die Quote von 10<br />

Prozent „Drop-Outs“ stark herunterfahren. Langer Rede, kurzer<br />

Sinn, ich sehe das duale System stark in der Entwicklung nach<br />

zwei Richtungen hin.<br />

Ich glaube aber eines, das habe ich in der internationalen<br />

Zusammenarbeit gelernt: der stärkste Faktor, der ein Bildungssystem<br />

bestimmt, ist die kulturelle Tradition eines Landes. Das<br />

hat auch Wolf-Dietrich Greinert geschrieben wie du weißt und da<br />

kannst du auch mit Interventionen durch Entwicklungshilfe<br />

letztlich niemanden erfolgreich dazu überreden, etwas anderes<br />

zu machen. Deutschland hat einen Professionalismus, das hat<br />

mit dem Protestantismus etwas zu tun. Deutschland hat eine<br />

Berufsorientierung, die bis tief in die Identität der einzelnen<br />

Menschen hineingreift. Und darin wurzelt das Duale System. Ich<br />

würde deshalb sagen: „Was wir mit Sicherheit in Zukunft immer<br />

haben werden – aufgrund der kulturellen Einwurzelung unseres<br />

Berufsprinzips -, ist die Einbeziehung der Betriebe und zwar<br />

schwerpunktmäßig in die Qualifizierung des Nachwuchses.“<br />

.<br />

Münch: Was in anderen Ländern überhaupt nicht selbstverständlich<br />

ist. Deshalb ist auch die Einführung des dualen<br />

11


Systems in anderen Ländern in aller Regel gescheitert. Du hast<br />

dich ja sehr intensiv mit der emotionalen und sozialen<br />

Kompetenz beschäftigt, auch viel Forschung in dem<br />

Zusammenhang durchgeführt und Dich dabei natürlich auch mit<br />

der Führungskräftebildung beschäftigt. Was meinst du, was sind<br />

denn nun die herausragenden personalen Stärken einer guten<br />

Führungskraft, du bist ja selbst eine?<br />

Arnold: Also das kann ich kurz beantworten: die Selbstführungsfähigkeit.<br />

Jetzt könnte ich Dir einen langen Beitrag über<br />

dieses Wörtchen „selbst“ zumuten. Da wird ja die Moderne<br />

reflexiv, wie man so in den Diskussionen sagt. Und selbst wenn<br />

man diesen jetzt häufig in Anspruch genommenen Michel<br />

Foucault sich anschaut, der spricht von Selbsttechnologien, das<br />

heißt, die Moderne erwartet von den Menschen, dass sie ihr<br />

Schicksal selbst stärker in die Hand nehmen. Individualisierung<br />

ist so ein Schlagwort, und bei Führungskräften ist das sozusagen<br />

noch im Extremen ausgeprägt. Was die Diskussion um die<br />

emotionale Kompetenz noch zusätzlich zu fokussieren half, ist,<br />

dass zu dieser Selbststeuerungsfähigkeit auch gehört, dass man<br />

sich wie selber auch auf die Schliche kommen muss, um mit dem<br />

Gegenüber „wirklich“ in Kontakt zu kommen. Und da ist man ein<br />

Stückchen mit einem Bein in der Psychotherapieforschung. Es ist<br />

trotzdem etwas anderes.<br />

Also ich denke, Führungskräfte müssen alle Kompetenzen<br />

stärken, die sie in die Lage versetzen, immer wieder neu vom<br />

System her auf Themen hin zu spüren. Führungskräfte müssen<br />

stark sein darin, ihre eigene Gewissheit immer wieder neu in<br />

Frage zu stellen. Wir haben ja jetzt gerade einen Reader fertig<br />

gemacht, wo Otto Scharmer vom MIT in Boston auch die<br />

Ergebnisse seiner Veränderungsforschung beschrieben hat. Die<br />

MIT´ler sagen, wie auch Peter Senge, „Führungskräfte führen<br />

durch ihre ´Nichtfestgelegtheit`.“ Peter Senge schreibt: Die<br />

Führungskraft muss ihre „Voice of Judgement“, also<br />

Beurteilungssprache, die Bescheidwissersprache, in sich zum<br />

Schweigen bringen. Und das fällt, da wirst du mir zustimmten,<br />

natürlich insbesondere so gelernten und berufenen Bescheidwissern<br />

wie Professoren extrem schwer.<br />

Münch: Darf ich noch zum Schluss eine mehr persönliche Frage<br />

stellen, Rolf? Was macht dich besonders glücklich?<br />

Arnold: Die Familie. Und zwar in einem weiten Sinne: Dieses<br />

Leben in dem Gesamtzusammenhang dessen, was wir `das<br />

Leben´ nennen. Das hat auch dann Auswirkungen auf Mitarbeiter<br />

und junge Menschen, Studenten. Das macht mich glücklich.<br />

Wenn ich merke, da ist ein Flow drin.<br />

Münch: Lieber Rolf, vielen Dank für unser Gespräch.<br />

Arnold: Auch ich danke Dir für das Gespräch – für Deine<br />

Fragen.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>, 21. Dezember 2010<br />

12


Vorwort<br />

Mit der Berufung von Herrn Prof. Dr. Arnold am 15. November<br />

1990 wurde das Fachgebiet Pädagogik, insbesondere Berufs-<br />

und Erwachsenenpädagogik an der damaligen <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong> neu ausgerichtet. Insgesamt blickt die akademische<br />

Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong> auf eine 40jährige erfolgreiche<br />

Geschichte zurück.<br />

In der der vorliegenden Broschüre soll aus diesem Anlass ein<br />

kurzer Rückblick darauf gegeben werden, mit welchen Themen,<br />

Aufgaben und Arbeiten aus den Bereichen Forschung und Lehre<br />

sich das Fachgebiet in den letzten Jahren beschäftigt hat. Die<br />

ersten zehn Jahren wurden bereits in der 10-Jahres-Broschüre<br />

dokumentiert; die 20-Jahres-Broschüre greift diese Beschreibung<br />

auf und dokumentiert die Entwicklung seit dem Jahr 2000.<br />

Vieles hat sich in dieser Dekade verändert, vieles ist aber auch<br />

gleichgeblieben bzw. wiederzuerkennen. So ist eine systemischkonstruktivistische<br />

Betrachtungsweise nach wie vor ein zentrales<br />

Merkmal des Fachgebiets, auch wenn sich deren Ausgestaltung<br />

im Laufe der Zeit gewandelt hat und inzwischen der Fokus<br />

stärker auf Konzepten einer Systemischen Pädagogik liegt. Auch<br />

in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern sind neue<br />

Konzepte hinzugekommen, welche auf den Grundgedanken der<br />

vorherigen Entwicklungen aufbauen. Darüber hinaus gibt es<br />

neue Partnerschaften und Kooperationen sowie die Mitwirkung<br />

an neuen Studiengängen an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. Diese<br />

verschiedenen Entwicklungslinien sollen in der Broschüre kurz<br />

skizziert werden.<br />

Eine abschließende Betrachtung ist natürlich nicht vorgesehen,<br />

sondern lediglich ein kurzer Einblick in die bisherigen Tätigkeiten<br />

in einer Art Gesamtüberblick. Ähnlich wie bei der 10-Jahres-<br />

Broschüre 2000 wurde auch beim Zusammenstellen dieser<br />

Jubiläumsschrift deutlich, dass wirklich abgeschlossene<br />

Themenkomplexe eher die Ausnahme sind. Das Jubiläum kann<br />

dabei als Anreiz dienen, eine kritische Betrachtung und<br />

Bestandsaufnahme zu vollziehen und daraus auch Ideen und<br />

Ansatzpunkte für zukünftige Betätigungsfelder zu gewinnen. Es<br />

geht weniger um eine Archivierung des Bestehenden sondern<br />

vielmehr und vielfache Anregungen und einen professionellen<br />

Austausch.<br />

Danken möchten wir an dieser Stelle allen, die an der Erstellung<br />

dieser Broschüre mitgewirkt haben. Namentlich in erster Linie<br />

Isa-Dorothe Gardiewski und Raphael Cabrera, aber auch allen<br />

anderen Mitarbeitern des Fachgebiets. Ein Dank gilt auch allen<br />

weiteren Autoren, die mit ihren Beiträgen zum Gesamtbild dieser<br />

Broschüre beigetragen haben, ebenso wie Herrn Hubert Gerber<br />

und seinen Mitarbeitenden von der Foto/Repro/Druck-Abteilung<br />

der TU <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

13


<strong>Testimonial</strong><br />

Lieber Herr Arnold,<br />

zum 20-jährigen Jubiläum Ihres Lehrstuhls in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> möchte ich Sie ganz herzlich<br />

beglückwünschen.<br />

Ich habe all die Jahre Ihre Arbeiten und<br />

Initiativen mit großem Interesse beobachtet und<br />

immer gerne mit Ihnen zusammengearbeitet. Auf<br />

den ersten Blick mag man den Eindruck haben,<br />

dass die Schwerpunkte Ihrer Arbeit sich im Laufe<br />

der Jahre verschoben haben. Aber genau<br />

betrachtet, - und das muss heißen: evolutionär<br />

betrachtet, sind klare Entwicklungslinien zu<br />

erkennen - Entwicklungslinien, die meine größte<br />

Sympathie haben, weil sie Ausdruck einer<br />

faszinierenden Lebendigkeit und Dialogoffenheit<br />

sind.<br />

Zu Beginn der 90er Jahre hat mich Ihre Initiative<br />

begeistert, die sich in jener Zeit innovativ<br />

entwickelnde pädagogische Praxis betrieblicher<br />

Weiterbildung zu rezipieren, und zwar als Impuls<br />

für die konzeptionelle Weiterentwicklung der<br />

Didaktik der beruflichen Weiterbildung. Sie haben<br />

damit Neuland betreten, und man kann sich<br />

heute kaum noch vorstellen, dass diese Ihre<br />

Initiative seinerzeit von manchen Kolleginnen<br />

und Kollegen sowohl in der Erwachsenenbildung<br />

wie auch in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />

durchaus kritisch beobachtet wurde. Die Bedenken<br />

richteten sich darauf, dass Sie mit Ihrer Öffnung<br />

für die Praxis betrieblicher Weiterbildung das<br />

Proprium des Pädagogischen „verraten“ könnten.<br />

Dieser Kritik sind Sie mit der der Konvergenzthese<br />

pädagogischer und ökonomischer Interessen<br />

entgegengetreten. D.h. Sie haben deutlich<br />

gemacht, dass eine nicht mehr hintergehbare<br />

Folge der neuen Technologien ist, dass<br />

ökonomische Interessen nicht mehr auf der<br />

Grundlage linear-kausalen Denkens formuliert<br />

und verfolgt werden können und dass es deshalb<br />

auch nicht mehr möglich ist, Anforderungen an<br />

betriebliche Fach- und Führungskräfte linearkausal<br />

aus ökonomischen Interessen abzuleiten.<br />

14


Sie erkannten, dass die Erfindung und flächendeckende<br />

Implementation informationsverarbeitender<br />

Maschinen im Bereich der Wissenschaften<br />

einen Paradigmen-wechsel vom sogenannten<br />

linear-kausalen zum systemisch-<br />

konstruktivistischen Denken notwendig machte,<br />

und dass die im Bereich der Ökonomie und<br />

Managementwissenschaften in den 80er und 90er<br />

Jahren forcierte Entwicklung von Konzepten eines<br />

systemischen bzw. systemisch-konstruktivistischen<br />

und evolutionären Managements die traditionelle<br />

Abgrenzung zur Pädagogik und insbesondere zur<br />

beruflich/betrieblichen Weiterbildung obsolet<br />

macht. Vor allem im Zusammenhang mit Ihrer<br />

Konvergenzthese ökonomischer und<br />

pädagogischer Interessen bzw. mit Ihrer Kritik am<br />

traditionellen Entweder-oder-Denken haben Sie<br />

deutlich gemacht, dass auf der Grundlage eines<br />

systemisch-konstruktivistischen Managements<br />

nicht mehr klar auszumachen ist, ob bzw. in<br />

welchem Umfang die Vermittlung bzw. Förderung<br />

von Schlüsselqualifikationen und damit auch<br />

Persönlichkeitsentwicklung betrieblicher Fach-<br />

und Führungskräfte pädagogischen oder<br />

ökonomischen Interessen dient. – Mit dieser<br />

Argumentation haben Sie die Tür für einen<br />

fruchtbaren Dialog zwischen Pädagogik und<br />

Ökonomie, d.h. zwischen Erwachsenen- bzw.<br />

Berufsbildung und Personalentwicklung<br />

/Personalmanagement geöffnet und dazu beigetragen,<br />

dass die Pädagogik ihre traditionelle<br />

Management-„Phobie“ abbauen konnte. Ihre<br />

Aufsätze und Bücher zur „Betriebspädagogik“ und<br />

zum „Organisationslernen“ haben dabei eine<br />

wichtige „Eisbrecher“- bzw. „Türöffner“-Funktion<br />

übernommen.<br />

Ihr systemisch-konstruktivistisches Denken hat Sie<br />

in den letzten Jahren zur Begründung eines<br />

„emotionalen Konstruktivismus“ geführt, indem<br />

Sie versucht haben, Erkenntnisse und Methoden<br />

der Psychotherapie für die Erwachsenen- und<br />

Berufsbildung fruchtbar zu machen. Auch diese<br />

Initiative betrachte ich als eine wichtige<br />

Pionierleistung, die unsere Wissenschaft einen<br />

großen Schritt weiterführen wird.<br />

15


<strong>Testimonial</strong><br />

Lieber Herr Arnold, für Ihre weitere Zukunft an<br />

Ihrem Fachgebiet in <strong>Kaiserslautern</strong> wünsche ich<br />

Ihnen alles Gute, und zwar vor allem, dass Ihnen<br />

die akademische und persönliche Jugendlichkeit<br />

Ihres Pioniergeistes noch lange erhalten bleiben<br />

möge.<br />

Herzliche Grüße<br />

Ihr Harald Geißler<br />

Univ.-Prof. Dr. Harald Geißler - Helmut-Schmidt-<strong>Universität</strong><br />

Wenn ich an die Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

denke, dann fällt mir die Pädagogik als<br />

erfolgreiches „Geschäftsmodell“ ein. Rolf Arnold ist<br />

ein Entrepreneur-Pädagoge, wie es solche auch<br />

schon in früheren Zeiten gab: Viele<br />

Schulbegründer der Reformpädagogik aber auch<br />

schon Klassiker wie Basedow, Pestalozzi und<br />

andere. Leider waren diese in ökonomischer<br />

Hinsicht meistens nicht so erfolgreich.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> hingegen ist im Unterschied dazu<br />

eine Unternehmung, die nicht als Nischenprodukt<br />

erscheint, sondern ganz im Gegenteil durch eine<br />

breite Palette an Angeboten theoretischer und<br />

praxisbezogener Ausrichtung am Markt erfolgreich<br />

operiert.<br />

Mit 20 Jahren Lehrstuhl Pädagogik, insbesondere<br />

Berufs- und Erwachsenenpädagogik, verbinde ich<br />

ein bundesweit bekanntes Fernstudium, auch<br />

ehemalige Studierende aus meiner früheren<br />

Wirkstätte in Trier, die sich danach noch in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> weiterbildeten. Pädagogik, an<br />

einer technischen <strong>Universität</strong> angesiedelt, zeigt<br />

sich durch seine Vertreter und insbesondere auch<br />

durch das initiative Wirken von Rolf Arnold als<br />

inhaltlich profiliert, vielseitig und international<br />

gut vernetzt.<br />

Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für mich/ für<br />

meine Arbeit immer wieder Anregung und Arbeit.<br />

Rolf Arnold in verschriftlichter Form hat mich<br />

16


2 Das Fachgebiet<br />

Aufgaben und Ziele<br />

inhaltlich immer wieder angeregt, seltener<br />

aufgeregt, oft aktiviert. Viele gemeinsame Projekte<br />

und dies schon seit Jahren.... das prägt.<br />

Beim bisherigen Kontakt mit dem Fachgebiet ist<br />

mir am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben:<br />

Die Schnelligkeit. Durch gute Vernetzung und viel<br />

Energie lässt sich vieles in kürzester Zeit bewirken,<br />

das ist eine Botschaft aus <strong>Kaiserslautern</strong>, die die<br />

traditionelle Langsamkeit und Gemächlichkeit<br />

der Pädagogik und des Lernens konterkariert.<br />

Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />

Fachgebiet weiterhin viel Erfolg!<br />

Univ.-Prof. Dr. Philipp Gonon – <strong>Universität</strong> Zürich<br />

Das Fachgebiet Pädagogik zeichnet sich durch eine Vielzahl<br />

an Aktivitäten in den unterschiedlichsten Bereichen aus.<br />

Aufgaben und Rahmen<br />

Betrachtet man die letzten zehn Jahre, wird deutlich, dass das<br />

Fachgebiet Pädagogik vielfältige Wandlungen und Veränderungen<br />

in unterschiedlichsten Kontexten durchlaufen hat.<br />

Während einige charakteristische Merkmale gleich geblieben<br />

sind, haben sich zentrale Punkte weiterentwickelt. So haben<br />

beispielsweise bildungspolitische Entscheidungen wie die<br />

Bologna-Reform und die damit verbunden Umstrukturierungen<br />

das Bild des Fachgebiets verändert. Insbesondere die Lehrerbildung<br />

hat sich durch die Einführung des Bachelor-Master-<br />

Studiums und auch durch steigende Studierendenzahlen deutlich<br />

verändert.<br />

Die Beteiligung des Fachgebiets an der erziehungswissenschaftlichen<br />

bzw. bildungswissenschaftlichen Ausbildung von<br />

zukünftigen Lehrerinnen und Lehrern ist nach wie vor das<br />

»Kerngeschäft« der Präsenzlehre an der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. Die<br />

überwiegende Anzahl der Lehrveranstaltungen findet in diesem<br />

Bereich statt. Neu hinzugekommen ist die Beteiligung am<br />

Studiengang »Integrative Sozialwissenschaften« seit dem<br />

Wintersemester 2007/2008 (Bachelor). Inzwischen gibt es auch<br />

in diesem Studiengang die ersten Bachelor-Absolventen, der<br />

17


anschließende Masterstudiengang hat im Wintersemester<br />

2010/2011 begonnen.<br />

Auch andere Entwicklungen der Hochschule haben die Arbeiten<br />

des Fachgebiets beeinflusst. Zu nennen sind beispielsweise die<br />

Gründung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL), die Verlegung<br />

des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) an die<br />

inzwischen umbenannte Technische <strong>Universität</strong> oder die<br />

Umstrukturierung des ursprünglich vom Fachgebiet im Rahmen<br />

eines BLK-Projekts gegründeten Zentrums für Fernstudium und<br />

Weiterbildung (ZFUW) als Teil des 2010 neu gegründeten<br />

Distance and Independent Studies Center (DISC). In diesen<br />

verschiedenen Einrichtungen, welche die Ausrichtung der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> mitbestimmen, ist das Fachgebiet Pädagogik in<br />

unterschiedlicher Funktion beteiligt. Am VRCP war z.B. das<br />

Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften“ angesiedelt, welches<br />

einen Rheinland-Pfalz weiten Zusammenschluss der an der<br />

Lehrerbildung beteiligten <strong>Universität</strong>en koordinierte und so einen<br />

landesweiten Austausch von Lehrveranstaltungen und<br />

Studierenden ermöglichte.<br />

Im Fernstudienbereich sind die inzwischen als Master-<br />

Studiengänge akkreditierten Kurse Erwachsenenbildung,<br />

Personalentwicklung und Schulmanagement seit mindestens<br />

zehn Jahren im Weiterbildungsmarkt etabliert. Zusammen mit<br />

dem Zertifikatskurs »Systemic Management« haben in diesen<br />

inzwischen vom DISC organisatorisch betreuten Kursen<br />

schätzungsweise fast 3.000 Studierenden in den Lehrstuhl-<br />

Programmen einen Abschluss absolviert. Gleichzeitig besitzen<br />

die Studiengänge des Fachgebiets einen großen Anteil an den<br />

Fernstudiengängen der TU <strong>Kaiserslautern</strong>. So waren im<br />

Wintersemester 2009/2010 etwa knapp 50 Prozent der Fernstudierenden<br />

insgesamt den drei Master-Studiengängen des<br />

Fachgebiets zugeordnet.<br />

Auch im internationalen Bereich sind in den letzten Jahren<br />

verschiedene Kooperationen und Projekte erfolgt. Derzeit wird im<br />

Fachgebiet ein von der EU gefördertes Projekt in Eritrea betreut,<br />

in welchem eine englischsprachige Version des Fernstudiums<br />

„Schoolmanagement“ entwickelt wird. Auf diesem Wege sollen<br />

eritreische Fach- und Führungskräfte aus dem Bildungsbereich in<br />

Fragen der Gestaltung und des Managements von Bildungseinrichtungen<br />

ausgebildet werden. Die verschiedenen Aktivitäten<br />

in einzelnen Forschungs- und Entwicklungsprojekten werden im<br />

nachfolgenden Kapitel dargestellt.<br />

Im personellen Bereich haben sich in den letzten 10 Jahren<br />

vielfache Veränderungen ergeben. Im Vergleich zur Situation im<br />

Jahr 2000 haben Mitarbeitende des Lehrstuhls das Fachgebiet<br />

verlassen, neue sind hinzugekommen – insgesamt hat sich in<br />

dieser Zeit aber die Zahl der Wissenschaftlichen Mitarbeiter<br />

verdoppelt. Neben Herrn Prof. Arnold ist noch Herr Dr. Hans-<br />

Joachim Müller von der erste Stunde an am Fachgebiet tätig.<br />

Prof. Dr. Inge Schüßler (PH Ludwigsburg), Prof. Dr. Thomas<br />

Häcker (<strong>Universität</strong> Rostock) und Prof. Dr. Henning Pätzold (Frei<br />

Hochschule Mannheim) haben am Lehrstuhl promoviert bzw.<br />

habilitiert und sind inzwischen gewechselt. Prof. Dr. Henning<br />

18


Lehrangebote<br />

Pätzold war darüber hinaus von 2004 bis 2008 als Juniorprofessur<br />

am Fachgebiet angesiedelt.<br />

Die Arbeitsfelder des Fachgebiets<br />

Die unterschiedlichen Aktivitäten lassen sich in vier Quadranten<br />

bündeln, die das Aufgabenspektrum des Fachgebiets<br />

widerspiegeln:<br />

- Erwachsenenbildung und Weiterbildung<br />

- Schule und Unterricht (Schulentwicklung)<br />

- Personalentwicklung<br />

- Internationale Zusammenarbeit und systemische Ansätze<br />

In den einzelnen Feldern werden eigene Aus- und<br />

Weiterbildungsmaßnahmen bzw. Studiengänge konzipiert und<br />

durchgeführt, Modellversuche in der Praxis betreut und begleitet<br />

sowie zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

realisiert.<br />

Lehrangebot des Fachgebiets im Rahmen der Bildungswissenschaften<br />

Das Lehrangebot des Fachgebiets umfasst für das Lehramtstudium<br />

nach der aktuellen Bachelor-Master-Prüfungsordnung<br />

(ab WiSe 2010/2011) folgende 22 Veranstaltungen:<br />

Bachelor (alle Lehrämter)<br />

1. Modul: Sozialisation, Erziehung, Bildung<br />

Einführung in die allgemeine Pädagogik/KOMET<br />

Einführung in die Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />

(nur BBS)<br />

2. Modul: Didaktik, Medien, Kommunikation<br />

Allgemeine Didaktik (plus Visualisieren und Präsentieren)<br />

Pädagogische Interaktion aus systemisch-konstruktivistischer<br />

Sicht<br />

Führung und Intervention in pädagogischen Prozessen und<br />

Skill-Training/Systemik der Erziehung<br />

Medienpädagogik<br />

3. Modul: Diagnostik, Differenzierung, Integration<br />

19


Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten und<br />

Lernschwierigkeiten im Unterricht<br />

Heterogene Lerngruppen<br />

Interkulturelle Pädagogik/ Berufspädagogik<br />

Pädagogische Beratung/Lernberatung<br />

Master: Lehramt Gymnasiums (Gym), Berufsbildende Schule<br />

(BBS) und Realschule Plus (RS+)<br />

Bildungs- und Berufsbildungsinstitutionen (alle)<br />

Internationale Lehr-/Lerntheorien (alle)<br />

Methoden des lebendigen Lernens (alle)<br />

Handlungsorienter Unterricht (alle)<br />

Didaktik der beruflichen Bildung (nur BBS)<br />

Didaktik des E-Learning (alle)<br />

Schul- und Unterrichtsforschung (Gym, RS+)<br />

Ansätze und aktuelle Trends der Schulentwicklung (Gym, RS+)<br />

Prüfungskonzepte der beruflichen Aus- und Fortbildung (nur<br />

BBS)<br />

Kompetenzentwicklung (nur BBS)<br />

Berufs- und Arbeitswelt (nur RS+)<br />

Gewalt- und Aggressionsprävention (nur RS+)<br />

Zusätzlich zu diesen Veranstaltungen werden noch weitere<br />

Lehrveranstaltungen für Studierende älterer Prüfungsordnungen<br />

angeboten (wie z.B. die Schulpraktischen Studien). Außerdem<br />

bietet das Fachgebiet Pädagogik in Zusammenarbeit mit der IHK<br />

Ludwishafen eine studienbegleitende Ausbildung für Hörer aller<br />

Fakultäten zur Betriebspädagogik an, in welcher die<br />

Ausbildereignungsberechtigung nach dem Berufsbildungsgesetz<br />

erworben werden kann.<br />

Im aktuellen Wintersemester 2010/2011 werden vom Fachgebiet<br />

insgesamt 26 Lehrveranstaltungen zu unterschiedlichen Themen<br />

im Rahmen des Lehramtsstudiums von 15 verschiedenen<br />

Dozenten angeboten.<br />

20


Ausgewählte Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

2000-2010<br />

In diesen Bereich fallen u.a. konkrete Forschungs- und<br />

Entwicklungsprojekte, Beratung und Begleitung von<br />

Modellversuchen sowie Aspekte der Aus- und Weiterbildung, die<br />

im folgenden kurz skizziert werden sollen.<br />

- Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel<br />

- Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />

in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung<br />

von Lehrerinnen und Lehrern<br />

- Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als Instrument<br />

der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />

- Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik<br />

im Studium<br />

- Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />

- Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />

Eigenverantwortlichen Schule<br />

21


Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />

Lernkulturwandel<br />

Laufzeit: 2000-2002<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinlandpfalz<br />

Mitarbeiter: Claudia Gomez Tutor und Jutta Kammerer<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, R./ Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen –<br />

Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen. Arbeitspapier 1 des<br />

Forschungsprojektes „Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />

Professionalität und Lwernkulturwandel“ (Teilprojekt<br />

Selbstlernkompetenzen). Heft 11 der Pädagogischen Materialien der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />

Arnold, R./ Gómez Tutor, C.: Grundlinien einer Ermöglichungsdidaktik.<br />

Bildung ermöglichen – Vielfalt gestalten. Augsburg 2007.<br />

Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />

in der erziehungswissenschaftlichen<br />

Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern<br />

Laufzeit: 03/2002 bis Juni 2005<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />

Mitarbeiter: Markus Lermen, Melanie Njo<br />

Veröffentlichungen:<br />

Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten netzbasierter<br />

Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.»<br />

MedienPädagogik 21.4.2006<br />

22


Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />

Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />

Laufzeit: 01/2004 bis 12/2006<br />

Auftraggeber: Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

und Forschungsförderung (BLK)<br />

Kooperationen: <strong>Universität</strong> Augsburg, <strong>Universität</strong> Trier, TU Berlin<br />

Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Lars Kilian, Markus<br />

Lermen<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />

Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1). Heidelberg<br />

2006.<br />

Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.): Medienkompetenz<br />

(Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3). Baltmannsweiler: Schneider<br />

Verlag 2008.<br />

Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />

Fachdidaktik im Studium<br />

Laufzeit: 12/2007 bis 06/2010<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />

Kooperationen: Als Projektleitung das Zentrum für Lehrerbildung<br />

(ZfL) sowie Fachgebiete Chemie und Mathematik der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong><br />

Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher, Hans-<br />

Jürgen Wiegerling<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />

Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1). Heidelberg<br />

2006.<br />

Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.): Medienkompetenz<br />

(Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3). Baltmannsweiler: Schneider<br />

Verlag 2008.<br />

Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />

Laufzeit: 01/2007 bis 02/2010<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />

Kooperationen: Virtueller Campus Rheinland-Pfalz,<br />

<strong>Universität</strong>en Koblenz-Landau, Mainz, Trier<br />

Mitarbeiter: Prof. Dr. Henning Pätzold, Dr. Markus Lermen,<br />

Christian Bogner<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Faber, Konrad (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven.<br />

Neue Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />

Hohengehren, 2010.<br />

23


Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />

Eigenverantwortlichen Schule<br />

Laufzeit: 10/2007 bis 11/2008<br />

Auftraggeber: Thüringer Kultusministerium (TKM) und Thüringer<br />

Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />

(ThILLM)<br />

Mitarbeiter: Lars Kilian<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Kilian, Lars: „Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig<br />

tun.“ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer Instituts für<br />

Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien mit besonderer<br />

Berücksichtigung des Konzeptes der Eigenverantwortlichen Schule.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008.<br />

Abb.: Überblick über ausgewählte Projekte in grafischer Darstellung<br />

Neuerscheinung<br />

Rolf Arnold: Selbstbildung – oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />

Baltmannsweiler: Schneiderverlag 2010 (ISBN 978‐3‐8340‐0801‐5) – Preis:<br />

19.80 Euro<br />

Selbstbildung ist ein altes Thema des Nachdenkens über Erziehung und Bildung<br />

in der europäischen Geschichte. Dieses neue Buch von Rolf Arnold verdeutlicht,<br />

dass letztlich sämtliche pädagogisch erzielbaren Wirkungen sich einer<br />

Selbstbewegung des Subjektes verdanken – der Gegensatz zwischen<br />

Selbstbildung und Fremdbildung somit bei nüchterner Betrachtung bloß ein<br />

Gedanke, keine empirischen Gegebenheit ist. Jede Bildung stellt sich nämlich<br />

als eine Selbstgestaltung dar. Diese Einsicht nimmt systemtheoretische<br />

Klärungen vorweg, die die Pädagogik zu einer Abkehr von interventionistischen<br />

Paradigma auffordert, weil pädagogisches Handeln zur Veränderung nur<br />

einladen, diese aber nicht gewährleisten oder gar erzwingen kann. Dies<br />

bedeutet, dass das Konzept der Selbstbildung und nachdrücklich dazu drängt,<br />

24


Bildung nicht länger – wie gewohnt –<br />

einseitig von ihren kulturellen<br />

Beständen, Standards oder auch<br />

Anmaßungen und Zumutungen her<br />

zu denken, sondern von ihrer<br />

Subjektivität, d.h. von der Aneignung<br />

her. Die Konsequenzen einer solchen<br />

Perspektive werden in verschiedene<br />

Richtungen ausgedeutet, wie z.B.<br />

‐ der Begründung<br />

der<br />

Pädagogik als einer<br />

Lebenslauf‐ und Verände‐<br />

rungswissenschaft,<br />

‐ der Rekonstruktion<br />

der<br />

‐<br />

Bildu ng als einer Kompetenz‐ entwicklung,<br />

der Ausdeutung<br />

neuer Wege<br />

der Selbstbildung und Ver‐<br />

netzung und<br />

‐ der Fokussierung<br />

der Selbstbetroffenheit als einem Zugang zur Wissenschaft von der<br />

Bildung und Erziehung.<br />

Press<br />

Clippings<br />

INTERNATIONAOLISIERUNG UND DIE INTEGRATIVE<br />

NUTZUNG NEUEER LEHR-LERNFORMEN<br />

Der<br />

Fachbereich Sozialwissenschaften: Weiterhin<br />

Vorreiter im Fernstudien- und eLearning-Bereich<br />

Zum wiederholten Mal sind über 50% der neu<br />

immatrikulierten Fernstudierenden der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />

dem Fachbereich Sozialwissenschaften zugeordnet und<br />

über 2/3 dieser Studierenden werden inhaltlich von Ihrem<br />

Fachgebiet verantwortet. Wie erklären Sie sich diesen<br />

großen Erfolg?<br />

25


Das Fachgebiet Pädagogik ist seit meinem Start an der TU im<br />

Jahre 1990 im Bereich der Erwachsenenbildung sowie der<br />

wissenschaftlichen Weiterbildung engagiert. So gründeten wir<br />

1992 – zunächst als BLK-Projekt – das ZFUW und begannen<br />

sehr gezielt mit dem Aufbau eigener Fernstudiengänge. Heute<br />

können wir schätzungsweise bereits fast 3.000 Absolventen in<br />

den Lehrstuhl-Programmen „Erwachsenenbildung", „Personalentwicklung",<br />

„Schulentwicklung" und „Systemic Management", die<br />

vom DISC organisatorisch betreut werden, blicken. Es gibt aber<br />

auch noch einen zweiten Aspekt: Es spricht viel dafür, dass in<br />

den genannten Themenbereichen ein deutlich größerer<br />

Weiterbildungsmarkt besteht als in den technischen Gebieten –<br />

dies erklärt die ungebrochen hohe Nachfrage im Bereich der<br />

eher sozialwissenschaftlichen Fernstudiengänge. Die Mehrheit<br />

aller Fernstudierenden der TU <strong>Kaiserslautern</strong> sind<br />

Fernstudierende des Fachbereiches Sozialwissenschaften.<br />

Kann man sagen, dass das Fernstudium an der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> eine sozialwissenschaftliche Domäne ist?<br />

Nein, so weit würde ich niemals gehen, schließlich stellen wir ja<br />

bloß etwas über 60% der Fernstudierenden, aber – wie gesagt –<br />

es gibt schon diese besondere Bedeutung, welche die Nutzung<br />

neuerer Lern- und Distribuierungsformen in den Sozialwissenschaften<br />

und insbesondere in meinem Lehrgebiet „Berufs-<br />

und Erwachsenenpädagogik" spielen. Vielleicht liegt dies auch<br />

daran, dass wir uns wissenschaftlich mit „Lernen" – insbesondere<br />

dem Lernen Erwachsener – befassen, und es geht ja bei der<br />

Nutzung neuerer Lehr-Lernformen auch um eine Optimierung<br />

des Lernens im Sinne einer systematischen Kompetenzentwicklung.<br />

Wie würden Sie diese besondere Bedeutung beschreiben?<br />

Zum einen haben wir uns schon früh in zahlreichen<br />

Forschungsprojekten mit der Frage befasst, wie nachhaltiges<br />

Lernen im Erwachsenenalter gelingen kann, und wir haben<br />

schon früh – auch in unserer Beratung des BMBF im<br />

„Innovationskreis Weiterbildung" – darauf hingewiesen, dass<br />

26


Lehren in vielen Bildungseinrichtungen heute durch Formen der<br />

Lernbegleitung und Bildungsberatung ersetzt bzw. ergänzt wird,<br />

während zugleich selbstgesteuerte Lernformen an Bedeutung<br />

gewinnen. Dieser Trend wird auch die Hochschulen vor neue<br />

Herausforderungen stellen; auch sie müssen ihr Lehrprofil weiter<br />

entwickeln. Gleichzeitig eröffnen die modernen Bildungstechnologien<br />

auch neue Möglichkeiten zur Gestaltung<br />

intelligenterer Lernumgebungen, die auch für unsere<br />

Studierenden ein erfolgreicheres Studium ermöglichen. Die<br />

Trennung von Fernstudium einerseits und Präsenzstudium<br />

andererseits wird sich dabei zunehmend auflösen: Es gibt keinen<br />

wirklich guten Grund, warum wir unseren Präsenzstudierenden<br />

den Zugang zu den im Fernstudienbereich entwickelten<br />

Selbststudienmodulen verschließen sollen.<br />

Können Sie dies an einem Beispiel erläutern?<br />

Ja, wir führen seit einigen Jahren im Rahmen des Virtuellen<br />

Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) im Auftrag des<br />

Wissenschaftsministeriums das Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften"<br />

(NetBi) durch, dessen Aufgabe es ist, die<br />

bildungswissenschaftlichen Angebote der unterschiedlichen <strong>Universität</strong>en<br />

des Landes so als eLearning-Angebot aufzustellen,<br />

dass Studierende die Gelegenheit haben, gleichzeitig –<br />

sozusagen online, begleitet durch Kompaktphasen, zu denen die<br />

Studierenden an einen zentralen Standort anreisen – bei vielen<br />

unterschiedlichen Professoren des Landes zu studieren und<br />

auch die Veranstaltungen flexibler in ihren Stundenplan<br />

einzubauen. Diese curriculare Kooperation eröffnet auch für<br />

andere Fächer, die im Lande an mehreren Stellen angeboten<br />

werden (z.B. BWL, Informatik), neue Wirkungsmöglichkeiten.<br />

Aber auch und gerade für die Internationalisierung der Lehre<br />

eröffnen solche Vernetzungskonzepte unter Nutzung neuer Lehr-<br />

Lernformen grundlegende Perspektiven.<br />

Haben Sie auch dafür ein Beispiel?<br />

Ja, ich denke hierbei an unser durch die EU gefördertes Eritrea-<br />

Projekt. Hier entwickeln wir eine englischsprachige Version des<br />

Fernstudiums „Schoolmanagement", welches der Fachbereich<br />

Sozialwissenschaften entwickelt hat und über das DISC anbietet.<br />

Wir qualifizieren auf diesem Wege eritreische Fach- und<br />

Führungskräfte aus dem Bildungsbereich in Fragen der Gestaltung<br />

und des Managements von Bildungseinrichtungen. Über<br />

ähnliche Aktivitäten sind wir gerade mit anderen Ländern im<br />

Gespräch, wobei wir uns interner strategischer Partner, zu denen<br />

wir seit Jahrzehnten eine gute Kooperationsbeziehung<br />

unterhalten, bedienen.<br />

Was bedeutet dies? Um welche strategischen Partner<br />

handelt es sich? Und warum „interne" Partner, es geht doch<br />

um Internationalisierung?<br />

Es geht um international agierende Institutionen, wie z.B. die<br />

GTZ, das BMZ, aber auch InWEnt, die UNESCO, die EU oder<br />

die Weltbank. Diese Institutionen entwickeln und gestalten<br />

Bildungssystem-Partnerschaften und -Beratungen zu Regie-<br />

27


ungen, wie z.B. derzeit in Äthiopien, Saudi-Arabien, Indien oder<br />

anderen Ländern. Es kommt darauf an, dass wir als Fachbereich<br />

und als <strong>Universität</strong> bei diesen Vorhaben eine größere Rolle<br />

spielen. So war ich z.B. unlängst beteiligt an einer Debatte über<br />

die Gewerbelehrerausbildungs-Entwicklung in einem dieser<br />

Länder. Hier werden – fast möchte ich sagen: „händeringend" –<br />

gezielt deutsche <strong>Universität</strong>en gesucht, die sich über flexible<br />

Lehrangebote gleich welcher Art – ob Distance-, eLearning oder<br />

Präsenzlearning – an der Durchführung dieses Vorhabens<br />

beteiligen<br />

Eine Frage zum Abschluss: Sie sind Sprecher des<br />

Leitungsgremiums des Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz.<br />

Welche Absichten und Strategien verfolgt diese Institution?<br />

Einiges habe ich bereits angedeutet als ich das Vorhaben<br />

„Netzwerk Bildungswissenschaften" skizzierte. Für mich markiert<br />

dieses Vernetzungsvorhaben paradigmatisch einen wichtigen<br />

Schritt auf dem Weg zur Entwicklung einer offenen Hochschule<br />

Rheinland-Pfalz, d.h. der kooperativen Entwicklung von<br />

vernetzten Studienangeboten, von der die Endnutzer ein<br />

qualitatives Surplus haben. Es kommt darauf an, solche Projekte<br />

auch im Hinblick auf die postgradualen Märkte verstärkt zu<br />

entwickeln, d.h. auch rheinland-pfälzische Angebote für ein<br />

Studium neben dem Beruf und für Berufsqualifizierte bereit zu<br />

stellen. An dieser Perspektive arbeiten wir, wobei es wichtig ist<br />

zu betonen, dass Träger des VCRP alle Hochschulen des<br />

Landes Rheinland-Pfalz sind. Wir nutzen somit unsere<br />

Kaiserslauterer Vernetzungserfahrungen aus dem Fernstudien-<br />

und eLearningbereich, um die erwähnte Entwicklung zu einem<br />

offenen Hochschulraum für das Land voran zu treiben.<br />

Quelle: UNI-SPEKTRUM 1/2010 - 16.03.10<br />

„SILENT REVOLUTION“ IM BILDUNGS- UND<br />

BESCHÄFTIGUNGSSYSTEM<br />

Im Gespräch mit Prof. Dr. Rolf Arnold<br />

Auch der Entwurf des neuen rheinland-pfälzischen<br />

Hochschulgesetzes sieht eine Zulassung zum Studium für<br />

Absolventen einer beruflichen Ausbildung vor. Was ist<br />

davon zu halten?<br />

Arnold: Dies ist ein wesentlicher Schritt, um die Gleichwertigkeit<br />

von Allgemein- und Berufsbildung zu realisieren. Studierfähigkeit<br />

wird nicht mehr einfach als Ergebnis einer allgemeinen<br />

Schulbildung unterstellt, sondern neu – nämlich kompetenzbezogen<br />

– definiert. EU und OECD gehen bereits seit vielen<br />

Jahren in ihren bildungspolitischen Konzepten von einem<br />

„nüchternen Blick auf die Kompetenz“ (eine Formulierung von<br />

Dieter Lenzen) aus. International gesehen gewinnt ein<br />

bildungspolitisches Denken die Oberhand, welches auf<br />

Lernergebnisse blickt, nicht auf Lernwege<br />

28


Dahinter verbirgt sich doch eine revolutionäre Veränderung?<br />

Arnold: Ja, durchaus. Dieses Denken markiert den Beginn vom<br />

Ende des Bildungslaufbahn- bzw. Titel- und Zertifikatslernens,<br />

welches gerade unser deutsches Bildungswesen prägt, wie kein<br />

anderes. Bildungsabschlüsse determinieren Lebenschancen, und<br />

ein Abschluss, der einmal versäumt wurde, kann nur mit<br />

äußerster Mühe noch einmal nachgeholt werden –<br />

entsprechend gering sind die Zahlen, denen ein zweiter Versuch<br />

wirklich gelingt.<br />

Was ist daran schlecht?<br />

Arnold: Es geht weniger um gut oder schlecht, als vielmehr um<br />

gerecht und ungerecht, aber auch um volkswirtschaftliche Frage.<br />

Zum Problem wird die ungerechtfertigt hohe Selektivität, welche<br />

Menschen dauerhaft nicht bloß von Lebenschancen, sondern<br />

auch von anspruchsvollem Tun ausschließt. Dadurch werden<br />

Potenziale vergeudet, die der Innovationskraft sowie dem<br />

wirtschaftlichen Erfolg eines Landes zu Gute kommen könnten.<br />

So streben im OECD-Schnitt 57 Prozent der 15-Jährigen ein<br />

Hochschulstudium an, während es in Deutschland lediglich 21<br />

Prozent sind – dies zeigt die Qualifikationslücke, in die wir<br />

hineinlaufen.<br />

Möglicherweise sind das deutsche Abitur und die<br />

Studiengänge in Deutschland anspruchsvoller als in den<br />

erwähnten anderen Ländern. Benötigen wir nicht gerade als<br />

ein Land, das mit wissensintensiven Dienstleistungen auf<br />

den Weltmärkten punktet, solche anspruchsvollen und<br />

selektiven Regelungen?<br />

Arnold: So wird dann gerne argumentiert, allerdings sind diese<br />

Stimmen nach der Vorlage der ersten PISA-Untersuchungen<br />

deutlich kleinlauter geworden. Wir müssen erkennen:<br />

Deutschland gelingt es offensichtlich wesentlich schlechter, seine<br />

Begabungsreserven zu erschließen als in anderen europäischen<br />

Ländern. Und hier müssen wir rasch umschwenken, wie die<br />

Zahlen zeigen. Derzeit werden ca. 25 Prozent eines<br />

Altersjahrganges in die mittleren und höheren Führungspositionen<br />

unserer wissensintensiven Dienstleistungsgesellschaft<br />

rekrutiert. Um diese Führungspositionen auch in Zukunft adäquat<br />

besetzen zu können, müssen wir in 15 Jahren 50 Prozent aller<br />

Jugendlichen in solche Positionen „bringen“ – in einem Land, das<br />

derzeit noch 10 Prozent der Jugendlichen ohne Abschluss aus<br />

der Sekundarstufe entlässt.<br />

Was wäre dafür nötig?<br />

Arnold: Wir stehen vor der Herausforderung, unsere Lernkulturen<br />

daraufhin zu befragen, ob die Art und Weise, wie wir Lehren und<br />

Lernen organisieren, wirklich geeignet ist, Kompetenzen bei den<br />

Schülern und Schülerinnen, den Auszubildenden oder den<br />

Studierenden entstehen zu lassen. Und gleichzeitig müssen wir<br />

unsere Prüfungs- und Zulassungsentscheidungen nur auf das<br />

beziehen, was ein Mensch tatsächlich kann – egal, wo er dieses<br />

29


gelernt hat. Es geht um die „Recognition of Prior Learning“, wie<br />

die EU-Bildungspolitik dies nennt.<br />

Bedeutet dies nicht eine Auflösung oder gar Ablösung der<br />

bisherigen Praxis?<br />

Arnold: Ja, eigentlich schon. Und wir starten damit in<br />

Deutschland eher zu spät. So gibt es beispielsweise in<br />

Frankreich seit Jahren die Validation des aquis Professionelles<br />

und die Validation des aquis de l´Experience und in der Schweiz<br />

seit 2004 eine sogenannte Gleichwertigkeitsprüfung – Verfahren,<br />

in denen durch die Zertifizierung von Kompetenzen<br />

Prüfungszulassungen oder gar Titelerwerbe möglich sind, ohne<br />

z.B. die schulischen Voraussetzungen nachweisen zu müssen.<br />

Was zählt, ist – wie gesagt – die nachweisbare Kompetenz.<br />

Quelle: UNI-SPEKTRUM 3/2009 - 27.07.09<br />

INNOVATION WEITERBILDUNG –<br />

eine Option auch für die Hochschulen<br />

Seit fast zwei Jahren ist Prof. Dr. Rolf Arnold vom Fachbereich<br />

Sozialwissenschaften Mitglied des Innovationskreises<br />

Weiterbildung, der die Bundesbildungsministerin Dr. Annette<br />

Schavan in Fragen der Gestaltung und Weiterentwicklung der<br />

Weiterbildung in Deutschland berät. Das Unispectrum sprach mit<br />

Prof. Arnold.<br />

Warum „Innovation Weiterbildung“? Sind die anderen<br />

Bereiche unseres Bildungswesens, wie z.B. die<br />

30


Hochschulen und <strong>Universität</strong>en oder unsere so häufig<br />

kritisierten Schulen, nicht innovativ oder benötigen sie<br />

weniger Innovationen?<br />

Sicherlich stehen wir heute in allen Bereichen unseres<br />

Bildungswesens vor tief greifenden Veränderungen - auch in<br />

denen, die der Landes- und nicht der Bundeskompetenz<br />

unterliegen. Das Bundesministerium hat sich im Rahmen seiner<br />

Zuständigkeiten dem „Lebenslangen Lernen“ bzw. dem „Lernen<br />

im Lebenslauf“ aber auch deshalb zugewandt, weil die ständige<br />

Weiterbildung in alternden Wissensgesellschaften zugleich aus<br />

mehreren Gründen wichtig ist. Zum einen sind die Betriebe<br />

bereits heute in vielen Bereichen immer stärker darauf<br />

angewiesen, dass ihnen gerade die älteren Fachkräfte länger<br />

erhalten bleiben, da jüngere nicht mehr in dem Maße<br />

nachdrängen, in dem ältere gehen. Die rasante Entwicklung und<br />

Veralterung des Wissens tut ein Übriges: Man kann nicht mehr<br />

„auslernen“, und dies ist auch gar nicht mehr der Sinn der<br />

Erstausbildung. Die Erstausbildung hat sich in den letzten Jahren<br />

und Jahrzehnten peu a peu zu einer Art Eintrittskarte in das<br />

Beschäftigungssystem entwickelt. Die eigentliche Qualifizierung<br />

geschieht im Lebenslauf, en passant oder – wie es bisweilen<br />

weniger schön heißt – „just in time“. Diese Eintrittskartenfunktion<br />

der Erstausbildung ist von den Hochschulen noch nicht<br />

ausreichend aufgegriffen worden, die auch noch zu wenig und zu<br />

wenig kreative in die Weiterbildung investieren. Die<br />

Weiterbildung, insbesondere die Weiterbildung der<br />

Unternehmen, ist heute in vielfacher Hinsicht wegweisend.<br />

Können Sie uns dies etwas genauer erklären? Was hat sie –<br />

die Weiterbildung – was die Hochschulen und <strong>Universität</strong>en<br />

nicht (oder erst wenig) haben?<br />

Zu nennen sind da sicherlich die neuen Lehr-Lernformen sowie<br />

auch die mutigere Nutzung von eLearning sowie neuere Formen<br />

eines „Lernens am Arbeitsplatz“. Weiterbildung folgt in Europa<br />

heute einem kompetenzorientierten Ansatz, dem es immer<br />

stärker um die nüchterne Frage geht, ob ein Mensch über<br />

bestimmte Kompetenzen verfügt oder nicht – ganz unabhängig<br />

von der Frage, ob die notwendigen Abschlüsse erworben wurden<br />

oder nicht. Die Rede ist von einem „recognition of pior learning“.<br />

Wer Kompetenzen im Berufs- und Alltagsleben erworben hat, soll<br />

- z.B. bei Einstellungs- oder Zulassensentscheidungen - genau<br />

so behandelt werden, wie derjenige, der den notwendigen<br />

Ausbildungsgang durchlaufen hat: Er kann sich diese<br />

Kompetenzen zertifizieren lassen, wodurch unser Bildungs- und<br />

Berechtigungswesen neu sortiert wird, was wir ja heute bereits<br />

spüren.<br />

Was genau meint Kompetenzorientierung?<br />

Die Kompetenzorientierung entspringt dem Bemühen, deutlicher<br />

darauf zu achten, welche Kompetenzen in einem<br />

Ausbildungsabschnitt erworben werden. Man löst sich dabei von<br />

der „Intellektualistischen Illusion“, wie dies ein Kollege einmal<br />

nannte, Wissen bzw. bestimmte Inhaltsblöcke hätten per se eine<br />

31


kompetenzstiftende Funktion. Sicherlich, man benötigt ganz viel<br />

Fachwissen, um etwas zu können, aber Fachwissen allein<br />

garantiert noch nicht, ob man tatsächlich kann, was man weiß.<br />

Zur beruflichen Performance gehören auch soziale, methodische<br />

sowie emotionale Kompetenzen, und die Bildungsinstitutionen<br />

sind aufgerufen, Konzepte zu entwickeln, die helfen, die<br />

Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler sowie der<br />

Studierenden und Auszubildenden ganzheitlicher zu entwickeln –<br />

darum geht es.<br />

In den Berichten über die Arbeit des Innovationskreises<br />

Weiterbildung ist auch immer wieder von der<br />

„Bildungsberatung“ die Rede, und man kann lesen, dass<br />

diese zukünftig an Bedeutung gewinnen wird. Wie ist das zu<br />

erklären?<br />

Das Lehren und Lernen pluralisiert sich. Man erkennt, dass<br />

Menschen bereits immer schon unabhängig von Institutionen<br />

gelernt haben, Fachleute sprechen von 80% der Kompetenzen<br />

eines Erwachsenen, die so entstehen, und man setzt viel stärker<br />

auf die Selbstlernfähigkeit der Menschen. Dabei erkennt man,<br />

dass unser Bildungswesen noch in zu vielen Bereichen<br />

prägutenbergisch strukturiert ist, d.h. die Lehrveranstaltung dient<br />

der Übermittlung des Inhaltes, oft wie in den Zeiten, als es noch<br />

keine Bücher als Distribuierungsmittel gab. Heute gibt es<br />

zahlreiche andere Formen zur Distribuierung des notwendigen<br />

Inhaltes, die wir nutzen müssen. Nur so können wir die Zeit, in<br />

der Menschen mit einer Lehrperson zusammenkommen wirklich<br />

für die kompetenzmäßige Einwurzelung des neuen Wissens<br />

nutzen. Wir stehen nicht vor einer Pluralisierung der Lehr-<br />

Lernformen, sondern auch vor einer Neuverteilung der<br />

Lernzeiten im Lebenslauf. Hier ist unsere <strong>Universität</strong> übrigens<br />

bereits wirklich gut aufgestellt: Wir haben postgraduale<br />

Masterprogramme entwickelt für Menschen, die berufstätig sind<br />

und überwiegend zu Hause lernen, und wir haben in großem<br />

Stile begonnen, mit virtuellen Lehr-Lernformen zu arbeiten. An<br />

meinem Lehrstuhl entwickeln wir z.B. mit dem VCRP eine<br />

Online-Bildungswissenschaft, die den Studierenden erlaubt, bei<br />

allen rheinland-pfälzischen Hochschulen die Veranstaltungen der<br />

Bildungswissenschaftler virtuell zu besuchen. Wir vernetzen die<br />

Hochschule und schaffen so eine Art virtuelle<br />

bildungswissenschaftliche Hochschule.<br />

Und je vielfältiger die Lerngelegenheiten werden, desto<br />

wichtiger wird die Bildungsberatung?<br />

Ja, genau so ist es: Indem die Menschen selbstgesteuert lernen<br />

und ihre Kompetenzen entwickeln, benötigen sie auch Beratung.<br />

Dies ist besonders wichtig in den Bereichen, in denen es sich um<br />

bildungsferne Zielgruppen handelt. So besuchte ich z.B. kürzlich<br />

einen Lernladen in Berlin, der bestimmte Strategien entwickelt<br />

und nutzt, um türkische Frauen für die Weiterbildung<br />

anzusprechen, ihnen zu zeigen, was sie bereits können, d.h.<br />

welche Qualifikationen sie bereits erworben haben und ihnen<br />

vielfältige Beratung und Begleitung anzubieten. In den letzten<br />

Jahren ist in Deutschland ein Netzwerk lernender Regionen<br />

geschaffen worden, das oft gerade den Bildungsberatungsaspekt<br />

32


<strong>Testimonial</strong><br />

deutlich betonte: Wo Vielfalt, Vernetzung und Selbständigkeit der<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten zunehmen, nimmt auch die<br />

