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Schlemmerland der kurzen Wege - WTSH

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Ausgabe_02.2010<br />

Wirtschaftsland<br />

Magazin für Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Technologie<br />

in Schleswig-Holstein<br />

Unternehmen SH<br />

Kunst trifft Krankheit<br />

<strong>Schlemmerland</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>kurzen</strong> <strong>Wege</strong><br />

Schleswig-Holsteins Ernährungsbranche<br />

setzt auf regionale Qualität<br />

www.wirtschaftsland.schleswig-holstein.de<br />

Im Interview<br />

Prof. Dr.<br />

Anton Eisenhauer<br />

Reportage<br />

Beleuchtungsdesign<br />

made in Rellingen


Foto: Oeser<br />

Im Blick<br />

hightech auS kiel:<br />

mit Solarkraft um die erde<br />

Sie sieht aus wie „Raumschiff Enterprise“ und hat revolutionäre Technik an Bord: Die „Planet Solar“<br />

bewies nach <strong>der</strong> Taufe Ende März in <strong>der</strong> Kieler Förde, dass sie tatsächlich schwimmen kann. Die auf<br />

Hightech-Jachten spezialisierte Kieler Knierim-Werft hat das größte Solarboot <strong>der</strong> Welt hat im Auftrag<br />

von Solar-Unternehmer Immo Ströher nach 14 Monaten Bauzeit übergeben. Im April 2011 soll <strong>der</strong> 31<br />

Meter lange Katamaran zur Umrundung <strong>der</strong> Erde aufbrechen. Für den rund 40.000 Kilometer langen<br />

Törn haben <strong>der</strong> Skipper Raphaël Domjan und <strong>der</strong> Abenteurer Gérard d‘Aboville 160 Tage eingeplant.<br />

Die erste Weltumrundung eines ausschließlich von <strong>der</strong> Sonne angetriebenen Bootes soll die technischen<br />

Möglichkeiten erneuerbarer Energien demonstrieren. Der 15 Meter breite Katamaran trägt ein glänzend<br />

schwarzes Dach aus 38.000 Solarzellen, das von 12 Tonnen schweren Lithium-Ionen-Batterien gespeist<br />

wird. Ein 480-Kilowatt-Solargenerator wird das Schiff mit einer Reisegeschwindigkeit von 10 Knoten<br />

(18,5 Stundenkilometer) lautlos über die Weltmeere treiben. Der Kabinenbereich erstreckt sich so weitläufig<br />

wie in einer Luxusvilla, 200 Passagiere haben hier und auf dem Sonnendeck Platz. (wel)


Wirtschaftsland<br />

Editorial<br />

Prof. Dr.<br />

Karin Schwarz<br />

Leiterin <strong>der</strong> Abteilung<br />

Lebensmitteltechnologie<br />

des Instituts für<br />

Humanernährung und<br />

Lebensmittelkunde an<br />

<strong>der</strong> CAU Kiel<br />

Liebe Leserinnen und Leser,<br />

die Spargelsaison hat begonnen und mit den typischen<br />

Verkaufsständen am Straßenrand ist sie Symbol für Lebensmittel,<br />

die höchste Qualität durch regionale Erzeugung<br />

versprechen. Regionale Erzeugung bedeutet kurze<br />

Transportwege und ermöglicht bei empfindlichen Produkten<br />

wie Spargel größte Frische, ein äußerst wichtiger<br />

Qualitätsparameter. Frische allein würde den heutigen<br />

Trend hin zu regionalen Produkten jedoch nicht erklären.<br />

Vielmehr ist ein neuer Verbrauchertypus erkennbar,<br />

<strong>der</strong> sehr preisbewusst kauft, aber sich gleichzeitig<br />

dafür interessiert, ob sozial- und umweltverträglich,<br />

sprich nachhaltig, produziert wurde. Diesen neuen<br />

Verbrauchertypus bezeichnet man als „LOHAS“, dies<br />

steht für Life of Health and Sustainability. Aber Achtung,<br />

„regional“ wird mit „nachhaltig“ gleichgesetzt und bedeutet,<br />

dass diese kritische und informationshungrige<br />

Verbraucherschicht im Vertrauen darauf, dass regionale<br />

Produkte nachhaltig erzeugt wurden, kauft. Es gilt also<br />

dieses Vertrauen zu bestätigen und die Chancen zu nutzen.<br />

Wenn nun auch noch das Auto zum Einkauf in <strong>der</strong><br />

Garage bleiben würde. ...<br />

Inhalt<br />

Im Blick<br />

02 Hightech aus Kiel: mit Solarkraft um die Erde<br />

Schwerpunkt<br />

06 Der Norden frischt auf<br />

Mehr Lebensqualität durch regionale Produkte<br />

12 fakten, zahlen, WiSSen<br />

13 intervieW<br />

Coop setzt Trend mit „Unser Norden“<br />

14 zWei erfolgSgeSchichten<br />

Wagner – Trüffelmacher von <strong>der</strong> Nordsee<br />

Harry – großer Bäcker für die Region<br />

News<br />

16 E.ON Hanse unterstützt „Jugend forscht“<br />

im Norden<br />

18 Haithabu: neue Ausstellung<br />

Reportage<br />

20 Beleuchtungsdesign made in Rellingen<br />

Unternehmen SH<br />

22 Kunst trifft Krankheit<br />

26 Ginseng des Nordens<br />

28 Kontakte fürs Leben<br />

30 Mit RQP ans Ziel<br />

32 Von <strong>der</strong> Förde in die Fjorde<br />

Im Interview<br />

38 das meer in mir<br />

Interview mit Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />

Junge Wirtschaft<br />

42 Uni-Know-how für Mittelständler<br />

Seite 32<br />

von <strong>der</strong> förde<br />

in die fjorde<br />

Wirtschaft auf Kurs<br />

44 Wenn <strong>der</strong> JOB Leben rettet<br />

Service<br />

46 Tipps für erfolgreiche Tagungen<br />

Promi-Fragenbogen<br />

47 Zehn Fragen an<br />

tim mälzer<br />

SH | Hamburg<br />

36 Kunst und Sehnsucht<br />

Rubriken<br />

04 Editorial<br />

40 Schleswig-Holstein in Zahlen<br />

48 Veranstaltung<br />

49 Impressum<br />

49 Personen- & Firmen-Index<br />

51 Trends<br />

Seite 26<br />

ginseng<br />

des nordens<br />

Seite 28<br />

kontakte<br />

fürs leben<br />

Wirtschaftsland 02.2010 5


Schwerpunkt<br />

<strong>der</strong> norden friScht auf<br />

Mehr Lebensqualität durch regionale Produkte<br />

Lebensmittel müssen mehr können, als nur satt zu machen. Sie sollen köstlich munden, möglichst<br />

die Gesundheit för<strong>der</strong>n und auch noch „trendy“ sein. Immer mehr Verbraucher bevorzugen<br />

Nahrungsmittel, die ökologisch und klimafreundlich hergestellt werden. Die ohnehin<br />

stark aufgestellte Ernährungsbranche in Schleswig-Holstein hat den Trend erkannt: Regionale<br />

Produkte und Marken bieten alles, was anspruchsvolle Konsumenten wollen – von <strong>der</strong><br />

Ernte über die Herstellung und Veredlung bis zum Lebensmittelhandel und zur Zubereitung<br />

im Lieblingsrestaurant.<br />

„Mit Genuss ein wenig die Welt ver-<br />

än<strong>der</strong>n“ lautet das unausgesprochene<br />

Motto von Feinheimisch,<br />

einem Zusammenschluss von 18<br />

gastronomischen Betrieben und 36<br />

Produzenten in Schleswig-Holstein.<br />

„Wir för<strong>der</strong>n mit dieser bundesweit<br />

einzigartigen Initiative die regional<br />

geprägte Esskultur ebenso wie<br />

unsere landwirtschaftlichen Produzenten“,<br />

sagt Maximilian Bruhn,<br />

Feinheimisch-Vorsitzen<strong>der</strong> und<br />

Inhaber des Restaurants „Bruhns<br />

Wellenlänge“ in Stein/Laboe. Zwei<br />

Jahre nach <strong>der</strong> Gründung erhielt<br />

<strong>der</strong> Verein kürzlich den schleswigholsteinischen<br />

Nachhaltigkeitspreis<br />

2009 von Landwirtschaftsministerin<br />

Juliane Rumpf. Feinheimisch sei es<br />

gelungen, ein innovatives Bündnis<br />

von landwirtschaftlichen und verarbeitenden<br />

Betrieben zu schaffen,<br />

das in die ganze Gesellschaft ausstrahle,<br />

urteilte die Jury.<br />

Schleswig-Holstein kann mehr als lecker<br />

auftischen – nämlich feinste Lebensmittel<br />

und starke Marken kreieren.<br />

Foto: TASH<br />

Dass Feinheimisch mit seiner Philosophie<br />

goldrichtig liegt, zeigt ein<br />

bundesweiter Trend. Matthias Horx<br />

vom Zukunftsinstitut hat in einer<br />

Studie 2009 festgestellt: Es gibt eine<br />

wachsende Nachfrage für Produkte,<br />

die den Käufer „in Tradition und Zusammengehörigkeit<br />

einbinden“. Bei<br />

acht neuen Sinnmärkten steht das<br />

Thema Regionalität ganz oben, das<br />

„Nahe, Gute und Vertraute“ besitzt<br />

eine starke Anziehungskraft auf den<br />

Verbraucher. Die Studie registriert,<br />

dass <strong>der</strong> Trend zu regional produzierten<br />

Nahrungsmitteln in den<br />

USA und Großbritannien bereits in<br />

vollem Gange sei. Der deutsche Lebensmittelmarkt<br />

wird folgen. „Die<br />

meisten Deutschen greifen beim<br />

Einkauf bewusst zu Lebensmitteln<br />

aus <strong>der</strong> Region. Zwei Drittel <strong>der</strong> Befragten<br />

