Arbeit und Einkommen in und durch Landwirtschaft - Die Landforscher

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41 zufrieden stellend empfundenen Urproduktion. Das verdeutlicht die betriebsstabilisierende Wirkung, die Diversifizierungsaktivitäten häufig haben. • Eine objektive Beurteilung der wirtschaftlichen Potentiale der verschiedenen Diversifizierungsstrategien auf der Basis von Kennziffern ist nicht möglich. Die subjektiven Einschätzungen der Betriebsleiter lassen aber folgende Gesamteinschätzung zu: Die stärksten Einkommenssteigerungen waren zum Zeitpunkt der Befragung mit dem Bau und Betrieb von Biogasanlagen (mit dem Ziel der Energieerzeugung) zu erzielen. Verteuern sich die notwendigen Rohstoffe jedoch, verringert sich das wirtschaftliche Potential der Anlagen. Ebenfalls erhebliches Potential, wenn auch ein deutlich geringeres als Biogasanlagen, hat betriebliche Weiterverarbeitung selbst erzeugter Produkte, ggf. mit Direktvermarktung. Direktvermarktung eignet sich nur mit großem Angebot und höchster Professionalisierung als wirtschaftlich interessanter Betriebszweig. Ähnliches gilt für Agrotourismus – mit zwei Ferienwohnungen ist nicht mehr als ein „Taschengeld" zu verdienen. In einem Interview wurde geäußert, dass Urlaub auf dem Bauernhof erst ab 50 Betten interessant würde. Dann ließe sich aber kaum noch Landwirtschaft betreiben. Im Ergebnis scheint Diversifizierung unter ökonomischen Gesichtspunkten gerade für bäuerlich geprägte landwirtschaftliche Betriebe interessante Alternativen zu eröffnen. Die Auswertung hat jedoch auch gezeigt, dass Diversifizierungsaktivitäten nicht automatisch zum Erfolg führen, sondern auch unbefriedigend verlaufen oder gar scheitern können. Der Versuch, Erfolgsfaktoren für betriebliche Diversifizierung zu benennen, führt zu folgendem Ergebnis: • Am erfolgreichsten entwickelten sich die Diversifizierungsaktivitäten und mit ihnen die Beschäftigung am Hof dort, wo die Diversifizierung im Untersuchungszeitraum neu aufgebaut oder neu ausgerichtet wurde. Dies geschah entweder mit dem Generationenwechsel, im Zuge von Existenzgründung oder durch frei werdende Arbeitskraft der Frau (Kinder werden größer). Mit anderen Worten: Traditionalisten haben es schwer. Diversifizierung ist heute in Hohenlohe aufgrund des relativ großen Angebots kein Selbstläufer mehr und muss offensiv und innovativ angegangen werden. • Diversifizierung scheint dann besonders erfolgreich zu sein, wenn Betriebsleiter zunehmend Managementqualitäten und –qualifikationen mitbringen: Beobachtung des Marktes, Mitarbeiterauswahl und –führung, Auswahl der passenden Rechtsform und damit verbundene organisatorische und administrative Aufgaben (Stichwort GbR), Marketing etc. Die oben beschriebenen Spezialisten belegen dieses Argument. Mit Blick auf die Marktbedürfnisse haben sie Nischen besetzt und erfolgreich entwickelt. Die Allrounder dagegen laufen Gefahr, sich zu verzetteln und keine der begonnenen Aktivitäten wirklich zum Erfolg führen zu können. • Wertschöpfung am Hof bietet wirtschaftlich interessante Möglichkeiten. Die nachhaltigsten Steigerungspotentiale (bezogen auf Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung) bieten Maßnahmen im Bereich der Weiterverarbeitung (ggf. in Kombination mit Direktvermarktung). Die hier durch die Diversifizierung anfallende zusätzliche Arbeit ist sowohl vom Umfang als auch von den Qualifikationen her häufig nicht mehr von der Familie zu leisten. Erhebliche Einkommenswirkung kann auch eine Biogasanlage erzielen, die auf Energieerzeugung ausgerichtet ist und nicht primär für den Eigenbedarf errichtet wird. Die hier möglichen Einkommenseffekte und stärker noch die Beschäftigungseffekte sind aber einmalig. Zusätzliche Effekte lassen sich nur durch den Bau weiterer Anlagen erzielen.
42 • Die Bedeutung von Qualität nimmt zu. Das betrifft Direktvermarkter, Weiterverarbeiter und Anbieter von Urlaub auf dem Bauernhof gleichermaßen. Sie alle müssen sowohl vom Produkt als auch von der Qualität her ihre Nische finden, mit der sie sich vom Einzelhandel bzw. anderen Ferienanbietern abheben. • Diversifizierte landwirtschaftliche Betriebe sind mit ihren Einkaufs- und Verkaufsbeziehungen besonders stark in der Region vernetzt (Ausnahme: Biogasbetriebe). Besonders Fleisch verarbeitende Betriebe brauchen häufig regionale handwerkliche Unterstützung. Wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Diversifizierung sind deshalb regionale Weiterverarbeitungskompetenz und –strukturen sowie starke Absatzbeziehungen. Politische Unterstützung für den Erhalt oder die Ansiedlung von regionalen Weiterverarbeitungsunternehmen sowie für den Aufbau regionaler Vermarktungsstrukturen kann Diversifizierung erleichtern. Als Gesamtergebnis kann festgehalten werden, dass Diversifizierung auf landwirtschaftlichen Betrieben erhebliche Potentiale hat – sowohl was den Erhalt und die Entwicklung einzelner Betriebe angeht als auch den positiven Beitrag zum regionalen Wirtschaftsleben und damit zum Erhalt von Arbeit, Einkommen und Lebensqualität in ländlichen Räumen.
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