Notwendigkeit der Beratung zu. Wir begleiten gerade mit meinem<br />

Lehrgebiet einige Dutzend solcher Lernenden Regionen in<br />

Deutschland und haben da viele Einblicke in das Entstehen einer<br />

Kultur des Selbstgesteuerten Lernens in Deutschland erhalten.<br />

Eine solche Kultur haben wir ja auch im ZFUW bzw. DISC an<br />

unserer TU geschaffen und sind damit – auch in den Augen der<br />

Bundespolitik – durchaus Vorreiter.<br />

Vielen Dank Herr Arnold für dieses Gespräch.<br />

Quelle: UNI-SPEKTRUM 4/2007 - 22.11.07<br />

Es ist eine Technische <strong>Universität</strong>, diejenige<br />

von <strong>Kaiserslautern</strong>, und sie hat in den<br />

entsprechenden disziplinären Feldern einen<br />

guten Ruf. Umso erstaunlicher, dass sie auch<br />

im Bereich der Bildung Bedeutsames<br />

vorzuweisen hat: einen profilierten<br />

Schwerpunkt Berufs- und Allgemeinbildung<br />

33


(jawohl, beides zusammen!), in dem höchst<br />

produktiv sowohl theoretisch anspruchsvoll, als<br />

auch praktisch anschlussfähig gearbeitet<br />

wird.<br />

Das theoriebezogene Profil der<br />

Bildungswissenschaft in <strong>Kaiserslautern</strong> ist<br />

alles andere als „technisch“: Es zeichnet sich<br />

durch einen „ganzheitlichen“, einen<br />

systemischen Ansatz aus, in dem komplexe<br />

Zugriffe und verschränkte Blickweisen eine<br />

wesentliche Rolle spielen. Dies gilt sowohl für<br />

die Auffassung vom Lernen allein und vom<br />

Lehr-Lern-Prozess als auch für die<br />

wissenschaftliche Analyse und die ihnen<br />

immanenten Methoden.<br />

Wenn ich an die Pädagogik in Kaiserlautern<br />

denke, verbinde ich sie mit der Person von Rolf<br />

Arnold und einem Kreis höchst kompetenter<br />

Kolleginnen und Kollegen, die mittlerweile<br />

ihren eigenen wissenschaftlichen Weg<br />

gemacht haben wie etwa Ingeborg Schüßler<br />

(Ludwigsburg) und Henning Pätzold<br />

(Koblenz). Und mir fallen Begriffe ein, die in<br />

den letzten zwanzig Jahren immer wieder<br />

Diskurse der Berufs- und Weiterbildung<br />

angeregt haben, auf den Punkt gebracht<br />

haben und zur Reflexion nötig sind, auch<br />

wenn sie immer mal wieder etwas geschraubt<br />

daher kamen wie etwa die „Ermöglichungsdidaktik“<br />

in Anlehnung an die „Facilitation“<br />

des internationalen Diskurses. Es ist<br />

der Bildungswissenschaft in <strong>Kaiserslautern</strong> zu<br />

verdanken, dass immer wieder angemahnt ist,<br />

Lernen zu verstehen und nicht nur Fakten zu<br />

kennen. Das dem zugrunde liegende interpretative<br />

Paradigma findet sich in den<br />

unterschiedlichsten Varianten wieder: im<br />

ausgearbeiteten Deutungsmusteransatz, in<br />

der Analyse und der Interpretation von Interaktionsprotokollen,<br />

in der Anleitung von<br />

Selbstbildungs- und Managementprozessen<br />

gleichermaßen.<br />

34


Wesentliche Akzente setzte die<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>er Bildungswissenschaft für die<br />

Erwachsenen- und Weiterbildung in der<br />

Adaptation und Modifikation<br />

konstruktivistischer Ansätze von Rolf Arnold<br />

und Horst Siebert Mitte der neunziger Jahre<br />

des vorigen Jahrhunderts vorgelegt und<br />

danach immer wieder unterschiedlichen<br />

Kontexten erläutert, debattiert und<br />

beispielhaft angewandt. Dieser<br />

konstruktivistische Ansatz wurde dabei nicht<br />

nur theoretisch erörtert, sondern auch in der<br />

Form der Darstellung berücksichtigt wie etwa<br />

in der veröffentlichten<br />

Perspektivenverschränkung zwischen Horst<br />

Siebert und Rolf Arnold, einem Briefwechsel<br />

auf hohem Niveau. Folgerichtig haben sich<br />

Rolf Arnold und seine Kolleginnen und<br />

Kollegen aus <strong>Kaiserslautern</strong> auch mit den<br />

Aspekten beschäftigt, die über einen<br />

kognitiven Wissenserwerb hinausgehen – etwa<br />

der Wiederentdeckung des Emotionalen im<br />

Lehr-Lern-Prozess, der Bedeutung von Selbstreflexion<br />

in Prozessen der allgemeinen und<br />

beruflichen Bildung, der Relevanz von<br />

Interaktions- und Findungsverfahren für<br />

individuelle und kollektive Lernprozesse.<br />

Erstaunlich ist die Produktivität, die aus<br />

diesem „systemischen“ Ansatz der<br />

Bildungsbetrachtung entstanden oder<br />

überhaupt grundlegend mit ihm verbunden<br />

ist. Aufsätze, Bücher, Vorträge, Studientexte in<br />

großer Zahl und in großer Verbreitung<br />

kennzeichnen einen der aktivsten Arbeitsbereiche<br />

zur Weiterbildung in Deutschland –<br />

und darüber hinaus. Auch der immer wieder<br />

erkennbare Bezug zur internationalen<br />

Diskussion spielt dabei eine Rolle: Gedanken<br />

und Argumente der angelsächsischen und<br />

spanischen Erwachsenenbildung fließen in die<br />

Diskurse der <strong>Kaiserslautern</strong>er<br />

35


Bildungswissenschaft ein – und werden „nach<br />

außen“ wieder zurückgespiegelt. Rolf Arnold<br />

zählt nicht nur zu den anregendsten<br />

Wissenschaftlern der Weiterbildung in<br />

Deutschland, sondern auch zu den<br />

produktivsten: Er rangiert unter den „Top Ten“<br />

was die Quantität seiner schriftlichen und<br />

mündlichen Beiträge zur<br />

Erwachsenenbildung betrifft.<br />

Es bleibt mit Spannung zu erwarten, welche<br />

neuen Impulse und Akzente von<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> in der Zukunft für die Bildung<br />

Erwachsener ausgehen. Gemäß einer fast schon<br />

etablierten Tradition ist zu erwarten, dass sie<br />

richtungsweisend sind und die Entwicklung<br />

der Disziplin weiter nach vorn treiben werden.<br />

Univ.-Prof. Dr. Dr. h.c. Ekkehard Nuissl von Rein<br />

Deutsches Institut für Erwachsenenbildung<br />

Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen - Bonn<br />

36


3 Arbeitsgruppen im Fachgebiet<br />

AG 1: Erwachsenenbildung<br />

Anita Pachner –Waltraud Amberger, Anne John, Lars<br />

Kilian, Frederick Schulz, Susanne Ulm<br />

Lernen als In-Bewegung-Geraten<br />

„Lernen ist nicht allein Anpassung an äußere Erwartungen oder<br />

gar Zumutungen, es ist auch eine Entpuppungsbewegung des<br />

Individuums (aber auch einzelner Teams oder Organisationen)“<br />

(Arnold 2010: 34). Wozu sich der Schwerpunkt<br />

Erwachsenenbildung am Fachgebiet Pädagogik, insbesondere<br />

Berufs- und Erwachsenenpädagogik, über die vergangenen 20<br />

Jahre hinweg entpuppt hat, darüber soll dieser Abschnitt der<br />

vorliegenden Jubiläumsschrift Auskunft geben.<br />

So haben in die Forschungsbemühungen am Fachgebiet im<br />

Bereich Erwachsenenbildung neue Themen wie „Grundbildung“<br />

oder „Lernen im Alter“ Eingang gefunden. In der Lehre ist zur<br />

Begleitung der Lehramtsstudierenden in den Bildungswissenschaften<br />

die Betreuung der Studierenden im neuen Bachelor-<br />

und Masterstudienangebot „Integrative Sozialwissenschaften“<br />

hinzugekommen etwa in Form des Kompetenzmoduls<br />

„Erwachsenenpädagogik“. Unter den Querschnittsthemen<br />

schließlich, die alle Tätigkeiten im Schwerpunkt<br />

Erwachsenenbildung am Fachgebiet durchdringen, fand das<br />

Thema „Lernberatung“ eine weitere Stärkung durch die<br />

Einrichtung eines Beratungsteams für die Studierenden im<br />

Fernstudienangebot „Master Erwachsenenbildung“. „eLearning“<br />

und „Lernen mit neuen Medien“ haben sich weiter entwickelt in<br />

Richtung eines entgrenzten und selbstgesteuerten, die eigene<br />

Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit stärkendes Lernen.<br />

Die konstruktivistische Sicht auf die Dinge wurde ausdifferenziert<br />

durch einen systemischen Blick, internationale und interkulturelle<br />

Erwachsenenbildung weiter mit Leben gefüllt durch zahlreiche<br />

fruchtbare Kooperationen mit spanischen Hochschulen oder<br />

Projekten der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Ein weiteres Ergebnis dieses Entpuppungsprozesses ist die<br />

Etablierung eines Teams „Erwachsenenbildung“. Darin finden<br />

sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusammen, die<br />

schwerpunktmäßig Themen der Erwachsenenbildung in<br />

Forschung und/oder Lehre vertreten. Gegenwärtig sind dies Dr.<br />

Waltraud Amberger, Dipl.-Päd. Anne John, Dipl.-Päd. Lars Kilian,<br />

Dr. Anita Pachner, Dipl.-Ing. Frederick Schulz und Dipl.-Sowi.<br />

Susanne Ulm.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R. (2010). Lernen als Weg aus der Selbstlähmung. DIE<br />

Zeitschrift für Erwachsenenbildung, 18(1), 34-36.<br />

37


Forschung im Bereich Erwachsenenbildung<br />

Die Erwachsenenbildungsforschung befasst sich thematisch mit<br />

der Lernfähigkeit Erwachsener und deren fördernden und<br />

einschränkenden Bedingungen. Diese können jedoch nicht<br />

losgelöst betrachtet werden. Es müssen dabei auch<br />

Zivilisationsprozesse und Prozesse kulturellen Wandels in<br />

Zusammenhang mit Bildungs- und Lehr-/Lern-Prozessen<br />

Erwachsener gesetzt werden (vgl. Arnold, Nolda/Nuissl 2001).<br />

Am Fachgebiet ist die Forschung im Themenfeld<br />

Erwachsenenbildung fokussiert auf das selbstgesteuerte Lernen<br />

bzw. das Selbstlernen und die Selbstbildung Erwachsener, die<br />

Möglichkeiten und Grenzen von eLearning, die Lern- und<br />

Bildungsberatung sowie die Unterstützung und Förderung des<br />

Lernens von bestimmten Zielgruppen (z. B. alte Menschen,<br />

Analphabeten etc.). Im Zentrum steht dabei immer der Gedanke<br />

des lebenslangen Lernens.<br />

So befasst sich das das Forschungs- und Entwicklungsprojekt<br />

"Alphabetisierung und Bildung" (AlBi) mit der professionellen<br />

Verbesserung der Alphabetisierungs- und Grundbildungsarbeit.<br />

Ziel des Projekts ist es, in enger Verknüpfung zwischen<br />

Wissenschaft und Praxis regional verankerte und überregional<br />

vernetzte Lernangebote und Fortbildungen zu entwickeln und<br />

damit Analphabeten bzw. Menschen mit mangelnden Schreib-<br />

Lese-Kompetenzen einen besseren Zugang zu Bildung und<br />

damit eine aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu<br />

ermöglichen.<br />

Im Handlungsforschungsprojekt „Bildungsberatung im Dialog“<br />

entwickelten die Hochschulen TU <strong>Kaiserslautern</strong>, Humboldt<br />

<strong>Universität</strong> Berlin und Helmut Schmidt <strong>Universität</strong> Hamburg im<br />

Dialog mit Beratungsagenturen der Lernenden Regionen neue<br />

Ideen zu drei Themen der Bildungsberatung: Organisations- und<br />

Geschäftsmodellentwicklung, personenbezogene Beratung sowie<br />

Qualität und Qualitätssicherung.<br />

38


Die Projekte „Lernend Altern“ (LEA) und „Online Moderation als<br />

neues Lehr- und Lernkonzept für Frauen in der Weiterbildung“<br />

(OnMode) beinhalten beide die Nutzung von neuen<br />

Informationstechnologien zur Unterstützung der erwachsenen<br />

Lerner. Im Vordergrund steht das Ziel, mobilitätseingeschränkten<br />

Senioren Weiterbildung zu ermöglichen, indem gemeinsam mit<br />

der Zielgruppe eine altengerechte, benutzerfreundliche<br />

Lernumgebung mithilfe von neuen Medien entwickelt wird.<br />

Im Projekt „OnMode“ wurde ein betreutes, online-basiertes<br />

Weiterbildungsseminar konzipiert, das eine Einführung in die<br />

Thematik der netzbasierten Begleitung von Lernprozessen<br />

(Online-Moderation) zum Inhalt hat und im Rahmen von Gender-<br />

Mainstreaming auf die speziellen Bedürfnisse von Frauen als<br />

Lehrende und Lernende abgestimmt ist. Das Konzept des<br />

Seminars beruht auf einer Kombination aus Online-Lernen, das<br />

z.B. von zu Hause aus übers Internet erfolgt und in Workshops,<br />

die in <strong>Kaiserslautern</strong> in der Volkshochschule stattfinden.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R., Nolda, S./Nuissl, E. (Hrsg.) (2001). Wörterbuch<br />

Erwachsenenpädagogik. Klinkhardt: Bad Heilbrunn.<br />

Lehre aus erwachsenenpädagogischer Perspektive<br />

Erwachsenenbildung als Handlungswissenschaft<br />

Die bereits im Titel des Lehrstuhls verankerte Fokussierung<br />

„Berufs- und Erwachsenenpädagogik“ verdeutlicht die Denk- und<br />

Zielrichtung, die am Fachgebiet Pädagogik der Technischen<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> verfolgt wird. Nur erwähnt werden soll<br />

an dieser Stelle, dass die Lehre in den Präsenzstudiengängen<br />

der Bildungswissenschaften das Kerngeschäft ist. Dennoch<br />

findet Erwachsenenpädagogik auf zwei Ebenen statt: zum einen<br />

auf der Ebene der fachlichen Inhalte im Rahmen des Studiums,<br />

zum anderen als Handlungswissenschaft bei der Konzeption,<br />

Gestaltung und Durchführung der Lehre am gesamten Lehrstuhl.<br />

Die Erwachsenenbildung wirkt als angewandte Disziplin auf die<br />

Gesamtheit der formalen Lehr- und Lernprozesse von und mit<br />

Erwachsenen (vgl. Arnold 1996: 41). Als solche finden ihre<br />

Prinzipien in den Lehrveranstaltungen des Fachgebiets<br />

Pädagogik Anwendung. Zu diesen zählen die Lebensweltorientierung,<br />

das Anschlusslernen sowie die Teilnehmerorientierung.<br />

Wie werden diese Prinzipien in der Lehre umgesetzt? Die<br />

Studierenden bringen als erwachsene Lerner ihre individuellen<br />

Erfahrungen in den Lernprozess ein. Das Lernen Erwachsener<br />

geschieht „nur unter Rückgriff, Einbeziehung und Anknüpfung an<br />

diese lebensweltlichen Strukturen (Arnold 2001: 156). Im Bereich<br />

der Ausbildung von Lehramtsstudierenden scheint diese Aufgabe<br />

schnell lösbar zu sein, waren doch alle Studierenden meist direkt<br />

im Vorfeld selbst Schüler und erlebten das System und die<br />

Organisation Schule aus Lernerperspektive. Diese<br />

Gemeinsamkeit hinsichtlich der Lebensweltorientierung stellt<br />

39


zugleich auch das Problem der Ausbildung dar: Es gilt im Verlauf<br />

des Studiums der Bildungswissenschaften, genau diese erlebten<br />

und eingefahrenen Sichtweisen der Rollen, Funktionen und<br />

Aufgaben von „Schülern“ und „Lernen“ aufzuweichen. Nur durch<br />

einen Perspektivenwechsel ist der immer wieder geforderte<br />

„Wandel der Lernkultur“ (Arnold/Schüßler 1998) überhaupt in<br />

Gang zu setzen. Damit dies gelingt, sind Methoden lebendigen<br />

Lernens (vgl. Arnold/Schüßler 2002: 2010) ebenso notwendig<br />

wie ein steter und hoher Grad der Reflexion der eigenen<br />

Lernbiografie als auch der zukünftigen Erwartungen und<br />

Anforderungen an professionelles berufliches Handeln im<br />

Lehramt sowie Lernangebote, die „Erfahrungen in die Krise<br />

führen“ (Haug 1981).<br />

Die Aspekte der Lebensweltorientierung korrespondieren mit der<br />

Teilnehmerorientierung und des Anschlusslernens. Hierzu<br />

gehören Möglichkeiten der Partizipation bei der Kursplanung, der<br />

Bezug auf die soziobiografischen Bedingungen der Einzelnen<br />

und der Abbau des Status-Gefälles Dozent-Teilnehmer. Dazu<br />

müssen die Kompetenzen aller am Lehr-Lern-Prozess Beteiligten<br />

einbezogen und die Selbststeuerung der Teilnehmer didaktisch<br />

ermöglicht werden. Auch hier versucht die Lehre am Fachgebiet<br />

Pädagogik, im Rahmen der begrenzenden Möglichkeiten<br />

(Stichwort: Bologna) von vornherein entsprechende Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Die Module beinhalten konzeptionell<br />

auch die Entwicklung und Förderung von Selbstlernkompetenzen.<br />

Diese werden nicht nur situativ, sondern auch gezielt in<br />

Lehrveranstaltungen gefördert. Insbesondere konnten bei der<br />

Gestaltung von multimodalen und multimedialen Lehr-<br />

Lernangeboten (vgl. Abschnitt eLearning) am Fachgebiet in den<br />

vergangenen zehn Jahren gewinnbringende Erfahrungen<br />

gesammelt werden, die in die Weiterentwicklung von Veranstaltungskonzepten<br />

eingingen (vgl. u.a. Arnold/Lermen 2006).<br />

Zugleich fließen Ergebnisse aus der Forschungstätigkeit des<br />

Lehrstuhls in die Lehre mit ein und befruchten diese nicht nur<br />

hinsichtlich der Fachinhalte, sondern auch in Bezug auf die<br />

didaktisch-methodische Gestaltung (vgl. z.B. Arnold, Kilian u.a.<br />

2008).<br />

Die Lehre der vergangenen Dekade ist gezeichnet von einer<br />

kontinuierlichen Weiterentwicklung mit dem Ziel, die Entgrenzung<br />

des Lernens (vgl. Arnold 2004) voranzutreiben. Dieses Ziel stellt<br />

keinen Selbstzweck dar und ist keinem modischen Trend<br />

geschuldet, vielmehr entspricht die kontinuierliche Einbindung<br />

und Optimierung neuer Lehr- und Lernformen auch einer am<br />

Lehrstuhl postulierten Ermöglichungsdidaktik und zeitgemäßen<br />

Erwachsenenbildung. Diese befindet sich „zu Beginn des 21.<br />

Jahrhunderts […] auf dem Weg von einer autodidaktischen zu<br />

einer ermöglichungsdidaktisch orientierten Sichtweise“<br />

(Arnold/Pätzold 2003: 349).<br />

Erwachsenenbildung als Fachwissenschaft: Der Studiengang<br />

„Integrative Sozialwissenschaften“<br />

„Die Verschränkung der Blicke“ lautet der Titel einer<br />

Veröffentlichung von Rolf Arnold und Horst Siebert. Verbindende<br />

40


Perspektiven zu öffnen ist auch der Anspruch des seit<br />

Wintersemester 2007/08 eingerichteten Studienganges<br />

„Integrative Sozialwissenschaften“. Parallel zur Form des oben<br />

erwähnten Werkes könnte ebenso das Bestreben des Faches<br />

Integrative Sozialwissenschaften als Dialog charakterisiert<br />

werden: in Dialog treten die Disziplinen Pädagogik<br />

(Erwachsenenbildung), Psychologie, Soziologie,<br />

Politikwissenschaften, Philosophie und Empirische Sozialforschung,<br />

außerdem die Wirtschaftswissenschaften und die<br />

Volkswirtschaftslehre. Der Studiengang Integrative<br />

Sozialwissenschaft ist der erste im Fachbereich, der nicht zum<br />

Lehramt führt, d.h. der Fachbereich ist nicht mehr nur<br />

„Dienstleister“, sondern trägt die Verantwortung für einen<br />

eigenständigen Studiengang. Das bedeutet auch, dass die<br />

Veranstaltungen erstmals aus dem Kontext Schule herausgelöst<br />

sind und der Blick auf „Erwachsenenlernen“ gerichtet ist. Das<br />

Besondere an dem Studiengang ist die Kompetenz- und<br />

Berufsorientierung. Hier spielt der Lehrstuhl von Professor Dr.<br />

Rolf Arnold und dessen Ansatz der Ermöglichungsdidaktik eine<br />

bedeutende Rolle. Das Fachgebiet Pädagogik hatte an der<br />

Entwicklung des Studiums maßgeblich Anteil.<br />

Die Entwicklung des Studienganges an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> ist<br />

eine Erfolgsgeschichte: Aus anfangs 15 Studierenden sind<br />

inzwischen pro Wintersemester 100 bis 120 Erstsemester<br />

geworden. Der Lehrstuhl ist für 9% der Veranstaltungen<br />

verantwortlich (Psychologie 21%, Politikwissenschaften 25%,<br />

Soziologie 11%, Philosophie 8% und Empirische<br />

Sozialwissenschaften 11%).<br />

Die Anteile des Schwerpunktes Erwachsenenbildung spiegeln<br />

sich in den folgenden Modulthemen wieder:<br />

- Grundlagen der Erwachsenenbildung<br />

- Didaktik<br />

- Lerntheorien<br />

- pädagogische Beratung<br />

- Medienpädagogik<br />

- Berufs- und Wirtschaftspädagogik<br />

Der Studiengang befindet sich noch immer in der Aufbauphase,<br />

„Verständigungskulturen“ müssen sich diskursiv entwickeln.<br />

Ökonomie und Ethik, Entwicklungspsychologie und biografisches<br />

Lernen, Menschenbild und professionelles Handeln, Kreativität<br />

und Technik, Wirtschaftlichkeit und Qualität, Beobachtung und<br />

Deutungsmuster.<br />

Durch die Verschränkung dieser Themen zwischen den<br />

einzelnen Disziplinen eröffnen sich Möglichkeiten der<br />

interdisziplinären Reflexion über Querschnittsthemen, über<br />

unterschiedliche Zugangsweisen und Gemeinsamkeiten. Aus<br />

dem Blickwinkel der Erwachsenenbildung gibt es zahlreiche<br />

Fragestellungen, die in den Modulen interdisziplinär diskutiert<br />

werden können: Welche strategischen Konsequenzen für die<br />

Unternehmensführung ergeben sich aus einem systemischkonstruktivistischen<br />

Verständnis des Erwachsenenlernens?<br />

41


Welche Aussagen lassen sich zur ethischen Verantwortung der<br />

Verantwortlichen der Personalentwicklung machen und wie kann<br />

dies in Weiterbildungs- bzw. Organisationsentwicklungskonzepten<br />

verankert werden? Wodurch definiert sich die Grenze<br />

zwischen Beratung und Therapie? Welche Folgen haben<br />

technologischer und demografischer Wandel für die die<br />

Konzeption von Lernarrangements? Wie wirken sich aktuelle<br />

theoretische Ansätze auf die Arbeitsplatzgestaltung aus?<br />

Der integrative Studiengang ermöglicht den Studierenden durch<br />

sein Angebot unterschiedliche Dialogformen:<br />

‐ Dialog Wissenschaft – Wissenschaft, d. h. interdisziplinäre<br />

Zugangsweisen zu Themen<br />

‐ Dialog Wissenschaft – Praxis, d.h. Auseinandersetzung<br />

mit praktischen Konsequenzen der jeweiligen<br />

theoretischen Ansätze eines Fachgebietes<br />

‐ Dialog Beobachter – Beobachter, d.h. Austausch über die<br />

Paradigmata der wissenschaftlichen Disziplinen<br />

‐ Dialog Beobachter – Selbst, d.h. kritische Reflektion der<br />

Studieninhalte und eigener Standpunkte aus<br />

unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven<br />

Die Didaktik kann als „Vermittlungswissenschaft“ die Blicke<br />

verschränken helfen. Dabei geht es aktuell nicht mehr darum,<br />

Wissen zu vermitteln, sondern die unterschiedlichen<br />

Zugangsweisen der Disziplinen als Chance zu nutzen, Themen<br />

aus einem je anderen Deutungsansatz her zu betrachten.<br />

Aufgabe für die Zukunft wird es sein, dies so zu tun, dass ein<br />

dauerhafter Dialog entsteht aus dem WissenschaftlerInnen<br />

hervorgehen, die über den Tellerrand schauen und nach<br />

zukunftsfähigen Antworten suchen – eine stetige Suchbewegung<br />

in Form interdisziplinären Forschens miteinander. Integrative<br />

Sozialwissenschaften wären in diesem Sinne die interdisziplinär<br />

fundierte Verschränkung von Realitäts- und Möglichkeitssinn.<br />

Ausblick<br />

Konsequenterweise ergibt sich aus einem solcherart<br />

verstandenen integrativen Konzept die Idee weiterer<br />

interdisziplinärer Zusammenarbeit, bei der auch Fern- und<br />

Präsenzstudium verknüpft werden könnten. Strukturen,<br />

Methoden, Produkte und didaktische Arrangements könnten<br />

gemeinsam genutzt werden, um ressourcen- und teilnehmerorientierte<br />

Konzepte zu gestalten.<br />

Aus einer Verschränkung der Blicke könnten sich<br />

Synergieeffekte für Integrative Sozialwissenschaften sowie Fern-<br />

und Präsenzstudium ergeben. Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten<br />

ergeben sich aus der Art und Weise wie es gelingt, eine<br />

gemeinsame Perspektive einzunehmen und entsprechende Ziele<br />

zu formulieren.<br />

42


250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

101 120<br />

Das Fernstudienangebot „Master Erwachsenenbildung“<br />

Ein bedeutsamer Beitrag zum Studienangebot der Technischen<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> ist das postgraduale Fernstudium<br />

„Erwachsenenbildung“. Hier eine kleine Erfolgsgeschichte in<br />

Zahlen.<br />

197 207<br />

Anzahl Einschreibungen<br />

173 148<br />

197 181 179 180 182<br />

WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS WS<br />

00/0101/0202/0303/0404/0505/0606/0707/0808/0909/1010/11<br />

Anzahl<br />

Einschrei<br />

bungen<br />

In den vergangenen zehn Jahren sind die Einschreibungen ins<br />

erste Semester des Fernstudiengangs Erwachsenenbildung stark<br />

angestiegen. Die meisten Anmeldungen lagen mit 207 an der<br />

Zahl im Wintersemester 2003 vor. Danach sanken die Zahlen auf<br />

148 im WS 05/06. Seit dem Wintersemester 2006/07 haben sich<br />

die Anmeldezahlen auf ca. 180 eingependelt. Somit gibt es seit<br />

einigen Jahren im Durchschnitt ca. 80 Anmeldungen mehr als<br />

noch vor zehn Jahren. 1865 Einschreibungen gab es insgesamt<br />

vom Wintersemester 2000/01 bis zum Wintersemester 2010/11.<br />

Anzahl der Studierenden die den Masterabschluss Erwachsenenbildung<br />

erreicht haben (im Zeitraum 2000 bis 2009)<br />

Anzahl der Studierenden die den Zertifikatsabschluss Erwachsenenbildung<br />

erreicht haben (im Zeitraum 2000 bis 2005) (Da sich einige Studierende auf<br />

den Master umgeschrieben haben, gibt es Doppelungen mit der oben<br />

genannten Gesamtzahl im Masterstudium.)<br />

951<br />

264<br />

Literatur:<br />

Arnold, R. (1996). Weiterbildung : Ermöglichungsdidaktische<br />

Grundlagen. München: Vahlen.<br />

Arnold, R. (2001). Erwachsenenbildung: Eine Einführung in<br />

Grundlagen, Probleme und Perspektiven. Baltmannsweiler:<br />

Schneider-Verlag Hohengehren.<br />

Arnold, R./Schüßler, I. (1998). Wandel der Lernkulturen: Ideen und<br />

Bausteine für ein lebendiges Lernen. Darmstadt:<br />

Wissenschaftliche Buchgesellschaft.<br />

Arnold, R./Schüßler, I. (2002). Methoden des Lebendigen Lernens.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Rheinland-Pfalz.<br />

Arnold, R./Schüßler, I. (2010). Weitere Methoden des Leben-digen<br />

Lernens (4. Auflage). <strong>Kaiserslautern</strong>: Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft Rheinland-Pfalz.<br />

Haug, F. (1981). Erfahrungen in die Krise führen oder: Wozu brauchen<br />

die Lernenden die Lehrer? In: Die Wertfrage in der Erziehung.<br />

Das Argument, Sonderband 58, (S.67-77). Berlin.<br />

43


Arnold, R./Lermen, M. (2006). eLearning-Didaktik. Baltmanns-weiler:<br />

Schneider-Verlag Hohengehren.<br />

Arnold, R., Kilian, L., u.a., (Ed.[s.]) (2008). Qualitätssicherung an<br />

Schulen. Spezialisierungsthema Medienkompetenz. Baltmannsweiler:<br />

Schneider-Verlag Hohengehren.<br />

Arnold, R. (2004). Die Entgrenzung des Lernens. Vom Präsenz- über<br />

das Distance Learning zum E-Learning. Grundlagen der<br />

Weiterbildung, 15(2), 60-66.<br />

Arnold, R./Pätzold, H. (2003). Zukünftige Herausforderungen und<br />

Entwicklungstrends der Erwachsenenbildung. In R. Arnold,<br />

Berufs- und Erwachsenenpädagogik (S.341-351). Baltmannsweiler:<br />

Schneider-Verlag Hohengehren<br />

Querschnittsthemen<br />

eLearning: Entgrenzen und Ermöglichen<br />

Wenn Arnold provozierend die Abschaffung der Vorlesungen<br />

fordert, dann vor allem, weil sie nicht leisten, was sie<br />

versprechen (vgl. Arnold 2010). "Vorgutenbergisch" nennt Arnold<br />

diese Form der Kommunikation und vergleicht sie mit der<br />

kirchlichen Predigt von der Kanzel oder dem Geschichtenerzählen<br />

am neandertalischen Lagerfeuer. In der Tat war der<br />

Gutenbergsche Buchdruck ein extrem wichtiger Schritt bei der<br />

Senkung der Transaktionskosten für die Informationsvermittlung.<br />

Oft verglichen mit dem Buchdruck – und aus dieser Perspektive<br />

zu recht – wird das Internet. Seine ubiquitäre Präsenz und<br />

Nutzung hat die Transaktionskosten für Informationsübertragung<br />

immens gesenkt. Dank Breitbandanschlüssen, Google Books<br />

und Springer-Link lebt der heutige Lerner in einer<br />

Überflussgesellschaft der Informationen. Die Information ist nicht<br />

mehr an Orte/Vorlesungen gebunden, man muss sie zwar noch<br />

suchen, aber nicht mehr aufsuchen.<br />

Bill Gates schwärmt davon, endlich viele mittelmäßige durch<br />

wenige sehr gute, global erreichbare Lernangebote zu ersetzen<br />

(vgl. Gates 2010); das Fachgebiet Pädagogik macht das in<br />

Rheinland-Pfalz vor: Im Netzwerk Bildungswissenschaften<br />

44


(Projekt NetBi) besuchen Landauer Lehramtsstudenten<br />

Vorlesungen von Professor Dr. Rolf Arnold, dafür nutzen<br />

Kaiserslauterer Studenten etwa ein Angebot aus Mainz. Auch im<br />

Studiengang Integrative Sozialwissenschaften ist eLearning nicht<br />

mehr wegzudenken. Alle Vorlesungen und viele weitere<br />

Veranstaltungen werden durch eine Onlinekomponente<br />

bereichert und so – zumindest teilweise – entgrenzt und flexibler<br />

nutzbar gemacht. Innovative Konzepte, die selbstgesteuertes<br />

Lernen und neue Formen des lernprozessbegleitenden<br />

Assessment kombinieren, ergänzen die klassischen<br />

Seminarangebote (vgl. Bogner 2009).<br />

Warum gibt es dann überhaupt noch Präsenzlehre? Alles nur<br />

Reaktionismus und stures Beharren? Oder ist die Vision der<br />

entgrenzten Bildung einfach zu schön, um wahr zu sein?<br />

Sicher: Die Entkoppelung vom Lehrort baut Zugangsschwellen<br />

ab. Bildung ist global verfügbar. Der Lehrstuhl demonstriert das<br />

mit seinen Kooperationen, beispielsweise in Kolumbien und<br />

Eritrea. Auf der anderen Seite entstehen ganz neue<br />

Zugangsschwellen, die zunächst nicht ganz so augenfällig sind.<br />

Zum Einen – hier kommt Gutenberg wieder ins Spiel – wandelt<br />

sich in vielen eLearningangeboten das Kommunikationsmedium<br />

von der Sprache zur Schrift: eMails ersetzen Wortmeldungen und<br />

Postings Redebeiträge. Doch nicht jeder lernt gleich ergiebig aus<br />

Textmaterial wie aus einem Gespräch. Auch die stark reduzierten<br />

Signalwege sind in Betracht zu ziehen: Texte lassen<br />

zwangsläufig para- und nonverbale Kommunikationselemente<br />

außen vor (vgl. Döring 1997). Zum Anderen: Kann man denn<br />

einfach so voraussetzen, dass der Umgang mit der Technologie<br />

beherrscht wird? eLearning erfordert umfangreiche Fertigkeiten,<br />

häufig unter dem Begriff „computer literacy” zusammengefasst<br />

(Naumann/Richter 1999). Diese Vorraussetzung baut großen<br />

Teilen der Bevölkerung Hindernisse auf und verhindert die<br />

Weiterbildungsteilnahme. Dieses Problem nennt sich „Digitale<br />

Spaltung” und führt zu einer aktiven Ausgrenzung von<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten. Alan Cooper behauptet sogar:<br />

„computer literacy becomes a euphemism for social and<br />

economic apartheid” (Cooper 2002).<br />

Auch auf der Seite der Anbieter wachsen die Voraussetzungen:<br />

„Content” will produziert werden, Learning-Management-Systeme<br />

wollen bedient und administriert werden.<br />

Im Umfeld der universitären Lehre und beruflichen Bildung<br />

spielen diese Herausforderungen eine geringere Rolle, und so ist<br />

eLearning aus diesen Bereichen nicht mehr wegzudenken. In<br />

seinen Forschungsprojekten widmet sich das Fachgebiet aber<br />

auch anderen Bildungsbereichen. Zwei Beispiele seien hier<br />

genannt: Das Projekt AlBi vernetzt und verbessert<br />

länderübergreifend Angebote zur Alphabetisierung und<br />

Grundbildung als Vorraussetzungen der Teilnahme am<br />

gesellschaftlichen Leben allgemein und jeglicher weiterer Bildung<br />

im speziellen. Näher am eLearning bewegt sich das Projekt LEA<br />

– Lernend Altern. Es hat als Ziel, mobilitätseingeschränkten<br />

Senioren Bildungsangebote zu machen, die möglichst wenig<br />

Zugangsbarrieren aufbauen.<br />

45


Die Senioren als der Teil der Gesellschaft, der durch die oben<br />

angesprochenen Barrieren besonders stark getroffen wird, hat<br />

ohnehin eine defizitäre Bildungsbeteiligung: Tendenziell<br />

schlechter mobil – und deshalb von ortsgebundenen Angeboten<br />

ausgegrenzt – stehen sie auch auf der falschen Seite der<br />

digitalen Spaltung (der Anteil der Computernutzer unter den<br />

Senioren liegt unter 50%, Statistisches Bundesamt 2010), was<br />

sie auch von den örtlich entgrenzten eLearningangeboten<br />

ausschließt.<br />

LEA versucht, einen in allen Dimensionen (Ort, Zeit und Technik)<br />

einfachen Zugang zu Bildungsangeboten zu schaffen.<br />

Zusammen mit dem Fraunhofer IESE wurde eine Lernumgebung<br />

realisiert, die drei Grundfunktionen bietet, mit denen sich – in<br />

didaktischer wie inhaltlicher Sicht – unterschiedliche Kurse<br />

anbieten lassen. Konsequent wurde bei der Gestaltung der<br />

Funktionen und der Benutzeroberfläche auf einfache Bedienung<br />

Wert gelegt; sie sollen soweit wie möglich selbsterklärend sein:<br />

Werkzeuge zur sprachbasierten synchronen und asynchronen<br />

Kommunikation und zum eigenverantwortlichen Lernen schaffen<br />

eine Umgebung, in der es möglich ist, eine breite Spanne an<br />

Kurskonzepten vom Frontalunterricht mit Hausaufgaben bis hin<br />

zum Selbstlernmodul mit Beratungsterminen statt eines<br />

Unterrichtstermins, abzubilden.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R. (2010). Das Ende der Präsenzuniversität. Frankfurter<br />

Allgemeine Zeitung, 08. Juni 2010.<br />

Gates, B. (2010). 2010 Annual Letter from Bill Gates. In Bill and<br />

Melinda Gates Foundation (S. 12)<br />

Döring, N. (1997). Kommunikation im Internet. Neun theoretische<br />

Ansätze. In Batinic, B., Internet für Psychologen (S. 267-298).<br />

Göttingen: Verlag für Psychologie.<br />

Naumann, J./Richter, T. (1999). Diagnose von Computer Literacy. In W.<br />

Frindte, T. Köhler, P. Marquet/E. Nissen (Hrsg.), IN-TELE 99<br />

Konferenzbericht (S. 295–302). (Internet Communi-cation Vol.<br />

3).<br />

Cooper, A. (2002). The Inmates are Running the Asylum (S. 38)<br />

Statistisches Bundesamt (2010). Statistisches Jahrbuch 2010 (S. 116)<br />

Bogner, C. (2009). Lernen ohne Aufsicht. Zeitschrift für E-Learning H.<br />

01/2009, 8-22.<br />

Lernberatung in der Erwachsenenbildung<br />

Mit dem Wandel der Lernkulturen (Arnold/Schüßler 1998)<br />

gewinnt auch die Beratung in der Erwachsenenbildung an<br />

Bedeutung. In der Wissenschaft der Erwachsenenpädagogik ist<br />

die „Akzentverschiebung von der Lehre zur Lernberatung“<br />

(Siebert 2001: 20) ein vielfach diskutiertes Thema. Die Betonung<br />

der Beraterrolle hängt eng zusammen mit den erwachsenenpädagogischen<br />

Diskursen (lebenslanges Lernen, Konstruktivismus,<br />

selbstgesteuertes Lernen) der letzten Jahre (vgl. Pätzold<br />

2004: 2).<br />

Auch in der Praxis hat sich Beratung in den vergangenen Jahren<br />

als wichtiges Element von Lerninfrastrukturen etabliert. Diesem<br />

Wandel trägt das seit November 2009 im Fachbereich für<br />

46


Pädagogik eingesetzte Beratungsteam Rechnung. Im<br />

Beratungsteam wirken mit: Dr. Waltraud Amberger und Anne<br />

John (Fernstudium Erwachsenenbildung), Isa-Dorothe<br />

Gardiewski (Fernstudium Personalentwicklung), Dr. Thomas<br />

Prescher (Fernstudium Schulmanagement).<br />

Im Fernstudium Erwachsenenbildung hat Beratung eine große<br />

Bedeutung. Die Studierenden kommen aus den<br />

unterschiedlichsten beruflichen Handlungsfeldern und sind nicht<br />

immer vertraut mit wissenschaftlichem Arbeiten in den<br />

Sozialwissenschaften. Auch gibt es aufgrund der großen<br />

Distanzen kaum „Face to Face“-Kontakte, was auch<br />

Auswirkungen auf die Form der Beratung hat, die hauptsächlich<br />

über Telefon oder E-Mail-Kontakt stattfindet. Dazu bedarf es<br />

spezifischer Konzepte.<br />

Die Beratungsleistungen erstrecken sich auf strukturierte Formen<br />

wie Orientierungs-, Planungs- und Entscheidungshilfen aber<br />

auch auf die Prozessbegleitung beim Erstellen der Masterarbeit.<br />

Von vornherein wurde Wert darauf gelegt, ein gemeinsames<br />

Konzept für die drei Fernstudiengänge Erwachsenenbildung,<br />

Personalentwicklung und Schulmanagement zu entwickeln. Ziel<br />

bei der Gestaltung dieses Konzeptes war es, individuelle<br />

Beratung zu ermöglichen, die die Selbststeuerung und<br />

Eigenverantwortung der Studierenden unterstützt und fördert. Die<br />

Bedingungen des Fernstudiums erfordern eine prozessorientierte<br />

Abstimmung aller Akteure. Die Studierenden sind in der Regel<br />

berufstätig und müssen das Studium sowohl auf ihr Privatleben<br />

als auch auf den Arbeitsalltag abstimmen.<br />

Demzufolge sind die Beratungsleistungen strukturell in den<br />

Studienablauf integriert und sollen diesen begleiten und unterstützen.<br />

Die Studierenden haben Ansprechpartner, mit denen die<br />

sie mit Blick auf ihre Masterarbeit jederzeit in Kontakt treten<br />

können. Als gelungen wäre ein Beratungsprozess zu definieren,<br />

der die Studierenden motiviert und in die Lage versetzt, alle<br />

Entscheidungen im Rahmen der Erstellung der Masterarbeit<br />

effektiv und zielsicher treffen zu können.<br />

Beratung beinhaltet demgemäß die Begleitung der Masterarbeit<br />

von der ersten Idee bis zur Abgabe: die Suche nach einem<br />

Thema, die Formulierung eines Titels sowie die Strukturierung<br />

des Vorhabens in Form einer Gliederung. Beratung ist der<br />

Austausch über gedankliche Entwürfe, das Angebot von<br />

Entscheidungshilfen, aber auch unterstützende Prozessbegleitung.<br />

Erfahrungsgemäß wird dieses Angebot sehr<br />

unterschiedlich genutzt: Viele Fernstudierende benötigen<br />

Rückmeldung zu Themen, die aus ihrer eigenen beruflichen<br />

Praxis stammen. Hier ist es meist notwendig, die theoretische<br />

Basis einer Themenwahl zu diskutieren, die aus dem eigenen<br />

beruflichen Engagement resultiert. Es gibt zahlreiche<br />

Studierende, deren Profession keine sozialwissenschaftliche ist.<br />

Hier gilt es, die fachspezifischen Aspekte der Pädagogik in den<br />

Blick zu nehmen und die theoretische Auseinandersetzung mit<br />

dem Thema entsprechend anzuregen. Manchmal hat die<br />

Beratungsleistung lediglich informativen Charakter und das<br />

Zusenden der speziell vom Beratungsteam entwickelten<br />

47


Werkzeuge zur Themenfindung genügt. Gleichwohl ist auch<br />

fachliche Beratung gefragt: Unterstützung bei Problemen der<br />

Strukturierung, der Abgrenzung theoretischer Ansätze, der<br />

Suche nach geeigneten Quellen etc.<br />

Am häufigsten gefragt sind Orientierungs- und Entscheidungshilfen.<br />

Es gibt jedoch auch ganz persönliche Gründe, aus denen<br />

die Beratungsleistungen in Anspruch genommen werden.<br />

Möglich und vielversprechend wäre es, die Erfahrungen und<br />

Konzepte aus den Beratungsprozessen im Rahmen des<br />

Fernstudiums in Zukunft auch für das Präsenzstudium zu nutzen.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R./Schüßler, I. (1998). Wandel der Lernkulturen. Darm-stadt.<br />