wählen im Supermarkt gezielt<br />

regionale Produkte aus“, lautet<br />

zudem das Ergebnis einer Umfrage<br />

des Marktforschungsinstitutes Dialego<br />

aus dem Jahre 2009.<br />

„Aus <strong>der</strong> Region, für die Region“ heißt<br />

das Motto des Einzelhandelsriesen<br />

Edeka-Nord. Damit will <strong>der</strong> Neu-<br />

münsteraner Einzelhändler nach<br />

eigenen Angaben den verstärkten<br />

Kundenwünschen nach heimischen<br />

Erzeugnissen entgegenkommen Vor<br />

allem mit <strong>der</strong> Eigenmarke „Gutfleisch“<br />

will Edeka das Vertrauen <strong>der</strong><br />

Verbraucher stärken: Die Schweine<br />

und Rin<strong>der</strong> stammen von Bauernhöfen<br />

aus <strong>der</strong> Region, so dass die<br />

Transportwege für die Tiere möglichst<br />

kurz sind. Zudem verpflichten<br />

sich die Landwirte, die Tiere<br />

artgerecht zu halten. Der Kunde<br />

soll bei Schweinefleisch die gesamte<br />

Produktionskette vom Stall bis<br />

zur Theke nachvollziehen können.<br />

„Unser Norden“ heißt die Reaktion<br />

von Coop (Kiel), mit 10.000 Mitarbeitern<br />

zweitgrößtes Unternehmen<br />

in Schleswig-Holstein. Wenn ein<br />

Einzelhändler dieses Kalibers mit<br />

einer regionalen Eigenmarke auf<br />

den Supertrend reagiert, darf das in<br />

<strong>der</strong> Branche schon als unübersehbares<br />

Signal gewertet werden.<br />

Wenn eine Marke eine Seele hat,<br />

muss <strong>der</strong> Verbraucher im Laden nicht<br />

lange überlegen. Sobald <strong>der</strong> Name<br />

auf <strong>der</strong> Zunge zergeht, stellt sich<br />

Wirtschaftsland 02.2010 7


Schwerpunkt | Ernährung<br />

von selbst dieses wohlige Gefühl ein,<br />

das dem Verstand signalisiert: „Greif<br />

zu!“. Schwartauer Konfitüre, Lübecker<br />

Marzipan, Kölln-Flocken und<br />

Langnese-Bienenhonig gehören zu<br />

solchen Produkten. Ebenso zu den<br />

Top-Marken mit weithin bekannten<br />

schleswig-holsteinischen Wurzeln<br />

zählen Hela Ketchup, Böklun<strong>der</strong><br />

Würstchen, Flensburger Pilsener und<br />

nicht zuletzt Nordmilch, Müsli-Riegel<br />

von Brüggen, Feinkost von Hawesta,<br />

Harry Brot und Pralinen von Wagner.<br />

Diese Lebensmittel transportieren<br />

in ihrem Namen bereits ein Stück<br />

Heimat, verbunden mit hoher Qualität.<br />

Die regionale Identität gibt den<br />

Marken Glaubwürdigkeit und Einzigartigkeit<br />

mit auf den Weg – made<br />

in Schleswig-Holstein eben. Kein<br />

Wun<strong>der</strong> in einem Bundesland, in<br />

dem die Ernährungswirtschaft mit<br />

260 Unternehmen und 20.000 Mitarbeitern<br />

zu den wichtigsten Food-<br />

Regionen innerhalb <strong>der</strong> EU zählt.<br />

Tradition und Innovation haben im<br />

Norden seit Jahrzehnten ein dichtes<br />

Netzwerk von Produzenten, Veredlern<br />

und Anbietern heranwachsen<br />

lassen – so kann die Lebensmittelbranche<br />

jetzt ihren Vorsprung im<br />

Wettbewerb auch beim Supertrend<br />

Regionalität voll mitnehmen.<br />

Immer neue Initiativen von Produzenten<br />

und Vereinen füllen den<br />

Gedanken <strong>der</strong> regionalen, nachvollziehbaren<br />

und umweltverträglichen<br />

Lebensmittelherstellung mit neuem<br />

Leben. Um Einheimische und Feri-<br />

engäste für die schmackhafte Seite<br />

des Nordens zu begeistern, hat<br />

das Landwirtschaftsministerium<br />

mit Partnern aus Land- und Ernährungswirtschaft<br />

und Gastronomie<br />

die Initiative „Schleswig-Holstein<br />

is(s)t lecker“ gestartet. Freunde guter<br />

Küche können sich auf einem<br />

Internetportal o<strong>der</strong> bei kulinarischen<br />

Veranstaltungen über regionale<br />

Qualitätsprodukte, Produzenten<br />

und Herstellungsverfahren informieren.<br />

Hier erfährt man etwa, warum<br />

Miesmuscheln aus <strong>der</strong> Nordsee eine<br />

wahre Delikatesse sind und weshalb<br />

das Königsgemüse Spargel im größten<br />

Anbaugebiet des Nordens im<br />

Herzogtum Lauenburg beson<strong>der</strong>s<br />

gut gedeiht. Und dass Europas größtes<br />

Kohlanbaugebiet in Dithmarschen<br />

jedem Bundesbürger ein eigenes<br />

Prachtexemplar schmackhaft<br />

macht – 80 Millionen Stück werden<br />

jedes Jahr geerntet.<br />

Auch bundesweit punktet Schleswig-Holstein<br />

in dieser nachhaltigen<br />

Art <strong>der</strong> Lebensmittelherstellung:<br />

Im Januar erhielt <strong>der</strong> Verein „Bunde<br />

Wischen“ von Bundeslandwirtschaftsministerin<br />

Ilse Aigner auf <strong>der</strong><br />

Internationalen Grünen Woche in<br />

Berlin den För<strong>der</strong>preis Ökologischer<br />

Landbau. Den „Bunten Wiesen“ sei<br />

es gelungen, Landschaften mit wilden<br />

und seltenen Pflanzen und Tieren<br />

zu bereichern – und zwar durch<br />

landwirtschaftliche Nutzung, lobte<br />

die Ministerin. Eine ganzjährige,<br />

extensive Beweidung von 1.000 Robust-Rin<strong>der</strong>n<br />

auf 1.000 Hektar Fläche<br />

sichere durch den Verkauf des<br />

Fleisches den betriebswirtschaftlichen<br />

Erfolg <strong>der</strong> Initiative aus Schleswig.<br />

Im hofeigenen Laden sind Salami<br />

und Katenrauchwurst ebenso<br />

im Angebot wie Filet o<strong>der</strong> Rouladen.<br />

Der Slogan: „Bestes Fleisch von wilden<br />

Weiden“.<br />

„Wir wollen mit Genuss ein<br />

wenig die Welt verän<strong>der</strong>n.“ Maximilian Bruhn<br />

Gleich 10.000 Genüsse verspricht<br />

das Festival „Käse trifft Wein“, das<br />

im Juli 2010 die Kieler Innenstadt<br />

für drei Tage in eine Schlemmermeile<br />

verwandeln will. 100 Käsesorten<br />

aus Schleswig-Holstein lassen<br />

sich mit erlesenem Wein aus Süddeutschland<br />

verkosten. Ins Leben<br />

Mehr als 600 alte Apfelsorten wachsen in Schleswig-Holstein,<br />

weiß Obstkenner Meinolf Hammerschmidt<br />

(oben).<br />

Feinste Backwaren ausschließlich mit Zutaten aus<br />

<strong>der</strong> Region: So macht es die Bäckerei Kornkraft in<br />

Schinkel. Fotos: Welding<br />

10 „leckere“ Internet-Tipps:<br />

Feinheimisch – Genuss aus SH e. V.:<br />

www.feinheimisch.de<br />

Schleswig-Holstein is(s)t lecker:<br />

www.schleswig-holstein-isst-lecker.de<br />

KäseStraße Schleswig-Holstein:<br />

www.kaesestrasse-sh.de<br />

Genießerfestival Käse trifft Wein, Kiel:<br />

www.kaese-trifft-wein.de<br />

Bunde Wischen e.V.:<br />

www.bundewischen.de<br />

Biohöfe im Norden:<br />

www.biohoefeimnorden.de<br />

Edeka-Nord, Eigenmarke „Gutfleisch”:<br />

www.edeka-gutfleisch.de<br />

Magazin Mohltied! www.mohltied.de<br />

Kulinarischer Reiseführer durch SH:<br />

www.schleswig-holstein.de<br />

Genusswelten (TASH):<br />

www.sh-genusswelten.de<br />

So is(s)t Schleswig-Holstein: Delikatessen zwischen zwei Meeren, angerichtet von Spitzenköchen Foto: MLUR/Jens Koenig<br />

gerufen wurde das Event vom Verein<br />

KäseStraße, <strong>der</strong> seit zehn Jahren für<br />

die über 30 Käsereien und das Käseland<br />

Schleswig-Holstein wirbt –<br />

immerhin sind Tilsiter und Co. wie<br />

Marzipan inzwischen zu Exportschlagern<br />

herangereift.<br />

Breite Unterstützung bekommt <strong>der</strong><br />

Gedanke <strong>der</strong> regionalen Genüsse<br />

durch den „Kulinarischen Reiseführer<br />

durch Schleswig-Holstein“<br />

und „Mohltied!“, ein neues Hochglanzmagazin<br />

für „Besseresser“.<br />

Die Stiftung Naturschutz lädt zu<br />

„Radtouren mit Genuss“ ein. Auf<br />

<strong>der</strong> NORLA, <strong>der</strong> größten Landwirtschafts-<br />

und Verbrauchermesse<br />

Schleswig-Holsteins, präsentieren<br />

sich die bäuerlichen Erzeuger ebenso<br />

wie die Lebensmittelbranche vor<br />

großem Publikum: 70.000 Besucher<br />

werden vom 9. bis 12. September<br />

in Rendsburg erwartet, zu den<br />

Schwerpunktthemen gehört auch<br />

hier die gesunde Ernährung. Und<br />

die Tourismus-Agentur Schleswig-<br />

Holstein (TASH) wirbt bundesweit<br />

mit ihren „Genusswelten“ für „landestypische<br />

Produkte und Gerichte<br />

und ein breites Angebot an Gastronomiebetrieben“.<br />

Gerade die<br />

Restaurants haben in den letzten<br />

Jahren mächtig zugelegt, was die<br />

Qualität angeht. Das schlägt sich<br />

nun auch in den Wertungen von<br />

Gastro-Kritikern nie<strong>der</strong>: Unter den<br />

zehn besten Hotels mit Spitzenküche<br />

hat das renommierte Magazin<br />

„Feinschmecker“ jetzt gleich drei<br />

schleswig-holsteinische Häuser gekürt<br />

– Fährhaus Sylt, Alter Meierhof<br />

(Glücksburg) und Dorint Söl’ring<br />

Hof (Sylt). Auch vier Restaurants<br />

von Feinheimisch haben Grund zu<br />

jubeln: Sie dürfen sich nach dem<br />

aktuellen Sterne-Ranking des Fachblattes<br />

„Gastrotel“ zu den erlesensten<br />

Adressen Deutschlands zählen.<br />

(Joachim Welding)<br />

100 verschiedene Käsesorten hat das Käseland<br />

Schleswig-Holstein im Angebot – darunter<br />

auch Spezialitäten aus Ziegenmilch.<br />

Foto: Feinheimisch<br />

8 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 9


Schwerpunkt | Ernährung<br />

vom acker in den laden<br />

Lebensmittelherstellung <strong>der</strong> <strong>kurzen</strong> <strong>Wege</strong><br />

Gutes Essen gibt es ausschließlich mit hochwertigen Produkten aus <strong>der</strong> Landwirtschaft und Fischerei.<br />

Sie sind die Grundlage für die Ernährung des Menschen. Lebensmittelhersteller brauchen Getreide, Gemüse,<br />

Obst, Milch, Fleisch, Fisch und Eier erster Güte aus Schleswig-Holstein, um sie zu hochwertigen<br />

Nahrungsmitteln zu veredeln. Dank eines leistungsfähigen und vielfältigen Lebensmittelgroß- und einzelhandels<br />

kann sich je<strong>der</strong> <strong>der</strong> 2.832.000 Schleswig-Holsteiner die Produkte in den Einkaufskorb legen, die<br />

seinen Vorlieben und seinem Budget entsprechen.<br />

landWirtSchaft<br />

Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein zählt mit<br />

17.500 Betrieben, 2,5 Milliarden Euro Produktionswert<br />

und 50.000 Beschäftigten ungeachtet des Strukturwandels<br />

zu den konkurrenzfähigsten Branchen. Denn die<br />

Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion<br />

sind ideal: gesundes Klima, guter Boden und viel Wasser.<br />

Neben <strong>der</strong> Landwirtschaft hat die Fischerei eine<br />

große Tradition, seit Jahren wächst <strong>der</strong> ökologische<br />

Landbau überproportional stark.<br />

leBenSmittelherStellung<br />

Das verarbeitende Lebensmittelgewerbe ist mit seinen<br />

270 Betrieben und 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />

in Schleswig-Holstein traditionell stark aufgestellt,<br />

es gehört innerhalb <strong>der</strong> EU zu den wichtigsten Regionen<br />

<strong>der</strong> Lebensmittelherstellung. Die Ernährungswirtschaft<br />

produziert einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro pro<br />

Jahr. Beson<strong>der</strong>e Bedeutung haben die Fleisch-, Fisch-<br />

und Milchverarbeitung, die Produktion von Backwaren,<br />

Süßigkeiten, Spirituosen und Erfrischungsgetränken.<br />

leBenSmittelhandel<br />

Supermärkte, Verbrauchermärkte und Discounter spielen<br />

im Norden die größte Rolle, wenn es ums Einkaufen von<br />

Lebensmitteln geht. Doch auch kleine Geschäfte vom<br />

Bioladen bis zum Reformhaus sowie eine Vielfalt von<br />

Märkten in allen Regionen des Landes bereichern das Angebot.<br />

Spezielle regionale Marken sind beim Verbraucher<br />

beson<strong>der</strong>s gefragt.<br />

Regional ist „in”<br />

Schleswig-Holstein liegt mit seinem Ziel, immer mehr regionale<br />

Produkte anzubieten, bei Gästen und Einheimischen<br />

gleichermaßen im Trend, denn die Region steht für gesund,<br />

frisch und vertrauenswürdig:<br />

¢<br />

¢<br />

¢<br />

Fast 50 Prozent <strong>der</strong> Gäste erwarten am Urlaubsort<br />

„Regionale Küche“ und „Regionale Spezialitäten“<br />

Etwa 75 Prozent <strong>der</strong> Gäste wünschen mehr<br />

„Regionale Produkte“ in <strong>der</strong> Gastronomie<br />

Rund 70 Prozent <strong>der</strong> Verbraucher möchten mehr<br />

„Regionale Produkte“ im Handel<br />

Quelle: Schleswig-Holstein is(s)t lecker!<br />

verBraucher & gaStronomie<br />

Gutes Essen gehört im Urlaubsland Schleswig-Holstein<br />

zu einem unverzichtbaren Gut. Verbraucher und Touristen<br />

können vom Bistro über das Strandcafé bis zum<br />

Gourmet-Restaurant wählen. 9.500 Betriebe beschäftigen<br />

im Hotel- und Gaststättengewerbe Schleswig-Holsteins<br />

über 80.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Umsatz<br />

von 2,4 Milliarden Euro im Gastgewerbe. Sterneköche<br />

und gastronomischer Nachwuchs schneiden bei Qualitätsbewertungen<br />

bundesweit stets spitzenmäßig ab.


