Arbeit und Einkommen in und durch Landwirtschaft - Die Landforscher
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3.2.2 E<strong>in</strong>steiger, Umsteiger <strong>und</strong> andere<br />
26<br />
H<strong>in</strong>ter den Diversifizierungsbemühungen der untersuchten landwirtschaftlichen Betriebe stehen<br />
ganz unterschiedliche <strong>und</strong> teilweise doch wieder vergleichbare Hof- <strong>und</strong> Familiengeschichten.<br />
So gibt oftmals die Hofübernahme oder auch bereits die Vorbereitung auf den Generationenwechsel<br />
den Impuls, neue <strong>E<strong>in</strong>kommen</strong>squellen aufzubauen bzw. das bestehende zweite Standbe<strong>in</strong><br />
auszubauen oder den diversifizierten Betriebszweig zu modernisieren. Um diese unterschiedlichen<br />
Motive <strong>und</strong> Ausgangssituationen sichtbarer zu machen, wurden nachfolgende<br />
Gruppen gebildet. Sie beruhen wesentlich auf den Aussagen der befragten BetriebsleiterInnen.<br />
Entsprechend deren Aussagen zu (1) Betriebsentwicklung bzw. Zeitpunkt des Beg<strong>in</strong>ns der Diversifizierung<br />
<strong>und</strong> (2) Motiven zur Diversifizierung ihrer Aktivitäten, konnten die befragten Betriebe<br />
<strong>in</strong> folgende vier Hauptgruppen e<strong>in</strong>geteilt werden:<br />
1. Traditionelle Direktvermarkter <strong>in</strong> der zweiten (nächsten) Generation.<br />
2. Neue<strong>in</strong>steiger mit drei Untergruppen:<br />
a) Betriebe nach vollzogener Hofübergabe<br />
b) Betriebe im Hofübergabeprozess,<br />
c) Diversifizierung als neuer <strong>Arbeit</strong>splatz der Bäuer<strong>in</strong>nen.<br />
3. Ökobetriebe mit zwei Untergruppen<br />
a) Betriebe nach vollzogener Hofübergabe<br />
b) Betriebe im Hofübergabeprozess.<br />
4. Existenzgründer <strong>und</strong> Wiederbeleber kle<strong>in</strong>er Hofstellen.<br />
In Anlage 4 können die wichtigsten Strukturdaten der verschiedenen Gruppen nachvollzogen<br />
werden. 31<br />
Mit dieser Gruppenbildung soll deutlich gemacht werden, dass das auslösende Moment für die<br />
Aufnahme diversifizierender Entwicklungswege nicht nur von re<strong>in</strong> ökonomischen Faktoren abhängt,<br />
sondern wesentlich auch vom generativen Wechsel auf den Höfen. <strong>Die</strong> neue Strategie<br />
kann dabei nach der Hofübernahme e<strong>in</strong>geschlagen werden (Gruppen 2a <strong>und</strong> 3a ) oder sich aus<br />
der Notwendigkeit ergeben, dass während des Hofübergabeprozesses zwei Familien vom Hof<br />
ernährt werden müssen (Gruppen 2b <strong>und</strong> teilweise auch 3b). Dass dabei oftmals Bäuer<strong>in</strong>nen die<br />
treibende Kraft s<strong>in</strong>d, wird <strong>durch</strong> die Gruppe 2c dokumentiert. E<strong>in</strong>e Veränderung bereits vollzogener<br />
Diversifizierung steht im Generationenwechsel für die Betriebe der Gruppe 1 <strong>und</strong> der<br />
Gruppe 3b an.<br />
Diversifizierung als <strong>in</strong>tegrales Betriebskonzept gilt für die Umsteller auf Ökolandbau (Gruppe<br />
3a) <strong>und</strong> für die Existenzgründer (Gruppe 4). Für die konventionellen Neue<strong>in</strong>steiger erfolgt der<br />
Impuls zur Entwicklung weiterer betrieblicher Standbe<strong>in</strong>e vor allem aus (1) dem allgeme<strong>in</strong>en<br />
Rückgang der Erlöse aus der <strong>Landwirtschaft</strong> bzw. der Suche nach e<strong>in</strong>er lukrativeren Verwendung<br />
der eigenen <strong>Arbeit</strong>skräfte, (2) speziell dem Preisverfall bei Milch <strong>und</strong> (3) den veränderten<br />
gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Energiee<strong>in</strong>speisegesetz).<br />
Doch nicht immer s<strong>in</strong>d re<strong>in</strong> ökonomische Gründe die treibenden Kräfte. Mal mehr mal weniger<br />
stark zeigt sich, dass es die Lebensform selbst ist, um deren Erhalt sich diese landwirtschaftlichen<br />
Familien bemühen. Das geme<strong>in</strong>same Leben <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>en auf dem Hof ist ihnen so wichtig<br />
wie der Erhalt des Hofes. In dieser Gruppe f<strong>in</strong>den wir daher nicht nur „Lebenskünstler", sondern<br />
31 In Anlage 4 s<strong>in</strong>d die mehr oder weniger typischen Merkmale e<strong>in</strong>er Gruppe hervorgehoben. <strong>Die</strong> Abgrenzungen können nicht immer trennscharf<br />
gezogen werden, Aspekte e<strong>in</strong>er Gruppe können <strong>durch</strong>aus auch auf andere zutreffen.