Pätzold, H. (2004). Lernberatung und Erwachsenenbildung.<br />

Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren.<br />

Siebert, H. (2001). Selbstgesteuertes Lernen und Lernberatung. Neue<br />

Lernkulturen in Zeiten der Postmoderne. Neuwied: Kriftel.<br />

Erwachsenenbildung im Modus der Konstruktion<br />

Ingeborg Schüßler, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg<br />

Als ich 1994 in <strong>Kaiserslautern</strong> als wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

begann, war eines meiner ersten Aufgaben die redaktionelle<br />

Bearbeitung einer Veröffentlichung mit dem Titel „Betriebliche<br />

Weiterbildung zwischen Bildung und Qualifizierung“ (Arnold<br />

1996). Mir fiel auf, dass die landläufige Divergenz zwischen<br />

Allgemeinbildung und Berufsbildung und eine vermeintliche<br />

Unterscheidung von zweckfreiem und zweckgebundenem Lernen<br />

in <strong>Kaiserslautern</strong> nicht vertreten wird, sondern ganz im Gegenteil<br />

davon ausgegangen wurde, dass eine umfassende<br />

Kompetenzentwicklung gerade durch die berufliche Bildung erst<br />

ermöglicht wird. Die Vorstellung folgte somit der<br />

berufspädagogischen Tradition Sprangers, der davon ausging,<br />

dass „der Weg zu der höheren Allgemeinbildung (…) über den<br />

Beruf und nur über den Beruf (führt)“ (Spranger 1923, S. 10).<br />

Das war nicht nur für mich irritierend, sondern sorgte auch in der<br />

Zunft der Berufs- und Erwachsenenpädagogen der damaligen<br />

Zeit für Aufregung. Insbesondere Vertreter der politischen<br />

Erwachsenenbildung kritisierten diese Sichtweise als eine<br />

Anpassung an moderne betriebliche Qualifikationsanforderungen,<br />

die suggeriere, dass die Ansprüche des Individuums auf<br />

Selbstverwirklichung im Kontext lernrelevanter Arbeitsbezüge<br />

gelingt (vgl. Ahlheim 2001, Ahlheim/ Bender 1996). Rolf Arnold<br />

entlarvte diesen Vorwurf als eine implizite Gleichsetzung von<br />

Zweckfreiheit und Subjektorientierung, die aber so nicht mehr<br />

vertreten werden könne, da auch die betriebliche Bildung gar<br />

nicht mehr den Zweck auf eine funktionale Qualifizierung richten<br />

könne, sondern angesichts der Herausforderungen einer<br />

reflexiven Moderne sukzessive auch die Selbsterschließungs-<br />

und Problemlösekompetenzen der Mitarbeiter fördern müsse.<br />

Eine solche Schlüsselqualifizierung entspreche somit mehr den<br />

48


Ansprüchen einer formalen Bildung. Nach den Worten Arnolds<br />

„ist eine im Kontext des Nützlichen und Verwertbaren<br />

stattfindende Bildung eine im reinsten Sinne des Wortes<br />

>Bildung der Persönlichkeit< (...), wenn sie es dem Lernenden<br />

ermöglicht, seinen realistischen Blick, seine Problemlösungs-<br />

und Handlungskompetenzen sowie seine Verantwortungsfähigkeit<br />

zu entwickeln“ (Arnold 2002, S. 80).<br />

Verständlich wird diese Perspektive, wenn deutlich wird, dass<br />

das Fachliche für Arnold nicht mehr rein inhaltsorientiert und<br />

kognitionsfixiert gedacht werden kann, da die Inhalte einer<br />

„Illusion des Faktischen“ (Arnold/ Kempkes 1998, S. 261)<br />

erliegen, als gäbe es eine objektive Wirklichkeit, die didaktisch<br />

reduziert vermittelt werden könne. Hier scheint bereits die<br />

radikal-konstruktivistische Perspektive durch, die Rolf Arnold in<br />

die Erwachsenenbildung einführte und die den Kern des<br />

Kaiserslauterer Ansatzes der Erwachsenenbildung ausmacht:<br />

„Erwachsenenbildung ‚im Modus der Konstruktivität’ löst sich<br />

vom ‚Kampf um die Realität’ (Simon) und der alleinigen<br />

Überzeugungswirkung des besseren Argumentes und rückt die<br />

subjektive Aneignung von Sichtweisen, Offenheiten, Widerständen<br />

sowie Lern- und Verhaltensformen in den Mittelpunkt<br />

ihres Versuches, Wandel, Veränderung und Kompetenzzuwachs<br />

dort zu begleiten, wo die Subjekte ‚mit ihrer Weisheit am Ende’<br />

sind. Eine konstruktivistische Erwachsenenbildung ‚weiß’ dabei<br />

um die intellektualistische Illusion kognitionsfixierter<br />

Vermittlungsbemühungen und begleitet Formen eines<br />

kontextualisierten Erwachsenenlernens im Sinne der Transformation<br />

kognitiver und emotionaler Muster der Konstruktion von<br />

Wirklichkeit“ (Arnold 2005, S. 143).<br />

Damit verabschiedet sich Rolf Arnold aber auch von einem<br />

Aufklärungsimpetus und dem Anspruch einer emanzipatorischen<br />

Erwachsenenbildung, die implizit davon ausgeht, man könne das<br />

defizitäre Alltagsbewusstsein von Erwachsenen aufklären und<br />

ihnen dadurch zu einer Emanzipation gegenüber rigiden<br />

Lebensbedingungen verhelfen. Zwar bestreitet Arnold nicht, dass<br />

die Individuen aufgrund der Unmittelbarkeit des alltäglichen<br />

Lebens ihr Handeln auf z.T. unbewussten und nicht mehr<br />

funktionalen Deutungs- und Emotionsmustern gründen, aber eine<br />

Differenzierung und Transformation dieser Muster lässt sich nach<br />

seiner Ansicht nicht durch die Vermittlung wissenschaftlichen<br />

Wissens erzeugen, sondern nur ermöglichen und begleiten, denn<br />

„Erwachsene ändern ihre Deutungsmuster nur dann, wenn sie es<br />

wollen, nicht, wenn sie es sollen“ (Siebert 1996, S. 114).<br />

Veränderung gelingt somit immer nur als Selbstveränderung, ein<br />

Gedanke, der in einer aktuellen Publikation von Rolf Arnold<br />

entfaltet wird (Arnold 2010). Damit wurde schließlich die Frage<br />

bedeutsam, wie Teilnehmende und Lehrende ihre Deutungen<br />

und emotionalen Muster in den Lernprozess einbringen und wie<br />

dieser dadurch auf eine spezifische Weise konstituiert wird. Aus<br />

professionstheoretischer und didaktischer Sicht interessierte<br />

darüber hinaus die Frage, mit welchen didaktisch-methodischen<br />

Mitteln ein Deutungs- und Emotionslernen inszeniert werden<br />

kann, sprich wie Aneignungskontexte zu gestalten sind, „in<br />

denen sich die Eigendynamik(en) der Lernenden<br />

aneignungswirksam fördern und nutzen lassen“ (Arnold 2005, S.<br />

49


142). Mit dieser Perspektive wurde das - laut Hans Tietgens -<br />

zentrale Handlungs- und Forschungsfeld der Erwachsenenbildung<br />

aufgegriffen:<br />

„Der Umgang mit Deutungen ist also das zentrale Thema der<br />

Erwachsenenbildungswissenschaft. Sie hat damit das Originäre<br />

ihres Forschungsfeldes erfaßt. Im Falle veranstalteter<br />

Erwachsenenbildung wird so zur entscheidenden Frage, wie die<br />

Deutungsentwürfe der Lehrenden und der Lernenden sich<br />

aufeinander beziehen. In welcher Weise sich das zu Lernende im<br />

Zuge der Lehr-Lern-Prozesse verändert, gehört dabei mit zu den<br />

konstituierenden Momenten, auf die Erwachsenenbildungswissenschaft<br />

ihre Aufmerksamkeit richten muß, weil sonst<br />

niemand für die Forschungsfrage zuständig sein kann“ (Tietgens<br />

1990, S. 57).<br />

Ausgehend von diesen Vorstellungen wurde ein Forschungsvorhaben<br />

initiiert, das anhand der Dokumentation einer<br />

Erwachsenenbildungsveranstaltung „Ausbildung zur Tagesmutter“<br />

an einer rheinland-pfälzischen Volkshochschule mittels<br />

Interaktionsanalysen diese Deutungs- und Rekonstellierungsdynamiken<br />

zu rekonstruieren versuchte und dies u.a. (vgl. z.B.<br />

Arnold/ Schüßler 1996) in einer Festschrift für Hans Tietgens im<br />

Rahmen einer Interpretationswerkstatt mit KollegInnen aus der<br />

Erwachsenenbildungswissenschaft dokumentierte (Arnold/ Kade/<br />

Nolda/ Schüßler 1998). Im Rahmen weiterer empirischer<br />

Forschungsarbeiten habe ich diese Untersuchungsperspektive<br />

aufgegriffen (Schüßler 2000) und über die Jahre mit der Frage<br />

verknüpft, welche Voraussetzungen und Bedingungen einem<br />

nachhaltigen Lernen zugrunde liegen (Schüßler 2001, 2006) und<br />

wie sich das Lernen von Erwachsenen ermöglichen und<br />

nachhaltig unterstützten lässt (vgl. Schüßler 2009, 2010). Diese<br />

Arbeiten sensibilisierten nicht nur für die emotionale Fundierung<br />

der handlungswirksamen Deutungsmuster und ihre Bedeutung<br />

im Aneignungsverhalten (vgl. Schüßler 2008, Arnold 2009),<br />

sondern auch für eine stärkere Lernerzentrierung sowie eine<br />

Pluralisierung der Inszenierungsformen, um den<br />

unterschiedlichen Aneignungsbewegungen der erwachsenen<br />

Lerner mehr Raum zu geben. Aus diesen Vorstellungen hat sich<br />

sukzessive das Konzept einer Ermöglichungsdidaktik entwickelt,<br />

das um die Konstruktivität und Eigendynamik sowie die<br />

begrenzte „Machbarkeit“ von Lernergebnissen weiß (vgl. Arnold/<br />

Schüßler 2003; Arnold/ Goméz Tutor 2007). Das Konzept<br />

orientierte sich dabei an konstruktivistischen, systemtheoretischen<br />

und subjektwissenschaftlichen Erkenntnissen,<br />

steht aber auch in der Tradition der reflexiven Wende der<br />

Erwachsenenbildung, die bereits Anfang der 1980er Jahre auf<br />

die subjektiven Lern- und Aneignungsprozesse von<br />

Teilnehmenden verwiesen hatte. Anders als „erzeugungsdidaktische<br />

Konzepte“ (vgl. Heinze/ Loser/Thiemann 1981, S. 13)<br />

geht die Ermöglichungsdidaktik nicht davon aus, dass durch eine<br />

möglichst exakte Lernzielbestimmung und eine möglichst<br />

detaillierte Lernplanung Lernerfolge sozusagen technokratisch<br />

gewährleistet werden können. Professionelle Lehr-Lern-<br />

Arrangements können demnach individuelle Aneignung von<br />

Neuem sowie eine Weiterentwicklung von Kognition und<br />

Kompetenz lediglich anregen und ermöglichen, sie können aber<br />

50


nicht wie bei einer Trivialmaschine bestimmte Lernergebnisse<br />

erzeugen. Als nachhaltig und transformierend wird deshalb ein<br />

Erwachsenenlernen angesehen, das die Lernenden nicht nach<br />

einem geplanten Konzept „belehrt“, sondern ihnen die<br />

Möglichkeit gibt, aktiv, selbstorganisiert bzw. selbstgesteuert,<br />

konstruktiv und situiert (auf ihre Lebenssituation bezogen) eigene<br />

Lernprozesse zu realisieren.<br />

Damit in der Erwachsenenbildung eine Kultur des selbstgesteuerten<br />

und handlungsorientierten Lernens möglich wird, ist<br />

es allerdings notwendig, dass sich die Professionals selbst von<br />

ihrer Rolle als im Zentrum des Geschehens stehende „Macher“<br />

und „Leitende“ lösen und bereit sind, Lerngelegenheiten zu<br />

schaffen, in denen Erwachsene selbstgesteuert lernen, dabei<br />

ihre eigenen Lernmethoden verfeinern und so ein Vertrauen in<br />

ihre eigenen Kräfte entwickeln können. Das Fachgebiet<br />

Pädagogik hat das Konzept der Ermöglichungsdidaktik nicht nur<br />

theoretisch fundiert, sondern auch durch zahlreiche praktische<br />

Arbeiten konkretisiert. Dazu gehört die Analyse, Erprobung und<br />

Dokumentation lebendiger und systemischer Lernmethoden<br />

(Arnold, Schüßler 1996; Arnold/ Schüßler 2003; Arnold/ Njo<br />

2007) sowie virtueller Lernarrangements (Arnold/ Lermen 2006,<br />

Arnold 2008a) oder auch das Engagement in der Fort- und<br />

Weiterbildung von Lehrenden, Erwachsenenbildnern und<br />

Personalentwicklern bspw. über die Master-Fernstudiengänge<br />

„Schulmanagement“, „Erwachsenenbildung“ und<br />

„Personalentwicklung“. Die Studierenden werden hier vor allem<br />

auch auf die neue Rolle als Lernberater und Coaches für die<br />

Lernenden vorbereitet und als Bildungsverantwortliche für die<br />

Gestaltung einer entwicklungsförderlichen Lernkultur<br />

professionalisiert. Betrachtet man sich die derzeitigen<br />

Entwicklungen in der Erwachsenenbildung und Schule, so zeigt<br />

sich, dass der aus <strong>Kaiserslautern</strong> angestoßene „Wandel der<br />

Lernkultur“ (Arnold/ Schüßler 1998, Schüßler/ Thurnes 2005)<br />

mittlerweile auch eine breite Resonanz in der Bildungspraxis<br />

gefunden hat. Die Arbeitsgruppe um Rolf Arnold hat ihren Blick<br />

aber auch auf die Voraussetzungen der Ermöglichungsdidaktik<br />

auf Seiten der Lernenden gerichtet und hier empirisch<br />

untersucht, wodurch Selbstlernkompetenzen gekennzeichnet<br />

sind (vgl. Arnold / Gómez Tutor./ Kammerer 2001, 2002a/b). Die<br />

Ergebnisse und Differenzierung zwischen hoch- und niedrigselbstgesteuerten<br />

Lernenden haben schließlich auch dafür<br />

sensibilisiert, dass für die Teilhabe und Teilnahme am<br />

Lebenslangen Lernen auch eine entsprechende<br />

Kompetenzentwicklung nötig ist (vgl. Schiersmann 2006). Der<br />

Diskurs zur Kompetenzentwicklung wurde auch von<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> aus kommentiert. Anfangs noch in einer sehr<br />

kritischen Weise (vgl. Arnold 1997), in neueren Arbeiten eher<br />

befürwortend (vgl. Arnold 2010, S. 75ff.), wohl auch, weil der<br />

Kompetenzansatz an die früheren Arbeiten zur<br />

Schlüsselqualifizierung anschließt und die Möglichkeiten<br />

informellen Lernens stärker zur Kenntnis nimmt.<br />

Im Sinne einer systemischen Bildungsforschung betrachtet Rolf<br />

Arnold die Pädagogik als „rekonstruktive Wissenschaft“ (Arnold<br />

2010, S. 314) bzw. „reflexive Beobachtertheorie“ (Arnold 2009, S.<br />

132), die neben einer „anteilnehmenden Beobachtung“ auch<br />

51


einen kritischen und dekonstruktivistischen Blick auf die<br />

gesellschaftliche Wirklichkeit wirft. So hat die Kaiserslauterer<br />

Pädagogik ebenso kritisch auf bildungspolitische Programme und<br />

Reformvorhaben geblickt, wie z.B. der PISA-Debatte (vgl. Arnold/<br />

Pätzold 2004). Dieser systemisch-konstruktivistischen Haltung<br />

fühlt sich auch Rolf Arnold verpflichtet, was sich u.a. an seinem<br />

selbstreflexiven Umgang mit seinen Kritikern - wie das<br />

beispielhafte Zwiegespräch mit Ludwig A. Pongratz zeigt (vgl.<br />

Arnold 2010, S.301f.) – ablesen lässt. Er pflegt diese<br />

Beobachtung 2. Ordnung aber nicht nur in der wissenschaftlichen<br />

Arbeit – was vorbildlich für die Erwachsenenpädagogik und auch<br />

die praktische Arbeit in Hochschule und Weiterbildung ist,<br />

sondern ebenso im persönlichen Umgang mit seinen<br />

Mitarbeitern.<br />

Obgleich ich mittlerweile selbst eine Professur für<br />

Erwachsenenbildung inne habe, so steht mir Rolf Arnold heute<br />

noch als wissenschaftlicher Mentor zur Seite und praktiziert das,<br />

was er beispielhaft in seinen Büchern, z.B. „Führen mit Gefühl“<br />

(2008b, S. 97) schreibt: „Eine systemische Haltungen ist sich der<br />

eigenen Grenzen und Begrenztheiten bewusst und hängt<br />

deshalb auch nicht an der Macht. Gerade dann, wenn eine<br />

Person so weit ist, dass sie auf sämtliche Machtpositionen<br />

verzichten könnte, ist sie zur optimalen Förderung systemischer<br />

Lebendigkeit in der Lage“. Hier realisiert sich das Konzept<br />

„subsidiärer Führung“ (Arnold 2000), das der Prämisse Maria<br />

Montessoris folgt „hilf mir es selbst zu tun“.<br />

Literatur:<br />

Ahlheim, K.: Mehr als Qualifikation. Profil und Chancen öffentlich<br />

verantworteter Weiterbildung. In: EB 4/2001, S. 184-188.<br />

Ahlheim, K./Bender, W. (Hrsg.): Lernziel Konkurrenz? Opladen 1996.<br />

Arnold, R. (Hrsg.): Betriebliche Weiterbildung zwischen Bildung und<br />

Qualifizierung. Frankfurt/ M. 1995.<br />

Arnold, R.: Von der Weiterbildung zur Kompetenzentwicklung. Neue<br />

Denkmodelle und Gestaltungsansätze in einem sich<br />

verändernden Handlungsfeld. In: Albrecht, G. u.a.:<br />

Kompetenzentwicklung ´97. Berufliche Weiterbildung in der<br />

Transformation – Fakten und Visionen. Hrsg. v. QUEM.<br />

Münster 1997, S. 253-300 (unter Mitarbeit von I. Schüßler).<br />

Arnold, R.: Das Santiago-Prinzip. Führung und Personalent-wicklung im<br />

Lernenden Unternehmen. Köln 2000 (Neuauflage:<br />

Baltmannsweiler 2009).<br />

Arnold, R.: Mehr als Ökonomisierung. Replik auf Klaus Ahlheim. In: EB<br />

2/2002, S. 79-81.<br />

Arnold, R.: Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit.<br />

Baltmannsweiler 2005.<br />

Arnold, R.: Zur mittelbaren Unmittelbarkeit begleiteter Ver-änderung –<br />

virtuelles Coaching und Ermöglichungsdidaktik. In: Geißler, H.<br />

(Hrsg.): E-Coaching. Grundlegung und Überblick.<br />

Baltmannsweiler 2008a, S. 32-44.<br />

Arnold, R.: Führen mit Gefühl. Ein Selbstcoaching. Mit einem<br />

Methoden-ABC. Wiesbaden 2008b.<br />

Arnold, R.: Seit wann haben Sie das? Grundlinien eines Emotionalen<br />

Konstruktivismus. Heidelberg 2009.<br />

Arnold, R.: Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />

Baltmannsweiler 2010.<br />

Arnold, R. (Hrsg.): Veränderung durch Selbstveränderung. Impulse für<br />

das Changemanagement. Baltmannsweiler 2010.<br />

52


Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen.<br />

Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes "Selbstlernfähigkeit,<br />

pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel". (Heft 12<br />

der Reihe Pädagogische Materialien der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong>). <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />

Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstgesteuertes Lernen<br />

braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, S. (Hrsg.).<br />

Selbstgesteuertes Lernen in der Erwachsenen- und beruflichen<br />

Weiterbildung. Baltmannsweiler 2002a, S. 76-89.<br />

Arnold, R. / Gómez Tutor, C./ Kammerer, J.: Selbstlernkompetenzen<br />

auf dem Prüfstand. Arbeitspapier 2 des Forschungsprojektes<br />

"Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />

Lernkulturwandel". (Heft 14 der Reihe Pädagogische<br />

Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>). <strong>Kaiserslautern</strong><br />

2002b.<br />

Arnold, R. / Gómez Tutor, C.: Grundlinien einer Ermöglichungs-didaktik.<br />

Augsburg 2007.<br />

Arnold, R./ Kade, J./ Nolda, S./ Schüßler, I. (Hrsg.): Lehren und Lernen<br />

im Modus der Auslegung. Erwachsenenbildung zwischen<br />

Wissensvermittlung, Deutungslernen und Aneignung.<br />

Baltmannsweiler 1998.<br />

Arnold, R./ Kempkes, H.-G.: Praktisches des Konstruktivismus. In:<br />

Hessische Blätter für Volksbildung. 48 (1998), 3, S. 259-274.<br />

Arnold, R./ Lermen, M. (Hrsg.): eLearning-Didaktik. Bd. 48 der<br />

Schriftenreihe “Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenbildung”.<br />

Baltmannsweiler 2006, S.229-260.<br />

Arnold, R./ Njo, M.: Systemische Methoden in der Erwachsenenbildung.<br />

(Heft 29 der Schriftenreihe: „Pädagogischen<br />

Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>“). <strong>Kaiserslautern</strong><br />

2007.<br />

Arnold, R./ Pätzold, H.: PISA und Erwachsenenbildung. Verlockungen<br />

und offene Fragen. In: Report. Literatur- und Forschungsreport<br />

Weiterbildung, 27 (2004), 4, S.9-17.<br />

Arnold, R./ Schüßler, I.: Deutungslernen in der Weiterbildung -<br />

zwischen biographischer Selbstvergewisserung und<br />

transforma-tivem Lernen. In: GdWZ 7 (1996), 1, S. 9-14.<br />

Arnold, R./ Schüßler, I.: Methoden des Lebendigen Lernens. (Heft 1 der<br />

Schriftenreihe: „Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong>“. Veröffentlicht durch Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft Rheinland-Pfalz). <strong>Kaiserslautern</strong> 1996.<br />

Arnold, R./ Schüßler. I.: Wandel der Lernkulturen. Ideen und Bausteine<br />

für ein lebendiges Lernen. Darmstadt 1998.<br />

Arnold, R./ Schüßler. I.: Weitere Methoden des Lebendigen Lernens.<br />

(Heft 15 der Schriftenreihe: „Pädagogischen Materialien der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>“. Veröffentlicht durch Gewerk-schaft<br />

Erziehung und Wissenschaft Rheinland-Pfalz). <strong>Kaiserslautern</strong><br />

2003.<br />

Arnold, R./ Schüßler, I.: Ermöglichungsdidaktik. Erwachsenenpädagogische<br />

Grundlagen und Erfahrungen. Baltmannsweiler<br />

2003.<br />

Heinze, T./ Loser, F.W./ Thiemann, F.: Praxisforschung. München u.a.<br />

1981.<br />

Schiersmann, C.: Profile lebenslangen Lernens. Weiterbildungserfahrungen<br />

und Lernbereitschaft der Erwerbsbevölkerung.<br />

Bielefeld 2000.<br />

Schüßler, I.: Deutungslernen. Eine explorative Studie zum<br />

Deutungslernen in der Erwachsenenbildung. Baltmannsweiler<br />

2000.<br />

Schüßler, I.: Nachhaltiges Lernen. In: Grundlagen der Weiter-bildung –<br />

Praxishilfen. 45. Erg.-Lief. Dezember 2001, S. 1-39.<br />

Schüßler, I.: Nachhaltigkeit in der Weiterbildung. Theoretische und<br />

empirische Untersuchungen zum nachhaltigen Lernen.<br />

Baltmannsweiler 2007.<br />

53


Schüßler, I.: Die emotionalen Grundlagen nachhaltigen Lernens –<br />

theoretische und empirische Erkenntnisse. In: Arnold, R./<br />

Holzapfel, G. (Hrsg.): Emotionen und Lernen. Die vergessenen<br />

Gefühle in der (Erwachsenen-)Pädagogik. Baltmannsweiler<br />

2008, S. 183-214.<br />

Schüßler, I.: Methoden nachhaltigen Erwachsenenlernens.<br />

Ludwigsburg 2009.<br />

Schüßler, I.: Ermöglichungsstrukturen nachhaltigen Lernens. In: profi-L.<br />

Magazin für das Lehren und Lernen. Bern 1/2010, S. 4-7 (URL:<br />

http://profi-l.net/2010-01-nachhall/ermoeglichungsstrukturennachhaltigen-lernens).<br />

Schüßler, I./ Thurnes C.M.: Lernkulturen in der Weiterbildung. Hrsg.<br />

vom DIE. Bielefeld 2005.<br />

Siebert, H.: Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung. Didaktik<br />

aus konstruktivistischer Sicht. Neuwied u.a. 1996.<br />

Spranger, Eduard, 1923: Grundlegende Bildung - Berufsbildung -<br />

Allgemeinbildung. In: Knoll, Joachim H. (Hrsg.): Grundlagen<br />

und Grundfragen der Erziehung, Heft 9/10, hrsg. von Theodor<br />

Ballauff u.a. Heidelberg 1965, S. 8-23.<br />

Tietgens, H.: Erwartungen an Erwachsenenbildungsforschung. In:<br />

Kade, J. u.a.: Fortgänge der Erwachsenenbildungswissenschaft.<br />

Bmp-Materialien. Frankfurt/ Main 1990, S. 56-63.<br />

54


<strong>Testimonial</strong><br />

Wenn wir an Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

denken, denken wir an eine Arbeitseinheit,<br />

die intensiv nach theoretischen und<br />

methodologischen Innovationen sucht. Daher<br />

sind die Publikationen und Projekte am<br />

„Lehrstuhl Arnold“ auch nie Mainstream,<br />

sondern erschließen neue Sichtweisen, so<br />

beispielsweise in der interkulturellen<br />

Berufspädagogik, der Lehr-<br />

Lernsystementwicklung, dem<br />

Deutungsmusteransatz oder dem emotionalen<br />

Lernen und Führen.<br />

Rolf Arnold hat in beeindruckender Weise<br />

systemtheoretische Überlegungen zum<br />

pädagogischen Handeln vorgelegt,<br />

insbesondere mit Horst Siebert<br />

konstruktivistische Ansätze (mit Ingeborg<br />

Schüßler: Emotionaler Konstruktivismus) für<br />

die Erwachsenenbildung eingebracht und zu<br />

Didaktik (Ermöglichungsdidaktik) und<br />

Lernkulturen Neues entwickelt.<br />

Diese Ansätze sind in zahlreichen<br />

Publikationen (u.a. Handbücher zur Berufs-<br />

und Erwachsenenbildung) profiliert, die die<br />

hohe Produktivität des Lehrstuhlinhabers<br />

sichtbar machen (mehr als 100 Bücher/<br />

Herausgeberschaften, mehr als 500 Artikel/<br />

Buchbeiträge/ Unterrichtseinheiten!). Die<br />

Publikationen und Projekte verweisen<br />

gleichzeitig darauf, dass Rolf Arnold<br />

„Grenzgänger“ zwischen Berufsbildung,<br />

Erwachsenenbildung und allgemeiner<br />

Pädagogik sowie Schulpädagogik ist und<br />

dadurch interessante Verknüpfungen und<br />

Bezüge herstellt. In den Publikationen und<br />

Projekten spiegelt sich auch das Engagement<br />

von Rolf Arnold in der Förderung des<br />

wissenschaftlichen Nachwuchses (u.a. Prof. Dr.<br />

55


Ingeborg Schüßler, Prof. Dr. Henning Pätzold,<br />

Dr. Anita Pachner u.a.).<br />

Rolf Arnold ist international sehr präsent,<br />

insbesondere in Lateinamerika. In seinen<br />

internationalen Studien zu<br />

Berufsbildungssystemen untersucht er<br />

systemtheoretische Fragestellungen,<br />

beispielsweise wie die Entwicklung von<br />

Berufsbildungssystemen in anderen Ländern<br />

beraten und begleitet und wie berufliche<br />

Kompetenzentwicklung sowohl in formalen<br />

Ausbildungen wie auch im informellen Sektor<br />

gefördert werden kann. Gleichzeitig steht er<br />

im wissenschaftlichen Austausch mit<br />

verschiedenen lateinamerikanischen<br />

<strong>Universität</strong>en und berät Bildungsträger und<br />

Bildungsministerien. Verknüpft mit seinem<br />

internationalen Engagement sind auch die<br />

zahlreichen Fortbildungsseminare, die sich –<br />

in Kombination von Präsenz- und E-<br />

Learningeinheiten – an Fach- und<br />

Führungskräfte von lateinamerikanischen<br />

<strong>Universität</strong>en und anderen Bildungsträgern<br />

richten.<br />

Neben Projekten ist Rolf Arnold u.a.<br />

Verwaltungsratsvorsitzendes des Deutschen<br />

Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) und<br />

er war Mitglied im Innovationskreis<br />

Weiterbildung des BMBF. Bekannt und hoch<br />

angesehen in Wissenschaft und Praxis ist der<br />

von ihm geleitete weiterbildende<br />

Masterstudiengang Erwachsenenbildung.<br />

Für unsere eigene Arbeit ist die<br />

Auseinandersetzung mit Publikationen von<br />

Rolf Arnold zu Konstruktivismus und<br />

Deutungsmustern in der Erwachsenenbildung<br />

besonders für die Gestaltung von Adressaten-<br />

und Teilnehmerorientierung weiterführend.<br />

Wir kennen Rolf Arnold bereits aus<br />

Heidelberger und Mannheimer Zeiten, wir<br />

schauen seither mit großem Respekt und<br />

56


AG 2: Schulentwicklung<br />

Anerkennung auf seine Arbeitsleistung und in<br />

den letzten 20 Jahren auf die Arbeit der<br />

gesamten Abteilung in <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

Für die nächsten Jahre wünschen wir dem<br />

Fachgebiet interessante Projekte, weiterhin<br />

innovative Forschung und Freude am<br />

Engagement in der internationalen Praxis.<br />

Wir hoffen auf weiteren sozialen Austausch<br />

und kognitive Vernetzung.<br />

Prof. Dr. Rudi Tippelt (<strong>Universität</strong> München;<br />

Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für<br />

Erziehungswissenschaft) und PD Dr. Aiga von Hippel<br />

(<strong>Universität</strong> München)<br />

Markus Lermen – Christian Bogner, Thomas Prescher,<br />

Frederick Schulz, Hans-Jürgen Wiegerling<br />

Schulentwicklung: Der Beitrag des Fachgebiets zur<br />

Lehrerbildung<br />

Im Forschungsbereich »Schulentwicklung« wird der Frage<br />

nachgegangen, wie Schule und Unterricht so gestaltet werden<br />

können, dass ein nachhaltiges und lebendiges Lernen bei den<br />

Schülerinnen und Schülern initiiert wird. Dies umfasst einen<br />

breiten Bereich von Themen, welche von konkreten methodischdidaktischen<br />

Fragestellungen zur Unterrichtsgestaltung und -<br />

durchführung über Fragen der Schulentwicklung und -<br />

organisation bis hin zu grundlegenden Fragen der Lernkultur<br />

reichen.<br />

57


Im Folgenden sollen die abgeschlossenen und laufenden<br />

Forschungs- und Entwicklungsprojekte dieses Bereichs vorgestellt<br />

werden. Derzeit wirken bei den Arbeiten des Quadranten<br />

auf Ebene der Wissenschaftlichen Mitarbeiter mit: Dr. Markus<br />

Lermen (AG Leitung), Christian Bogner, Dr. Thomas Prescher,<br />

Frederick Schulz und Hans-Jürgen Wiegerling<br />

Projekte<br />

Im Bereich der Schulentwicklung sind in den letzten zehn Jahren<br />

verschiedene Forschungs- und Entwicklungsprojekte durchgeführt,<br />

Modellversuche betreut und begleitet sowie Aspekte der<br />

Aus- und Weiterbildung umgesetzt worden. Im Folgenden sollen<br />

zunächst derzeitige Ansätze kurz dargestellt und danach die<br />

Projekte der letzten zehn Jahre vorgestellt werden.<br />

Aktuelle Projekte<br />

Die aktuellen Projekte des Fachgebiets zum Themenbereich<br />

»Schulentwicklung« umfassen verschiedene Bereiche.<br />

Exemplarisch sollen die drei Projekte ePrüfungen, Netzwerk<br />

Bildungswissenschaften und vorgestellt werden.<br />

Experten der eigenen Kompetenzentwicklung: Kompetenzorientierte<br />

Prüfungen mit eKlausuren und ePortfolios.<br />

Laufzeit: April 2010 – Dezember 2010<br />

Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher,<br />

Frederick Schulz<br />

In der Exzellenzinitiative des Stifterverbandes konnte sich die TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> als einer der Preisträger durchsetzen. In diesem<br />

Rahmen findet sich das Fachgebiet Pädagogik mit seinem<br />

Vorhaben „ePrüfungen“ wieder. In zwei Säulen sollen hier<br />

Erfahrungen gesammelt werden, wie man kompetenzorientierte<br />

Prüfungen mit technischer Unterstützung durchführen kann.<br />

Die eine Säule ist die Übertragung kompetenzorientierter<br />

Klausuren vom Medium Papier auf elektronische Verfahren mit<br />

dem Ziel, durch ökonomischere Durchführung und Auswertung<br />

die wachsenden Studierendenzahlen in den Griff zu bekommen.<br />

Versuchsweise wurden in den Räumen des Rechenzentrums<br />

Testate zu den Veranstaltungen „Einführung in die allgemeine<br />

Pädagogik“ und „Psychodiagnostik“ am Rechner durchgeführt.<br />

Die zweite Säule ist die Einführung der Prüfungsform „Portfolio“<br />

im Bachelorstudiengang Bildungswissenschaften. Statt einer<br />

Hausarbeit stellen die Studierenden als abschließende<br />

Prüfungsleistung in Modul 2 ein Portfolio zusammen. Eine<br />

speziell angepasste Lernplattform – das vom VCRP zur<br />

Verfügung gestellte Portal „Mahara“ – unterstützt den ganzen<br />

Prozess von der technischen Seite.<br />

Der Grundgedanke hinter der Portfolioprüfung ist einfach: Im<br />

Verlauf des Moduls durchlaufen die Studierenden einen<br />

Lernprozess. In diesem sollen sie Kompetenzen erwerben, die<br />

58


für den Beruf „Lehrer“ wichtig sind. Betrachtet man das<br />

Modulhandbuch, dann gliedern sich diese Kompetenzen in drei<br />

Themenfelder: Didaktik, Medien und Kommunikation. In allen drei<br />

Themenfeldern wird – neben dem Wissen über Theorien und<br />

Konzepte und deren Einsatz – als Ziel gefordert,<br />

Kommunikationsprozesse, didaktisches Vorgehen und<br />

Mediengebrauch zu analysieren und zu bewerten. Das Portfolio<br />

schließt diese Anforderungen zyklisch: Die Lernenden sollen<br />

einen Perspektivenwechsel vollziehen, und ihre eigenen<br />

Produkte und dokumentierten Handlungen und Haltungen einer<br />

Analyse und Bewertung unterziehen. Die Bewertung erfolgt also<br />

auf zwei Ebenen: Auf der Ebene des Wissen und Anwendens<br />

findet eine Selbstbewertung statt; mit dieser Selbstbewertung<br />

zeigen die Studierenden gleichzeitig auf der Meta-Ebene, dass<br />

sie analysieren und bewerten können. Diese begründete und<br />

theoriegeleitete – und damit auch realistische –Darstellung und<br />

Reflexion des eigenen Lernprozesses bringt die Studierenden zu<br />

einer „Entwicklung von Lernhaltungen und Sensitivität für die<br />

Bewältigung und Gestaltung von sozial-interaktiven (Lehr-<br />

)Situationen“, also Self-Monitoring-Kompetenz. (vgl. Prescher,<br />

2009) Der Lernende wird also Experte für Kompetenzentwicklung<br />

– zunächst seiner eigenen, später der seiner Schüler.<br />

Dieser Weg – vom Lernenden über den Perspektivenwechsel<br />

zum Kompetenzentwickler – ist sicherlich nicht einfach, und<br />

kaum „aus dem Stand“ zu bewältigen. Zentrale Aufgabe bei der<br />

Einführung der Prüfungsform ist also die Schaffung geeigneter<br />

Vorgaben, Ziele und Orientierungen und die Unterstützung und<br />

Heranführung an die Reflexion des eigenen Handelns in den<br />

Lehrveranstaltungen. Dazu dienen Tools mit Leitfragen, Beispiele<br />

und vorbereitende Methoden in den Lehrveranstaltungen, die im<br />

Dialog mit den Studierenden und den Lehrenden entwickelt<br />

werden. Die abschließende Bewertung erfolgt objektiv und<br />

nachvollziehbar anhand klarer Raster und wird durch ein<br />

ausführliches schriftliches Feedback abgerundet.<br />

Natürlich wird der Einsatz der Prüfungsform, die technische und<br />

die pädagogische Unterstützung kontinuierlich evaluiert und<br />

verbessert. Den ersten Jahrgängen von Studierenden und den<br />

Dozenten steht dabei ein Projektmitarbeiter als „Portfolioagent“<br />

zur Seite, der informierend, beratend und unterstützend tätig ist.<br />

Literatur:<br />

Arnold, R.: Systemtheorie und Schule: Systemisch-konstruktivistische<br />

Schulentwicklung. In: Bohl, T./ Helsper, W./ Holtappels, H.G./<br />

Schelle, C. (Hrsg.): Handbuch Schulentwicklung. Bad<br />

Heilbrunn/ OBB 2010, S. 79-82.<br />

Arnold, R.: Schulleitung als Personalentwickler. In: Rolff, H.-G.<br />

(Hrsg.): Führung, Steuerung, Management. Seelze 2010, S. 79-<br />

98.<br />

Arnold, R.: Systemische Schulentwicklung: „Frisches Denken“ gefragt!<br />

In: Rheinlandpfälzische Schulleitung, 12/2010, S.20-26.<br />

Prescher, Thomas: „Führung als organisationsbezogener Lernprozess:<br />

Zur Rekonzeptionalisierung von Self-Monitoring in einer<br />

erziehungswissenschaftlichen Perspektive“, Dissertation an der<br />

Fakultät der Erziehungswissenschaften, Technische <strong>Universität</strong><br />

Dresden, 2009.<br />

59


Das Projekt Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />

Ausgangslage und Beteiligte im Projekt NetBi<br />

Seit dem Wintersemester 2008/2009 war das Fachgebiet<br />

Pädagogik am Projekt „Netzwerk Bildungswissenschaften“<br />

maßgeblich beteiligt, das vom Ministerium für Bildung,<br />

Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) während der<br />

Projektphase finanziell unterstützt wurde. Das Angebot, das sich<br />

inzwischen auch nach der Projektlaufzeit etabliert hat, erlaubt<br />

allen Lehramtsstudierenden einen weitgehend ortsunabhängigen<br />

Besuch bildungswissenschaftlicher Veranstaltungen. Ortsunabhängig<br />

ist das Angebot insofern, als dass Studierende grundsätzlich<br />

auch Veranstaltungen anderer rheinland-pfälzischer<br />

Hochschulen besuchen und regulär anerkennen lassen können.<br />

Das hierzu erforderliche Kooperationsnetzwerk wurde im<br />

Rahmen von „NetBi“ aufgebaut und sukzessive erweitert.<br />

Am Projekt war neben den vier <strong>Universität</strong>en in Trier,<br />

Koblenz/Landau, <strong>Kaiserslautern</strong> und Mainz auch der Virtuelle<br />

Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) beteiligt. Der VCRP koordiniert<br />

die Zusammenarbeit der Pädagogik-Lehrstühle an den verschiedenen<br />

Hochschulstandorten und stellt Evaluationsinstrumente<br />

bereit, die die Akzeptanz des Veranstaltungsangebots erheben.<br />

Die Projektpartner im Einzelnen waren:<br />

- Virtueller Campus Rheinland-Pfalz<br />

- Fachgebiet Pädagogik (TU <strong>Kaiserslautern</strong>) / Antragsteller<br />

- Arbeitsgruppe Medienpädagogik (<strong>Universität</strong> Mainz)<br />

- Abteilung Bildungswissenschaften (<strong>Universität</strong> Trier)<br />

60


- Institut für Erziehungswissenschaft (<strong>Universität</strong> Koblenz-<br />

Landau, Campus Landau)<br />

- FB 1, Bildungswissenschaften (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />

Campus Koblenz)<br />

Ausgangslage und Motivation für das Projekt NetBi<br />

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurde in Rheinland-Pfalz auch<br />

eine umfassende Reform der Lehrerbildung umgesetzt. Durch<br />

das Zusammenführen der Bezugswissenschaften Pädagogik,<br />

Psychologie und Soziologie soll im Rahmen der Reform der<br />

Lehrerbildung das dritte Fach „Bildungswissenschaften“ neben<br />

den Fachwissenschaften etabliert werden.<br />

Die Reform formulierte darüber hinaus Anforderungen an spezifische<br />

Kompetenzen, die im Rahmen der bildungswissenschaftlichen<br />

Ausbildung erworben werden sollen. Die sog.<br />

„Curricularen Standards“ legen hierzu neben grundlegenden<br />

fachbezogenen Inhalten auch verbindliche berufsbezogene<br />

Kompetenzen fest.<br />

Alle Projektpartner entwickelten und erprobten hierzu eigene<br />

didaktische Konzepte. Auf Basis der in NetBi entwickelten<br />

Standards hinsichtlich der Veranstaltungsinhalte, des Anspruchs<br />

und der Methodik wird die Beurteilung der Angebotsqualität<br />

ermöglicht. Außerdem vereinfacht die Kooperation der<br />

Hochschulstandorte die gegenseitige Anerkennung von<br />

Lehrveranstaltungen.<br />

Ziele im Projekt NetBi<br />

Im Folgenden werden die wesentlichen Projektziele<br />

zusammengefasst und hinsichtlich ihres Erreichungsgrads<br />

rückblickend bewertet.<br />

61


Was war geplant? Inwiefern wurde das Ziel erreicht?<br />

Entwicklung<br />

geeigneter<br />

Kooperationsformen<br />

und Distribution der<br />

Angebote auf Basis<br />

verbindlicher<br />

Mindeststandards<br />

Erschließung<br />

geeigneter<br />

didaktischer<br />

Ansätze und<br />

nachhaltiger Einsatz<br />

digitaler Lernmedien<br />

Erhöhung der<br />

Qualität des<br />

Lehramtsstudiums<br />

und Steigerung der<br />

Effektivität der<br />

Lehre<br />

Die Projektpartner unterzeichneten eine Absichtserklärung, in<br />

der Sie die Eckdaten und Bedingungen der Kooperation<br />

bestätigten. Auf dieser Basis konnte eine verlässliche<br />

Zusammenarbeit stattfinden. Hierbei wurde auch geklärt, dass<br />

die Verantwortung für die Anerkennung von Studienleistungen<br />

bei der Herkunfts-Hochschule verbleibt. Diese Regelung<br />

erlaubt der Abnehmerseite eine sehr flexible und<br />

bedarfsgerechte Einbeziehung fremder Angebote in das<br />

eigene Angebot: so können einzelne Komponenten der<br />

Gesamtveranstaltung (z.B. bestimmte Begleitveranstaltungen)<br />

durch vergleichbare eigene Angebote ersetzt werden.<br />

Im Verlauf der Projektarbeit konnten sehr verschiedene<br />

didaktische Konzepte entwickelt und hinsichtlich ihrer Eignung<br />

für eine kompetenzorientierte Ausbildung untersucht und<br />

verbessert werden. Alle Projektpartner machten dabei<br />

umfassenden Gebrauch digitaler Bildungsmedien in ihren<br />

Veranstaltungen, um die Lehr- und Lernprozesse zu<br />

flexibilisieren und qualitativ zu verbessern. In der<br />

Projektgruppe wurden deshalb die spezifischen<br />

Nutzungskontexte und Nutzungsanforderungen fortlaufend<br />

evaluiert, um daraus Rückschlüsse für den<br />

Verbesserungsbedarf der Angebote ziehen zu können.<br />

Beispielsweise konnte im Projekt eine standortübergreifende<br />

Evaluierung aller NetBi-Veranstaltungen realisiert werden.<br />

Durch den Vergleich aller Angebote war es möglich,<br />

Einzelerfahrungen mit den Projektpartnern zu teilen und<br />

voneinander zu lernen.<br />

Die Projektpartner verstehen digitale Lernmedien als<br />

differenziertes Werkzeug zur Realisierung bestimmter<br />

Bildungsziele. In NetBi wurden deshalb nicht nur digitale<br />

Lerninhalte produziert, um diese an ein großes Publikum zu<br />

distribuieren. Vielmehr konnten im Zuge der Projektarbeit auch<br />

innovative didaktische und methodische Ansätze erfolgreich<br />

implementiert werden. Hierbei wurden u. A. Verfahren zur<br />

gegenseitigen Bewertungen (Peer-Assessment) zwischen den<br />

Lernenden erprobt. Außerdem wurden komplexe Fallanalysen<br />

(mit und ohne Videoarbeit) erprobt sowie Portfolio-Konzepte<br />

zur Bilanzierung und Reflexion von Lernleistungen entwickelt.<br />

Zukunft von NetBi<br />

Nach dem Ende der regulären Projektlaufzeit haben sich die<br />

beteiligten Hochschulen darauf geeinigt, ausgewählte<br />

Veranstaltungen auch weiterhin für Studierende anderer<br />

Hochschulen zu öffnen und deren Teilnahme zu ermöglichen. Im<br />

aktuellen Wintersemester 2010/2011 sind folgende NetBi-<br />

Veranstaltungen verfügbar:<br />

Angebot in Modul 2 (Bildungswissenschaften)<br />

- Gestaltung von Lernumgebung in Schule und Unterricht<br />

Prof. Dr. Jürgen Wiechmann (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />

Campus Landau)<br />

62


- Medienbildung<br />

Dipl.-Päd. Anke Pfeiffer (<strong>Universität</strong> Koblenz-Landau,<br />

Campus Koblenz)<br />

- Interaktion und Kommunikation als wesentliche Bestandteile<br />

Dr. Petra Bauer (<strong>Universität</strong> Mainz)<br />

Angebot in Modul 3 (Bildungswissenschaften)<br />

- Heterogenität - Kulturelle Vielfalt als Bedingung<br />

pädagogischer Prozesse<br />

Dr. Markus Lermen (TU <strong>Kaiserslautern</strong>)<br />

Abgeschlossene Forschungs- und Entwicklungsprojekte<br />

seit 2010<br />

‐ Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />

Lernkulturwandel<br />

‐ Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />

in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung<br />

von Lehrerinnen und Lehrern<br />

‐ Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />

Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />

‐ Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />

Fachdidaktik im Studium<br />

‐ Netzwerk Bildungswissenschaften (NetBi)<br />

‐ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes<br />

der Eigenverantwortlichen Schule<br />

Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />

Lernkulturwandel<br />

Laufzeit: 2000-2002<br />

Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Jutta Kammerer<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia; Kammerer, Jutta: Selbstlernkompetenzen<br />

– Voraussetzungen für selbstgesteuertes Lernen.<br />

Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes „Selbstlernfähigkeit,<br />

pädagogische Professionalität und Lernkulturwandel“<br />

(Teilprojekt: Selbstlernkompetenz). Heft 11 der Pädagogischen<br />

Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2001.<br />

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia; Kammerer, Jutta:<br />

Selbstlernkompetenzen auf dem Prüfstand – eine empirische<br />

Untersuchung zur Bedeutung unterschiedlicher Kompetenzen<br />

für das selbstgesteuerte Lernen. Arbeitspapier 2 des<br />

Forschungsschwerpunktes „Selbstlernfähigkeit, pädagogische<br />

Professionalität und Lernkulturwandel“ Heft 14 der<br />

Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2002.<br />

Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte<br />

Lehrveranstaltungen in der erziehungswissenschaftlichen<br />

Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern<br />

Laufzeit: 03/2002 bis Juni 2005<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />

63


Inhalt: Ziel des Projektes »Pädagogik Online« war die Etablierung<br />

multimedialer, netzbasierter Lehrveranstaltungen in der<br />

erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von Lehrerinnen und<br />

Lehrern an der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>, unter dem Aspekt der<br />

Verbesserung der Lehre. Gleichzeitig sollten damit Möglichkeiten<br />

der Kooperation mit anderen <strong>Universität</strong>en eröffnet werden.<br />

Im Rahmen des Projektes sollten Grundlagenveranstaltungen<br />

der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von Lehrerinnen<br />

und Lehrern mit virtuellen Komponenten ergänzten, bzw.<br />

„überflüssige“ Präsenzlehre ersetzt werden um damit multimediale,<br />

netzbasierte Lehrveranstaltungen unter dem Aspekt der<br />

Verbesserung der Lehre zu etablieren und so den Mehrwert des<br />

Einsatzes Digitaler Medien gegenüber traditionellen<br />

Veranstaltungsangeboten auszuloten.<br />

Mitarbeiter: Markus Lermen, Melanie Njo<br />

Veröffentlichungen:<br />

Lermen, Markus: Das Projekt „Pädagogik online“. In: GEW-Zeitung<br />

RLP, 112. Jg., 3/2003, S. 22-23.<br />

Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten netzbasierter<br />

Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern.»<br />

MedienPädagogik 21.4.2006<br />

Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als<br />

Instrument der Qualitätssicherung an Schulen (QSS)<br />

Laufzeit: 01/2004 bis 12/2006<br />

Auftraggeber: Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung<br />

und Forschungsförderung (BLK)<br />

Kooperationen: <strong>Universität</strong> Augsburg, <strong>Universität</strong> Trier, TU<br />

Berlin<br />

Inhalt: Im Fokus des Projektes stand die wissenschaftliche<br />

Weiterbildung von Lehrenden in unterschiedlichen Modulen im<br />

Modus des Blended Learning, welche an den Bedürfnissen der<br />

Lehrenden und an einem Qualitätskonzept der beteiligten<br />

Schulen bedarfsgerecht ausgerichtete Weiterbildung. Dazu sollte<br />

eine Zusammenarbeit und Kooperation in einem universitären<br />

Projektverbund, ein Coaching der Teilnehmenden zur<br />

Implementation des in der Weiterbildung erworbenen Wissens an<br />

den Schulen, der Aufbau von Lernverbünden an den Schulen<br />

(z.B. durch netzbasierte Diskussionsforen) und eine Verzahnung<br />

der Aus- und Weiterbildungsebene durch die Integration von<br />

Lehramtsstudierenden erfolgen.<br />

Mitarbeiter: Dr. Claudia Gómez Tutor, Lars Kilian, Markus<br />

Lermen<br />

64


Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Gómez Tutor, Claudia (Hrsg.): Basisthemen der<br />

Schulentwicklung (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 1).<br />

Heidelberg 2006.<br />

Didagma – Vernetzung Allgemeiner Didaktik und<br />

Fachdidaktik im Studium<br />

Mitarbeiter: Dr. Markus Lermen, Dr. Thomas Prescher, Hans-<br />

Jürgen Wiegerling<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold Rolf: Die Unpersönlichkeit des Fachlichen – Fragen an die<br />

Fachdidaktik. In: GEW-Zeitung Rheinland-Pfalz, 4/2010, S. 10-<br />

15.<br />

Gómez Tutor, Claudia; Lermen, Markus: DIDAGMA – Vernetzung<br />

Allgemeiner Didaktik und Fachdidaktik im Studium. i.Dr.<br />

Netzwerk Bildungswissenschaften<br />

Laufzeit: 01/2007 bis 02/2010<br />

Auftraggeber: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und<br />

Kultur des Landes Rheinland-Pfalz<br />

Kooperationen: Virtueller Campus Rheinland-Pfalz,<br />

<strong>Universität</strong>en Koblenz-Landau, Mainz, Trier<br />

Mitarbeiter: Christian Bogner, Dr. Markus Lermen, Prof. Dr.<br />

Henning Pätzold<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Faber, Konrad (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven.<br />

Neue Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler:<br />

Schneider Verlag Hohengehren, 2010.<br />

Arnold, R. (2010):Auflösung des Fernstudiums? Anmerkungen zur<br />

Hybridisierung der Frames wissenschaftlichen Lehrens und<br />

Lernens in der global vernetzten Gesellschaft. In: Arnold,<br />

R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung schafft Perspektiven. Neue<br />

Ansätze in der Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider<br />

Verlag Hohengehren.<br />

Arnold, R./Bogner, C./Lermen, M. (2010): Über das Fachwissen hinaus.<br />

Zur Bedeutung systemischer Kompetenzen bei<br />

Lehramtsstudierenden. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.):<br />

Vernetzung schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der<br />

Lehrerbildung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />

Hohengehren.<br />

65


Arnold, R./Faber, K./Hemsing, S./Menzer, C. (2010). Der Virtuelle<br />

Campus Rheinland-Pfalz – im Zentrum<br />

hochschulübergreifender Netzwerke in Rheinland-Pfalz.<br />

Bauer, P./Bogner, C./Kleß, E./Menzer, C./Pfeiffer, A./Thielen, T. (2010):<br />

Ressourcen nutzen – Möglichkeiten erweitern. Interuniversitäre<br />

Kooperation im Netzwerk Bildungswissenschaften. In:<br />

Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZFHE). H.5/1. Verfügbar<br />

unter: http://www.fnm-austria.at/zfhe/xowiki/269741 (Stand:<br />

31.05.2010).<br />

Bogner, C. (2009): Lernen ohne Aufsicht. In: Zeitschrift für E-Learning<br />

H. 01/2009, S. 8-22.<br />

Bogner, C. (2010): Studentisches Feedback im Bachelor. Eine<br />

empirische Untersuchung zur Effektivität und Qualität eines<br />

angepassten Peer-Assessment-Verfahrens. In: Zeitschrift für E-<br />

Learning H. 01/2010 (im Erscheinen).<br />

Bogner, C. (2010):Emotionale und motivationale Aspekte des Peer<br />

Assessments. Konsequenzen für die Lernumgebung, Lehrende<br />

und Lernende. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung<br />

schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der Lehrerbildung.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Bogner, C./ Menzer, C. (2008): Verantwortung im E-Learning –<br />

Plädoyer für ein „Lernen ohne Aufsicht“. In: Pätzold, H. (Hrsg.):<br />

Verantwortungsdidaktik. Zum didaktischen Ort der<br />

Verantwortung in Erwachsenenbildung und Weiterbildung.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. S. 183-211.<br />

Bogner, C./ Menzer, C./ Pätzold, H. (2008): Standards umsetzen<br />

Hochschulübergreifende Kooperationen im Zeichen curricularer<br />

Standards. In: Zauchner, S. et al., A. (Hrsg.): Offener<br />

Bildungsraum Hochschule. Freiheiten und Notwendigkeiten.<br />

Münster: Waxmann. S. 264-274.<br />

Bogner, C./Arnold, R. (2009): Lernen ohne Aufsicht. Partizipative,<br />

selbstgesteuerte und entgrenzte Ausbildung am Beispiel der<br />

Lehramtsausbildung in der Hochschule. In: Das<br />

Hochschulwesen 1-2009, S. 20-26.<br />

Lermen, M./Pfeiffer, A. (2010): Freiheitsgrade im Bachelor-Studium.<br />

Realisierung selbstgesteuerten Lernens in Blended-Learning-<br />

Veranstaltungen. In: Arnold, R./Faber, K. (Hrsg.): Vernetzung<br />

schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der Lehrerbildung.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.<br />

Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />

Eigenverantwortlichen Schule<br />

Laufzeit: 10/2007 bis 11/2008<br />

Auftraggeber: Thüringer Kultusministerium (TKM) und Thüringer<br />

Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />

(ThILLM)<br />

Mitarbeiter: Lars Kilian<br />

Veröffentlichungen:<br />

Arnold, Rolf; Kilian, Lars: „Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig<br />

tun.“ Evaluierung des Fortbildungskonzeptes des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien<br />

mit besonderer Berücksichtigung des Konzeptes der<br />

Eigenverantwortlichen Schule. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008.<br />

66


Projekt „Crokodil“ (Communities, Web-Ressourcen und<br />

Kompetenzentwicklungsdienste integrierende Lernumgebung)<br />

Laufzeit: 01.04.2010 bis 31.03.2013<br />

Auftraggeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF)<br />

Inhalt: Ziel des Projekts Crokodil ist die Konzeption,<br />

Bereitstellung und Erprobung einer ressourcen- und<br />

communitybasierten Lernumgebung in betrieblichen Kontexten.<br />

Das Fachgebiet Pädagogik entwickelt hierzu Unterstützungsformen<br />

für die individuellen Lernprozesse in institutionellen<br />

Szenarien auf Basis von Web 2.0 Technologien und didaktischen<br />

Werkzeugen. Ein wesentliches Kernanliegen ist dabei die<br />

Unterstützung der Selbststeuerung im Lernprozess. Das Projekt<br />

"Crokodil" wird vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung gefördert.<br />