Schwerpunkt | Ernährung<br />

Feinheimisch – eine neue<br />

Marke für regionale Produkte<br />

Nach dem Erfolg <strong>der</strong> preisgekrönten<br />

Initiative „Feinheimisch – Genuss aus<br />

Schleswig-Holstein“ von regionalen Gastronomen<br />

können Kunden die streng<br />

geprüften Lebensmittel nun auch für die<br />

heimische Zubereitung kaufen. Unter <strong>der</strong><br />

einzigen regionalen Genussmarke „Feinheimisch“<br />

bieten Einzelhandelsmärkte<br />

seit März in <strong>der</strong> Region 29 Produkte von<br />

Wurst, Fleisch, Yoghurt und Käse bis hin<br />

zu Fruchtaufstrich und fertig zubereiteten<br />

Speisen an. Neben <strong>der</strong> hohen Qualität<br />

wird die regionale Herstellung garantiert,<br />

für Vertrauen wirbt das Label „prämiert<br />

von führenden Küchenchefs“. Die Waren<br />

werden auf Anfrage an die Kunden<br />

auch verschickt.<br />

Kontakt: www.feinheimisch.de<br />

fakten, zahlen, WiSSen<br />

Die Ernährungswirtschaft<br />

Die Lebensmittelbranche zählt zu den leistungsstärksten und verlässlichsten Wirtschaftszweigen<br />

Deutschlands. Sie ist in <strong>der</strong> Lage, Tag für Tag 82 Millionen Menschen<br />

mit allen erdenklichen Nahrungsmitteln in Stadt und Land zu versorgen. Als<br />

Exportschlager spielen deutsche und schleswig-holsteinische Produkte wie Käse,<br />

Süßwaren, Fleisch und Getränke eine große Rolle. Das nördlichste Bundesland<br />

zählt zu den wichtigsten Regionen <strong>der</strong> Lebensmittel-Produktion in <strong>der</strong> EU. Die<br />

Ernährungswirtschaft ist <strong>der</strong> zweitgrößte Industriesektor Schleswig-Holsteins.<br />

Bundesrepublik<br />

767.000 Unternehmen mit 4 Millionen Mitarbeitern (330.000 Auszubildende)<br />

und Umsätzen in diesen Bereichen:<br />

• Landwirtschaft: 54 Milliarden Euro<br />

• Lebensmittelhandwerk: 39 Milliarden Euro<br />

• Ernährungsindustrie: 155 Milliarden Euro<br />

• Großhandel: 167 Milliarden Euro<br />

• Einzelhandel: 150 Milliarden Euro<br />

Quelle: Bundesvereinigung <strong>der</strong> Deutschen Ernährungsindustrie<br />

Schleswig-Holstein<br />

• Ernährungswirtschaft:<br />

256 Betriebe, 20.725 Mitarbeiter,<br />

5,7 Milliarden Euro Umsatz<br />

• Landwirtschaft:<br />

16.500 Betriebe, 48.500 Mitarbeiter,<br />

3,3 Milliarden Euro Umsatz<br />

Quelle Statistisches Landesamt Nord, Landwirtschaftsministerium SH<br />

Kompetenznetzwerk Ernährungswirtschaft<br />

Seit <strong>der</strong> Gründung des Kompetenznetzwerks Ernährungswirtschaft unter dem Dach <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong> im Jahr 2008 hat das dreiköpfige<br />

Team um Leiterin Dr. Michaela Oesser eine Reihe von Initiativen etabliert: das „Dialogforum Nahrungsergänzung“, den „Round<br />

Table Lebensmittelrecht“, den „Innovationsworkshop Milch“, das Energieprojekt „Bioraffinerie“ und einen „Trendmonitor“.<br />

Bisher haben sich 34 Unternehmen und drei Hochschulen dem Netzwerk angeschlossen. „Wir konnten außerdem über ein<br />

Dutzend Unternehmen bei <strong>der</strong> Einwerbung von För<strong>der</strong>mitteln für innovative Projekte begleiten – bisher in Höhe von rund zwei<br />

Millionen Euro“, sagte Oesser. Kontakt: Dr. Michaela Oesser, Tel. 0461/806351, Internet: www.kne-sh.de<br />

foodRegio Lübeck<br />

Die Region Lübeck hat sich zu einem wichtigen Standort für die Ernährungswirtschaft entwickelt: 134 Unternehmen beschäftigen<br />

6.000 Mitarbeiter. Das Branchennetzwerk foodRegio för<strong>der</strong>t mit den beteiligten Betrieben und Organisationen die Produktivität durch<br />

Projekte in Energiemanagement, Logistik, Maschinenbau, Personalentwicklung und Reststoffverwertung. „Nachhaltiges Denken<br />

und Handeln sind in <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Ernährungswirtschaft keine Lippenbekenntnisse“, sagte foodRegio-Vorstandschef<br />

Jochen Brüggen. Kontakt: Stephan Zechner, Tel. 0451/70655472, Internet www.foodregio.de<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft<br />

Das Land Schleswig-Holstein för<strong>der</strong>t bis 2013 kleine und mittlere Unternehmen <strong>der</strong> Ernährungswirtschaft sowie landwirtschaftliche<br />

Erzeugergemeinschaften. För<strong>der</strong>fähig sind Investitionen in diesen Bereichen: Entwicklung neuer Absatzmöglichkeiten, Verbesserung<br />

o<strong>der</strong> Rationalisierung <strong>der</strong> Vermarktungswege, Verbesserung <strong>der</strong> Präsentation und Gestaltung <strong>der</strong> Erzeugnisse,<br />

Anwendung innovativer Techniken, Erhöhung <strong>der</strong> Verarbeitungstiefe, Verbesserung und Überwachung von Hygiene<br />

und Qualität, Sicherung bestehen<strong>der</strong> bzw. Schaffung neuer Arbeitsplätze, Schutz <strong>der</strong> Umwelt. Geför<strong>der</strong>t werden Investitionen<br />

mit einem Zuschuss von 20 bis 25 Prozent. Kontakt: Landwirtschaftsministerium, Heinz Tiedemann, Tel. 0431/988-5169<br />

coop Setzt trend mit „unSer norden“<br />

WirtSchaftSland: Wie schwierig ist es, im hart um-<br />

kämpften lebensmitteleinzelhandel eine neue eigen-<br />

marke wie „unser norden“ zu etablieren? Welche Strate-<br />

gie verfolgt coop?<br />

Klaus Burger: Die Norddeutschen fühlen sich mit ihrer<br />

Region stark verbunden. Das war im Jahr 2005 für uns <strong>der</strong><br />

ausschlaggebende Grund, eine regionale Eigenmarke zu<br />

schaffen. Dabei steht „Unser Norden“ für das Land und<br />

die Leute im Norden und zeigt die Verbundenheit <strong>der</strong><br />

coop eG zu ihrer Heimat Schleswig-Holstein.<br />

Warum setzen Sie speziell auf regionale produkte und<br />

zulieferer vor ort?<br />

Burger: „Unser Norden“ ist auch ein Ausdruck für die Ver-<br />

bundenheit mit den Menschen in <strong>der</strong> Region – mit den<br />

Verbrauchern ebenso wie den Erzeugern. Für Verbraucher<br />

wird die Herkunft <strong>der</strong> Waren immer wichtiger. Mit unserer<br />

Regionalmarke erfüllen wir diesen Kundenwunsch und<br />

erhalten außerdem Arbeitsplätze bei traditionellen Produzenten<br />

in unserer Region.<br />

Wie stellen Sie die hohe Qualität <strong>der</strong> produkte sicher, mit<br />

<strong>der</strong> coop für die neue eigenmarke wirbt?<br />

Burger: Wir stellen scharfe Qualitätsanfor<strong>der</strong>ungen an unsere<br />

Lieferanten. Dazu gehört, dass die Rohstoffe – soweit<br />

es eben geht – aus <strong>der</strong> norddeutschen Umgebung kom-<br />

Weitere Infos unter www.coop.de; www.unser-norden.de<br />

INTERVIEW<br />

Früh hat <strong>der</strong> Kieler Einzelhandelsriese coop<br />

den Trend erkannt und die Eigenmarke „Unser<br />

Norden“ aufgebaut, erklärt Klaus Burger, coop-<br />

Geschäftsführer für Einkauf und Vertrieb. 90<br />

Partner und Produzenten liefern exklusiv für<br />

SKY und plaza rund 500 verschiedene Produkte.<br />

Das Vertriebsgebiet reicht von Schleswig-<br />

Holstein und Hamburg bis Mecklenburg-Vorpommern<br />

bis zum nördlichen Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

und bis ins nördliche Brandenburg.<br />

Menschen identifizieren sich mit regionalen Lebensmitteln, sagt<br />

Klaus Burger, coop-Vorstand für Einkauf und Vertrieb. Foto: coop<br />

men, nur kurze <strong>Wege</strong> hinter sich haben und so frisch wie<br />

möglich verarbeitet werden. Alle Produkte werden im Sinne<br />

des Verbraucherschutzes und auf coop-Eigeninitiative<br />

regelmäßigen Kontrollen durch externe Institute wie <strong>der</strong><br />

ifta AG Berlin unterzogen. Hauptbestandteile <strong>der</strong> Prüfung<br />

sind <strong>der</strong> Erzeugungsprozess, die Prüfung <strong>der</strong> Rohstoffe<br />

und die Rückverfolgbarkeit. Darüber hinaus überprüft<br />

die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft DLG seit 2007<br />

unser gesamtes Lebensmittelsortiment und prämiert diese<br />

als Zeichen für ihre Qualität mit DLG-Medaillen.<br />

Schleswig-holsteiner sollen ja beson<strong>der</strong>s heimatverbunden<br />

sein. Spüren Sie die emotionale dimension auch bei<br />

den kundenreaktionen?<br />

Burger: Wir haben mit „Unser Norden“ eine Markenbekanntheit<br />

von 60 Prozent erreicht. Die Marke ist nicht nur<br />

bei Einheimischen beliebt, son<strong>der</strong>n wird auch gerne von<br />

Urlaubern gekauft, die sich gerade die Non-Food-Artikel<br />

als Souvenir mit nach Hause nehmen.<br />

Welche neuerungen für die eigenmarke planen Sie 2010?<br />

Burger: Mit dem neu entwickelten Konzept <strong>der</strong> Landbäckereien<br />

von „Unser Norden“ versuchen wir, stärker ins<br />

Bäckereifilialengeschäft vorzustoßen. Bisher haben wir<br />

erfolgreich sechs Landbäckereien etabliert. In diesem Jahr<br />

sind Eröffnungen weiterer Filialen geplant.<br />

12 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 13


Schwerpunkt | Ernährung<br />

ZWEI ErFolgSgEScHIcHTEN<br />

Wagner – Trüffelmacher<br />

von <strong>der</strong> Nordsee<br />

Ein Leben mit und für Pralinen: Reinhard Wagner<br />

Foto: Welding<br />

Die Deutschen lassen sich trotz Krise das Naschen<br />

nicht vermiesen: Wagner, <strong>der</strong> gediegenste Pralinen-<br />

Hersteller Schleswig-Holsteins, muss sich ständig<br />

neue Kreationen einfallen lassen, um den Appetit <strong>der</strong><br />

Genießer zu stillen.<br />

Weil die Kunden <strong>der</strong> Confiserie aus Brunsbüttel die<br />

Weinbrandtrüffel „Nordsee“, die Knusperpyramiden<br />

aus Mandel-Sahne-Nougat und die Marzipan-Walnuss-<br />

Röllchen möglichst frisch genießen sollten, lautet ein<br />

Erfolgscredo <strong>der</strong> Firma: „Wir fertigen und liefern direkt<br />

auf Bestellung – ohne die Ware zu lagern“, betonen Jörg<br />

und Reinhard Wagner, die das Familienunternehmen in<br />

vierter Generation führen. 160 Mitarbeiter stellen die<br />

Pralinen per Hand her. Und neben Zutaten wie Kakao<br />

und Nüssen aus fernen Län<strong>der</strong>n verwenden sie nur Produkte<br />

aus <strong>der</strong> Region. „Glückliche Kühe gibt es nicht nur<br />

in den Alpen, son<strong>der</strong>n auch auf den sattgrünen Weiden<br />

in Schleswig-Holstein. Deshalb kommen frische Sahne<br />

und feine Butter ohne Umwege direkt aus <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

