Schlemmerland der kurzen Wege - WTSH
Schlemmerland der kurzen Wege - WTSH
Schlemmerland der kurzen Wege - WTSH
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Ausgabe_02.2010<br />
Wirtschaftsland<br />
Magazin für Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Technologie<br />
in Schleswig-Holstein<br />
Unternehmen SH<br />
Kunst trifft Krankheit<br />
<strong>Schlemmerland</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>kurzen</strong> <strong>Wege</strong><br />
Schleswig-Holsteins Ernährungsbranche<br />
setzt auf regionale Qualität<br />
www.wirtschaftsland.schleswig-holstein.de<br />
Im Interview<br />
Prof. Dr.<br />
Anton Eisenhauer<br />
Reportage<br />
Beleuchtungsdesign<br />
made in Rellingen
Foto: Oeser<br />
Im Blick<br />
hightech auS kiel:<br />
mit Solarkraft um die erde<br />
Sie sieht aus wie „Raumschiff Enterprise“ und hat revolutionäre Technik an Bord: Die „Planet Solar“<br />
bewies nach <strong>der</strong> Taufe Ende März in <strong>der</strong> Kieler Förde, dass sie tatsächlich schwimmen kann. Die auf<br />
Hightech-Jachten spezialisierte Kieler Knierim-Werft hat das größte Solarboot <strong>der</strong> Welt hat im Auftrag<br />
von Solar-Unternehmer Immo Ströher nach 14 Monaten Bauzeit übergeben. Im April 2011 soll <strong>der</strong> 31<br />
Meter lange Katamaran zur Umrundung <strong>der</strong> Erde aufbrechen. Für den rund 40.000 Kilometer langen<br />
Törn haben <strong>der</strong> Skipper Raphaël Domjan und <strong>der</strong> Abenteurer Gérard d‘Aboville 160 Tage eingeplant.<br />
Die erste Weltumrundung eines ausschließlich von <strong>der</strong> Sonne angetriebenen Bootes soll die technischen<br />
Möglichkeiten erneuerbarer Energien demonstrieren. Der 15 Meter breite Katamaran trägt ein glänzend<br />
schwarzes Dach aus 38.000 Solarzellen, das von 12 Tonnen schweren Lithium-Ionen-Batterien gespeist<br />
wird. Ein 480-Kilowatt-Solargenerator wird das Schiff mit einer Reisegeschwindigkeit von 10 Knoten<br />
(18,5 Stundenkilometer) lautlos über die Weltmeere treiben. Der Kabinenbereich erstreckt sich so weitläufig<br />
wie in einer Luxusvilla, 200 Passagiere haben hier und auf dem Sonnendeck Platz. (wel)
Wirtschaftsland<br />
Editorial<br />
Prof. Dr.<br />
Karin Schwarz<br />
Leiterin <strong>der</strong> Abteilung<br />
Lebensmitteltechnologie<br />
des Instituts für<br />
Humanernährung und<br />
Lebensmittelkunde an<br />
<strong>der</strong> CAU Kiel<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die Spargelsaison hat begonnen und mit den typischen<br />
Verkaufsständen am Straßenrand ist sie Symbol für Lebensmittel,<br />
die höchste Qualität durch regionale Erzeugung<br />
versprechen. Regionale Erzeugung bedeutet kurze<br />
Transportwege und ermöglicht bei empfindlichen Produkten<br />
wie Spargel größte Frische, ein äußerst wichtiger<br />
Qualitätsparameter. Frische allein würde den heutigen<br />
Trend hin zu regionalen Produkten jedoch nicht erklären.<br />
Vielmehr ist ein neuer Verbrauchertypus erkennbar,<br />
<strong>der</strong> sehr preisbewusst kauft, aber sich gleichzeitig<br />
dafür interessiert, ob sozial- und umweltverträglich,<br />
sprich nachhaltig, produziert wurde. Diesen neuen<br />
Verbrauchertypus bezeichnet man als „LOHAS“, dies<br />
steht für Life of Health and Sustainability. Aber Achtung,<br />
„regional“ wird mit „nachhaltig“ gleichgesetzt und bedeutet,<br />
dass diese kritische und informationshungrige<br />
Verbraucherschicht im Vertrauen darauf, dass regionale<br />
Produkte nachhaltig erzeugt wurden, kauft. Es gilt also<br />
dieses Vertrauen zu bestätigen und die Chancen zu nutzen.<br />
Wenn nun auch noch das Auto zum Einkauf in <strong>der</strong><br />
Garage bleiben würde. ...<br />
Inhalt<br />
Im Blick<br />
02 Hightech aus Kiel: mit Solarkraft um die Erde<br />
Schwerpunkt<br />
06 Der Norden frischt auf<br />
Mehr Lebensqualität durch regionale Produkte<br />
12 fakten, zahlen, WiSSen<br />
13 intervieW<br />
Coop setzt Trend mit „Unser Norden“<br />
14 zWei erfolgSgeSchichten<br />
Wagner – Trüffelmacher von <strong>der</strong> Nordsee<br />
Harry – großer Bäcker für die Region<br />
News<br />
16 E.ON Hanse unterstützt „Jugend forscht“<br />
im Norden<br />
18 Haithabu: neue Ausstellung<br />
Reportage<br />
20 Beleuchtungsdesign made in Rellingen<br />
Unternehmen SH<br />
22 Kunst trifft Krankheit<br />
26 Ginseng des Nordens<br />
28 Kontakte fürs Leben<br />
30 Mit RQP ans Ziel<br />
32 Von <strong>der</strong> Förde in die Fjorde<br />
Im Interview<br />
38 das meer in mir<br />
Interview mit Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />
Junge Wirtschaft<br />
42 Uni-Know-how für Mittelständler<br />
Seite 32<br />
von <strong>der</strong> förde<br />
in die fjorde<br />
Wirtschaft auf Kurs<br />
44 Wenn <strong>der</strong> JOB Leben rettet<br />
Service<br />
46 Tipps für erfolgreiche Tagungen<br />
Promi-Fragenbogen<br />
47 Zehn Fragen an<br />
tim mälzer<br />
SH | Hamburg<br />
36 Kunst und Sehnsucht<br />
Rubriken<br />
04 Editorial<br />
40 Schleswig-Holstein in Zahlen<br />
48 Veranstaltung<br />
49 Impressum<br />
49 Personen- & Firmen-Index<br />
51 Trends<br />
Seite 26<br />
ginseng<br />
des nordens<br />
Seite 28<br />
kontakte<br />
fürs leben<br />
Wirtschaftsland 02.2010 5
Schwerpunkt<br />
<strong>der</strong> norden friScht auf<br />
Mehr Lebensqualität durch regionale Produkte<br />
Lebensmittel müssen mehr können, als nur satt zu machen. Sie sollen köstlich munden, möglichst<br />
die Gesundheit för<strong>der</strong>n und auch noch „trendy“ sein. Immer mehr Verbraucher bevorzugen<br />
Nahrungsmittel, die ökologisch und klimafreundlich hergestellt werden. Die ohnehin<br />
stark aufgestellte Ernährungsbranche in Schleswig-Holstein hat den Trend erkannt: Regionale<br />
Produkte und Marken bieten alles, was anspruchsvolle Konsumenten wollen – von <strong>der</strong><br />
Ernte über die Herstellung und Veredlung bis zum Lebensmittelhandel und zur Zubereitung<br />
im Lieblingsrestaurant.<br />
„Mit Genuss ein wenig die Welt ver-<br />
än<strong>der</strong>n“ lautet das unausgesprochene<br />
Motto von Feinheimisch,<br />
einem Zusammenschluss von 18<br />
gastronomischen Betrieben und 36<br />
Produzenten in Schleswig-Holstein.<br />
„Wir för<strong>der</strong>n mit dieser bundesweit<br />
einzigartigen Initiative die regional<br />
geprägte Esskultur ebenso wie<br />
unsere landwirtschaftlichen Produzenten“,<br />
sagt Maximilian Bruhn,<br />
Feinheimisch-Vorsitzen<strong>der</strong> und<br />
Inhaber des Restaurants „Bruhns<br />
Wellenlänge“ in Stein/Laboe. Zwei<br />
Jahre nach <strong>der</strong> Gründung erhielt<br />
<strong>der</strong> Verein kürzlich den schleswigholsteinischen<br />
Nachhaltigkeitspreis<br />
2009 von Landwirtschaftsministerin<br />
Juliane Rumpf. Feinheimisch sei es<br />
gelungen, ein innovatives Bündnis<br />
von landwirtschaftlichen und verarbeitenden<br />
Betrieben zu schaffen,<br />
das in die ganze Gesellschaft ausstrahle,<br />
urteilte die Jury.<br />
Schleswig-Holstein kann mehr als lecker<br />
auftischen – nämlich feinste Lebensmittel<br />
und starke Marken kreieren.<br />
Foto: TASH<br />
Dass Feinheimisch mit seiner Philosophie<br />
goldrichtig liegt, zeigt ein<br />
bundesweiter Trend. Matthias Horx<br />
vom Zukunftsinstitut hat in einer<br />
Studie 2009 festgestellt: Es gibt eine<br />
wachsende Nachfrage für Produkte,<br />
die den Käufer „in Tradition und Zusammengehörigkeit<br />
einbinden“. Bei<br />
acht neuen Sinnmärkten steht das<br />
Thema Regionalität ganz oben, das<br />
„Nahe, Gute und Vertraute“ besitzt<br />
eine starke Anziehungskraft auf den<br />
Verbraucher. Die Studie registriert,<br />
dass <strong>der</strong> Trend zu regional produzierten<br />
Nahrungsmitteln in den<br />
USA und Großbritannien bereits in<br />
vollem Gange sei. Der deutsche Lebensmittelmarkt<br />
wird folgen. „Die<br />
meisten Deutschen greifen beim<br />
Einkauf bewusst zu Lebensmitteln<br />
aus <strong>der</strong> Region. Zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten<br />
wählen im Supermarkt gezielt<br />
regionale Produkte aus“, lautet<br />
zudem das Ergebnis einer Umfrage<br />
des Marktforschungsinstitutes Dialego<br />
aus dem Jahre 2009.<br />
„Aus <strong>der</strong> Region, für die Region“ heißt<br />
das Motto des Einzelhandelsriesen<br />
Edeka-Nord. Damit will <strong>der</strong> Neu-<br />
münsteraner Einzelhändler nach<br />
eigenen Angaben den verstärkten<br />
Kundenwünschen nach heimischen<br />
Erzeugnissen entgegenkommen Vor<br />
allem mit <strong>der</strong> Eigenmarke „Gutfleisch“<br />
will Edeka das Vertrauen <strong>der</strong><br />
Verbraucher stärken: Die Schweine<br />
und Rin<strong>der</strong> stammen von Bauernhöfen<br />
aus <strong>der</strong> Region, so dass die<br />
Transportwege für die Tiere möglichst<br />
kurz sind. Zudem verpflichten<br />
sich die Landwirte, die Tiere<br />
artgerecht zu halten. Der Kunde<br />
soll bei Schweinefleisch die gesamte<br />
Produktionskette vom Stall bis<br />
zur Theke nachvollziehen können.<br />
„Unser Norden“ heißt die Reaktion<br />
von Coop (Kiel), mit 10.000 Mitarbeitern<br />
zweitgrößtes Unternehmen<br />
in Schleswig-Holstein. Wenn ein<br />
Einzelhändler dieses Kalibers mit<br />
einer regionalen Eigenmarke auf<br />
den Supertrend reagiert, darf das in<br />
<strong>der</strong> Branche schon als unübersehbares<br />
Signal gewertet werden.<br />
Wenn eine Marke eine Seele hat,<br />
muss <strong>der</strong> Verbraucher im Laden nicht<br />
lange überlegen. Sobald <strong>der</strong> Name<br />
auf <strong>der</strong> Zunge zergeht, stellt sich<br />
Wirtschaftsland 02.2010 7
Schwerpunkt | Ernährung<br />
von selbst dieses wohlige Gefühl ein,<br />
das dem Verstand signalisiert: „Greif<br />
zu!“. Schwartauer Konfitüre, Lübecker<br />
Marzipan, Kölln-Flocken und<br />
Langnese-Bienenhonig gehören zu<br />
solchen Produkten. Ebenso zu den<br />
Top-Marken mit weithin bekannten<br />
schleswig-holsteinischen Wurzeln<br />
zählen Hela Ketchup, Böklun<strong>der</strong><br />
Würstchen, Flensburger Pilsener und<br />
nicht zuletzt Nordmilch, Müsli-Riegel<br />
von Brüggen, Feinkost von Hawesta,<br />
Harry Brot und Pralinen von Wagner.<br />
Diese Lebensmittel transportieren<br />
in ihrem Namen bereits ein Stück<br />
Heimat, verbunden mit hoher Qualität.<br />
Die regionale Identität gibt den<br />
Marken Glaubwürdigkeit und Einzigartigkeit<br />
mit auf den Weg – made<br />
in Schleswig-Holstein eben. Kein<br />
Wun<strong>der</strong> in einem Bundesland, in<br />
dem die Ernährungswirtschaft mit<br />
260 Unternehmen und 20.000 Mitarbeitern<br />
zu den wichtigsten Food-<br />
Regionen innerhalb <strong>der</strong> EU zählt.<br />
Tradition und Innovation haben im<br />
Norden seit Jahrzehnten ein dichtes<br />
Netzwerk von Produzenten, Veredlern<br />
und Anbietern heranwachsen<br />
lassen – so kann die Lebensmittelbranche<br />
jetzt ihren Vorsprung im<br />
Wettbewerb auch beim Supertrend<br />
Regionalität voll mitnehmen.<br />
Immer neue Initiativen von Produzenten<br />
und Vereinen füllen den<br />
Gedanken <strong>der</strong> regionalen, nachvollziehbaren<br />
und umweltverträglichen<br />
Lebensmittelherstellung mit neuem<br />
Leben. Um Einheimische und Feri-<br />
engäste für die schmackhafte Seite<br />
des Nordens zu begeistern, hat<br />
das Landwirtschaftsministerium<br />
mit Partnern aus Land- und Ernährungswirtschaft<br />
und Gastronomie<br />
die Initiative „Schleswig-Holstein<br />
is(s)t lecker“ gestartet. Freunde guter<br />
Küche können sich auf einem<br />
Internetportal o<strong>der</strong> bei kulinarischen<br />
Veranstaltungen über regionale<br />
Qualitätsprodukte, Produzenten<br />
und Herstellungsverfahren informieren.<br />
Hier erfährt man etwa, warum<br />
Miesmuscheln aus <strong>der</strong> Nordsee eine<br />
wahre Delikatesse sind und weshalb<br />
das Königsgemüse Spargel im größten<br />
Anbaugebiet des Nordens im<br />
Herzogtum Lauenburg beson<strong>der</strong>s<br />
gut gedeiht. Und dass Europas größtes<br />
Kohlanbaugebiet in Dithmarschen<br />
jedem Bundesbürger ein eigenes<br />
Prachtexemplar schmackhaft<br />
macht – 80 Millionen Stück werden<br />
jedes Jahr geerntet.<br />
Auch bundesweit punktet Schleswig-Holstein<br />
in dieser nachhaltigen<br />
Art <strong>der</strong> Lebensmittelherstellung:<br />
Im Januar erhielt <strong>der</strong> Verein „Bunde<br />
Wischen“ von Bundeslandwirtschaftsministerin<br />
Ilse Aigner auf <strong>der</strong><br />
Internationalen Grünen Woche in<br />
Berlin den För<strong>der</strong>preis Ökologischer<br />
Landbau. Den „Bunten Wiesen“ sei<br />
es gelungen, Landschaften mit wilden<br />
und seltenen Pflanzen und Tieren<br />
zu bereichern – und zwar durch<br />
landwirtschaftliche Nutzung, lobte<br />
die Ministerin. Eine ganzjährige,<br />
extensive Beweidung von 1.000 Robust-Rin<strong>der</strong>n<br />
auf 1.000 Hektar Fläche<br />
sichere durch den Verkauf des<br />
Fleisches den betriebswirtschaftlichen<br />
Erfolg <strong>der</strong> Initiative aus Schleswig.<br />
Im hofeigenen Laden sind Salami<br />
und Katenrauchwurst ebenso<br />
im Angebot wie Filet o<strong>der</strong> Rouladen.<br />
Der Slogan: „Bestes Fleisch von wilden<br />
Weiden“.<br />
„Wir wollen mit Genuss ein<br />
wenig die Welt verän<strong>der</strong>n.“ Maximilian Bruhn<br />
Gleich 10.000 Genüsse verspricht<br />
das Festival „Käse trifft Wein“, das<br />
im Juli 2010 die Kieler Innenstadt<br />
für drei Tage in eine Schlemmermeile<br />
verwandeln will. 100 Käsesorten<br />
aus Schleswig-Holstein lassen<br />
sich mit erlesenem Wein aus Süddeutschland<br />
verkosten. Ins Leben<br />
Mehr als 600 alte Apfelsorten wachsen in Schleswig-Holstein,<br />
weiß Obstkenner Meinolf Hammerschmidt<br />
(oben).<br />
Feinste Backwaren ausschließlich mit Zutaten aus<br />
<strong>der</strong> Region: So macht es die Bäckerei Kornkraft in<br />
Schinkel. Fotos: Welding<br />
10 „leckere“ Internet-Tipps:<br />
Feinheimisch – Genuss aus SH e. V.:<br />
www.feinheimisch.de<br />
Schleswig-Holstein is(s)t lecker:<br />
www.schleswig-holstein-isst-lecker.de<br />
KäseStraße Schleswig-Holstein:<br />
www.kaesestrasse-sh.de<br />
Genießerfestival Käse trifft Wein, Kiel:<br />
www.kaese-trifft-wein.de<br />
Bunde Wischen e.V.:<br />
www.bundewischen.de<br />
Biohöfe im Norden:<br />
www.biohoefeimnorden.de<br />
Edeka-Nord, Eigenmarke „Gutfleisch”:<br />
www.edeka-gutfleisch.de<br />
Magazin Mohltied! www.mohltied.de<br />
Kulinarischer Reiseführer durch SH:<br />
www.schleswig-holstein.de<br />
Genusswelten (TASH):<br />
www.sh-genusswelten.de<br />
So is(s)t Schleswig-Holstein: Delikatessen zwischen zwei Meeren, angerichtet von Spitzenköchen Foto: MLUR/Jens Koenig<br />
gerufen wurde das Event vom Verein<br />
KäseStraße, <strong>der</strong> seit zehn Jahren für<br />
die über 30 Käsereien und das Käseland<br />
Schleswig-Holstein wirbt –<br />
immerhin sind Tilsiter und Co. wie<br />
Marzipan inzwischen zu Exportschlagern<br />
herangereift.<br />
Breite Unterstützung bekommt <strong>der</strong><br />
Gedanke <strong>der</strong> regionalen Genüsse<br />
durch den „Kulinarischen Reiseführer<br />
durch Schleswig-Holstein“<br />
und „Mohltied!“, ein neues Hochglanzmagazin<br />
für „Besseresser“.<br />
Die Stiftung Naturschutz lädt zu<br />
„Radtouren mit Genuss“ ein. Auf<br />
<strong>der</strong> NORLA, <strong>der</strong> größten Landwirtschafts-<br />
und Verbrauchermesse<br />
Schleswig-Holsteins, präsentieren<br />
sich die bäuerlichen Erzeuger ebenso<br />
wie die Lebensmittelbranche vor<br />
großem Publikum: 70.000 Besucher<br />
werden vom 9. bis 12. September<br />
in Rendsburg erwartet, zu den<br />
Schwerpunktthemen gehört auch<br />
hier die gesunde Ernährung. Und<br />
die Tourismus-Agentur Schleswig-<br />
Holstein (TASH) wirbt bundesweit<br />
mit ihren „Genusswelten“ für „landestypische<br />
Produkte und Gerichte<br />
und ein breites Angebot an Gastronomiebetrieben“.<br />
Gerade die<br />
Restaurants haben in den letzten<br />
Jahren mächtig zugelegt, was die<br />
Qualität angeht. Das schlägt sich<br />
nun auch in den Wertungen von<br />
Gastro-Kritikern nie<strong>der</strong>: Unter den<br />
zehn besten Hotels mit Spitzenküche<br />
hat das renommierte Magazin<br />
„Feinschmecker“ jetzt gleich drei<br />
schleswig-holsteinische Häuser gekürt<br />
– Fährhaus Sylt, Alter Meierhof<br />
(Glücksburg) und Dorint Söl’ring<br />
Hof (Sylt). Auch vier Restaurants<br />
von Feinheimisch haben Grund zu<br />
jubeln: Sie dürfen sich nach dem<br />
aktuellen Sterne-Ranking des Fachblattes<br />
„Gastrotel“ zu den erlesensten<br />
Adressen Deutschlands zählen.<br />
(Joachim Welding)<br />
100 verschiedene Käsesorten hat das Käseland<br />
Schleswig-Holstein im Angebot – darunter<br />
auch Spezialitäten aus Ziegenmilch.<br />
Foto: Feinheimisch<br />
8 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 9
Schwerpunkt | Ernährung<br />
vom acker in den laden<br />
Lebensmittelherstellung <strong>der</strong> <strong>kurzen</strong> <strong>Wege</strong><br />
Gutes Essen gibt es ausschließlich mit hochwertigen Produkten aus <strong>der</strong> Landwirtschaft und Fischerei.<br />
Sie sind die Grundlage für die Ernährung des Menschen. Lebensmittelhersteller brauchen Getreide, Gemüse,<br />
Obst, Milch, Fleisch, Fisch und Eier erster Güte aus Schleswig-Holstein, um sie zu hochwertigen<br />
Nahrungsmitteln zu veredeln. Dank eines leistungsfähigen und vielfältigen Lebensmittelgroß- und einzelhandels<br />
kann sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 2.832.000 Schleswig-Holsteiner die Produkte in den Einkaufskorb legen, die<br />
seinen Vorlieben und seinem Budget entsprechen.<br />
landWirtSchaft<br />
Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein zählt mit<br />
17.500 Betrieben, 2,5 Milliarden Euro Produktionswert<br />
und 50.000 Beschäftigten ungeachtet des Strukturwandels<br />
zu den konkurrenzfähigsten Branchen. Denn die<br />
Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion<br />
sind ideal: gesundes Klima, guter Boden und viel Wasser.<br />
Neben <strong>der</strong> Landwirtschaft hat die Fischerei eine<br />
große Tradition, seit Jahren wächst <strong>der</strong> ökologische<br />
Landbau überproportional stark.<br />
leBenSmittelherStellung<br />
Das verarbeitende Lebensmittelgewerbe ist mit seinen<br />
270 Betrieben und 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
in Schleswig-Holstein traditionell stark aufgestellt,<br />
es gehört innerhalb <strong>der</strong> EU zu den wichtigsten Regionen<br />
<strong>der</strong> Lebensmittelherstellung. Die Ernährungswirtschaft<br />
produziert einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro pro<br />
Jahr. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben die Fleisch-, Fisch-<br />
und Milchverarbeitung, die Produktion von Backwaren,<br />
Süßigkeiten, Spirituosen und Erfrischungsgetränken.<br />
leBenSmittelhandel<br />
Supermärkte, Verbrauchermärkte und Discounter spielen<br />
im Norden die größte Rolle, wenn es ums Einkaufen von<br />
Lebensmitteln geht. Doch auch kleine Geschäfte vom<br />
Bioladen bis zum Reformhaus sowie eine Vielfalt von<br />
Märkten in allen Regionen des Landes bereichern das Angebot.<br />
Spezielle regionale Marken sind beim Verbraucher<br />
beson<strong>der</strong>s gefragt.<br />
Regional ist „in”<br />
Schleswig-Holstein liegt mit seinem Ziel, immer mehr regionale<br />
Produkte anzubieten, bei Gästen und Einheimischen<br />
gleichermaßen im Trend, denn die Region steht für gesund,<br />
frisch und vertrauenswürdig:<br />
¢<br />
¢<br />
¢<br />
Fast 50 Prozent <strong>der</strong> Gäste erwarten am Urlaubsort<br />
„Regionale Küche“ und „Regionale Spezialitäten“<br />
Etwa 75 Prozent <strong>der</strong> Gäste wünschen mehr<br />
„Regionale Produkte“ in <strong>der</strong> Gastronomie<br />
Rund 70 Prozent <strong>der</strong> Verbraucher möchten mehr<br />
„Regionale Produkte“ im Handel<br />
Quelle: Schleswig-Holstein is(s)t lecker!<br />
verBraucher & gaStronomie<br />
Gutes Essen gehört im Urlaubsland Schleswig-Holstein<br />
zu einem unverzichtbaren Gut. Verbraucher und Touristen<br />
können vom Bistro über das Strandcafé bis zum<br />
Gourmet-Restaurant wählen. 9.500 Betriebe beschäftigen<br />
im Hotel- und Gaststättengewerbe Schleswig-Holsteins<br />
über 80.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz<br />
von 2,4 Milliarden Euro im Gastgewerbe. Sterneköche<br />
und gastronomischer Nachwuchs schneiden bei Qualitätsbewertungen<br />
bundesweit stets spitzenmäßig ab.