Mitarbeiter: Dr. Thomas Prescher, Dipl.-Päd. Christian Bogner<br />

Lehre: Das Fachgebiet als Teil der Bildungswissenschaften<br />

An der TU <strong>Kaiserslautern</strong> können Studierende ein Studium für<br />

das Lehramt an Gymnasien, Berufsbildenden Schulen und<br />

Realschule (bzw. RealschulePlus) in unterschiedlichen Fächern<br />

aufnehmen. Das Fachgebiet Pädagogik beteiligt sich an dieser<br />

ersten Phase der Lehrerbildung im Rahmen des<br />

erziehungswissenschaftlichen Begleitstudiums bzw. als Teil der<br />

Bildungswissenschaften (bestehend aus den Fachgebieten<br />

Pädagogik, Psychologie und Soziologie), welche neben der<br />

Fachausbildung in den einzelnen Unterrichtsfächern als drittes<br />

Fach vorgesehen sind.<br />

In den letzten zehn Jahren hat sich das Lehrangebot des<br />

Fachgebiets im Hinblick auf das Lehramtsstudium erweitert und<br />

an vielen Stellen gewandelt. Die Erweiterung und der Wandel<br />

wurden maßgeblich von der Umstellung im Rahmen der<br />

Bachelor-/Master-Reform geprägt. Im Vergleich zum erziehungswissenschaftlichen<br />

Begleitstudium sind inzwischen ein breiteres<br />

Themenspektrum sowie eine höhere Anzahl an Veranstaltungen<br />

des Fachgebiets Pädagogik – nun als Teil der Bildungswissenschaften<br />

– vorhanden. Mit der Einführung eines modularisierten<br />

Studiengangs im Wintersemester 2005/2006 („Übergangsstudienordnung“)<br />

sind insbesondere Veranstaltungen zum<br />

Themenkomplex »Heterogenität«, »Lernberatung« und<br />

»Medienpädagogik« fest in der Ausbildung zukünftiger Lehrender<br />

verankert. Mit der Einführung der Bachelor-/Master-prüfungsordnung<br />

ab dem Wintersemester 2007/2008 sind weitere<br />

Themenbereiche wie z.B. »Schulentwicklung« und »Bildungsinstitutionen«<br />

hinzugekommen. Seit dem aktuellen Wintersemester<br />

2010/2011 werden erstmalig auch Master-Veranstaltungen<br />

in den Lehrämtern Gymnasium, Berufsbildende<br />

Schule und RealschulePlus angeboten.<br />

67


Die Umstrukturierung im Zuge der Lehrerbildungsreform geht mit<br />

einer Kompetenzorientierung einher, die durch die Curricularen<br />

Standards des Landes Rheinland-Pfalz vorgegeben sind (vgl.<br />

MBWJK 2009). Im Vordergrund der bildungswissenschaftlichen<br />

Ausbildung steht das wirksame Handeln als Lehrender im<br />

Unterricht. Neben Anteilen reflexiven Lernens soll insbesondere<br />

der Erwerb der erforderlichen didaktischen und methodischen<br />

Kompetenzen ermöglicht werden. Zu den durch die curricularen<br />

Standards zu erreichenden Kompetenzen zählen beispielsweise<br />

Theorien zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, die<br />

Reflexion der eigenen Erziehungs- und Bildungsbiografie,<br />

Analyse und Planung von Unterricht, Mediengebrauch, Erkennen<br />

und Lösen von Konflikten, Methoden und Maßnahmen<br />

individueller Förderung, Beratung und weitere Themenbereiche<br />

(ebd.).<br />

Die Umsetzung dieser Vorgaben erfolgt in einer modularisierten<br />

und konsekutiven Studienstruktur und mit Hinblick auf eine<br />

Standardisierung des Systems der Lehrerbildung. Während in<br />

den ersten vier Semestern die Bachelor-Ausbildung (bis auf<br />

wenige Einschränkungen) schulartübergreifend ausgerichtet ist,<br />

erfolgt ab dem fünften Semester und spätestens mit dem<br />

Einstieg in die Masterphase eine schulartspezifische Schwerpunktsetzung.<br />

In Abhängigkeit von der gewählten Schulart<br />

stehen dann unterschiedliche Mastermodule mit spezifischen<br />

Themenschwerpunkten zur Verfügung. Abgeschlossen werden<br />

die beiden Studienbereiche durch verbindliche Modulprüfungen<br />

sowie durch eine Abschlussarbeit, welche auch in den<br />

Bildungswissenschaften angefertigt werden kann.<br />

68


Abb.: Ablauf des Studiums in den Bildungswissenschaften<br />

Das Veranstaltungsangebot umfasst Grundlagenvorlesungen<br />

(z.B. Einführung in die Allgemeine Pädagogik) sowie Seminare<br />

mit einer Teilnehmerbegrenzung von 30 Studierenden, um<br />

lebendige Lern- und Arbeitsformen in überschaubaren Gruppen<br />

realisieren zu können. Daneben werden zusätzliche Veranstaltungen<br />

wie z.B. KoMeT (Kommunikations- und Methodentrainings),<br />

verschiedene Workshops (z.B. zur Systemik des<br />

Lehrens und Lernens) und Exkursionen angeboten. Durch diese<br />

Integration von Elementen systemisch-konstruktivistischer Pädagogik<br />

(z.B. Arnold; Arnold-Haecky 2009) sowie von Kommunikations-<br />

und Methodentrainings (KoMeT) soll zum einen eine<br />

Aufarbeitung der individuellen Lernerfahrungen der Studierenden<br />

im Sinne einer an (Selbst-) Reflexivität orientierten Ausbildung<br />

und zum anderen eine gezielte Verbesserung der Methodenkompetenzen<br />

der zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer ermöglicht<br />

werden. Erst durch das eigenständige Einüben von Methoden<br />

können Lehrende diese später im eigenen Unterricht produktiv<br />

einsetzen. Eine weitere wichtige Komponente des Veranstaltungsangebots<br />

sind die verschiedenen Online-Veran-<br />

69


staltungen des Netzwerks Bildungswissenschaften, welche den<br />

Studierenden eine höhere Flexibilität sowie ein breiteres<br />

Themenspektrum bieten. Gleichzeitig spiegelt sich hier der<br />

Bedeutungszuwachs der Digitalen Medien in der Gesellschaft<br />

wider: Im Zuge der wachsenden Mediatisierung der Gesellschaft<br />

und der damit verbundenen zunehmenden Bedeutung der<br />

Medien im Bildungswesen müssen in zukünftigen Ausbildungskonzepten<br />

die Neuen Medien eine entsprechend stärkere<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Literatur<br />

Arnold, Rolf; Lermen, Markus; Müller, Hans-Joachim: Vier-<br />

Dimensionalität pädagogischer Professionalisierung: Das<br />

Konzept der Lehrerausbildung in <strong>Kaiserslautern</strong>. In: PädForum,<br />

33./24. Jg., 5/2005, S. 271-274.<br />

Arnold, R. / Arnold-Haecky, B. (2009): Der Eid des Sisyphos: Eine<br />

Einführung in die Systemische Pädagogik. Baltmannsweiler.<br />

Arnold, R. / Gómez Tutor, C. (2007): Grundlinien einer<br />

Ermöglichungsdidaktik. Bil-dung ermöglichen – Vielfalt<br />

gestalten. Augsburg.<br />

MBWJK-Rheinland-Pfalz 2009: Curriculare Standards des Fachs<br />

Bildungswissenschaften und Standards der Systementwicklung.<br />

Quelle: http://www.mbwjk.rlp.de/bildung/schuldienst-undlehrerberuf/reform-der-lehrerinnen-undlehrerausbildung/curriculare-standards/<br />

(Stand: Juni 2009).<br />

70


Fernstudium »Schulmanagement«: Brücke zwischen<br />

Theorie und Praxis für Schulmanagement und<br />

Schulentwicklung<br />

Auf den Weg gebracht: Schulen müssen im Prozess der<br />

Veränderung lernen<br />

Der schulische Alltag ist heute von zahlreichen Schulreformen<br />

geprägt, die sich auf das Schulsystem, aber besonders auf die<br />

Schulen als Organisation auswirken. Das Führungshandeln der<br />

Schulleiter muss sich hier in der Gestaltung der Aufbau und<br />

Ablauforganisation, aber besonders in seiner Art, sich dem<br />

Kollegium zuzuwenden (vgl. Arnold 2010: 92) darauf ausrichten,<br />

um die Veränderungen pro aktiv unter der Beteiligung der<br />

Akteure lebendig werden zu lassen. Reformen der Lernkultur und<br />

Strukturreformen bündeln sich im Wandel zur Ganztagsschule,<br />

der Selbstständigen und Teilautonomen Schule, dem Konzept<br />

inklusiver Beschulung unter Schließung der Förderzentren, dem<br />

Ansatz der Realschule Plus sowie der Idee einer kooperativen<br />

Gesamtschule.<br />

Diese Veränderungen werden aber nicht nur per Gesetz durch<br />

die Kultus- und Bildungsministerien beschlossen, sondern die<br />

sich daraus ergebenden Anforderungen an die Wandlungs- und<br />

Veränderungsprozesse werden im Rahmen der Qualitätsoffensive<br />

durch externe Evaluationen und Schulinspektionen der<br />

Länder auch gezielt hinterfragt (vgl. Rolff 2007: 195ff.). Dies<br />

erfordert von den Schulleitern zum einen die Fähigkeit des<br />

kreativen und konstruktiven Umgangs mit den<br />

Evaluationsergebnissen, zum anderen aber vor allem die<br />

Professionalität, den im Schulsystem etablierten Wandel aktiv<br />

und zielorientiert zu leben. Die externe Evaluation ist hier die<br />

Basis für die Steuerung des Schulsystems und damit für die<br />

Führung von Schulen sowie die Begleitung von<br />

Schulentwicklungsprozessen. Schule ist so gesehen heute eine<br />

lernende Schule (vgl. Horster/Rolff 2001: 207).<br />

Der Soziologe der <strong>Universität</strong> Klagenfurt Arno Bammé (2006:<br />

190) beschreibt in diesem Sinne einen Wandel in Wissenschaft<br />

und Gesellschaft, bei dem die Gesellschaft sich verwissenschaftlicht,<br />

d.h. sie reflexiv wird; und die Wissenschaft sich<br />

vergesellschaftet also praktisch wird. Kompetenzentwicklung bei<br />

Schulleitern entsteht hier im Rahmen des Fernstudienganges<br />

Schulmanagement in einer doppelten Weise durch die Fähigkeit,<br />

die Praxis zu beobachten und sie gleichzeitig reflexionsbewusst<br />

zu gestalten. Das Fernstudium Schulmanagement bietet dafür<br />

den Lernenden berufsbegleitend die Aktivität und den Mitvollzug<br />

relevanter berufspraktischer Zusammenhänge in einer<br />

praxisorientierten Ausrichtung der Inhalte sowie einer auf eine<br />

selbstgesteuerte Auseinandersetzung angelegte Didaktik, für<br />

wesentliche Fragen, Sachverhalte und Problemlösungen<br />

schulischer Realität und Professionalität.<br />

Im Projektantrag vom Jahr 2000 wurde dazu die Aufgabenstellung<br />

formuliert, den Studiengang Schulmanagement zu<br />

71


entwickeln und den in Deutschland sowie dem europäischen<br />

Ausland verfügbaren Sachverstand in einer Fortbildungskonzeption<br />

zu bündeln. Das heute noch aktuelle Ziel des<br />

Studiums sollte damit sein, das pädagogische Personal in<br />

Schulen, Schulverwaltung und anderen Institutionen dabei zu<br />

unterstützen, die Aufgabenfelder des Public Management und<br />

der lernenden Organisation Schule eigenständig zu<br />

verwirklichen. Der Studiengang ist dabei so konzipiert worden,<br />

dass das verkürzte Theorie-Praxis-Verständnis bei organisations-<br />

und managementtheoretischen Ansätzen in der Schulpraxis<br />

überwunden werden kann (vgl. Arnold/Giese 2004: 174). Der<br />

Fernstudiengang Schulmanagement basiert daher auf einem<br />

wissenschaftlich begründeten Konzept von Schulentwicklung,<br />

was Elemente einer prozessorientierten Organisationsentwicklung<br />

mit den verschiedenen Handlungsfeldern einer<br />

schulischen Führungsaufgabe integriert.<br />

Fernstudium Schulmanagement als „Lernbegleiter“ für<br />

Schulen: Lernen in die Praxis integriert<br />

Die Rolle der Schulleitung hat sich im letzten Jahrzehnt<br />

maßgeblich verändert. Der Bedeutungszuwachs der<br />

eigenverantwortlichen Ausgestaltung auf Basis eines schulischen<br />

Leitbildes unter Beteiligung des Kollegiums und unter Beachtung<br />

der gesetzlichen Rahmenvorgaben findet sich im entwickelten<br />

Curriculum und der konzipierten Didaktik des Fernstudiums<br />

wieder. Das didaktische Konzept koppelt theoretische<br />

Fragestellungen mit konkreten praxisorientierten Fallbeispielen<br />

und Problemlösungsstrategien. Eine Schulleiterin und ehemalige<br />

Studierende des Fernstudiengangs bringt den dahinter<br />

stehenden Nutzen für Schulleitungen folgender Maßen auf den<br />

Punkt:<br />

„Früher musste ich mir immer erst die Hörner abstoßen, meine<br />

Fehler machen und dann erkennen, wie die anderen reagieren.<br />

Das Warum, habe ich nie oder zu spät verstanden. Heute fühle<br />

ich mich durch das Studium viel souveräner, weil mein Handeln<br />

kein Blindflug mehr ist. Ich kann jetzt viel besser die<br />

Konsequenzen und Wirkungsweisen einschätzen.“<br />

Die Studienbriefe als eine Säule des Studienganges unterstützen<br />

dieses Verständnis über grundlegende Zusammenhänge sozialer<br />

Interaktion und organisationaler Realitäten. Sie greifen die<br />

Entwicklungstrends der Schulentwicklung auf, wobei aktuelle<br />

Trends der Schul- und Bildungspolitik mit Inhalten wie<br />

Schulrecht, Qualitätsmanagement, externe Evaluation und<br />

Schulinspektion mit konkreten Modellen der Organisations- und<br />

Teamentwicklung verbunden werden. Ein zentrales Element stellt<br />

dabei die Sicherung der Unterrichtsqualität als Kernprodukt<br />

schulischen Handelns dar, welche mit konkreten Maßnahmen<br />

und Verfahren der Zielvereinbarung, Gesprächsführung,<br />

Konfliktbewältigung sowie Kommunikations- und Kooperationstechniken<br />

im Rahmen von Teamentwicklungsprozessen passend<br />

zusammengeführt werden. Die regelmäßig stattfindenden Online-<br />

Seminare und Präsenzphasen unterstützen dabei die hohe<br />

Praxisorientierung des Studienganges. „Schwerpunkte bilden<br />

72


dort neben dem wissenschaftlichen Diskurs, kooperative<br />

Arbeitsformen sowie unmittelbar handlungsgeleitete Übungsszenarien<br />

und Methodentrainings, fallbezogene Aufgabenstellungen<br />

und Diagnosen sowie kommunikations- und führungspsychologische<br />

Trainingselemente [...]“. (Gajewski/Griese 2004:<br />

206).<br />

Die Wirkung dieses didaktischen Settings des Fernstudiengangs<br />

Schulmanagement zeigt sich insbesondere in einer<br />

Teilnehmerbefragung des Forschungsinstitutes für Arbeit,<br />

Bildung und Partizipation. Harney/Herbrechter (2008: 23)<br />

machen vier Hauptmotive und Wirkungen im Fernstudium aus:<br />

- Neue Handlungsstrategien werden im Arbeitsalltag<br />

angewendet.<br />

- Fachliches und methodisches Wissen wird erweitert wodurch<br />

die Qualität der Arbeit steigt.<br />

- Übernahme von neuen und spannenden Aufgabenfeldern<br />

wird angestrebt und verwirklicht.<br />

- Verbesserung des Einkommens durch Aufstieg und<br />

Beförderung.<br />

Abb.: Motive und Wirkungen des Fernstudiums Schulmanagement.<br />

Im Sinne einer am Nutzen der Lernenden etablierten<br />

Dienstleistung fassen diese Ergebnisse auf den Punkt formuliert<br />

zusammen, was das Leistungspaket Fernstudium<br />

Schulmanagement für den eigenen beruflichen Alltag leisten<br />

kann. Ein wichtiger Schritt zur Nutzenmaximierung und als<br />

Wettbewerbsfaktor für den Studiengang ist dafür die Schaffung<br />

einer neuen Position, um die Studierenden bei Ihren<br />

Masterarbeitsprojekten wissenschaftlich zu begleiten und zu<br />

beraten. Auf diese Weise soll die Selbstlernkompetenz in<br />

methodischer aber auch in Bezug auf die Entwicklung und<br />

Umsetzung konkreter Praxisprojekte gestärkt werden.<br />

Die entwickelten Themen der Masterarbeiten greifen dazu<br />

praxisrelevante Themen und Projektideen im sozialen und<br />

beruflichen Umfeld der Studierenden auf. Die wissenschaftliche<br />

73


Beratung der Masterarbeiten sichert dabei eine Kompetenzentwicklung,<br />

da nicht nur die Masterarbeit als finales Produkt<br />

definiert wird, sondern der wissenschaftlich Arbeits- und Schreibprozess<br />

selbst als Lernprozess verstanden wird. Für diesen<br />

Lernprozess werden vielfältige Tools und Instrumente zum<br />

wissenschaftlichen Schreiben und konkreter Projektgestaltung<br />

angeboten, die durch eine individuelle forschungsmethodische<br />

und organisationstrategische Beratung flankiert werden. Dabei<br />

wird im Sinne eines Selbstlernens systematisch die Möglichkeit<br />

eröffnet, die eigenen Lern- und Forschungsstrategien zu<br />

optimieren, sich darin zu üben, die notwendigen Kenntnisse,<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten selbstgesteuert anzueignen und<br />

umzusetzen (vgl. Arnold et al. 2002: 76ff.). Im Ergebnis<br />

entstehen praxisorientierte Forschungsprojekte, die die<br />

Wirklichkeit von Schule verändern.<br />

Literatur<br />

Arnold, R.; Gomez Tutor, C./Kammerer, J. (2002). Selbstgesteuertes<br />

Lernen braucht Selbstlernkompetenzen. In: Kraft, S. (Hrsg.).<br />

Selbstgesteuertes Lernen in der Weiterbildung.<br />

Baltmannsweiler: Hohengehren: Schneider Verlag, S. 76-89.<br />

Arnold, R./Griese, C. (2004). Schulmanagement als Fernstudium. In:<br />

Koch, S./Fisch, R. (Hrsg.). Schule für die Zukunft. Neue<br />

Steuerung im Bildungswesen. Hohengehren: Schneider Verlag,<br />

S. 173-182.<br />

Arnold, R. (2010). Schulleitung als Personalentwickler. In: Rolff, H.-G.<br />

(Hrsg.). Führung, Steuerung, Management. Seelze: Klett<br />

Kallmeyer Verlag, S. 81-91.<br />

Bammé, A. (2006). Fremd-Bestimmung selbst gestalten. Postmoderne<br />

Ambivalenzen entgrenzten Lernens und Arbeitens. In: Wiesner,<br />

G.; Zeuner, C./Forneck, H.J. (Hrsg.). Teilhabe an der<br />

Erwachsenenbildung und gesellschaftliche Modernisierung<br />

Dokumentation der Jahrestagung 2005 der Sektion<br />

Erwachsenenbildung der DGfE. Hohengehren: Schneider<br />

Verlag.<br />

Gajewski, M./Griese C. (2004). Zwischen traditionellem Fern-studium<br />

und Online-Lernen – Fernstudiengang „Schulmanage-ment“ an<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. In: Wissinger, J./Huber, S. G.<br />

(Hrsg.). Schulleitung – Forschung und Qualifizierung. Opladen:<br />

Leske + Budrich, S. 201-214.<br />

Harney, K./Herbrechter, D. (2008). Weshalb Weiterbildungsteilnehmer<br />

Gleiches ungleich beurteilen Die Verkettung von Motiv- und<br />

Nutzeneinschätzungen im Rahmen von Profilen. der beruflichen<br />

Weiterbildungsbeteiligung FIAB-Arbeitspapier. 11,<br />

Recklinghausen: FIAB-Verlag.<br />

Horster, L./Rolff, H.-G. (2006). Reflektorische Unterrichtsent-wicklung.<br />

In: Buchen, H./Rolff, H.-G.. (Hrsg.). Professionswissen<br />

Schulleitung. Weinheim: Beltz Verlag, S. 789-809.<br />

74


Von „Lernschleifen“ und „Oelkers-Kommissionen“ –<br />

ein Rückblick auf zwei Jahrzehnte der Lehrerbildung<br />

in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

Henning Pätzold, Freie Hochschule Mannheim<br />

Handlungsorientierter Unterricht<br />

Erinnern Sie sich noch an eine pädagogische Innovation, die<br />

„handlungsorientierter Unterricht“ genannt wurde? Natürlich, der<br />

Begriff ist sattsam bekannt und geläufig, ein wenig<br />

Handlungsorientierung gehört gewissermaßen zum guten Ton.<br />

Dabei gehörte das Konzept selbst in den 1980er Jahren in den<br />

Kontext einer nicht weniger als dramatischen pädagogischen<br />

Entwicklung, die alle Bereiche des Bildungswesens berührte,<br />

aber in der beruflichen Bildung ihren Ausgang nahm. Und just<br />

hier beteiligte sich das Fachgebiet Pädagogik nicht nur mit<br />

theoretisch-konzeptionellen Beiträgen an der Diskussion,<br />

sondern auch mit praktischen Überlegungen. Eine davon war die<br />

so genannte „Lernschleife“ des handlungsorientierten Unterrichts<br />

(Arnold/Müller 1993, S. 325, Arnold/Pätzold 2007, S. 110). Eine<br />

Rückschau auf die Lehrerbildung an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> bietet<br />

Anlass, das nach wie vor aktuelle Konzept wieder anzusprechen.<br />

Für Arnold und Müller bestand seinerzeit eine vollständige<br />

handlungsorientierte Lernepisode in vier Schritten: In einer<br />

Auftragsübergabe einigen sich Lehrende und Lernende auf eine<br />

Aufgabe, die es zu bewältigen gilt. Hieran schließt die<br />

selbständige und produktive Bearbeitung an. Deren Ergebnisse<br />

werden in einer Präsentation dargestellt und in einer<br />

Besprechungssituation zur Diskussion gestellt. Aus der<br />

Besprechungssituation können sich wiederum Aufgaben<br />

ergeben, die in einen erneuten Durchgang durch die Schleife<br />

führen.<br />

© Dr. Hans-Joachim Müller 1994<br />

Abb.: Handlungsorientierte Lernschleife<br />

75


Auftragsübergabe<br />

Was nun, wenn die Lehrerbildung selbst Gegenstand einer<br />

„handlungsorientierten“ Lehr-Lern-Sequenz wäre? Als Rolf<br />

Arnold 1990 den Lehrstuhl für Pädagogik an der Uni<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> übernahm, war Lehrerbildung beileibe kein<br />

Thema, dass im Mittelpunkt der politischen oder<br />

gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stand. Die Erinnerung an die<br />

„Lehrerschwemme“ der 80er Jahre war noch frisch, zugleich<br />

bestand eine große Überzeugung, dass mit der Bildung in<br />

Deutschland „eigentlich“ alles in Ordnung sei (später wird man<br />

von einer Phase der Stagnation sprechen, die erst um die<br />

Jahrhundertwende, nach TIMSS-, PISA- und anderen Schocks<br />

endete). Es galt also zunächst, dem pädagogischen Teil der<br />

Lehrerbildung zu einem seiner Bedeutung entsprechenden<br />

Aufmerksamkeit zu verhelfen. Das bedeutete einerseits,<br />

Fachvertreter wie Studierende ein ums andere Mal davon zu<br />

überzeugen, dass das sogenannte „erziehungswissenschaftliche<br />

Begleitstudium“ mehr ist, als eine laufbahnrechtlich<br />

vorgeschriebene Pflichtveranstaltung – vielmehr geht es gerade<br />

hier um die Entwicklung pädagogischer Professionalität, eine<br />

Formulierung, die Rolf Arnold seinerzeit oft und mit großer<br />

Überzeugungskraft gebrauchte. Diesem Anspruch musste das<br />

Studium nach Aufbau und Inhalt allerdings auch gerecht werden<br />

und darin liegt der zweite Teil des „Auftrages“: die Gestaltung<br />

und Weiterentwicklung eines pädagogischen Studienanteils, der<br />

tatsächlich Kompetenz bildend ist.<br />

Erarbeitung<br />

Den Auftrag hat Rolf Arnold für sein Team und sich<br />

angenommen. In der Erarbeitungsphase standen nun drei<br />

Bereiche im Vordergrund: Die Struktur des Studiums sollte – vom<br />

Titel der Lehrveranstaltungen über die Inhalte bis zum<br />

Prüfungskonzept – deutlich machen, welche Ziele mit den<br />

jeweiligen Inhaltsbereichen verbunden sind. Dabei muss eine<br />

Balance gefunden werden zwischen dem Wünschenswerten und<br />

dem Machbaren. Dass der für pädagogische Inhalte eingeplante<br />

Studienanteil faktisch viel zu klein war, ließ sich<br />

fachwissenschaftlich wie empirisch und berufspraktisch auch<br />

damals bereits begründen. Allein der Studienplan sah nur einen<br />

geringen Studienanteil für diesen Bereich vor und konnte auch<br />

nicht ohne weiteres verändert werden. Aber immerhin bestand<br />

die Möglichkeit, die Inhalte zu strukturieren, zu straffen und<br />

gegebenenfalls auch durch Zusatzangebote Beiträge zur<br />

Qualifizierung der Studierenden zu leisten.<br />

Dieses Konzept schlug sich in Studien- und Prüfungsordnungen<br />

nieder, mehr noch aber in der Arbeit eines motivierten Teams<br />

unter Arnolds Leitung, dass sich am Fachgebiet dafür einsetzte,<br />

die Studierenden in einer konzentrierten Auseinandersetzung mit<br />

den für zentral erachteten Sachbereichen – allgemeine<br />

Pädagogik, Erziehungstheorie, Bildungsinstitutionen und -politik<br />

sowie Didaktik und gegebenenfalls Berufspädagogik – zu<br />

begleiten. Hinzu kamen kompetenzorientierte Spezialveranstaltungen,<br />

die, oft als Testangebote gestartet, irgendwann in das<br />

reguläre Studium aufgenommen wurden. Zu nennen sind<br />

76


insbesondere das Kommunikations- und Methodentraining<br />

(KoMeT), in dem die Studierenden Erfahrungen mit ihren<br />

eigenen Lernprozessen reflektieren und zur Entwicklung<br />

methodischer und kommunikativer Fähigkeiten nutzen, weiterhin<br />

Skilltrainings zu systemischen Interventions-formen oder zu<br />

Lehrerrolle und Körpersprache.<br />

f2f und virtual learning<br />

Solche Trainings betonen die unmittelbare Begegnung zwischen<br />

Lehrenden und Lernenden – gleichzeitig vollzog sich jedoch eine<br />

tiefgreifende Veränderung im pädagogischen Geschehen, die<br />

seinerzeit den Namen „Virtualisierung“ bekam. Neben die<br />

Interaktion von Angesicht zu Angesicht („face-to-face“) tritt die<br />

netzbasierte Kooperation in „virtuellen Lernumgebungen“. Dass<br />

beides einander nicht widerspricht, war von Anfang an klar und<br />

so wurden Veranstaltungen entwickelt, in denen virtuelle Lehr-<br />

Lern-Formen, klassische Formen des Präsenzseminars und<br />

intensive, interaktionsorientierte Trainings ineinander griffen (vgl.<br />

auch Arnold 2000). Die Bedeutung dieses Bereichs dokumentieren<br />

darüber hinaus verschiedene Forschungsarbeiten zum E-<br />

Learning (z.B. Lermen 2008, Hemsing-Graf 2008).<br />

Präsentation<br />

Wie verhält es sich nun mit der Präsentation, die, dem Modell der<br />

Lernschleife folgend, gewissermaßen die Ernte der produktiven<br />

Entwicklungs- und Gestaltungsarbeit darstellt. Die Dinge liegen<br />

hier zwar anders als in einem „normalen“ Unterricht, gleichwohl<br />

wurden die Ergebnisse auf unterschiedlichen Ebenen präsentiert:<br />

Zuallererst den Studierenden, die mit den Konzepten und<br />

Entwicklungen unmittelbar konfrontiert wurden – und aufgefordert<br />

wurden, Kritik und Verbesserungsvorschläge zu äußern. Ferner<br />

in regelmäßigen Teambesprechungen, in denen Raum war, neue<br />

Ideen zu diskutieren und über ihre Umsetzung zu berichten –<br />

gerade auch dann, wenn es nicht gleich so funktionierte, wie<br />

geplant. Schließlich in einer Vielzahl von Veröffentlichungen zur<br />

Schulpädagogik, zur Lehrerbildung, zum E-Learning und zur<br />

Systemischen Pädagogik, die aufzuzählen hier kaum der Raum<br />

ist (vgl. exemplarisch: Arnold u.a. 2002, 2007).<br />

Diskussion<br />

Entsprechend wurden die Ergebnisse besprochen: Innerhalb der<br />

<strong>Universität</strong> mit den Studierenden, wobei auch eigene<br />

Arbeitsgruppen eingerichtet wurden, in denen Dozent und<br />

Studierende die Weiterentwicklung der Lehrveranstaltungen diskutiert<br />

haben; außerhalb in Form von Stellungnahmen, Kritik und<br />

auch Fortführung der Ansätze in Fachzeitschriften, auf<br />

Tagungen, in Workshops und Seminaren. Manche Konzepte wie<br />

die „Ermöglichungsdidaktik“ oder der „Wandel der Lernkulturen“<br />

führten dabei zu einer breiten Debatte, andere wurden nur einer<br />

kurzen „Revision“ unterzogen, nicht selten auch, weil sie sich als<br />

recht tragfähig erwiesen.<br />

Einen vorläufigen Höhepunkt erfuhr die Diskussion um die<br />

Lehrerbildung in der so genannten „Oelkers-Kommission“ (vgl.<br />

Arbeitsgruppe o.J.). Sie wurde vom Landesbildungsministerium<br />

eingesetzt, um Rahmenbedingungen für die Reform der<br />

77


Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz zu bestimmen, neben anderen<br />

Fachwissenschaftlern gehörte ihr auch Rolf Arnold an. Eine ihrer<br />

zentralen Aufgaben war die Formulierung curricularer Standards,<br />

die in diesem Fall auch dem pädagogischen Anteil größeren<br />

Raum geben sollte. In den letztendlich verabschiedeten curricularen<br />

Standards finden sich viele Ergebnisse der jüngeren<br />

Lehrerbildungsdebatte, von der Höherbewertung der Fachdidaktiken<br />

bis zur Verzahnung von Studium und Praktika. In ihnen<br />

finden sich aber auch manche Anteile des erziehungswissenschaftlichen<br />

Begleitstudiums, wie es seinerzeit in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

konzipiert wurde.<br />

Ausblick<br />

Bedeutsame Lernprozesse gehen in der Regel nicht einfach zu<br />

Ende, indem ein Lernziel erreicht wurde. Aus dem Ziel heraus<br />

ergeben sich neue, oft gar nicht im Vorhinein absehbare Ziele,<br />

der Lernweg selbst schreitet weiter voran, verzweigt sich und<br />

führt zu neuen Zielen. Entsprechend sieht die „Lernschleife“ von<br />

vornherein vor, dass sich an die Diskussion der Ergebnisse neue<br />

„Aufträge“ anschließen können. In der Lehrerbildung wurde in<br />

den letzten Jahren in <strong>Kaiserslautern</strong> und anderswo erreicht, dass<br />

die erforderlichen Kompetenzen in Bezug auf die „tatsächlichen<br />

Verwendungssituationen des [...] öffentlichen Lebens“ (Robinson<br />

1975: 47) in den Blick genommen wurden. Der fachlich<br />

fundierten und berufspraktisch orientierten Ausbildung von<br />

Lehrerinnen und Lehrern muss aber auch eine entsprechende<br />

Steuerungslogik in den Schulen gegenüber gestellt werden. Nicht<br />

zuletzt deswegen ist es konsequent, dass unter Rolf Arnolds<br />

fachlicher Leitung, zusammen mit Hans-Günter Rolff, auch ein<br />

Fernstudiengang „Schulmanagement“ entstand, in dem<br />

beispielsweise Konzepte der systemischen Beratung, die sich<br />

bereits in der Lehrerbildung als fruchtbar erwiesen haben, auch<br />

in Bezug auf die Ausbildung von Schulleiterinnen und<br />

Schulleitern aufgenommen wurden. Und schließlich stellen sich<br />

auch für die Lehrerbildung selbst neue Herausforderungen dar,<br />

sei es die Entwicklung der Kooperation mit den zum Teil neu<br />

entstehenden fachdidaktischen Angeboten (und Anbietern) oder<br />

ganz praktische Aufgaben wie die, die Verdichtung der Aufgaben<br />

im Rahmen der reformierten Lehrerbildung bei (erfreulicherweise)<br />

steigenden Studierendenzahlen mit kaum wachsenden<br />

Personalressourcen zu bewältigen.<br />

Die Diskussion um Handlungsorientierung hat seit den 80er<br />

Jahren darauf hingewiesen, dass Lernen nicht allein in der<br />

weitgehend „stillgelegten“ Form passiven Zuhörens geschehen<br />

kann, aber auch, dass Sprechen und Denken ebenso Handlungen<br />

sein können wie das sichtbare Tun. Die Entwicklung der<br />

Lehrerbildung in <strong>Kaiserslautern</strong> versuchte schon immer, beides<br />

miteinander zu verbinden: Einerseits eine gründliche theoretische<br />

Durchdringung von Bedingungen und Aufgaben, die sich auch<br />

schon mal tagesaktuellen Anforderungen entgegen stellt. Und<br />

andererseits das Bewusstsein, dass die Überlegung allein wenig<br />

ändert und es immer darum geht, dass Gedanken auch zu<br />

Handlungen führen, etwa indem Altes verändert oder weiter<br />

entwickelt und Neues ausprobiert wird, auch wenn es keine<br />

Erfolgsgarantie gibt. In den vergangenen zwanzig Jahren sind<br />

78


das Fachgebiet Pädagogik und die Lehrerbildung in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

mit dieser Vorstellung von Handlungsorientierung gut<br />

gefahren – man darf hoffen und annehmen, dass sie auch weiterhin<br />

eine konstruktive und ertragreiche Orientierung bieten wird.<br />

Literatur:<br />

Arbeitsgruppe Curriculare Standards Bildungswissenschaften (o.J.):<br />

Standards der Lehrerbildung: Curriculare Standards des Fachs<br />

Bildungswissenschaften und Standards der Systementwicklung.<br />

Mainz: Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung<br />

und Kultur.<br />

Arnold, Rolf (2007): Aberglaube Disziplin. Heidelberg: Carl-Auer.<br />

Arnold, Rolf (2000): Will Distance Disappear in Distance Studies?<br />

Preliminary Considerations on the Didactic Relevance of Proximity<br />

and Distance. In: Journal of Distance Education, H 2, S. 1-<br />

9.<br />

Arnold, Rolf/Müller, Hans-Joachim. (1993). Handlungsorien-tierung und<br />

ganzheitliches Lernen in der Berufsbildung. 10<br />

Annäherungsversuche. Erziehungswissenschaft und Beruf, 4,<br />

323–333.<br />

Arnold, Rolf; Müller, Hans-Joachim; Pätzold, Henning; Schüßler,<br />

Ingeborg: Wohin geht die Reise? Thesen zur pädagogischen<br />

Reform der Lehrerbildung. In: PÄDForum (5) 2002, S. 359-363.<br />

Arnold, Rolf/ Pätzold, Henning. (2007). Schulpädagogik kompakt. 3.<br />

Aufl., Berlin: Cornelsen Verlag Scriptor.<br />

Hemsing, Sabine (2008): Online-Seminare in der Weiterbildung. Berlin:<br />

mensch und buch.<br />

Lermen, Markus (2008): Digitale Medien in der Lehrerbildung.<br />

Baltmannsweiler: SchneiderVerlag Hohengehren.<br />

Müller, Hans-Joachim (1994): Handlungsorientierte Lernschleife als<br />

zyklisches Strukturierungsmuster von Selbsterschließungsprozessen.<br />

TU <strong>Kaiserslautern</strong>, Lehrstuhl Pädagogik – Berufs-<br />

und Erwachsenenpädagogik, S. 137<br />

Robinson, Saul B. (1975/1969): Bildungsreform als Revision des<br />

Curriculum. Neuwied, Berlin: Luchterhand, 5. Auflage.<br />

79


<strong>Testimonial</strong><br />

>> Wenn ich an die Pädagogik in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> denke, dann….dann denke ich<br />

an den wohl produktivsten<br />

Erziehungswissenschaftler in Rheinland-Pfalz<br />

und an einen Arbeitsbereich (etwas<br />

altertümlich Lehrstuhl genannt), der<br />

thematisch breit ausgefächert und doch<br />

systematisch geordnet ist.<br />

• Mit 20 Jahren Fachgebiet Pädagogik,<br />

insbesondere Berufs- und<br />

Erwachsenenpädagogik, verbinde ich…<br />

…..eine Ausgestaltung einer Teildisziplin<br />

der Erziehungswissenschaft in einer solchen<br />

Breite und Tiefe, wie man sie selten<br />

beobachten kann. Und gleichzeitig werden<br />

wichtige zeitdiagnostische Fragen<br />

aufgegriffen und in einer regen<br />

Publikationstätigkeit kritisch dargestellt<br />

und diskutiert. Erstaunlich, was so ein<br />

einzelner „Lehrstuhl“ an einer Technischen<br />

<strong>Universität</strong> hervorzaubern kann.<br />

• Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für<br />

mich/ für meine Arbeit…<br />

….dass ich immer wieder von Pädagogen<br />

und Pädagoginnen Lobeshymnen höre, die<br />

einen (Fern-) Studiengang in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> absolviert haben. Und wenn<br />

man das erstaunliche Materialangebot auf<br />

der website betrachtet, kann man genau<br />

dies auch nachvollziehen.<br />

• Beim bisherigen Kontakt mit dem<br />

Fachgebiet ist mir am eindrücklichsten in<br />

Erinnerung geblieben…<br />

… eine gemeinsame Arbeitsgruppe zur<br />

Bildungsforschung in Rheinland-Pfalz,<br />

deren Ergebnisse freilich in einem Feld<br />

diffuser Nichtzuständigkeiten,<br />

80


Halbzuständigkeiten, Überlastungen und<br />

fehlender Entscheidungen in Vergessenheit<br />

geraten sind. Und noch mehr beeindrucken<br />

mich und gefallen mir die gelegentlichen<br />

Beiträge in der GEW-Zeitung von<br />

Rheinland-Pfalz, denn ein Stück<br />

Bildungsreform ist in und hinter diesem<br />

Blatt immer noch lebendig….<br />

Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />

Fachgebiet…<br />

• … dass es von Kürzungen verschont bleibt;<br />

weiterhin produktiv Mittel einwerben<br />

kann, die in Projekten und<br />

Studienangeboten den Studierenden und<br />

den sich weiter Bildenden zu Gute kommen;<br />

der Stress weiterhin Eu-Stress bleibt und sich<br />

mit emotionaler Intelligenz verbindet und<br />

dass das Fachgebiet sein Wissen und seine<br />

Kompetenz, insbesondere zur emotionalen<br />

Kompetenz und Führung, dem 1.FCK zu<br />

Gute kommen lässt, damit <strong>Kaiserslautern</strong> in<br />

der 1. Bundesliga bleibt. Denn Mainz 05<br />

würde sich da auf die Dauer einsam<br />

fühlen.


AG 3: Personalentwicklung<br />

Hans-Joachim Müller – Isa-Dorothe Gardiewski<br />

PE – im Lichte systemischen Denkens<br />

Zum Themenfeld „Personalentwicklung“ werden alle<br />

kontinuierlichen Daueraufgaben und kurzzeitigen Projekte, die im<br />

weitesten Sinne das überaus breite Spektrum derjenigen<br />

Aktivitäten zum Gegenstand haben, die in Betrieben und<br />

sonstigen Organisationen und Institutionen der Kompetenzentwicklung<br />

der Mitarbeiter dienen. Die besondere „Kaiserslauterer<br />

Sichtweise“ mit der hierbei die Personalentwicklung<br />

theoretisch konzipiert wurde, kann für diese letzten zwei Jahrzehnte<br />

durch zwei wichtige Weiterungen charakterisiert werden:<br />

- Zum einen werden bei der Kompetenzentwicklung nicht nur<br />

individualistisch die zu fördernden Mitarbeiter fokussiert,<br />

sondern auch die organisationalen Fähigkeiten der Institution.<br />

Diese organisationale Capacity meint über das Lernen im<br />

herkömmlichen Sinne auch das nachhaltig verhaltensändernde<br />

der Organisationen als Ganzes mit ihren Strukturen,<br />

Mustern, Routinen und Werten.<br />

- Zum andern ist die Haltung gegenüber dem Untersuchungsgegenstand<br />

Personalentwicklung von der Einsicht geprägt,<br />

dass Betriebe, wie alle sonstigen Organisationen, in erster<br />

Linie soziale Systeme sind, welche nur sich scheinbar<br />

direkten Interventionen zugänglich zeigen, tatsächlich jedoch<br />

nur „nicht linear-technokratisch“ (gewissermaßen wie<br />

Maschinen) gesteuert werden können. Diese dem<br />

„Maschinen-Modell“ (Heinz von Förster) entgegenstehende<br />

Sichtweise trägt deshalb der Einsicht Rechnung, dass die<br />

Frage, ob ein solches soziales System sich lebendig zu<br />

entwickeln vermag, in erster Linie davon abhängig ist, ob und<br />

inwieweit seine Akteure sich in ihm zu engagieren vermögen.<br />

Diese beiden Weiterungen spiegeln sich auch in den jeweiligen<br />

Konzepten wider, die den verschiedensten Dauer- und Projekt-<br />

Aktivitäten zugrunde liegen. Dazu zählt in erster Linie die<br />

Modernisierung der Lehrerausbildung nach dem „Kaiserslauterer-<br />

Modell“ (Arnold/Müller 1998; Müller 1997; 2007), die<br />

glücklicherweise mit dem ab dem Jahre 2005 umgesetzten<br />

rheinland-pfälzischen Reform-Modell eine (auch rückwirkende)<br />

Anerkennung, Unterstützung und Bestätigung ihrer zuvor oft als<br />

avantgardistisch und ambitioniert bezeichneten Konzeption<br />

erfuhr.<br />

Das PE-Segment des Lehrstuhls präsentierte sich in den letzten<br />

zehn Jahren im Bereich von Forschung und Lehre durch ein<br />

breites und variantenreiches Spektrum von Aktivitäten und<br />

Projekten. Diese waren an den Leitorientierungen „Kompetenzorientierung“,<br />

„Selbstlernen“ und „Systemik“ orientiert. Im<br />

Mittelpunkt stand der – zunehmend enger mit der Lehreraus-<br />

82


ildung verknüpfte – Fernstudiengang „Personalentwicklung“.<br />

Arrondiert wurde dieses Studienangebot durch eine Vielzahl von<br />

Einzelmaßnahmen, die von Führungstrainings bis hin zu<br />

Studientagen an Schulen reichten und hier – der Vielzahl wegen<br />

– nicht einzeln aufgeführt werden können. Erwähnt werden sollen<br />

jedoch der Zusatzstudium „Betriebspädagogik“, das in Kooperation<br />

mit der IHK-Pfalz seit der neuen Ausbilder-Eignungsverordnung<br />

vom 21. Jan. 2009 eine an den Veränderungen des<br />

Berufsfelds des Personals in der beruflichen Erstausbildung und<br />

Weiterbildung orientierte Umstrukturierung erfuhr. Auf diese<br />

Handlungsfelder zielten auch die beiden wichtigsten Forschungsprojekte<br />

im PE-Segment. Diese beiden Projekte wurden in<br />

Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB-<br />

Bonn) durchgeführt und auch von dort finanziell gefördert:<br />

- Erstens das von 2003 bis zum Jahre 2005 durchgeführte<br />

Projekt „Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen<br />

Fortbildung“, das am Beispiel der Prüfung zum „Geprüften<br />

Industriemeister/in – Fachrichtung Textilwirtschaft“ die Frage<br />

der konzeptionellen Neugestaltung handlungs- und<br />

kompetenzorientierter Prüfungen untersuchte und exemplarische<br />

„situationsbezogene Prüfungsmodule“ lieferte. Die<br />

Abschlussbericht ist 2006 erschienen [1].<br />

- Zweitens das vom Jahre 2006 bis 2009 durchgeführte Projekt<br />

„Entwicklung und Erprobung von prozessorientierten Ausbildungseinheiten<br />

und lernorganisatorischen Strategien für<br />

die neuen Ausbildungsberufe in der Textilwirtschaft“. Gegenstand<br />

dieses Projekts waren die konzeptionelle Neugestaltung<br />

und Erprobung von Lernarrangements und<br />

Prüfungen der „neuen“, d.h. seit dem Jahre 2005 erlassenen<br />

prozessorientierten industrielen Produktionsberufe im Bereich<br />

der Textilwirtschaft. Außerdem wurden Qualifizierungsbausteine<br />

für die pädagogisch professionelle Umsetzung<br />

durch das Berufsbildungs-Personal, d.h. Ausbilder/innen,<br />

LehrerInnen und Prüfungsausschussmitglieder entwickelt und<br />

erprobt. Der Abschlussbericht liegt des BIBB zur Veröffentlichung<br />

vor.<br />

Das Tätigkeitsfeld des im letztgenannten Forschungsprojekt<br />

betrachteten Personals der Beruflichen Bildung war –<br />

insbesondere hinsichtlich der Kern-Aufgaben und Kern-Prozesse<br />

sowie der notwendigen Kompetenzen – auch der Untersuchungsgegenstand<br />

eines EU-Projekts. Dieses soll hier kurz<br />

skizziert werden.[2]<br />

Das Projekt: VET-Professions: competence framework<br />

Der Auftrag des Projekts, d.h. die „Feststellung der benötigten<br />

Kompetenzen für das Lehr- und Ausbildungspersonal in der<br />

beruflichen Bildung“ war ausdrücklich ein Teil des<br />

Arbeitsprogramms „Allgemeine und Berufliche Bildung 2010“.<br />

Außerdem knüpft das Projekt in seinen Zielsetzungen an<br />

verschiedene Arbeitsprogramme zur Verbesserung und Modernisierung<br />

der beruflichen Bildung an. Die Anstöße zu diesen<br />

83


Reformmaßnahmen lieferten neben dem Vertrag von Lissabon<br />

(2000) mit dem strategischen Ziel, „die Europäische Union zum<br />

wettbewerbsfähigsten und dynamischsten wissensbasierten<br />

Wirtschaftsraum zu machen [3] auch die Aktionsrahmen der<br />

Brügge-Initiative (2001), der Barcelona-Erklärung (2002) des<br />

Kopenhagen-Prozesses (2002) und des Maastricht-Kommuniqués.<br />

Zielsetzung, Vorgaben und Verlauf des Projekts<br />

Unter der Bezeichnung „VET-Professions: competence framework“<br />

(Vocational Education and Training-Professions) startete<br />

das CEDEFOP (im Auftrag der EU) das Projekt im Jahre 2005<br />

zunächst in 13 Mitgliedstaaten als Pilotstudie zur Durchführung<br />

von Fallstudien, auf deren Basis gemeinsame Standards<br />

pädagogischer Professionalität für die verschiedenen typischen<br />

Berufsrollen des „Berufsbildungs-Personals“ im europäischen<br />

Bildungsraum formuliert werden sollten.<br />

Beteiligt waren 13 EU-Staaten mit teilweise sehr unterschiedlichen<br />

Berufsbildungssystemen. Auf nationaler Ebene wurde das<br />

Projekt überwiegend von dem Mitgliedern nationaler „TTnet-<br />

Netzwerke“ (=Train the Trainer network) getragen, welche als ein<br />

europäisches Forum des Austauschs und der Kooperation für<br />

Schlüsselakteure und Entscheidungsträger im Bereich der<br />

Ausbildung- und Lehrkräfte in der beruflichen Bildung im Jahre<br />

1998 vom CEDEFOP eingerichtet wurde; beispielsweise das<br />

TTnet DE, dessen Arbeiten vom Bundesinstitut für Berufsbildung,<br />

BIBB koordiniert werden. Untersuchungsgegenstand der Pilotstudie<br />

waren die Berufsprofile: „Berufsschullehrer“, „betriebliche<br />

Ausbilder“ und „Leiter von Schulen im Rahmen der beruflichen<br />

Erstausbildung“ (IVET [4]), „Weiterbildungspersonal“, „Leiter von<br />

betrieblichen Ausbildungsabteilungen“ und „Leiter von Ausbildungseinrichtungen<br />