zu uns“, sagt Jörg Wagner.<br />

Nicht <strong>der</strong> Massengeschmack ist es, auf den es die 1891<br />

gegründete Manufaktur abgesehen hat: Feinkostgeschäfte,<br />

gut sortierte Supermärkte, aber auch verschiedene<br />

Traumschiffe führen die Spezialitäten. Namhafte<br />

Unternehmen bestellen Pralinenschachteln für den<br />

beson<strong>der</strong>en Anlass. Auch eigene Praliné-Linien für renommierte<br />

deutsche und europäische Marken produzieren<br />

die Brunsbütteler Confiseure. Aber wie genießen<br />

die Wagners eigentlich selbst ihre sahnigen Verführer?<br />

„Zurücklehnen und zerschmelzen lassen.“ (wel)<br />

Harry – großer Bäcker<br />

für die Region<br />

Ofenfrische Brote am laufenden Band liefert Harry.<br />

Foto: Welding<br />

„Frisch wie Harry“ lautet das Motto <strong>der</strong> größten Bäckerei<br />

Norddeutschlands. Das können die Schenefel<strong>der</strong> nur, weil<br />

sie mit <strong>der</strong> Region eng verbunden sind. Das Unternehmen<br />

beschäftigt heute 3.450 Mitarbeiter. Trotz <strong>der</strong> enormen<br />

Unternehmensgröße schreibt Harry das Handwerk noch<br />

immer groß. „Wir backen ausschließlich mit Natursauerteig,<br />

<strong>der</strong> mehrstufig geführt wird, und verwenden we<strong>der</strong><br />

Backmischungen noch Konservierungsstoffe, gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>te Zutaten o<strong>der</strong> gehärtete Fette. Alle Rezepturbestandteile<br />

sind auf <strong>der</strong> Verpackung deklariert“,<br />

sagt Geschäftsführer Hans-Jochen Holthausen, Harry-Familienmitglied<br />

in <strong>der</strong> 10. Generation. Die Renner bei den<br />

Kunden sind „Das volle Korn“ und das Roggenmischbrot<br />

„1688“. „Mit unserem Sammy’s-Super-Sandwich haben<br />

wir außerdem eine amerikanische Brotlegende etabliert.“<br />

Wer täglich über 9.300 Geschäfte beliefert und 650 Millionen<br />

Euro umsetzt (2009), muss Top-Technik und eine<br />

ausgefeilte Logistik nutzen: Möglich machen es computergesteuerte<br />

Produktions- und Verpackungsanlagen. Pro<br />

Stunde werden rund 10.000 Packungen Brot auf den bis zu<br />

60 Meter langen Öfen gebacken. Der Produktionsbetrieb<br />

in Schenefeld ist einer von neun Harry-Großbäckereien<br />

in Deutschland. Von hier aus wird <strong>der</strong> Einzelhandel in<br />

Schleswig-Holstein täglich mit 250 Tonnen Backwaren<br />

versorgt, darunter auch die coop-Geschäfte mit <strong>der</strong> Regionalmarke<br />

„Unser Norden“. Etwas rustikaler ging’s noch in<br />

<strong>der</strong> kleinen Backstube von Firmengrün<strong>der</strong> Johan Hinrich<br />

Harry zu, als er 1688 in Altona seinen Meisterbrief erhielt.<br />

Noch heute gilt sein Versprechen, sich „auf alle Zeit“ streng<br />

an die Regeln <strong>der</strong> Bäcker-Innung zu halten. (wel)<br />

Weitere Infos unter www.wagner-pralinen.de Weitere Infos unter www.harry-brot.de<br />

14 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 15


News<br />

FoRScHUNg<br />

E.ON Hanse unterstützt „Jugend forscht” im Norden<br />

Junge Forscher tüfteln an ihrem selbst konstruierten Windrad. Foto: Stiftung Jugend forscht e. V.<br />

Der Energiedienstleister E.ON Hanse engagiert sich bei<br />

„Jugend forscht“, Deutschlands wichtigstem Wettbewerb<br />

für die Wissenschaftler für morgen. Beim Regionalwettbewerb<br />

Schleswig-Holstein Nord in Rendsburg<br />

war das Unternehmen nicht nur Gastgeber, son<strong>der</strong>n<br />

stiftete auch die Preisgel<strong>der</strong> für die Gewinner. „Als regionaler<br />

Energiedienstleister unterstützen wir gern junge<br />

Leute mit Köpfchen aus unserer Region“, sagte dazu<br />

Hans-Jakob Tiessen, Vorstandsvorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> E.ON<br />

Hanse AG. Für den Personalvorstand des Energieversorgers,<br />

Udo Bottlän<strong>der</strong>, bedeutet die Unterstützung des<br />

Wettbewerbs auch eine Investition in die Zukunft: „Die<br />

Teilnehmer von heute sind die Macher unserer Gesellschaft<br />

von morgen“, erklärte er. „Der Wettbewerb ist ein<br />

wirkungsvolles Instrument, junge Leute für technische<br />

Themen zu begeistern und so dem drohenden Fach-<br />

www.eon-hanse.com<br />

kräftemangel entgegenzuwirken.“ In Rendsburg erfüllten<br />

die 77 Nachwuchsforscher auch alle in sie gesetzten<br />

Hoffnungen und traten mit kreativen Projekten an, wie<br />

einem Wind- und Wasserkraftgenerator zum Mitnehmen<br />

o<strong>der</strong> einem motorisierten Einkaufstrolley mit elektronischer<br />

Einkaufsliste. Der Regionalwettbewerb ist nur die<br />

erste von drei Stufen: Die Gewinner aus Rendsburg erhielten<br />

neben dem Geldpreis auch die Möglichkeit, ihre<br />

Erfindungen und Ideen beim Landeswettbewerb in Kiel<br />

zu präsentieren. Dort können sich die Teilnehmer für<br />

das Bundesfinale 2010 in Essen qualifizieren. „Jugend<br />

forscht“ ist ein bundesweiter Nachwuchswettbewerb,<br />

<strong>der</strong> sich an alle Jugendlichen zwischen 15 und 21 Jahren<br />

richtet. 2010 erlebt <strong>der</strong> Wettbewerb bereits seine 45. Auflage.<br />

Für Schüler ab <strong>der</strong> vierten Klasse bis 14 Jahre gibt es<br />

die Sparte „Schüler experimentieren“. (jr)<br />

KoNJUNKTUR<br />

Schleswig-Holstein: 2. Platz bei Wirtschaftswachstum<br />

Schleswig-Holstein hat die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 als zweitbestes Bundesland überwunden. Nach Erhebungen<br />

des Statistischen Bundesamtes landete <strong>der</strong> hohe Norden nach Berlin auf Platz zwei. Während im Bundesdurchschnitt das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 5 Prozent zurückgegangen ist, verlor das BIP in Schleswig-Holstein lediglich 1,9 Prozent.<br />

„Der Mittelstand hat sich erneut als robuster Krisenpuffer bewährt“, lobte Wirtschaftsminister Jost de Jager. Beson<strong>der</strong>s<br />

hart von <strong>der</strong> Krise getroffene Branchen wie <strong>der</strong> Automobilbau o<strong>der</strong> die Stahlproduktion seien in Schleswig-Holstein kaum<br />

vorhanden. Das vergangene Jahr habe zwar insgesamt keinen Grund zum Jubeln geliefert. „Dennoch haben die Unternehmen<br />

gezeigt, dass sie in Krisenzeiten besonnen reagieren und sich flexibel auf schwierige Situationen einstellen.“ Den<br />

zunehmenden Aufwind <strong>der</strong> Konjunktur will <strong>der</strong> Minister mit einer Mittelstandsoffensive stützen: „Wir werden die für den<br />

Mittelstand wichtigen Themen wie Finanzierung und Fachkräfteversorgung weiter ausbauen und verbessern“, versprach<br />

de Jager. Vor <strong>der</strong> Sommerpause will die Landesregierung die Mittelstandsoffensive offiziell vorstellen. (wel)<br />

www.wirtschaft.schleswig-holstein.de<br />

aUSSTELLUNg<br />

NORD ART 2010<br />

startet am 12. Juni<br />

Sie ist die größte jährliche Kunstausstellung<br />

in Nordeuropa und holt jedes<br />

Jahr Kunst von internationalem<br />

Format nach Büdelsdorf/Rendsburg:<br />

die NORD ART. Die gemeinnützige<br />

Initiative <strong>der</strong> ACO-Gruppe und <strong>der</strong><br />

Städte Büdelsdorf und Rendsburg<br />

findet vom 12. Juni bis zum 3. Oktober<br />

im Kunst- und Kulturforum<br />

„Kunst in <strong>der</strong> Carlshütte“ (KiC) in<br />

Büdelsdorf statt. Gezeigt werden<br />

neue Arbeiten von mehr als 200 nationalen<br />

und internationalen Künstlern<br />

aus den Bereichen Malerei, Grafik,<br />

Foto, Video, Bildhauerei, Objekt<br />

und Installation. Die Ausstellungsfläche<br />

umfasst die 20.000 qm große<br />

Carlshütte, die ACO-Wagenremise,<br />

das Gartenhaus sowie das 60.000 qm<br />

große Parkgelände. Auch öffentliche<br />

Plätze in Büdelsdorf und Rendsburg<br />

werden einbezogen. Für die NORD<br />

ART 2010 wurden Arbeiten von 1.327<br />

Künstlern aus 81 Län<strong>der</strong>n eingereicht.<br />

Schwerpunktlän<strong>der</strong> bei den<br />

Bewerbungen sind Osteuropa, China<br />

und Lateinamerika. (mif)<br />

www.nordart.de<br />

SyMPoSIUM<br />

Denkfabrik des Nordens tagt in Istanbul<br />

Die schleswig-holsteinische Denkfabrik Global Economic Symposium<br />

(GES) tagt erstmals im Ausland. Istanbul, die aufstrebende Metropole<br />

<strong>der</strong> Türkei, ist am 28. und 29. September Schauplatz <strong>der</strong> Konferenz.<br />

Rund 350 Top-Experten tauschen sich über das Thema „Zukunftsfähigkeit<br />

erreichen im Angesicht von Systemrisiken“ aus. Klimawandel und<br />

globale Finanzkrise hätten die Probleme des Systems verdeutlicht, die<br />

die Regierungen einzelner Län<strong>der</strong> nicht mehr auf eigene Faust bewältigen<br />

könnten, heißt es in <strong>der</strong> Ankündigung. Zu den Risiken zählten<br />

neben Börsenkrächen und Klimakatastrophen auch die Kosten von<br />

Bildung und Überalterung, zunehmende Knappheit von Nahrungsmitteln<br />

und Wasser sowie globale Wechselwirkungen bei Wachstum, Beschäftigung<br />

und Sicherheit. Das Symposium geht unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong><br />

Frage nach, welche Möglichkeiten <strong>der</strong> globalen Zusammenarbeit wirklich<br />

nachhaltig sind. Das GES soll künftig abwechselnd im Norden und<br />

in großen Wirtschaftszentren Europas tagen. Ausrichter sind das Kieler<br />

Institut für Weltwirtschaft, das schleswig-holsteinische Wirtschaftsministerium<br />

und die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften.<br />

Gastgeber ist dieses Jahr die türkische Zentralbank.(jr)<br />

www.global-economic-symposium.org/ges-2010<br />

16 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 17<br />

Foto: fotolia.com


News<br />

18<br />

ToURISMUS<br />

Haithabu: neue Ausstellung<br />

Spätestens seit <strong>der</strong> Verfilmung des Zeichentrick-Klassikers „Wickie“<br />

liegen Wikinger bei Touristen stark im Trend. Wie die Nordmänner vor<br />

rund 1.000 Jahren wirklich gelebt haben, lässt sich lebensecht im Wikinger<br />

Museum Haithabu nahe Schleswig erfahren. Ende März eröffnete<br />

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU)<br />

die mo<strong>der</strong>nisierte Ausstellung. Rund 3.000 Fundstücke veranschaulichen,<br />

wie <strong>der</strong> Alltag <strong>der</strong> Wikinger im frühen Mittelalter aussah. Haithabu<br />

war einst eine <strong>der</strong> bedeutendsten Siedlungen Nordeuropas, hier an<br />