Schwerpunkt | Ernährung<br />
Feinheimisch – eine neue<br />
Marke für regionale Produkte<br />
Nach dem Erfolg <strong>der</strong> preisgekrönten<br />
Initiative „Feinheimisch – Genuss aus<br />
Schleswig-Holstein“ von regionalen Gastronomen<br />
können Kunden die streng<br />
geprüften Lebensmittel nun auch für die<br />
heimische Zubereitung kaufen. Unter <strong>der</strong><br />
einzigen regionalen Genussmarke „Feinheimisch“<br />
bieten Einzelhandelsmärkte<br />
seit März in <strong>der</strong> Region 29 Produkte von<br />
Wurst, Fleisch, Yoghurt und Käse bis hin<br />
zu Fruchtaufstrich und fertig zubereiteten<br />
Speisen an. Neben <strong>der</strong> hohen Qualität<br />
wird die regionale Herstellung garantiert,<br />
für Vertrauen wirbt das Label „prämiert<br />
von führenden Küchenchefs“. Die Waren<br />
werden auf Anfrage an die Kunden<br />
auch verschickt.<br />
Kontakt: www.feinheimisch.de<br />
fakten, zahlen, WiSSen<br />
Die Ernährungswirtschaft<br />
Die Lebensmittelbranche zählt zu den leistungsstärksten und verlässlichsten Wirtschaftszweigen<br />
Deutschlands. Sie ist in <strong>der</strong> Lage, Tag für Tag 82 Millionen Menschen<br />
mit allen erdenklichen Nahrungsmitteln in Stadt und Land zu versorgen. Als<br />
Exportschlager spielen deutsche und schleswig-holsteinische Produkte wie Käse,<br />
Süßwaren, Fleisch und Getränke eine große Rolle. Das nördlichste Bundesland<br />
zählt zu den wichtigsten Regionen <strong>der</strong> Lebensmittel-Produktion in <strong>der</strong> EU. Die<br />
Ernährungswirtschaft ist <strong>der</strong> zweitgrößte Industriesektor Schleswig-Holsteins.<br />
Bundesrepublik<br />
767.000 Unternehmen mit 4 Millionen Mitarbeitern (330.000 Auszubildende)<br />
und Umsätzen in diesen Bereichen:<br />
• Landwirtschaft: 54 Milliarden Euro<br />
• Lebensmittelhandwerk: 39 Milliarden Euro<br />
• Ernährungsindustrie: 155 Milliarden Euro<br />
• Großhandel: 167 Milliarden Euro<br />
• Einzelhandel: 150 Milliarden Euro<br />
Quelle: Bundesvereinigung <strong>der</strong> Deutschen Ernährungsindustrie<br />
Schleswig-Holstein<br />
• Ernährungswirtschaft:<br />
256 Betriebe, 20.725 Mitarbeiter,<br />
5,7 Milliarden Euro Umsatz<br />
• Landwirtschaft:<br />
16.500 Betriebe, 48.500 Mitarbeiter,<br />
3,3 Milliarden Euro Umsatz<br />
Quelle Statistisches Landesamt Nord, Landwirtschaftsministerium SH<br />
Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft<br />
Seit <strong>der</strong> Gründung des Kompetenznetzwerks Ernährungswirtschaft unter dem Dach <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong> im Jahr 2008 hat das dreiköpfige<br />
Team um Leiterin Dr. Michaela Oesser eine Reihe von Initiativen etabliert: das „Dialogforum Nahrungsergänzung“, den „Round<br />
Table Lebensmittelrecht“, den „Innovationsworkshop Milch“, das Energieprojekt „Bioraffinerie“ und einen „Trendmonitor“.<br />
Bisher haben sich 34 Unternehmen und drei Hochschulen dem Netzwerk angeschlossen. „Wir konnten außerdem über ein<br />
Dutzend Unternehmen bei <strong>der</strong> Einwerbung von För<strong>der</strong>mitteln für innovative Projekte begleiten – bisher in Höhe von rund zwei<br />
Millionen Euro“, sagte Oesser. Kontakt: Dr. Michaela Oesser, Tel. 0461/806351, Internet: www.kne-sh.de<br />
foodRegio Lübeck<br />
Die Region Lübeck hat sich zu einem wichtigen Standort für die Ernährungswirtschaft entwickelt: 134 Unternehmen beschäftigen<br />
6.000 Mitarbeiter. Das Branchennetzwerk foodRegio för<strong>der</strong>t mit den beteiligten Betrieben und Organisationen die Produktivität durch<br />
Projekte in Energiemanagement, Logistik, Maschinenbau, Personalentwicklung und Reststoffverwertung. „Nachhaltiges Denken<br />
und Handeln sind in <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Ernährungswirtschaft keine Lippenbekenntnisse“, sagte foodRegio-Vorstandschef<br />
Jochen Brüggen. Kontakt: Stephan Zechner, Tel. 0451/70655472, Internet www.foodregio.de<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft<br />
Das Land Schleswig-Holstein för<strong>der</strong>t bis 2013 kleine und mittlere Unternehmen <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft sowie landwirtschaftliche<br />
Erzeugergemeinschaften. För<strong>der</strong>fähig sind Investitionen in diesen Bereichen: Entwicklung neuer Absatzmöglichkeiten, Verbesserung<br />
o<strong>der</strong> Rationalisierung <strong>der</strong> Vermarktungswege, Verbesserung <strong>der</strong> Präsentation und Gestaltung <strong>der</strong> Erzeugnisse,<br />
Anwendung innovativer Techniken, Erhöhung <strong>der</strong> Verarbeitungstiefe, Verbesserung und Überwachung von Hygiene<br />
und Qualität, Sicherung bestehen<strong>der</strong> bzw. Schaffung neuer Arbeitsplätze, Schutz <strong>der</strong> Umwelt. Geför<strong>der</strong>t werden Investitionen<br />
mit einem Zuschuss von 20 bis 25 Prozent. Kontakt: Landwirtschaftsministerium, Heinz Tiedemann, Tel. 0431/988-5169<br />
coop Setzt trend mit „unSer norden“<br />
WirtSchaftSland: Wie schwierig ist es, im hart um-<br />
kämpften lebensmitteleinzelhandel eine neue eigen-<br />
marke wie „unser norden“ zu etablieren? Welche Strate-<br />
gie verfolgt coop?<br />
Klaus Burger: Die Norddeutschen fühlen sich mit ihrer<br />
Region stark verbunden. Das war im Jahr 2005 für uns <strong>der</strong><br />
ausschlaggebende Grund, eine regionale Eigenmarke zu<br />
schaffen. Dabei steht „Unser Norden“ für das Land und<br />
die Leute im Norden und zeigt die Verbundenheit <strong>der</strong><br />
coop eG zu ihrer Heimat Schleswig-Holstein.<br />
Warum setzen Sie speziell auf regionale produkte und<br />
zulieferer vor ort?<br />
Burger: „Unser Norden“ ist auch ein Ausdruck für die Ver-<br />
bundenheit mit den Menschen in <strong>der</strong> Region – mit den<br />
Verbrauchern ebenso wie den Erzeugern. Für Verbraucher<br />
wird die Herkunft <strong>der</strong> Waren immer wichtiger. Mit unserer<br />
Regionalmarke erfüllen wir diesen Kundenwunsch und<br />
erhalten außerdem Arbeitsplätze bei traditionellen Produzenten<br />
in unserer Region.<br />
Wie stellen Sie die hohe Qualität <strong>der</strong> produkte sicher, mit<br />
<strong>der</strong> coop für die neue eigenmarke wirbt?<br />
Burger: Wir stellen scharfe Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an unsere<br />
Lieferanten. Dazu gehört, dass die Rohstoffe – soweit<br />
es eben geht – aus <strong>der</strong> norddeutschen Umgebung kom-<br />
Weitere Infos unter www.coop.de; www.unser-norden.de<br />
INTERVIEW<br />
Früh hat <strong>der</strong> Kieler Einzelhandelsriese coop<br />
den Trend erkannt und die Eigenmarke „Unser<br />
Norden“ aufgebaut, erklärt Klaus Burger, coop-<br />
Geschäftsführer für Einkauf und Vertrieb. 90<br />
Partner und Produzenten liefern exklusiv für<br />
SKY und plaza rund 500 verschiedene Produkte.<br />
Das Vertriebsgebiet reicht von Schleswig-<br />
Holstein und Hamburg bis Mecklenburg-Vorpommern<br />
bis zum nördlichen Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
und bis ins nördliche Brandenburg.<br />
Menschen identifizieren sich mit regionalen Lebensmitteln, sagt<br />
Klaus Burger, coop-Vorstand für Einkauf und Vertrieb. Foto: coop<br />
men, nur kurze <strong>Wege</strong> hinter sich haben und so frisch wie<br />
möglich verarbeitet werden. Alle Produkte werden im Sinne<br />
des Verbraucherschutzes und auf coop-Eigeninitiative<br />
regelmäßigen Kontrollen durch externe Institute wie <strong>der</strong><br />
ifta AG Berlin unterzogen. Hauptbestandteile <strong>der</strong> Prüfung<br />
sind <strong>der</strong> Erzeugungsprozess, die Prüfung <strong>der</strong> Rohstoffe<br />
und die Rückverfolgbarkeit. Darüber hinaus überprüft<br />
die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG seit 2007<br />
unser gesamtes Lebensmittelsortiment und prämiert diese<br />
als Zeichen für ihre Qualität mit DLG-Medaillen.<br />
Schleswig-holsteiner sollen ja beson<strong>der</strong>s heimatverbunden<br />
sein. Spüren Sie die emotionale dimension auch bei<br />
den kundenreaktionen?<br />
Burger: Wir haben mit „Unser Norden“ eine Markenbekanntheit<br />
von 60 Prozent erreicht. Die Marke ist nicht nur<br />
bei Einheimischen beliebt, son<strong>der</strong>n wird auch gerne von<br />
Urlaubern gekauft, die sich gerade die Non-Food-Artikel<br />
als Souvenir mit nach Hause nehmen.<br />
Welche neuerungen für die eigenmarke planen Sie 2010?<br />
Burger: Mit dem neu entwickelten Konzept <strong>der</strong> Landbäckereien<br />
von „Unser Norden“ versuchen wir, stärker ins<br />
Bäckereifilialengeschäft vorzustoßen. Bisher haben wir<br />
erfolgreich sechs Landbäckereien etabliert. In diesem Jahr<br />
sind Eröffnungen weiterer Filialen geplant.<br />
12 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 13
Schwerpunkt | Ernährung<br />
ZWEI ErFolgSgEScHIcHTEN<br />
Wagner – Trüffelmacher<br />
von <strong>der</strong> Nordsee<br />
Ein Leben mit und für Pralinen: Reinhard Wagner<br />
Foto: Welding<br />
Die Deutschen lassen sich trotz Krise das Naschen<br />
nicht vermiesen: Wagner, <strong>der</strong> gediegenste Pralinen-<br />
Hersteller Schleswig-Holsteins, muss sich ständig<br />
neue Kreationen einfallen lassen, um den Appetit <strong>der</strong><br />
Genießer zu stillen.<br />
Weil die Kunden <strong>der</strong> Confiserie aus Brunsbüttel die<br />
Weinbrandtrüffel „Nordsee“, die Knusperpyramiden<br />
aus Mandel-Sahne-Nougat und die Marzipan-Walnuss-<br />
Röllchen möglichst frisch genießen sollten, lautet ein<br />
Erfolgscredo <strong>der</strong> Firma: „Wir fertigen und liefern direkt<br />
auf Bestellung – ohne die Ware zu lagern“, betonen Jörg<br />
und Reinhard Wagner, die das Familienunternehmen in<br />
vierter Generation führen. 160 Mitarbeiter stellen die<br />
Pralinen per Hand her. Und neben Zutaten wie Kakao<br />
und Nüssen aus fernen Län<strong>der</strong>n verwenden sie nur Produkte<br />
aus <strong>der</strong> Region. „Glückliche Kühe gibt es nicht nur<br />
in den Alpen, son<strong>der</strong>n auch auf den sattgrünen Weiden<br />
in Schleswig-Holstein. Deshalb kommen frische Sahne<br />
und feine Butter ohne Umwege direkt aus <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
zu uns“, sagt Jörg Wagner.<br />
Nicht <strong>der</strong> Massengeschmack ist es, auf den es die 1891<br />
gegründete Manufaktur abgesehen hat: Feinkostgeschäfte,<br />
gut sortierte Supermärkte, aber auch verschiedene<br />
Traumschiffe führen die Spezialitäten. Namhafte<br />
Unternehmen bestellen Pralinenschachteln für den<br />
beson<strong>der</strong>en Anlass. Auch eigene Praliné-Linien für renommierte<br />
deutsche und europäische Marken produzieren<br />
die Brunsbütteler Confiseure. Aber wie genießen<br />
die Wagners eigentlich selbst ihre sahnigen Verführer?<br />
„Zurücklehnen und zerschmelzen lassen.“ (wel)<br />
Harry – großer Bäcker<br />
für die Region<br />
Ofenfrische Brote am laufenden Band liefert Harry.<br />
Foto: Welding<br />
„Frisch wie Harry“ lautet das Motto <strong>der</strong> größten Bäckerei<br />
Norddeutschlands. Das können die Schenefel<strong>der</strong> nur, weil<br />
sie mit <strong>der</strong> Region eng verbunden sind. Das Unternehmen<br />
beschäftigt heute 3.450 Mitarbeiter. Trotz <strong>der</strong> enormen<br />
Unternehmensgröße schreibt Harry das Handwerk noch<br />
immer groß. „Wir backen ausschließlich mit Natursauerteig,<br />
<strong>der</strong> mehrstufig geführt wird, und verwenden we<strong>der</strong><br />
Backmischungen noch Konservierungsstoffe, gentechnisch<br />
verän<strong>der</strong>te Zutaten o<strong>der</strong> gehärtete Fette. Alle Rezepturbestandteile<br />
sind auf <strong>der</strong> Verpackung deklariert“,<br />
sagt Geschäftsführer Hans-Jochen Holthausen, Harry-Familienmitglied<br />
in <strong>der</strong> 10. Generation. Die Renner bei den<br />
Kunden sind „Das volle Korn“ und das Roggenmischbrot<br />
„1688“. „Mit unserem Sammy’s-Super-Sandwich haben<br />
wir außerdem eine amerikanische Brotlegende etabliert.“<br />
Wer täglich über 9.300 Geschäfte beliefert und 650 Millionen<br />
Euro umsetzt (2009), muss Top-Technik und eine<br />
ausgefeilte Logistik nutzen: Möglich machen es computergesteuerte<br />
Produktions- und Verpackungsanlagen. Pro<br />
Stunde werden rund 10.000 Packungen Brot auf den bis zu<br />
60 Meter langen Öfen gebacken. Der Produktionsbetrieb<br />
in Schenefeld ist einer von neun Harry-Großbäckereien<br />
in Deutschland. Von hier aus wird <strong>der</strong> Einzelhandel in<br />
Schleswig-Holstein täglich mit 250 Tonnen Backwaren<br />
versorgt, darunter auch die coop-Geschäfte mit <strong>der</strong> Regionalmarke<br />
„Unser Norden“. Etwas rustikaler ging’s noch in<br />
<strong>der</strong> kleinen Backstube von Firmengrün<strong>der</strong> Johan Hinrich<br />
Harry zu, als er 1688 in Altona seinen Meisterbrief erhielt.<br />
Noch heute gilt sein Versprechen, sich „auf alle Zeit“ streng<br />
an die Regeln <strong>der</strong> Bäcker-Innung zu halten. (wel)<br />
Weitere Infos unter www.wagner-pralinen.de Weitere Infos unter www.harry-brot.de<br />
14 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 15
News<br />
FoRScHUNg<br />
E.ON Hanse unterstützt „Jugend forscht” im Norden<br />
Junge Forscher tüfteln an ihrem selbst konstruierten Windrad. Foto: Stiftung Jugend forscht e. V.<br />
Der Energiedienstleister E.ON Hanse engagiert sich bei<br />
„Jugend forscht“, Deutschlands wichtigstem Wettbewerb<br />
für die Wissenschaftler für morgen. Beim Regionalwettbewerb<br />
Schleswig-Holstein Nord in Rendsburg<br />
war das Unternehmen nicht nur Gastgeber, son<strong>der</strong>n<br />
stiftete auch die Preisgel<strong>der</strong> für die Gewinner. „Als regionaler<br />
Energiedienstleister unterstützen wir gern junge<br />
Leute mit Köpfchen aus unserer Region“, sagte dazu<br />
Hans-Jakob Tiessen, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> E.ON<br />
Hanse AG. Für den Personalvorstand des Energieversorgers,<br />
Udo Bottlän<strong>der</strong>, bedeutet die Unterstützung des<br />
Wettbewerbs auch eine Investition in die Zukunft: „Die<br />
Teilnehmer von heute sind die Macher unserer Gesellschaft<br />
von morgen“, erklärte er. „Der Wettbewerb ist ein<br />
wirkungsvolles Instrument, junge Leute für technische<br />
Themen zu begeistern und so dem drohenden Fach-<br />
www.eon-hanse.com<br />
kräftemangel entgegenzuwirken.“ In Rendsburg erfüllten<br />
die 77 Nachwuchsforscher auch alle in sie gesetzten<br />
Hoffnungen und traten mit kreativen Projekten an, wie<br />
einem Wind- und Wasserkraftgenerator zum Mitnehmen<br />
o<strong>der</strong> einem motorisierten Einkaufstrolley mit elektronischer<br />
Einkaufsliste. Der Regionalwettbewerb ist nur die<br />
erste von drei Stufen: Die Gewinner aus Rendsburg erhielten<br />
neben dem Geldpreis auch die Möglichkeit, ihre<br />
Erfindungen und Ideen beim Landeswettbewerb in Kiel<br />
zu präsentieren. Dort können sich die Teilnehmer für<br />
das Bundesfinale 2010 in Essen qualifizieren. „Jugend<br />
forscht“ ist ein bundesweiter Nachwuchswettbewerb,<br />
<strong>der</strong> sich an alle Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren<br />
richtet. 2010 erlebt <strong>der</strong> Wettbewerb bereits seine 45. Auflage.<br />
Für Schüler ab <strong>der</strong> vierten Klasse bis 14 Jahre gibt es<br />
die Sparte „Schüler experimentieren“. (jr)<br />
KoNJUNKTUR<br />
Schleswig-Holstein: 2. Platz bei Wirtschaftswachstum<br />
Schleswig-Holstein hat die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 als zweitbestes Bundesland überwunden. Nach Erhebungen<br />
des Statistischen Bundesamtes landete <strong>der</strong> hohe Norden nach Berlin auf Platz zwei. Während im Bundesdurchschnitt das<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5 Prozent zurückgegangen ist, verlor das BIP in Schleswig-Holstein lediglich 1,9 Prozent.<br />
„Der Mittelstand hat sich erneut als robuster Krisenpuffer bewährt“, lobte Wirtschaftsminister Jost de Jager. Beson<strong>der</strong>s<br />
hart von <strong>der</strong> Krise getroffene Branchen wie <strong>der</strong> Automobilbau o<strong>der</strong> die Stahlproduktion seien in Schleswig-Holstein kaum<br />
vorhanden. Das vergangene Jahr habe zwar insgesamt keinen Grund zum Jubeln geliefert. „Dennoch haben die Unternehmen<br />
gezeigt, dass sie in Krisenzeiten besonnen reagieren und sich flexibel auf schwierige Situationen einstellen.“ Den<br />
zunehmenden Aufwind <strong>der</strong> Konjunktur will <strong>der</strong> Minister mit einer Mittelstandsoffensive stützen: „Wir werden die für den<br />
Mittelstand wichtigen Themen wie Finanzierung und Fachkräfteversorgung weiter ausbauen und verbessern“, versprach<br />
de Jager. Vor <strong>der</strong> Sommerpause will die Landesregierung die Mittelstandsoffensive offiziell vorstellen. (wel)<br />
www.wirtschaft.schleswig-holstein.de<br />
aUSSTELLUNg<br />
NORD ART 2010<br />
startet am 12. Juni<br />
Sie ist die größte jährliche Kunstausstellung<br />
in Nordeuropa und holt jedes<br />
Jahr Kunst von internationalem<br />
Format nach Büdelsdorf/Rendsburg:<br />
die NORD ART. Die gemeinnützige<br />
Initiative <strong>der</strong> ACO-Gruppe und <strong>der</strong><br />
Städte Büdelsdorf und Rendsburg<br />
findet vom 12. Juni bis zum 3. Oktober<br />
im Kunst- und Kulturforum<br />
„Kunst in <strong>der</strong> Carlshütte“ (KiC) in<br />
Büdelsdorf statt. Gezeigt werden<br />
neue Arbeiten von mehr als 200 nationalen<br />
und internationalen Künstlern<br />
aus den Bereichen Malerei, Grafik,<br />
Foto, Video, Bildhauerei, Objekt<br />
und Installation. Die Ausstellungsfläche<br />
umfasst die 20.000 qm große<br />
Carlshütte, die ACO-Wagenremise,<br />
das Gartenhaus sowie das 60.000 qm<br />
große Parkgelände. Auch öffentliche<br />
Plätze in Büdelsdorf und Rendsburg<br />
werden einbezogen. Für die NORD<br />
ART 2010 wurden Arbeiten von 1.327<br />