der beruflichen Erwachsenenbildung und<br />

Weiterbildung“ (CVET [5]).<br />

Im Jahre 2007 wurde das Projekt mit einer von ursprünglich 13<br />

auf 21 (von 27) EU-Staaten erweiterter Basis weitergeführt. Unter<br />

der Leitung von Finnland und Italien wurden in zwei Arbeitsgruppen<br />

zunächst konsensfähige Untersuchungskategorien<br />

ausgewählt, daraus verschiedene Fragebogen entwickelt und<br />

zusätzliche Gutachten eingeholt. Begonnen wurde mit den<br />

Profilen der Pilotstudie, wobei im CVET-Bereich versucht wurde,<br />

weitere Unterprofile innerhalb und außerhalb der Kontexte<br />

„Betrieb“ und „“Einrichtungen“ (z.B. Schulen, Provider u.ä.) zu<br />

identifizieren und zusätzlich zwei e-learning-Profile zu untersuchen.<br />

Die empirische Datenbasis den Tätigkeitsfeldern der<br />

untersuchten Berufsrollen wurde in 17 Ländern mit strukturierten<br />

Interviews bei 176 ausgewählten „Professionals“ des TTnet-<br />

Netzwerks durchgeführt. Die aufbereiteten Ergebnisse wurden im<br />

Jahre 2008 von Expertengruppen analysiert und in zwei Fragebogenrunden<br />

evaluiert. Die Profilierung des Bildungspersonals<br />

im betrieblichen und Weiterbildungsbereich einschließlich neuer<br />

und „innovativer“ Rollen vor dem Anspruch eines gemeinsamen<br />

europäischen Kompetenzrahmens erwies sich in dieser Projektstruktur<br />

als sehr schwierig.<br />

84


Der eigentliche Definitionsprozess fand im Rahmen der<br />

abschließende Beratung und Abstimmung der verschiedenen<br />

Eckdaten des Qualifikationsrahmens in (Sliena Januar 2009)<br />

statt. Unter der Leitung von Finnland (Vorsitz der Arbeitsgruppe)<br />

und Malta (als Ausrichter) nahmen an dieser Endabstimmung je<br />

zwei Delegierte der nationalen Arbeitsgruppen aus 20<br />

Teilnehmerstaaten teil. Die wichtigste Arbeitsgrundlage bildete -<br />

neben den Einzelergebnissen aus den nationalen Validierungsrunden<br />

– eine vom Finnish National Board of Education vorgelegte<br />

„Validation Synthesis“ (Volmari 2009) der teilweise<br />

kontroversen nationalen Ergebnisse. Über verschiedene<br />

Zwischenberatungen in moderierten Arbeitsgruppen aus je fünf<br />

Nationen einigte sich das Plenum der Gesamtarbeitsgruppe auf<br />

folgende Ergebnisse.<br />

Ziel war es, ein systematisches Inventar der typischen<br />

Tätigkeiten der verschiedenen Berufsrollen zu erstellen, aus dem<br />

insbesondere die Kernprozesse und Kernaufgaben herausgefiltert<br />

werden können. Im Blick auf die spätere Schneidung der<br />

Berufsrollen war bereits zu Beginn des Projekts die Entscheidung<br />

gefallen, zwei in Deutschland traditionell meistens getrennt<br />

betrachtete Bereichen des Bildungssystems zu einem<br />

gemeinsamen Untersuchungsfeld zusammenzufassen.<br />

- Zum einen durch den Bereich „Initial vocational educational<br />

training“ (IVET), d.h. die berufliche Erstausbildung der<br />

(überwiegend) 16 – 19 jährigen jungen Menschen.<br />

- Zum anderen durch den Bereich „Continuing vocational<br />

educational training“ (CVET), d.h. die beruflichen Weiterbildung<br />

der Erwachsenen.<br />

Ergebnisse des Projekts<br />

Diese Frage nach der Schneidung des Untersuchungsfelds<br />

wurde in Sliena angesichts der mittlerweile vorliegenden<br />

Erhebungs- und Validierungsergebnisse erneut aufgeworfen und<br />

deshalb in Arbeitsgruppen intensiv diskutiert. Trotz der Akzeptanz<br />

der im Einzelfall schwierigen oder auch unterschiedlichen<br />

Qualifikationsbeschreibungen gewannen in der Diskussion<br />

letztlich übergeordnete Gesichtspunkte – wie z.B. der „common<br />

focus“ zu den aktuellen Erkenntnissen zum „Lernen“<br />

Erwachsener oder die aktuelle Verbreitung systemischkonstruktivistischer<br />

Lernparadigmen (Arnold 2007) und des<br />

daraus resultierenden Lernkulturwandels (vgl.: Arnold 2007) - ein<br />

höheres Gewicht und es blieb in der umfassenden Definition des<br />

Berufsfelds „Vocational Education and Training“ (VET). Als<br />

Ergebnis der ersten Erhebungsphase lagen zunächst die<br />

Beschreibungen von insgesamt sieben Berufsprofilen vor. Deren<br />

länderspezifische Besonderheiten wurden nach der Präsentation<br />

der Einzelergebnisse im Verlauf der beiden Validierungsrunden<br />

schrittweise reduziert am Ende zu drei grundlegenden Berufsprofilen<br />

zusammengefasst:<br />

- Lehrer/innen in beruflichen Schulen (VET-Teachers), die in<br />

„institution-based setttings“ arbeiten und im Normalfall sowohl<br />

über Erfahrungen in der beruflichen Praxis, als auch über<br />

berufliche Qualifikationen verfügen.<br />

85


- Betriebliche Ausbilder/innen in Aus- und Weiterbildung (VET-<br />

Trainer). Die Analyse der dazu gewonnenen Erhebungsergebnisse<br />

zeigte eine besonders weite Auffächerung des<br />

Tätigkeitsfelds und damit besonders variantenreiche<br />

Berufsrollen auf. Diese reichten vom Vollzeit- über den<br />

Teilzeitangestellten in privaten oder öffentlichen, in großen<br />

oder kleinen Organisationen bis zum Selbständigen. Die<br />

gemeinsame Schnittmenge der in 17 Staaten vorgefundenen<br />

Tätigkeiten (activities) erwies sich – im Vergleich zu den<br />

heterogenen Anteilen – für die Definition einer einzigen<br />

Berufsrolle eindeutig als zu gering. In der abschließenden<br />

Diskussion verengte sich dann die Entscheidung auf die Rolle<br />

der „In-company trainer“. Deren Berufsrolle wurde letztlich<br />

wie folgt definiert: “trainers refer to employees in enterprises<br />

who train and educate people in VET, supporting and<br />

facilitating their learning processes on a full-time basis.”<br />

- Leiter/innen von beruflichen Schulen, Einrichtungen und Abteilungen<br />

(VET-Principals), deren Berufsrolle mit umfassender<br />

Verantwortung: „Overall responsibility for the running of<br />

educational institutions, such as vocational upper secondary<br />

institutions and further education colleges“ (d.h.<br />

beispielsweise für ein ganzes Bildungszentrum) definiert<br />

wurde.<br />

Für die beiden letzten Berufsprofile wurden auch einzelne<br />

Ergebnisse aus den Weiterbildungsprofielen aufgenommen. So<br />

enthalten diese zwei Berufsrollen auch die wichtigsten<br />

berufstypischen Beschreibungs-Items der nicht weiter<br />

untersuchten Berufsrollen „E-Tutor/ Trainer-CVET“, „In-company<br />

Trainer“, „Training Manager-CVET“, und „Training-Consultant“.<br />

Für alle drei Profile wurden Kompetenz-Referenzrahmen<br />

vorgestellt und validiert.<br />

Ausdifferenzierung von Deskriptoren der Berufsrollen<br />

Für die Darstellung des Kompetenzrahmens wurden zu<br />

Projektbeginn – in Anlehnung an die Deskriptoren des EQR –<br />

folgende Kategorien ausgewählt:<br />

- „Activities“ ( typische Tätigkeiten als Bestandteile und<br />

Kernprozessen und Kernaufgaben),<br />

- „Knowledge“ (als zu identifizierende handlungsregulierende<br />

Wissensbasis, „(…) required to succesfully carry out these<br />

acticities“; Bulgarelli/ Lankinen 2009, S.8),<br />

- “Skills” (Fertigkeiten) und<br />

- „Competences: autonomy and responsibility“ (Handlungskompetenzen,<br />

die einen unterschiedlichen Grad an<br />

Selbständigkeit und Verantwortlichkeit aufweisen).<br />

Eine Schlüsselrolle bei der Datenerhebung durch Interviews<br />

bildete dabei die Kategorie „Activities“. Zu dieser war eine<br />

besonders unübersichtliche Datenfülle zu erwarten. Um für den<br />

Prozess der Erhebung, aufbereitenden Strukturierung,<br />

Dokumentation, Diskussion und Validierung insgesamt und insbesondere<br />

zur Kategorie „Activities“ eine hinreichende<br />

Übersichtlichkeit und Transparenz zu gewährleisten, wurden<br />

bereits in der Erhebungsphase außerdem fünf umfassendere und<br />

86


übergeordnete „Handlungsbereiche“ („main areas of research“)<br />

definiert:<br />

- „Administration“,<br />

- „Training“,<br />

- „Development“,<br />

- „Quality Assurance“ und<br />

- „Networking.“<br />

Auf diese Weise konnte bereits bei der Sammlung der Daten<br />

eine übersichtliche matrixförmige Darstellung der gesammelten<br />

Items angelegt werden, und zwar, unabhängig von einer<br />

späteren profilbezogenen Entscheidung über die Kompetenz-<br />

Levels, korrespondierend zum EQF. Alle diese Vorentscheidungen<br />

kamen in den Arbeitsgruppen in Sliena – unter<br />

Berücksichtigung der inzwischen vorliegenden Ergebnisse – auf<br />

den Prüfstand. Kontrovers wurde dort u.a. die Frage diskutiert,<br />

ob bestimmte „Aufgaben“ zu „Handlungsbereichen“ hochgestuft<br />

werden sollten und damit für alle definierten Berufsrollen als<br />

Ordnungskategorie ein höheres Gewicht erhalten sollten.<br />

Beispielsweise wurde für die Aufgabe der „Internationalisierung“<br />

mit den Hinweisen auf „language barrieres“ und „cultural<br />

awareness“ sowie die gleichzeitige Berücksichtigung im<br />

Handlungsbereich „networking“ eine solche Höherstufung als<br />

„not relevant“ abgelehnt. Auch das Argument, dass nicht nur in<br />

den Bildungssystemen die Aufgabe der „quality assurance“<br />

mittlerweile ein integraler Bestandteil beruflicher Kernprozesse<br />

darstellt, sondern auch im EQR [] verhinderte deren „Upgrading“.<br />

Im Endergebnis bewerteten die Untergruppen – trotz der für<br />

manche der aufgeführten „Activities“ (Aufgaben) einzelner<br />

Berufsrollen sich anbietenden Umgewichtung der Ordnungskategorien<br />

– die „Ähnlichkeit“, „Vergleichbarkeit“, „Konsistenz“<br />

der verwendeten Kategorien sowie die für die einzelnen EU-<br />

Mitgliedsländer daraus erwachsende „Flexibilität“ als eindeutig<br />

wichtiger und bestätigten die vorliegenden Kategorien.<br />

Profilbezogene Beschreibung der vier Deskriptoren<br />

Neben den Strukturentscheidungen über die Ordnungskategorien<br />

bilden die inhaltlichen Beschreibungen die eigentliche Substanz<br />

eines Qualifikationsrahmens. Erwartungsgemäß lagen dazu auch<br />

die umfänglichsten Ergänzungen und Hinweise aus der zweiten<br />

Validierungsrunde in den 21 nationalen Arbeitsgruppen vor (vgl.<br />

Volmari 2009). Als problematisch erwies sich die Frage der<br />

expliziten Zuordnung von Kompetenz-Niveaus, bzw. –Stufen zu<br />

den Profilen gemäß der acht „competence levels“ des EQR vom<br />

April 2008. Die dazu aus der Erhebungsphase vorliegenden<br />

Gutachten und Interviewergebnisse sowie die<br />

Validierungsergebnisse wiesen eine äußerst heterogene<br />

Bewertung aufgrund der breiten Varianz der Profile in den<br />

Mitgliedsstaaten auf. Eine äußerst kontroverse Diskussion dieser<br />

Ergebnisse war dann Auslöser für die Delegation der<br />

Entscheidungsvorbereitung in Unter-Arbeitsgruppen. Deren<br />

Ergebnisse legten in der Abschlussdiskussion letztlich einen<br />

Verzicht auf eine Ausformulierung der Stufen nahe und<br />

plädierten dafür, diese Aufgabe den Mitgliedsstaaten im Rahmen<br />

der Ausgestaltung ihrer eigenen nationalen Qualifikationsrahmen<br />

zu überlassen. Als Beispiel, wie eine Level-Einstufung nach den<br />

87


EQF-Kriterien der Selbständigkeit und Verantwortlichkeit<br />

aussehen könnte, werden in der nachfolgenden Matrix die<br />

Einstufungsformulierungen der Erhebungsrunde eingefügt. Die<br />

Ergebnisse der abschließenden Beratungen dieser Validierungsergebnisse<br />

wurden in drei Kompetenz-Matrizen zusammengefasst.<br />

Wegen des mehrseitigen Umfangs jeder einzelnen<br />

Beschreibungsmatrix der drei endgültigen Berufsrollen wird hier<br />

die endgültige Struktur anhand exemplarisch ausgewählter<br />

berufstypischer Items für die Berufsrolle „Lehrer in beruflichen<br />

Schulen“ dargestellt (folgende Seite):<br />

88


Activities<br />

comprise<br />

VET teachers are<br />

…<br />

Competence Framework: VET-Teachers (excerpt)<br />

Knowledge<br />

VET-teachers should have knowledge about:<br />

Administration: General Administration and Bureaucracy<br />

Core activities: Organisation and project management<br />

Recording own<br />

activities<br />

reporting<br />

Induction procedures<br />

Interviewing techniques and recruitment<br />

procedures<br />

Training: Management of teaching and learning<br />

89<br />

Skills<br />

VET teachers<br />

should be able to<br />

…<br />

Team-work &<br />

communication<br />

Have project<br />

management<br />

skills<br />

Core activities: Planning, facilitation of learning, assessment & evaluation<br />

Designing<br />

courses<br />

Dealing with<br />

disruptions<br />

Administering<br />

diagnostic<br />

skill tests<br />

Curricula: objectives und defined learning<br />

outcomes<br />

Learning and teaching theories<br />

Assessment theories, techniques & tools<br />

Development & Quality Assurance (QA)<br />

Adapt learning<br />

content to<br />

students<br />

capabilities<br />

present information<br />

clearly &<br />

effectively<br />

Identify and assess<br />

learning<br />

needs<br />

Core activities: developing oneself, developing institution, quality management<br />

Following<br />

developments<br />

in the own<br />

field<br />

Contribution to the<br />

QA and<br />

development<br />

of the<br />

institution<br />

Networking<br />

Communication skills<br />

QM-theory, principles, systems & tools<br />

Theories on learning organisations<br />

Ongoing developments in subject/ skill/<br />

craft-area<br />

Core activities: internal and external networking<br />

Engaging in<br />

institutional<br />

networks &<br />

teams<br />

Liaising with<br />

external<br />

educationa<br />

l networks<br />

About effective team-working<br />

National, international & EU policies<br />

EU tools: ECVET, EQF, Europass<br />

Government policies and practices<br />

© Hans-Joachim Müller – TU-KL – 2008<br />

Reflect on own<br />

practice und<br />

recognise skill<br />

needs<br />

Integrate their new<br />

learning or<br />

research into<br />

teaching<br />

Record & analyse<br />

feedback<br />

Plan the QA<br />

procedures<br />

Be familiar with<br />

management<br />

of change<br />

Have international<br />

und<br />

communicatio<br />

n skills<br />

Work<br />

collaboratively<br />

with & support<br />

colleagues<br />

Competence<br />

Autonomy and responsibility<br />

Autonomously implement<br />

appropriate<br />

administration,<br />

introduction, screening<br />

tasks in accordance<br />

with contractual<br />

procedures<br />

Autonomously select and<br />

apply a range of<br />

Learning theories and<br />

methods, tutoring and<br />

mentoring strategies<br />

and deliver through the<br />

use of communication<br />

and social skills<br />

Autonomously take<br />

responsibility for CPD<br />

needs und identify,<br />

participate in, und<br />

record CPD<br />

opportunities in line with<br />

personal and<br />

institutional professional<br />

priorities.<br />

Autonomously gather<br />

information and make<br />

decisions on how to<br />

improve the quality of<br />

own pedagogical<br />

performance and the<br />

performance of<br />

trainees. Collaboratively<br />

develop the quality of<br />

the institution.<br />

Autonomously liaise and<br />

network with internal<br />

and external agencies,<br />

initiate and manage<br />

collaborative networks<br />

supporting own<br />

professional growth in<br />

pedagogical and subject<br />

areas.<br />

Tab.: Part of a Competence-Grid: VET-Teachers – suggestion for a competence framework,<br />

Sliena (Malta) January 2009 [8]


Beim Abschlussplenum in (Sliena 2009) wurde für jedes der drei<br />

oben skizzierten Berufsprofile eine auf diese Weise strukturierte<br />

Matrix mit den aus der zweiten Validierungsrunde hervorgegangenen<br />

Beschreibungen beraten und verabschiedet. Die drei<br />

Profile sollen den Kern einer Datenbank bilden, die im nächsten<br />

Schritt durch die noch zu entwickelnden nationalen Profile des<br />

Bildungspersonals in der beruflichen Bildung sowie Beispiele<br />

„guter Praxis“ ergänzt werden soll.<br />

Das Projekt: Konstruktion kompetenzbezogener PE-<br />

Prüfungsaufgaben<br />

Die in der Prüfungsordnung des Master-Fernstudiengangs<br />

„Personalentwicklung“ verankerten Klausurarbeiten I und II<br />

erfolgen im ersten und vierten Semester als schriftliche<br />

Klausuren und sind auf 2 bis 4 Zeitstunden angelegt. In diesen<br />

schriftlichen Prüfungen weist der/die Prüfkandidat/in nach, dass<br />

er und sie auf dem Prüfungsgebiet versiert ist, Zusammenhänge<br />

erkennen und spezielle Fragestellungen bearbeiten und<br />

beantworten kann.<br />

Für die Prüfung und Abfragung fachlicher, erfahrungsbasierter<br />

und transformierender Inhalte innerhalb dieser Klausurarbeiten<br />

müssen Kompetenzen im Rahmen der Prüfungsaufgaben<br />

festgelegt und produktisiert werden, um auch für beide Seiten –<br />

Prüfinstitution und Prüfling - den Aspekt des rechtssicheren<br />

Handelns zu gewährleisten. Dies gelingt mit der Konstruktion<br />

kompetenzbezogener Prüfungsaufgaben im Bereich der<br />

Personalentwicklung, die am Lehrstuhl bereits vollzogen und die<br />

Anwendung in den Prüfungsmodus integriert wurde.<br />

Bei der Erstellung von kompetenzbezogenen Prüfungsfragen<br />

handelt es sich um eine Kompetenzmodellierung in generalisierter<br />

und abstrahierter Form. Dabei wird die Ausgangssituation<br />

mit der durch den Referenzprozess aufgestellten<br />

Arbeits-aufgabe didaktisch gespiegelt und erscheint im Szenario<br />

als Prüfungsaufgabe, die es zu leisten und zu beurteilen gilt.<br />

Begründet aus der Leitidee selbstständiger beruflicher<br />

Handlungskompetenz als Ziel der Berufausbildung, wurden<br />

Leitprinzipien für die benötigten, handlungsorientierten Prüfungen<br />

entwickelt, die stets kompetenzorientiert angelegt und konzipiert<br />

sein müssen. Berufseingangprüfungen bewerten beispielsweise<br />

über den Grad der selbstständigen Handlungskompetenz der<br />

Auszubildenden für eine adäquate Berufsausübung. Mit dem<br />

Leitprinzip „Kompetenzorientierung“ wird anhand berufsrelevantem<br />

Wissen dabei die Fähigkeiten für eine erfolgreiche<br />

Bearbeitung berufstypischer Aufgaben geprüft.<br />

Auf welche Weise nun das erworbene Wissen und Können bei<br />

der Bearbeitung solcher berufstypischen Aufgaben angewendet<br />

wird, überprüft das Leitprinzip der „Verwertbarkeit“. Die<br />

Leitorientierung „Praxisbezug“ fokussiert die Prüfungsaufgaben<br />

auf die beruflichen Handlungsfelder der Betriebspraxis.<br />

Auch das Prinzip der „Handlungssystematik“ gibt eine<br />

Richtschnur für die Konzeption von situativen Prüfungsfragen<br />

vor, in dem handlungsorientiert das zur Bearbeitung von<br />

90


erufstypischen Aufgaben notwendige Fachwissen handlungslogisch<br />

abgeprüft wird.<br />

Während reale betriebliche Arbeitsaufgaben in Ihrer Umsetzung<br />

die Bearbeitung und Anwendung mehrerer Fachwissenschaften<br />

beinhalten, müssen handlungsorientierte Prüfungen dementsprechend<br />

die verschiedenen „Sachgebiete integrieren“ und<br />

komplexe Betriebsaufgaben wie fächerübergreifende, betriebliche<br />

Handlungsfelder in Form von branchentypischen Arbeitsprozessen<br />

abfragen.<br />

Mit dem abschließenden Leitprinzip der „individuellen Prüfungsleistung“<br />

wird von den Prüflingen nicht nur die Verknüpfung der<br />

grundlegenden Kompetenzfacetten für die berufliche Handlungskompetenz<br />

gefordert, sondern gleichzeitig das erschwerte<br />

Bearbeiten von Aufgabenstellungen, die mehrere Lösungsvarianten<br />

zulassen. Deshalb sind diese Prüfungsfragen – soweit<br />

im technologischen, arbeitsorganisatorischen oder produktbezogenen<br />

Kontext möglich - offen angelegt und verlangen<br />

weniger auswendig gelernte, als vielmehr eigenständige und<br />

erfahrungsbasierte Umsetzungs- und Lösungsvorschläge.<br />

Planungstool für die Konstruktion von situativen<br />

Prüfungsaufgaben<br />

Für die Frage nach den Essentials für die Konstruktion von<br />

situativen Prüfungsfragen wurde ein Planungswerkzeug für<br />

genau diese handlungsorientierten Prüfungen hinsichtlich der<br />

Ausbildungsberufe mit prozessorientierten Ausbildungsordnungen<br />

erarbeitet und erstellt.<br />

Diese Konstruktion geht einher mit den folgenden sechs<br />

Entwicklungsschritten:<br />

1. Thema<br />

2. Szenario<br />

2.1 Berufsbiografischer Teil als Ergänzung - betriebs-,<br />

branchen- und aufgabenspezifisch<br />

3. Aufgabenstellung<br />

3.1 Teilaufgaben<br />

4. Prüfungsleistungen<br />

5 Gewichtung<br />

6. Fragen<br />

6.1 offene Fragen<br />

6.2 halboffene Fragen<br />

Ein Berufsfeld besteht aus Kernaufgaben und Kernprozessen<br />

und ist gekennzeichnet durch verschiedene Facetten und<br />

Tätigkeiten, je nach Position. So gibt es in der Praxis<br />

Arbeitsaufgaben und Arbeitsaufgabenfolgen. Das Thema der<br />

kompetenzbezogenen Prüfung wird aus diesen praktischen<br />

Arbeitsaufgaben und –folgen gewählt, gemäß den jeweiligen<br />

Ausbildungs- und Prüfungsordnungen.<br />

Auf der Ebene des Szenarios wird in einem nächsten Schritt eine<br />

exemplarische betriebliche, berufstypische oder berufsfeldtypische<br />

Situation beschrieben. Im Szenario kann auch der<br />

Branchen- und Unternehmenshintergrund skizziert werden, der<br />

91


erufsbiografische Teil dient als ergänzende Information. Die<br />

Darstellung der betriebsüblichen Arbeitsaufgaben im zu<br />

verantwortenden Zuständigkeitsbereich des Mitarbeiters und das<br />

Aufzeigen eines heraustretenden Ereignisses als konkret<br />

betriebstypischer Vorfall, aus dem wiederum ein Arbeitsauftrag<br />

an den Mitarbeiter resultiert, sind wichtige Aspekte im Planungstool.<br />

Der dritte Schritt der Prüfungskonzeption beschäftigt sich mit den<br />

schriftlichen und praktischen Prüfungsaufgaben. An diesem<br />

Punkt werden typische, aus Szenario und Ereignis herausgearbeitete<br />

Arbeitsaufträge gestellt. Ganz konkret sind das<br />

praxisorientierte Aufgaben, sowohl in der schriftlichen als auch in<br />

der praktischen Prüfung.<br />

Bei der Unterteilung der Prüfungsaufgaben wird das Thema der<br />

praktischen Prüfung nochmals genannt und ein praktischer<br />

Arbeitsauftrag aus dem Szenario heraus gegeben. Es folgt die<br />

Spezifikation der Prüfungsleistungen mit den einzelnen, zu<br />

liefernden Teil- und Endprodukten und die Abfragung der<br />

wichtigen Qualitätsmerkmale der Prüfungsleistungen. Hier kann<br />

nach Teil- und/oder Endprodukten gefragt werden. Ein über die<br />

eigentliche Aufgabenstellung angeführtes Fachgespräch rundet<br />

die praktische Prüfung ab.<br />

Die schriftliche Prüfung läuft in ähnlicher Weise ab, jedoch<br />

erhalten die Prüflinge zu Beginn handlungsorientierte Aufgaben,<br />

die sich auf praxisnahe Fälle beziehen und aus dem vorangestellten<br />

und beschriebenen Ereignis resultieren. Auf ein<br />

abschließendes Fachgespräch wird in der schriftlichen Prüfung<br />

verzichtet.<br />

Beim Gliederungspunkt der persönlichen betriebsspezifischen<br />

Konkretisierungen erhält die/der zu Prüfende dann die<br />

Möglichkeit, aus dem eigenen beruflichen Erfahrungshintergrund<br />

heraus die Aufgabenstellung und Aufgabenbearbeitung zu<br />

erweitern und mit berufsbiografischen Eckdaten zu konkretisieren.<br />

Das Themengebiet der Selbstevaluation im Rahmen der<br />

kompetenzorientierten Prüfungen spielt eine große Rolle. Denn<br />

mit der Aufstellung und Anwendung einer bestimmten Anzahl von<br />

Qualitätskriterien einer zentralen, aus der persönlichen Berufsbranche<br />

entstammenden Prüfungsleistung, wird sowohl die<br />

praktische als auch die schriftliche Prüfungsleistung bewertet. Mit<br />

der weiterführenden Formulierung von Änderungs- oder sogar<br />

Verbesserungsvorschlägen zieht die/der Prüfling handlungsübergreifende<br />

Rückschlüsse aus seine Selbstevaluation.<br />

Der letzte Prüfungsabschnitt der offenen und halboffenen Aufgaben<br />

und Fragen bietet die Möglichkeit der Kompetenzerfassung<br />

der zu Prüfenden. Aufgrund einfacher Aufgabenstellungen<br />

können die offenen und halboffenen Fragen leicht und<br />

schnell beantwortet und somit noch notwendige Punkte zum<br />

Erreichen der Gesamtprüfungsleistung gesammelt werden.<br />

92


Lösungsspezifische Korrekturbögen<br />

Für die Bewertung der in Kapitel 1.2.1 beschriebenen<br />

praktischen Prüfungen prozessorientierter Ausbildungsberufe mit<br />

kompetenzorientiertem Prüfungskonzept ist ein Korrekturbogen<br />

angedacht, der bereits im Entwurf existiert.<br />

Als Bewertungsgegenstände der absolvierten praktischen<br />

Prüfungen gelten die Durchführung, die Dokumentation und das<br />

Fachgespräch zu einem Arbeitsauftrag oder einer praktischen<br />

Aufgabe. Dementsprechend ist der Korrekturbogen mit zwei<br />

Kriterienteilen aufgebaut, einerseits die Darstellung und<br />

Beschreibung der vier Kern-Kriterien, andererseits die Bewertung<br />

der acht so genannten Neben-Kriterien.<br />

Der erste Teil des Korrekturbogens geht im Kriterienfeld<br />

„Berufsangemessenes Verständnis der Kernproblematik“ der<br />

Frage nach, ob die zentralen Parameter der Aufgabenstellung<br />

gemäß der zugrunde liegenden betrieblichen und fertigungstechnischen<br />

Situation erkannt werden. Das zweite Kern-Kriterium<br />

analysiert, inwieweit die vom Prüfling entwickelte Lösung zu den<br />

originären Vorgaben des Auftrages passt. Und während das<br />

dritte Kern-Kriterium die „Realisierbarkeit“ der erarbeiteten<br />

Lösung hinsichtlich des vorgegebenen Szenarios beleuchtet,<br />

fragt das vierte Kern-Kriterium „Fachgerechtigkeit“ nach dem<br />

aktuellen technischen und arbeitsorganisatorischen Bezug der<br />

ausgearbeiteten Aufgabenstellung.<br />

Die Bewertung der Nebenkriterien folgt stringent nach Faktoren<br />

der „inneren Stimmigkeit der Lösung“, „der Eigenständigkeit der<br />

Lösung“, nach Aspekten der „Arbeitssicherheit, dem Gesundheits-<br />

und Umweltschutz“, der „Wirtschaftlichkeit“ und dem<br />

„Erfahrungsbasiert-Sein“. Auch wird bei der Bewertung der<br />

Prüfungen ein „handlungsübergreifender Charakter“ als Maßstab<br />

gewählt für ein arbeitsprozessübergreifendes Denken in Sachzusammenhängen<br />

mehrer Fachgebiete. Die beiden letzten<br />

Neben-Kriterien greifen die „Vollständigkeit des in Abstimmung<br />

stehenden Handlungsbogens“ auf und suchen im Bereich der<br />

„Teamorientierung“ nach einer in den fertig gestellten Prüfungsaufgaben<br />

eingebauten zielorientierten und effizienten Arbeitskommunikation<br />

und –kooperation.<br />

Um eine folgerichtige Unterscheidung von Kern- und Neben-<br />

Kriterien deutlich zu machen, wurden bei der Berechnung der zu<br />

erreichenden Gesamtpunktezahl verschiedene Gewichtungsfaktoren<br />

zu Grunde gelegt.<br />

Ebenfalls wurde ein Korrekturbogen zur Bewertung von<br />

Klausurleistungen zu situativen Prüfungsaufgaben erarbeitet, der<br />

bereits seit geraumer Zeit seine Anwendung in der Praxis erfährt.<br />

Ausgehend von übergeordneten Kernkriterien, die für alle<br />

erbrachten Prüfungsleistungen gelten, wird nicht nur das<br />

berufsangemessene Verständnis der Aufgabenstellungen und<br />

die Kernproblematiken des vorgegebenen Szenarios bewertet,<br />

sondern auch die theoretische Fundierung der erarbeiteten<br />

Aufgabenlösungen. Mit dem Grad der Verknüpfung von entwickelten<br />

Lösungen und angewandtem Verwertungshintergrund<br />

93


durch die zu prüfenden Personen wird die eingesetzte und<br />

notwendige Erfahrungsbasierung gemessen.<br />

In einem zweiten Teil des Korrekturbogens wird eine Bewertung<br />

durch aufgabenspezifische Kriterien vorgenommen. Die<br />

einzelnen Prüfungsleistungen richten sich nach der im Szenario<br />

herausgearbeiteten Aufgabenstellung und werden hierfür jeweils<br />

neu formuliert. Diese angepassten und spezifisch-individuellen<br />

Bewertungskriterien erhalten über ein such nach unten<br />

verjüngendes Gewichtungsschemata Bewertungspunkte, deren<br />

erreichte Gesamtsumme über die Gesamtnote der Prüfungskandidaten<br />

entscheidet.<br />

Das Projekt: Aktuelles Tätigkeitsfeld der Mitarbeiter im<br />

Bereich Personalentwicklung<br />

Nach zwanzig Jahren Forschung und Berufsbildungsarbeit des<br />

Fachgebiets im Bereich der internationalen Personalentwicklung<br />

stellt sich die Frage nach der Aktualität der Arbeitsbeschäftigung<br />

in den personellen Zielgruppen des Fernstudiengangs „Personalentwicklung“.<br />

Durch die Gestaltung des organisatorischen Lernens wandelten<br />

sich die etablierten Berufsrollen der Personalentwicklung, der<br />

Personalverantwortlichen und des Bildungspersonals. Zudem<br />

entstanden neue Tätigkeitsfelder für professionelle Personalentwickler.<br />

Auf welchem Wege ein Unternehmen, eine Behörde<br />

oder ein betrieblicher Arbeitgeber die neu entstehenden PE-<br />

Funktionen ausfüllt, ist von vielfältigen Bedingungen abhängig.<br />

Im Rahmen von Optimierungsmaßnahmen im Master-<br />

Fernstudiengang „Personalentwicklung“ sollen die aktuellen<br />

Berufserfahrungen der Masterstudierenden noch stärker eingebunden<br />

werden. Als geplantes Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

wurde eine Umfrage zur praxisnahem Umsetzung der<br />

neuen Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung<br />

konzipiert und dient damit letztendlich auch einer praxisnahen<br />

Weiterentwicklung und Qualitätssicherung des Master-Fernstudienganges<br />

„Personalentwicklung“.<br />

Aus diesem Grunde wird die Mithilfe der Masterstudierenden bei<br />

der zu untersuchenden Fragestellung benötigt, welche der<br />

folgenden, in einer Matrix in Zusammenhang gesetzten 18<br />

Funktionen der Personalentwicklung in der heutigen, aktuellen<br />

Praxissituation wahrgenommen werden. Dabei sollen die<br />

Masterstudierenden einen Rückblick auf Ihr vergangenes<br />

Arbeitsjahr werfen und Ihre Tätigkeitsanteile prozentual auf die<br />

vorgegebenen Tätigkeitsbereiche verteilen. Für den Fall, dass<br />

die aktuellen beruflichen Tätigkeiten der Masterstudierenden in<br />

anderen Aufgabenfeldern liegen, sollen diese handschriftlich<br />

ergänzt werden und ebenfalls eine prozentuale Gewichtung<br />

vorgenommen werden.<br />

Die Durchführung der Umfrage zur praxisnahen Umsetzung der<br />

neuen Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung ist<br />

während einer der Präsenzphasen des Fernstudiums vorgesehen<br />

oder kann auch postalisch erfolgen.<br />

94


Bereiche<br />

Hand-<br />

lungsebenen<br />

Kompetenzentwicklung<br />

„Beruf“<br />

Organisationsentwicklung<br />

„Organisation“<br />

Auswahl,<br />

Orientierung,<br />

Begleitung und<br />

Beurteilung<br />

Kompetenzanforderungen<br />

klären<br />

Mitarbeitergespräche<br />

Entwicklungspläne<br />

anderes:<br />

………………<br />

Leitbild- und<br />

Kennzahlenorientierung<br />

Zielvereinbarungen als<br />

Führungsinstrument<br />

Qualitätssicherung als<br />

Steuerungsinstrument<br />

anderes:<br />

………………<br />

%<br />

Betriebliche<br />

Ausbildung<br />

Auswahlprozesse<br />

Ausbildungsplanung<br />

Ausbildertraining<br />

anderes:<br />

…………..<br />

Ausbildungsleitbild<br />

Lernkulturwandel<br />

Sicherung außerfachlicher<br />

Effekte<br />

anderes:<br />

…………..<br />

Abb.: Matrix über Funktionen und Berufsrollen der Personalentwicklung<br />

Anmerkungen:<br />

%<br />

Betriebliche<br />

Weiterbildung<br />

Bedarfsanalyse<br />

Bedarfserschließung<br />

Weiterbildungs-<br />

Organisation<br />

anderes:<br />

………….…<br />

Dozentenauswahl bzw.<br />

Qualifizierung<br />

Führungskräfteentwicklung<br />

Transfersicherung<br />

anderes: …………<br />

…<br />

[1] Vgl.: Müller, H.-J.: Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen<br />

Fortbildung. Eine subjekt- und arbeitsprozessorientierte Konzeption für<br />

die Konstruktion situationsbezogener Prüfungsmodule am Beispiel der<br />

Textilwirtschaft, hersgg. vom BIBB-Bonn, Bielefeld: Bertelsmann 2006<br />

[2] Hans-Joachim Müller: Strategien und Werkzeuge der Umsetzung<br />

prozessorientierter Berufsbildung und handlungsorientierter Prüfungen<br />

– Die Konzeption des konstruktivistischen Lernparadigmas und der und<br />

handlungsorientierter Prüfungen im Kontext der industriellen<br />

Ausbildungsberufe in der Textilwirtschaft. Bonn 2009.<br />

[3] Europäischer Rat, Lissabon 23. + 24. März 2000<br />

http://www.europarl.euint/summits/lis1_de.htm#intro<br />

[4]VET = Initial vocational educational training<br />

[5]CVET = Continuing vocational educational training<br />

[6]Für Deutschland nahmen - neben dem Autor als Vertreter der Berufs-<br />

und Wirtschaftspädagogik – auch der Koordinator von TTnet-DE, Herr<br />

Herold Gross (BiBB) als Regierungsvertreter teil.<br />

[7]Insgesamt erwiesen sich fünf Fragen als „strittig“, deren<br />

abschließende Entscheidung in moderierten Arbeitsgruppen vorbereitet<br />

wurden; Die Aufnahme von Kompetenz-Levels in die Matrix, die<br />

Integration des übergeordneten Handlungsbereichs „Quality Assurance“<br />

in die übrigen Handlungsbereiche, die Integration des<br />

Handlungsbereichs „Internationalisierung“ in die übrigen<br />

Handlungsbereiche, die Trennung des untersuchten Berufsfelds und<br />

damit der Berufsrollen in IVET und CVET sowie die Frage, ob<br />

95<br />

%


angesichts der großen Heterogenität der Berufsrollen eine einheitliche<br />

„Grid-Struktur“ gewahrt werden soll.<br />

[8]Vgl.: EU-Komm:EQR-Empf 2008, Anhang 3, S.7<br />

Jedes der acht Niveaus wird durch eine Reihe von Deskriptoren<br />

definiert, die die Lernergebnisse beschreiben, die für die Erlangung der<br />

diesem Niveau entsprechenden Qualifikationen in allen<br />

Qualifikationssystemen erforderlich sind.<br />

Zum Redaktionsschluss dieses Beitrags lagen außer den<br />

Sitzungsunterlagen des Projekts nur eine erste Manuskriptfassung des<br />

„Handbook for Practitioners“ (Vgl. Bulgarelli/ Lankinen 2009, S.13ff) vor.<br />

Der Umfang des für die Berufsrolle von Lehrern/ Trainern dort<br />

dargestellten Qualifikationsrahmen umfasst vier ganze Seiten. Aus<br />

Platzgründen werden die vier Kern-Prozesse hier nur anhand<br />

exemplarischer Items vorgestellt.<br />

Literatur:<br />

Arnold, Rolf und Hans-Joachim Müller: Didaktische Prinzipien und<br />

Konzeption einer handlungsorientierten und praxisintegrierenden<br />

Lehrerausbildung - Berufliche Fachrichtungen<br />

und Lehrerbildung für berufsbildende Schulen an der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. In: Ernst Schmeer (Hrsg.): Berufliche<br />

Fachrichtungen und Lehrerbildung für berufliche Schulen, Band<br />

22 der Dortmunder Beiträge zur Pädagogik. Herausgegeben<br />

von Udo von der Burg, Ulrich Freyhoff, Dieter Höltershinken,<br />

Günter Pätzold (<strong>Universität</strong>sverlag Dr. N. Brockmeyer) Bochum,<br />

1998, S. 213 - 260<br />

Bulgarelli, A.; Lankinen, T.: Competence framework for VET-<br />

Professions. A Handbook for practitioners. Manuscript for a<br />

draft final report. Helsinki Mai 2009<br />

Müller, Hans-Joachim: Praxis-Integrierende Ausbildung (PIA) von<br />

Lehrerinnen und Lehrern - Ein didaktisches Konzept zur Anbahnung<br />

pädagogischer Handlungskompetenz, (mit einem<br />

Vorwort von Prof. Dr. Rolf Arnold) Abschlussbericht eines<br />

Modellversuchs zur Entwicklung und Erprobung einer<br />

Konzeption zur Integration schulpraktischer Erfahrung und<br />

erziehungs-wissenschaftlicher Lehre im Studiengang für das<br />

Lehramt an berufsbildenden Schulen an der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong> („Kaiserslauterer Schulpraktikumsmodell“ eines<br />

studienbegleitenden integrierten Schulpraktikums), Band 2 der<br />

Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 1997.<br />

Müller, Hans-Joachim: Theorie-Praxis-Verknüpfung in der<br />

Lehrerbildung - Haltungen und Werkzeuge zur Integration von<br />

Schulpraktika in das Lehramtsstudium. In: Doris Flagmeier,<br />

Manfred Rothermund (Hg.): Mehr Praxis in der<br />

Lehrerausbildung – aber wie? Möglichkeiten zur Verbesserung<br />

und Evaluation der Lehrerbildung, Leipzig (<strong>Universität</strong>sverlag)<br />