<strong>der</strong> Schlei liefen wichtige Fernhandelswege zusammen. Eine Attraktion<br />

<strong>der</strong> neuen Ausstellung ist die Nachstellung des frühmittelalterlichen<br />

Hafenlebens. Sieben Monate lang wurde das Museum für rund 2,1 Millionen<br />

Euro neu gestaltet. Die erfor<strong>der</strong>lichen Mittel stellten das Land<br />

Schleswig-Holstein und die Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen<br />

Schloss Gottorf zur Verfügung. Mit mehr als vier Millionen<br />

Besuchern ist das Wikinger Museum Haithabu eine <strong>der</strong> erfolgreichsten<br />

Kultureinrichtungen im Norden Deutschlands. (jr)<br />

www.schloss-gottorf.de/wmh<br />

INNovaTIoN<br />

Studenten konstruieren rasantes E-Quad<br />

Die Fachhochschule Kiel entwickelt sich zu einer Konstrukteursschmiede<br />

innovativer Rennwagen: Im März zeigten 25 Mechatronik- und Energietechnik-Studenten,<br />

dass sie dem Elektro-Boom neue Impulse geben können. Die<br />

erste Probefahrt des Renn-Quads mit E-Antrieb in Eigenbau war Rennfahrer<br />

Bert von Zitzewitz vorbehalten. Der Vize-Weltmeister und Trainer <strong>der</strong> Deutschen<br />

Enduro-Mannschaft gab vor dem Hörsaalgebäude richtig „Strom“.<br />

Rekordverdächtige 240 Newtonmeter Drehmoment katapultierten die orangefarbene<br />

Konstruktion in drei Sekunden auf Tempo 50. Das Quad hatte <strong>der</strong><br />

Ostholsteiner Zitzewitz zur Verfügung gestellt, doch vom Ursprungsgefährt<br />

blieb nicht viel übrig: Material im Wert von 40.000 Euro verbauten die Kommilitonen<br />

mit Hilfe ihrer Professoren. Nach Praxistests auf <strong>der</strong> Rennstrecke<br />

will das Kompetenzzentrum für Elektromobilität Schleswig-Holstein an <strong>der</strong><br />

FH Kiel jetzt auf <strong>der</strong> studentischen Meisterleistung aufbauen. (wel)<br />

www.fh-kiel.de<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

MESSE<br />

Neue Energie<br />

Gleich mehrere Rekorde stellte die<br />

Messe new energy husum im März<br />

auf. Die Husumer Messe etabliert<br />

sich erneut als besucherstärkste<br />

Leistungsschau <strong>der</strong> erneuerbaren<br />

Energien in Deutschland: 250 Aussteller<br />

aus 14 Län<strong>der</strong>n und 17.000<br />

Besucher aus 30 Nationen setzten<br />

neue Bestmarken für die 6. new<br />

energy. Dabei galt das Hauptinteresse<br />

<strong>der</strong> Besucher in diesem Jahr<br />

innovativen, kleinen Windturbinen.<br />

Auch die neuesten Trends bei<br />

den Elektroautos sowie bei <strong>der</strong> Solarenergie<br />

standen beim Publikum<br />

hoch im Kurs. (wel)<br />

www.new-energy.de<br />

Probesitzen auf dem Renn-Quad mit Elektroantrieb:<br />

Paris-Dakar-Sieger Bert von Zitzewitz (l.)<br />

präsentierte die Eigenkonstruktion mit Kieler Studenten.<br />

Foto: Welding<br />

KREDITvERSoRgUNg<br />

För<strong>der</strong>banken helfen Firmen<br />

Kleine und mittlere Unternehmen<br />

sollen ab sofort schneller mit Krediten<br />

versorgt werden. Gesunde<br />

Firmen, die durch die Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise in Engpässe geraten,<br />

bekommen mit <strong>der</strong> neuen „SH-<br />

Finanzierungsinitiative für Stabilität<br />

und Wachstum“ <strong>der</strong> Landes-För<strong>der</strong>banken<br />

innerhalb von 20 Tagen eine<br />

För<strong>der</strong>zusage. Wirtschaftsminister<br />

Jost de Jager stellte das Programm im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Mittelstandsoffensive<br />

jetzt gemeinsam mit Investitionsbank<br />

(IB), Bürgschaftsbank (BB) und<br />

Mittelständischer Beteiligungsgesellschaft<br />

(MBG) <strong>der</strong> Öffentlichkeit vor.<br />

Für die Firmen bleiben die Hausbanken<br />

die Ansprechpartner. Neu ist,<br />

dass zwei Finanzierungskoordinatoren<br />

für den reibungslosen Ablauf des<br />

Genehmigungsverfahrens sorgen.<br />

„Durch vereinheitliche Verfahren<br />

machen wir die Genehmigungswege<br />

schlanker und schneller“, erläuterte<br />

<strong>der</strong> Minister und kündigte an,<br />

noch in diesem Jahr das erfolgreiche<br />

För<strong>der</strong>programm „Kapital für Handwerk“<br />

auch auf das Gewerbe und den<br />

Handel auszudehnen. (wel)<br />

Wirtschaftsminister Jost de Jager<br />

Foto: WiMi<br />

WISSENScHaFT<br />

Wirtschaftswissenschaft<br />

gratis im Netz<br />

Viele Veröffentlichungen <strong>der</strong> führenden<br />

europäischen Wirtschaftsforschungseinrichtungen<br />

stehen im Internet<br />

jetzt gebündelt und gratis zur<br />

Verfügung. Das neue Open-Access-<br />

Portal für die Wirtschaftswissenschaften<br />

„Economists Online“ stellt sowohl<br />

Zeitschriftenartikel, Arbeitspapiere,<br />

Konferenzschriften, Monographien<br />

als auch ein integriertes Angebot an<br />

Forschungsprimärdaten von weltweit<br />

über 500 Wissenschaftlern bereit. Unter<br />

den insgesamt 22 europäischen<br />

Partnereinrichtungen sind viele renommierte<br />

Institutionen vertreten,<br />

u. a. die London School of Economics<br />

and Political Science und das Kieler<br />

Institut für Weltwirtschaft. (jr)<br />

www.ib-sh.de/sh-finanzierungsinitiative www.economistsonline.org<br />

Anzeige


Reportage<br />

BeleuchtungSdeSign made<br />

in rellingen<br />

Tobias Grau GmbH<br />

Der H-förmige Bau mit den gewölbten Seitenwänden aus Alu und Glas sorgt auch zwölf<br />

Jahre nach seiner Entstehung noch für Aufsehen im Rellinger Gewerbegebiet. Hadi Teherani<br />

entwarf das Gebäude, das seit 1998 Firmensitz <strong>der</strong> Tobias Grau GmbH ist. Der renommierte<br />

Designer für Büro- und Wohnraumleuchten zog ins Hamburger Umland, als es seiner aufstrebenden<br />

Firma in <strong>der</strong> Hansestadt zu eng wurde.<br />

Fieberhafte Stille herrscht in dem futuristischen Bürogebäude<br />

im Rellinger Gewerbegebiet. Telefonate werden<br />

so leise wie möglich geführt und auch untereinan<strong>der</strong><br />

sprechen die Kollegen mit sachter Stimme. Sisalteppiche<br />

dämpfen jeden Schritt, die wenigen Türen öffnen und<br />

schließen sich lautlos. Kurz vor <strong>der</strong> Lichtmesse „Light +<br />

Building 2010“ in Frankfurt warten alle gespannt auf die<br />

ersten Prototypen und gehen die neuen Modelle ein ums<br />

an<strong>der</strong>e Mal durch. An einem Tisch verkabeln Designer<br />

halbrunde Kunststoffschalen. Gegenüber überträgt ein<br />

Grafiker eine Filzstiftskizze in sein Computerprogramm.<br />

Die farbige Zeichnung stammt von Tobias Grau, einem <strong>der</strong><br />

gefragtesten deutschen Leuchtendesigner. Sein gläsernes<br />

Büro liegt als kreative Keimzelle im Zentrum <strong>der</strong> luftigen<br />

Etage. So ist er mittendrin – und doch ungestört. Denn die<br />

Inspiration kommt, wann es ihr gefällt.<br />

Angesichts <strong>der</strong> vielen organischen Leuchtenformen, etwa<br />

<strong>der</strong> mit dem red dot award ausgezeichneten Tropfen-Kaskade<br />

„Falling“ o<strong>der</strong> <strong>der</strong> kugelförmigen „Falling in Love“,<br />

möchte man meinen, Tobias Graus Ideen entstammen<br />

<strong>der</strong> Natur. „Das mag schon sein“, bestätigt seine Ehefrau<br />

Franziska, Geschäftsführerin <strong>der</strong> Tobias Grau GmbH.<br />

„Aber genauso regt ihn die Mode an. O<strong>der</strong> ein Theaterstück.<br />

O<strong>der</strong> ein Autodesign.“ Bedeutsam für jeden Entstehungsprozess<br />

sei die Technik. „Auch die hat natürlich<br />

Einfluss auf die Form“, weiß Franziska Grau. „Welche<br />

Lichtausbeute ist möglich, welche Entblendung und welche<br />

Lichtfarbe“, lauten Fragen, die den Entstehungsprozess<br />

eines neuen Modells begleiten. „Immer wichtiger<br />

werden auch ökologische Aspekte.“<br />

Die Einführung <strong>der</strong> LED bedeutete darum einen Quantensprung<br />

für Tobias Graus Design. Die von Tobias Grau eingesetzten<br />

Leuchtdioden strahlen angenehm warmweißes<br />

Licht ab und halten bis zu 100.000 Stunden. Obendrein<br />

sparen sie Energie: „Falling in Love“ verbraucht nur acht<br />

Watt und leuchtet so hell wie eine herkömmliche 30-Watt-<br />

Birne. Zunächst schuf Grau für das neue Leuchtmittel vor<br />

allem mo<strong>der</strong>ne Außenhüllen. Doch auf <strong>der</strong> „Light + Building“<br />

präsentiert die Firma neben vielen an<strong>der</strong>en neuen<br />

Produkten auch eine klassische Schirmleuchte mit LED-<br />

Innenleben. Mit <strong>der</strong> Form beschäftigt sich <strong>der</strong> Designer bereits<br />

seit 2006. 2008 entstand die Idee für den zylindrischen<br />

„Falling in Love” heißt eine <strong>der</strong> neuesten Erfindungen von Tobias<br />

Grau. Der Rellinger Leuchtendesigner führt sein Unternehmen gemeinsam<br />

mit Ehefrau Franziska. Fotos: Tobias Grau GmbH<br />

Schirm auf dem schlichten Alu-Dreibein. Schließlich half<br />

ihm Ehefrau Franziska bei <strong>der</strong> Entscheidung. Und so feierte<br />

eine erste Version mit Hochvolt-Halogen-Birne ihr Debüt<br />

2009 auf <strong>der</strong> zweiten wichtigen Messe, <strong>der</strong> „Euroluce“ in<br />

Mailand. Seit diesem Jahr ist „Money“ reif für den Markt –<br />

versehen mit sieben LEDs und einem Gummiknopf als<br />

Dimmer. „So lange dauert es nicht immer, bis ein neues<br />

Modell fertig ist. Aber ein Jahr muss man mindestens rechnen“,<br />

erklärt Prokuristin Kathrin Schmidtke.<br />

Seine erste Kollektion stellte Grau 1987 auf <strong>der</strong> Möbelmesse<br />

in Köln vor. Schnell machte sich <strong>der</strong> Hamburger mit seinen<br />

puristischen Entwürfen einen Namen in <strong>der</strong> Branche.<br />

1990 sorgte seine Zugpendelleuchte „Tai“ aus zwei ovalen<br />

Formen für ein kräftiges Plus an Bekanntheit. In <strong>der</strong> Altonaer<br />