Künstlern aus 81 Län<strong>der</strong>n eingereicht.<br />
Schwerpunktlän<strong>der</strong> bei den<br />
Bewerbungen sind Osteuropa, China<br />
und Lateinamerika. (mif)<br />
www.nordart.de<br />
SyMPoSIUM<br />
Denkfabrik des Nordens tagt in Istanbul<br />
Die schleswig-holsteinische Denkfabrik Global Economic Symposium<br />
(GES) tagt erstmals im Ausland. Istanbul, die aufstrebende Metropole<br />
<strong>der</strong> Türkei, ist am 28. und 29. September Schauplatz <strong>der</strong> Konferenz.<br />
Rund 350 Top-Experten tauschen sich über das Thema „Zukunftsfähigkeit<br />
erreichen im Angesicht von Systemrisiken“ aus. Klimawandel und<br />
globale Finanzkrise hätten die Probleme des Systems verdeutlicht, die<br />
die Regierungen einzelner Län<strong>der</strong> nicht mehr auf eigene Faust bewältigen<br />
könnten, heißt es in <strong>der</strong> Ankündigung. Zu den Risiken zählten<br />
neben Börsenkrächen und Klimakatastrophen auch die Kosten von<br />
Bildung und Überalterung, zunehmende Knappheit von Nahrungsmitteln<br />
und Wasser sowie globale Wechselwirkungen bei Wachstum, Beschäftigung<br />
und Sicherheit. Das Symposium geht unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />
Frage nach, welche Möglichkeiten <strong>der</strong> globalen Zusammenarbeit wirklich<br />
nachhaltig sind. Das GES soll künftig abwechselnd im Norden und<br />
in großen Wirtschaftszentren Europas tagen. Ausrichter sind das Kieler<br />
Institut für Weltwirtschaft, das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium<br />
und die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.<br />
Gastgeber ist dieses Jahr die türkische Zentralbank.(jr)<br />
www.global-economic-symposium.org/ges-2010<br />
16 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 17<br />
Foto: fotolia.com
News<br />
18<br />
ToURISMUS<br />
Haithabu: neue Ausstellung<br />
Spätestens seit <strong>der</strong> Verfilmung des Zeichentrick-Klassikers „Wickie“<br />
liegen Wikinger bei Touristen stark im Trend. Wie die Nordmänner vor<br />
rund 1.000 Jahren wirklich gelebt haben, lässt sich lebensecht im Wikinger<br />
Museum Haithabu nahe Schleswig erfahren. Ende März eröffnete<br />
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU)<br />
die mo<strong>der</strong>nisierte Ausstellung. Rund 3.000 Fundstücke veranschaulichen,<br />
wie <strong>der</strong> Alltag <strong>der</strong> Wikinger im frühen Mittelalter aussah. Haithabu<br />
war einst eine <strong>der</strong> bedeutendsten Siedlungen Nordeuropas, hier an<br />
<strong>der</strong> Schlei liefen wichtige Fernhandelswege zusammen. Eine Attraktion<br />
<strong>der</strong> neuen Ausstellung ist die Nachstellung des frühmittelalterlichen<br />
Hafenlebens. Sieben Monate lang wurde das Museum für rund 2,1 Millionen<br />
Euro neu gestaltet. Die erfor<strong>der</strong>lichen Mittel stellten das Land<br />
Schleswig-Holstein und die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen<br />
Schloss Gottorf zur Verfügung. Mit mehr als vier Millionen<br />
Besuchern ist das Wikinger Museum Haithabu eine <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />
Kultureinrichtungen im Norden Deutschlands. (jr)<br />
www.schloss-gottorf.de/wmh<br />
INNovaTIoN<br />
Studenten konstruieren rasantes E-Quad<br />
Die Fachhochschule Kiel entwickelt sich zu einer Konstrukteursschmiede<br />
innovativer Rennwagen: Im März zeigten 25 Mechatronik- und Energietechnik-Studenten,<br />
dass sie dem Elektro-Boom neue Impulse geben können. Die<br />
erste Probefahrt des Renn-Quads mit E-Antrieb in Eigenbau war Rennfahrer<br />
Bert von Zitzewitz vorbehalten. Der Vize-Weltmeister und Trainer <strong>der</strong> Deutschen<br />
Enduro-Mannschaft gab vor dem Hörsaalgebäude richtig „Strom“.<br />
Rekordverdächtige 240 Newtonmeter Drehmoment katapultierten die orangefarbene<br />
Konstruktion in drei Sekunden auf Tempo 50. Das Quad hatte <strong>der</strong><br />
Ostholsteiner Zitzewitz zur Verfügung gestellt, doch vom Ursprungsgefährt<br />
blieb nicht viel übrig: Material im Wert von 40.000 Euro verbauten die Kommilitonen<br />
mit Hilfe ihrer Professoren. Nach Praxistests auf <strong>der</strong> Rennstrecke<br />
will das Kompetenzzentrum für Elektromobilität Schleswig-Holstein an <strong>der</strong><br />
FH Kiel jetzt auf <strong>der</strong> studentischen Meisterleistung aufbauen. (wel)<br />
www.fh-kiel.de<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
MESSE<br />
Neue Energie<br />
Gleich mehrere Rekorde stellte die<br />
Messe new energy husum im März<br />
auf. Die Husumer Messe etabliert<br />
sich erneut als besucherstärkste<br />
Leistungsschau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />
Energien in Deutschland: 250 Aussteller<br />
aus 14 Län<strong>der</strong>n und 17.000<br />
Besucher aus 30 Nationen setzten<br />
neue Bestmarken für die 6. new<br />
energy. Dabei galt das Hauptinteresse<br />
<strong>der</strong> Besucher in diesem Jahr<br />
innovativen, kleinen Windturbinen.<br />
Auch die neuesten Trends bei<br />
den Elektroautos sowie bei <strong>der</strong> Solarenergie<br />
standen beim Publikum<br />
hoch im Kurs. (wel)<br />
www.new-energy.de<br />
Probesitzen auf dem Renn-Quad mit Elektroantrieb:<br />
Paris-Dakar-Sieger Bert von Zitzewitz (l.)<br />
präsentierte die Eigenkonstruktion mit Kieler Studenten.<br />
Foto: Welding<br />
KREDITvERSoRgUNg<br />
För<strong>der</strong>banken helfen Firmen<br />
Kleine und mittlere Unternehmen<br />
sollen ab sofort schneller mit Krediten<br />
versorgt werden. Gesunde<br />
Firmen, die durch die Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise in Engpässe geraten,<br />
bekommen mit <strong>der</strong> neuen „SH-<br />
Finanzierungsinitiative für Stabilität<br />
und Wachstum“ <strong>der</strong> Landes-För<strong>der</strong>banken<br />
innerhalb von 20 Tagen eine<br />
För<strong>der</strong>zusage. Wirtschaftsminister<br />
Jost de Jager stellte das Programm im<br />
Rahmen <strong>der</strong> Mittelstandsoffensive<br />
jetzt gemeinsam mit Investitionsbank<br />
(IB), Bürgschaftsbank (BB) und<br />
Mittelständischer Beteiligungsgesellschaft<br />
(MBG) <strong>der</strong> Öffentlichkeit vor.<br />
Für die Firmen bleiben die Hausbanken<br />
die Ansprechpartner. Neu ist,<br />
dass zwei Finanzierungskoordinatoren<br />
für den reibungslosen Ablauf des<br />
Genehmigungsverfahrens sorgen.<br />
„Durch vereinheitliche Verfahren<br />
machen wir die Genehmigungswege<br />
schlanker und schneller“, erläuterte<br />
<strong>der</strong> Minister und kündigte an,<br />
noch in diesem Jahr das erfolgreiche<br />
För<strong>der</strong>programm „Kapital für Handwerk“<br />
auch auf das Gewerbe und den<br />
Handel auszudehnen. (wel)<br />
Wirtschaftsminister Jost de Jager<br />
Foto: WiMi<br />
WISSENScHaFT<br />
Wirtschaftswissenschaft<br />
gratis im Netz<br />
Viele Veröffentlichungen <strong>der</strong> führenden<br />
europäischen Wirtschaftsforschungseinrichtungen<br />
stehen im Internet<br />
jetzt gebündelt und gratis zur<br />
Verfügung. Das neue Open-Access-<br />
Portal für die Wirtschaftswissenschaften<br />
„Economists Online“ stellt sowohl<br />
Zeitschriftenartikel, Arbeitspapiere,<br />
Konferenzschriften, Monographien<br />
als auch ein integriertes Angebot an<br />
Forschungsprimärdaten von weltweit<br />
über 500 Wissenschaftlern bereit. Unter<br />
den insgesamt 22 europäischen<br />
Partnereinrichtungen sind viele renommierte<br />
Institutionen vertreten,<br />
u. a. die London School of Economics<br />
and Political Science und das Kieler<br />
Institut für Weltwirtschaft. (jr)<br />
www.ib-sh.de/sh-finanzierungsinitiative www.economistsonline.org<br />
Anzeige
Reportage<br />
BeleuchtungSdeSign made<br />
in rellingen<br />
Tobias Grau GmbH<br />
Der H-förmige Bau mit den gewölbten Seitenwänden aus Alu und Glas sorgt auch zwölf<br />
Jahre nach seiner Entstehung noch für Aufsehen im Rellinger Gewerbegebiet. Hadi Teherani<br />
entwarf das Gebäude, das seit 1998 Firmensitz <strong>der</strong> Tobias Grau GmbH ist. Der renommierte<br />
Designer für Büro- und Wohnraumleuchten zog ins Hamburger Umland, als es seiner aufstrebenden<br />
Firma in <strong>der</strong> Hansestadt zu eng wurde.<br />
Fieberhafte Stille herrscht in dem futuristischen Bürogebäude<br />
im Rellinger Gewerbegebiet. Telefonate werden<br />
so leise wie möglich geführt und auch untereinan<strong>der</strong><br />
sprechen die Kollegen mit sachter Stimme. Sisalteppiche<br />
dämpfen jeden Schritt, die wenigen Türen öffnen und<br />
schließen sich lautlos. Kurz vor <strong>der</strong> Lichtmesse „Light +<br />
Building 2010“ in Frankfurt warten alle gespannt auf die<br />
ersten Prototypen und gehen die neuen Modelle ein ums<br />
an<strong>der</strong>e Mal durch. An einem Tisch verkabeln Designer<br />
halbrunde Kunststoffschalen. Gegenüber überträgt ein<br />
Grafiker eine Filzstiftskizze in sein Computerprogramm.<br />
Die farbige Zeichnung stammt von Tobias Grau, einem <strong>der</strong><br />
gefragtesten deutschen Leuchtendesigner. Sein gläsernes<br />
Büro liegt als kreative Keimzelle im Zentrum <strong>der</strong> luftigen<br />
Etage. So ist er mittendrin – und doch ungestört. Denn die<br />
Inspiration kommt, wann es ihr gefällt.<br />
Angesichts <strong>der</strong> vielen organischen Leuchtenformen, etwa<br />
<strong>der</strong> mit dem red dot award ausgezeichneten Tropfen-Kaskade<br />
„Falling“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> kugelförmigen „Falling in Love“,<br />
möchte man meinen, Tobias Graus Ideen entstammen<br />
<strong>der</strong> Natur. „Das mag schon sein“, bestätigt seine Ehefrau<br />
Franziska, Geschäftsführerin <strong>der</strong> Tobias Grau GmbH.<br />
„Aber genauso regt ihn die Mode an. O<strong>der</strong> ein Theaterstück.<br />
O<strong>der</strong> ein Autodesign.“ Bedeutsam für jeden Entstehungsprozess<br />
sei die Technik. „Auch die hat natürlich<br />
Einfluss auf die Form“, weiß Franziska Grau. „Welche<br />
Lichtausbeute ist möglich, welche Entblendung und welche<br />
Lichtfarbe“, lauten Fragen, die den Entstehungsprozess<br />
eines neuen Modells begleiten. „Immer wichtiger<br />
werden auch ökologische Aspekte.“<br />
Die Einführung <strong>der</strong> LED bedeutete darum einen Quantensprung<br />
für Tobias Graus Design. Die von Tobias Grau eingesetzten<br />
Leuchtdioden strahlen angenehm warmweißes<br />
Licht ab und halten bis zu 100.000 Stunden. Obendrein<br />
sparen sie Energie: „Falling in Love“ verbraucht nur acht<br />
Watt und leuchtet so hell wie eine herkömmliche 30-Watt-<br />
Birne. Zunächst schuf Grau für das neue Leuchtmittel vor<br />
allem mo<strong>der</strong>ne Außenhüllen. Doch auf <strong>der</strong> „Light + Building“<br />
präsentiert die Firma neben vielen an<strong>der</strong>en neuen<br />
Produkten auch eine klassische Schirmleuchte mit LED-<br />
Innenleben. Mit <strong>der</strong> Form beschäftigt sich <strong>der</strong> Designer bereits<br />
seit 2006. 2008 entstand die Idee für den zylindrischen<br />
„Falling in Love” heißt eine <strong>der</strong> neuesten Erfindungen von Tobias<br />
Grau. Der Rellinger Leuchtendesigner führt sein Unternehmen gemeinsam<br />
mit Ehefrau Franziska. Fotos: Tobias Grau GmbH<br />
Schirm auf dem schlichten Alu-Dreibein. Schließlich half<br />
ihm Ehefrau Franziska bei <strong>der</strong> Entscheidung. Und so feierte<br />
eine erste Version mit Hochvolt-Halogen-Birne ihr Debüt<br />
2009 auf <strong>der</strong> zweiten wichtigen Messe, <strong>der</strong> „Euroluce“ in<br />
Mailand. Seit diesem Jahr ist „Money“ reif für den Markt –<br />
versehen mit sieben LEDs und einem Gummiknopf als<br />
Dimmer. „So lange dauert es nicht immer, bis ein neues<br />
Modell fertig ist. Aber ein Jahr muss man mindestens rechnen“,<br />
erklärt Prokuristin Kathrin Schmidtke.<br />
Seine erste Kollektion stellte Grau 1987 auf <strong>der</strong> Möbelmesse<br />
in Köln vor. Schnell machte sich <strong>der</strong> Hamburger mit seinen<br />
puristischen Entwürfen einen Namen in <strong>der</strong> Branche.<br />
1990 sorgte seine Zugpendelleuchte „Tai“ aus zwei ovalen<br />
Formen für ein kräftiges Plus an Bekanntheit. In <strong>der</strong> Altonaer<br />
Fabriketage wurde es für die wachsende Firma bald zu<br />
eng, so dass das Ehepaar Grau in einem privat ausgeschriebenen<br />
Wettbewerb um Ideen für einen Neubau bat. „Der<br />
Entwurf von Bothe Richter Teherani war einfach <strong>der</strong> beste“,<br />
sagt Franziska Grau. Die zweigeschossigen, rohrförmigen<br />
Gebäudeteile sind wie ein „H“ angeordnet und werden<br />
wie große Hallen von elf Holzleimbin<strong>der</strong>n gehalten. Glas<br />
und Aluminium bilden die Außenhaut, innen dominieren<br />
Naturmaterialien. Die wenigen Innenwände sind aus<br />
Glas, sämtliche Möbel hat <strong>der</strong> Inhaber so entworfen, dass<br />
sie den Blick ebenfalls nicht verstellen. Und wo die Sonne<br />
nicht ausreicht, sorgen Graus Leuchten für angenehmes<br />
Licht. Das Ensemble könnte eine <strong>der</strong> besten Referenzen<br />
<strong>der</strong> Firma sein – wären da nicht renommierte Objekte wie<br />
Yamaha in Rellingen, Repower in Osterrönfeld, das sh:z-<br />
Druckzentrum in Büddelsdorf, die IHK in Kiel o<strong>der</strong> das<br />
Hotel Vier Jahreszeiten in Travemünde, für die Grau das<br />
Beleuchtungsdesign entwickelte. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Astra-Turm in<br />
Hamburg, für dessen 18. Etage <strong>der</strong> Designer die gesamte<br />
innenarchitektonische Gestaltung verantwortet. (mn)<br />
Tobias grau gmbH<br />
¢ gegründet: 1984<br />
¢ Branche: Leuchten- und Interior-Design<br />
¢ geschäftsführer: Tobias Grau, Franziska Grau<br />
¢ Mitarbeiter: 120<br />
¢ Firmensitz: Rellingen, Siemensstraße 35b<br />
¢ Kontakt: Telefon 04101/3700,<br />
E-Mail info@tobias-grau.com<br />
¢ Internet: www.tobias-grau.com<br />
Wirtschaftsland 02.2010 21
Unternehmen SH<br />
Student Tim Eckhorst hat ein Comic über das Darmleiden Morbus Crohn entworfen und ließ darin die Erkrankten selbst zu Wort kommen (oben). Auf Großflächenplakaten<br />
(unten) machen weitere Studierende <strong>der</strong> Muthesius Kunsthochschule auf chronische Entzündungskrankheiten wie Asthma und Neuro<strong>der</strong>mitis aufmerksam. Foto: Oeser<br />
CLP_haut_antiallergen_RZ.indd 1 21.01.2010 9:09:27 Uhr<br />
kunSt trifft krankheit<br />
Exzellenzcluster und Design-Studenten machen auf<br />
chronische Entzündungskrankheiten aufmerksam<br />
Millionen Bundesbürger leiden daran, <strong>der</strong> Rest weiß kaum etwas darüber: Chronische Entzündungskrankheiten<br />
werden noch immer gewaltig unterschätzt. Bei Asthma, Neuro<strong>der</strong>mitis<br />
o<strong>der</strong> Morbus Crohn sind bestimmte Teile des Körpers, etwa Lunge, Haut o<strong>der</strong> Darm, ständig<br />
entzündet. Heilung ist noch nicht möglich. Zwei Aushängeschil<strong>der</strong> Schleswig-Holsteins<br />
arbeiten nun gemeinsam daran, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen: <strong>der</strong> Exzellenzcluster<br />
Entzündungsforschung und die Muthesius Kunsthochschule, beide in Kiel.<br />
„Zu Beginn habe ich mir schon die Frage gestellt, ob sich<br />
junge Kunst- und Kommunikationsdesign-Studierende<br />
mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen befassen<br />
wollen“, bekennt Silke Juchter. Sie ist Professorin für Konzeption<br />
und Entwurf an <strong>der</strong> Muthesius Kunsthochschule.<br />
Wie ihre Studenten darauf reagieren würden, eine Kampagne<br />
für den Exzellenzcluster Entzündungsforschung zu<br />
entwickeln, konnte Juchter zu Beginn nicht abschätzen.<br />
Doch schnell wurde klar: Die Studierenden hatten großes<br />
Interesse an dem Thema. Die Idee zu <strong>der</strong> ungewöhnlichen<br />
Zusammenarbeit hatte das Team des Exzellenzclusters<br />
um den Molekularbiologen Prof. Stefan Schreiber. „Wir<br />
müssen versuchen, unsere Forschungen auch an die Menschen<br />
zu vermitteln, die die Steuern zahlen“, erklärt <strong>der</strong><br />
Chef des Clusters seine Motivation. „Dazu müssen wir in<br />
einfachen Worten erzählen, was wir gemacht haben.“<br />
Der Exzellenzcluster erforscht die Funktionen von sogenannten<br />
menschlichen Barrieren. Zu diesen Barrieren<br />
gehören zum Beispiel die Haut o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Darm. Sie sorgen<br />
dafür, dass Bakterien, Viren und Pilze nicht in den Körper<br />
gelangen und wenn doch, keinen Schaden anrichten.<br />
„Normalerweise funktioniert diese Barriere ziemlich perfekt<br />
auf magische Weise“, sagt Prof. Schreiber. Doch nicht<br />
immer: Bei chronischen Entzündungskrankheiten wie<br />
Morbus Crohn o<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis ist dieser natürliche<br />
Schutzmechanismus gestört. Der Körper greift gesundes<br />
Gewebe an, das sich dann ständig entzündet. Für die<br />
Betroffenen bedeutet das oft ein Leben in Schmerz und<br />
Isolation. Millionen sind allein in Deutschland betroffen –<br />
von Asthma, Schuppenflechte, Morbus Crohn, Multipler<br />
Sklerose, Parkinson o<strong>der</strong> Zahnfleischentzündung.<br />
Das ist ein wichtiges Thema, denn Barriere-Erkrankungen<br />
bedeuten deutlich mehr, das haben die Forscher des Clus-<br />
ters herausgefunden.„Wir haben entdeckt, dass auch an<strong>der</strong>e<br />
Krankheiten ausgelöst werden, wenn Haut und Darm<br />
den menschlichen Körper nicht mehr ausreichend schützen<br />
und Krankheitserreger die Barrieren durchbrechen.“<br />
Entzündungen können sogar Kreislauferkrankungen und<br />
Herzinfarkte auslösen. Die Zahl <strong>der</strong> Erkrankungen stieg in<br />
den letzten Jahren deutlich an, deshalb wird auch Aufklärung<br />
immer wichtiger. „Viele Leute können wir mit unseren<br />
Themen nicht erreichen, weil es sie nicht interessiert –<br />
