Dr. Hanns Leske - Geschichtswerkstatt Jena eV
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sion den angeblichen Übeltäter wegen antisozialistischen Verhaltens, das nicht geduldet wer-<br />
den könnte, auf das Schärfste attackierte und seine Absetzung durchsetzte. Bei einer Vor-<br />
tragsveranstaltung im November 2005 in <strong>Jena</strong> war nicht nur Stumpf, sondern auch Heinz Pla-<br />
ner anwesend. Zwischen beiden gab es zu diesem Vorfall einen heftigen Disput, den Stumpf<br />
so beendete: Er würde heute genauso handeln, Planer erneut anzeigen, da dieser gegen das<br />
geltende Recht verstoßen habe. In einem weiteren Fall denunzierte Stumpf einen Schiedsrich-<br />
terkollegen, der ein Bierglas des FC Carl Zeiss <strong>Jena</strong> an einen Schweizer Kollegen verkauft<br />
und dafür ein Feuerzeug erhalten hatte.<br />
Für seine Angriffe gegen <strong>Jena</strong>er Schiedsrichterkollegen wurde Stumpf nie belangt, für seine<br />
Schiedsrichterleistung 1986 in Leipzig sehr wohl. Mit voller Rückendeckung der SED-<br />
Führung um Honecker und Krenz, die die ‚BFC-Diskussion‘ leid waren, wurde an Stumpf ein<br />
Exempel statuiert. In einem Beschluß des Fußballverbandes wurde ihm bescheinigt, „zum<br />
wiederholten Male seiner Verantwortung als Spielleiter nicht gerecht“ worden zu sein. Seine<br />
Einstufung als Schiedsrichter für internationale Spiele, Oberliga und Liga wurde aufgehoben.<br />
Angesichts des Lebensalters (45) des parteiischen Unparteiischen bedeutete dies eine Sperre<br />
auf Lebenszeit. Das Berufsverbot nahm der <strong>Jena</strong>er nicht widerstandslos hin. Als SED-<br />
Genosse wandte er sich vertrauensvoll in einem Schreiben an den Staatsratsvorsitzenden,<br />
stellte sich als Opfer dar und bezichtigte Kritiker der unsäglichen Bevorzugung des Berliner<br />
Mielke-Klubs, negativen Tendenzen Vorschub zu leisten. Berichte der Medien über eklatante<br />
Fehlentscheidungen zugunsten des BFC würden – so Stumpf in seiner Argumentation – nega-<br />
tive Kräfte zum Handeln ermuntern und erst den sogenannten <strong>Dr</strong>uck von ‚außen‘ provozieren,<br />
die dann die Verbandsspitze zum Handeln zwingen würden. Da verwechselte der Unparteii-<br />
sche Ursache und Wirkung. Der <strong>Dr</strong>uck von ‚außen‘ auf Verbands- und Parteiführung, von den<br />
Fußballanhängern und den Medien im Sinn von Abstellung der rechtsfreien Räume bei BFC-<br />
Spielen durchaus ausgeübt, hatte seine Ursache eben in der manipulativen Spielleitung der<br />
Referees. Nach der Wende gehörte Stumpf zu den Mitbegründern des Thüringischen Fußball-<br />
verbandes und hat bis heute noch Funktionen im Schiedsrichterwesen sowie in Sicherheits-<br />
kommissionen des Nordostdeutschen Fußballverbandes.<br />
Nach der friedlichen Revolution<br />
Nach der Revolution in der DDR wurde der <strong>Jena</strong>er Fußball von heftigen Turbulenzen erfaßt.<br />
Zum einen tat sich der Verein mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit schwer. Funktionäre