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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Gespräch mit <strong>der</strong> Politik über<br />

eine halbe Milliarde Euro<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> stellt für den Fußball <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e<br />

für die DFL die auf dem Sportwetten-Gipfel vom 22. August<br />

vereinbarte gemeinsame Positionierung <strong>des</strong> DOSB im Glücksspiel-Dickicht<br />

einen Kompromiss dar, <strong>der</strong> angesichts <strong>der</strong><br />

politischen Rahmenbedingungen als "realpolitisches Zeitspiel"<br />

bezeichnet werden könnte. Es ist ein Solidarpakt für die<br />

nächsten vier Jahre. Über die Strategie, auf die sich <strong>der</strong> organisierte<br />

Sport bei dem Spitzengespräch als "kleinsten gemeinsamen<br />

Nenner" einigen konnte, will DOSB-Präsident Thomas<br />

Bach nun mit den politischen Entscheidungsträgern <strong>der</strong><br />

Län<strong>der</strong> so bald wie möglich in Gespräche eintreten <strong>und</strong> dabei<br />

die Wünsche <strong>des</strong> Sports deutlich artikulieren. Erster Ansprechpartner<br />

ist <strong>der</strong> NRW-Regierungs-Chef Jürgen Rüttgers (CDU)<br />

als amtieren<strong>der</strong> Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ministerpräsidenten-Konferenz<br />

<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>. Jenes Gremiums also, das den neuen Sportwettenstaatsvertrag<br />

Ende dieses Jahres verabschieden soll,<br />

bevor er von den 16 Län<strong>der</strong>parlamenten gebilligt werden muss<br />

<strong>und</strong> 2007 in Kraft treten kann. Der "DOSB-Masterplan" sieht<br />

vor, dass dem Sport bei <strong>der</strong> künftigen Gestaltung <strong>des</strong> Glücksspielrechts<br />

eine Summe von annähernd 500 Millionen Euro<br />

pro Jahr aus Lotto- <strong>und</strong> Toto-Mitteln vorrangig für den<br />

gemeinnützigen Sport sichergestellt werden müsse. Knapp 50<br />

Millionen Euro jährlich erhoffen sich DOSB <strong>und</strong> DFB vornehmlich<br />

für die Profiligen aus Umsätzen <strong>der</strong> Oddset-Sportwette<br />

<strong>und</strong> einer speziellen "Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft", die man<br />

gemeinsam mit dem staatlichen Anbieter gründen möchte. In<br />

<strong>der</strong> Addition wäre das erklärte Ziel <strong>des</strong> Sports erreicht, dass es<br />

beim bisherigen Gesamt-För<strong>der</strong>volumen von gut 530 Millionen<br />

Euro pro Jahr bleiben muss.<br />

5:1 - ein Zugeständnis an den Fußball<br />

Vorgesehen ist, dass DOSB <strong>und</strong> DFB mit dem Anbieter Oddset<br />

eine "Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft" gründen, um einen noch<br />

genau zu verhandelnden Prozentsatz aus dem Sportwetten-<br />

Geschäft nach dem Schlüssel 5:1 für den Fußball zu verteilen.<br />

Bei ihrem Modell gingen die Gesprächsteilnehmer <strong>des</strong> Wettgipfels<br />

von geschätzten Oddset-Überweisungen in Höhe von<br />

48 Millionen Euro pro Jahr aus. Bei einem Verteilerschlüssel<br />

von 5:1 zu Gunsten <strong>der</strong> Kicker würde <strong>der</strong> Fußballbereich mit<br />

40 Millionen <strong>und</strong> die Profiligen im Basketball, Handball <strong>und</strong><br />

Eishockey zusammen mit maximal acht Millionen Euro profitieren.<br />

Damit sollen Klubs wie Ligen die Ausfälle von Sponsoren<br />

wie betandwin kompensieren. "Das ist eine praktikable<br />

Kompromisslinie, den Interessen <strong>der</strong> Profis gerecht zu werden,<br />

ohne dass <strong>der</strong> gemeinnützige Sport schlechter gestellt wäre.<br />

Denn klar ist, dass die Lan<strong>des</strong>sportbünde <strong>und</strong> die Verbände bei<br />

<strong>der</strong> Finanzierung nicht herunterfallen dürfen", stimmte LSB-<br />