o<strong>der</strong> sie es nicht verstehen“, weiß <strong>der</strong> Fachmann. Denn:<br />
„Forschung wird normalerweise immer übersetzt, indem<br />
ein Wissenschaftssystem in Worten erklärt wird.“ Bei so<br />
komplexen Zusammenhängen sind dann schnell Grenzen<br />
<strong>der</strong> Aufnahmefähigkeit o<strong>der</strong> Aufmerksamkeit erreicht.<br />
Deshalb beschreitet <strong>der</strong> Cluster neue <strong>Wege</strong>, wenn es um<br />
Vermittlung von Forschungsinhalten geht: Er bedient sich<br />
<strong>der</strong> Kunst.<br />
„Wir können alle ein Kunstwerk ansehen, können direkt<br />
diese Erfahrungen an uns heranlassen, auch ohne dass wir<br />
dazu erst einen Kurs machen o<strong>der</strong> komplizierte Grundlagen<br />
verstehen müssen“, erklärt Schreiber. „Wenn man<br />
Kunst nutzen will, um Forschung zu vermitteln, dann haben<br />
alle Menschen die Möglichkeit, Forschung zu erfahren.<br />
Egal welchen Bildungsstand sie haben – alle können<br />
es sehen und verstehen. Für mich ist das die ultimative<br />
Demokratisierung von Forschungsinhalten. Es ist das<br />
erste Mal, dass sich eine Kunsthochschule auch in diesen<br />
Bereich gewagt hat.“ Das Wissenschaftssystem wird von<br />
Künstlern erklärt, nicht von Experten, und zwar in Bil<strong>der</strong>n,<br />
nicht in Worten. „Das wirkt auf jeden.“<br />
Dass das Projekt so erfolgreich umgesetzt werden konnte,<br />
lag nicht zuletzt an <strong>der</strong> Unterstützung durch den Cluster.<br />
Wirtschaftsland 02.2010 23
24<br />
Unternehmen SH<br />
„Die Studierenden haben sich in den Kliniken über aktuelle<br />
Forschungen informiert o<strong>der</strong> mit Betroffenen gesprochen.<br />
Einige konnten sich sogar eine Darmspiegelung ansehen“,<br />
erzählt Professorin Juchter. „Im Nachhinein kann<br />
man sagen: Das war <strong>der</strong> Schlüssel zum Erfolg. Dass die<br />
Studierenden ein zunächst abstraktes und fremdes Thema<br />
in <strong>der</strong> Tiefe mit Wissenschaftlern und Forschern ergründen<br />
konnten, daraus entstand Wissen und Motivation.“<br />
In zwei Semestern sind professionelle Werke gewachsen,<br />
die eine Brücke zwischen Wissenschaft, Kunst und Kommunikation<br />
schlagen. Ein Kunstwerk, das öffentliche Aufmerksamkeit<br />
erregt, ist ein riesiger Comic des Muthesius-<br />
Studenten Tim Eckhorst an einer Kieler Hauswand. Er<br />
hat sich mit Morbus Crohn beschäftigt. „Am Anfang habe<br />
ich mich ein bisschen schwer getan, weil ich Angst hatte,<br />
dass ich etwas kommentiere, von dem ich gar keine Ahnung<br />
habe“, sagt <strong>der</strong> Student. Schließlich entwickelte er<br />
die Idee, im Comic die Erkrankten selbst zu Wort kommen<br />
zu lassen: „Ich wollte mir nicht irgendetwas ausdenken,<br />
son<strong>der</strong>n habe reale Kommentare von Morbus-Crohn-Patienten<br />
genommen.“ An die Wand kam er allerdings nur<br />
zufällig: „Mein Vermieter hat mir das Gebäude zur Verfügung<br />
gestellt. Für ihn ist es Graffitti-Schutz.“ Denn auch<br />
Wandschmierer respektieren das Bild.<br />
Einen an<strong>der</strong>en Ansatz wählten die Kommunikationsdesign-Studentinnen<br />
Siv Dittrich und Alice Kuczminski.<br />
Sie rückten die medizinische Seite in den Mittelpunkt<br />
ihrer Arbeiten „Unser Ansatz ist, dass viele dieser Entzündungskrankheiten<br />
lebensgefährlich und nicht heilbar<br />
sind“, erklärt Siv Dittrich. „Das wissen viele nicht.“<br />
Da immer mehr junge Menschen von diesen lebensbedrohlichen<br />
Krankheiten betroffen sind, suchten die beiden<br />
Designerinnen nach einer Möglichkeit, Teenager<br />
gezielt anzusprechen.<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
„Wir dachten uns, dass wir sie mit Filmen, also mit Blockbustern,<br />
am besten erreichen, weil je<strong>der</strong> Jugendliche mit<br />
<strong>der</strong> Welt des Kinos und Internets vertraut ist und die Regeln<br />
dieser Welten kennt. Was dort stattfindet, wird überhaupt<br />
nicht in Frage gestellt. Da gibt es beispielsweise<br />
Mutationen und das wird auch nicht angezweifelt.“ Die<br />
Studentinnen haben dieses Wissen und dieses Verständnis<br />
ausgenutzt und Großflächenplakate entworfen, auf<br />
denen Krankheitssymptome in <strong>der</strong> Ästhetik eines Filmposters<br />
dargestellt sind. So wirken auf einmal die Eiterbläschen<br />
eines entzündeten Darms wie die Corona einer<br />
explodierenden Sonne in einem Science-Fiction-Film.<br />
Die Muthesius Kunsthochschule will auch in Zukunft völlig<br />
neue Ausdrucksformen finden. „Wir suchen eine visuelle<br />
Sprache für zukünftige Medizin. Eine visuelle Sprache für<br />
verschiedene Medien“, sagt Prof. Juchter. Die Kommunikation<br />
von Wissenschaftsinhalten wird wichtiger werden.<br />
Schon heute haben Entdeckungen aus Medizin, Physik und<br />
Chemie wachsenden Einfluss auf den Alltag, dabei werden<br />
die Inhalte immer komplexer und schwieriger zu verstehen.<br />
Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Menschen<br />
auch nachvollziehen können, was in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
passiert. Kunst könnte hier <strong>der</strong> Schlüssel sein.<br />
Die künstlerische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />
macht schwierige Themen allerdings nicht nur für<br />
Laien leichter verständlich. „Forscher werden zunehmend<br />
betriebsblind, wenn wir immer auf die gleiche Art und<br />
Weise unsere Inhalte vermitteln“, erklärt <strong>der</strong> Molekularbiologe<br />
Schreiber. „Wir sehen dann den Wald vor lauter<br />
Bäumen nicht mehr. Die wissenschaftlichen Krankheiten<br />
mit den Augen eines Künstlers zu sehen, ist ein Eye-Opener.<br />
Dies bringt neue Sichtweisen für die Wissenschaftler.“<br />
Zudem tue sich hier eine Marktlücke auf: „Die Visualisierung<br />
von Forschungsinhalten könnte ein neues Berufsfeld<br />
für Kunstanwendung werden“, sagt Prof. Schreiber. (jr)<br />
Professorin Juchter (vorne) und ihre Mitstreiter bei den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung in Berlin. Seit dem 20. April sind in den Berliner<br />
Ministergärten rund zwei Dutzend Exponate zu sehen. Foto: Oeser
Unternehmen SH<br />
26<br />
ginSeng deS nordenS<br />
Wie aus Grünkohl Gesundheit wird<br />
Bioaktive Substanzen in Obst und Gemüse wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus.<br />
Eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielt das Farbpigment Lutein: Es wird von den sensiblen Zellen <strong>der</strong><br />
Netzhaut aufgenommen. Eine zu geringe Konzentration gilt als Hauptursache für bestimmte<br />
altersbedingte Augenerkrankungen. Unterstützt von <strong>der</strong> Innovationsstiftung Schleswig-Holstein<br />
hat ein Mikrobiologe aus Bad Segeberg einen Lutein-Extrakt aus Grünkohl entwickelt,<br />
<strong>der</strong> frei von organischen Lösungsmittel ist.<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
Gehört zur Familie <strong>der</strong> Kreuzblütengewächse:<br />
Grünkohl. Foto: fotolia.com<br />
Der gelbe Fleck hat es in sich. Es<br />
ist <strong>der</strong> Bereich auf <strong>der</strong> Netzhaut<br />
des menschlichen Auges, in dem<br />
die größte Dichte an Sehzellen vorhanden<br />
ist. Dort findet man den<br />
Punkt des schärfsten Sehens und<br />
<strong>der</strong> höchsten Farbempfindlichkeit.<br />
In jungen Jahren ist mit dem gelben<br />
Fleck meist noch alles im grünen<br />
Bereich. Entsprechend gering ist die<br />
Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken.<br />
Das war bei Henning Vollert,<br />
Mikrobiologe aus Bad Segeberg, bis<br />
vor ein paar Jahren nicht an<strong>der</strong>s.<br />
Das än<strong>der</strong>te sich jedoch, als sein<br />
Vater an <strong>der</strong> so genannten Makuladegeneration<br />
erkrankte. Wie bei einer<br />
Kamera, die mehr und mehr an<br />
Auflösung verliert, kann im Alter die<br />
Sehkraft schwinden. Gerade Linien<br />
erscheinen zunehmend krumm,<br />
Buchstaben verschwimmen. Die<br />
altersbedingte Makuladegeneration<br />
ist die Hauptursache für eine Erblindung<br />
bei Menschen im Alter von<br />
über 50 Jahren in den Industriestaaten.<br />
„Mehr als zwei Millionen Menschen<br />
leiden allein in Deutschland<br />
daran“, sagt Vollert.<br />
Auf <strong>der</strong> Suche nach Möglichkeiten,<br />
<strong>der</strong> so genannten trockenen Form<br />
<strong>der</strong> Erkrankung vorzubeugen, analysierte<br />
Vollert Studien, die den Einfluss<br />
<strong>der</strong> Ernährung auf die Gesundheit<br />
<strong>der</strong> Augen untersuchten. Und<br />
er stieß auf einen Stoff, dem dabei<br />
offenbar eine zentrale Rolle zukommt:<br />
das Lutein. Lutein zählt zu<br />
den Carotinoiden, natürlichen Farbstoffen,<br />
die in Pflanzen als Radikalfänger<br />
wirken. Sie sind in <strong>der</strong> Lage,<br />
reaktive Sauerstoffverbindungen zu<br />
inaktivieren. Vermutlich hat Lutein<br />
die gleiche Aufgabe in <strong>der</strong> Netzhaut:<br />
Es dient als innere Sonnenbrille und<br />
schützt vor energiereichem Licht.<br />
„Interessanterweise nehmen die<br />
Sehsinneszellen zwar Lutein auf,<br />
an<strong>der</strong>e Carotinoide jedoch kaum<br />
o<strong>der</strong> gar nicht“, sagt Vollert. Die Luteinaufnahme<br />
sei so stark, dass das<br />
Zentrum <strong>der</strong> Netzhaut leicht gelb<br />
gefärbt ist, was dem gelben Fleck<br />
seinen Namen gab. In den USA zählen<br />
Lutein-Kapseln längst zu den<br />
Bestsellern unter den Nahrungsergänzungsmitteln.<br />
„Herkömmliche<br />
Präparate haben aber einen hohen<br />
Anteil organischer Lösungsmittel.<br />
Das ist toxikologisch bedenklich.“<br />
Während in den USA das Lutein<br />
meist aus <strong>der</strong> Studentenblume extrahiert<br />
wird, fand Vollert im Grünkohl<br />
ein Nahrungsmittel mit hoher<br />
Luteinkonzentration. Seine Idee,<br />
aus dem Kohl einen lösungsmittelfreien<br />
Extrakt zu gewinnen, stieß<br />
an <strong>der</strong> Uni Kiel auf großes Interesse.<br />
Vollert sprang ins kalte Wasser,<br />
er wechselte aus <strong>der</strong> Industrie ans<br />
Pharmazeutische Institut <strong>der</strong> Uni,<br />
um ein entsprechendes Verfahren<br />
zu entwickeln. Die Innovationsstiftung<br />
Schleswig-Holstein unterstützte<br />
mit 130.000 Euro den Kauf<br />
zusätzlicher Laborgeräte.<br />
Als ziemlich kompliziert erwies sich<br />
<strong>der</strong> Aufschluss <strong>der</strong> Grünkohlzellen.<br />
Vollert gelang es, mit Hilfe von wertvollen<br />
nativen Pflanzenöle (u. a. Olivenöl)<br />
die bioaktiven Substanzen aus<br />
dem Grünkohl zu extrahieren. Dass<br />
die Carotinoide zu einem großen Teil<br />
in Blut, Haut und Augen ankommen,<br />
hat eine Humanstudie an <strong>der</strong> Charité<br />
in Berlin bestätigt. Für die Entwicklung<br />
eines ersten Präparates wurde<br />
<strong>der</strong> Wissenschaftler beim Ideenwettbewerb<br />
<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />
Hochschulen ausgezeichnet.<br />
Bioactive Food gmbH<br />
¢ gegründet: 2008<br />
Während seine Arbeit weitere Forschungsprojekte<br />
nach sich zog, hat<br />
Vollert inzwischen die BioActive<br />
Food GmbH gegründet. In Bad Segeberg<br />
produziert er aus dem „Ginseng<br />
des Nordens“, wie er Grünkohl<br />
aufgrund des hohen Gehaltes an<br />
Vitaminen und Pflanzenwirkstoffen<br />
nennt, mittlerweile verschiedene<br />
Extrakte für Augen und Haut.<br />
Einen großen Vorteil sieht <strong>der</strong><br />
Grün<strong>der</strong> darin, dass das Grünkohlöl<br />
eine Mischung verschiedener<br />
Pflanzenwirkstoffe darstellt. Die<br />
Einnahme isolierter, hoch dosierter<br />
Wirkstoffe könne sogar schädlich<br />
sein. „Viel hilft nicht viel, im<br />
Gegenteil“, sagt er. „Auf den natürlichen<br />
Mix kommt es an.“<br />
¢ Branche: Nahrungsergänzungsmittel und Forschung<br />
¢ Mitarbeiter: 3<br />
¢ Firmensitz: Bad Segeberg, Am Ihlsee 36 a<br />
¢ Kontakt: Telefon 04551/8562979<br />
¢ Internet: www.bioactive-food.com<br />
Existenzgrün<strong>der</strong> Henning Vollert zog aus Hessen<br />
nach Schleswig-Holstein. Seine Firma stellt<br />
Nahrungsergänzungsmittel aus Grünkohl her.<br />
Foto: H. Vollert<br />
Wirtschaftsland 02.2010 27
Unternehmen SH<br />
28<br />
kontakte fürS leBen<br />
Unterwasserstecker aus Neumünster<br />
Wichtige Kontakte bestens absichern und schützen, bevor sie <strong>der</strong> Gewalt <strong>der</strong> Elemente ausgesetzt<br />
werden: Damit hat GISMA sich eine attraktive Nische geschaffen und eine führende Position auf<br />
dem Weltmarkt eingenommen.<br />
Das Engagement um die Kontakte ist übrigens wörtlich zu<br />
nehmen. GISMA entwickelt und produziert Steckverbin<strong>der</strong><br />
und vertreibt sie von Neumünster aus in die ganze Welt.<br />
Doch nicht, um beliebige Kabel zu verknüpfen: Als echtes<br />
schleswig-holsteinisches Unternehmen suchte man<br />
eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung und die Nähe zum Meer.<br />
GISMA hat sich auf Stecker für den Unterwassereinsatz<br />
spezialisiert. Ein riesiges Feld: Strom- und Kommunikationsverbindungen<br />
auf Schiffen und U-Booten, für Offshore-<br />
Öl- und Gasför<strong>der</strong>anlagen, bei <strong>der</strong> Strömungsenergiegewinnung<br />
aus dem Meer sowie in maritimer Forschung und<br />
Entwicklung. Ohne Steckverbin<strong>der</strong> läuft da nichts.<br />
Dabei bringt die nasse Umgebung naturgemäß viel höhere<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen mit sich, als sie etwa ein Kabel im heimischen<br />
Wohnzimmer erfüllen muss. Das wird spätestens<br />
Qualitätssicherung: Je<strong>der</strong> einzelne Stecker wird sorgfältig geprüft.<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
beim Rundgang durch den Betrieb deutlich. Da lagern<br />
gewaltige Stangen aus Bronze, Titan und Spezialkunststoff.<br />
Daraus werden die Steckergehäuse und die Kontakte<br />
gedreht und gefräst. Die fertigen Stecker sind vollständige<br />
GISMA-Produkte, <strong>der</strong> Eigenfertigungsanteil beträgt 90<br />
Prozent. Schön sind die Teile, glatt und schwer liegen sie<br />
in <strong>der</strong> Hand, den Namen des Betriebes und die Baureihe<br />
eingraviert wie ein Prädikat, obwohl sie doch eigentlich<br />
nur funktionieren müssen. Unter extremen Bedingungen<br />
allerdings: Die Stecker müssen wasserfest und -dicht sein,<br />
enormen Drücken standhalten und selbst im Bereich entzündlicher<br />
Gase absolut sicher einsetzbar sein. Entsprechend<br />
breit ist das Sortiment mit über 4.000 Steckern in<br />
15 Baureihen. Elektrisch, Glasfaser o<strong>der</strong> Hybrid, mit bis zu<br />
130 Kontakten, von einfachen Elastomere- bis zu echten<br />
Hightech-Produkten. Die funktionieren bei Hochspannungen<br />
bis 6.600 Volt, Stromstärken bis 1.000 Ampere und<br />
GISMA-Stecker werden zu 90 Prozent in Eigenfertigung hergestellt. Fotos: Oeser<br />
in Tauchtiefen bis 10.000 Metern zuverlässig – angesichts<br />
des Aufwands, unter Wasser solche Stecker im Fall eines<br />
Defektes auszutauschen, eine zentrale Anfor<strong>der</strong>ung. Tadellos<br />
bestehen die Produkte, ausgezeichnet nach DIN ISO<br />
9001 und von <strong>der</strong> norwegischen Det Norske Veritas, täglich<br />
in aller Welt den harten Praxistest. Diese Qualität und die<br />
Kundennähe sind gefragt. Seit seiner Gründung wächst das<br />
Unternehmen stetig. 2009 bezog das Unternehmen einen<br />
Neubau. Der bietet mit 3.200 Quadratmetern Fläche viel<br />
Platz. Der wird auch benötigt, denn immer wie<strong>der</strong> entsteht<br />
Bedarf für neue Steckverbin<strong>der</strong>. Oft handelt es sich dabei<br />
um Anpassungen bewährter Produkte. Regelmäßig werden<br />
aber auch Baureihen von Grund auf neu entwickelt.<br />
So arbeitet die Firma aktuell an einem Stecker, <strong>der</strong> den Betrieb<br />
von maritim gestützten Anlagen regenerativer Energien<br />
erheblich vereinfachen und kostengünstiger machen<br />
soll. Der unter Wasser nass steckbare Steckverbin<strong>der</strong> wird<br />
für bis zu 12.000 Volt Spannung ausgelegt sein. Ein gewaltiger<br />
Sprung, denn Verbindungen mit höherer Spannung bedeuten,<br />
dass mehr Energie durch das Kabel geführt werden<br />
kann. Annähernde Werte erreichen bislang nur trocken<br />
steckbare Verbindungen, doch sollen mit ihrer Hilfe zwei<br />
Kabel verbunden werden, müssen die zunächst aus dem<br />
Wasser gehievt werden. Viel Aufwand. Greift man dagegen<br />
zu nass steckbaren Verbindungselementen, war bisher bei<br />
etwa 6.600 Volt Schluss – zu wenig, um Spitzenenergieerträge<br />
effizient ans Ufer zu beför<strong>der</strong>n.<br />
Die Neuentwicklung ist beeindruckend. Auch körperlich:<br />
Das Steckergehäuse ist mehr als mannshoch. Es wird die<br />
maritime Energiegewinnung weiter voran bringen. Bisher<br />
wurden weltweit erst eine knappe Handvoll Meeresströmungskraftwerke<br />
– Anlagen also, bei denen die Tur-<br />
bine frei an einem Mast in <strong>der</strong> Strömung steht – realisiert,<br />
denn noch stehen <strong>der</strong> Idee viele technische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
gegenüber. Für eine von ihnen hält GISMA mit<br />
seinen Steckern eine Lösung bereit. Kein Wun<strong>der</strong> also,<br />
dass die Firma von <strong>der</strong> Krise nicht viel spürt, den Umsatz<br />
in 2009 um 3,2 Prozent steigerte und mit guten Zukunftsaussichten<br />
sechs neue Mitarbeiter einstellte. Die haben<br />
sich längst an die zupackende Arbeitsweise im Haus<br />
gewöhnt. Das liegt auch in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art des Auftragseingangs:<br />
Da braucht ein norwegischer Kunde eben<br />
mal ein Dutzend Spezial-Stecker bis zum Wochenende.<br />
Die müssen dann einzeln gefertigt, die Maschinen dafür<br />
extra gerüstet werden. Der Norweger fliegt ein, wartet im<br />
Hotel neben seinem Handy, bei GISMA wird geackert,<br />
