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Schlemmerland der kurzen Wege - WTSH

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Unternehmen SH<br />

26<br />

ginSeng deS nordenS<br />

Wie aus Grünkohl Gesundheit wird<br />

Bioaktive Substanzen in Obst und Gemüse wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielt das Farbpigment Lutein: Es wird von den sensiblen Zellen <strong>der</strong><br />

Netzhaut aufgenommen. Eine zu geringe Konzentration gilt als Hauptursache für bestimmte<br />

altersbedingte Augenerkrankungen. Unterstützt von <strong>der</strong> Innovationsstiftung Schleswig-Holstein<br />

hat ein Mikrobiologe aus Bad Segeberg einen Lutein-Extrakt aus Grünkohl entwickelt,<br />

<strong>der</strong> frei von organischen Lösungsmittel ist.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Gehört zur Familie <strong>der</strong> Kreuzblütengewächse:<br />

Grünkohl. Foto: fotolia.com<br />

Der gelbe Fleck hat es in sich. Es<br />

ist <strong>der</strong> Bereich auf <strong>der</strong> Netzhaut<br />

des menschlichen Auges, in dem<br />

die größte Dichte an Sehzellen vorhanden<br />

ist. Dort findet man den<br />

Punkt des schärfsten Sehens und<br />

<strong>der</strong> höchsten Farbempfindlichkeit.<br />

In jungen Jahren ist mit dem gelben<br />

Fleck meist noch alles im grünen<br />

Bereich. Entsprechend gering ist die<br />

Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken.<br />

Das war bei Henning Vollert,<br />

Mikrobiologe aus Bad Segeberg, bis<br />

vor ein paar Jahren nicht an<strong>der</strong>s.<br />

Das än<strong>der</strong>te sich jedoch, als sein<br />

Vater an <strong>der</strong> so genannten Makuladegeneration<br />

erkrankte. Wie bei einer<br />

Kamera, die mehr und mehr an<br />

Auflösung verliert, kann im Alter die<br />

Sehkraft schwinden. Gerade Linien<br />

erscheinen zunehmend krumm,<br />

Buchstaben verschwimmen. Die<br />

altersbedingte Makuladegeneration<br />

ist die Hauptursache für eine Erblindung<br />

bei Menschen im Alter von<br />

über 50 Jahren in den Industriestaaten.<br />

„Mehr als zwei Millionen Menschen<br />

leiden allein in Deutschland<br />

daran“, sagt Vollert.<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Möglichkeiten,<br />

<strong>der</strong> so genannten trockenen Form<br />

<strong>der</strong> Erkrankung vorzubeugen, analysierte<br />

Vollert Studien, die den Einfluss<br />

<strong>der</strong> Ernährung auf die Gesundheit<br />

<strong>der</strong> Augen untersuchten. Und<br />

er stieß auf einen Stoff, dem dabei<br />

offenbar eine zentrale Rolle zukommt:<br />

das Lutein. Lutein zählt zu<br />

den Carotinoiden, natürlichen Farbstoffen,<br />

die in Pflanzen als Radikalfänger<br />

wirken. Sie sind in <strong>der</strong> Lage,<br />

reaktive Sauerstoffverbindungen zu<br />

inaktivieren. Vermutlich hat Lutein<br />

die gleiche Aufgabe in <strong>der</strong> Netzhaut:<br />

Es dient als innere Sonnenbrille und<br />

schützt vor energiereichem Licht.<br />

„Interessanterweise nehmen die<br />

Sehsinneszellen zwar Lutein auf,<br />

an<strong>der</strong>e Carotinoide jedoch kaum<br />

o<strong>der</strong> gar nicht“, sagt Vollert. Die Luteinaufnahme<br />

sei so stark, dass das<br />

Zentrum <strong>der</strong> Netzhaut leicht gelb<br />

gefärbt ist, was dem gelben Fleck<br />

seinen Namen gab. In den USA zählen<br />

Lutein-Kapseln längst zu den<br />

Bestsellern unter den Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

„Herkömmliche<br />

Präparate haben aber einen hohen<br />

Anteil organischer Lösungsmittel.<br />

Das ist toxikologisch bedenklich.“<br />

Während in den USA das Lutein<br />

meist aus <strong>der</strong> Studentenblume extrahiert<br />

wird, fand Vollert im Grünkohl<br />

ein Nahrungsmittel mit hoher<br />

Luteinkonzentration. Seine Idee,<br />

aus dem Kohl einen lösungsmittelfreien<br />

Extrakt zu gewinnen, stieß<br />

an <strong>der</strong> Uni Kiel auf großes Interesse.<br />

Vollert sprang ins kalte Wasser,<br />

er wechselte aus <strong>der</strong> Industrie ans<br />

Pharmazeutische Institut <strong>der</strong> Uni,<br />

um ein entsprechendes Verfahren<br />

zu entwickeln. Die Innovationsstiftung<br />

Schleswig-Holstein unterstützte<br />

mit 130.000 Euro den Kauf<br />

zusätzlicher Laborgeräte.<br />

Als ziemlich kompliziert erwies sich<br />

<strong>der</strong> Aufschluss <strong>der</strong> Grünkohlzellen.<br />

Vollert gelang es, mit Hilfe von wertvollen<br />

nativen Pflanzenöle (u. a. Olivenöl)<br />

die bioaktiven Substanzen aus<br />

dem Grünkohl zu extrahieren. Dass<br />

die Carotinoide zu einem großen Teil<br />

in Blut, Haut und Augen ankommen,<br />

hat eine Humanstudie an <strong>der</strong> Charité<br />

in Berlin bestätigt. Für die Entwicklung<br />

eines ersten Präparates wurde<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftler beim Ideenwettbewerb<br />

<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />

Hochschulen ausgezeichnet.<br />

Bioactive Food gmbH<br />

¢ gegründet: 2008<br />

Während seine Arbeit weitere Forschungsprojekte<br />

nach sich zog, hat<br />

Vollert inzwischen die BioActive<br />

Food GmbH gegründet. In Bad Segeberg<br />

produziert er aus dem „Ginseng<br />

des Nordens“, wie er Grünkohl<br />

aufgrund des hohen Gehaltes an<br />

Vitaminen und Pflanzenwirkstoffen<br />

nennt, mittlerweile verschiedene<br />

Extrakte für Augen und Haut.<br />

Einen großen Vorteil sieht <strong>der</strong><br />

Grün<strong>der</strong> darin, dass das Grünkohlöl<br />

eine Mischung verschiedener<br />

Pflanzenwirkstoffe darstellt. Die<br />

Einnahme isolierter, hoch dosierter<br />

Wirkstoffe könne sogar schädlich<br />

sein. „Viel hilft nicht viel, im<br />

Gegenteil“, sagt er. „Auf den natürlichen<br />

Mix kommt es an.“<br />

¢ Branche: Nahrungsergänzungsmittel und Forschung<br />

¢ Mitarbeiter: 3<br />

¢ Firmensitz: Bad Segeberg, Am Ihlsee 36 a<br />

¢ Kontakt: Telefon 04551/8562979<br />

¢ Internet: www.bioactive-food.com<br />

Existenzgrün<strong>der</strong> Henning Vollert zog aus Hessen<br />

nach Schleswig-Holstein. Seine Firma stellt<br />

Nahrungsergänzungsmittel aus Grünkohl her.<br />

Foto: H. Vollert<br />

Wirtschaftsland 02.2010 27

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