22<br />

Sprecher Ekkehard Wienholtz <strong>der</strong> Vereinbarung mit Blick auf<br />

die Lotto- <strong>und</strong> Totomittel von annähernd 500 Millionen für<br />

die Nichtprofis <strong>und</strong> den Breitensport zu. Die ins Auge gefasste<br />

"Sportför<strong>der</strong>ungsgesellschaft" ist nicht nur ein Zugeständnis<br />

an den Profisport <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e die Fußball-Bun<strong>des</strong>liga als<br />

elementare Gr<strong>und</strong>lage <strong>und</strong> Voraussetzung je<strong>des</strong> Sportwettengeschäfts.<br />

Zugleich deckt sich die Lösung mit den bereits seit<br />

Monaten laufenden Bemühungen <strong>der</strong> Ligen, Wettanbietern<br />

mit dem Hinweis auf den so genannten Veranstalterschutz auf<br />

juristischem Wege Abgaben abzutrotzen. "Der Sport liefert den<br />

Content, <strong>und</strong> zwar nicht nur wir im Fußball, son<strong>der</strong>n ebenfalls<br />

die Handballer, Basketballer, Eishockeyspieler <strong>und</strong> alle an<strong>der</strong>en,<br />

auf die gewettet werden kann. Sie alle betrifft das Problem im<br />

gleichen Maße, wenngleich wir wissen, dass die Fußballwetten<br />

mit 80 bis 85 Prozent den größten Anteil ausmachen", hatte<br />

<strong>der</strong> DFB-Sportwetten-Beauftragte Wilfried Straub schon vor<br />

Monaten geäußert, woraus DFL-Chef-Justitiar Thomas Summerer<br />

rechtliche Konsequenzen <strong>und</strong> finanzielle For<strong>der</strong>ungen<br />

gegenüber den Sportwetten-Anbietern ableitete. "Die unentgeltliche<br />

<strong>und</strong> systematische Nutzung <strong>der</strong> Spielpläne <strong>und</strong><br />

Ergebnislisten sehen wir als Missbrauch an. Unsere Rechtsauffassung<br />

war immer, dass es ein Recht <strong>des</strong> Veranstalters geben<br />

muss, seine Veranstaltung umfassend auszuwerten", hatte <strong>der</strong><br />

Jurist erklärt. Ein Gutachten zum "Veranstalterschutz", das<br />

vom Max-Planck-Institut für Wettbewerbsrecht in München<br />

erstellt wird, soll im Interesse <strong>der</strong> Klubs weitere Klarheit bringen.<br />

Mit dem Einstieg <strong>des</strong> Sports bei Oddset, <strong>der</strong> vornehmlich<br />

für die Profis von Nutzen sein soll, käme man juristischen<br />

Reibereien zwischen Klubs <strong>und</strong> Ligen sowie dem Wettanbieter<br />

geschickt zuvor.<br />

Staatsvertrag soll<br />

Verfassungsmäßigkeit garantieren<br />

"Das ist ein Vorschlag an die Politik <strong>und</strong> an die verschiedenen<br />

Oddset-Gesellschafter in den B<strong>und</strong>slän<strong>der</strong>n. Dort muss letztendlich<br />

die Entscheidung über ein solches Modell getroffen<br />

werden. Mit Sicherheit wird es noch einige steuerrechtliche<br />

Probleme geben, denn unsere Zuwendungen an den Sport<br />

sind an gemeinnützige Zwecke gekoppelt", kommentierte<br />

Oddset-Chef Erwin Horak den Plan, während sich die politische<br />

Ebene vorerst bedeckt hält. Rüttgers sei gegenüber dem<br />

Sport zwar "gr<strong>und</strong>sätzlich gesprächsbereit", hieß es aus<br />

<strong>des</strong>sen Staatskanzlei in Düsseldorf. "Gr<strong>und</strong>lage muss aber <strong>der</strong><br />

Beschluss <strong>der</strong> Ministerpräsidenten vom Juni sein." Das heißt:<br />

das klare Bekenntnis zum Monopol, auf das sich die Län<strong>der</strong>chefs<br />

im Juni gr<strong>und</strong>sätzlich geeinigt hatten. Während 13<br />

Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong> für ein komplettes Verbot von privaten Anbietern<br />

votierten, vertraten Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg<br />

<strong>und</strong> Schleswig-Holstein jedoch die Auffassung, dass<br />

langfristig die Vergabe einer begrenzten Anzahl von Konzessionen<br />

ratsam sei.

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