bis die letzten Kontakte eingepresst sind und <strong>der</strong> Auftrag<br />
qualitätsgeprüft ist, dann übergibt <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />
die Kiste persönlich Samstagnacht im Hotel bei Bier und<br />
per Handschlag an den Kunden. (bes)<br />
gISMa Steckverbin<strong>der</strong> gmbH<br />
¢ gegründet: 1983<br />
¢ geschäftsführer: Manfred Maletzky,<br />
Tobias Frerck<br />
¢ Branche: Steckverbindungen für den<br />
Unterwassereinsatz<br />
¢ Mitarbeiter: 50<br />
¢ Firmensitz: Neumünster, Leinestraße 25<br />
¢ Kontakt: Telefon 04321/983530,<br />
E-Mail info@gisma-connectors.de<br />
¢ Internet: www.gisma-connectors.de<br />
Wirtschaftsland 02.2010 29
Unternehmen SH<br />
30<br />
mit rQp anS ziel<br />
Passgenaue Unternehmensberatung aus einer Hand<br />
Marten Paulsen wollte für den 1880 gegründeten Gasthof mit Saalbetrieb und einigen Gästezimmern<br />
in Bohmstedt (Kreis Nordfriesland) neue Akzente setzen. Eine Investition sollte die<br />
Wirtschaftlichkeit des Betriebes erhöhen und seine Zukunft absichern. Das war im Juni 2008.<br />
Im Frühling 2009 präsentierte sich das Haus im neuen Glanz als „Paulsen's Landhotel und<br />
Restaurant“ mit einem Erweiterungsbau und insgesamt 29 Doppelzimmern. Diese Entwicklung<br />
wurde durch das Kieler Unternehmen RQP GmbH begleitet, das zertifizierte Unternehmensberater<br />
vermittelt und Beratungsprojekte steuert.<br />
Hochmotiviertes Team: Gunnar Ott, Nina Kloth, Geschäftsführerin Tanja Werner, Christiane Tiemann und Prof. Dr. jur. Michael Stuwe (v.l.n.r.)<br />
Foto: RQP<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
Zunächst erhielt RQP den Auftrag<br />
über eine Machbarkeitsstudie für<br />
die geplante Erweiterung. Mit dieser<br />
Aufgabe wurde ein Branchenspezialist<br />
für Hotellerie und Gastronomie<br />
betraut. Die Studie sollte die Wirtschaftlichkeit<br />
des Vorhabens analysieren<br />
und war Grundlage für den<br />
Finanzierungsantrag bei <strong>der</strong> Hausbank.<br />
Dabei ging es unter an<strong>der</strong>em<br />
um die Standort- und Marktanalyse<br />
als Basis für die zukünftige strategische<br />
Ausrichtung des Hauses. Ferner<br />
beinhaltete die Arbeit die Ermittlung<br />
<strong>der</strong> Investitionskosten und einen<br />
damit einhergehenden Finanzierungsvorschlag<br />
unter Berücksichtigung<br />
öffentlicher Finanzierungshilfen<br />
sowie Handlungsempfehlungen<br />
zur erfolgreichen Umsetzung des<br />
Vorhabens. Anfang September 2008<br />
war die Finanzierung gesichert, im<br />
November 2008 wurde das Bauvorhaben<br />
in Angriff genommen und im<br />
April 2009 abgeschlossen.<br />
RQP stand Paulsen's Landhotel weiter<br />
zur Seite und holte eine zusätzliche<br />
Beraterin ins Boot für die Entwicklung<br />
und Umsetzung <strong>der</strong> neuen<br />
Corporate Identity und <strong>der</strong> Vermarktung<br />
des Hauses. Der heute sichtbare<br />
Erfolg gibt allen Beteiligen Recht:<br />
deutlich besseres Betriebsergebnis,<br />
Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt<br />
und Plan für 2009 sowie 2010 bisher<br />
übererfüllt. Hierfür hatte RQP mit<br />
einem umsetzungsorientierten Ansatz<br />
die Voraussetzungen geschaffen.<br />
RQP vermittelt erfahrene Unternehmensberater<br />
mit unterschiedlichen<br />
Fach- und Branchenschwerpunkten<br />
und übernimmt anschließend die<br />
Projektsteuerung. „Für Unternehmer<br />
ist es in dem intransparenten<br />
Markt <strong>der</strong> Unternehmensberatung<br />
oft schwierig, den für sich und für das<br />
Anliegen passenden Experten auszuwählen“,<br />
sagt RQP-Geschäftsführerin<br />
Tanja Werner. Erschwerend komme<br />
hinzu, dass es sich bei dem Unternehmensberater<br />
um keine geschützte<br />
Berufsbezeichnung handele und<br />
es somit keine Qualitätsstandards für<br />
die Berater und die Beratung gebe.<br />
RQP versteht sich in puncto Beratung<br />
als zentraler und unabhängiger<br />
Ansprechpartner mit einem eigenen<br />
Netz von 130 ausgewählten Fachund<br />
Branchenspezialisten.<br />
Chemie muss passen<br />
„Wir begleiten alle Unternehmen –<br />
von Kleinstbetrieben bis zum Mittelstand,<br />
von Existenzgrün<strong>der</strong>n<br />
bis zu Traditionsunternehmen“,<br />
berichtet Werner. Da Beratung immer<br />
individuell sein müsse, werden<br />
im ersten Gespräch die Ausgangssituation,<br />
die Zielsetzung und die<br />
Beratungsinhalte festgelegt. Für die<br />
dann folgende Auswahl <strong>der</strong> Spezialisten<br />
geht RQP nach vier Kriterien<br />
vor: fachliche Kompetenz und Erfahrung,<br />
Branchen-Know-how, Persönlichkeitsmerkmale<br />
und Beraterrolle<br />
(z. B. Gutachter o<strong>der</strong> Problemlöser).<br />
„Ausschlaggebend für die vertrauensvolle<br />
und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
ist die passende Chemie zwischen<br />
Unternehmer und Berater. Wenn<br />
die nicht stimmt, führt das Projekt<br />
in <strong>der</strong> Regel nicht zum Erfolg, selbst<br />
wenn die Beraterkompetenz noch so<br />
hoch ist“, stellt Werner fest. Auch die<br />
Beraterrolle vorab zu definieren, sei<br />
unerlässlich. Än<strong>der</strong>n sich Rolle und<br />
Inhalte im Laufe des Projektes, sei im<br />
Einzelfall zu entscheiden, ob ein weiterer<br />
Spezialist hinzugezogen werden<br />
müsse. „Wir glauben nicht an den<br />
Bauchladenberater, <strong>der</strong> alles kann“,<br />
konstatiert Werner. RQP hat in den<br />
vergangenen sieben Jahren 600 Unternehmen<br />
in knapp 900 Beratungsprojekten<br />
betreut. Das Unternehmen<br />
kooperiert mit mehr als 40 Kreditinstituten<br />
aus Schleswig-Holstein und<br />
Hamburg sowie den För<strong>der</strong>instituten.<br />
Und auch Marten Paulsen setzt weiterhin<br />
auf das Wissen <strong>der</strong> RQP-Spezialisten<br />
in Form von regelmäßigen<br />
Gesprächen zur betriebswirtschaftlichen<br />
Geschäftsentwicklung. (se)<br />
Marten Paulsen präsentiert stolz seinen über 120 Jahre alten Gasthof. Foto: RQP<br />
Paulsen‘s Landhotel und Restaurant<br />
¢ gegründet: 1880, Neueröfffnung 2009<br />
¢ geschäftsführer: Marten Paulsen<br />
¢ Branche: Hotellerie und Gastronomie<br />
¢ Firmensitz: Bohmstedt, Nor<strong>der</strong>ente 8<br />
¢ Kontakt: Telefon 04671/15 60<br />
¢ Internet: www.paulsens-hotel.de<br />
RQP gmbH – RegionaleQualitätsPartnerschaft Schleswig-Holstein<br />
¢ gegründet: 2003<br />
¢ Branche: Dienstleistung/Unternehmensberatung<br />
¢ geschäftsführung: Tanja Werner<br />
¢ Mitarbeiter: 5 und Netzwerk von 130 Beratern<br />
¢ Firmensitz: Kiel, Fraunhoferstraße 13<br />
¢ Kontakt: Telefon 0431/666564-0, E-Mail info@RQPsh.de<br />
¢ Internet: www.RQPsh.de<br />
Wirtschaftsland 02.2010 31
Unternehmen SH<br />
von <strong>der</strong> förde in die fjorde<br />
Kiel im Kreuzfahrtboom<br />
„Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ – das wünscht man jedem neuen Schiff bei<br />
seiner Taufe. Aber auch eine Stadt scheint sich diesen Spruch zu eigen gemacht zu haben.<br />
Mit zweistelligen Zuwachsraten boomt <strong>der</strong> Kreuzfahrtmarkt in Deutschland und behauptet<br />
sich damit in diesem Wirtschaftssegment gegenüber <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise. Kiel setzt<br />
mit 31 Prozent Steigerung an Kreuzfahrtpassagieren im Jahr 2009 im Kreuzfahrtmarkt<br />
einen beson<strong>der</strong>en Akzent: Als führen<strong>der</strong> Kreuzfahrthafen Deutschlands lässt er mit seinen<br />
Passagierzahlen alle an<strong>der</strong>en Seehäfen weit hinter sich.<br />
Über 290.000 Kreuzfahrtenthusiasten machten 2009<br />
die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins zum beliebtesten<br />
deutschen Kreuzfahrthafen. 114 Anläufe<br />
von Kreuzfahrtschiffen, beinahe jeden dritten Tag ein<br />
an<strong>der</strong>es Schiff, unterstreichen die Beliebtheit <strong>der</strong> Stadt<br />
an <strong>der</strong> Förde. Für 2010 rechnet <strong>der</strong> Geschäftsführer des<br />
Seehafens Kiel, Dirk Claus, für Kiel als Nummer eins <strong>der</strong><br />
deutschen Seehäfen im Kreuzfahrtgeschäft mit mehr als<br />
300.000 Passagieren und einer weiteren Steigerung <strong>der</strong><br />
Anläufe von Kreuzfahrtschiffen.<br />
Rechnet man die Passagierzahlen <strong>der</strong> schwedischen<br />
Ree<strong>der</strong>ei Stena Line hinzu, die zwischen Kiel und Göteborg<br />
im Jahr 2009 knapp 430.000 Passagiere beför<strong>der</strong>te<br />
und <strong>der</strong>zeit 500 Millionen Euro in zwei energieeffiziente<br />
Neubauten investiert, ergibt sich ein an<strong>der</strong>es Bild.<br />
Und wenn man die norwegische Ree<strong>der</strong>ei Color Line<br />
betrachtet, die im gleichen Zeitraum mit den <strong>der</strong>zeit<br />
weltweit größten Passagierfähren mit Autodeck, „Color<br />
Fantasy“ und <strong>der</strong> „Color Magic“, zwischen Kiel und<br />
Oslo knapp über eine Million Passagiere transportierte,<br />
ergibt sich ein gewaltiges Umsatzpotenzial – auch für<br />
die Wirtschaft <strong>der</strong> Landeshauptstadt. Gastronomie und<br />
Einzelhandel profitieren, je<strong>der</strong> Reisende lässt nach Umfragen<br />
im Schnitt zwischen 50 und 100 Euro in <strong>der</strong> Hafenstadt.<br />
Und Kiel hat eine hervorragende Infrastruktur.<br />
Der Seehafen liegt gut erreichbar direkt in <strong>der</strong> Innen-<br />
Kiel bietet für jedes Kreuzfahrtschiff den passenden Kai und ist<br />
ein wichtiger Transithafen im internationalen Fährverkehr. Fotos:<br />
Langenstrassen; Stena<br />
stadt. Logistik und professioneller Service positionieren<br />
die Landeshauptstadt nicht nur als Ausgangshafen ganz<br />
oben auf <strong>der</strong> Skala <strong>der</strong> deutschen Kreuzfahrthäfen, son<strong>der</strong>n<br />
machen die Stadt auch als Anlaufhafen während<br />
bestehen<strong>der</strong> Kreuzfahrten attraktiv. In den letzten Jahren<br />
wurden rund 60 Millionen Euro – geför<strong>der</strong>t durch<br />
das Land Schleswig-Holstein und die EU – in die Anlagen<br />
des durchgehend seeschifftiefen Hafens investiert.<br />
Sicher eine wichtige und kluge Entscheidung <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />
den Kieler Seehafen durch diese Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
zukunfts- und krisensicherer zu machen.<br />
Im Juni 2010 wird <strong>der</strong> Schwedenkai ein neues Passagierterminal<br />
erhalten. Für 16 Millionen Euro wird <strong>der</strong>zeit das<br />
12-stöckige und 46 Meter hohe Stena-Gebäude errichtet.<br />
Mit seinen geneigten Fassaden wird das Bauwerk dann<br />
architektonisch an die Form eines Schiffsbugs erinnern.<br />
Nach Abschluss <strong>der</strong> Bauvorhaben ist Kiel mit den drei<br />
mo<strong>der</strong>nen Terminals Norwegenkai, Schwedenkai und<br />
Ostseekai für die Kreuzschifffahrt hervorragend aufgestellt.<br />
Durch Autobahn und Bahnnetz verkehrspolitisch<br />
eng verknüpft, liegt Kiel geografisch in optimaler Lage.<br />
Die Stadt an <strong>der</strong> Förde spielte schon immer eine beson<strong>der</strong>e<br />
Rolle für Nordlandfahrten. Für Norwegen, Schweden<br />
und Finnland und seit Öffnung des eisernen Vorhangs<br />
für die bis dahin in einer Art Dornröschenschlaf<br />
touristisch noch fast unentdeckten östlichen Län<strong>der</strong><br />
wie Baltikum und Russland liegt Kiel geografisch beson<strong>der</strong>s<br />
günstig. Fjorde, Polarkreis, Lofoten, Stockholm, St.<br />
Petersburg und Baltikum – nicht nur unberührte Natur<br />
und faszinierende Städte sind in kürzester Zeit von Kiel<br />
Wirtschaftsland 02.2010 33
34<br />
Unternehmen SH<br />
aus erreichbar. Auch <strong>der</strong> Sicherheitsaspekt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />
Kreuzfahrt zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist für<br />
Nordlandreisen, die für Kiel mit 25 Prozent ein Viertel<br />
des Gesamtvolumens an Kreuzfahrten ausmachen,<br />
von bedeuten<strong>der</strong> Relevanz. Und damit ein weiterer<br />
Pluspunkt für Kiel. Die übrigen bevorzugten Reiseziele<br />
für die Liebhaber <strong>der</strong> Planken sind das Mittelmeer,<br />
Westeuropa, die Karibik und die USA sowie die atlantischen<br />
Inseln.<br />
An Passagierzahlen gemessen kommen nach <strong>der</strong> Stadt an<br />
<strong>der</strong> Förde im deutschen Ranking an zweiter Stelle Rostock-<br />
Warnemünde (160.000 Kreuzfahrtgäste) und an dritter<br />
Stelle Hamburg mit rund 140.000 Passagieren. Die Hansestadt<br />
Lübeck, 80 Kilometer von Kiel entfernt, liegt nach<br />
Bremerhaven (130.000 Kreuzfahrer) mit 23 Schiffsanläufen<br />
und unter 30.000 Kreuzfahrtgästen an fünfter Stelle.<br />
Die AIDAblu bietet ihren Passagieren jeden erdenklichen Luxus.<br />
Fotos: Langenstrassen<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
Knapp eine Million deutsche Urlauber mit einem Durchschnittsalter<br />
von 50 Jahren – eine deutliche Verjüngung<br />
gegenüber den klassischen und bis dato hochpreisigen<br />
Kreuzfahrten vor Beginn des Booms Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
(inzwischen mit Schiffen von einem Volumen<br />
bis zu 5.400 Passagieren) – haben die schönste Zeit des<br />
Jahres 2009 auf Kreuzfahrtschiffen verbracht. Preise von<br />
80 bis 500 Euro pro Reisetag je nach Schiff und Kabinengattung<br />
erlauben auch Durchschnittsverdienern und<br />
Familien mit Kin<strong>der</strong>n Ferien auf einem dieser schwimmenden<br />
Hotels. Mit über 1.000 Kabinen, teilweise mit<br />
eigenem Balkon, diversen Restaurants, Theatern, Wellness-<br />
und Spa-Landschaften, Fitnesscentern, Angeboten<br />
für Kin<strong>der</strong> inklusive Betreuung, Discos und Casinos,<br />
Jogging-, Fußball- und Golfmöglichkeiten, bieten diese<br />
Schiffe den verwöhnten Urlaubern heute Landausflüge,<br />
Städte-Sightseeing, Aktivitäten und Sonne pur. Das steht<br />
in nichts den Angeboten von All-inclusive-Resorts nach,<br />
und geht sogar darüber hinaus. In sieben Tagen ist es fast<br />
unmöglich, das Schiff komplett zu erkunden und alle Angebote<br />
auszuprobieren, ohne in Stress zu geraten. Und<br />
zu alledem ist eine Gewichtszunahme von einigen Kilogramm<br />
pro Reise garantiert und im Preis mit inbegriffen.<br />
Die Vorteile des Urlaubs auf einem Kreuzfahrtschiff liegen<br />
auf <strong>der</strong> Hand: täglich wechselnde Eindrücke, Städte<br />
und Erlebnisse, ohne das Hotel wechseln zu müssen. Ob<br />
man an den Landausflügen teilnimmt o<strong>der</strong> an Bord relaxt,<br />
bleibt dem Einzelnen überlassen. Zudem genügt meist ein<br />
geringer Aufwand für das Kofferpacken – auf den meisten<br />
Schiffen begnügt man sich mit sportlich-lässiger Kleidung.<br />
Die Sauberkeit und Hygiene an Bord ist hervorragend<br />
und Ungeziefer wie an Land sucht man vergebens.<br />
Wie Unternehmenssprecher Ulf Jahnke von <strong>der</strong> SEEHA-<br />
FEN KIEL GmbH & Co. KG bestätigte, sind die vier größten<br />
Kiel anlaufenden Ree<strong>der</strong>eien AIDA Cruises, COSTA<br />
Kreuzfahrten, MSC Crociere und TUI Cruises. Zwar sei<br />
die Anzahl <strong>der</strong> Schiffe im letzten Jahr leicht gesunken,<br />
aber das gleichzeitig steigende Passagiervolumen zeige,<br />
wohin die Reise gehe. Noch ist <strong>der</strong> Trend nach immer<br />
größeren Kreuzfahrtschiffen nicht gebrochen.<br />
AIDA Cruises, Marktführer unter den deutschen Kreuzfahrtanbietern<br />
mit Sitz in Rostock, hat erst vor wenigen<br />
Wochen als siebtes Schiff ihrer Flotte die „AIDAblu“<br />
mit einer Kapazität von knapp 2.200 Passagieren und<br />
71.000 Tonnen in Dienst gestellt. Als beson<strong>der</strong>er Clou<br />
gilt die erste an Bord eines Kreuzfahrtschiffes befindliche<br />
Brauerei. Auch für AIDA Cruises spielt Kiel unter<br />
den deutschen Kreuzfahrthäfen eine wichtige Rolle.<br />
21-mal wird die „AIDAcara“ in diesem Jahr ihren Basishafen<br />
Kiel anlaufen. Und die schleswig-holsteinische<br />
Landeshauptstadt wird im kommenden Jahr Taufort<br />
für den nächsten Neubau <strong>der</strong> „Sphinx“-Klasse werden.<br />
Das bereits im Bau befindliche Schiff wird am 9. April<br />
2011 am Ostseekai auf den Namen „AIDAsol“ getauft.<br />
Als Basishafen <strong>der</strong> „AIDAsol“ ist ebenfalls Kiel vorgesehen.<br />
Von Kritikern immer noch als purer Luxus getadelt,<br />
behauptet sich <strong>der</strong> Kreuzfahrttourismus trotz<br />
leichter Dämpfer im Wirtschaftskrisenjahr 2009 und<br />
bleibt weiterhin wachstumsstark.<br />
Bei weltweit über 16 Milliarden Euro Umsatz im Kreuzfahrtsektor<br />
hat sich Kiel wirtschaftlich ein beachtliches<br />
Stück des Kuchens reserviert. Die Wirtschaft Schleswig-<br />
Holsteins lebt von und mit den Menschen. Neben Tourismus,<br />
Forschung und Wissenschaft, dem Mittelstand<br />
als Basismotor, <strong>der</strong> Landwirtschaft, <strong>der</strong> Fischerei und<br />
den Zukunftsaussichten des Landes als Energielieferant<br />
durch die weiter ausbaufähige Windenergie bietet <strong>der</strong><br />
Seeumschlag und insbeson<strong>der</strong>e Fähr- und Kreuzfahrt<br />
ein wichtiges Standbein für die nachhaltige Sicherung<br />
unserer Wirtschaft. (wl)<br />
Eines <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten an <strong>der</strong> deutschen Küste: Cruise Terminal Ostseekai<br />
(o.). Freuen sich über drei DWCD-Awards: Marketingleiter Heinz Bachmann<br />
(li.) und Geschäftsführer Dr. Dirk Claus. Fotos: P. Lühr, F. Behling<br />
Seehafen Kiel<br />
¢ 2010 ausgezeichnet mit 3 Awards <strong>der</strong> Branchenpublikation<br />
Dream World Cruise Destinations<br />
(DWCD) in den Kategorien Most Efficient Port<br />
Services, Best Turnaround Port Operations sowie<br />
Most Efficient Terminal Operator<br />
¢ Kreuzfahrtterminals: Ostseekai, Schwedenkai<br />
und Norwegenkai<br />
¢ Weitere Schiffsliegeplätze: Sartorikai und<br />
Bollhörnkai-Süd<br />
¢ geplante Kreuzfahrt-anläufe 2010: 138<br />
¢ Kreuzfahrtpassagiere 2010: ca. 300.000<br />