2007, (ISBN 978-3-86583-181-8) S. 32-60<br />

Müller, Hans-Joachim: Entgrenzung durch Standards oder Standards<br />

der Entgrenzung? Stolpersteine und Intergrations-chancen der<br />

Formulierung eines Kompetenzrahmens für die Ausbildung des<br />

Personals in der beruflichen Bildung im europäischen<br />

Bildungsraum. In: Arnold/ Müller/Schüßler (Hg.): Grenzgänge(r)<br />

der Pädagogik. Band 63 der Reihe: Grundlagen der Berufs- und<br />

Erwachsenenpädagogik, Baltmannsweiler 2009, S.63-90<br />

Müller, Hans-Joachim: Didaktische Transformationen zur Gesta-ltung<br />

kompetenzorientierter Lehr- und Prüfungs-arrangements. In:<br />

Niedermair, Gerhard, u.a.: Kompetenzen entwickeln, messen<br />

und bewerten. Band 6 derSchriftenreihe für Berufs- und<br />

Betriebspädagogik der Johannes Kepler <strong>Universität</strong> Linz,<br />

Januar 2011<br />

96


Volmari, K.: Defining VET professions: validation synthesis.<br />

Presentation of the FINNISH NATIONAL BOARD OF<br />

EDUCATION, 19. January 2009 :http:// www.oph.fi<br />

Volmari, K.; Frimodt, R.; Marsh, K.: Definig VET Professions, Lot 1,<br />

Final Report: HAMK-Vocational Teacher Education Unit,<br />

October 2007<br />

Neue Beschäftigungsformen und die Berufsbildung<br />

in Japan<br />

Ph Dr. habil. Mikiko Eswein<br />

Problemstellung<br />

In internationalen Vergleichen wird nach dem Unterscheidungsmerkmal<br />

Lernort zwischen drei Idealtypen der Berufsausbildung<br />

unterschieden, mit deren Hilfe sich jede existierende<br />

Berufsausbildung in hochentwickelten Industrieländern beschreiben<br />

lässt; diese sind:<br />

- das Schulmodell, in dem die Erstausbildung im schulischen<br />

Bereich verankert und dessen typischer Vertreter das<br />

schwedische Berufsausbildungssystem ist;<br />

- das Betriebsmodell, in dem die Erstausbildung vor allem im<br />

Betrieb stattfindet und das vom japanischen System der<br />

Berufsausbildung repräsentiert wird;<br />

- das kooperative Modell (Schule und Betrieb), in dem die<br />

Erstausbildung sowohl in der Berufsschule als auch im<br />

Betrieb durchgeführt wird, und dessen Eigenschaften am<br />

besten im deutschen dualen System zu beobachten sind.<br />

Im Mittelpunkt des japanischen Betriebsmodells steht das so<br />

genannte japanische Managementsystem (Nihonteki keiei日-<br />

本的経営), das im Wesentlichen aus den Elementen lebenslange<br />

Beschäftigung, Senioritätsprinzip bei Entlohnung und Beförderung<br />

sowie Betriebsgewerkschaft besteht. Das<br />

Betriebsmodell setzt die Einstellung neuer Firmenangehöriger<br />

direkt aus den Bildungsinstitutionen voraus. Nach ihrer<br />

Einstellung werden sie dann schrittweise durch OJT (d.h. Lernen<br />

am Arbeitsplatz) - in Verbindung mit ergänzendem OFF JT (d.h.<br />

Lernen außerhalb des Arbeitsplatzes ) - zu „richtigen“ Firmenangehörigen<br />

sozialisiert. Dieses Modell basiert also eindeutig auf<br />

einer langfristigen Beschäftigung. Die Mitarbeiter besitzen dabei<br />

genaue Informationen über die eigene Organisation mit ihren<br />

Prinzipien und Zielen und bauen im Lauf der Zeit ihr eigenes<br />

Netzwerk auf, was zur Steigerung der Effizienz bei der<br />

Erreichung der Ziele der Organisation dient. Defekte werden von<br />

den einzelnen Mitarbeitern entdeckt und direkt während der<br />

Produktion beseitigt. Das Paradebeispiel ist die Kanban-Methode<br />

im Rahmen des Toyota-Produktionsverfahrens. Dabei wird eine<br />

weitgehende Befugnisübertragung von der Firmenzentrale auf<br />

die Produktionsstätte sowie eine Offenlegung wichtiger<br />

Informationen über den Transport der Teile (z.B. Liefertermine)<br />

und aller Informationen über die Herstellung (z.B. welche Teile in<br />

welcher Stückzahl hergestellt werden sollen) vorausgesetzt, die<br />

97


früher den Führungskräften vorbehalten waren. Indem so jedem<br />

einzelnen Produktionsarbeiter das Ziel zugänglich gemacht wird,<br />

kann er seine Aufgabe im Ganzen erkennen und optimal<br />

ausführen. Der hier beschriebene Mitarbeiter ist der<br />

Stammmitarbeiter, der Seishain (正社員), der ideale Typ von<br />

Mitarbeiter im japanischen Management.<br />

Seit 2000 werden deutlich weniger Absolventen der<br />

Bildungsinstitutionen als Stammmitarbeiter eingestellt, auf die<br />

das japanische Management angewandt wird (vgl. Asahi Zeitung<br />

4.11.2006). Nach einer im August, September und Oktober 2002<br />

von der Institution Recruit Works durchgeführten Untersuchung<br />

an 13.085 Frauen und Männern, deren Arbeitsplatz sich<br />

innerhalb eines 50-Kilometer-Radius um die Stadt Tokyo<br />

befindet, hatten nur 56,6 % der Befragten zwischen 18 und 24<br />

Jahren ihren ersten Posten gleich als Stammmitarbeiter erhalten.<br />

31,5 % hatten nur eine Stelle als Freeter erhalten. Dagegen<br />

hatten noch 80,8 % der Befragten zwischen 25 und 29 Jahren<br />

ihren ersten Posten als Angehörige der Stammbelegschaft<br />

erhalten. In dieser Gruppe mussten nur 12,6 % ihr Berufsleben<br />

als Freeter beginnen. Bei den Befragten ab 30 Jahren war der<br />

Anteil derjenigen noch höher, die nach Abschluss ihrer Schule<br />

bzw. ihres Studiums gleich als Stammmitarbeiter eingestellt<br />

worden waren, nämlich 88,9 % bei den 30- bis 34-Jährigen und<br />

sogar 91,5 % bei den 35- bis 39-Jährigen.<br />

Angesichts dieses Wandels in den Einstellungspraktiken der<br />

japanischen Wirtschaftsinstitutionen hat der Anteil der nicht als<br />

Stammmitarbeiter Beschäftigten seit 2000 insgesamt deutlich<br />

zugenommen: Im Jahr 1990 hatte der Anteil der<br />

Stammmitarbeiter etwa 80 % betragen, der der Nicht-<br />

Stammmitarbeiter entsprechend 20 %. Bis 2000 verschob sich<br />

dieses Verhältnis auf 75 % zu 25 %. Seit 2005 liegt der Anteil der<br />

Stammmitarbeiter bei etwa 70 %, der der Nicht-Stammmitarbeiter<br />

bei 30 %. Auch heute noch gehört jeder dritte Mitarbeiter nicht<br />

der Stammbelegschaft an (vgl. Kaneko, Asahi Zeitung<br />

25.4.2008). Dieses Drittel der Beschäftigten umfasst<br />

Vertragsmitarbeiter (Keiyaku shain契約社員), wieder eingestellte<br />

Mitarbeiter im Ruhestand (Itaku shain委託社員), vorübergehend,<br />

d.h. für weniger als 1 Monat Beschäftigte (Rinjiteki<br />

koyōsha臨時的雇用者), Teilzeitbeschäftigte (Parttimerパートタイマー),<br />

von Vermittlungsfirmen entsandte Leihmitarbeiter (Haken<br />

shain派遣社員) und Mitarbeiter, die aufgrund eines Vertrags ihrer<br />

eigenen Firma mit einer anderen Firma dort arbeiten (Ukeoi<br />

shakin請負社員) (vgl. The Japan Institute for Labour Policy and<br />

Training 11.2006: 4).<br />

Zwar hat sich die Arbeitsmarktlage inzwischen entspannt, und<br />

die Zahl der Großunternehmen nimmt zu, die neue Mitarbeiter<br />

wieder direkt von den Bildungsinstitutionen einstellen. Trotzdem<br />

sind die Nachwirkungen der Zunahme der Nicht-<br />

Stammmitarbeiter und der Verkleinerung der<br />

Stammbelegschaften vor Ort überall sichtbar. Nach Masao<br />

Kaneko, Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Tokyo, haben<br />

aufgrund der großen Zahl der Nicht-Stammmitarbeiter überall an<br />

den Arbeitsstätten Produktivität und Effizienz nachgelassen (vgl.<br />

Kaneko, Asahi Zeitung 25.4.2008). Als Beleg für diese Aussage<br />

98


kann man die Zahl der Unfälle durch Produkte japanischer<br />

Hersteller - wie z.B. Haushalts- oder Heizgeräte - betrachten, die<br />

seit dem Jahr 2000 leicht und seit 2004 massiv angestiegen ist:<br />

2005 registrierte das NITE (National Institute of Technology and<br />

Evaluation) 2.413 solche Unfälle (Ministry of Economy, Trade<br />

and Industry/Ministry of Health, Labour and Welfare/Ministry of<br />

Education, Culture, Sports, Science and Technology 2007: 58).<br />

Dies ist mehr als das Doppelte der registrierten Unfälle im Jahr<br />

1996, nämlich damals 1.013. In diesem Zusammenhang ist von<br />

einer Krisensituation die Rede, auf die reagiert werden müsse.<br />

Nun zu den zentralen Fragestellungen meines Beitrags:<br />

Ist all dies nicht Ausdruck eines Wandels der japanspezifischen<br />

Art der Beschäftigung? Ist etwa neben dem idealtypischen<br />

Stammmitarbeiter ein neuer Mitarbeitertyp entstanden, der des<br />

Nicht-Stammmitarbeiters? Und ist damit das japanische<br />

Betriebsmodell der Berufsbildung nicht mehr funktionsfähig, weil<br />

es auf dem idealtypischen Stammmitarbeiter basiert?<br />

Um diese Fragen zu beantworten, möchte ich zunächst genauer<br />

betrachten, welcher Art die Probleme sind, die durch die<br />

Zunahme der Nicht-Stammmitarbeiter vor Ort entstanden sind.<br />

Dazu führe ich zwei Beispiele an: Im ersten geht es um den<br />

typischen Fall einer weiblichen Teilzeitbeschäftigten mit<br />

Fachwissen und im zweiten um einen Freeter, der eine einfache<br />

Tätigkeit in einer Fabrik ausübt.<br />

1. Beispiel:<br />

Die 69-jährige Teilzeitbeschäftigte Frau A im Baumarkt eines<br />

großen Bauunternehmens, der Werkzeug und Teile für Hobby-<br />

Bastler verkauft und gleichzeitig die Renovierung von<br />

Wohnungen und Häusern anbietet, berichtet über die ineffiziente<br />

Arbeit in diesem Markt. Frau A ist typisch für viele<br />

Teilzeitbeschäftigte: früher hatte sie im Architekturbüro ihres<br />

Mannes mitgearbeitet und zwei Kinder großgezogen. Nach der<br />

Erziehungsphase ihrer Kinder fing sie 1986 als<br />

Teilzeitbeschäftigte in dem Baumarkt an, wo sie 30 Stunden für<br />

einen Stundenlohn von 750 ¥ arbeitete. Sie war zufrieden mit<br />

ihrer Tätigkeit, weil sie ihre Berufserfahrung aus dem Büro ihres<br />

Mannes mit einbringen konnte. Im Lauf ihres<br />

Beschäftigungsverhältnisses erwarb sie sogar eine Qualifikation<br />

als Architektin zweiten Grades (Ni kyū kenchikushi二級建築士), was<br />

einen Anstieg ihres Stundenlohns auf 900 ¥ zur Folge hatte. In<br />

dem Baumarkt arbeiteten 5 bis 6 Stammmitarbeiter, die in kurzen<br />

Abständen überall in ganz Japan versetzt wurden, und etwa 60<br />

Teilzeitbeschäftigte. Die Stammmitarbeiter waren entweder für<br />

das Management oder für den Verkauf in Form von Außendienst<br />

zuständig. Der Verkauf von Teilen und die Kundenbetreuung<br />

waren Aufgabe der Teilzeitbeschäftigten. 2005 holte Frau A<br />

einen Auftrag zur Renovierung eines alten Hauses zu einem<br />

Preis von etwa 15.000.000 ¥ herein. Da aber die Eigenkosten für<br />

den Baumarkt zu hoch waren, hatte sie bereits mit einem<br />

Zimmermann über die Kosten für die benötigten Teile verhandelt,<br />

die dieser extra anfertigen wollte. Da aber nur ein<br />

Stammmitarbeiter zum Abschluss eines gültigen Vertrags<br />

berechtigt war, übernahm einer der Stammmitarbeiter des<br />

Marktes den Auftrag, wechselte allerdings mit dem Ziel der<br />

99


Kosteneinsparung den Zimmermann, mit dem Frau A bereits<br />

verhandelt hatte, gegen einen anderen Zimmermann aus, der<br />

billige Standardteile verwenden wollte und daher einen<br />

günstigeren Gesamtkostenvoranschlag machen konnte. Frau A<br />

wusste, dass man für die Renovierung dieses alten Hauses keine<br />

Standardteile verwenden konnte, da es nach älteren Normen<br />

gebaut war. Aufgrund ihrer niedrigen Stellung konnte sie dies<br />

aber weder dem Kunden noch dem Stammmitarbeiter sagen. Der<br />

Vertrag wurde also ohne Berücksichtigung der Fachkunde der<br />

Mitarbeiterin abgeschlossen und beinhaltete daher einen<br />

gravierenden Fehler. Ganz wie Frau A es vermutet hatte, kam es<br />

zur Reklamation durch den Kunden: das renovierte Haus wies<br />

mehr als 10 schwere Mängel auf: der Deckel der<br />

Toilettenspülung war um 5 cm zu kurz. Die Treppengeländer war<br />

nicht richtig angebracht (und es war viel zu kurz). Die<br />

Speicherdecke war undicht usw. Der Stammmitarbeiter, der den<br />

Vertrag abgeschlossen hatte und damit der Verursacher der<br />

Misere war, war inzwischen schon wieder routinemäßig versetzt<br />

worden und konnte die Reklamation nicht mehr selbst<br />

entgegennehmen, das war nun wieder die Aufgabe von Frau A.<br />

Die Behebung der Mängel übernahm dann ein Manager der<br />

regionalen Zentrale. Er beauftragte wieder andere Zimmerleute<br />

mit der Mängelbeseitigung. Am Ende kostete die Reparatur mehr<br />

als den Betrag, den der ursprüngliche Zimmermann für die<br />

Spezialanfertigung der Teile erhalten hätte.<br />

Dieses Beispiel zeigt folgende bedenkliche Situation: Die<br />

Kommunikation bzw. Zusammenarbeit zwischen den<br />

Angehörigen der Organisation fand in diesem Fall nicht mehr<br />

statt. Hätte der Stammmitarbeiter auf die Meinung von Frau A als<br />

Expertin gehört, so wäre es nicht zu dem Reklamationsfall<br />

gekommen. Zwar wurden die Teilzeitbeschäftigten für wichtige<br />

Aufgaben eingesetzt, bei wichtigen Entscheidungen dann jedoch<br />

nicht einbezogen. Die Firma selbst hatte ihren<br />

Stammmitarbeitern die Einbeziehung der Teilzeitbeschäftigten<br />

empfohlen. Als Frau A ihre Meinung als Expertin äußerte, wurde<br />

sie von den Stammmitarbeitern ignoriert, einfach weil sie in der<br />

Firmenhierarchie unter ihnen stand. Als sie weiter auf ihren<br />

Vorschlägen bestand, wurde sie von den Stammmitarbeitern<br />

sogar mit Kündigung bedroht. Auf Befragen gab die Firma später<br />

an, der betreffende Manager habe geäußert, dass keine<br />

Reklamationsfälle aufgetreten seien. Auf die Frage, warum die<br />

Meinung der Teilzeitbeschäftigten nicht in die<br />

Geschäftsabwicklung einflössen, antwortete die Firma, dass den<br />

Teilzeitbeschäftigten normalerweise regelmäßig Gelegenheit zu<br />

einem Gespräch mit dem Filialleiter geboten werde, in dem sie<br />

auch solche Dinge zur Sprache bringen könnten (vgl. Asahi<br />

Zeitung 14.3.2008). Der geschilderte Reklamationsfall war also<br />

nicht bis zur Firmenzentrale vorgedrungen. An diesem Beispiel<br />

wird deutlich, welche Folgen es haben kann, wenn der<br />

traditionelle Vorteil japanischer Firmen, nämlich die<br />

systematische Einbeziehung der Stimmen der vor Ort<br />

Beschäftigten in das Management, aufgebeben wird.<br />

2. Beispiel:<br />

Hier geht es um Herrn B, eine 33-jährige Leiharbeitskraft, der in<br />

der Fabrik eines großen Lebensmittelherstellers in einer Stadt<br />

100


arbeitete. Dort wurden Beilagen (Sōsai総菜) für japanische<br />

Lunchpakete (Bento弁当) hergestellt, wie sie in kleinen<br />

Supermärkten und Kaufhäusern verkauft werden. Herr B<br />

berichtete, dass es in der Praxis unmöglich sei, bei der<br />

Herstellung der Beilagen überhaupt keinen Fehler zu machen,<br />

wie es der Manager bei der morgendlichen Motivierung von den<br />

Beschäftigten verlangte. In der Fabrik arbeiteten nämlich etwa<br />

100 Leute, darunter nur rund 10 Stammmitarbeiter. Nachts waren<br />

sogar nicht mehr als ein oder zwei Stammmitarbeiter anwesend.<br />

Dadurch waren die Stammmitarbeiter häufig nicht erreichbar,<br />

wenn während der Nachtschicht ein Problem auftrat. Stattdessen<br />

wurde dann jeweils ein erfahrener Leihmitarbeiter zur<br />

Problemlösung eingesetzt. Da dieser Personenkreis aber keinen<br />

Überblick über den gesamten Herstellungs- und Lieferprozess<br />

haben konnte, war es ihm unmöglich, immer die richtigen<br />

Entscheidungen zu treffen. Eines Tages fehlten die Schachteln<br />

für die Lieferung der Beilagen an die Supermärkte, und eine<br />

erfahrene Leiharbeitskraft schlug vor, ersatzweise die für die<br />

Kaufhäuser bestimmten Schachteln zu verwenden. Als Folge<br />

wurden dann die falschen Produkte an die Kaufhäuser geliefert.<br />

Der Manager, der am nächsten Tag vom Kunden über diesen<br />

Fehler informiert wurde, warf den beteiligten Teilzeitbeschäftigten<br />

daraufhin vor, dass die Firma nun 100.000 ¥ Vertragsstrafe für<br />

diesen Fehler zahlen musste. Herr B kam dadurch zu der<br />

Ansicht, dass die Firma auch den Teilzeitbeschäftigen im<br />

Rahmen von Ausbildungsmaßnahmen einen Überblick über die<br />

Herstellung und Lieferung vermitteln sollte (vgl. Asahi Zeitung<br />

7.3.2008). Dann könnten nämlich auch diese angemessene<br />

Entscheidungen treffen, und solche Verluste kämen nicht vor.<br />

Hier wird mittelbar ausgesagt, dass für Teilzeitbeschäftigte, die<br />

einfache Tätigkeiten verrichten, keine innerbetriebliche<br />

Ausbildung angeboten wird.<br />

Das Beispiel zeigt, dass nicht mehr alle Organisationsmitglieder<br />

das für ihre Tätigkeit erforderliche Wissen über die Organisation<br />

erhalten, was das genaue Gegenteil der traditionellen,<br />

japanspezifischen Kommunikationsstrategie ist.<br />

An beiden Beispielen wird deutlich, dass wesentliche Vorteile der<br />

japanischen Arbeitsweise an den heutigen Arbeitsstätten<br />

verloren gegangen sind, nämlich zum einen die gute<br />

Zusammenarbeit zwischen den Firmenangehörigen aufgrund<br />

ihres langjährig aufgebauten Netzwerks und zum anderen der<br />

hohe Wissenstand jedes einzelnen Firmenangehörigen über die<br />

Organisation und vor allem über die Herstellungsprozesse. Um<br />

der Frage nachzugehen, warum es zu einer solchen<br />

Fehlentwicklung kam, möchte ich die obigen Beispiele unter dem<br />

Aspekt der Differenzierung der Beschäftigung analysieren:<br />

Die entstandene Schieflage hängt letztlich mit der Vielfalt der<br />

Beschäftigungsformen zusammen, die erklärtes Ziel der<br />

japanischen Unternehmer war und ist. Dieses Ziel wurde im Mai<br />

1995 in Form eines Vorschlags des Japanischen<br />

Arbeitgebervereins manifest, die mehrgleisige<br />

Personalverwaltung (Fukusen gata koyō kanri複線型雇用管理)<br />

einzuführen. Dieser Vorschlag mit seinen Grundsätzen brachte<br />

neben den Arbeitskräften mit Anspruch auf lebenslange<br />

101


Beschäftigung und der traditionellen Art der Rekrutierung noch<br />

andere Typen von Arbeitskräften ins Spiel, die Aufgaben in der<br />

Organisation übernehmen sollten; er unterscheidet folgende drei<br />

Gruppen von Arbeitnehmern (vgl. Eswein 2004: Kapitel 2.3.2.3):<br />

- Gruppe der Arbeitnehmer mit langfristig akkumulierten<br />

Fertigkeiten (Chōki chikuseki nōryoku katsuyōgata<br />

group長期蓄積能力活用型グループ) (im Folgenden<br />

„Arbeitnehmergruppe 1“ genannt);<br />

- Gruppe der hochqualifizierten Arbeitnehmer mit<br />

fachbezogenen Fertigkeiten (Kōdo senmon nōryoku<br />

katsuyōgata group高度専門能力活用型グループ) (im<br />

Folgenden „Arbeitnehmergruppe 2“ genannt);<br />

- Gruppe der flexibel beschäftigten Arbeitnehmer (Koyō<br />

jūnangata group雇用柔軟型グループ) (im Folgenden<br />

„Arbeitnehmergruppe 3“ genannt).<br />

Für die erste Gruppe gelten mit gewissen Modifikationen nach<br />

wie vor die Prinzipien lebenslange Beschäftigung und Seniorität.<br />

Sie umfasst Manager bzw. Manageranwärter und die<br />

Stammbelegschaft in der Produktion. Ihre Angehörigen werden<br />

monatlich in Form der so genannten Fähigkeitsvergütung<br />

entlohnt und auch entsprechend ihren Fähigkeiten befördert (vgl.<br />

Mine 1998: 300).<br />

Der zweiten Gruppe gehören Leihmitarbeiter mit speziellem<br />

Fachwissen sowie Mitarbeiter in den Tätigkeitsbereichen<br />

Facharbeit und Technik an. Ihre Beschäftigungsdauer ist befristet<br />

und sie werden leistungsabhängig in Form eines Lohns nach der<br />

Jahresleistung (nenposei年俸制) entlohnt. Hier gibt es keine<br />

periodischen Erhöhungen der Vergütung wie bei der ersten<br />

Gruppe. Der Verband ging davon aus, dass man auf diese Weise<br />

mittelfristig mehr Mobilität bei den White-collar-Mitarbeitern mit<br />

Fachwissen erreichen könnte (vgl. ebd.).<br />

Die dritte Gruppe erstreckt sich auf die Angehörigen der so<br />

genannten Gruppe für „allgemeine“ Tätigkeiten in den Bereichen<br />

Produktion und Verkauf. Diese Personen sind ebenfalls befristet<br />

beschäftigt. Sie erhalten einen Stundenlohn, der auf der so<br />

genannten Arbeitswertvergütung basiert (vgl. ebd.).<br />

Jeder der drei Gruppen lässt sich eine spezifische Form von<br />

Ausbildung zuordnen, nämlich den Stammmitarbeitern die<br />

innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung, den Leihmitarbeitern<br />

die durch die Vermittlungsfirmen angebotene Aus- und<br />

Weiterbildung, und den Teilzeitbeschäftigten selbständig in<br />

Kursen durchgeführtes Lernen mit Unterstützung durch das<br />

Japanische Wohlfahrts- und Arbeitsministerium in Form von<br />

Erziehungsbeihilfen (Kyōiku kyūfukin教育給付金). Dieses<br />

Fördermittelprogramm trat am 1. Dezember 1998 in Kraft und<br />

wurde im Herbst 2007 reformiert. Wer mindestens 3 Jahre lang<br />

gearbeitet hat und dabei Beiträge zur Arbeitslosenversicherung<br />

gezahlt hat und wer dann arbeitslos wird, dem wird ein Teil der<br />

Kursgebühren (20 %) vom Staat bezahlt (max. 100.000 ¥).<br />

Allerdings muss der Kurs vom Arbeitsministerium anerkannt sein.<br />

Nach der neuen Regelung kann man bereits nach einem Jahr<br />

Fördermittel erhalten, allerdings gilt dies nur im Fall der<br />

102


Arbeitskräftetyp<br />

Merkmale<br />

Beschäftigungsprinzip<br />

Entlohnung/<br />

Beförderung<br />

Arbeitslosigkeit im Anschluss an das erste Beschäftigungsverhältnis<br />

(vgl. Kyoiku kyufukin ni tsuite; Kyoiku kyufukin seido).<br />

Arbeitnehmer-<br />

gruppe 1:<br />

Stammmitarbeiter<br />

lebenslange<br />

Beschäftigung;<br />

Seniorität<br />

monatlich;<br />

Fähigkeitsvergütung;<br />

Beförderung<br />

entsprechend den<br />

Fähigkeiten<br />

Tätigkeitsfeld Manager bzw.<br />

Manageranwärter;<br />

Stammbelegschaft in der<br />

Produktion<br />

Ausbildung innerbetriebliche Aus- und<br />

Weiterbildung durch die<br />

eigene Firma<br />

Arbeitnehmer-<br />

gruppe 2:<br />

Leihmitarbeiter<br />

103<br />

Arbeitnehmer-<br />

gruppe 3:<br />

Teilzeitbeschäftigte<br />

befristete Einstellung befristete Einstellung<br />

Lohn nach der<br />

Jahresleistung;<br />

keine Beförderung<br />

Stundenvergütung;<br />

keine Beförderung<br />

Facharbeit und Technik „allgemeine“ Tätigkeiten<br />

in Produktion und Verkauf<br />

Vermittlungsfirma selbständig;<br />

Erziehungsbeihilfen vom<br />

Staat<br />

Tabelle: 3 Typen von Arbeitskräften nach dem Vorschlag des Japanischen Unternehmerverbandes<br />

Dieser Vorschlag zielte also auf eine Differenzierung des<br />

traditionell einheitlichen Arbeitskräfte-Typs des Stammmitarbeiters<br />

in drei Formen der Beschäftigung in den japanischen<br />

Wirtschaftsorganisationen. Es ist nun zu fragen, ob sich diese<br />

Beschäftigungsformen in der Realität tatsächlich herausgebildet<br />

haben oder ob es dabei etwa zu Gleichgewichtsstörungen kam.<br />

Die beiden angeführten Beispiele weisen bereits auf solche<br />

Störungen hin: Das erste Beispiel zeigt, dass Frau A, die in der<br />

Realität eigentlich Aufgaben der Arbeitnehmergruppe 2<br />

übernehmen muss, dennoch als Angehörige der Arbeitnehmergruppe3<br />

entlohnt und behandelt wird, nämlich als<br />

Teilzeitbeschäftigte. Ihr werden daher nicht die Befugnisse<br />

zugeteilt, die ihr aufgrund ihrer Tätigkeit zustehen würden. Das<br />

zweite Beispiel zeigt, dass Herr B die Aufgaben eines Produktionsarbeiters<br />

übernehmen muss, dabei aber wie ein Angehöriger<br />

der Arbeitnehmergruppe 3 entlohnt wird. Als Produktionsarbeiter<br />

sollte er einen soliden Wissensbestand haben, aber<br />

aufgrund seines Status wird ihm keine Gelegenheit geboten,<br />

diesen zu erwerben. Es scheint also so zu sein, dass die<br />

vorgeschlagenen drei Formen der Beschäftigung nicht in der<br />

Praxis angekommen sind und dies die Quelle der Misere ist.<br />

Im Folgenden versuche ich die tatsächlich praktizierten<br />

Beschäftigungsformen mit Hilfe von empirischen Daten aus<br />

repräsentativen Untersuchungen zu erfassen.<br />

Beschäftigungsformen in der Realität<br />

Als Datenbasis verwende ich Materialien des Japan Institute for<br />

Labour Policy and Training, nämlich eine Untersuchung zur<br />

„Arbeitsweise der Japaner unter den Bedingungen der<br />

vielfältigen Beschäftigungsformen“ (Shūgyōkeitai no tayōka no<br />

nakadeno nihonjin no hatarakikata-就業形態の多様化のなかでの<br />

日本人の働き 方) und eine weitere Untersuchung über<br />

„Personalpolitische Strategien und das Bewusstsein von<br />

Mitarbeitern unter den Bedingungen der vielfältigen


Beschäftigungsformen“ (Tayōka suru shūgyōkeitai no motodeno<br />

jinjisenryaku to rōdōsha no ishiki ni kansuru<br />

chōsa多様化する 就業形態のも と での人事戦略と 労働者の意識に関する 調査).<br />

Nach letzterer Untersuchung wiesen 60,3 % der befragten<br />

Firmen, die Nicht-Stammmitarbeiter beschäftigten, diesen<br />

dieselben Aufgaben zu wie ihren Stammmitarbeitern. Nur 36,9 %<br />

machten hier einen Unterschied (2,8 % gaben keine Antwort)<br />

(vgl. Japan Institute for Labour Policy and Training 11.2006: 26).<br />

Es stellt sich aber die weitere Frage, in welchen Formen der<br />

Beschäftigung die Nicht-Stammmitarbeiter die Aufgaben der<br />

Stammmitarbeiter übernehmen und welche Tätigkeitsfelder sie<br />

haben.<br />

Die Unternehmen, die die letzte Frage bejaht hatten, wurden<br />

weiter danach gefragt, in welchen Beschäftigungsformen die<br />

Nicht-Stammmitarbeiter bei ihnen am häufigsten tätig waren.<br />

32,6 % der Unternehmen antworteten, dass die Nicht-<br />

Stammmitarbeiter bei ihnen vor allem als Vertragsmitarbeiter<br />

beschäftigt waren. 25,0 % gaben an, dass sie als wieder<br />

eingestellte Mitarbeiter im Ruhestand beschäftigt waren. 21,9 %<br />

gaben an, dass sie als Teilzeitbeschäftigte eingestellt worden<br />

waren (vgl. ebd.: 27).<br />

Als nächstes wurde nach den Tätigkeitsfeldern gefragt, in denen<br />

Nicht-Stammmitarbeiter wie die Stammmitarbeiter arbeiteten.<br />

41,1 % der Unternehmen antworteten, dass die Nicht-<br />

Stammmitarbeiter Verwaltungstätigkeiten übernahmen. 31,6 %<br />

gaben an, dass sie Fach- und technische Tätigkeiten ausübten.<br />

24,6 % gaben an, dass sie für Produktions- und manuelle<br />

Tätigkeiten eingesetzt wurden (vgl. ebd.). Vertragsmitarbeiter,<br />

wieder eingestellte Mitarbeiter im Ruhestand und<br />

Teilzeitbeschäftige übernahmen also Verwaltungstätigkeiten,<br />

Fach- und technische Tätigkeiten sowie Produktions- und<br />

manuelle Tätigkeiten.<br />

Warum haben die Unternehmen Nicht-Stammmitarbeiter für<br />

Aufgaben von Stammmitarbeitern eingestellt?<br />

54,8 % der befragten Unternehmen antworteten, der Grund<br />

hierfür sei die abnehmende Zahl der Stammmitarbeiter. Dies war<br />

die am häufigsten gegebene Antwort (vgl. ebd.: 28).<br />

Welche Folgen hat der zunehmende Anteil der Nicht-<br />

Stammmitarbeiter für die Unternehmen? 78,3 % der befragten<br />

Unternehmen gaben an, dass sie dadurch die Personalkosten<br />

insgesamt reduzieren konnten. 62,7 % äußerten, dass sie<br />

dadurch die Anzahl der Stammmitarbeiter reduzieren konnten.<br />

37,3 % antworteten, dass sich dadurch bei einem Teil der<br />

Stammmitarbeiter übermäßig viele Aufgaben konzentrierten.<br />

36,9 % gaben an, dass dadurch die Akkumulation und<br />

Weitergabe von Know-how und Fertigkeiten sehr schwer<br />

geworden sei (vgl. ebd.: 14).<br />

104


Aus diesen Daten lässt sich also erkennen, dass Nicht-<br />

Stammmitarbeiter vor allem zur Reduzierung der Personalkosten<br />

eingestellt werden und dann die Aufgaben der Stammmitarbeiter<br />

übernehmen müssen. Die entstandene schwierige Lage in den<br />

Arbeitsstätten kann also darauf zurückgeführt werden, dass die<br />

Nicht-Stammmitarbeiter, denen kein Überblick über die<br />

Organisation sowie die Herstellungs- und Verkaufsprozesse<br />

vermittelt wurde und die nicht mit den an sich für ihre Aufgaben<br />

notwendigen Befugnissen ausgestattet sind, zentrale Aufgaben<br />

übernehmen müssen, weil es an Stammmitarbeitern fehlt. Hierin<br />

liegt die Ursache für die Hauptprobleme, nämlich die<br />

mangelhafte Zusammenarbeit zwischen den Stammmitarbeitern<br />

und den Nicht-Stammmitarbeitern sowie das fehlende Wissen<br />

über die Organisation und den Produktionsfluss, welches in der<br />

Regel in der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung vermittelt<br />

wird, die den Nicht-Stammmitarbeitern in der Vergangenheit<br />

prinzipiell vorenthalten wurde. Wenn dies so ist, so ist die<br />

Ausweitung der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung auf<br />

die Nicht-Stammmitarbeiter ein wichtiger Schritt zur Lösung der<br />

Probleme. Im Folgenden wird die gegenwärtige Situation in<br />

diesem Bereich mit Hilfe von Daten überprüft.<br />

Auch dazu werden die oben verwendeten Untersuchungen des<br />

Japan Institute for Labour Policy and Training herangezogen.<br />

Die Unternehmen wurden danach gefragt, bei welchen<br />

Beschäftigungsformen im Jahr 2006 ein planmäßiges OJT bzw.<br />

Off JT durchgeführt wurde. 68,5 % der befragten Unternehmen<br />

hatten planmäßiges OJT für ihre Stammmitarbeiter durchgeführt.<br />

Erstaunlicherweise aber auch 37,9 % für die Vertragsmitarbeiter,<br />

und 37,7 % auch für Teilzeitbeschäftigte.<br />

Beim Off JT sah das Ergebnis ähnlich aus: 87,0 % der<br />

Unternehmen hatten für ihre Stammmitarbeiter Off JT angeboten,<br />

40,5 % aber auch für die Vertragsmitarbeiter und 30,9 % auch für<br />

die Teilzeitbeschäftigten.<br />

Ganz ähnliche Verhältnisse traten bei der Unterstützung des<br />

Selbstlernens zutage: 86,3 % der befragten Unternehmen hatten<br />

ihre Stammmitarbeiter bei der Durchführung des Selbstlernens<br />

unterstützt, 38,4 % auch ihre Vertragsmitarbeiter und 26,6 % ihre<br />

Teilzeitbeschäftigten (vgl. Japan Institute for Labour Policy and<br />

Training 11.2006: 37).<br />

Auch eine Untersuchung der Human-Resource-Development-<br />

Abteilung des Japanischen Ministeriums für Gesundheit, Arbeit<br />

und Wohlfahrt in den Jahren 2005 und 2006 zeigte eine<br />

Zunahme der Durchführung der innerbetrieblichen Aus- und<br />

Weiterbildung für Nicht-Stammmitarbeiter: Im Jahr 2005 hatten<br />

18,3 % der befragten Unternehmen planmäßiges OJT für die<br />

Nicht-Stammmitarbeiter durchgeführt, und 17,4 % Off JT (vgl.<br />

Japanisches Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt,<br />

Human-Resource-Development-Abteilung 2006: 8). Im Folgejahr<br />

2006 waren diese Sätze stark angestiegen, nämlich auf 32,2 %<br />

bzw. 37,9 % (vgl. Japanisches Ministerium für Gesundheit, Arbeit<br />

und Wohlfahrt, Human-Resource-Development-Abteilung 2007:<br />

2). Nicht nur die tatsächliche Durchführung der Aus- und<br />

Weiterbildung, sondern auch die Angaben über ihre Trägerschaft<br />

105


zeigen eine deutliche Integrationstendenz bezüglich der Nicht-<br />

Stammmitarbeiter in das innerbetriebliche Aus- und<br />

Weiterbildungssystem.<br />

Eine repräsentative Untersuchung der Human-Resource-<br />

Development-Abteilung des Japanischen Ministeriums für<br />

Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt über Personalentwicklungs-<br />

Maßnahmen im Jahr 2006 lässt diese Entwicklung deutlich<br />

werden: 68,4 % der befragten Unternehmen gaben an, dass die<br />

Träger der Aus- und Weiterbildung der Stammmitarbeiter die<br />

Betriebe seien. Immerhin 51.8 % der Unternehmen gaben an,<br />

dass die Träger der Aus- und Weiterbildung der Nicht-<br />

Stammmitarbeiter ebenfalls die Betriebe seien. Künftig wollten<br />

noch mehr Unternehmen (74,8 % bei den Stammmitarbeitern<br />

und 56,9 % bei den Nicht-Stammmitarbeitern) als Träger der<br />

Aus- und Weiterbildung auftreten (vgl. ebd.: 6).<br />

Interessanterweise ist auch zu beobachten, dass nun auch Nicht-<br />

Stammmitarbeiter in das Beförderungssystem aufgenommen<br />

werden. Nach der oben zitierten Untersuchung des Japan<br />

Institute for Labour Policy and Training bezüglich des Jahres<br />

2005 hatten 27,4 % der befragten Unternehmen ein<br />

Beförderungssystem für Teilzeitbeschäftigte eingeführt. Bei<br />

26,3 % der Unternehmen existierte bereits ein<br />

Beförderungssystem für Vertragsmitarbeiter (The Japan Institute<br />

for Labour Policy and Training November 2006: 33). Diese<br />

Anteile sind zwar noch nicht allzu hoch, aber immerhin haben<br />

hier nun auch Nicht-Stammmitarbeiter die Möglichkeit, innerhalb<br />

der Firmenhierarchie aufzusteigen.<br />

Fazit<br />

Man kann also von einer deutlichen Entwicklung hin zur<br />

Integration der Nicht-Stammmitarbeiter in das innerbetriebliche<br />

Aus- und Weiterbildungssystem sprechen.<br />

Eine Differenzierung zwischen Fach- sowie technischen<br />

Tätigkeiten und Management-Tätigkeiten ist im Bereich der<br />

innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung nicht erkennbar.<br />

Dagegen ist im Bereich der Rekrutierung eine solche<br />

Differenzierung deutlich zu sehen. Die Einstellung von<br />

Quereinsteigern ist heute fester Bestandteil der Rekrutierung.<br />

Nach einer Untersuchung der Asahi Zeitung über die<br />

Einstellungsabsichten von 100 japanischen Großunternehmen im<br />

Jahr 2009 hatten 77 dieser Unternehmen bereits Quereinsteiger<br />

eingestellt. Toshiba und Mitsubishi Heavy Industries hatten vor,<br />

im Jahr 2009 je 800 Quereinsteiger einzustellen, fast so viele wie<br />

neue Mitarbeiter direkt von den Bildungsinstitutionen. Diese<br />

Angaben beziehen sich auf Ingenieure (vgl. Asahi Zeitung<br />

21.3.2008). Bei der Rekrutierung spielt aber die berufliche<br />

Orientierung der Arbeitssuchenden eine zentrale Rolle, denn sie<br />

selbst entscheiden, ob sie sich als Stammmitarbeiter oder als<br />

Quereinsteiger bewerben wollen. Dabei geht es - vereinfacht<br />

dargestellt - vor allem um die Frage, ob sie in einem<br />

Unternehmen bleiben und dort verschiedene Tätigkeitsbereiche<br />

übernehmen wollen, oder ob sie es vorziehen, dem eigenen<br />

Fach treu zu bleiben, und daher eher zum Arbeitgeberwechsel<br />

bereit sind.<br />

106


Für die bereits verwendete Untersuchung des Japan Institute for<br />

Labour Policy and Training von 2006 wurden Nicht-<br />

Stammmitarbeiter danach befragt, warum sie als solche<br />

arbeiteten. 40,0 % der Teilzeitbeschäftigten antworteten, dass<br />

der Grund dafür ein relativ kurzer Weg zum Arbeitsplatz sei;<br />

39,4 % gaben an, dass sie nicht als Stammmitarbeiter<br />

aufgenommen worden seien. Aber immerhin 22,4 % der<br />

befragten Vertragsmitarbeiter hatten diese Beschäftigungsform<br />

gewählt, weil sie so ihr erworbenes Fachwissen bei der Arbeit<br />

anwenden konnten.<br />

Neben dem Aufkommen dieser neuen Orientierung bezüglich der<br />

Beschäftigungsform ist bei den jungen Beschäftigten auch ein<br />

Wertewandel hinsichtlich der Auswahlkriterien für den künftigen<br />

Arbeitgeber zu beobachten: Eine Untersuchung des Japan<br />

Productivity Center for Socio-Economic Development und der<br />

Japanischen Konferenz über Wirtschaft und Jugend (Shakai<br />

keizai seisansei honbu) von 2007 über den Sinn der Arbeit<br />

ergab, dass sich die Auswahlkriterien junger Japaner bezüglich<br />

des von ihnen angestrebten Arbeitgebers in der Zeit von 1971 bis<br />

2007 deutlich verändert haben: 1971 wählten 27,0 % der<br />

Befragten, und damit die meisten, die Antwort Zukunft der Firma<br />

(Kaisha no shōrai sei会社の将来性). Dieser Satz ging bis 2007 auf<br />

8,7% zurück. Im Jahr 2007 waren die am meisten gewählten<br />

Auswahlkriterien Entfaltung meiner eigenen Individualität und<br />

Fähigkeiten (Jibun no nōryoku kosei ga<br />

ikaserukara自分の能力、 個性が活かせる から ) mit 28,3 %, interessante<br />

Tätigkeit (Shigoto ga omoshiroi kara仕事がおも し ろ いから ) mit<br />

23,8 % und Möglichkeit, etwas über Technik zu lernen (Gijutsu<br />

ga oboerareru kara技術が覚えら れる から ) mit 13,6 % (Japan<br />

Productivity Center for Socio-Economic Development/Japanische<br />

Konferenz über Wirtschaft und Jugend 2008).<br />

Angesichts der eingetretenen Misere in den Arbeitsstätten<br />

wurden auch von politischer Seite verschiedene Maßnahmen<br />

ergriffen, so z.B. die Verabschiedung des neuen<br />

Teilzeitarbeitsgesetzes (改正パート 労働法), das im April 2008 in<br />

Kraft trat. Es schreibt den Arbeitgebern vor, Nicht-<br />

Stammmitarbeiter, die dieselbe Arbeit wie die Stammmitarbeiter<br />

ausführen, auch genauso zu entlohnen, innerbetrieblich aus- und<br />

weiterzubilden und sozialpolitisch gleich zu behandeln.<br />

Außerdem verpflichtet es die Arbeitgeber, ein System<br />

einzuführen, das den Wechsel vom Status des Nicht-<br />

Stammmitarbeiters zu dem des Stammmitarbeiters ermöglicht.<br />

Nach der zitierten Untersuchung des Japan Institute for Labour<br />

Policy and Training bezüglich des Jahres 2005 hatten 36,6 % der<br />

befragten Unternehmen bereits ein solches System für<br />

Vertragsmitarbeiter eingeführt (bereits angewandt oder noch<br />

nicht angewandt). 27,4 % besaßen bereits ein solches System<br />

für Teilzeitbeschäftigte (The Japan Institute for Labour Policy and<br />

Training November 2006: 35).<br />

Insgesamt ist ab dem Jahr 2006 eine wieder günstigere<br />

Entwicklung bezüglich der Einstellung von Absolventen der<br />

Bildungsinstitutionen festzustellen. Die Unternehmen scheinen<br />

die Bedeutung der Weitergabe traditioneller<br />

Produktionstechniken und bewährten Know-hows für ihr<br />

107


Fortbestehen erkannt zu haben, denn sie stehen vor dem<br />

Problem, dass die Stammmitarbeiter der so genannten Klumpen-<br />

Generation, die zwischen 1947 und 1951 geboren sind, nun nach<br />

und nach aus Altersgründen ausscheiden. Daher werden heute<br />

wieder vermehrt Stammmitarbeiter direkt aus den<br />

Bildungsinstitutionen eingestellt und die lebenslange<br />

Beschäftigung hat wieder größeres Gewicht. Das japanische<br />

Management aus der Zeit bis Ende der 1990er Jahre ersteht<br />

allerdings nicht in seiner alten Form wieder, denn inzwischen<br />

wurde im Bereich der Rekrutierung eine weitgehende<br />

Differenzierung zwischen Fach- und technischen Tätigkeiten<br />

einerseits und Management-Tätigkeiten andererseits vollzogen,<br />

wenn auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung bisher nicht<br />

von einer entsprechenden Differenzierung gesprochen werden<br />

kann. Auch eine auf der Initiative des Individuums basierende<br />

Aus- und Weiterbildung für Teilzeitbeschäftigte ist keineswegs<br />

vollständig verwirklicht. Es ist zu vermuten, dass sich die anfangs<br />

geschilderten Probleme des Kommunikationsmangels innerhalb<br />

der Organisationen und des fehlenden Erwerbs von Wissen über<br />

die Organisation und den Produktionsprozess durch den<br />

begonnenen Prozess der Integration bessern. Das<br />

Betriebsmodell der japanischen Berufsbildung ist also<br />

keineswegs funktionsunfähig geworden – es ist erhalten<br />

geblieben und es ist sogar der Schlüssel zur Lösung der<br />

Probleme, die in den Arbeitsstätten des Landes aufgetreten sind.<br />

Literatur:<br />

Asahi Zeitung: Shinsotsu no wakamono ni, kiwamete semaki “seishain<br />

nomon”. 18~24 sai ha wazuka 56%. 12.4.2006.<br />

Asahi Zeitung: Keiki kakudai to hitode busoku de kigyōshinri ni henka.<br />

Seishain eno michi hirogaruka. 4.11.2006.<br />

Asahi Zeitung: Paato kaizen hōkaisei teko ni. 18.2.2008.<br />

Asahi Zeitung: Taoreta kōin hako ni kakusu. Hataraku. Genbaga<br />

kowareru ①. 7.3.2008.<br />

Asahi Zeitung: Shain no shippai paato ga shimatsu. Hataraku. Genbaga<br />

kowareru ②. 14.3.2008.<br />

Asahi Zeitung: Kigyō, shitsuiji ni fushin. Shuyō 100 sha 09 nen haru<br />

saiyō keikaku chōsa. 21.3.2008.<br />

Eswein, Mikiko: Wandel der Personalentwicklung japanischer<br />

Großunternehmen im Kontext der Professionalisierung der<br />

Blue- und White-collar-Berufe - unter Berücksichtigung des<br />

Wandels der japanischen Bildungspolitik. Habilitationsschrift.<br />

Fachbereich Sozialwissenschaften der Technischen <strong>Universität</strong><br />

<strong>Kaiserslautern</strong>. 2004.<br />

Japan Institute for Labour Policy and Training: Shūgyōkeitai no tayōka<br />

no nakadeno nihonjin no hatarakikata. April 2006.<br />

Japan Institute for Labour Policy and Training: Tayōka suru<br />

shūgyōkeitai no motodeno jinji seiryaku to rōdōsha no ishiki ni<br />

kansuru chōsa. November 2006.<br />

Japan Productivity Center for Socio-Economic Development/<br />

Japanische Konferenz über Wirtschaft und Jugend (Hg.): Hataraku koto<br />

no ishiki. Heisei 20nendo shinnyū shain. Chōsa hōkokusho.<br />

Tokyo, 2008.<br />

Kaneko, Masaomi: Fuman fūjizu tanwa seyo. Genba ga kowareru ⑧.<br />

Asahi Zeitung 25.4.2008.<br />

Kyoiku kyufukin ni tsuite: http://www2s.biglobe.ne.jp/~mikuri/file1/koyou/<br />

koyou8.htm<br />

108


Kyoiku kyufukin seido: http://www.keikotomanabu,net/article/kyufukin/<br />

index.html<br />

Ministry of Economy, Trade and Industry/Ministry of Health, Labour and<br />

Welfare/Ministry of Education, Culture, Sports, Science and<br />

Technology: Monozukuri hakusho. 2007.<br />

Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 16 nendo nōryoku<br />

kaihatsu kihon chōsa, 2005.<br />

Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 17 nendo nōryoku<br />

kaihatsu kihon chōsa, 2006.<br />

Ministry of Health, Labour and Welfare: Heisei 18 nendo nōryoku<br />

kaihatsu kihon chōsa, 2007.<br />

Mine, Manabu: Koyō mondai. Yōgo no kaisetsu. In: Gendai yōgo no<br />

kiso chishiki. Tokyo: Jiyū kokuminsha, 1998. S. 299-305.<br />

AG 4: Systemische Pädagogik und internationale<br />

Kooperationen<br />

Rolf Arnold – Raphael Cabrera, Lars Kilian, Kathrin<br />

Schneider, Annick Wilke<br />

Abteilung „Systemische Bildungs- und Organisationsbegleitung“<br />

(SyBO)<br />

Vorwort<br />

Die neueren Systemtheorien konfrontieren die pädagogische<br />

Absicht in unterschiedlichsten Kontexten mit den Phänomenen<br />

- der operationalen Geschlossenheit der subjektiv<br />

empfundenen Plausibilität,<br />

- der Selbstreferenz gewachsener Strukturen und<br />

Funktionsmechanismen,<br />

- der Emergenz, d.h. der spontanen Ordnungsbildung z.B.<br />

in „fruchtbaren Momenten“ (Copei 1950) sowie<br />

- der – ungewollten – „Risiken und Nebenwirkungen“ einer<br />

zunächst „erfolgreichen“ Intervention.<br />

Sowohl in der pädagogischen Interaktion in Unterricht und<br />

Erziehung, als auch in der Bildungspolitik und in der<br />

internationalen Zusammenarbeit brechen sich häufig die<br />

wohlgemeinten und wohlbegründeten Intentionen an dem<br />

Eigensinn und der Widerständigkeit der gewachsenen<br />

Gewohnheiten und Möglichkeiten der Systeme. So<br />

- lernen Schülerinnen und Schüler häufig nicht, was man<br />

sie lehrt (aber dafür vielleicht etwas anderes),<br />

- machen Ratsuchende, trotz der wohlgemeinten<br />

Ratschläge, „was sie wollen“,<br />

- führen unsere entschiedensten Erziehungshandlungen zu<br />

den hinlänglich bekannten Eskalationen, ohne eine<br />

nachhaltige Wirkung zu erzielen und<br />

- aufwendige Vorhaben der Berufsbildungszusammenarbeit<br />

be-wirken nur selten die erhofften dauerhaften<br />

Systemtrans-formationen.<br />

109


Es sind genau diese Themen unter einer systemischkonstruktivistischen<br />

Perspektive, mit denen sich das Fachgebiet<br />

Pädagogik der TU <strong>Kaiserslautern</strong> seit einigen Jahren beschäftigt.<br />

Dies wird einerseits sichtbar durch Veröffentlichungen in den<br />

Bereichen:<br />

- der Berufsbildung (vgl. Arnold 2010: Systemische<br />

Berufsbildung: Kompetenzentwicklung neu denken),<br />

- der Personalentwicklung und des Coaching (vgl. hierzu<br />

u.a. Arnold 2009: Das Santiago-Prinzip: Systemische<br />

Führung im lernenden Unternehmen; Arnold 2008: Führen<br />

mit Gefühl: Eine Anleitung zum Selbst-Coaching),<br />

- bis hin zum Transfer in die pädagogische Diskussion und<br />

Theorieentwicklung (vgl. Arnold/Arnold-Haecky 2009: Der<br />

Eid des Sysiphos. Eine Einführung in die systemische<br />

Pädagogik; Arnold 2007: Ich lerne, also bin ich: Eine<br />

systemisch-konstruktivistische Didaktik).<br />

Andererseits durch Forschungsprojekte (wie nachfolgend<br />

dargestellt) und Lehrangebote für die Studiengänge „Integrative<br />

Sozialwissenschaften“ und „Bildungswissenschaften“ oder im<br />

Rahmen der „Diemersteiner Selbstlerntage“.<br />

Durch die intensive und vielfältige Auseinandersetzung wurde<br />

deutlich, dass die erwähnten „Widerständigkeiten“ nicht durch<br />

nachdrückliche Interventionen überwunden werden können,<br />

vielmehr erfordert eine wirksame pädagogische Gestaltung das<br />

Anknüpfen an die Gegebenheiten auf der Basis einer Beobachtung<br />

der Weise, „wie ein System seine Selbstreferenz<br />

handhabt“ (Luhmann 1984). Pädagogisches Handeln folgt dabei<br />

einer eigenen professionellen Logik, welche mehr mit dem<br />

Zulassen und der klugen Wirkungsbeobachtung zu tun hat als mit<br />

exakter Antizipation, Durchplanung, Intervention und Kontrolle.<br />

U.a. entstand dabei ein Konzept pädagogischer Professionalität,<br />

welches seinen Ausdruck im Konzept der Lernberatung sowie in<br />

spezifischen pädagogischen Kompetenzen findet.<br />

Das Erste der folgenden Kapitel widmet sich zunächst der<br />

systemischen Forschung im Allgemeinen und expliziert anschließend<br />

an konkreten Projektbeispielen des Fachgebietes.<br />

Das daran anknüpfende Kapitel „Lehre“ zeigt das Thema und die<br />

Rolle der Systemik exemplarisch an einer Lehrveranstaltung für<br />

die Bildungswissenschaften auf. Das letzte Kapitel ist den<br />

„Diemersteiner Selbstlerntagen“ und dem gedanklich dahinter<br />

stehenden Selbstlernzentrum an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> gewidmet.<br />

Systemische Forschung… …im Allgemeinen<br />

Francisco Varela verdanken wir den Hinweis auf die<br />

grundsätzliche Voreingenommenheiten, durch die wir so auf die<br />

Welt zu blicken vermögen, wie wir dies tun. Er verweist uns mit<br />

seiner konnektivistischen Kognitionstheorie nachdrücklich auf<br />

den Sachverhalt, „[…] dass kognitive Fähigkeiten untrennbar mit<br />

einer Lebensgeschichte verflochten sind, wie ein Weg, der als<br />

solcher nicht existiert, sondern durch den Prozess des Gehens<br />

erst entsteht“ (Varela 1990: 110). Diese Verflochtenheit gilt auch<br />

110


für die Art und Weise, wie Wissenschaftlerhirne auf die sie<br />

umgebende Welt blicken und diese zu beschreiben vermögen.<br />

Aus diesem Grunde kommt der „selbsteinschließenden Reaktion“<br />

(Varela u.a. 1992: 49) eine grundlegende Bedeutung für das<br />

Verstehen des wissenschaftlichen Weges, der erst beim eigenen<br />

Gehen entsteht, zu.<br />

Lange verfolgte Forschung eine Absicht, die sich von der<br />

unauslöschlichen Hoffnung speiste, das Erkennen könne letztlich<br />

vom Subjekt gelöst werden, um so zu einer „objektiven“<br />

Erkenntnis zu werden. Diese Anstrengung bestimmte auch noch<br />

die Bemühungen im so genannten „Positivismusstreit“ in den<br />

1970er Jahren, der zu einem Streit um das Rechthaben geriet,<br />

während der Konstruktivist Heinz von Foerster sehr viel<br />

gelassener bemerkt: „Objektivität ist die Wahnvorstellung,<br />

Beobachtungen könnten ohne Beobachter gemacht werden“<br />

(Heinz von Foerster, zit. nach Pörksen 2001: 15). Der Biologe<br />

Humberto Maturana schreibt „erkennen“ bewusst ständig klein,<br />

„um das Verbale, das Tätige, das Prozesshafte des Erkennens<br />

zu betonen“ (Maturana 1996: 25)<br />

Ein weiterer Grund, weshalb konstruktivistisch betrachtet nur<br />

schwierig von objektiver Erkenntnis gesprochen werden kann,<br />

lässt sich aus Maturanas Aussage „Man sieht nur, was man<br />

glaubt“ (Maturana 1996: 31) ablesen. Diese prinzipielle<br />

Interessen- oder Vertrautheitsgebundenheit der eigenen<br />

Wahrnehmung ist für Maturana unhintergehbar und in ihrer<br />

Wirkung auch ein wenig unheimlich, denn sie führt nicht weiter<br />

als bis zur Einsicht der Art, wie wir – notwendig –<br />

plausibilitätsgebunden wahrnehmen. Für Maturana dient<br />

Erkennen deshalb auch nicht der Aufdeckung von etwas, das uns<br />

bislang verborgenen geblieben war, sondern ist vielmehr<br />

Ausdruck des Lebens, „weil Leben und Beobachten<br />

gleichbedeutend sind“ (ebd.: 39). Aus diesem Grunde ist es nicht<br />

die Frage nach der wechselseitigen Vorausgesetztheit von<br />

Interesse und Erkennen, die im Vordergrund der wissens- und<br />

erkenntnistheoretischen (Er-)Klärungen steht, sondern die Frage<br />

nach der Einwurzelung des Beobachters in die Deutungs- und<br />

Interpretationsroutinen seiner Lebenswelt, seines Milieus sowie<br />

der Gesellschaft und Kultur, in die er hineingestellt ist und an<br />

deren Fortdauer er in zirkulärer Bestätigungsarbeit mitwirkt.<br />

Die Frage nach den Möglichkeiten einer systemischen<br />

Forschung impliziert deshalb ein Vorgehen, welches mit der<br />

Gewissheit des Gegenübers umzugehen vermag, ohne nach den<br />

Erklärungspotenzialen einer dahinterliegenden Wahrheit zu<br />

greifen.<br />

In diesem Sinne wendet sich Humberto Maturana in seinem<br />

Interview mit Bernhard Pörksen gegen die Annahme einer<br />

„beobachterunabhängigen Existenz der Objekte“ und stellt fest:<br />

„Die Unterscheidung von Objekten wird gemäß diesem<br />

Erklärungsweg nicht geleugnet, aber der Verweis auf die Objekte<br />

bildet nicht die Basis von Erklärungen, sondern es ist die<br />

Kohärenz von Erfahrungen mit anderen Erfahrungen, die die<br />

Grundlage der Erklärungen darstellt. Der Beobachter wird aus<br />

dieser Sicht zur Quelle aller Realitäten, er bringt diese selbst<br />

durch seine Unterscheidungsoperationen hervor. Man wird sich,<br />

111


wenn man diesem Erklärungsweg folgt, bewusst, dass man sich<br />

keineswegs im Besitz der Wahrheit befindet und dass es<br />

zahlreiche mögliche Erklärungsrealitäten gibt. Sie sind für sich<br />

genommen alle legitim und gültig, aber natürlich nicht in gleichem<br />

Maße wünschenswert. Folgt man diesem Erklärungsweg, dann<br />

verlangt man nicht die Unterwerfung des anderen, sondern man<br />

hört ihm zu, man möchte die Zusammenarbeit, man sucht das<br />

Gespräch“ (Maturana, in: Pörksen 2001: 79f).<br />

Systemische Forschung… … am Fachgebiet Pädagogik<br />

Ausgehend von der Erkenntnis, dass keine scharfe Abgrenzung<br />

von den zuvor vorgestellten Bereichen Erwachsenenbildung,<br />

Schulentwicklung und Personalentwicklung, im Sinne einer<br />

thematischen Trennung möglich ist, können trotzdem<br />

Forschungsarbeiten ausgemacht werden, die neben dem<br />

inhaltlichen Bezug zu den anderen Bereichen eine wie eigene Art<br />

und Weise besitzen Forschung zu denken, zu planen und<br />

durchzuführen, z.B.<br />

- durch die Nutzung systemischer Forschungsmethoden<br />

(vgl. hierzu das nachfolgend vorgestellte Projekt<br />

„Wissenschaftliche Begleitforschung des Qualitätsmanagements<br />

an saarländischen Berufsbildungszentren“),<br />

- den „Blick“ auf die Systeme wie in der<br />

„Wissenschaftlichen Begleitforschung des Thüringer<br />

Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien“ oder<br />

- durch den Umgang mit dem Erwerb von Informationen,<br />

wie im Verbundprojekt „Bildungsberatung im Dialog“.<br />

Nach Arnold (2010a) – in Anlehnung an Maturana (1996) – ist<br />

„eine systemische Forschung (…) vom Anspruch her keine<br />

aufdeckende Forschung, sondern eine rekonstruierende<br />

Forschung. Ihre Zielrichtung ist nicht, die Dinge so zu<br />

beschreiben, wie diese ‚objektiv‘ gegeben sind, sondern die<br />

Wirkungen der Verschränkung von Perspektiven nachzuspüren.<br />

Sie thematisiert deshalb den Zusammenhang von Erkenntnis und<br />

Interesse nicht im Sinne einer Skandalisierung, sondern im Sinne<br />

der Nachzeichnung der subjektiven Motive und interaktiven<br />

Mechanismen, mit denen Menschen ihre Wirklichkeit gesellschaftlich<br />

konstruieren. Ihre Ergebnisse beanspruchen nicht<br />

‚wahr‘ im Sinne einer ‚objektiven Gültigkeit‘ zu sein, sondern<br />

‚viabel‘ im Sinne der Brauchbarkeit für die Lebenspraxis der<br />

Menschen, die als Probanden oder Nutzer mit systemischer<br />

Forschung in Berührung kommen. Zentrales Gütekriterium ist<br />

deshalb die Nützlichkeit (‚Usability‘) für die Erreichung von<br />

Zwecken, über welche nur die Akteure selbst nach Maßgaben<br />

ihrer lebensweltlichen und emotionalen Plausibilität bestimmen<br />

können. Die Güte einer rekonstruktiven systemischen Forschung<br />

bemisst sich über die Viabilisierung durch die beobachteten<br />

Akteure. Deshalb ist systemische Forschung stets feldverbundene<br />

Kooperation. Sie ‚geschieht‘ in Beratungs- und<br />

Ausbildungskontexten, aber auch in Prozessen der kollegialen<br />

Supervision und des Feedbacklernens.“<br />

112


Auch Ochs (2010: 1f) geht der Frage „Was ist systemisches<br />

Forschen?“ nach und stellt dabei u.a. fest, dass sie nicht<br />

dichotom im Sinne der Erstellung eines Kriterienkataloges zu<br />

beantworten ist: „Möglicherweise können konkrete Forschungsvorhaben<br />

eher danach beurteilt werden, in welchem Ausmaß<br />

systemische Aspekte (wie etwa Kontextorientierung,<br />

Berücksichtigung der Beobachterperspektive des Forschers oder<br />

Verwendung von Forschungsmethoden, die die Beschreibung<br />

und Erfassung von Systemkomplexität ermöglichen) und welche<br />

systemischen Aspekte berücksichtigt wurden.“<br />

Ausgehend von diesen beiden Ansätzen, systemisches Forschen<br />

zu fassen, wird im Laufe dieses Beitrags anhand von<br />

Forschungsprojekten der Versuch unternommen, aufzuzeigen,<br />

wie die genannten Aspekte implizit oder explizit in die Forschung<br />

einfließen. Das in der systemischen Forschung entstehende<br />

wissenschaft-liche Wissen ist „nicht mehr nur das Ergebnis einer<br />

nüchternen, distanzierten sowie methodenreflexiven und<br />

systematisierenden Beobachtung von Wirklichkeit, sondern<br />

vielmehr Ausdruck einer kontextualisierten Konstruktion“ (Arnold<br />

2010b: 234). Es handelt sich um eine „Veränderung des<br />

Forschens selbst. Diese entspringt weniger einer um<br />

Generalisierung und Objektivierung getragenen Bemühung, ‚um<br />

jeden Preis‘, sondern vielmehr dem Anspruch einer wirksamen<br />

und viablen Perspektivenver-schränkung. Dies bedeutet, dass<br />

die Handlungskontexte und deren von den Akteuren geteilten<br />

Relevanzstrukturen als Bestandteile des Gegenständlichen<br />

selbst (an)erkannt werden – eine Verschiebung die insbesondere<br />

für das Soziale eine andere Art von Wirklichkeit entstehen lässt.<br />

‘Wirklichkeit‘ ist dann nicht das, was – so und nicht anders – auf<br />

mich wirkt, sondern die Bedingungen, zu denen ich die Welt des<br />

Sozialen auf mich wirken lasse, sind selbst ein Teil dessen,<br />

worum es geht. Wissenschaftliche Forschungen müssen deshalb<br />

stets auch die bevorzugten Konzeptualisierungen der Akteure<br />

sowie die eigenen Muster der Wahrnehmung mit analysieren –<br />

ein Einbezug des Forschersubjektes […], der heute immer noch<br />

nicht sehr populär ist, bringt sie Forschung und Wissenschaft<br />

doch in eine deutliche Distanz gegenüber einer alleinigen<br />

Vorherrschaft ‚hypothesenprüfender Verfahren‘ und weist den<br />

Weg zu Formen eines methodisch kontrollierten Selbst- und<br />

Fremdverstehens“ (Bohnsack 1993: 11, zitiert nach Arnold<br />

2010b: 235).<br />

Das systemisch-konstruktivistische Forschungsparadigma, das<br />

stark durch die systemtheoretischen Arbeiten von Luhmann<br />

(1984) geprägt ist, benötigt Forschungsmethoden, die den<br />

Besonderheiten und der Komplexität des Forschungsgegenstandes,<br />

also einem System oder mehreren (Sub-)Systemen,<br />

gerecht werden. Die Methoden, die in der klassischen, vor allem<br />

quantitativ orientierten Empirie des Kognitivismus zum Tragen<br />

kommen (z.B. geschlossene Interviews, Fragebogentestungen),<br />

können einer „rekursiven Informationsschöpfung“ (Deissler<br />

1986), bei der Motive und die Sicht eines Systems auf die Welt<br />

und die damit verbundene subjektive Systemwahrheit von<br />

Interesse sind, nicht dienen.<br />

113


Haltungen Aufträge an<br />

den Interviewer<br />

Hypothetisieren Orientiere dich<br />

an Deinen<br />

Hypothesen!<br />

Zirkularität Wechsle die<br />

Perspektive!<br />

Neutralität Verhalte Dich<br />

gegen über<br />

Personen und<br />

wertenden<br />

Positionen<br />

neutral!<br />

Strategisches<br />

Vorgehen<br />

Orientiere Dein<br />

Verhalten an<br />

Deinen<br />

generellen<br />

Zielsetzungen<br />

für das<br />

Interview!<br />

Pfeffer (2001) verknüpft in seinem Buch „Das ‚zirkuläre Fragen‘<br />

als Forschungsmethode zur Luhmannschen Systemtheorie“ die<br />

Systemtheorie und ihre Prämissen mit den Erkenntnissen und<br />

Methoden, die aus der systemischen Familientherapie stammen<br />

(vgl. Selvini Palazzoli u.a. 1981). Neben der methodischen<br />

Schlussfolgerung, dass zirkuläres Fragen ein rekonstruierendes<br />

Forschen ermöglichen kann, ergeben sich aus dieser<br />

Verknüpfung Haltungen des<br />

Interviewers, die Pfeffer (2001) im Rahmen einer systemischkonstruktivistische<br />