Fabriketage wurde es für die wachsende Firma bald zu<br />

eng, so dass das Ehepaar Grau in einem privat ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb um Ideen für einen Neubau bat. „Der<br />

Entwurf von Bothe Richter Teherani war einfach <strong>der</strong> beste“,<br />

sagt Franziska Grau. Die zweigeschossigen, rohrförmigen<br />

Gebäudeteile sind wie ein „H“ angeordnet und werden<br />

wie große Hallen von elf Holzleimbin<strong>der</strong>n gehalten. Glas<br />

und Aluminium bilden die Außenhaut, innen dominieren<br />

Naturmaterialien. Die wenigen Innenwände sind aus<br />

Glas, sämtliche Möbel hat <strong>der</strong> Inhaber so entworfen, dass<br />

sie den Blick ebenfalls nicht verstellen. Und wo die Sonne<br />

nicht ausreicht, sorgen Graus Leuchten für angenehmes<br />

Licht. Das Ensemble könnte eine <strong>der</strong> besten Referenzen<br />

<strong>der</strong> Firma sein – wären da nicht renommierte Objekte wie<br />

Yamaha in Rellingen, Repower in Osterrönfeld, das sh:z-<br />

Druckzentrum in Büddelsdorf, die IHK in Kiel o<strong>der</strong> das<br />

Hotel Vier Jahreszeiten in Travemünde, für die Grau das<br />

Beleuchtungsdesign entwickelte. O<strong>der</strong> <strong>der</strong> Astra-Turm in<br />

Hamburg, für dessen 18. Etage <strong>der</strong> Designer die gesamte<br />

innenarchitektonische Gestaltung verantwortet. (mn)<br />

Tobias grau gmbH<br />

¢ gegründet: 1984<br />

¢ Branche: Leuchten- und Interior-Design<br />

¢ geschäftsführer: Tobias Grau, Franziska Grau<br />

¢ Mitarbeiter: 120<br />

¢ Firmensitz: Rellingen, Siemensstraße 35b<br />

¢ Kontakt: Telefon 04101/3700,<br />

E-Mail info@tobias-grau.com<br />

¢ Internet: www.tobias-grau.com<br />

Wirtschaftsland 02.2010 21


Unternehmen SH<br />

Student Tim Eckhorst hat ein Comic über das Darmleiden Morbus Crohn entworfen und ließ darin die Erkrankten selbst zu Wort kommen (oben). Auf Großflächenplakaten<br />

(unten) machen weitere Studierende <strong>der</strong> Muthesius Kunsthochschule auf chronische Entzündungskrankheiten wie Asthma und Neuro<strong>der</strong>mitis aufmerksam. Foto: Oeser<br />

CLP_haut_antiallergen_RZ.indd 1 21.01.2010 9:09:27 Uhr<br />

kunSt trifft krankheit<br />

Exzellenzcluster und Design-Studenten machen auf<br />

chronische Entzündungskrankheiten aufmerksam<br />

Millionen Bundesbürger leiden daran, <strong>der</strong> Rest weiß kaum etwas darüber: Chronische Entzündungskrankheiten<br />

werden noch immer gewaltig unterschätzt. Bei Asthma, Neuro<strong>der</strong>mitis<br />

o<strong>der</strong> Morbus Crohn sind bestimmte Teile des Körpers, etwa Lunge, Haut o<strong>der</strong> Darm, ständig<br />

entzündet. Heilung ist noch nicht möglich. Zwei Aushängeschil<strong>der</strong> Schleswig-Holsteins<br />

arbeiten nun gemeinsam daran, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen: <strong>der</strong> Exzellenzcluster<br />

Entzündungsforschung und die Muthesius Kunsthochschule, beide in Kiel.<br />

„Zu Beginn habe ich mir schon die Frage gestellt, ob sich<br />

junge Kunst- und Kommunikationsdesign-Studierende<br />

mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen befassen<br />

wollen“, bekennt Silke Juchter. Sie ist Professorin für Konzeption<br />

und Entwurf an <strong>der</strong> Muthesius Kunsthochschule.<br />

Wie ihre Studenten darauf reagieren würden, eine Kampagne<br />

für den Exzellenzcluster Entzündungsforschung zu<br />

entwickeln, konnte Juchter zu Beginn nicht abschätzen.<br />

Doch schnell wurde klar: Die Studierenden hatten großes<br />

Interesse an dem Thema. Die Idee zu <strong>der</strong> ungewöhnlichen<br />

Zusammenarbeit hatte das Team des Exzellenzclusters<br />

um den Molekularbiologen Prof. Stefan Schreiber. „Wir<br />

müssen versuchen, unsere Forschungen auch an die Menschen<br />

zu vermitteln, die die Steuern zahlen“, erklärt <strong>der</strong><br />

Chef des Clusters seine Motivation. „Dazu müssen wir in<br />

einfachen Worten erzählen, was wir gemacht haben.“<br />

Der Exzellenzcluster erforscht die Funktionen von sogenannten<br />

menschlichen Barrieren. Zu diesen Barrieren<br />

gehören zum Beispiel die Haut o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Darm. Sie sorgen<br />

dafür, dass Bakterien, Viren und Pilze nicht in den Körper<br />

gelangen und wenn doch, keinen Schaden anrichten.<br />

„Normalerweise funktioniert diese Barriere ziemlich perfekt<br />

auf magische Weise“, sagt Prof. Schreiber. Doch nicht<br />

immer: Bei chronischen Entzündungskrankheiten wie<br />

Morbus Crohn o<strong>der</strong> Neuro<strong>der</strong>mitis ist dieser natürliche<br />

Schutzmechanismus gestört. Der Körper greift gesundes<br />

Gewebe an, das sich dann ständig entzündet. Für die<br />

Betroffenen bedeutet das oft ein Leben in Schmerz und<br />

Isolation. Millionen sind allein in Deutschland betroffen –<br />

von Asthma, Schuppenflechte, Morbus Crohn, Multipler<br />

Sklerose, Parkinson o<strong>der</strong> Zahnfleischentzündung.<br />

Das ist ein wichtiges Thema, denn Barriere-Erkrankungen<br />

bedeuten deutlich mehr, das haben die Forscher des Clus-<br />

ters herausgefunden.„Wir haben entdeckt, dass auch an<strong>der</strong>e<br />

Krankheiten ausgelöst werden, wenn Haut und Darm<br />

den menschlichen Körper nicht mehr ausreichend schützen<br />

und Krankheitserreger die Barrieren durchbrechen.“<br />

Entzündungen können sogar Kreislauferkrankungen und<br />

Herzinfarkte auslösen. Die Zahl <strong>der</strong> Erkrankungen stieg in<br />

den letzten Jahren deutlich an, deshalb wird auch Aufklärung<br />

immer wichtiger. „Viele Leute können wir mit unseren<br />

Themen nicht erreichen, weil es sie nicht interessiert –<br />

o<strong>der</strong> sie es nicht verstehen“, weiß <strong>der</strong> Fachmann. Denn:<br />

„Forschung wird normalerweise immer übersetzt, indem<br />

ein Wissenschaftssystem in Worten erklärt wird.“ Bei so<br />

komplexen Zusammenhängen sind dann schnell Grenzen<br />

<strong>der</strong> Aufnahmefähigkeit o<strong>der</strong> Aufmerksamkeit erreicht.<br />

Deshalb beschreitet <strong>der</strong> Cluster neue <strong>Wege</strong>, wenn es um<br />

Vermittlung von Forschungsinhalten geht: Er bedient sich<br />

<strong>der</strong> Kunst.<br />

„Wir können alle ein Kunstwerk ansehen, können direkt<br />

diese Erfahrungen an uns heranlassen, auch ohne dass wir<br />

dazu erst einen Kurs machen o<strong>der</strong> komplizierte Grundlagen<br />

verstehen müssen“, erklärt Schreiber. „Wenn man<br />

Kunst nutzen will, um Forschung zu vermitteln, dann haben<br />

alle Menschen die Möglichkeit, Forschung zu erfahren.<br />

Egal welchen Bildungsstand sie haben – alle können<br />

es sehen und verstehen. Für mich ist das die ultimative<br />

Demokratisierung von Forschungsinhalten. Es ist das<br />

erste Mal, dass sich eine Kunsthochschule auch in diesen<br />

Bereich gewagt hat.“ Das Wissenschaftssystem wird von<br />

Künstlern erklärt, nicht von Experten, und zwar in Bil<strong>der</strong>n,<br />

nicht in Worten. „Das wirkt auf jeden.“<br />

Dass das Projekt so erfolgreich umgesetzt werden konnte,<br />

lag nicht zuletzt an <strong>der</strong> Unterstützung durch den Cluster.<br />

Wirtschaftsland 02.2010 23


24<br />

Unternehmen SH<br />

„Die Studierenden haben sich in den Kliniken über aktuelle<br />

Forschungen informiert o<strong>der</strong> mit Betroffenen gesprochen.<br />

Einige konnten sich sogar eine Darmspiegelung ansehen“,<br />

erzählt Professorin Juchter. „Im Nachhinein kann<br />

man sagen: Das war <strong>der</strong> Schlüssel zum Erfolg. Dass die<br />

Studierenden ein zunächst abstraktes und fremdes Thema<br />

in <strong>der</strong> Tiefe mit Wissenschaftlern und Forschern ergründen<br />

konnten, daraus entstand Wissen und Motivation.“<br />

In zwei Semestern sind professionelle Werke gewachsen,<br />

die eine Brücke zwischen Wissenschaft, Kunst und Kommunikation<br />

schlagen. Ein Kunstwerk, das öffentliche Aufmerksamkeit<br />

erregt, ist ein riesiger Comic des Muthesius-<br />

Studenten Tim Eckhorst an einer Kieler Hauswand. Er<br />

hat sich mit Morbus Crohn beschäftigt. „Am Anfang habe<br />

ich mich ein bisschen schwer getan, weil ich Angst hatte,<br />

dass ich etwas kommentiere, von dem ich gar keine Ahnung<br />

habe“, sagt <strong>der</strong> Student. Schließlich entwickelte er<br />

die Idee, im Comic die Erkrankten selbst zu Wort kommen<br />

zu lassen: „Ich wollte mir nicht irgendetwas ausdenken,<br />

son<strong>der</strong>n habe reale Kommentare von Morbus-Crohn-Patienten<br />

genommen.“ An die Wand kam er allerdings nur<br />

zufällig: „Mein Vermieter hat mir das Gebäude zur Verfügung<br />

gestellt. Für ihn ist es Graffitti-Schutz.“ Denn auch<br />

Wandschmierer respektieren das Bild.<br />

Einen an<strong>der</strong>en Ansatz wählten die Kommunikationsdesign-Studentinnen<br />

Siv Dittrich und Alice Kuczminski.<br />

Sie rückten die medizinische Seite in den Mittelpunkt<br />

ihrer Arbeiten „Unser Ansatz ist, dass viele dieser Entzündungskrankheiten<br />

lebensgefährlich und nicht heilbar<br />

sind“, erklärt Siv Dittrich. „Das wissen viele nicht.“<br />

Da immer mehr junge Menschen von diesen lebensbedrohlichen<br />

Krankheiten betroffen sind, suchten die beiden<br />

Designerinnen nach einer Möglichkeit, Teenager<br />

gezielt anzusprechen.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

„Wir dachten uns, dass wir sie mit Filmen, also mit Blockbustern,<br />

am besten erreichen, weil je<strong>der</strong> Jugendliche mit<br />

<strong>der</strong> Welt des Kinos und Internets vertraut ist und die Regeln<br />

dieser Welten kennt. Was dort stattfindet, wird überhaupt<br />

nicht in Frage gestellt. Da gibt es beispielsweise<br />

Mutationen und das wird auch nicht angezweifelt.“ Die<br />

Studentinnen haben dieses Wissen und dieses Verständnis<br />

ausgenutzt und Großflächenplakate entworfen, auf<br />

denen Krankheitssymptome in <strong>der</strong> Ästhetik eines Filmposters<br />

dargestellt sind. So wirken auf einmal die Eiterbläschen<br />

eines entzündeten Darms wie die Corona einer<br />

explodierenden Sonne in einem Science-Fiction-Film.<br />

Die Muthesius Kunsthochschule will auch in Zukunft völlig<br />

neue Ausdrucksformen finden. „Wir suchen eine visuelle<br />

Sprache für zukünftige Medizin. Eine visuelle Sprache für<br />

verschiedene Medien“, sagt Prof. Juchter. Die Kommunikation<br />

von Wissenschaftsinhalten wird wichtiger werden.<br />

Schon heute haben Entdeckungen aus Medizin, Physik und<br />

Chemie wachsenden Einfluss auf den Alltag, dabei werden<br />

die Inhalte immer komplexer und schwieriger zu verstehen.<br />

Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Menschen<br />

auch nachvollziehen können, was in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

passiert. Kunst könnte hier <strong>der</strong> Schlüssel sein.<br />

Die künstlerische Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Wissenschaft<br />

macht schwierige Themen allerdings nicht nur für<br />

Laien leichter verständlich. „Forscher werden zunehmend<br />

betriebsblind, wenn wir immer auf die gleiche Art und<br />

Weise unsere Inhalte vermitteln“, erklärt <strong>der</strong> Molekularbiologe<br />