¢ Fährpassagiere 2010: ca.1.500.000<br />
¢ Internet: www.port-of-kiel.com
SH | Hamburg<br />
kunSt und SehnSucht<br />
Afrika in Schleswig-Holstein<br />
Die Neumünsteraner Herbert-Gerisch-Stiftung präsentiert in <strong>der</strong> Villa Wachholtz und<br />
dem angrenzenden Garten seit 2007 mo<strong>der</strong>ne und zeitgenössische Kunst. Mit dem Skulpturenpark,<br />
<strong>der</strong> Ausstellungsfläche Villa Wachholtz und <strong>der</strong> Gerisch-Galerie hat die Kunstlandschaft<br />
Schleswig-Holsteins einen neuen Standort bekommen, <strong>der</strong> bereits heute über<br />
die Grenzen des Landes Bedeutung gewonnen hat. Künstlerischer Leiter <strong>der</strong> Stiftung ist Dr.<br />
Martin Henatsch, <strong>der</strong> in Hamburg lebt, in Neumünster arbeitet und weltweit auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach spannenden Kunstprojekten ist.<br />
Auf <strong>der</strong> documenta 12 war es eines <strong>der</strong><br />
eindrücklichsten Werke: die Installation<br />
Dream von Romuald Hazoumè.<br />
Was Dream zeigte, war ein offenes<br />
Boot, gebaut aus 400 Plastikkanistern –<br />
dem Abfall <strong>der</strong> Konsumgesellschaft.<br />
Doch was es symbolisierte, war viel<br />
mehr: die Geschichte Afrikas, die<br />
durch Ausbeutung geprägt ist, und<br />
<strong>der</strong> trügerische Traum, im fernen Europa<br />
das Glück zu finden.<br />
Ein beeindruckendes und zugleich<br />
verstörendes Kunstwerk, kein Zweifel.<br />
Das empfand auch die Jury des<br />
mit 10.000 Euro dotierten Arnold-<br />
Bode-Preises, <strong>der</strong> alle zwei Jahre im<br />
Namen des documenta-Grün<strong>der</strong>s<br />
verliehen wird. Hazoumè erhielt den<br />
Preis für seine „herausragenden Leistungen<br />
für die Kunst <strong>der</strong> Gegenwart“.<br />
Erstmals wird <strong>der</strong> Künstler aus Benin<br />
in Westafrika nun in Deutschland in<br />
einer umfassenden Einzelausstellung<br />
zu sehen sein. Unter dem Titel<br />
My Paradies – Made in Porto Novo<br />
präsentiert die Gerisch-Stiftung in<br />
Neumünster vom 6. Juni bis 10. Oktober<br />
2010 rund 60 Außenskulpturen,<br />
Masken, Installationen und<br />
Fotoarbeiten des weltweit gefragten<br />
afrikanischen Künstlers. Dass sich<br />
Hazoumè zu dieser Ausstellung im<br />
hohen Norden bewegen ließ, hat neben<br />
<strong>der</strong> für ein solches Großprojekt<br />
notwendigen Finanzierung vor allem<br />
zwei Gründe: die Leidenschaft und<br />
das Engagement <strong>der</strong> Sammler und<br />
Kunstför<strong>der</strong>er Brigitte und Herbert<br />
Gerisch – und die Überzeugungskraft<br />
von Dr. Martin Henatsch, seit<br />
2007 Kurator in Neumünster.<br />
Afrikanisches Arkadien<br />
„Hazoumè kam letzten Sommer<br />
nach Neumünster – und war sofort<br />
begeistert vom Haus, von dem<br />
Skulpturenpark und den ungemein<br />
engagierten Stiftern“, erzählt Kurator<br />
Henatsch. Die Liebe zur Kunst,<br />
die Freude am Gestalten und eine<br />
ausgeprägte soziale Verantwortung<br />
hatten den Grün<strong>der</strong> und früheren<br />
Vorstandsvorsitzenden <strong>der</strong> BIG BAU-<br />
UNTERNEHMENSGRUPPE, Herbert<br />
Gerisch, im Jahr 2001 bewogen, eine<br />
Kunststiftung mit Sitz in Neumünster<br />
zu gründen. Bereits zwei Jahre<br />
später begannen Gerisch und seine<br />
Frau Brigitte eine Skulpturensammlung<br />
aufzubauen. Die auf den bis<br />
dahin privaten Park abgestimmten<br />
Skulpturen bedeuten<strong>der</strong> Künstler –<br />
darunter Magdalena Abakanowicz,<br />
Horst Antes, Abraham David Christian,<br />
Ian Hamilton Finlay, Menashe<br />
Kadishman, Katsuhito Nishikawa,<br />
Mimmo Paladino und Manolo Valdés –<br />
wurden im Zuge <strong>der</strong> Eröffnung im<br />
Jahr 2007 um neue künstlerische Arbeiten,<br />
unter an<strong>der</strong>em von Markus<br />
Lüpertz, Res Ingold, Jan Koblasa, Olaf<br />
Nicolai, Morio Nishimura und Stefan<br />
Sous erweitert. Herzstück des Parks<br />
ist die mit großem Aufwand liebevoll<br />
restaurierte Villa Wachholtz und<br />
<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>hergestellte Landhausgarten<br />
von Harry Maasz aus dem Jahr<br />
1924/25. „Die Kunst Hazoumès passt<br />
einfach perfekt zur Gerisch-Stiftung:<br />
Denn ausgehend von <strong>der</strong> Parkidylle<br />
entlang des Flusses Schwale im Gerisch-Skulpturenpark<br />
bildet die Frage<br />
nach den kulturellen und sozialhistorischen<br />
Grundlagen unserer Vorstellungen<br />
von Naturidylle, Paradies und<br />
Arkadien eine <strong>der</strong> Profillinien für unser<br />
kuratorisches Programm “, erklärt<br />
Martin Henatsch. Der 46-Jährige, <strong>der</strong><br />
in Kiel studiert hat und sich danach<br />
u. a. in Münster vor allem mit Kunst<br />
im öffentlichen Raum beschäftigt hat<br />
und an <strong>der</strong> dortigen Kunstakademie<br />
schließlich mit <strong>der</strong> Vertretungsprofessur<br />
für Kunst und Öffentlichkeit<br />
betraut war, ist überzeugt, dass My<br />
Paradies – Made in Porto Novo eine<br />
sowohl hochkarätige als auch hochbrisante<br />
Ausstellung wird. Denn zum<br />
einen war Benin einst ein Zentrum<br />
des Sklavenhandels, in den selbst<br />
Schleswig-Holstein mit schmutzigem<br />
Dreieckshandel über Westafrika und<br />
die Karabik/Südamerika verwickelt<br />
war. Und zum an<strong>der</strong>en ist die Frage,<br />
inwieweit die Industrienationen auch<br />
auf Kosten <strong>der</strong> Dritten Welt leben, vi-<br />
rulenter denn je. Und worauf zielt <strong>der</strong><br />
Ausstellungstitel? „Er ist mehrdeutig.<br />
Doch Hazoumè ist davon überzeugt,<br />
dass für jeden das Paradies dort sein<br />
kann, wo seine kulturellen Wurzeln<br />
liegen“, erklärt Henatsch, <strong>der</strong> Mittel<br />
für die aufwändige Ausstellung auch<br />
von <strong>der</strong> Hamburger ZEIT-Stiftung,<br />
vom Land und von <strong>der</strong> Aktion Afrika<br />
– mit <strong>der</strong> das Auswärtige Amt<br />
sein kultur- und bildungspolitisches<br />
Engagement in Afrika verstärkt – gewinnen<br />
konnte.<br />
Afrika ist und bleibt – trotz täglicher<br />
Schreckensmeldungen über Kriege,<br />
Epidemien und Hungersnöte – ein<br />
europäischer Sehnsuchtsort. Ebenso<br />
wie die „Festung“ Europa für viele<br />
Afrikaner als gelobtes Land erscheint.<br />
My Paradies – Made in Porto Novo<br />
könnte dazu beitragen, beide Positionen<br />
miteinan<strong>der</strong> zu verbinden – o<strong>der</strong><br />
womöglich zu mehr gegenseitigem<br />
Verständnis beizutragen. Und nicht<br />
zuletzt wird die Ausstellung souverän<br />
demonstrieren, dass gegenwärtige<br />
Kunst aus Afrika nicht ins ethnologische<br />
Museum gehört. (mif)<br />
Freut sich auf die Ausstellung im hohen Norden:<br />
Romuald Hazoumè © .<br />
Engagieren sich seit Jahren für ambitionierte<br />
Kunstprojekte: Brigitte und Herbert Gerisch<br />
Fotos: Marianne Obst<br />
36 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 37
Im Interview<br />
daS meer in mir<br />
Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />
Was haben Menschen und Ozeane miteinan<strong>der</strong> gemeinsam? Der<br />
Meereswissenschaftler und Leiter des Forschungsbereichs für marine<br />
Biogeochemie am IFM-GEOMAR Prof. Anton Eisenhauer stieß<br />
auf diese Frage, als er beim Kieler Exzellenzcluster im Forschungsalltag<br />
mit Medizinern in den Dialog trat. Die Antwort könnte hun<strong>der</strong>ttausenden<br />
Patienten helfen.<br />
Wasser ist seine Leidenschaft:<br />
Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />
Foto: Oeser<br />
WIrTScHAFTSlAND: Herr Prof.<br />
Eisenhauer, Sie erforschen als<br />
geochemiker die Stoffflüsse <strong>der</strong><br />
Weltmeere. Beim Kieler Exzellenzcluster<br />
„ozean <strong>der</strong> Zukunft“<br />
beschäftigen Sie sich mit <strong>der</strong> geschichte<br />
des Meerwassers. Warum?<br />
ProF. Dr. ANToN EISENHAuEr:<br />
Wenn wir wissen wollen, warum das<br />
Meer so ist, wie es heute ist, dann<br />
müssen wir in die Vergangenheit sehen.<br />
Wenn wir das tun wollen, müssen<br />
wir bestimmte Schlüsselbedingungen<br />
des Meeres rekonstruieren, zum<br />
Beispiel seine Temperatur. Woher<br />
wissen wir, wie die Temperatur des<br />
Meeres vor 1.000, einer Million o<strong>der</strong><br />
einer Milliarde Jahre war? Wie hoch<br />
war <strong>der</strong> Säuregrad? So wie heute? Wie<br />
hoch stand <strong>der</strong> Meeresspiegel? Niedriger<br />
o<strong>der</strong> höher? Eine Aufgabe ist es,<br />
die Geschichte des Meerwassers zu<br />
rekonstruieren. Dazu müssen wir die<br />
geologischen Archive studieren, so<br />
wie man in die Bibliothek geht, ein<br />
Buch aufschlägt und nachliest, was<br />
in <strong>der</strong> Vergangenheit passiert war.<br />
Ähnlich hält das Meer Archive vor.<br />
Wo werden Sie fündig?<br />
Ein Archiv ist zum Beispiel ein Korallenriff.<br />
Korallen wachsen immer<br />
am Licht, so wird die Höhe des<br />
Meeresspiegels immer durch Korallen<br />
abgebildet. Finden wir heute<br />
versteinerte Korallen an Land,<br />
wissen wir, dass hier einmal Wasser<br />
darüber gestanden hat. O<strong>der</strong> wir<br />
bohren in die Riffe und nehmen<br />
den Kalk – Riffe bestehen aus Kalk –<br />
und suchen nach ganz bestimmten<br />
Spurenmetall- und Isotopenzusammensetzungen,<br />
etwa denen<br />
des Kalziums, ein Element das<br />
wir aus dem Kalk kennen. Da gibt<br />
es leichte und schwere Kalzium-<br />
Isotope. Das Verhältnis <strong>der</strong> leichten<br />
zu den schweren Isotopen gibt uns<br />
Informationen, zum Beispiel über<br />
die Temperatur des Meerwassers.<br />
Diese Methoden greifen wir nicht<br />
aus <strong>der</strong> Luft, son<strong>der</strong>n müssen wir<br />
zunächst entwickeln.<br />
Sie haben neue ansätze zur diagnose<br />
von knochenschwund beim menschen<br />
entwickelt. Wie kommt ein<br />
meeresforscher dazu?<br />
Beim Exzellenzcluster arbeiten Mediziner,<br />
Physiker und Geologen in einem<br />
einzigen großen Projekt „Ozean <strong>der</strong><br />
Zukunft“ zusammen. Das ist einmalig<br />
und oft werden auch ganz neue <strong>Wege</strong><br />
beschritten. Das Leben im Ozean hat<br />
seine eigene Physiologie, seinen eigenen<br />
Stoffkreislauf, den man ähnlich<br />
beschreiben kann wie den Stoffkreislauf<br />
des Menschen. Wenn man weiß,<br />
dass Kalzium ein ganz entscheidendes<br />
Element für die Geschichte des<br />
Ozeanwassers ist, und man weiß,<br />
dass auch Kalzium im menschlichen<br />
Körper eine ganz wichtige Rolle<br />
spielt, ist es naheliegend, beides zu<br />
verknüpfen, um damit neue <strong>Wege</strong> zur<br />
Beschreibung des menschlichen Spurenmetallhaushaltes<br />
aufzuzeigen.<br />
Was folgerten Sie daraus?<br />
Von den Medizinern haben wir gelernt,<br />
dass es viele kalziumbezogene<br />
Krankheiten gibt: zum Beispiel Osteoporose.<br />
Ca. 80 Prozent <strong>der</strong> Frauen<br />
über 70 leiden an Osteoporose. Das<br />
damit verbundene Problem, das es<br />
immer gibt, ist natürlich <strong>der</strong> Nachweis<br />
<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Kalzium-<br />
Spiegels im Blut und des Nachweises<br />
einer „Demineralisation“ d. h.<br />
eines Knochenschwundes. Diesen<br />
Spiegel muss man kennen, nur dann<br />
kann man genaue Aussagen über die<br />
Kalzium-Bilanz treffen. Es gibt heute<br />
nur Methoden, die invasiv sind. Das<br />
heißt, man muss entwe<strong>der</strong> Medikamente<br />
verabreichen o<strong>der</strong> bestrahlen.<br />
Das bedeutet auch immer eine<br />
Belastung für den Körper.<br />
dann kam ihnen die idee ...<br />
Genau, dann ist die Idee gewachsen:<br />
Wir machen das wie beim Meer!<br />
Wir schauen einfach, was über die<br />
Nahrung an Kalzium reingeht – also<br />
die Menge und <strong>der</strong>en isotopische<br />
Zusammensetzung – und dann vergleichen<br />
wir dies mit dem, was an<br />
Kalzium wie<strong>der</strong> rausgeht. Und das<br />
meiste Kalzium wird eben über den<br />
Urin ausgeschieden. Das heißt wir<br />
vergleichen das isotopische Eingangsverhältnis,<br />
also das Verhältnis<br />
<strong>der</strong> schweren und leichten Isotope in<br />
<strong>der</strong> Nahrung, mit dem des Ausgangsverhältnisses.<br />
Genau das haben wir<br />
in einer Pilot-Studie getan, die klar<br />
diese neue Möglichkeiten aufgezeigt<br />
hat. Anhand eines Modells kann man<br />
die gemessenen Kalzium-Isotopen-<br />
Verhältnisse direkt anwenden und<br />
daraus Rückschlüsse ziehen, ob ein<br />
menschlicher Körper demineralisiert,<br />
also netto Kalzium aus dem Skelett<br />
verliert o<strong>der</strong> mineralisiert, d. h. ein<br />
Skelett wächst.<br />
ihre forschung ist ja auch für die<br />
raumfahrt interessant.<br />
In <strong>der</strong> Tat. Warum auch immer, in<br />
<strong>der</strong> Schwerelosigkeit löst sich das<br />
menschliche Skelett auf, o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<br />
Worten Kalzium geht aus dem<br />
Skelett verloren. Mit an<strong>der</strong>en Worten<br />
Astronauten leiden im Weltraum an<br />
einer Art Weltraum-Osteoporose. Das<br />
heißt: die Astronauten erkranken.<br />
Das geht sogar so weit, dass die Toiletten<br />
im All von dem ausgeschiedenen<br />
Kalzium verstopfen. Die Lösung wäre,<br />
dass sie das Kalzium, das sie netto<br />
verlieren, gezielt wie<strong>der</strong> aufnehmen.<br />
Das Problem ist aber, dass bei <strong>der</strong><br />
Nahrungsaufnahme, beim Übergang<br />
vom Darm zum Blut nicht immer alles<br />
Kalzium aufgenommen wird. Die<br />
Idee ist es, eine kleine Kalzium-Isotopen-Messstation<br />
zu entwickeln, die in<br />
eine Raumstation passt und regelmäßig<br />
Urin testet. Wenn man weiß, wie<br />
viel Kalzium verloren geht, kann man<br />
gezielter über die Nahrung entgegensteuern.<br />
Das wäre ein Konzept.<br />
ist die Weltraumforschung schon<br />
aufmerksam geworden?<br />
In Amerika haben Kollegen schon<br />
angefangen, in die richtige Richtung<br />
zu forschen, sind aber noch nicht so<br />
weit wie wir. Nichtdestotrotz gab es<br />
eine För<strong>der</strong>ung von <strong>der</strong> NASA und es<br />
wurde bereits eine klinische Studie<br />
erstellt. Die NASA hat das Problem<br />
erkannt, allerdings wird dieses Projekt<br />
jetzt eingestellt, da die NASA die<br />
bemannte Raumfahrt in nächster Zeit<br />
nicht weiter för<strong>der</strong>n wird.<br />
Schade. Wie geht es jetzt bei ihnen<br />
weiter?<br />
Klinische Studien sind geplant,<br />
bis jetzt sind wir aber bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />
nicht weitergekommen.<br />
Wir sind Geologen und wollen mit<br />
Medizinern arbeiten, aber bis jetzt<br />
sind unsere Forschungsanträge<br />
gescheitert, zum Teil aus formalen<br />
Gründen, weil nicht geklärt werden<br />
konnte, aus welchen Töpfen eine<br />
solche transdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
zwischen Geologen und<br />
Medizinern bezahlt werden soll.<br />
Und natürlich ist es so, dass das<br />
ein großes Projekt sein muß, wenn<br />
man es zum Erfolg treiben will. Wir<br />
sind ein marines Institut und können<br />
keine medizinische Forschung<br />
betreiben, weshalb das Projekt ausgelagert<br />
werden müsste. Die Methode<br />
und die Technik würden wir<br />
gern an die Mediziner weiterreichen<br />
und diese natürlich auch instrumentell-analytischunterstützen,<br />
aber wir sind in erster Linie<br />
Meeresforscher. Der große Schritt<br />
zu einer anwendungsorientierten<br />
Entwicklung und Forschung müsste<br />
aber jetzt getan werden. (jr)<br />
38 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 39
Unternehmen SH in Zahlen SH<br />
53<br />
1.066.100<br />
kilogramm Spargel wurden auf Schleswig-holsteins fel<strong>der</strong>n im vergangenen jahr<br />
geerntet. fast 90 prozent des frisch gestochene Spargels wird direkt verkauft, etwa<br />
in hofläden, Straßenständen o<strong>der</strong> auf Wochenmärkten.<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
Eine steife Brise und fruchtbare<br />
Bö<strong>der</strong>n, dafür ist Schleswig-<br />
Holstein bekannt. Das Land zwischen<br />
den Meeren nutzt seine<br />
Vorzüge und gewinnt daraus<br />
Öko-Strom und wohlschmeckende<br />
Lebensmittel. (jr)<br />
headline<br />
Subheadline<br />
15.000.000.000<br />
Kilowattstunden Windstrom werden im Jahr 2020 voraussichtlich an Land erzeugt.<br />
Hinzu kommen rund 13 Milliarden Kilowattstunden, die „offshore“ auf dem Meer<br />
gewonnen werden.<br />
210.000.000<br />
Millionen Eier legten Hühner im vergangenen Jahr im nördlichsten<br />
Bundesland. Je<strong>der</strong> Schleswig-Holsteiner hätte demnach<br />
durchschnittlich 74 Eier aus <strong>der</strong> heimischen Produktion verzehren<br />
können.<br />
Wirtschaftsland 02.2010 54
SH in Zahlen<br />
Eine steife Brise und fruchtbare<br />
Bö<strong>der</strong>n, dafür ist Schleswig-<br />
Holstein bekannt. Das Land zwischen<br />
den Meeren nutzt seine<br />
Vorzüge und gewinnt daraus<br />
Öko-Strom und wohlschmeckende<br />
Lebensmittel. (jr)<br />
210.000.000<br />
Millionen Eier legten Hühner im vergangenen Jahr im nördlichsten<br />
Bundesland. Je<strong>der</strong> Schleswig-Holsteiner hätte demnach<br />
durchschnittlich 74 Eier aus <strong>der</strong> heimischen Produktion verzehren<br />
können.<br />
1.066.100<br />
kilogramm Spargel wurden auf Schleswig-holsteins fel<strong>der</strong>n im vergangenen jahr<br />
geerntet. fast 90 prozent des frisch gestochene Spargels wird direkt verkauft, etwa<br />
in hofläden, Straßenständen o<strong>der</strong> auf Wochenmärkten.<br />
15.000.000.000<br />
Kilowattstunden Windstrom werden im Jahr 2020 voraussichtlich an Land erzeugt.<br />
Hinzu kommen rund 13 Milliarden Kilowattstunden, die „offshore“ auf dem Meer<br />
gewonnen werden.