Forschung als notwendig erachtet.<br />

Fragen zur Erzeugung dieser Haltung Fragen zur Vermeidung<br />

dieser Haltung<br />

Wie lautet meine Hypothese?<br />

Welche Annahmen habe ich?<br />

Wie kann ich relevante Unterschiede und<br />

Perspektiven verknüpfen, bzw. in eine Hypothese<br />

integrieren?<br />

Wenn meine Hypothese durch Aussagen<br />

widerlegt wurde, wie kann eine neue Hypothese<br />

aussehen?<br />

Was denkt mein Gegenüber, wer mir noch über<br />

diese Angelegenheit Auskunft geben kann?<br />

Was denkt mein Gegenüber, dass A/ B/ C über<br />

dieses Sache denkt?<br />

In welcher Beziehung stehen die verschiedenen<br />

Perspektiven zu einander?<br />

Was denke ich, dass mein Gegenüber über meine<br />

Fragen/ das Interview denkt?<br />

Wer im beobachteten Kontext ist anderer<br />

Meinung?<br />

Was wäre eine gegenläufige Tendenz?<br />

Welchen Zweck hat die Bewertung im<br />

beobachteten Kontext?<br />

Ist mit der Bewertung eine Aufforderung an mich<br />

als Interviewer verbunden?<br />

Wie kann ich meinen Handlungsspielraum bei der<br />

Beobachtung erhalten?<br />

Welches Ziel verfolge ich im Interview?<br />

Welches Ziel verfolge ich mit dem Interview im<br />

größeren Kontext meines Forschungsprojektes?<br />

Was muss ich tun um mein Ziel zu erreichen?<br />

114<br />

Werde ich die ganze,<br />

objektive Wahrheit über<br />

einen Sachverhalt<br />

entdecken?<br />

Was ist falsch an der<br />

Aussage meines<br />

Gegenübers?<br />

Was stimmt jetzt<br />

wirklich?<br />

Wer hat Recht?<br />

Mit welchen Ansichten/<br />

Perspektiven stimme ich<br />

überein?<br />

Für wen muss ich Partei<br />

ergreifen?<br />

Was wird das Interview<br />

wohl bringen?<br />

Selbst‐ Definiere Dich Was muss ich tun um eine geeignete Ob mir mein Gegenüber


verantwortung als Interviewer! Gesprächssituation herzustellen?<br />

Respekt Akzeptiere die<br />

Autonomie des<br />

beobachteten<br />

Systems!<br />

Neugier Suche nach<br />

Erklärungen,<br />

die die<br />

Möglichkeiten<br />

vermehren!<br />

Wie kann ich mit meinem Gegenüber<br />

Einverständnis über den Kontext der<br />

Beobachtung herstellen? Habe ich erklärt, woher<br />

ich komme und was ich mit meinen Fragen<br />

bezwecke?<br />

Wie kann ich mich verständlich machen?<br />

Wie gelingt es mir, mich durch die Aussagen<br />

meines Gegenübers ärgern/ langweilen/<br />

verunsichern zu lassen?<br />

Weshalb ist diese Sichtweise für mein Gegenüber<br />

wichtig? Welche Funktion hat sie im<br />

beobachteten Kontext?<br />

Belasse ich die Verantwortung für die Antworten<br />

beim beobachteten System?<br />

Was ist das Neue an diesen Aussagen?<br />

Welche Aussage würde mich am meisten<br />

überraschen?<br />

Welche zusätzlichen Optionen ergeben sich aus<br />

diesen Aussagen?<br />

Tabelle: Systemische Haltungen im Interview: Ein Überblick (Pfeffer 2001: 130f)<br />

115<br />

wohl etwas<br />

interessantes erzählen<br />

wird?<br />

Weshalb soll ich ihm/ihr<br />

etwas von mir erzählen?<br />

Ich bin hier der<br />

Interviewer!<br />

Wann hört er/ sie<br />

endlich auf, nervös<br />

herumzurutschen/ mich<br />

ratlos anzusehen/<br />

meinen Fragen<br />

auszuweichen?<br />

Wieso versteht mich<br />

mein Gegenüber nicht?<br />

Weshalb ärgert/<br />

langweilt/ verunsichert<br />

mich mein Gegenüber<br />

mit seinen/ ihren<br />

Aussagen?<br />

Wie kann ich die<br />

Aussagen meines<br />

Gegenübers widerlegen?<br />

Wie kann ich mein<br />

Gegenüber verändern,<br />

oder zumindest vom<br />

Gegenteil überzeugen?<br />

War das jetzt alles?<br />

Wann ist das Interview<br />

endlich vorbei?<br />

Wie kann nun Forschung aussehen, in der neben dem zirkulären<br />

Fragen als Fragetechnik auch die systemischen Haltungen im<br />

Interview (vgl. Pfeffer 2001) beachtet werden. Dies soll<br />

nachfolgend am Projekt der „Wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

des Qualitätsmanagements an saarländischen Berufsbildungszentren“<br />

exemplarisch gezeigt werden.<br />

Innerhalb des Forschungsprojektes geht es darum, Wirkungsbeobachtungen<br />

und Wirkungsbeurteilungen des „Systems<br />

Berufsbildungszentrum“ zu den eingeführten Maßnahmen des<br />

Qualitätsmanagements abzufragen um – aufbauend auf den<br />

Ergebnissen der Untersuchungen – systemadäquate Empfehlungen<br />

zu generieren. Dabei zeigt sich, dass das „System<br />

Berufsbildungszentrum“ aus einer Vielzahl von Personen<br />

besteht, die neben Lehrern und Schülern auch Eltern, Betriebe,<br />

Mitarbeitern des Ministeriums und der Zertifizierungsagentur oder<br />

auch den Konzeptentwicklern und Umsetzern von Fortbildungsmaßnahmen<br />

zum Zweck der Verbesserung des Qualitäts-


managements (QM) an den Berufsbildungszentren einschließt.<br />

Die aus der Forschungsarbeit abgeleiteten Empfehlungen<br />

müssen Möglichkeiten bieten, die Entwicklungen im QM-Prozess<br />

zu unterstützen, und zwar so, dass sie von den einzelnen<br />

Systemen „Berufsbildungszentrum“ widerspruchsfrei adaptiert<br />

werden können ohne dabei nur das System in seinem Handeln<br />

zu bestätigen, denn dies böte keine Entwicklungsmöglichkeiten<br />

für das System.<br />

Das Projekt wird vom Ministerium für Bildung des Saarlands<br />

finanziert, das zugleich auch ein eigenes Interesse an den<br />

Forschungsergebnissen hat, da es den<br />

Qualitätsmanagementprozess sowohl personell als auch<br />

materiell unterstützt. Neben dem Einsatz von rekonstruierenden<br />

Methoden, wie dem zirkulären Fragen und Gruppeninterviews,<br />

versuchen die beteiligten Forscher die obengenannten Haltungen<br />

in der Forschungsarbeit zu berücksichtigen und umzusetzen<br />

Im Einzelnen stellt sich das wie folgt dar:<br />

Hypothetisieren<br />

Das Bewusstwerden über die eigenen Hypothesen, die man über<br />

das System in sich trägt, unterstützt den Forschenden dabei sich<br />

selbst zu verdeutlichen:<br />

- Wovon gehe ich überhaupt aus?<br />

- Auf welche Aspekte werde ich also meinen Fokus legen?<br />

- Für welche Aspekte bin ich blind?<br />

- Was passiert, wenn ich diese Aspekte nicht in dem zu<br />

betrachtenden System finde?<br />

Bei der letztgenannten Frage steht vor allem der Aspekt der<br />

weiteren Handlungsfähigkeit des Interviewers im Vordergrund.<br />

Durch das Bewusstsein, dass die Welt auch anders aussehen<br />

kann, wie man sie sich selbst vorstellt, ist eine Erweiterung des<br />

Blickfeldes möglich.<br />

Die Forscher als Interviewend bemühen sich daher in dem<br />

Projekt, ihre Einstellungen, Vorurteile und Vorannahmen zu<br />

explizieren und zu hinterfragen. Dabei wird darauf geachtet, dass<br />

jeder Interviewer in einem ersten Schritt seine Hypothesen<br />

alleine reflektiert. Diese werden im zweiten Schritt<br />

zusammengetragen und dem Forscherteam sichtbar gemacht.<br />

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die Erfahrung,<br />

dass neben der oder den durch den Forschungsantrag<br />

festgelegten Hypothese(n) die eigenen stehen, welche durchaus<br />

den Erkenntnisgewinn behindern können, wenn sie konträr zum<br />

Auftrag liegen. Durch das Explizieren und kommunizieren können<br />

diese Hypothesen wahrgenommen und bei der weiteren Arbeit<br />

berücksichtigt werden.<br />

Zirkularität<br />

Die Zirkularität erfordert und ermöglicht den Blick auf das System<br />

durch die Augen eines Dritten, der selbst Teil oder Beobachter<br />

des Systems ist. Um diese Perspektive für den<br />

Erkenntnisprozess nutzen zu können, bedarf es einer<br />

Unvoreingenommenheit und eines Loslösens von „Richtig-<br />

Falsch-Kategorien“ im Denken und Handeln.<br />

116


Forschungsmethodisch kann auf das zirkuläre Fragen verwiesen<br />

werden, das u.a. in der Projektarbeit eingesetzt wird und dazu<br />

dient, das System aus sich selbst heraus beschreiben zu lassen.<br />

So wurden in einem ersten Schritt der Forschungsarbeit<br />

Überlegungen angestellt, welche möglichen Informanten es in<br />

dem zu beforschenden System gibt. Schnell wurde deutlich, dass<br />

das Forscherteam mit seinen eigenen Überlegungen nur einen<br />

Teilbereich der Informanten abdeckte und das System weitere<br />

Informationsträger benannte. Das von vornherein offene und<br />

neugierige Herangehen an den „Forschungsgegenstand“<br />

ermöglichte hier die Einbeziehung weiterer Quellen, die für eine<br />

Generierung von Ergebnissen wichtig werden können.<br />

Neutralität<br />

Neutralität dient der unparteiischen Haltung gegenüber dem<br />

System im Ganzen sowie der darin agierenden Subsysteme. Im<br />

Rahmen der Arbeit des dargestellten Projektes bedeutet dies<br />

u.a., dass nicht nur dem System soweit wie möglich wertfrei<br />

begegnet wird, sondern dass das System sogar die Möglichkeit<br />

hat, den Forschungsprozess in gewissem Umfang<br />

mitzugestalten.<br />

Zur Verdeutlichung ein kurzes Beispiel: Im Rahmen mehrerer<br />

Gruppeninterviews stellt nicht das Forscherteam die Teilnehmer<br />

zusammen, sondern lässt die Akteure im System entscheiden,<br />

wer als Informant in Frage kommt. Diese Freiheit beschneidet<br />

nicht die Ergebnisse, sondern gibt weitere Hinweise über das<br />

System, die zugleich Gewinn bringend die weitere Arbeit<br />

begleiten können.<br />

Neutralität bedeutet zugleich, dass sie auch dem System des<br />

„Auftraggebers“, der „Beforschten“ aber auch der<br />

wissenschaftlichen Community entgegengebracht wird, d.h. es<br />

wird vom Interviewer keine wertende Position bezogen. Alle<br />

Systeme habe Ihre Eigendynamik und diese muss anerkannt<br />

werden. Das Einhalten dieser Haltung wird erschwert, wenn die<br />

Forschung nicht nur dem Beschreiben einer „Wirklichkeit“ dient,<br />

sondern Hinweise für eine gelingende oder besser gelingendere<br />

Gestaltung derselben geben soll, wie dies von der Pädagogik als<br />

kritischer Handlungswissenschaft gefordert wird. Im Falle<br />

systemischen Forschens sollte diese Haltung von Anfang an mit<br />

den Beteiligten des Projektes (Auftraggeber,<br />

Forschungsgegenstand, Forschende) geklärt sein. Daher wird in<br />

diesem Projekt nur von systemadäquaten Handlungsanweisungen<br />

gesprochen, die sich in Teilen auch nur auf einzelne<br />

Berufsbildungszentren beziehen können und keine<br />

Allgemeingültigkeit besitzen müssen.<br />

Strategisches Vorgehen<br />

Das strategische Vorgehen ist insbesondere für eine<br />

ergebnisorientierte Forschungsarbeit von Bedeutung. Neben<br />

einer begrenzten Projektlaufzeit steht auch ein anvisiertes<br />

Forschungsergebnis am Ende der Arbeit an. Dieses gilt es zu<br />

erreichen, jedoch mit Blick auf die bereits vorausgegangenen<br />

Aspekte wird deutlich, dass es keine Sicherheit gibt, welche<br />

Ergebnisse tatsächlich zu Tage treten werden und inwiefern<br />

117


diese auch den Erwartungen der einzelnen Akteure entsprechen.<br />

Auch dies muss mit den Beteiligten im Projekt besprochen<br />

werden, um so die gegenseitigen Erwartungen zu klären.<br />

Dabei ist es wichtig zu klären, welche Erwartungen wecke ich als<br />

Interviewer im Informanten und was denkt er, was ich von ihm<br />

erwarte (Erwartungs-Erwartungen). Durch das Klären dieser<br />

Fragen kann der Forschungsprozess oftmals störungsfreier<br />

ablaufen.<br />

Selbstverantwortung<br />

Die Zusammenarbeit zwischen Interviewer und Interviewten kann<br />

durch die Übernahme von Verantwortung für den Prozess durch<br />

den Interviewer unterstützt werden. Dazu zählt in dem<br />

vorliegenden Projekt, dass zu Beginn eines jeden Interviews<br />

Raum für ein gegenseitiges Kennenlernen geschaffen wird und<br />

die Forscher detailliert ihren Forschungsauftrag und die<br />

Bedeutung der nachfolgenden Befragung für diesen erläutern.<br />

Dadurch wird Transparenz geschaffen, die gleichzeitig dazu<br />

führt, dass die Verantwortung für den Prozess nicht bei den<br />

Befragten liegt, sondern von den Interviewern übernommen wird.<br />

Zugleich wird durch die Klärung der Verantwortlichkeiten erreicht,<br />

dass die Befragten auch die Verantwortung für ihre Aussagen<br />

übernehmen. Diese Haltung wird aufgrund der Anerkennung des<br />

Systems (vgl. hierzu auch den nachfolgenden Punkt „Respekt“),<br />

in welchem die Befragten erfolgreich handeln, gestützt, da sie die<br />

Befragten zu den Experten werden lässt.<br />

Respekt<br />

Unter Respekt wird die Anerkennung der Autonomie und<br />

Eigendynamik des Systems verstanden. Praktisch bedeutet das,<br />

dass Aussagen des Systems nicht in Frage gestellt werden oder<br />

durch „Überzeugungsarbeit“ bestimmte Aussagen erzwungen<br />

werden. Um dies in der Interview-Praxis umzusetzen ist es nötig,<br />

den Aspekt der Neutralität zu bewahren und Aussagen eines<br />

Systems als Information über das System und dessen<br />

Konstruktion der Wirklichkeit anzuerkennen. In den<br />

durchgeführten Befragungen wird besonderer Wert darauf gelegt,<br />

dass die Systeme sich in einem geschützten Raum frei äußern<br />

können. Auch zu Aussagen, die nicht den Hypothesen der<br />

Forscher entsprachen, wurde ermutigt, um einen möglichst guten<br />

Blick auf die „Wirklichkeit“ zu bekommen.<br />

Das Annehmen und Respektieren der Sichtweisen des Systems<br />

schließt nicht aus, das durch die Befragungen eine Veränderung<br />

der Wahrnehmung im System entsteht. Allerdings sind die<br />

Forscher sich der Wirkungsunsicherheit bewusst und haben im<br />

ersten Schritt des Projektes die Aufgabe, die Systeme sichtbar<br />

zu machen, Muster zu erkennen um darauf aufbauend weitere<br />

Befragungen zu platzieren und abschließen Handlungsvorschläge<br />

systemadäquat zu entwickeln.<br />

Neugier<br />

Da Informationen im System oft nur implizit vorhanden sind,<br />

benötigen Forscher Neugier, um sich nicht den Blick auf das<br />

Neue zu versperren. Neugier hilft, diese Informationen zu<br />

erhalten und manchmal auch für das System bewusst und<br />

explizit zu machen. In diesem Zusammenhang dient Neugier also<br />

118


nicht nur dem Interesse an dem Gegenstand, sondern geht einen<br />

Schritt weiter und hilft, Zusammenhänge und Muster zu erfragen<br />

und zu erkennen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist<br />

einerseits der Leitfaden der Erstinterviews sehr offen gehalten,<br />

um Nachfragen in allen Bereichen zu ermöglichen. Andererseits<br />

ist das Forschungsdesign so gestaltet, dass in den einzelnen<br />

Schule, die verschiedenen Befragungen mit zeitlichem Abstand<br />

stattfinden. In den „Befragungspausen“ werden die Ergebnisse<br />

aus der Forschungsarbeit an das System rückgemeldet und das<br />

System hat Zeit, sich der (impliziten) Informationen bewusst zu<br />

werden.<br />

Notwendig und überraschend an dem Ansatz ist darüber hinaus<br />

die Gestaltung des Gesamtdesigns der Forschungsarbeit. Durch<br />

die oben aufgeführten Haltungen ist es nur in sehr begrenztem<br />

Maß möglich, im Vorfeld ein Forschungsdesign über die<br />

Gesamtprojektlaufzeit zu konzipieren. Vielmehr passt sich das<br />

Forschungsdesign den jeweiligen Erkenntnisständen der<br />

Forscher an. Es kann sogar dazu führen – und im hier<br />

vorgestellten Beispiel kristallisiert sich dieser Aspekt heraus –<br />

dass Forschungsfragen hinterfragt und ggf. erweitert oder<br />

konkretisiert werden müssen. Dies ist dem Erkenntnisgewinn im<br />

Verlauf der Projektarbeit geschuldet. Für das Projektteam ist<br />

weiterhin der Versuch, als „leeres Blatt“ auf den<br />

Forschungsgegenstand zuzugehen um alle Informationen wirken<br />

und zuzulassen. D.h., das Expertentum des Forschenden wird<br />

nach Möglichkeit darauf ausgerichtet, nicht von vornherein als<br />

Experte für Forschungsmethodik UND zu erforschenden<br />

Gegenstand aufzutreten, sondern zumindest den inhaltlichen<br />

Blick auf den Gegenstand – den „Wirklichkeitsfilter“ – auszublenden.<br />

Im Kooperationsprojekt „Bildungsberatung im Dialog –<br />

Bildungsberatung in den Lernenden Regionen“ zwischen der<br />

Humboldt <strong>Universität</strong> Berlin, der Helmut Schmidt-<strong>Universität</strong><br />

Hamburg und der TU <strong>Kaiserslautern</strong> wurde der Fokus auf die<br />

Kontextorientierung (Ochs 2010) gelegt.<br />

Bei diesem Projekt handelte es sich um ein vom BMBF und ESF<br />

geförderten Verbundprojekt, das thematisch dem Bereich<br />

Erwachsenenbildung zugeordnet ist (vgl. Kurzdarstellung des<br />

Projektes im Teil der Erwachsenenbildung).<br />

Durch die Dreiteilung des Projektes ergeben sich<br />

unterschiedliche Perspektiven auf das Feld der Bildungsberatung<br />

- aus Sicht der Organisations- und Geschäftsberatung<br />

- mit Blick auf das konkrete Beratungsgeschehen<br />

- und auf die Qualitätssicherung,<br />

wodurch das Risiko einer Zersplitterung in Einzelprojekte<br />

bestand. Diesem Risiko wurde schon in der Definitions- und<br />

Planungsphase durch die Einrichtung einer koordinierenden<br />

Einheit begegnet, so dass aus diesem Risiko eine Chance<br />

entstand, unterschiedliche Blickwinkel auf ein und dasselbe<br />

System zusammenzubringen und sowohl einen Erkenntnisgewinn<br />

als auch eine Erkenntnisrelativierung zu erhalten.<br />

119


Auf organisatorischer Ebene bedeutete das für den Ablauf des<br />

Projektes, dass dieser geprägt war durch die Einschnitte, die<br />

durch die regelmäßigen Abstimmungstreffen der drei Teilprojekte<br />

entstanden.<br />

Diese Treffen dienten dazu, die Sichtweisen der einzelnen<br />

Teilprojekte zu explizieren und mit denen der anderen<br />

abzugleichen. Da alle Teilprojekte sich demselben Feld zuwandten,<br />

ermöglichte diese Kopplung jedem Teil zusätzliche<br />

Perspektiven auf das Feld und vor allem eine erhöhte<br />

Informationsmenge, die dann zu einem besseren Systemverständnis<br />

führte. In den Phasen zwischen den Abstimmungstreffen<br />

arbeiteten die Teilprojekte mit den zu ihrem Thema und<br />

ihrem Team passenden Methoden.<br />

Auf der Forschungsebene wurden die Grundsätze systemischkonstruktivistischer<br />

Forschung vor allem dadurch umgesetzt,<br />

dass die Lernenden Regionen, die als zu beforschende Systeme<br />

galten, in den Prozess der Sammlung, Sichtung und<br />

Weiterentwicklung von Instrumenten und Strategien zu den o.g.<br />

drei Themenfeldern einbezogen wurden. Dies fand:<br />

- erstens durch eine intensive Interviewarbeit und Besuche<br />

der Projekte der Lernenden Regionen vor Ort,<br />

- zweitens durch eine Vielzahl verschiedene Workshops<br />

und Tagungen und<br />

- drittens durch eine Sichtung und Analyse der<br />

vorhandenen Materialien statt.<br />

Die Ergebnisse des Projektes, die in den drei Bänden „Bildungsberatung<br />

im Dialog“ (Arnold/Gieseke/Zeuner 2009) zusammengefasst<br />

wurden, bündeln die Erfahrungen und Erkenntnisse, die<br />

in den Lernenden Regionen gemacht und entwickelt wurden.<br />

Dort kommen auch die Akteure aus der Praxis zu Wort.<br />

Ausgehend von der zu Beginn des Kapitels stehenden<br />

Feststellung Varelas (1990), dass Kognitionen immer auch an<br />

den Hintergrund, vor dem sie entstanden sind, also an das<br />

Leben, gekoppelt und durch ihn beeinflusst sind, verstehen sich<br />

die zuvor beschriebenen Forschungsprojekte nicht als solche, die<br />

nach Ende der Projektlaufzeit die Forschungsfragen objektiv und<br />

abschließend beantworten können. Alle Ergebnisse sind<br />

Versuche, die Systemstrukturen in dem Moment der Begegnung<br />

mit dem System zu erkennen, alte Strukturen zu rekonstruieren<br />

und neue Muster für die Zukunft anzustoßen. Dabei ist man sich<br />

der Unsicherheit von Intervention bewusst und weiß um die<br />

Möglichkeit von (ungewollten) Nebenwirkungen. Gelungene<br />

Forschung wird daher immer auch „aus dem Auge des<br />

Betrachters“ (Watzlawick u.a. 2002) reflektiert.<br />

Systemische Ansätze in der Lehre… …am Beispiel der<br />

Veranstaltung „Pädagogische Interaktion aus systemischkonstruktivistischer<br />

Perspektive“<br />

Diese Veranstaltung folgt dem Slogan „form follows function“ und<br />

versucht, Inhalt und Methode geschickt zu verknüpfen.<br />

120


Ziel der Veranstaltung ist es, die Studierenden dabei zu<br />

unterstützen, pädagogische Interaktionen unter den<br />

Gesichtspunkten einer systemisch-konstruktivistischen<br />

Pädagogik zu betrachten und zu reflektieren. Dabei wird neben<br />

dem Interaktionsgeschehen auch ein Augenmerk auf die hierbei<br />

ablaufenden emotionalen Prozesse und Wahrnehmungsprozesse<br />

gelegt.<br />

Die Studierenden sollen authentische Interaktionsgeschehen<br />

dabei unter folgenden Fragestellungen betrachten:<br />

- Welche Gefühle löst diese Interaktion in mir aus? Kann<br />

ich die Gefühle überhaupt benennen? Welches<br />

Handlungsmuster folgt gewöhnlich aus dieser Gefühlslage<br />

heraus?<br />

- Woher kenne ich diese Gefühle aus meiner<br />

Vergangenheit? Wer oder was hat diese Gefühle das<br />

erste Mal in mir ausgelöst? Kann ich zwischen den<br />

Gefühlen, die in meiner Vergangenheit ihren Ursprung<br />

haben, und der jetzigen Situation unterscheiden?<br />

- Welche weiteren Möglichkeiten gibt es in der<br />

Einschätzung der Interaktion? Wie könnte ein nichtbetroffener<br />

Außenstehender die Aussagen verstehen?<br />

Auf welchem Ohr (nach Schulz von Thun) möchte ich<br />

diese Botschaft gerade hören, um mich bestätigt zu<br />

finden?<br />

- Welche Vorteile hat mein Gegenüber dadurch, dass er so<br />

handelt, wie er handelt? Welchen Zwängen unterliegt er?<br />

Was tue ich, um ihm genau diese Handlungsoption zu<br />

eröffnen?<br />

Daneben erhalten die Studierenden die Möglichkeiten, selbstgesteuert<br />

unter der Berücksichtigung der individuellen<br />

Lernbedürfnisse, Lernaktivitäten zu gestalten und persönliche<br />

Erfahrungen in den Lernprozess einzubringen und zu<br />

reflektieren.<br />

Die notwendigen Materialen, die zur theoretischen<br />

Grundlagenarbeit nötig sind, befinden sich auf der eLearning-<br />

Plattform „Blackboard“ (zur Verfügung gestellt durch den<br />

Virtuellen Campus Rheinland Pfalz – VCRP). Diese Plattform<br />

wird ebenfalls zur Arbeit an authentischen Praxissituationen in<br />

Arbeitsgruppen genutzt. Alle Studierenden haben darüber hinaus<br />

die Möglichkeit, selbst erlebte Fälle aus ihrer Schulzeit bzw.<br />

ihrem Schulpraktikum anhand detaillierter Fallanalysen zu<br />

reflektieren und Handlungsalternativen zu erarbeiten.<br />

Weiterhin besteht die Möglichkeit eins von vier Begleitseminaren<br />

auszuwählen. Dazu zählen: ein vierstündiges<br />

Kommunikationstraining, ein Tagesseminar zu systemischen<br />

Grundlagen, ein vierstündiger Workshop zur Fallanalyse oder ein<br />

Wochenendseminar zum Thema „Menschliche Kommunikation<br />

und Interaktion“.<br />

121


Förderung der Selbstlernkompetenz der Studierenden<br />

Die Vision: ein Selbstlernzentrum an der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />

„Auf leisen Sohlen hat das Konzept des Selbststudiums Einzug in die Planung und<br />

Gestaltung der akademischen Lehrangebote gehalten, von dem niemand so recht weiß,<br />

was es ist. Und doch ist es gewichtig. Neben den so genannten ‘Kontaktzeiten‘<br />

bestimmt es die Creditpoint‐Berechnungen sowie die Akkreditierungspraxis der<br />

Fakultäten und Hochschulen in erheblichem Maße. Doch während man das Eine zu<br />

gestalten weiß, hofft man, das Andere zu gewährleisten, indem man es berechnet – frei<br />

nach dem vordergründigen Motto: ‘Selbstlernen können die Studierenden bloß selbst‚.<br />

Doch es gäbe Wege und Möglichkeiten, auch das Selbststudium der Studierenden zu<br />

optimieren, indem man sich systematisch um die Förderung ihrer Selbstlern‐ und<br />

Selbstführungskompetenz bemüht und ihnen den Zugang zu Selbstlernmaterialien oder<br />

Selbstlernarrangements eröffnet, über die die Hochschulen – in ihren<br />

Fernstudienangeboten – doch bereits teilweise verfügen.“ (Arnold 2010c)<br />

Die TU <strong>Kaiserslautern</strong> ist eine technisch-naturwissenschaftliche<br />

Präsenzuniversität, die über einen ausgeprägten<br />

Fernstudienbereich verfügt. Dieses besondere Merkmal der<br />

<strong>Universität</strong> bildet die Grundlage der Überlegungen, ein<br />

Selbstlernzentrum an der TU aufzubauen. Ein zentrales Ziel lässt<br />

sich heute schon formulieren: Die <strong>Universität</strong> möchte den<br />

Studierenden die Möglichkeiten bieten, während des gesamten<br />

Studiums Angebote zur Förderung des Selbstlernens zu nutzen.<br />

Ein erstes Angebot dazu bilden die „Diemersteiner<br />

Selbstlerntage“<br />

Bei den „Diemersteiner Selbstlerntagen“ geht es um die<br />

systematische Bereitstellung von Angeboten zur Optimierung der<br />

Selbstführung in Lernprozessen. Wichtige konzeptionelle Impulse<br />

für deren Entwicklung stellen die Konzepte des<br />

Methodentrainings (Klippert 1994) und der Optimierung von<br />

Selbstführung (Müller/ Braun 2009) dar.<br />

Für kompetentes Selbstlernen und kompetente Selbstführung<br />

wird eine Entwicklung von Kompetenzen in folgenden<br />

Dimensionen angestrebt:<br />

a) Lernkompetenz: in der Lage sein, das eigene Lernen zu<br />

reflektieren, zu planen, zu gestalten und zu evaluieren<br />

b) Wissenskompetenz: in der Lage sein, die Recherche,<br />

Aneignung und Auswertung sowie das Management und<br />

das Mit-Teilen von Informationen zu handhaben<br />

c) Kommunikationskompetenz: in der Lage sein, kooperative<br />

und kommunikative Prozesse zielgerichtet möglichst<br />

konfliktfrei und wirksam zu gestalten<br />

d) Emotionale Kompetenz: in der Lage sein, die eigenen<br />

Besonderheiten, Außenwirkungen sowie Wirkungen<br />

(er)kennen zu können und deren – negatives – Echo in<br />

den eigenen sozialen Beziehungen vermeiden zu können.<br />

122


Das Konzept der „Diemersteiner Selbstlerntage“<br />

Die Konzeption der „Diemersteiner Selbstlerntage“ sieht für die<br />

Studierenden eine integrierte Entwicklung in den vier oben<br />

genannten Dimensionen vor. Dabei soll ein erweitertes<br />

Repertoire im Denken, Fühlen und Handeln entstehen und<br />

dieses Repertoire soll bewusster und effizienter eingesetzt<br />

werden können (vgl. Arnold 2008).<br />

Die „Diemersteiner Selbstlerntage“ sind dreistufig konzipiert:<br />

Jeder Studierende ist im Laufe des Studiums dreimal<br />

eingeladen, an einem zweitägigen Training teilzunehmen. Die<br />

Trainings bauen aufeinander auf. Ziel ist es, die Studierenden<br />

dabei zu begleiten, eine erweiterte Selbstführungskompetenz zu<br />

erlangen. Dies erfordert persönliche Initiative, daher sind die<br />

Trainingsmaßnahmen darauf ausgerichtet, diese zu aktivieren<br />

und die hierfür nötigen Lernprozesse anzustoßen.<br />

Abb.: Dreistufige, integrierte Konzeption der „Diemersteiner Selbstlerntage“<br />

Um ein zielgruppen-passgenaues Angebot zu entwickeln,<br />

wurden Studierende in die Entwicklung der „Diemersteiner<br />

Selbstlerntage“ von Anfang an einbezogen. Die Inhalte<br />

entstanden in Zusammenarbeit mit Studierendenvertretern, die<br />

auch an der Evaluation und Weiterentwicklung nach der<br />

Pilotphase im Wintersemester 2010/11 beteiligt sind. Diese<br />

Zusammenarbeit ermöglicht es bei der Entwicklung des<br />

Konzeptes immer wieder, die Perspektive zu ändern und neue<br />

Sichtweisen zu integrieren, so dass Lerninhalte mit situativen<br />

Komponenten verknüpft werden können, die für Studierende eine<br />

hohe Relevanz aufweisen (Reimann-Rothmeier/Mandl 2001).<br />

Dadurch soll dem Erwerb von trägem Wissen (Renkl 1996)<br />

vorgebeugt werden und den Studierenden Erfahrens- und<br />

Erlebenskontexte geboten werden, in denen sie sich<br />

wiederfinden können.<br />

Mit dem ersten Seminar erhalten die Studierenden Zugang zu<br />

einem Onlinekurs. Dieser befindet sich noch im Aufbau (Stand<br />

123


Dezember 2010), bietet aber bereits jetzt den Studierenden die<br />

Möglichkeit, selbstständig Themen zu vertiefen und weitere<br />

Planungswerkzeuge, Checklisten und weitere Hilfsmittel<br />

auszuprobieren.<br />

Die „Diemersteiner Selbstlerntage“ dienen so als Anregung, sich<br />

in selbst ausgewählten Bereichen weiterzuentwickeln. Sie stellen<br />

viele Möglichkeiten vor, geben den Studierenden Gelegenheit,<br />

bestimmte Inhalte durch eigenes Handeln zu erfahren (z.B.<br />

Kommunikationshindernisse) und wecken Neugier auf weitere<br />

Möglichkeiten, das eigene Lernen zu gestalten. Wichtig ist es,<br />

Mut zu machen und direkt umsetzbare Werkzeuge (bspw. zum<br />

Umgang mit Misserfolgen ) mitzugeben.<br />

Die Entwicklung eines solchen Angebots entspricht den<br />

Grundannahmen des systemischen Ansatzes:<br />

1. Berücksichtigung der Autonomie von Systemen<br />

2. Berücksichtigung der Eigendynamik von Systemen<br />

3. Berücksichtigung der System-Umwelt<br />

4. Die Veränderung innerer Konstrukte und Wirklichkeitskonstruktionen<br />

5. Wechselseitiger Bezug (strukturelle Kopplung) zwischen<br />

individuellen Problemen und interpersonaler Kommunikation<br />

(vgl. Schiepek 1999, zit. nach Pätzold 2004: 79).<br />

Diese Grundannahmen werden bei der Entwicklung konkreter<br />

Lernarrangements aufgegriffen. Dies unterscheidet das Konzept<br />

der Selbstlernförderung von einem „Grundkurs Einführung ins<br />

Studium“.<br />

Ausgehend von Punkt 1 wird in dem Konzept der Diemersteiner-<br />

Selbstlerntage berücksichtigt, dass Studierende autonome<br />

Wesen sind, die nicht zu einer Auseinandersetzung mit den<br />

Fragestellungen gezwungen werden können. Das Angebot<br />

basiert aus diesem Grund auf Freiwilligkeit.<br />

Die didaktisch-methodische Gestaltung der Lernarrangements<br />

erlaubt ein Anknüpfen an individuellen Projekten der<br />

Seminarteilnehmenden. Außerdem wird eine Sammlung von<br />

Tools und Methoden bereitgestellt, die auch über diese beiden<br />

Tage hinaus zur individuellen Nutzung und zur Weiterarbeit in<br />

einem Kurs im Modus des eLearning bereitstehen. Des Weiteren<br />

haben sich die Dozierenden dem Grundsatz des „Empowerment<br />

statt Belehrung“ verpflichtet. Hierfür werden Strategien und<br />

Methoden z.B. zum effektiven Lernen vorgestellt mit der<br />

Betonung, dass jeder Einzelne seine individuell passenden Wege<br />

finden muss. Dabei wird an die bisherigen Erfahrungen<br />

angeknüpft und Reflexionen über bisher genutzte Strategien<br />

(z.B. beim Lernen und Kommunikation) initiiert, um eine<br />

Erweiterung der Handlungs- und Fühlspielräume (von Förster<br />

1993) auf dieser Basis zu ermöglichen.<br />

124


Im Sinne eines situierten Lernens wird innerhalb der Lerneinheiten<br />

auch die Systemumwelt berücksichtigt. Dabei spielt es<br />

im ersten Block eine große Rolle, dass es sich um<br />

Studienanfängerinnen und -anfänger handelt, deren<br />

Lebensumwelt sich mit dem Beginn des Studiums geändert hat<br />

bzw. sich noch im Verändern befindet. Die Studierenden<br />

bedürfen eines wertschätzenden Umgangs mit ihrer bisherigen<br />

Systemumwelt, denn diese hat sie Methoden und Strategien<br />

entwickeln lassen, die ihnen erst die Aufnahme eines Studiums<br />

ermöglicht haben.<br />

Durch den hohen Anteil von praktischen Übungen und dem<br />

Sammeln von Erfahrungen im Seminar statt theoretischer<br />

Erläuterungen soll eine intensive Auseinandersetzung mit den<br />

eigenen Vorstellungen und Wirklichkeitskonstruktionen<br />

ermöglicht werden. Eine Veränderung der Wirklichkeitskonstruktionen<br />

kann neue Sichtweisen eröffnen, die dann zu<br />

neuen Handlungsspielräumen und/ oder einem anderen<br />

Selbstgefühl führen können. In diesem Punkt spiegelt sich die<br />

hohe Anerkennung der Autonomie der Systeme: nur jeder<br />

Studierende kann selbst an seinen Wirklichkeitskonstruktionen<br />

arbeiten.<br />

Durch die angeleitete Auseinandersetzung mit sich selbst, seinen<br />

Bildern, Deutungen von der Welt und den daraus resultierenden<br />

Handlungen und Gefühlen, werden die Studierenden dabei<br />

unterstützt, zu erkennen, welche Gründe ursächlich dafür sind,<br />

dass sie einige Situationen gut meistern – sowohl beruflich, als<br />

auch privat – und andere problematisch werden, wenn nicht<br />

sogar zu einem Scheitern führen. Arnold (2008: 20) spricht von<br />

„Deutungs- und Gefühlsprogrammen“, die die eigene<br />

Wahrnehmung lenken und damit die Gedanken, Gefühle und<br />

Handlungen beeinflussen. Das Bewusstwerden, wie die eigenen<br />

(problemgeladenen) Denk- und Fühlmuster Einfluss auf jeweilige<br />

Interaktionen haben, eröffnet einen ganz neuen<br />

Handlungsspielraum für die Studierenden, um aus krisenhaften<br />

Situationen zu entkommen (vgl. Watzlawick 1988).<br />

Weitere Ausblicke:<br />

Beratung - eine „mögliche“ Leistung des Selbstlernzentrums<br />

Studierenden eine Entwicklung ihrer Selbstlern- und<br />

Selbstführungskompetenzen zu ermöglichen, beinhaltet immer<br />

auch einen Beratungsaspekt. Allerdings unterscheidet sich diese<br />

zum Großteil implizit von statten gehende Beratung – während<br />

des Seminars – von der klassischen Beratungssituation, in der<br />

Selbstreflexion und -entwicklung professionell und individuell<br />

unterstützt werden können.<br />

Daher soll nun der Frage nachgegangen werden, wie kann<br />

visionär eine individuelle Beratung im Kontext des Selbstlernzentrums<br />

erfolgen?<br />

125


Vorstellbar sind zwei Ebenen, auf denen weitergehende<br />

Beratungsangebote stattfinden könnten. Die erste Ebene wäre<br />

die Schaffung von face-to-face Beratungsangeboten im Rahmen<br />

des Selbstlernzentrums. Auf der zweiten Ebene könnten virtuelle<br />

Angebote die Beratung durch Reflexionstools und Angebote, die<br />

selbstgesteuert genutzt werden können, unterstützen (vgl.<br />

nachfolgenden Abschnitt „eLearning“).<br />

Inhalte von Beratungen, die auf der ersten Ebene stattfinden,<br />

sollten keine Konkurrenz zu einer Fachstudienberatung bzw.<br />

einer psychosozialen Beratung darstellen. Ein klassisches Feld<br />

wäre z.B. die Lern- oder Bildungsberatung (vgl. Pätzold 2004,<br />

Arnold u.a. 2009). Diese Beratungsformen setzen direkt bei der<br />

Förderung der Studierfähigkeit der Studierenden an und<br />

entsprechen so in vollem Umfang der Idee des<br />

Selbstlernzentrums. Diese Art von Beratung kann für<br />

Fernstudierende durch technische Unterstützung wie Telefon<br />

oder Skype ebenso angeboten werden, wie für Studierende vor<br />

Ort.<br />

Des Weiteren ist eine Beratung, die sich mit der<br />

Basisqualifizierung von studentischen Tutoren beschäftigt<br />

denkbar. Solche Ansätze werden bereits am Lehrstuhl und<br />

universitätsweit in Pilotprojekten wie der „Tutorenbasisqualifizierung“<br />

erprobt. Diese Form der Beratung besitzt einen<br />

fließenden Übergang zum Coaching und würde für die<br />

teilnehmenden Studierenden in ihrer persönlichen Entwicklung<br />

einen Wettbewerbsvorteil ergeben.<br />

Da Lernen als lebenslanger Prozess definiert wird (vgl. EU-<br />

Kommission 2001), ist eine Erweiterung des Angebots auf<br />

Doktoranden, wissenschaftliche Mitarbeiter und weitere Gruppen<br />

möglich.<br />

eLearning als Bestandteil des Selbstlernzentrums<br />

Selbstlernen kann darüber hinaus auch durch Angebote im<br />

Modus des eLearning unterstützt und gefördert werden. Hier<br />

kann das Fachgebiet auf langjährige Erfahrung und damit<br />

verbundener Expertise zurückblicken.<br />

Vor dem Hintergrund der Grundannahmen eines systemischen<br />

Ansatzes (vgl. Pätzold 2004) lassen sich eLearning Angebote<br />

folgendermaßen einbinden, wie hier exemplarisch dargestellt<br />

werden soll:<br />

1. Berücksichtigung der Autonomie von Systemen: durch das<br />

Bereitstellen von eLearningangeboten, auf welche „anytime<br />

and anywhere“ zugegriffen werden kann, kann die Autonomie<br />

der Lernenden bzgl. der Wahl der Lernzeit, des Lernortes,<br />

aber auch der Lernmotivation sowie des Lernbedarfs besser<br />

entsprochen werden, als dies in Präsenzveranstaltungen<br />

gegeben ist.<br />

126


2. Berücksichtigung der Eigendynamik von Systemen: Soll der<br />

Eigendynamik von Systemen im Lernprozess entsprochen<br />

werden, müssen deren Lernanforderungen bei der<br />

Organisation, dem Aufbau und der inhaltlichen Ausrichtung<br />

Berücksichtigung finden. Auch hier scheinen eLearning<br />

Arrangements geeignete Wege zu bieten, die Eigendynamik<br />

anzuerkennen und zu berücksichtigen. So können<br />

Selbstlerner via eLearning idealerweise dann und das<br />

Lernen, wenn und was ihnen passt. Aus diesen Angeboten<br />

heraus kann expansives Lernen (vgl. Holzkamp 1995)<br />

entstehen. Durch die Verknüpfung entsprechender<br />

Kommunikations- und Kooperationswerkzeuge sowie<br />

entsprechender Aufgaben und Inhalte kann darüber hinaus<br />

die Kompetenzentwicklung gefördert werden.<br />

3. Berücksichtigung der System-Umwelt: Durch den<br />

multimedialen, multiperspektivischen Zugang zu<br />

Informationen, kann auch die Systemumwelt berücksichtigt<br />

werden. So können einerseits Lerninhalte bereitgestellt<br />

werden, die an den Vorerfahrungskontexten der Lernenden<br />

anknüpfen. Zugleich können Informationen in Form von<br />

FAQs, Erfahrungsberichten Studierender höherer Semester<br />

usw. genutzt werden, den adäquaten Umgang mit der neuen<br />

System-Umwelt zu unterstützen.<br />

4. Die Veränderung innerer Konstrukte und<br />

Wirklichkeitskonstruktionen: Lernen als Prozess der Re-, De-<br />

und Konstruktion (Reich 2008) ist immer auch<br />

subjektgebunden. Um die inneren Konstrukte aufzulösen, zu<br />

verändern oder zu erweitern ist es notwendig, dass an den<br />

subjektiven Erfahrungen und Deutungen angeknüpft wird.<br />

Offene Lernangebote und -wege können hier fördernd und<br />

unterstützend wirken. eLearning bietet das Potential, über<br />

offene Lernangebote und -aufgaben vom Lerngleichschritt<br />

Abstand zu nehmen und über die Individualisierung den Lern-<br />

und damit Veränderungsprozess anzuregen.<br />

5. Wechselseitiger Bezug (strukturelle Kopplung) zwischen<br />

individuellen Problemen und interpersonaler Kommunikation:<br />

Durch die Autonomie und Gestaltungsfreiheit über den<br />

Lernprozess im eLearning kann der Selbstlerner über „die<br />

Balance“ zwischen individuellen Problemen und<br />

interpersonaler Kommunikation entscheiden. Das bedeutet<br />

nicht, dass pädagogisch sinnvolle Interventionen keine<br />

Wirkungen mehr zeigen werden. Im Gegenteil, die didaktisch<br />

sinnvolle Aufbereitung von Lernaufgaben gewinnt aufgrund<br />

der hohen Freiheitsgrade bei der Wahl von Lernzeiten, -<br />

wegen, -methoden und -inhalten an Bedeutung. Jedoch<br />

verbleibt hier aufgrund der hohen Individualisierung des<br />

Lernprozesses die Verantwortung beim eigentlichen Akteur,<br />

dem Lernenden.<br />

Durch eine entsprechende didaktische Gestaltung der eLearning-<br />

Angebote kann selbstgesteuertes Lernen erfahrbar werden. Das<br />

Fachgebiet Pädagogik arbeitet hier in verschiedenen Projekten<br />

127


an Wegen und Möglichkeiten, eLearning-Angebote entsprechend<br />

aufzubereiten, um den Selbstlernprozess zu unterstützen.<br />

Literatur<br />

Arnold, R. (2010a): Was ist systemisches Forschen?<br />

http://www.systemischforschen.de/was_ist_systemische_forschung<br />

letzter Abruf<br />

26.11.2010.<br />

Arnold, R. (2010b): Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und<br />

wenn ja wie? Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />

Arnold, R. (2010c): Selbstlernen will gelernt sein. In: Unispectrum. Das<br />

Magazin der TU. (3)2010.<br />

http://www.unispectrum.de/index.php?id=537&tx_ttnews[tt_new<br />

s]=15379&tx_ttnews[backPid]=535&cHash=0d2c747786, letzter<br />

Abruf 13.12.2010.<br />

Arnold. R. (2010d): Systemische Berufsbildung: Kompetenzentwicklung<br />

neu denken. Baltmannsweiler: Schneider Verlag,<br />

Arnold, R. (2009): Das Santiago-Prinzip: Systemische Führung im<br />

lernenden Unternehmen. Baltmannsweiler: Schneider Verlag<br />

Arnold, R. (2008): Führen mit Gefühl – Eine Anleitung zum<br />

Selbstcoaching mit einem Methoden-ABC. Wiesbaden: Gabler<br />

Verlag.<br />

Arnold, R. (2007): Ich lerne, also bin ich: Eine systemischkonstruktivistische<br />

Didaktik. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />

Verlag.<br />

Arnold, R./Arnold-Haecky, B. (2009): Der Eid des Sysiphos. Eine<br />

Einführung in die systemische Pädagogik. Baltmannsweiler:<br />

Schneider Verlag.<br />

Arnold, R.; Gieseke, W./Zeuner, C. (2009): Bildungsberatung im Dialog.<br />

Band 1-3. Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />

Copei, F. (1930/ 3. Aufl. 1955): Der fruchtbare Moment im<br />

Bildungsprozeß. Heidelberg: Quelle/Meyer Verlag.<br />

Deissler, K. G. (1986): Rekursive Informationsschöpfung. Zirkuläres<br />

Fragen als Erzeugung von Information. Anregungen zur<br />

Entwicklung lösungsorientierter Fragen im kokreativen Prozeß<br />

systemischer Therapie. Marburg: InFaM-Verlag.<br />

EU-Kommission (2001): Einen europäischen Raum des lebenslangen<br />

Lernens schaffen: Mitteilung der Kommission. Luxembourg:<br />

(KOM (2001) 678).<br />

Holzkamp, K. (1997): Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung.<br />

Frankfurt a.M.: Campus-Verlag<br />

Klippert, H. (1994): Methodentraining für Schüler. Weinheim: Beltz<br />

Verlag.<br />

Luhmann, N. (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen<br />

Theorie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp Verlag.<br />

Maturana, H. (1996): Was ist erkennen? München: Piper Verlag.<br />

Müller, G.F./Braun, W. (2009): Selbstführung. Wege zu einem<br />

erfolgreichen und erfüllten Berufs- und Arbeitsleben. Bern:<br />

Huber Verlag.<br />

Ochs, M. (2010): "Leitfaden" für die Durchführung systemischer<br />

Forschungsvorhaben (Version 1.0). http://www.systemischforschen.de/sites/default/files/Leitfaden.pdf<br />

, letzter Abruf<br />

13.12.2010.<br />

Pätzold, H. (2004): Lernberatung und Erwachsenenbildung.<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag.<br />

Pfeffer, T. (2001): Das „zirkuläre Frage“ als Forschungsmethode zur<br />

Luhmannschen Systemtheorie. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme<br />