Schreiber. „Wir sehen dann den Wald vor lauter<br />

Bäumen nicht mehr. Die wissenschaftlichen Krankheiten<br />

mit den Augen eines Künstlers zu sehen, ist ein Eye-Opener.<br />

Dies bringt neue Sichtweisen für die Wissenschaftler.“<br />

Zudem tue sich hier eine Marktlücke auf: „Die Visualisierung<br />

von Forschungsinhalten könnte ein neues Berufsfeld<br />

für Kunstanwendung werden“, sagt Prof. Schreiber. (jr)<br />

Professorin Juchter (vorne) und ihre Mitstreiter bei den letzten Vorbereitungen für die Ausstellung in Berlin. Seit dem 20. April sind in den Berliner<br />

Ministergärten rund zwei Dutzend Exponate zu sehen. Foto: Oeser


Unternehmen SH<br />

26<br />

ginSeng deS nordenS<br />

Wie aus Grünkohl Gesundheit wird<br />

Bioaktive Substanzen in Obst und Gemüse wirken sich positiv auf unsere Gesundheit aus.<br />

Eine beson<strong>der</strong>e Rolle spielt das Farbpigment Lutein: Es wird von den sensiblen Zellen <strong>der</strong><br />

Netzhaut aufgenommen. Eine zu geringe Konzentration gilt als Hauptursache für bestimmte<br />

altersbedingte Augenerkrankungen. Unterstützt von <strong>der</strong> Innovationsstiftung Schleswig-Holstein<br />

hat ein Mikrobiologe aus Bad Segeberg einen Lutein-Extrakt aus Grünkohl entwickelt,<br />

<strong>der</strong> frei von organischen Lösungsmittel ist.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Gehört zur Familie <strong>der</strong> Kreuzblütengewächse:<br />

Grünkohl. Foto: fotolia.com<br />

Der gelbe Fleck hat es in sich. Es<br />

ist <strong>der</strong> Bereich auf <strong>der</strong> Netzhaut<br />

des menschlichen Auges, in dem<br />

die größte Dichte an Sehzellen vorhanden<br />

ist. Dort findet man den<br />

Punkt des schärfsten Sehens und<br />

<strong>der</strong> höchsten Farbempfindlichkeit.<br />

In jungen Jahren ist mit dem gelben<br />

Fleck meist noch alles im grünen<br />

Bereich. Entsprechend gering ist die<br />

Aufmerksamkeit, die wir ihm schenken.<br />

Das war bei Henning Vollert,<br />

Mikrobiologe aus Bad Segeberg, bis<br />

vor ein paar Jahren nicht an<strong>der</strong>s.<br />

Das än<strong>der</strong>te sich jedoch, als sein<br />

Vater an <strong>der</strong> so genannten Makuladegeneration<br />

erkrankte. Wie bei einer<br />

Kamera, die mehr und mehr an<br />

Auflösung verliert, kann im Alter die<br />

Sehkraft schwinden. Gerade Linien<br />

erscheinen zunehmend krumm,<br />

Buchstaben verschwimmen. Die<br />

altersbedingte Makuladegeneration<br />

ist die Hauptursache für eine Erblindung<br />

bei Menschen im Alter von<br />

über 50 Jahren in den Industriestaaten.<br />

„Mehr als zwei Millionen Menschen<br />

leiden allein in Deutschland<br />

daran“, sagt Vollert.<br />

Auf <strong>der</strong> Suche nach Möglichkeiten,<br />

<strong>der</strong> so genannten trockenen Form<br />

<strong>der</strong> Erkrankung vorzubeugen, analysierte<br />

Vollert Studien, die den Einfluss<br />

<strong>der</strong> Ernährung auf die Gesundheit<br />

<strong>der</strong> Augen untersuchten. Und<br />

er stieß auf einen Stoff, dem dabei<br />

offenbar eine zentrale Rolle zukommt:<br />

das Lutein. Lutein zählt zu<br />

den Carotinoiden, natürlichen Farbstoffen,<br />

die in Pflanzen als Radikalfänger<br />

wirken. Sie sind in <strong>der</strong> Lage,<br />

reaktive Sauerstoffverbindungen zu<br />

inaktivieren. Vermutlich hat Lutein<br />

die gleiche Aufgabe in <strong>der</strong> Netzhaut:<br />

Es dient als innere Sonnenbrille und<br />

schützt vor energiereichem Licht.<br />

„Interessanterweise nehmen die<br />

Sehsinneszellen zwar Lutein auf,<br />

an<strong>der</strong>e Carotinoide jedoch kaum<br />

o<strong>der</strong> gar nicht“, sagt Vollert. Die Luteinaufnahme<br />

sei so stark, dass das<br />

Zentrum <strong>der</strong> Netzhaut leicht gelb<br />

gefärbt ist, was dem gelben Fleck<br />

seinen Namen gab. In den USA zählen<br />

Lutein-Kapseln längst zu den<br />

Bestsellern unter den Nahrungsergänzungsmitteln.<br />

„Herkömmliche<br />

Präparate haben aber einen hohen<br />

Anteil organischer Lösungsmittel.<br />

Das ist toxikologisch bedenklich.“<br />

Während in den USA das Lutein<br />

meist aus <strong>der</strong> Studentenblume extrahiert<br />

wird, fand Vollert im Grünkohl<br />

ein Nahrungsmittel mit hoher<br />

Luteinkonzentration. Seine Idee,<br />

aus dem Kohl einen lösungsmittelfreien<br />

Extrakt zu gewinnen, stieß<br />

an <strong>der</strong> Uni Kiel auf großes Interesse.<br />

Vollert sprang ins kalte Wasser,<br />

er wechselte aus <strong>der</strong> Industrie ans<br />

Pharmazeutische Institut <strong>der</strong> Uni,<br />

um ein entsprechendes Verfahren<br />

zu entwickeln. Die Innovationsstiftung<br />

Schleswig-Holstein unterstützte<br />

mit 130.000 Euro den Kauf<br />

zusätzlicher Laborgeräte.<br />

Als ziemlich kompliziert erwies sich<br />

<strong>der</strong> Aufschluss <strong>der</strong> Grünkohlzellen.<br />

Vollert gelang es, mit Hilfe von wertvollen<br />

nativen Pflanzenöle (u. a. Olivenöl)<br />

die bioaktiven Substanzen aus<br />

dem Grünkohl zu extrahieren. Dass<br />

die Carotinoide zu einem großen Teil<br />

in Blut, Haut und Augen ankommen,<br />

hat eine Humanstudie an <strong>der</strong> Charité<br />

in Berlin bestätigt. Für die Entwicklung<br />

eines ersten Präparates wurde<br />

<strong>der</strong> Wissenschaftler beim Ideenwettbewerb<br />

<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />

Hochschulen ausgezeichnet.<br />

Bioactive Food gmbH<br />

¢ gegründet: 2008<br />

Während seine Arbeit weitere Forschungsprojekte<br />

nach sich zog, hat<br />

Vollert inzwischen die BioActive<br />

Food GmbH gegründet. In Bad Segeberg<br />

produziert er aus dem „Ginseng<br />

des Nordens“, wie er Grünkohl<br />

aufgrund des hohen Gehaltes an<br />

Vitaminen und Pflanzenwirkstoffen<br />

nennt, mittlerweile verschiedene<br />

Extrakte für Augen und Haut.<br />

Einen großen Vorteil sieht <strong>der</strong><br />

Grün<strong>der</strong> darin, dass das Grünkohlöl<br />

eine Mischung verschiedener<br />

Pflanzenwirkstoffe darstellt. Die<br />

Einnahme isolierter, hoch dosierter<br />

Wirkstoffe könne sogar schädlich<br />

sein. „Viel hilft nicht viel, im<br />

Gegenteil“, sagt er. „Auf den natürlichen<br />

Mix kommt es an.“<br />

¢ Branche: Nahrungsergänzungsmittel und Forschung<br />

¢ Mitarbeiter: 3<br />

¢ Firmensitz: Bad Segeberg, Am Ihlsee 36 a<br />

¢ Kontakt: Telefon 04551/8562979<br />

¢ Internet: www.bioactive-food.com<br />

Existenzgrün<strong>der</strong> Henning Vollert zog aus Hessen<br />

nach Schleswig-Holstein. Seine Firma stellt<br />

Nahrungsergänzungsmittel aus Grünkohl her.<br />

Foto: H. Vollert<br />

Wirtschaftsland 02.2010 27


Unternehmen SH<br />

28<br />

kontakte fürS leBen<br />

Unterwasserstecker aus Neumünster<br />

Wichtige Kontakte bestens absichern und schützen, bevor sie <strong>der</strong> Gewalt <strong>der</strong> Elemente ausgesetzt<br />

werden: Damit hat GISMA sich eine attraktive Nische geschaffen und eine führende Position auf<br />

dem Weltmarkt eingenommen.<br />

Das Engagement um die Kontakte ist übrigens wörtlich zu<br />

nehmen. GISMA entwickelt und produziert Steckverbin<strong>der</strong><br />

und vertreibt sie von Neumünster aus in die ganze Welt.<br />

Doch nicht, um beliebige Kabel zu verknüpfen: Als echtes<br />

schleswig-holsteinisches Unternehmen suchte man<br />

eine beson<strong>der</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung und die Nähe zum Meer.<br />

GISMA hat sich auf Stecker für den Unterwassereinsatz<br />

spezialisiert. Ein riesiges Feld: Strom- und Kommunikationsverbindungen<br />

auf Schiffen und U-Booten, für Offshore-<br />

Öl- und Gasför<strong>der</strong>anlagen, bei <strong>der</strong> Strömungsenergiegewinnung<br />

aus dem Meer sowie in maritimer Forschung und<br />

Entwicklung. Ohne Steckverbin<strong>der</strong> läuft da nichts.<br />

Dabei bringt die nasse Umgebung naturgemäß viel höhere<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen mit sich, als sie etwa ein Kabel im heimischen<br />