Junge Wirtschaft<br />
uni-knoW-hoW für<br />
mittelStändler<br />
Initiative bringt Unternehmen<br />
und Studierende zusammen<br />
Der deutsche Mittelstand nutzt das kreative Know-how von Hochschulen noch viel zu selten.<br />
Scheu vor Bürokratie und Unkenntnis über den Transfer zwischen Forschung und Praxis<br />
scheinen die größten Hürden zu sein, wie mehrere Studien belegen. Das ist umso fataler, als<br />
Innovationen gerade für die deutsche Wirtschaft nach einhelliger Expertenmeinung von außerordentlicher<br />
Bedeutung sind.<br />
Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite beklagen viele<br />
Studenten, dass ihr Studium an <strong>der</strong><br />
Universität nicht genügend auf die<br />
praktische Arbeit im Berufsleben vorbereite.<br />
Eine Initiative aus Schleswig-<br />
Holstein bietet eine unkomplizierte<br />
Lösung für beide Probleme.<br />
Der gemeinnützige Verein „Campus<br />
Business Box“ bringt studentische<br />
Nachwuchstalente und regionale Unternehmen<br />
zusammen. „Wir wollen<br />
uns als Netzwerk zwischen Unternehmen,<br />
Studierenden und Hochschulen<br />
etablieren und den Wissensaustausch<br />
för<strong>der</strong>n“, erklärt Geschäftsführer<br />
Harm Brandt das Konzept. Der Informatiker<br />
hat das Projekt vor zwei<br />
Jahren ins Leben gerufen. Unterstüt-<br />
Gemeinsam arbeiten: In kleinen Gruppen<br />
werden Projekte für Unternehmen bearbeitet.<br />
Foto: Oeser<br />
zung für seine Idee fand er im Kieler<br />
Wissenschaftszentrum und bei <strong>der</strong><br />
Arbeitsgruppe „Angewandte Informatik“<br />
<strong>der</strong> CAU Kiel. Mittlerweile engagieren<br />
sich 120 Studierende in dem<br />
Verein. Auch schleswig-holsteinische<br />
Verbände und Unternehmen, etwa<br />
wie die REpower AG, die Vater-Unternehmensgruppe<br />
o<strong>der</strong> DiWiSH, haben<br />
das Potenzial <strong>der</strong> Initiative erkannt<br />
und unterstützen das Netzwerk.<br />
Von <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />
Unternehmen und Studierenden profitieren<br />
beide Seiten: „Wir stärken mit<br />
unserem Netzwerk die Bindung <strong>der</strong><br />
Nachwuchskräfte an hiesige Unternehmen“,<br />
sagt Brandt. „Wir wollen<br />
so die Abwan<strong>der</strong>ung von talentierten<br />
Köpfen verringern.“ Darüber hinaus<br />
gewinnen Firmen Inspiration und<br />
neue Erkenntnisse durch die frische<br />
campus Business Box e.v.<br />
¢ gegründet: 2009<br />
¢ Branche: Wissenschaftstransfer<br />
¢ Mitarbeiter: 10, Netzwerk: 140<br />
¢ geschäftsführer: Harm Brandt<br />
und kreative Herangehensweise <strong>der</strong><br />
Jungtalente. „Die Studierenden in den<br />
Projekten können wie<strong>der</strong>um unkompliziert<br />
Praxiserfahrung sammeln<br />
und ihr technisches sowie fachliches<br />
Know-how erweitern.“<br />
Die Kooperation bietet die Chance,<br />
neue Technologien zu erproben und<br />
neue Ansätze umzusetzen. Zu oft<br />
werden innovative Einfälle nicht weiterverfolgt,<br />
weil die nötigen Ressourcen<br />
fehlen o<strong>der</strong> weil ein Projekt noch<br />
nicht genau genug beschrieben ist,<br />
um externe Fachleute mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />
zu beauftragen, findet Brandt. In<br />
interdisziplinären Teams erarbeiten<br />
die Studierenden neue Konzepte und<br />
Lösungsvorschläge. Für die Unternehmen<br />
birgt das nur ein minimales<br />
Risiko, denn <strong>der</strong> Aufwand ist für sie<br />
relativ gering. Oft reichen eine grobe<br />
Beschreibung des Problems und zwei<br />
¢ Kontakt: Wissenschaftszentrum Kiel, Fraunhoferstraße 13,<br />
Telefon 0431/2602442, E-Mail harm.brandt@campusbusinessbox.de<br />
¢ Internet: www.campusbusinessbox.de<br />
Folgetermine zur Besprechung. Aber<br />
größeres Engagement von Unternehmerseite<br />
lohnt sich, denn eine enge<br />
Zusammenarbeit för<strong>der</strong>t den Wissensaustausch<br />
in beide Richtungen.<br />
Wie solche Projekte aussehen, ist so<br />
unterschiedlich wie die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Unternehmen: Für einen<br />
Zahnarzt haben Studenten neue nutzerfreundliche<br />
Ansätze für eine Praxissoftware<br />
entwickelt; Prozesse und<br />
Abläufe in Arztpraxen können so optimiert<br />
werden. Ein an<strong>der</strong>es Mal ging<br />
es um so genannte Audioguides: Diese<br />
Tonaufnahmen, die immer häufiger<br />
den klassischen Museums- o<strong>der</strong><br />
Stadtführer ersetzen, werden meist<br />
samt mobilem Endgerät an die Nutzer<br />
verliehen. Ein Erfin<strong>der</strong> aus Schleswig-<br />
Holstein hatte die Idee, eine Plattform<br />
zu programmieren, auf <strong>der</strong> sich Interessierte<br />
vor Ort die informativen Hörbücher<br />
direkt auf ihren eigenen MP3-<br />
Player o<strong>der</strong> ihr eigenes Handy laden<br />
können. Dabei unterstützte ihn eine<br />
Projektgruppe <strong>der</strong> Campus-Business-<br />
Box. Zusammen entwickelten sie einen<br />
funktionsfähigen Prototypen, <strong>der</strong><br />
jetzt in <strong>der</strong> Praxis getestet wird.<br />
Wichtig ist dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Campus-<br />
Business-Box vor allem eines: „Wir<br />
wollen keinen Dienstleistungsersatz<br />
betreiben. Wir sind ein gemeinnütziger<br />
Verein. Das impliziert, dass hier<br />
keiner etwas tut, das ihm selbst zugute<br />
kommt. Wir suchen Projekte,<br />
mit denen wir Innovationen in Gang<br />
setzen können o<strong>der</strong> solche, bei denen<br />
Studenten wirklich etwas lernen können.“<br />
Dass das keine hohlen Phrasen<br />
sind, haben Harm Brandt und engagierte<br />
Studenten spätestens beim Projekt<br />
„Semics“ bewiesen. Semics steht<br />
für „Smart Electronic Maritime Information<br />
and Communication System“.<br />
Eine Bremer Ree<strong>der</strong>ei entwickelt ein<br />
maritimes Informations- und Kommunikationssystem,<br />
das sowohl an<br />
Bord von Schwergutschiffen als auch<br />
in <strong>der</strong> Koordination an Land zum Einsatz<br />
kommen soll. Unterstützt wird<br />
das Projekt vom Bund und weiteren<br />
Partnern. „Es gab unheimlich viele<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an das Projekt. Die<br />
Idee <strong>der</strong> Studierenden war es, einen<br />
Prototypen zu bauen, damit die späteren<br />
Anwen<strong>der</strong> wissen, was für ein<br />
System da entstehen soll, und sie ein<br />
Gerät zum Anfassen haben.“ Zu den<br />
„späteren Anwen<strong>der</strong>n“ gehört das<br />
gesamte Bordpersonal, vom Kapitän<br />
bis zum Schiffsmechaniker. Die Studierenden<br />
<strong>der</strong> CAU und <strong>der</strong> FH Kiel<br />
haben sich in mehr als 1.000 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
eingearbeitet und zusammen<br />
mit einem Kieler Unternehmen einen<br />
ersten Prototypen mit klickbarer<br />
Oberfläche entwickelt. „Mit diesem<br />
Prototypen in <strong>der</strong> Hand konnte sich<br />
<strong>der</strong> Kunde viel konstruktiver über die<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen an Technologie und<br />
Software austauschen“, sagt Brandt.<br />
Doch nicht nur die Ree<strong>der</strong>ei zeigte<br />
sich begeistert von <strong>der</strong> Zusammen-<br />
arbeit. „Wir haben durch das Projekt<br />
und die Vorträge viel über die Theorie<br />
von Projektmanagement, Entwicklung<br />
und Software-Technologie gelernt“,<br />
sagt <strong>der</strong> Student Joscha Bombien.<br />
Er leitete die Projektgruppe <strong>der</strong><br />
Campus-Business-Box. „Diese Theorie<br />
konnten wir gleich in die Praxis<br />
transferieren. Die Präsentation unser<br />
Projektes und das positive Feedback<br />
waren <strong>der</strong> krönende Abschluss.“<br />
Auch aus Sicht <strong>der</strong> Experten für Wissenstransfer<br />
ist das Projekt ein voller<br />
Erfolg: Die Geschäftsführerin des<br />
Kieler Wissenschaftszentrums, Dr.<br />
Inge Schrö<strong>der</strong>, spricht „von einer exzellenten<br />
Initiative“, die eine Lücke<br />
in <strong>der</strong> studentischen Aus- und Fortbildung<br />
schließt. (jr)<br />
Campus-Business-Box-Grün<strong>der</strong> Harm Brandt bringt Unternehmen und Studierende zusammen.<br />
Foto: Oeser<br />
42 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 43
Wirtschaft auf Kurs<br />
Medienpartnerschaft<br />
„Wirtschaft auf Kurs“ ist eine<br />
gemeinsame Aktion von den<br />
drei Privatsen<strong>der</strong>n in Schleswig-Holstein<br />
und dem „Wirtschaftsland”.<br />
Zu lesen bei uns,<br />
zu hören bei R.SH, delta radio<br />
und Radio NORA: Wöchentlich<br />
präsentieren die Radiosen<strong>der</strong><br />
eine neue positive Nachricht<br />
aus <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />
Wirtschaft.<br />
Das „Wirtschaftsland“ greift<br />
in je<strong>der</strong> Ausgabe eine dieser<br />
Geschichten auf und stellt sie<br />
ausführlich dar. Die von MACH<br />
3 vermarkteten Sen<strong>der</strong> haben<br />
eine Reichweite von 1,657 Millionen<br />
Hörern in Schleswig-<br />
Holstein und Hamburg.<br />
Sendehinweise:<br />
¢ R.SH: mittwochs<br />
um 11.25 Uhr und 15.25 Uhr<br />
¢ delta radio: dienstags<br />
2 x zwischen 9.00 Uhr<br />
und 18.00 Uhr<br />
¢ Radio NORA: mittwochs<br />
um 10.30 Uhr, 14.30 Uhr<br />
und 18.30 Uhr<br />
Wenn <strong>der</strong> JoB leBen rettet<br />
Ahrensburger Brandschutztechnologien<br />
Als Eduard Job sein Brandschutz-Unternehmen 1971 gründete, dachte er nicht daran, dass<br />
sein Name Programm sein würde: Heute arbeiten 200 Angestellte für den Hightech-Hersteller<br />
von Brandmeldeanlagen und Rauchwarnmel<strong>der</strong>n. Mit einer patentierten Glasampullen-<br />
Technologie ist die JOB-Gruppe Weltmarktführer – fast 800 Millionen dieser feuersensiblen<br />
Bauteile für Sprinkleranlagen sind im Einsatz.<br />
Wenn erstklassige Produkte deutscher Ingenieure weltweit<br />
Standard werden, dann ist das immer gut für neue Jobs.<br />
Bevor es soweit war, gab Eduard Job seine eigene Anstellung<br />
als Geschäftsführer beim Oldesloer Feuerlöschanlagen-Hersteller<br />
Minimax auf. Denn im eigenen Unternehmen<br />
wollte er ein neuartiges System für Sprinkleranlagen<br />
vermarkten, das bei Feuer schneller und sicherer auslöst.<br />
So entwickelte Job patentierte Glasampullen mit einer Sicherheitsflüssigkeit<br />
und schützte sie mit dem Markennamen<br />
„Thermo Bulbs“. Bei einem Feuer erwärmt sich die<br />
Flüssigkeit in <strong>der</strong> Ampulle und dehnt sich dabei aus. Die<br />
Folge: In Sekundenschnelle zerplatzt das Gläschen auf<br />
dem Sprinklerkopf, so dass sich eine Düse <strong>der</strong> Anlage öffnet<br />
und Löschwasser austreten kann.<br />
Innerhalb weniger Jahre gelang es Job, dieses System als<br />
technischen Standard weltweit zu etablieren. „Alle Sprinkleranlagenhersteller<br />
<strong>der</strong> USA kaufen heute bei uns. Auch<br />
in China sind wir Marktführer“ erklärte Eduard Job noch<br />
2007 stolz. Doch im vergangenen Februar starb <strong>der</strong> Firmengrün<strong>der</strong><br />
mit 73 Jahren. Geschäftsführer Bodo Müller –<br />
natürlich auch technologiebegeisterter Ingenieur – führt<br />
die JOB-Gruppe heute gemeinsam mit Götz Gieselmann.<br />
Systematisch baute das Unternehmen seinen Vorsprung<br />
innerhalb <strong>der</strong> Brandschutztechnik aus – und schaffte<br />
am Ahrensburger Firmensitz bis heute 200 Jobs. Thermo<br />
Bulbs arbeiten weltweit in Industriegebäuden, Hotels,<br />
Krankenhäusern, Büros und sogar auf Schiffen wie <strong>der</strong><br />
Queen Mary II. Im Ozeanriesen „Freedom of the Seas“<br />
wurden 17.000 Glaszylin<strong>der</strong> aus Schleswig-Holstein verbaut.<br />
JOB ist heute Weltmarktführer für Glasampullen mit<br />
einem Weltmarktanteil von mehr als 70 Prozent.<br />
Um das Know-how weltweit und umfassen<strong>der</strong> zu vermarkten,<br />
integrierte die JOB-Gruppe 1999 den Brandmel<strong>der</strong>hersteller<br />
detectomat, 2003 kam <strong>der</strong> Zulieferer<br />
DBM hinzu. So kann die Unternehmensgruppe, zu <strong>der</strong><br />
auch die Eduard-Job-Stiftung für Thermo- und Stoffdynamik<br />
gehört, Brandmeldezentralen für Firmen ebenso<br />
anbieten wie Rauchwarnmel<strong>der</strong> für Privatwohnungen.<br />
Vor allem mit Blick auf die Einbaupflicht von Rauchwarnmel<strong>der</strong>n<br />
in Deutschland positioniert sich detec-<br />
tomat als Anbieter beson<strong>der</strong>s hochwertiger Produkte:<br />
„Unsere Serie verfügt über Qualitätsmerkmale und<br />
Technologien, die weit über den am Markt erhältlichen<br />
Standards liegen“, erklärte Müller. detectomat garantiert<br />
höchste Sensibilität zum „Detektieren“ echter Brände.<br />
„Gleichzeitig können unsere Rauchwarnmel<strong>der</strong> zuverlässig<br />
Fehlalarme vermeiden.“<br />
Um die Basis für noch mehr Jobs zu legen, bezog JOB Anfang<br />
des Jahres 2008 eine neue, 4.000 Quadratmeter große<br />
Produktions- und Lagerhalle. „Seit 2004 haben wir die Produktion<br />
<strong>der</strong> detectomat-Brandmeldetechnologie mehr als<br />
verzehnfacht“, berichtet Geschäftsführer Müller. „Und mit<br />
dem Bau einer neuen Produktionshalle am Standort Ahrensburg<br />
schaffen wir beste Bedingungen für die weitere<br />
Expansion in den Weltmarkt.“ Hochqualifizierte Mitarbeiter<br />
entwickeln und fertigen nun die gesamte Produktpalette<br />
an einem Standort. Damit nicht genug: „Auch unserem<br />
stetig wachsenden Team in den Bereichen Entwicklung<br />
und Support wollen wir künftig noch mehr Raum für innovative<br />
Produkte geben.“ Jetzt entwickelt <strong>der</strong> Life-Safety-<br />
Spezialist eine neue Präzisions-Glasziehanlage, um die<br />
Thermo Bulbs weiter zu verbessern. Das Land för<strong>der</strong>t<br />
diese wegweisende Technologie mit rund 150.000 Euro<br />
aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft. Ganz klar: Auch<br />
das sorgt für neue Jobs bei JOB. (wel)<br />
JoB-gruppe<br />
¢ gegründet: 1971<br />
¢ Branche: Entwicklung, Produktion und Vermarktung<br />
von Brandmeldesystemen und Glasampullen<br />
¢ geschäftsführer: Bodo Müller, Götz Gieselmann<br />
¢ Mitarbeiter: 200<br />
¢ Firmensitz: Ahrensburg, An <strong>der</strong> Strusbek 5<br />
¢ Kontakt: Telefon 04102/211460<br />
¢ Internet: www.job-bulbs.com,<br />
www.detectomat.de, www.job-stiftung.de<br />
Wirtschaftsland 02.2010 45
Service<br />
46<br />
tippS für erfolgreiche tagungen<br />
Tagungsbroschüre Schleswig-Holstein<br />
Schöne Umgebung inspiriert. Nun kann sich lei<strong>der</strong> nicht<br />
je<strong>der</strong> in Schleswig-Holstein nie<strong>der</strong>lassen, um hier dauerhaft<br />
zu leben und zu arbeiten. Die kurzzeitige Lösung für<br />
Menschen aus dem Rest Deutschlands, die es wenigstens<br />
für ein paar Tage auch mal gut haben und gleichzeitig beson<strong>der</strong>s<br />
effektiv arbeiten wollen: Tagungen, Kongresse,<br />
Produktpräsentationen, Incentives und ähnliche Veranstaltungen<br />
im nördlichsten Bundesland, knackig kurz<br />
auch Zukunftsmarkt MICE genannt (Meeting, Incentive,<br />
Congress und Event).<br />
Schleswig-Holstein hat sich immer mehr zu einer bundesweit<br />
herausragenden Destination für Tagungen und<br />
an<strong>der</strong>e Arbeitstreffen etabliert. Die sind zwar grundsätzlich<br />
stark von <strong>der</strong> Wirtschaftskrise betroffen, doch konnte<br />
Schleswig-Holstein auch in dieser schwierigen Situation<br />
weiter punkten. Dazu Christian Schmidt, Geschäftsführer<br />
<strong>der</strong> Tourismusagentur Schleswig-Holstein GmbH (TASH):<br />
„Die Ansprüche an Erreichbarkeit, Originalität von Tagungsort<br />
und Rahmenprogramm steigen, entsprechend<br />
müssen Angebotsgestaltung und Vermarktung mithalten.<br />
Schleswig-Holstein kann durch stetig steigende Beliebtheit<br />
und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Das<br />
Land überzeugt im Geschäftsreisetourismus durch attraktive<br />
Tagungsorte, reichhaltige Rahmenprogramme und<br />
hochwertigen Service.“ In Schleswig-Holstein sind etliche<br />
Unternehmen und Forschungseinrichtungen in wichtigen,<br />
zukunftsträchtigen Kompetenzfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wirtschaft<br />
und <strong>der</strong> Wissenschaft führend tätig. Gleichzeitig bietet<br />
das Land eine hervorragende touristische Infrastruktur,<br />