Verlag.<br />

Pörksen, B. (2001): Abschied vom Absoluten. Gespräche zum<br />

Konstruktivismus. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.<br />

Reich, K. (2008): Konstruktivistische Didaktik. Weinheim: Beltz Verlag.<br />

128


Reinmann-Rothmeier, G./Mandl, H. (2001): Unterrichten und<br />

Lernumgebungen gestalten. In A. Krapp/B. Weidenmann<br />

(Hrsg.), Pädagogische Psychologie. Ein Lehrbuch (S. 601-646).<br />

Weinheim: Beltz Verlag.<br />

Renkl, A. (1996): Träges Wissen: Wenn Erlerntes nicht genutzt wird. In:<br />

Pädagogische Rundschau, S.78-91, Göttingen: Hogrefe-Verlag.<br />

Selvini Palazzoli, M.; Boscolo, L.; Cecchin, G./Prata, G. (1980):<br />

Hypothetisieren – Zirkularität – Neutralität: Drei Richtlinien für<br />

die Leitung einer Sitzung. In: Familiendynamik 6 (1981), S. 123-<br />

139, Stuttgart: Verlag Klett-Cotta.<br />

Varela, F. (1990): Kognitionswissenschaft – Kognitionstechnik.<br />

Frankfurt/ Main: Suhrkamp Verlag.<br />

von Foerster, H. (1993): KypernEthik. Berlin: Merve Verlag.<br />

Watzlawick, P. (1988): Anleitung zum Unglücklichsein. München: Piper<br />

Verlag.<br />

Watzlawick, P., Krieg, P., u.a. (2002). Das Auge des Betrachters. In:<br />

Beiträge zum Konstruktivismus; Festschrift für Heinz von<br />

Foerster. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme Verlag.<br />

Vorläufer eines Selbstlernseminares 2002 in Neustadt (Herz-Jesu-Kloster)<br />

129


<strong>Testimonial</strong><br />

Wenn ich an die Pädagogik in <strong>Kaiserslautern</strong><br />

denke, dann…<br />

denke ich an das toppositionierte<br />

Fernstudium und an den Inspirator des<br />

Ganzen, Rolf Arnold. Aber ich denke auch<br />

immer wieder an den 90jährigen<br />

Berufspädagogen Joachim Münch, den ich<br />

schon aus den 60er Jahren kenne und der<br />

immer noch aktiv ist. Das Klima in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> muss wohl ungemein gesund<br />

sein.<br />

Mit 20 Jahren Fachgebiet Pädagogik,<br />

insbesondere Berufs- und<br />

Erwachsenenpädagogik, verbinde ich…<br />

… einen breiten, weit über die<br />

Berufspädagogik hinausgehenden<br />

hochinspirierenden Ansatz, der sich<br />

erkenntwissenschaftlich und lerntheoretisch<br />

begründet und ganzheitlich mit<br />

pädagogischen Fragen befasst, die von der<br />

von Berufspädagogik über<br />

Erwachsenenbildung und<br />

Fernstudiendidaktik bis zur Allgemeinen<br />

Pädagogik reichen, und dabei immer<br />

internationaler wird.<br />

... einen ebenso kreativen wie produktiven<br />

Lehrstuhlinhaber, der jedes Jahr ein neues<br />

Buch schreibt (manchmal auch zwei),- und<br />

das jedes Mal zu einem neuen Thema.<br />

Der Kaiserslauterer Ansatz bedeutet für mich/<br />

für meine Arbeit…<br />

eine Herausforderung, weil er mich nicht nur<br />

zwingt, immer up to date zu sein, sondern<br />

auch die Augen öffnet für Weiterungen, auf<br />

130


die ich selber gar nicht gekommen wäre wie<br />

„Führen mit Gefühl“, „Systemische Pädagogik“<br />

oder „Emotionaler Konstruktivismus“.<br />

Beim bisherigen Kontakt mit dem Fachgebiet<br />

ist mir am eindrücklichsten in Erinnerung<br />

geblieben…<br />

das Erleben der Eröffnung des Studienjahres<br />

mit ca. 600 (?) Studierenden zahlreicher<br />

zukunftsorientierter Fachrichtungen, die an<br />

einem Samstag im meist unwirtlichen<br />

November sich auf den häufig weiten Weg<br />

nach Kaisers-lautern gemacht haben, um ein<br />

berufsbegleitendes Fernnstudium zu<br />

beginnen, das sie mit einer Wahrscheinlichkeit<br />

von über 80 % mit einem Master<br />

abschließen werden.<br />

Für die nächsten 10 Jahre wünsche ich dem<br />

Fachgebiet…<br />

was man laut Brecht`s Flüchtlingsgesprächen<br />

kaum Jemanden wünschen sollte: Machen Sie<br />

weiter so!<br />

Univ.-Prof. Dr. Hans-Günter Rolff (<strong>Universität</strong><br />

Dortmund)<br />

131


5 Ausgewählte Publikationen<br />

Prof. Dr. Rolf Arnold<br />

Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von Prof. Dr.<br />

Rolf Arnold aufgeführt (2000-2010). Eine komplette<br />

Veröffentlichungsliste aller Publikationen finden Sie unter<br />

www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/Rolf Arnold.<br />

Monographien<br />

Assisted Learning. Pädagogische Materialien der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2010.<br />

Selbstbildung. Oder: Wer kann ich werden und wenn ja wie?<br />

Baltmannsweiler 2010: Schneider-Verlag.<br />

Systemische Berufsbildung. Kompetenzentwicklung neu denken<br />

– mit einem Methoden-ABC. Systhemia-Schriftenreihe. Bd. 4.<br />

Baltmannsweiler 2010: Schneider-Verlag.<br />

Seit wann haben Sie das? Grundlinien eines Emotionalen<br />

Konstruktivismus. Heidelberg 2009: Carl Auer-Verlag.<br />

Führen mit Gefühl. Ein Selbstcoaching. Mit einem Methoden-<br />

ABC. Wiesbaden 2008: Gabler-Verlag.<br />

Aberglaube Disziplin. Antworten der Pädagogik auf das „Lob der<br />

Disziplin“. Heidelberg 2007: Carl Auer-Verlag.<br />

Ich lerne, also bin ich. Eine systemisch-konstruktivistische<br />

Didaktik. Heidelberg 2007: Carl Auer-Verlag.<br />

Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit. Grundlinien einer<br />

emotionspädagogischen Erwachsenenbildung. Baltmannsweiler<br />

2005: Schneider-Verlag.<br />

Formación profesional. Nuevas tendencias y perspectivas.<br />

Montevideo (CINTERFOR) 2002.<br />

Herausgeberschaften<br />

Vernetzung schafft Perspektiven. Neue Ansätze in der<br />

Lehrerbildung. Bd. 67 der Schriftenreihe Grundlagen der Berufs-<br />

und Erwachsenenbildung. Baltmnannsweiler 2010 (mit Konrad<br />

Faber).<br />

Veränderung durch Selbstveränderung. Impulse für das<br />

Changemanagement. Baltmannsweiler 2010.<br />

132


Bildungsberatung im Dialog. 3 Bde. Baltmannsweiler 2009<br />

(mit Wiltrud Gieseke/ Christiene Zeuner).<br />

Qualitätssicherung an Schulen. Bd. 3:Spezialisierungsthema<br />

Medienkompetenz. Baltmannsweiler 2008 (mit Lars Kilian und<br />

Markus Lermen).<br />

eLearning-Didaktik. Band 48 der Schriftenreihe „Grundlagen der<br />

Berufs- und Erwachsenenbildung.“ Baltmannsweiler 2006:<br />

Schneider-Verlag (mit Markus Lermen).<br />

Qualitätssicherung an Schulen. Bd. 1: Basisthemen der<br />

Schulentwicklung. Heidelberg 2006 (mit Claudia Goméz Tutor).<br />

Schulleitung und Schulentwicklung. Voraussetzungen, Bedingungen<br />

und Erfahrungen. Baltmannsweiler: Schneiderverlag 2004<br />

(mit Christiane Griese).<br />

Ermöglichungsdidaktik. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag 2003<br />

(mit Ingeborg Schüßler).<br />

Berufspädagogik ohne Beruf. Baltmannsweiler: Schneider-Verlag<br />

2003.<br />

Erwachsenen- und Berufspädagogik. Baltmannsweiler :<br />

Schneider-Verlag 2003<br />

Qualitätssicherung in der Berufsbildungszusammenarbeit. Bd. 17<br />

der Studien zur Vergleichenden Berufspädagogik (hrsg. Von der<br />

Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit. Baden-<br />

Baden: Nomos 2002.<br />

Kompetenzentwicklung in der beruflichen Bildung. Opladen 2002:<br />

Leske&Budrich-Verlag (mit Ute Clement).<br />

Wörterbuch Erwachsenenpädagogik. Bad Heilbrunn/OBB 2001:<br />

Klinkhardt-Verlag (mit Ekkehard Nuissl und Sigrid Nolda). –<br />

überarbeitete Neuauflage als „Wörterbuch Erwachsenenbildung“.<br />

Bad Heilbrunn/ OBB 2010.<br />

Studienbriefe<br />

Obrazovanje odradlih. Radni material. Sarajewo 2010.<br />

Pedagogy and School Development – An Introduction. Eritrea<br />

2009.<br />

Pedagogía y didáctica de la formación profesional. Edita:<br />

Secretaría Confederal de Organización y Formación Sindical de<br />

CC.OO. Valencia 2008.<br />

Formas de Presentación a traves de Medios y Aspectos<br />

Tecnológicos del Aprendizaje Online en la Educación Superior.<br />

Modulo VI del Curso Especialización Docente en Educación a<br />

Distancia. Kaiserslaatern/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />

133


El Uso de Multimedios: Herramientas y Personal del Aprendizaje<br />

Online en la Educación Superior. Modulo V del Curso<br />

Especialización Docente en Educación a Distancia.<br />

Kaiserslaatern/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />

Nuevos Medios y Uso de Multimedios en la Formación de<br />

Adultos. Modulo IV del Curso Especialización Docente en<br />

Educación a Distancia. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Tegucigalpa 2007 (mit<br />

Lars Kilian).<br />

Sociedad de Conocimiento, Nuevos Medios y Competencias.<br />

Modulo III del Curso Especialización Docente en Educación a<br />

Distancia. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Tegucigalpa 2007 (mit Lars Kilian).<br />

Nuevos Enfoques de la Didáctica y Evaluación Docente. Modulo<br />

II del Curso Especialización Docente en Educación a Distancia.<br />

Kaisersluatern/ Tegucigalpa 2007.<br />

Desarollo de la Calidad Pedagógica y Profesionalidad Docente.<br />

Modulo I del Curso Especialización Docente en Educación a<br />

Distancia. Kaisersluatern/ Tegucigalpa 2007.<br />

Journalistische Beiträge<br />

Systemic Learning. New perspectives. In: Development and<br />

Cooperation, 37 (2010), 9, S. 344-345.<br />

Das Ende der Präsenzuniversität. In: Frankfurter Allgemeine<br />

Zeitung vom 2.Juni 2010, S.5.<br />

„Disziplin hat Nebenwirkungen“. Interview. In: Familie & Co,<br />

2/2008, S.20.<br />

Forschungs- und Entwicklungsberichte, Gutachten<br />

2006 - 2010<br />

Revised Annual Report. Lot 2. January-December 2009. Asmara/<br />

Hamburg 2010.<br />

Netzwerk Bildungswissenschaften. Abschlussbericht.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit J. Wiechmann u.a.).<br />

Abschlussbericht DIDAGMA: Vernetzung von Allgemeiner<br />

Didaktik und Fachdidaktik im Studium. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit<br />

Markus Lermen, Thomas Prescher und Hans-Jürgen Wiegerling).<br />

Zwischenbericht Projekt Lernend Altern. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010 (mit<br />

Lars Kilian).<br />

Schlussbericht des Projektes „Bildungsberatung im Dialog“ für<br />

das BMBF. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Jürgen Mai, Katrin<br />

Schneider und Hans-Jürgen Wiegerling).<br />

134


„Die richtigen Dinge tun – die Dinge richtig tun.“ Evaluierung des<br />

Fortbildungskonzeptes des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung,<br />

Lehrplanentwicklung und Medien mit besonderer<br />

Berücksichtigung des Konzeptes der Eigenverantwortlichen<br />

Schule. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Erfurt 2008 (unter Mitarbeit von Lars<br />

Kilian).<br />

Wissenschaftliche Weiterbildung für Lehrende als Instrument der<br />

Qualitätssicherung an Schulen (QSS). Abschlußbericht des BLK-<br />

Verbundvorhabens. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Augsburg 2006 (mit H.<br />

Altenberger).<br />

2000 - 2005<br />

Pädagogik Online. Multimediale, netzbasierte Lehrveranstaltungen<br />

in der erziehungswissenschaftlichen Ausbildung von<br />

Lehrerinnen und Lehrern. Projektbericht. Berichtszeitraum<br />

1.3.2002-30.6.2005. <strong>Kaiserslautern</strong> 2005.<br />

Evaluierungsbericht – Monitoring- und Evaluierungssystem für<br />

Onlinekurse. Im Auftrag der Internationalen Weiterbildungs- und<br />

EntwicklungsgGmbH. <strong>Kaiserslautern</strong> 2005 (mit Markus Lermen).<br />

Fortalecimiento de la gerencia des las escuelas mediante<br />

centros de formación de profesorado. AFC-Consultance. Bonn/<br />

Lima 2004 (mit Esser, U./ Feder, F./ Wieckenberg, U).<br />

Modelo estrategico para la innovación tecnológica en El<br />

Salvador. FORTALECE (Ministerio de Economia). San Salvador<br />

2003.<br />

Selbstlernkompetenzen auf dem Prüfstand – eine empirische<br />

Untersuchung zur Bedeutung unterschiedlicher Kompetenzen für<br />

das selbstgesteuerte Lernen. Arbeitspapier 2 des Forschungsschwerpunktes<br />

„Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität<br />

und Lernkulturwandel“ Heft 14 der Pädagogischen Materialien<br />

der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>. <strong>Kaiserslautern</strong> 2002 (mit<br />

Claudia Gómez-Tutor und Jutta Kammerer).<br />

Selbstlernkompetenzen – Voraussetzungen für selbstgesteuertes<br />

Lernen. Arbeitspapier 1 des Forschungsprojektes<br />

„Selbstlernfähigkeit, pädagogische Professionalität und<br />

Lernkulturwandel“ (Teilprojekt: Selbstlernkompetenz). Heft 11 der<br />

Pädagogischen Materialien der <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2001 (mit Claudia Gómez-Tutor und Jutta<br />

Kammerer).<br />

Crystal-Evaluierung. Bericht über die Wirksamkeits-, Nutzen- und<br />

Organisationsanalyse des überregionalen Lehr- und Lernmittelservices<br />

der GTZ. <strong>Kaiserslautern</strong>/ Eschborn Januar 2001.<br />

Dissertationen und Habilitationen<br />

Sonja Radatz: Wie Organisationen lernen – Entwurf eines<br />

epistemologischen Theoriemodells “organisationalen” Lernens<br />

135


aus systemisch-konstruktivistischer Sicht. <strong>Kaiserslautern</strong> 2010<br />

(mit Joachim Münch).<br />

Ayele Abebe: Influences of Individual and Contextual Factors on<br />

Improving the Professional Development of TVET Teachers in<br />

Ethiopia. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />

Renate Weiß-Kreidler: Erwachsenenbildung und Entwicklungszusammenarbeit<br />

– am Beispiel einer oral geprägten Gesellschaft<br />

im Norden von Mosambik zur Aufklärung der HIV-Problematik.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />

Christine Schneider: Die Balanced Scorecard (BSC) im Schulentwicklungsprozess.<br />

Eine Untersuchung zum Lernen von<br />

Organisationen. <strong>Kaiserslautern</strong> 2009 (mit Henning Pätzold).<br />

Christian Lang: Komplexität und Komplexitätsbewältigung in der<br />

systemischen Weiterbildungsberatung. Die Methode Sitplex.<br />

Lüneburg 2007 (Zweitgutachter mit Matthias von Saldern).<br />

Lermen, M.: Digitale Medien in der Lehrerbildung. Rahmenbedingungen,<br />

Einflussfaktoren, Integrationsvorschläge aus<br />

medien-)pädagogischer Sicht. <strong>Kaiserslautern</strong> 2008 (mit Joachim<br />

Münch).<br />

Hemsing, S.: Online-Seminare in der Weiterbildung. <strong>Kaiserslautern</strong><br />

2008 (mit Henning Pätzold).<br />

Schönwitz, E.: Ermöglichungsdidaktische Prozesse in erzeugungsdidaktischen<br />

Strukturen, Bedingungen und Aspekte einer<br />

subjektorientierten Erwachsenenbildung in der Bundeswehr –<br />

dargestellt am Beispiel des Lebenskundlichen Unterrichts.<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> 2007 (mit Henning Pätzold).<br />

Dr. Ingeborg Schüßler: "Nachhaltigkeit in der Weiterbildung. Eine<br />

explorative Studie zum nachhaltigen Lernen von Erwachsenen".<br />

Habilitation. <strong>Kaiserslautern</strong> 2006 (mit Joachim Münch).<br />

Siegbert Kastaun: "Organisationale Identität und organisationaler<br />

Wandel aus lerntheoretischer Perspektive unter Berücksichtigung<br />

des Modells des unterbrochenen Gleichgewichts und der<br />

Dilemmatheorie". <strong>Kaiserslautern</strong> 2006 (mit Henning Pätzold).<br />

Dietmar Janetzko: "Eigenlogik. Zur Rolle Subjektiver Theorien bei<br />

der Bildungsmotivation". <strong>Kaiserslautern</strong> 2005 (mit Henning<br />

Pätzold).<br />

Mikkiko Esswein: Wandel der Personalentwicklung japanischer<br />

Grossunternehmen im Kontext der Professionalisierung der<br />

>Blue-< und >White-Collar-Berufe< - unter Berücksichtigung des<br />

Wandels der japanischen Bildungspolitik. Habilitationsschrift (mit<br />

Joachim Münch und W. Fürstenberg).<br />

Konrad Faber: Organisation und Innovation in der Bildung. Was<br />

leisten Qualitätsmodelle? TU <strong>Kaiserslautern</strong> 2004 (mit Joachim<br />

Münch).<br />

136


Dr. Markus Lermen<br />

Henning Pätzold: Lernberatung in der Erwachsenenbildung.<br />

Technische <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2003 (mit Joachim<br />

Münch).<br />

Gisela Pravada: Berufsbildender Fernunterricht aus der<br />

Genderperspektive. Analyse und Instrumente. Humboldt-<br />

<strong>Universität</strong> 2002 (als Zweitgutachter mit Prof. Dr. Wiltrud<br />

Gieseke).<br />

Claudia Sorg-Barth: Pädagogische Professionalität betrieblicher<br />

Weiterbildner. <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2000 (mit Joachim<br />

Münch).<br />

Jendrick Petersen: „Von den Managementtechniken zum<br />

Dialogischen Management – Die Ausgestaltung eines reflexiven<br />

Führungsmodells als erwachsenenpädagogische Herausforderung“.<br />

Habilitationsschrift an der <strong>Universität</strong> der Bundeswehr<br />

Hamburg 2000 (als Zweitgutachter mit Prof. Dr. Harald<br />

Geißler).<br />

Klaus Meisel: „Managementprobleme der Erwachsenenbildung“.<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> 2000 (mit Prof. Dr. Ekkehard Nuissl<br />

von Rein, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung).<br />

Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von<br />

Dr. Markus Lermen aufgeführt. Eine komplette Veröffentlichungsliste<br />

aller Publikationen finden Sie unter<br />

www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/<br />

Markus Lermen.<br />

Lermen, Markus; Pätzold, Henning: eLearning. In: Rolf Arnold,<br />

Sigrid Nolda; Ekkehard Nuissl (Hrsg.), Wörterbuch<br />

Erwachsenenbildung. 2. Auflage. Bad Heilbrunn: Julius<br />

Klinkhardt, 2010, S. 71-74.<br />

Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Konstruktivismus und<br />

Erwachsenenbildung. In: Enzyklopädie Erziehungswissenschaft<br />

Online (EEO), Fachgebiet: Erwachsenenbildung, hrsg. von<br />

Christine Zeuner, Weinheim und München, 2010.<br />

(www.erzwissonline.de: DOI 10.3262/EEO 16100035), 28 Seiten<br />

Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Lernen ohne Emotion? Emotionen<br />

als Grundlage anderen Lernens. Themendossier des<br />

Kompetenzzentrum für e-learning der Zürcher Fachhochschule<br />

2010, S. 9-13.<br />

Arnold, Rolf; Lermen, Markus: Konstruktivistische Lernkulturen.<br />

In: Wiltrud Gieseke, Steffi Robak, Ming-Lieh Wu (Hrsg.),<br />

Transkulturelle Perspektiven auf Kulturen des Lernens. Bielefeld:<br />

transcript, 2009, S. 25-48.<br />

137


Dr. Hans-Joachim Müller<br />

Arnold, Rolf; Kilian, Lars; Lermen, Markus (Hrsg.),<br />

Medienkompetenz (Qualitätssicherung an Schulen, Bd. 3).<br />

Baltmannsweiler: Schneider Verlag 2008.<br />

Lermen, Markus: Digitale Medien in der Lehrerbildung.<br />

Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und<br />

Integrationsvorschläge aus (medien-)pädagogischer Sicht<br />

(Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenpädagogik, Bd. 57).<br />

Baltmannsweiler 2008.<br />

Lermen, Markus: Nutzung von Medien in der Schule:<br />

Notwendigkeit und Möglichkeiten. In: H.U. Grunder, K.<br />

Kansteiner-Schänzlin, H. Moser (Hrsg.), Professionswissen für<br />

Lehrerinnen und Lehrer. Grundlagen für die Aus- und<br />

Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern (Band 2). i. Dr.<br />

Lermen, Markus: The Use of digital media in further education of<br />

teachers. In: Mijo Cindrić, Vlatka Domović, Milan Matijević (Eds.),<br />

Pedagogy and the knowledge society. Collected Papers of 2nd<br />

Scientifi c research symposium: Pedagogy and the Knowledge<br />

Society. Zadar, Croatia, November 13 and 14, 2008, Volume 1.<br />

Učiteljski fakultet. Sveučilište u Zagrebu, 2008, pp. 195-202.<br />

Arnold, Rolf; Lermen, Markus (Hrsg.): eLearning-Didaktik.<br />

Baltmannsweiler 2006.<br />

Lermen, Markus: «Pädagogik Online: Einsatzmöglichkeiten<br />

netzbasierter Lehre in der Ausbildung von Lehrerinnen und<br />

Lehrern.» MedienPädagogik 21.4.2006. www.medienpaed.com/04-2/lermen04-2.pdf<br />

Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von<br />

Dr. Hans-Joachim Müller aufgeführt. Eine komplette<br />

Veröffentlichungsliste aller Publikationen finden Sie unter<br />

www.sowi.uni-kl.de/Pädagogik/Veröffentlichungen/Hans-<br />

Joachim Müller.<br />

Didaktische Transformationen zur Gestaltung kompetenzorientierter<br />

Lehr- und Prüfungsarrangements. In: Niedermair,<br />

Gerhard, u.a.: Kompetenzen entwickeln, messen und bewerten.<br />

Band 6 der Schriftenreihe für Berufs- und Betriebspädagogik der<br />

Johannes Kepler <strong>Universität</strong> Linz, (erscheint im Januar 2011)<br />

Devereux revisited – Anmerkungen zur Beobachter-Theorie der<br />

empirischen Verhaltensforschung. In: Arnold, R.: Veränderung<br />

durch Selbstveränderung: Impulse für das Changemanagement.<br />

Heidelberg (Karl Auer) 2011, S.171-190<br />

Lernaufgaben - und der Aufbau des Wissens. In. Kiper, Hanna/-<br />

Meints, Waltraud/Peters, Sebasti-an/Schlump, Stephanie/-<br />

Schmit, Stefan (Hg.): Lernaufgaben und Lernmaterialien im<br />

Kompetenzorientierten Unterricht, Stuttgart 2010, S.84-100<br />

138


Strategien und Werkzeuge der Umsetzung von prozessorientierter<br />

Berufsbildung und handlungsorientierten Prüfungen –<br />

Die Konzeption des konstruktivistischen Lernparadigmas und der<br />

Handlungsorientierten Prüfungen im Kontext der industriellen<br />

Textilberufe. Abschlussbericht des vom Bundesinstitut für<br />

Berufs-bildung (BIBB) geförderten gleichnamigen Projekts,<br />

Bonn 2010<br />

Moderation - to go. Rezension zu: Graeßner, Gernot: Moderation<br />

– das Lehrbuch. Aus der Reihe: Grundlagen der Weiterbildung,<br />

Augsburg 2008 In: Grundlagen der Weiterbildung-Praxishilfen,<br />

GdW-Ph der Zeitschrift: Weiterbildung. Zeitschrift für Grundlagen,<br />

Praxis und Trends (Vormals GdWZ), Nr. 54, Dezember 2003,<br />

S.1-3<br />

Grenzgänge(r) der Pädagogik. Band 63 der Reihe: Grundlagen<br />

der Berufs- und Erwachsenenpädagogik, (Schneider Verlag<br />

Hohengehren) Baltmannsweiler 2009, Herausgeberschaft<br />

zusammen mit Rolf Arnold und Ingeborg Schüßler (ISBN 978-3-<br />

8340-0639-4)<br />

Entgrenzung durch Standards oder Standards der Entgrenzung?<br />

Stolpersteine und Integrationschancen der Formulierung eines<br />

Kompetenzrahmens für die Ausbildung des Personals in der<br />

beruflichen Bildung im europäischen Bildungsraum. In: Arnold/<br />

Müller/Schüßler (Hg.): Grenzgänge(r) der Pädagogik. Band 63<br />

der Reihe: Grundlagen der Berufs- und Erwachsenenpädagogik,<br />

Baltmannsweiler 2009, S.63-90<br />

Theorie-Praxis-Verknüpfung in der Lehrerbildung - Haltungen<br />

und Werkzeuge zur Integration von Schulpraktika in das<br />

Lehramtsstudium. In: Doris Flagmeier, Manfred Rothermund<br />

(Hg.): Mehr Praxis in der Lehrerausbildung – aber wie? Möglichkeiten<br />

zur Verbesserung und Evaluation der Lehrerbildung,<br />

Leipzig (<strong>Universität</strong>sverlag) 2007, (ISBN 978-3-86583-181-8) S.<br />

32-60<br />

Das Konzept der Situativen Lernaufgaben. In: BIBB (HG):<br />

Produktionsmechaniker-Textil/ Produktionsmechanikerin-Textil,<br />

Produktveredler-Textil/ Produktveredlerin-Textil – Erläuterungen<br />

und Praxishilfen zu den Ausbildungsordnungen, Nürnberg 2006,<br />

(ISBN: 3-8214-7176-X) S.158-169<br />

Handlungsorientierte Prüfungen in der beruflichen Fortbildung.<br />

Eine subjekt- und arbeitsprozessorientierte Konzeption für die<br />

Konstruktion situationsbezogener Prüfungsmodule am Beispiel<br />

der Textilwirtschaft, hersgg. vom BIBB-Bonn, (ISBN: 3-7639-<br />

1079-4) Bielefeld 2006, (183 S.)<br />

Erschließen durch Versprachlichen - Zur Didaktisierung von<br />

Schlüsselqualifikationen im Kontext des handlungs- und<br />

erfahrungsorientierten Lernens. In: Arnold, Rolf; Müller, Hans-<br />

Joachim (Hrsg.): Kompetenzentwicklung durch Schlüsselqualifizierung<br />

Band 20 der Reihe: Grundlagen der Berufs- und<br />

Erwachsenenbildung, hersgg. v. Prof. Dr. Rolf Arnold,<br />

139


Dr. Anita Pachner<br />

<strong>Testimonial</strong><br />

(Schneider-Verlag-Hohengehren) Baltmannsweiler, 3. Überarbeitete<br />

Auflage 2006, S.89-140<br />

Im Folgenden ist ein Auszug aktueller Publikationen von Dr.<br />

Anita Pachner aufgeführt. Eine komplette Veröffentlichungsliste<br />

aller Publikationen finden Sie unter www.sowi.unikl.de/Pädagogik/Mitarbeiter/Anita<br />

Pachner.<br />

Pachner, Anita: Entwicklung und Förderung von<br />

selbstgesteuertem Lernen in Blended-Learning-Umgebungen.<br />

Eine Interventionsstudie zum Vergleich von Lernstrategietraining<br />

und Lerntagebuch. München, Berlin: Waxmann 2009<br />

(von links nach rechts: Frau Gardiewski, Herr Wiegerling, Herr<br />

Dr. Müller auf der Grillparty des Fachgebietes 2010)<br />

>> Wenn ich an die Pädagogik in<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> denke, dann…erinnere ich<br />

mich an die Vernetzung von Berufs- und<br />

Erwachsenenbildung, an Rolf Arnolds<br />

Überlegungen zur interkulturellen<br />

Berufsbildung, an das erwachsenen-<br />

140


pädagogische Fernstudium, an die<br />

„Ermöglichungsdidaktik“ und den<br />

Deutungsmusteransatz und – last but not<br />

least – an systemisch-konstruktivistische<br />

Theorieansätze. Persönliche Kontakte hatte<br />

ich zu Ingeborg Schüßler und insbesondere zu<br />

Rolf Arnold. Rolf Arnold und mich verbindet<br />

nicht nur eine loyale Kollegialität, sondern<br />

auch eine 25jährige Freundschaft. Rolf hat<br />

eine Festschrift zu meinem 60. Geburtstag mit<br />

herausgegeben und wir haben mehrere<br />

Bücher und Aufsätze gemeinsam verfasst und<br />

uns mit unseren Kritikern auseinander<br />

gesetzt.<br />

Eine Zeitlang haben wir jeden<br />

Sonntagvormittag intensiv miteinander<br />

telefoniert, uns auf lesenswerte Veröffentlichungen<br />

aufmerksam gemacht, Ideen und<br />

Erfahrungen ausgetauscht, uns ermuntert<br />

und angeregt. Unsere Kommunikationsform<br />

war (und ist) „Die Verschränkung der Blicke“<br />

(so auch der Titel eines gemeinsamen<br />

Buches): Im Vorwort dieses Briefwechsels<br />

schreiben wir:<br />

„Dieser Austausch von Briefen entspricht am<br />

ehesten der freundschaftlich-kollegialen<br />

Verständigung, die wir seit mehr als zwei<br />

Jahrzehnten miteinander praktizieren. Ein<br />

Briefwechsel ist nicht nur ein dialogischer,<br />

sondern auch ein zirkulärer Prozess, eine<br />

kommunikative Suchbewegung. Briefe sind<br />

nicht ergebnisorientiert, sondern Briefe sind<br />

Anfragen, Rückfragen.“<br />

Rolf und ich haben viel miteinander und<br />

voneinander gelernt. So hat er mich auf ein<br />

Taschenbuch von Francisco Varela<br />

aufmerksam gemacht<br />

(„Kognitionswissenschaft –<br />

Kognitionstechnik“), der uns beide<br />

nachhaltig beeinflusst hat.<br />

141


Freundschaft heißt nicht nur Empathie und<br />

Konsens, sondern auch „doing differences“,<br />

also Perspektivenverschränkung. Unterschiede<br />

produktiv zur Kenntnis nehmen.<br />

In der Einleitung zur „Konstruktivistischen<br />

Erwachsenen-bildung“ stellen wir fest:<br />

„Zunächst unabhängig voneinander, dann in<br />

gemeinsamen Diskussionen sich einander<br />

annähernd und aufeinander beziehend<br />

entwickelte sich die Einsicht, dass die<br />

erkenntnistheoretischen, bildungstheoretischen<br />

und didaktischen Grundlagen der<br />

Erwachsenenbildung sich stärker mit der<br />

Konstruktivität, der Pluralität und der<br />

Eigendynamik von Lernprozessen,<br />

Lerninhalten und Lernergebnissen zu befassen<br />

haben.“<br />

Rolf Arnold gehört zu den wenigen, die die<br />

Emotionalität des Lehrens und Lernens zwar<br />

nicht entdeckt oder erfunden aber doch<br />

nachdrücklich betont und<br />

erwachsenenpädagogisch bewusst gemacht<br />

haben. Auch die Diskurse und Kontroversen<br />

innerhalb unserer Disziplin sind viel stärker<br />

emotional geprägt und gefärbt, als<br />

publizistisch der Anschein erweckt wird. Wir<br />

nehmen die Veröffentlichungen unserer<br />

KollegInnen nicht nur kognitiv und<br />

„sachlich“, sondern auch gefühlsmäßig zur<br />

Kenntnis. So freue ich mich, auch in Zukunft<br />

Neues aus der „<strong>Kaiserslautern</strong>er Anstalt“ lesen<br />

zu können.


Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Kurzprofile<br />

Univ.-Prof. Dr. Rolf Arnold<br />

Rolf Arnold, Professor für Pädagogik (Berufs- und<br />

Erwachsenenpädagogik), Wissenschaftlicher Direktor des<br />

Distance and Independent Studies Centres (DISC) an der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>, Sprecher des Leitungsgremiums des Virtuellen<br />

Campus Rheinland-Pfalz (VCRP) und Verwaltungsvorsitzender<br />

des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE/Bonn).<br />

Weitere Lehrtätigkeiten an Hochschulen und <strong>Universität</strong>en in<br />

Bern, Heidelberg, Klagenfurt und Luzern.<br />

Dr. Waltraud Amberger<br />

Waltraud Amberger ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin im<br />

Beratungsteam des Instituts für den Fernstudiengang Erwachsenenbildung<br />

zuständig. Außerdem ist sie als selbständige<br />

Beraterin tätig (Organisationsberatung, Qualitätsentwicklung,<br />

literarische und philosophische Performances).<br />

Staatsexamen für das Lehramt in Gymnasien (Deutsch und<br />

Philosophie) - Promotion in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft<br />

- Lehraufträge im Bereich Erwachsenenbildung -<br />

Dozentin für Literatur - wissenschaftliche Mitarbeiterin des<br />

Instituts für Erziehungswissenschaften der <strong>Universität</strong> Koblenz-<br />

Landau in den Projekten „Lebenslanges Lernen“ und „Integrative<br />

Qualitätsentwicklung“.<br />

Zusatzqualifikationen in den Bereichen Qualitätsmanagement,<br />

Organisationsberatung in der Weiterbildung sowie altersgerechte<br />

Personalentwicklung.<br />

Ehrenamt als Vorstands- und Gründungsmitglied der Grünstädter<br />

Kulturwerkstatt sowie Projektmanagement und Konzept der<br />

Donnersberger Literaturtage.<br />

143


Dipl.-Päd. Christian Bogner<br />

Christian Bogner unterstützt das Lehrstuhlteam am Fachgebiet<br />

Pädagogik seit Mai 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Im<br />

BMBF-Projekt „RISE“ (Reuse im Software Engineering) war er<br />

bis Ende 2005 an der Konzeption einer Wissensmanagement-<br />

Plattform für Software-Entwickler beteiligt. Im Projekt „NetBi“<br />

(Netzwerk Bildungswissenschaften) begleitete er von 2006 bis<br />

2009 die Reform der Lehrerbildung in Rheinland-Pfalz. Dabei<br />

wurden mediendidaktische Szenarien entwickelt, die einen<br />

angemessenen Einsatz neuer Lehr-Lern-Technoogien ermöglichen.<br />

Seit 2010 ist Christian Bogner im BMBF-Projekt „Crokodil“<br />

(Community-Ressourcen und Kompetenz-Dienste integrierende<br />

Lernumgebung) als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt und<br />

beteiligt sich an der Gestaltung einer geeigneten Lernumgebung<br />

zur Förderung selbstgesteuerten Lernens auf Basis von Web2.0-<br />

Technologien im Bereich der beruflichen Bildung.<br />

PD Dr. habil. Mikiko Eswein<br />

BA in Psychologie (Tokyo); MA in Germanistik und<br />

Erziehungswissenschaft, Promotion in Erziehungswissenschaft<br />

(Heidelberg); Habilitation für Pädagogik mit Schwerpunkt<br />

Vergleichende Berufspädagogik (<strong>Kaiserslautern</strong>).<br />

Lehrstuhlvertretungen und Gastprofessuren in Duisburg,<br />

Düsseldorf und Darmstadt; gegenwärtig Privatdozentin an der<br />

Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>.<br />

Fachgebiete: Interkulturelle Pädagogik; (Aus-) Bildungssysteme<br />

im internationalen Vergleich.<br />

Forschungsschwerpunkte: Statusdistribution und Qualifizierung<br />

im Kontext von Chancengleichheit in Japan/Deutschland;<br />

Inklusion und Exklusion in der globa-lisierten Gesellschaft.<br />

Isa-Dorothe Gardiewski M.A.<br />

Isa-Dorothe Gardiewski absolvierte ein Magisterstudium der<br />

Berufspädagogik, Arbeitswissenschaft und evangelischer<br />

Theologie an der Technischen <strong>Universität</strong> Darmstadt, später ein<br />

Aufbaustudium der Kommunikationswissenschaften.<br />

Seit 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Pädagogik<br />

mit dem Arbeitsschwerpunkt als Beraterin und Gutachterin<br />

im Fernstudiengang „Personal-entwicklung“. Mitarbeit im EU-<br />

Projekt „Post- and Undergraduate Studies for the Ministry of<br />

Education, Eritrea“ zur Entwicklung und Durchführung eines<br />

englisch-sprachigen Fernstudiengangs „schoolmanagement“.<br />

Sie arbeitet zudem als Kulturjournalistin crossmedia, berät in<br />

Kommunikationsprojekten und steht in theologischen Diensten<br />

für die Landeskirchen in Hessen-Nassau und Württemberg.<br />

Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Ludwigsburg und der<br />

Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.<br />

144


Dipl.-Päd. Anne John<br />

Studium der Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt<br />

Erwachsenen-bildung/Zusatzfach Sozialpädagogik und den<br />

Nebenfächern Soziologie und Psychologie an der Westfälischen<br />

Wilhelms <strong>Universität</strong> Münster. Während des Studiums Lehrtätigkeiten<br />

als Tutorin und Mitarbeit in universitären Forschungsprojekten.<br />

Zusätzlich Praktika und freie Mitarbeit in der Automobilindustrie<br />

im Bereich Wissensmanagement/betriebliche<br />

Weiterbildung. Diplomarbeit 2009 zum Thema „Transfer von<br />

Erfahrungswissen vor dem Hintergrund alternder Belegschaften“.<br />

Seit November 2009 Mitarbeiterin an der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> mit dem Arbeitsschwerpunkt Studierendenberatung/-betreuung<br />

im Fernstudiengang Erwachsenenbildung.<br />

Zudem arbeitet sie mit Methoden qualitativer<br />

Sozialforschung im Projekt AlBi (Alphabetisierung und Bildung).<br />

Außerdem Lehrtätigkeit im Bereich Erwachsenenbildung im<br />

Studiengang „integrative Sozialwissenschaften“.<br />

Dipl.-Päd. Lars Kilian<br />

Lars Kilian studierte Lehramt an Grundschulen sowie Diplom-<br />

Erziehungs-wissenschaften an der <strong>Universität</strong> Erfurt. Von 2001-<br />

2004 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der<br />

Helmut Schmidt <strong>Universität</strong> Hamburg im Bundesleitprojekt<br />

„Virtuelle Fachhochschule“. Seit 2004 ist er am Lehrstuhl für<br />

Pädagogik an der Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> tätig.<br />

Hier arbeitete er in den Forschungs- und Entwicklungsprojekten<br />

„Reuse in Software Engineering“ (2004-2005), „Qualitätssicherung<br />

an Schulen“ (2005-2006), „Lernend Altern“ (2009-<br />

2010) sowie „Alphabetisierung und Bildung“ (seit 2010).Weitere<br />

Aufgaben waren die wissenschaftliche Begleitforschung des<br />

Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und<br />

Medien (2008-2009) sowie der saarländischen Berufsbildungszentren<br />

(seit 2010). Während seiner Tätigkeit als Lehrkraft für<br />

besondere Aufgaben (2006-2009) wurde er 2008 mit dem<br />

Landeslehrpreis des Landes Rheinland-Pfalz als bester Hochschullehrender<br />

der Geistes- und Sozialwissenschaften ausgezeichnet.<br />

Dr. Markus Lermen<br />

Markus Lermen arbeitet im Anschluss an ein Magisterstudium in<br />

Erziehungs-wissenschaft, Philosophie und Soziologie an der<br />

<strong>Universität</strong> des Saarlandes seit 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

im Fachgebiet; zunächst als Mitarbeiter in verschiedenen<br />

Projekten, dann als Lehrkraft für besondere Aufgaben und seit<br />

2006 als Mitarbeiter am Lehrstuhl. 2005 erfolgte ein Master-<br />

Abschluss in Erwachsenenbildung, 2008 die Promotion zum<br />

Thema »Digitale Medien in der Lehrerbildung«.<br />

Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Themen Allgemeine<br />

Didaktik, Benachteiligtenpädagogik, Schulentwicklung sowie<br />

Lehren und Lernen mit (digitalen) Medien. Er ist außerdem<br />

Mentor und Gutachter im Fernstudiengang »Erwachsenenbildung«<br />

und seit Dezember 2010 Geschäftsführer des DISC.<br />

Neben seinen Tätigkeiten an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> arbeitet er<br />

145


freiberuflich als Dozent in den Bereichen Erwachsenenbildung<br />

und Schulentwicklung.<br />

Virna López MSc.<br />

Virna López studierte Biologie mit den Schwerpunkten Umwelt<br />

und Wissenschaft. Sie bildete sich pädagogisch weiter und war<br />

als Dozentin an der Universidad Nacional Autónoma de<br />

Honduras (UNAH) und an der Universidad Pedagógica Nacional<br />

Francisco Morazán (UPNFM) in ihrem Heimatland Honduras<br />

tätig.<br />

Seit 2009 ist sie Doktorandin an der TU <strong>Kaiserslautern</strong> mit dem<br />

Dissertationsthema „Wissensmanagement von biologischen<br />

Ansätzen“. Aufgrund ihrer interkulturellen Kompetenzen übt sie<br />

zudem eine Lehrtätigkeit im Bereich der Interkulturellen<br />

Pädagogik aus.<br />

Dr. Hans-Joachim Müller<br />

Hans-Joachim Müller studierte nach dem Besuch eines<br />

mathematisch-natur-wissenschaflichen Gymnasiums und der<br />

Wirtschaftsoberschule zunächst Wirtschaftswissenschaften (u. a.<br />

bei Eberhard Witte, Knut Borchert und Werner Kirsch) und<br />

Rechtswissenschaften (bei Karl-Heinz Below, Konrad Duden und<br />

Ekkehard Wiese) und sodann Erziehungswissenschaften (bei<br />

Elfriede Höhn, Gunter Eigler und Volker Krumm) an der<br />

<strong>Universität</strong> Mannheim. Nach beruflichen Tätigkeiten in<br />

verschiedenen Maschinenbau-Firmen, als didaktischer Leiter<br />

einer beruflichen VHS-Fortbildung und in Drittmittel-Projekten<br />

promovierte er 1979 Joachim Münch über die Didaktik der<br />

Erwachsenenbildung. Seine Forschungsschwerpunkte sind<br />

Lehrerausbildungskonzepte (Bildungsstandards, Schulpraktische<br />

Studien), die Handlungsorientierte Didaktik sowie die<br />

betriebliche Bildungsarbeit. Er ist Bundessachverständiger für<br />

Prüfungen in der beruflichen Fortbildung, Mitglied im DGfE- und<br />

EWFT-Gutachterpool „Evaluierung und Akkreditierung<br />

erziehungswissenschaftlicher Studiengänge“ und Präsidiumsmitglied<br />

im „Erziehungswissenschaftlichen Fakultätentag“ (EWFT),<br />

wo er die Arbeitsgruppe „Bildungsstandards“ leitet.<br />

Dr. Anita Pachner<br />

Anita Pachner hat in Eichstätt und Köln Diplom-Pädagogik mit<br />

dem Schwerpunkt Erwachsenenbildung studiert und an der<br />

Ludwig-Maximilians-<strong>Universität</strong> in München zur Förderung und<br />

Entwicklung von Selbstlernkompetenzen bei Erwachsenen<br />

promoviert. Ihre Arbeits- und Forschungsgebiete sind<br />

lebenslanges und selbst gesteuertes Lernen, Blended Learning,<br />

empirische Bildungsforschung und interkulturelle Erwachsenenpädagogik.<br />

Sie forscht und lehrt gegenwärtig an der<br />

Technischen <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong> und ist am Fachgebiet für<br />

Pädagogik, insbes. Berufs- und Erwachsenenpädagogik, verantwortlich<br />

für den Bereich Erwach-senenbildung.<br />

Dr. Thomas Prescher<br />

Thomas Prescher ist wissenschaftlicher Berater für den<br />

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Fernstudiengang Schulmanagement des Distance and<br />

Independent Studies Centres und ist Ansprechpartner für Fragen<br />

systemischen Schulmanagements und Schulentwicklung. Er hat<br />

als Diplompädagoge langjährige Erfahrungen in der Personalentwicklung<br />

als Bildungskoordinator und Trainer von Fach- und<br />

Führungskräften im Geschäftsbereich des Bundesministeriums<br />

der Verteidigung. Er promovierte nebenberuflich zum Thema<br />

Self-Monitoring von Führungskräften, um darauf abgestimmt ein<br />

werteorientiertes und strategisches Kompetenzmanagement in<br />

einem speziellen Bereich der Bundeswehr zu entwickeln und<br />

umzusetzen. Als Begleiter, Trainer und Coach ist er für viele<br />

wissenschaftlich Schreibende im In- und Ausland eine Quelle der<br />

Inspiration und ein wichtiger Bestandteil auf dem Weg zum Erfolg<br />

dieser Menschen geworden, indem er in seiner Tätigkeit drei<br />

Grundsätze lebt: Fokus, Hingabe und Tatkraft.<br />

Kathrin Schneider M.A.<br />

Studium der Erziehungswissenschaft mit den Nebenfächern<br />

Betriebswirtschaftslehre und Sozialpsychologie an der <strong>Universität</strong><br />

des Saarlandes (2001-2007). Studiumsbegleitende Lehr-tätigkeiten<br />

als Tutorin für quantitative Methoden und studentische<br />

Projektmitarbeiterin. Magisterarbeit zum Thema „Weisheitsbezogene<br />

Kompetenzen im schulischen Kontext“. Seit 2007<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin/Stipendiatin am Lehrstuhl von<br />

Prof. Dr. Arnold in folgenden Forschungsprojekten „Bildungsberatung<br />

im Dialog“ (2007-2008), „Strategien und Werkzeuge der<br />

Umsetzung von prozessorientierter Berufsbildung und handlungsorientierten<br />

Prüfungen“ (2008-2009), „Pilotprojekt II<br />

Workload“ (2008-2010) sowie der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung<br />

und Medien (2008-2009) und der saarländischen<br />

Berufsbildungszentren (seit 2010). Lehrtätigkeit in<br />

den Studiengängen „Integrative Sozialwissenschaften“ und<br />

„Bildungswissenschaften“. Derzeit in berufsbegleitender Ausbildung<br />

zur systemischen Beraterin (IFW). Darüber hinaus seit<br />

Juli 2010 als Referentin für Studium & Lehre der TU <strong>Kaiserslautern</strong><br />

tätig.<br />

Dipl.-Inf. Frederick Schulz<br />

Frederick Schulz ist seit Erwerb seines Diploms der Informatik –<br />

mit Schwerpunkt Lerntheorie und künstliche Intelligenz –<br />

wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Pädagogik. Zuvor<br />

war er mehrere Jahre als studentische Hilfskraft für die EDV des<br />

Fachgebiets verantwortlich. Er leitet das Projekt „LEA – Lernend<br />

Altern“ und evaluiert im Rahmen des Lehrexzellenz-Projekts<br />

„Innovative Konzepte in der Lehre mit den Studierenden als<br />

Partner“ den Einsatz neuen Prüfungsformen, speziell eKlausuren<br />

und ePortfolios, in sozialwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen.<br />

In seinem Promotionsvorhaben beschäftigt er sich mit computergestützten<br />

und auf gegenseitiger Bewertung (Peer Feedback)<br />

basierenden Assessment- und Feedbackverfahren.<br />

Dipl.-Sowi. Susanne Ulm<br />

Susanne Ulm, geboren 1981, Studium der Diplom-<br />

Sozialwissenschaften an der <strong>Universität</strong> Mannheim mit den<br />

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Schwerpunkten Sozialforschung/Arbeits- und Organisationspsychologie.<br />

Abschluss im Jahr 2009, Diplomarbeit mit dem<br />

Thema „Kommunikationsstile von Führungskräften“. Während<br />

des Studiums außer-universtäre Praktika und Nebentätigkeiten u.<br />

a. in den Bereichen Personalentwicklung, Markt- und Sozialforschung.<br />

Seit März 2010 Promotionsstipendiatin im Fachgebiet<br />

Pädagogik. Mitarbeit im Projekt „Alphabetisierung und Grundbildung“<br />

(AlBi) und Unterstützung der Lehre.<br />

Dipl.-Päd. Hans-Jürgen Wiegerling<br />

Mehrjährige Mitarbeit in leitender Funktion bei einem Träger für<br />

außerbetriebliche berufliche Bildung und berufliche Rehabilitation.<br />

Langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter an einem Institut für<br />

berufliche Bildung für Personen mit besonderem Förderbedarf,<br />

und zwar mit besonderer Zuständigkeit für Personalentwicklung<br />

und Weiterbildung.<br />

Dozent in der Fort- und Weiterbildung, Trainer und Berater,<br />

Lehrbeauftragter des ZFUW bzw. DISC an der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong>. Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU<br />

<strong>Kaiserslautern</strong> und Lehrbeauftragter für besondere Aufgaben.<br />

Mitarbeit beim BMBF-Verbundprojekt „Bildungsberatung im<br />

Dialog“ (HU Berlin, HSU Hamburg, TU <strong>Kaiserslautern</strong>), BMBF-<br />

Projekt „Albi“ (Uni Mainz, Uni Koblenz-Landau, TU <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />

Bildungsträger aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland)<br />

und DIDAGMA-Projekt, Vernetzung der „Allgemeinen Didaktik<br />

mit der Fachdidaktik (Chemie, I&E Technik, Mathematik).<br />

Dipl.-Päd. Annick Wilke<br />

Annick Wilke studierte Diplom Erziehungswissenschaft mit<br />

Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der <strong>Universität</strong> Koblenz-<br />

Landau (2002-2008). Ab 2003 war sie wissenschaftliche<br />

Hilfskraft im Fachbereich Erziehungswissenschaften am Campus<br />

Landau. Ihre Diplomarbeit schrieb sie zum Thema<br />

„Gesundheitsförderung als Aufgabe der Erwachsenenbildung am<br />

Beispiel der Gesundheitsbildung an Volkshochschulen“. Seit<br />

Januar 2009 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl<br />

von Prof. Dr. Arnold. Mitarbeit im EU-Projekt „Post- and<br />

Undergraduate Studies for the Ministry of Education, Eritrea“ zur<br />

Entwicklung und Durchführung eines englischsprachigen<br />

Fernstudiengangs Schulmanagement. Daneben ist sie in der<br />

Lehre in den Studiengängen „Integrative Sozialwissenschaften“<br />

und „Bildungswissenschaften“ tätig und entwickelt E-Learning-<br />

Angebote. Seit September 2010 ist sie als Mitarbeiterin im<br />

Selbstlernzentrum an der TU zuständig für die Konzeption und<br />

Organisation der „Diemersteiner Selbstlerntage“.<br />

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(von links nach rechts: Monika Klein, Virna Lopez, Markus<br />

Lermen, Thomas Prescher und Joachim Münch)<br />

Sekretariat<br />

Im Sekretariat unterstützen Monika Klein und Martina Baumgärtner<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Belangen<br />

des Fachgebiets. Im Vormittags- und Nachmittagswechsel teilen<br />

sie sich die erweiterten Sekretariats-aufgaben mit hilfreichem<br />

Organisations- und Projektmanagement.<br />

Seit März 2000 arbeitet Monika Klein im Fachgebiet Pädagogik<br />

und seit dem Jahr 2006 zusätzlich im Zentrum für Lehrerbildung<br />

(ZfL).<br />

Martina Baumgärtner gehört seit Anfang 2007 dem Fachbereich<br />

Pädagogik an und ist gleichzeitig auch im Sekretariat des<br />

Instituts für Bauphysik beschäftigt.<br />

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