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Zeitschrift des Deutschen Olympischen Sportbundes und der ...

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Und die Athleten? "Du sollst dich nicht erwischen lassen!"<br />

Geradezu treuherzig nahm <strong>der</strong> Winterathlet Hugo Schösser<br />

dieses bissig-ironisch so genannte Elfte Gebot als allzu<br />

eingängige Strategie <strong>des</strong> Hochleistungssports in Anspruch,<br />

als er, <strong>des</strong> Dopings nachträglich überführt,<br />

meinte: "Man denkt halt, dass<br />

man selber nicht erwischt wird!"<br />

Hatte <strong>der</strong> einstige Hammerwurfolympiasieger<br />

Harold Conolly nicht schon<br />

1956 treffend die Mentalität <strong>der</strong> Athleten<br />

beschrieben? Ein Athlet im Vorbereitungsstress<br />

auf dem Wege zur<br />

Höchstleistung "nimmt alles, was ihn<br />

nicht gerade umbringt". Fast zwei<br />

Drittel (nicht-repräsentativ) befragter<br />

Olympia-Athleten in Seoul 1988 <strong>und</strong><br />

über die Hälfte bei einer anonymen<br />

Umfrage unter US-Athleten 1997<br />

(Sports llustrated) haben angesichts <strong>der</strong><br />

erfragten Alternative, zu scheitern o<strong>der</strong><br />

Gold zu gewinnen mit einem unentdeckbaren<br />

Dopingmittel, nach <strong>des</strong>sen<br />

länger nötiger Einnahme sie nur noch<br />

ca. fünf Jahre zu leben hätten, sich für<br />

die letztere Option ausgesprochen! Für<br />

ein unentdeckbares Dopingmittel ohne<br />

die fatalen Folgen sprachen sich sogar<br />

90 Prozent aus! Der Heidelberger<br />

Dopingexperte Werner Franke behauptete,<br />

nur von drei Tour-de-France-<br />

Siegern in Jahrzehnten habe man keine<br />

Dopinbelege, <strong>und</strong> er sprach von 19<br />

Dopingtoten im Umfeld <strong>der</strong> Tour in den<br />

letzten Jahrzehnten! Und wir hatten<br />

ja schon einige Doping-Opfer bei<br />

Radfahrern <strong>und</strong> Leichtathleten auch in<br />

Deutschland!<br />

In <strong>der</strong> Tat scheint es in manchen Sportarten<br />

kaum noch möglich, ohne Doping<br />

olympische Medaillen, Weltrekorde,<br />

Toursiege zu erreichen - o<strong>der</strong> Höchstleistungsfähigkeit<br />

auf längere Dauer zu<br />

sichern. Also gilt im real existierenden<br />

Dopianismus nun doch die alte US-<br />

Athleten-"Weisheit": "No dope, no<br />

hope"? Heute weicht die Ironie dem<br />

Bitterernst <strong>des</strong> Geschäfts: Die Profis kämpfen mit harten<br />

Drogen - Verzeihung: Bandagen -, die Profis <strong>des</strong> Sports, <strong>des</strong><br />

Geschäfts, <strong>der</strong> Dopingmafia.<br />

Das Dilemma <strong>der</strong> Definitionen <strong>und</strong> Listen ist bekannt: In <strong>der</strong><br />

Praxis gilt Doping als Einnahme <strong>des</strong>sen, was in <strong>der</strong> offiziellen<br />

Dopingliste steht. So ist man offiziell erst einmal fein heraus.<br />

Hypnose z. B. steht (noch) nicht darin, ist ja auch keine<br />

Substanz, aber äußerst wirksam. Die Kontrolleure hinken den<br />

listenreichen Doping-Alchemisten vielfach hinterher. Es<br />

bleiben Vagheiten - trotz definitiver Negativlisten. Selbst die<br />

offizielle deutsche Dopinganalytik definierte (Donike/Rauth<br />

1996) die durchaus zulässige "Substitution im medizinischen<br />

Sinne" als den "Ersatz von für den Körper unbedingt notwendigen<br />

Substanzen ..., die für den Energie- <strong>und</strong> Baustoffwechsel<br />

benötigt werden, die vom Organismus selbst nicht (genü-<br />

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