sowohl im allgemeinen Hinblick auf Hotelkapazitäten als<br />
auch für die speziellen Bedürfnisse von Geschäftsreisenden<br />
mit geeigneten Tagungsräumen, Kongresszentren,<br />
Eventlocations, Abendprogrammen o<strong>der</strong> auch professionellen<br />
Agenturen zur umfassenden Betreuung. Schließlich<br />
ist da noch das Land selbst mit seiner großartigen<br />
Landschaft und <strong>der</strong> frischen Luft, die auch immer wie<strong>der</strong><br />
gut ist für neue, unverbrauchte Ideen.<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
Damit die Wahl des nächsten Tagungsortes angesichts<br />
<strong>der</strong> Fülle verlocken<strong>der</strong> Möglichkeiten in Schleswig-Holstein<br />
etwas leichter fällt, stellt nun eine Broschüre beson<strong>der</strong>s<br />
attraktive MICE-Highlights in Schleswig-Holstein<br />
vor. „Wir sehen im MICE-Bereich ein großes Potenzial<br />
für Schleswig-Holstein und nutzen die Chance, uns auf<br />
diesem Wachstumsmarkt zu positionieren.“, sagt Andrea<br />
Gastager. Sie ist Geschäftsführerin <strong>der</strong> Marketingkooperation<br />
Städte in Schleswig-Holstein (MakS), die das<br />
68-seitige Werk gemeinsam mit <strong>der</strong> TASH und dem Verlag<br />
CIM produziert. Im Fokus stehen sowohl die fünfzehn<br />
wichtigsten Städte des Landes als auch die verschiedenen<br />
Regionen, ländlichen Gebiete und Inseln – jeweils mit ihren<br />
Meeting- und Incentive-Offerten.<br />
Weil <strong>der</strong> Urlaubsaspekt bei <strong>der</strong> anvisierten Besuchergruppe<br />
zumindest offiziell nicht <strong>der</strong> ausschlaggebende<br />
Beweggrund ist, beschreibt die „Tagungsbroschüre<br />
Schleswig-Holstein“ die Destination noch einmal ausführlich<br />
auch als Wirtschaftsland: zehn Seiten zu wichtigen<br />
Kompetenzfel<strong>der</strong>n des Landes wie Gesundheitswirtschaft,<br />
maritime Technologien, erneuerbare Energien<br />
und Nanotechnologie, zu beispielhaften Unternehmen<br />
und Unternehmern und zur Arbeit <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong>, <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />
und Technologietransfer Schleswig-<br />
Holstein GmbH. Gründe, hier erfolgreich zu arbeiten,<br />
gibt es also mehr als reichlich.<br />
Die Broschüre richtet sich an Veranstaltungsplaner in<br />
Firmen, Verbänden und Agenturen und wird mit einer<br />
Gesamtauflage von 30.500 Exemplaren gedruckt. Davon<br />
werden 20.500 Exemplare <strong>der</strong> Mai-Ausgabe von<br />
Conference & Incentive Management, CIM 3/10, beigelegt.<br />
Das Heft erscheint am 14. Mai 2010 und wird<br />
zusätzlich an die Fachbesucher auf <strong>der</strong> IMEX in Frankfurt<br />
verteilt. Die verbleibenden 10.000 Broschüren<br />
werden von TASH und MakS für weitere Werbezwecke<br />
wie Messeauftritte, Mailings und bei Anfragen potenzieller<br />
Kunden genutzt. (bes)<br />
Schmeckt nicht, giBt'S nicht<br />
Zehn Fragen an Tim Mälzer<br />
gibt es für Sie den typischen Schleswig-holsteiner?<br />
Ja, den gibt es.<br />
Wie sieht er aus, wie ist er, was ist denn typisch an ihm?<br />
Er ist relativ wortkarg. Hat einen feinsinnigen, knorrigen<br />
Humor. Und ist insgesamt relativ zurückhaltend<br />
im Auftritt.<br />
Wo ist Ihr lieblingsplatz in Schleswig-Holstein?<br />
Die holsteinische Schweiz um Ahrensbök herum mag<br />
ich sehr.<br />
Sie haben drei Wünsche frei, was wünschen Sie sich?<br />
Ich habe nur einen: immer Wünsche zu haben.<br />
Wo liegen Ihre Stärken? Wo liegen Ihre Schwächen?<br />
Definitiv in meiner Spontanität. Genau da liegt auch meine<br />
Schwäche: Ich kann im Voraus kaum etwas planen.<br />
Wen würden Sie gern einmal treffen?<br />
Da habe ich keinen beson<strong>der</strong>en Wunsch.<br />
Promi-<br />
Fragebogen<br />
Der Fernsehkoch Tim Mälzer wurde 1971 in Elmshorn geboren und erlernte seinen Beruf<br />
im Hamburger Hotel „InterContinental“. Stationen in Londoner Hotels wie dem „Ritz“<br />
und im Hamburger Restaurant „Tafelhaus“ bei Christian Rach, heute bekannt als Restaurant-Tester,<br />
vervollständigten sein Wissen. Fünf Jahre führte er das „Das Weiße Haus“<br />
in Hamburg-Övelgönne, bevor er 2009 ein neues Restaurant mit dem Namen „Bullerei“<br />
im Hamburger Schanzenviertel eröffnete. Mälzers Popularität als Fernsehkoch wuchs seit<br />
2003 stetig. Angefangen hat alles bei VOX mit <strong>der</strong> Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“.<br />
Seit April 2009 läuft in <strong>der</strong> ARD seine wöchentliche Sendung „Tim Mälzer kocht!“. Außerdem<br />
dreht er für die ARD Dokumentationen, die Ende 2010 ausgestrahlt werden, und<br />
arbeitet mit 3-Sterne-Koch Eckart Witzigmann an einer Kochbuchidee.<br />
Welche Eigenschaften an an<strong>der</strong>en Menschen schätzen<br />
Sie, welche nicht?<br />
Toleranz – Intoleranz. Und, Stärken gegenüber Schwächeren<br />
ausspielen.<br />
Haben Sie ein Vorbild?<br />
Nein, eigentlich nicht.<br />
Was lesen Sie gerade?<br />
„Kind 44“ von Rob Smith, ein Thriller. Eigentlich lese<br />
ich gerne alles, was mit Massenmör<strong>der</strong>n und Psychopaten<br />
zu tun hat.<br />
Was ist für Sie das Beson<strong>der</strong>e und Herausragende an<br />
Schleswig-Holsteins Küche?<br />
Das Geräucherte! Ich bin ein Freund von geräucherter<br />
Ware. Und ich liebe das Großmutter-Essen wie Kartoffeln,<br />
Steckrüben, Birnen, Bohnen und Speck, Fisch. Ja<br />
überhaupt die deftige Küche.<br />
Wirtschaftsland 02.2010 47
Veranstaltung<br />
kiel Startet BundeSWeiten<br />
tag <strong>der</strong> architektur<br />
Leistungsschau mit 48 Top-Bauten in SH<br />
Die publikumswirksamste Veranstaltung<br />
in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Architektur<br />
wird in diesem Jahr in Kiel eröffnet:<br />
Unter dem Motto „Horizonte“<br />
lädt am 25. Juni die bundesweite<br />
Auftaktveranstaltung zum „Tag <strong>der</strong><br />
Architektur“ in das neue Terminalgebäude<br />
am Schwedenkai ein. Auch<br />
wenn noch immer kräftig gebaut<br />
wird an <strong>der</strong> neuen Visitenkarte <strong>der</strong><br />
Binnenförde, wird es einen Festakt<br />
geben, zu dem die Architekten- und<br />
Ingenieurkammer Schleswig-Holstein<br />
und die Bundesarchitektenkammer<br />
einladen. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an Architektur<br />
interessiert ist, kann sich auf<br />
48 Bauten freuen, die am 26. und<br />
27. Juni ihre Türen öffnen. Diese<br />
qualitativ herausragenden Gebäude<br />
25. Juni 2010<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.aik-sh.de<br />
Telefon 0431/570650<br />
und städtebaulichen Ensembles in<br />
28 schleswig-holsteinischen Städten<br />
und Gemeinden hat eine Jury<br />
ausgewählt. Präsentiert werden architektonische<br />
Beson<strong>der</strong>heiten vom<br />
Neubau über Erweiterungs- und Sanierungsbauten,<br />
Einfamilienhäuser,<br />
Rathäuser, Kitas, Schulen, Yachthafengebäude,<br />
Kirchen, Brücken<br />
bis hin zu Marktplätzen sowie Garten-<br />
und Parkanlagen. Zu den Highlights<br />
gehört das Ostsee Info-Center<br />
in Eckernförde, ein 2008 erbautes<br />
Museum, das gleichsam über dem<br />
Ostseestrand zu schweben scheint<br />
(Architekturbüro Giese + Hanke).<br />
Wie ein historisches Gebäude vorbildlich<br />
instandgesetzt und mo<strong>der</strong>nisiert<br />
werden kann, zeigt das<br />
Wasmer-Palais in Glückstadt (Architektengruppe<br />
Plandreieck).<br />
Der neue Terminal am Kieler Schwedenkai<br />
könnte mit seiner an ein Segel<br />
erinnernden Form zu einem neuen<br />
Wahrzeichen Kiels werden (KSP Engel<br />
und Zimmermann). Alle Termine<br />
für Besichtigungen und Führungen<br />
präsentiert die Kammer im Internet.<br />
Außerdem kann ab 4. Juni eine Broschüre<br />
zum „Tag <strong>der</strong> Architektur“<br />
angefor<strong>der</strong>t werden. (wel)<br />
Museum direkt am Strand: das 2008 erbaute<br />
Ostsee Info-Center in Eckernförde (oben)<br />
Highlight am Tag <strong>der</strong> Architektur: Das<br />
OstseeInfoCenter scheint auf dem Wasser zu<br />
schweben (unten). Fotos: Giese+Hanke<br />
Eine Übersicht über aktuelle Wirtschaftstermine finden Sie unter: www.wirtschaftsland.schleswig-holstein.de<br />
Wirtschaftsland herausgeber: Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und<br />
Verkehr (MWV) des Landes Schleswig-Holstein, Düsternbrooker<br />
Weg 94, 24105 Kiel, Renate Bröcking: Telefon 0431/988-4559,<br />
Personen<br />
www.wirtschaft.schleswig-holstein.de, www.wirtschaftsland.<br />
schleswig-holstein.de, <strong>WTSH</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und Tech-<br />
Bachmann, Heinz 35<br />
nologietransfer Schleswig-Holstein GmbH. Eine Gesellschaft<br />
Brandt, Harm 42, 43<br />
des Landes Schleswig-Holstein, <strong>der</strong> Industrie- und Handels-<br />
Bruhn, Maximilian 7<br />
kammern sowie <strong>der</strong> Hochschulen des Landes, Lorentzendamm<br />
Burger, Klaus 13<br />
24, 24103 Kiel, Telefon 0431/66666-0, Fax 0431/66666-768,<br />
Claus, Dirk 33–35<br />
www.wtsh.de, info@wtsh.de<br />
de Jager, Jost 17, 19<br />
chefredakteur (v.i.S.d.p.): Carsten Maltzan (mal), New<br />
Eisenhauer, Prof. Dr. Anton 38, 39<br />
Communication GmbH & Co. KG, Jägersberg 23, 24103<br />
Frerck, Tobias 28, 29<br />
Kiel, Telefon 0431/90607-0, Fax 0431/90607-77, redaktion@<br />
Gerisch, Brigitte und Herbert 36, 37<br />
wirtschaftsland.de<br />
Gieselmann, Götz 45<br />
titelfoto: Arendt Schmolze, www.feinheimisch.de<br />
Grau, Tobias und Franziska 21<br />
autoren: Maike Nicolai (mn), Julia Räsch (jr), Joachim Wel-<br />
Hazoumè, Romuald 36, 37<br />
ding (wel), Lore Seeger (se), Wolfgang Langenstrassen (wl),<br />
Henatsch, Dr. Martin 36, 37<br />
Michael Fischer (mif)<br />
Holthausen, Hans-Jochen 14<br />
fotos: fotolia, WiMi, TASH, Langenstrassen, Oeser, Welding,<br />
Juchter, Prof. Silke 23, 24<br />
MLUR/Jens Koenig, FEINHEIMISCH, Coop, Jugend Forscht,<br />
Kloth, Nina 30, 31<br />
Tobias Grau GmbH, H. Vollert, RQP GmbH, Stena, P. Lühr, F.<br />
Mälzer, Tim 47<br />
Behling, M. Obst, Giese + Hanke, hfr<br />
Maletzky, Manfred 28, 29<br />
allgemeiner kontakt: info@wirtschaftsland.de<br />
Müller, Bodo 45<br />
Bestellung und abonnement: <strong>WTSH</strong>, Telefon 0431/66666-0,<br />
Ott, Gunnar 30, 31<br />
Fax 0431/66666-768, abo@wirtschaftsland.de<br />
Paulsen, Martin 31<br />
gesamtkonzeption: New Communication GmbH & Co. KG,<br />
Wagner, Reinhard 14<br />
Werbe- und Marketingagentur<br />
Schreiber, Prof. Stefan 23<br />
projektmanagement: Rabea Hemmerich<br />
Schwarz, Prof. Dr. Karin 4<br />
layout: Julia Potthast (Art Director)<br />
Ströher, Immo 3<br />
grafik: Klaas Janneck (3D-Grafik)<br />
Stuwe, Prof. Dr. jur. Michael 30, 31<br />
lektorat: Susanne Kratzenberg<br />
Tiemann, Christiane 30, 31<br />
produktion: ppa.bumann, Print- & Produktionsagentur;<br />
Tiessen, Hans-Jakob 16<br />
Friedrich-Voß-Straße 1a, 24768 Rendsburg<br />
Vollert, Henning 27<br />
anzeigen: Verlag Jörg Stoeckicht, Marienstraße 3, 24534<br />
Werner, Tanja 30, 31<br />
Neumünster, Telefon 04321/559590, Fax 04321/12350, E-Mail:<br />
anzeigen@wirtschaftsland.de<br />
Firmen & Institutionen<br />
Layout und Gestaltung sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Gleiches gilt für die einzelnen redaktionellen Beiträge und<br />
BioActive Food GmbH 26, 27<br />
ihre Zusammenstellung sowie für Fotos und Grafiken. Möch-<br />
Campus Business Box e. V. 42, 43<br />
ten Sie Inhalte und Fotos übernehmen, wenden Sie sich bitte<br />
Coop 8, 13<br />
an die Redaktion unter redaktion@wirtschaftsland.de.<br />
E.ON Hanse 16<br />
Diese Druckschrift wird im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
FEINHEIMISCH e. V. 7–12<br />
<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Landesregierung und <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong><br />
GISMA Steckverbin<strong>der</strong> GmbH 28, 29<br />
herausgegeben. Sie darf we<strong>der</strong> von Parteien noch von Personen,<br />
Harry Brot 14<br />
die Wahlwerbung o<strong>der</strong> Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum<br />
IFM-GEOMAR 38<br />
Zwecke <strong>der</strong> Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeit-<br />
JOB Gruppe 45<br />
lichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift<br />
Knierim-Werft 3<br />
nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme <strong>der</strong><br />
RQP GmbH 30, 31<br />
Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden<br />
Seehafen Kiel 32–35<br />
werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift<br />
TASH 9<br />
zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglie<strong>der</strong> zu verwenden.<br />
Tobias Grau GmbH 20, 21<br />
Wagner Pralinen 14<br />
48 Wirtschaftsland 02.2010<br />
Wirtschaftsland 02.2010 49<br />
Impressum
Foto: ???<br />
Auch wenn es vielen Menschen<br />
schwerfällt, von lieb gewonnen Dingen<br />
Abschied zu nehmen, so geht im<br />
Zuge des Forschritts manchmal kein<br />
Weg daran vorbei. Die Handygeneration<br />
lebt die Trends vor und verzichtet<br />
schon auf vieles, was den Älteren<br />
noch selbstverständlich vorkommt.<br />
Hier eine kleine Liste:<br />
Telefonzelle: Die erste wurde in den<br />
1920-er Jahren in Betrieb genommen,<br />
bald wird wohl die allerletzte abmontiert.<br />
Das Handy ist schuld.<br />
Armbanduhr: Jedes Mobiltelefon<br />
zeigt die Zeit im Display an – immer<br />
dabei und bestens abzulesen.<br />
Wer eine Uhr mit Zeiger trägt, zeigt,<br />
dass er/sie altmodisch ist o<strong>der</strong> aber<br />
Stil besitzt.<br />
MP3-Player: Warum auch noch den<br />
kleinen Musikspieler mit sich herumschleppen,<br />
wenn <strong>der</strong> längst im Handy<br />
integriert ist?<br />
Festnetz-Anschluss: Das Telefon<br />
hängt oft an einem Kabel und immer<br />
in den eigenen vier Wänden.<br />
Trends<br />
7 dinge, die daS handy üBerflüSSig machen<br />
mit heelyS gleiten Statt laufen<br />
Einfach eine Rolle in den Fersen <strong>der</strong><br />
Halbschuhe ausklinken, schon heißt<br />
es „rollen statt laufen“. Sie sehen aus<br />
wie normale Sportschuhe, doch hebt<br />
man die Zehenspitzen, verwandeln<br />
sie sich in ein schwer angesagtes<br />
Sportgerät. In den USA sind die Superschuhe<br />
bereits ein Megatrend, <strong>der</strong><br />
jetzt auch nach Europa schwappt. Wer<br />
Heelys trägt, kann zwischen gehen<br />
und rollen wählen, ohne umständlich<br />
die Schuhe zu wechseln. Denn<br />
in die Ferse <strong>der</strong> angesagten Turnschuhe<br />
ist eine Rolle integriert, die im<br />
Handumdrehen ein- und ausgeklinkt<br />
werden kann. Der Effekt: Modische<br />
Sneakers werden schnell zu mobiler<br />
Footwear. Der Vorteil ist, dass man<br />
auf ebener Fläche weitaus schnel-<br />
Mehr Infos: www.heelys.de<br />
ler vorankommt als mit normalen<br />
Schuhen und dennoch kein zweites<br />
Paar mit sich tragen muss. Heelys-<br />
Erfin<strong>der</strong> Roger Adams aus dem amerikanischen<br />
Tacoma (Washington)<br />
beobachtete 1998 Jugendliche mit<br />
ihren Inline-Skatern. Plötzlich hatte<br />
er einen bemerkenswerten Einfall:<br />
einen Schuh mit einer integrierten<br />
Der mobile Mensch braucht aber<br />
nur ein Telefon und eine Nummer.<br />
Netbook: We<strong>der</strong> Laptop noch Han-<br />
dy – und verzichtbar, sobald Handys<br />
besser nutzbare Tastaturen haben.<br />
Digicam: Hochauflösende Fotos<br />
in guter Qualität schießt heute fast<br />
jedes Handy. Reicht für 90 Prozent<br />
aller Fälle völlig aus.<br />
Navigationsgerät: Wenn das Dis-<br />
play groß genug ist, ersetzt es spielend<br />
ein mobiles Navi. Typisch Handy<br />
– ein Gerät für viele Fälle. (wel)<br />
Rolle. Ohne zu zögern schnitt er die<br />
Ferse aus einem Turnschuh heraus<br />
und setzte eine Skateboard-Rolle hinein,<br />
die er an einer Achse befestigte.<br />
Einige Tests später hielt er den ersten<br />
Prototypen <strong>der</strong> Heelys in <strong>der</strong> Hand.<br />
Im Dezember 2000 gründete Adams<br />
seine Firma Heeling Sport und setzte<br />
mit seinen Produkten einen pfiffigen<br />
Sport-Trend. Die Schuhe, die<br />
auch in Deutschland<br />
vertrieben werden,<br />
sind leicht zu tragen<br />
und einfach<br />
zu beherrschen.<br />
(wel)<br />
Sehen gut aus und sind rasant unterwegs: Schuhe mit Rollen, auch Heelys genannt. Foto: hfr<br />
Wirtschaftsland 02.2010<br />
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