Wohnzimmer erfüllen muss. Das wird spätestens<br />

Qualitätssicherung: Je<strong>der</strong> einzelne Stecker wird sorgfältig geprüft.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

beim Rundgang durch den Betrieb deutlich. Da lagern<br />

gewaltige Stangen aus Bronze, Titan und Spezialkunststoff.<br />

Daraus werden die Steckergehäuse und die Kontakte<br />

gedreht und gefräst. Die fertigen Stecker sind vollständige<br />

GISMA-Produkte, <strong>der</strong> Eigenfertigungsanteil beträgt 90<br />

Prozent. Schön sind die Teile, glatt und schwer liegen sie<br />

in <strong>der</strong> Hand, den Namen des Betriebes und die Baureihe<br />

eingraviert wie ein Prädikat, obwohl sie doch eigentlich<br />

nur funktionieren müssen. Unter extremen Bedingungen<br />

allerdings: Die Stecker müssen wasserfest und -dicht sein,<br />

enormen Drücken standhalten und selbst im Bereich entzündlicher<br />

Gase absolut sicher einsetzbar sein. Entsprechend<br />

breit ist das Sortiment mit über 4.000 Steckern in<br />

15 Baureihen. Elektrisch, Glasfaser o<strong>der</strong> Hybrid, mit bis zu<br />

130 Kontakten, von einfachen Elastomere- bis zu echten<br />

Hightech-Produkten. Die funktionieren bei Hochspannungen<br />

bis 6.600 Volt, Stromstärken bis 1.000 Ampere und<br />

GISMA-Stecker werden zu 90 Prozent in Eigenfertigung hergestellt. Fotos: Oeser<br />

in Tauchtiefen bis 10.000 Metern zuverlässig – angesichts<br />

des Aufwands, unter Wasser solche Stecker im Fall eines<br />

Defektes auszutauschen, eine zentrale Anfor<strong>der</strong>ung. Tadellos<br />

bestehen die Produkte, ausgezeichnet nach DIN ISO<br />

9001 und von <strong>der</strong> norwegischen Det Norske Veritas, täglich<br />

in aller Welt den harten Praxistest. Diese Qualität und die<br />

Kundennähe sind gefragt. Seit seiner Gründung wächst das<br />

Unternehmen stetig. 2009 bezog das Unternehmen einen<br />

Neubau. Der bietet mit 3.200 Quadratmetern Fläche viel<br />

Platz. Der wird auch benötigt, denn immer wie<strong>der</strong> entsteht<br />

Bedarf für neue Steckverbin<strong>der</strong>. Oft handelt es sich dabei<br />

um Anpassungen bewährter Produkte. Regelmäßig werden<br />

aber auch Baureihen von Grund auf neu entwickelt.<br />

So arbeitet die Firma aktuell an einem Stecker, <strong>der</strong> den Betrieb<br />

von maritim gestützten Anlagen regenerativer Energien<br />

erheblich vereinfachen und kostengünstiger machen<br />

soll. Der unter Wasser nass steckbare Steckverbin<strong>der</strong> wird<br />

für bis zu 12.000 Volt Spannung ausgelegt sein. Ein gewaltiger<br />

Sprung, denn Verbindungen mit höherer Spannung bedeuten,<br />

dass mehr Energie durch das Kabel geführt werden<br />

kann. Annähernde Werte erreichen bislang nur trocken<br />

steckbare Verbindungen, doch sollen mit ihrer Hilfe zwei<br />

Kabel verbunden werden, müssen die zunächst aus dem<br />

Wasser gehievt werden. Viel Aufwand. Greift man dagegen<br />

zu nass steckbaren Verbindungselementen, war bisher bei<br />

etwa 6.600 Volt Schluss – zu wenig, um Spitzenenergieerträge<br />

effizient ans Ufer zu beför<strong>der</strong>n.<br />

Die Neuentwicklung ist beeindruckend. Auch körperlich:<br />

Das Steckergehäuse ist mehr als mannshoch. Es wird die<br />

maritime Energiegewinnung weiter voran bringen. Bisher<br />

wurden weltweit erst eine knappe Handvoll Meeresströmungskraftwerke<br />

– Anlagen also, bei denen die Tur-<br />

bine frei an einem Mast in <strong>der</strong> Strömung steht – realisiert,<br />

denn noch stehen <strong>der</strong> Idee viele technische Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

gegenüber. Für eine von ihnen hält GISMA mit<br />

seinen Steckern eine Lösung bereit. Kein Wun<strong>der</strong> also,<br />

dass die Firma von <strong>der</strong> Krise nicht viel spürt, den Umsatz<br />

in 2009 um 3,2 Prozent steigerte und mit guten Zukunftsaussichten<br />

sechs neue Mitarbeiter einstellte. Die haben<br />

sich längst an die zupackende Arbeitsweise im Haus<br />

gewöhnt. Das liegt auch in <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Art des Auftragseingangs:<br />

Da braucht ein norwegischer Kunde eben<br />

mal ein Dutzend Spezial-Stecker bis zum Wochenende.<br />

Die müssen dann einzeln gefertigt, die Maschinen dafür<br />

extra gerüstet werden. Der Norweger fliegt ein, wartet im<br />

Hotel neben seinem Handy, bei GISMA wird geackert,<br />

bis die letzten Kontakte eingepresst sind und <strong>der</strong> Auftrag<br />

qualitätsgeprüft ist, dann übergibt <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

die Kiste persönlich Samstagnacht im Hotel bei Bier und<br />

per Handschlag an den Kunden. (bes)<br />

gISMa Steckverbin<strong>der</strong> gmbH<br />

¢ gegründet: 1983<br />

¢ geschäftsführer: Manfred Maletzky,<br />

Tobias Frerck<br />

¢ Branche: Steckverbindungen für den<br />

Unterwassereinsatz<br />

¢ Mitarbeiter: 50<br />

¢ Firmensitz: Neumünster, Leinestraße 25<br />

¢ Kontakt: Telefon 04321/983530,<br />

E-Mail info@gisma-connectors.de<br />

¢ Internet: www.gisma-connectors.de<br />

Wirtschaftsland 02.2010 29


Unternehmen SH<br />

30<br />

mit rQp anS ziel<br />

Passgenaue Unternehmensberatung aus einer Hand<br />

Marten Paulsen wollte für den 1880 gegründeten Gasthof mit Saalbetrieb und einigen Gästezimmern<br />

in Bohmstedt (Kreis Nordfriesland) neue Akzente setzen. Eine Investition sollte die<br />

Wirtschaftlichkeit des Betriebes erhöhen und seine Zukunft absichern. Das war im Juni 2008.<br />

Im Frühling 2009 präsentierte sich das Haus im neuen Glanz als „Paulsen's Landhotel und<br />

Restaurant“ mit einem Erweiterungsbau und insgesamt 29 Doppelzimmern. Diese Entwicklung<br />

wurde durch das Kieler Unternehmen RQP GmbH begleitet, das zertifizierte Unternehmensberater<br />

vermittelt und Beratungsprojekte steuert.<br />

Hochmotiviertes Team: Gunnar Ott, Nina Kloth, Geschäftsführerin Tanja Werner, Christiane Tiemann und Prof. Dr. jur. Michael Stuwe (v.l.n.r.)<br />

Foto: RQP<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Zunächst erhielt RQP den Auftrag<br />

über eine Machbarkeitsstudie für<br />

die geplante Erweiterung. Mit dieser<br />

Aufgabe wurde ein Branchenspezialist<br />

für Hotellerie und Gastronomie<br />

betraut. Die Studie sollte die Wirtschaftlichkeit<br />

des Vorhabens analysieren<br />

und war Grundlage für den<br />

Finanzierungsantrag bei <strong>der</strong> Hausbank.<br />

Dabei ging es unter an<strong>der</strong>em<br />

um die Standort- und Marktanalyse<br />

als Basis für die zukünftige strategische<br />

Ausrichtung des Hauses. Ferner<br />

beinhaltete die Arbeit die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> Investitionskosten und einen<br />

damit einhergehenden Finanzierungsvorschlag<br />

unter Berücksichtigung<br />

öffentlicher Finanzierungshilfen<br />

sowie Handlungsempfehlungen<br />

zur erfolgreichen Umsetzung des<br />

Vorhabens. Anfang September 2008<br />

war die Finanzierung gesichert, im<br />

November 2008 wurde das Bauvorhaben<br />

in Angriff genommen und im<br />

April 2009 abgeschlossen.<br />

RQP stand Paulsen's Landhotel weiter<br />

zur Seite und holte eine zusätzliche<br />

Beraterin ins Boot für die Entwicklung<br />

und Umsetzung <strong>der</strong> neuen<br />

Corporate Identity und <strong>der</strong> Vermarktung<br />

des Hauses. Der heute sichtbare<br />

Erfolg gibt allen Beteiligen Recht:<br />

deutlich besseres Betriebsergebnis,<br />

Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt<br />

und Plan für 2009 sowie 2010 bisher<br />

übererfüllt. Hierfür hatte RQP mit<br />

einem umsetzungsorientierten Ansatz<br />

die Voraussetzungen geschaffen.<br />

RQP vermittelt erfahrene Unternehmensberater<br />

mit unterschiedlichen<br />

Fach- und Branchenschwerpunkten<br />

und übernimmt anschließend die<br />

Projektsteuerung. „Für Unternehmer<br />

ist es in dem intransparenten<br />

Markt <strong>der</strong> Unternehmensberatung<br />

oft schwierig, den für sich und für das<br />

Anliegen passenden Experten auszuwählen“,<br />

sagt RQP-Geschäftsführerin<br />

Tanja Werner. Erschwerend komme<br />

hinzu, dass es sich bei dem Unternehmensberater<br />

um keine geschützte<br />

Berufsbezeichnung handele und<br />

es somit keine Qualitätsstandards für<br />

die Berater und die Beratung gebe.<br />

RQP versteht sich in puncto Beratung<br />

als zentraler und unabhängiger<br />

Ansprechpartner mit einem eigenen<br />

Netz von 130 ausgewählten Fachund<br />

Branchenspezialisten.<br />

Chemie muss passen<br />

„Wir begleiten alle Unternehmen –<br />

von Kleinstbetrieben bis zum Mittelstand,<br />

von Existenzgrün<strong>der</strong>n<br />

bis zu Traditionsunternehmen“,<br />

berichtet Werner. Da Beratung immer<br />

individuell sein müsse, werden<br />

im ersten Gespräch die Ausgangssituation,<br />

die Zielsetzung und die<br />

Beratungsinhalte festgelegt. Für die<br />

dann folgende Auswahl <strong>der</strong> Spezialisten<br />

geht RQP nach vier Kriterien<br />

vor: fachliche Kompetenz und Erfahrung,<br />

Branchen-Know-how, Persönlichkeitsmerkmale<br />

und Beraterrolle<br />

(z. B. Gutachter o<strong>der</strong> Problemlöser).<br />

„Ausschlaggebend für die vertrauensvolle<br />

und erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

ist die passende Chemie zwischen<br />

Unternehmer und Berater. Wenn<br />

die nicht stimmt, führt das Projekt<br />

in <strong>der</strong> Regel nicht zum Erfolg, selbst<br />

wenn die Beraterkompetenz noch so<br />

hoch ist“, stellt Werner fest. Auch die<br />

Beraterrolle vorab zu definieren, sei<br />

unerlässlich. Än<strong>der</strong>n sich Rolle und<br />

Inhalte im Laufe des Projektes, sei im<br />

Einzelfall zu entscheiden, ob ein weiterer<br />

Spezialist hinzugezogen werden<br />

müsse. „Wir glauben nicht an den<br />

Bauchladenberater, <strong>der</strong> alles kann“,<br />

konstatiert Werner. RQP hat in den<br />

vergangenen sieben Jahren 600 Unternehmen<br />

in knapp 900 Beratungsprojekten<br />

betreut. Das Unternehmen<br />

kooperiert mit mehr als 40 Kreditinstituten<br />

aus Schleswig-Holstein und<br />

Hamburg sowie den För<strong>der</strong>instituten.<br />

Und auch Marten Paulsen setzt weiterhin<br />

auf das Wissen <strong>der</strong> RQP-Spezialisten<br />

in Form von regelmäßigen<br />

Gesprächen zur betriebswirtschaftlichen<br />

Geschäftsentwicklung. (se)<br />

Marten Paulsen präsentiert stolz seinen über 120 Jahre alten Gasthof. Foto: RQP<br />

Paulsen‘s Landhotel und Restaurant<br />

¢ gegründet: 1880, Neueröfffnung 2009<br />

¢ geschäftsführer: Marten Paulsen<br />

¢ Branche: Hotellerie und Gastronomie<br />

¢ Firmensitz: Bohmstedt, Nor<strong>der</strong>ente 8<br />

¢ Kontakt: Telefon 04671/15 60<br />

¢ Internet: www.paulsens-hotel.de<br />

RQP gmbH – RegionaleQualitätsPartnerschaft Schleswig-Holstein<br />

¢ gegründet: 2003<br />

¢ Branche: Dienstleistung/Unternehmensberatung<br />

¢ geschäftsführung: Tanja Werner<br />

¢ Mitarbeiter: 5 und Netzwerk von 130 Beratern<br />

¢ Firmensitz: Kiel, Fraunhoferstraße 13<br />

¢ Kontakt: Telefon 0431/666564-0, E-Mail info@RQPsh.de<br />

¢ Internet: www.RQPsh.de<br />

Wirtschaftsland 02.2010 31


Unternehmen SH<br />

von <strong>der</strong> förde in die fjorde<br />

Kiel im Kreuzfahrtboom<br />

„Immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel“ – das wünscht man jedem neuen Schiff bei<br />

seiner Taufe. Aber auch eine Stadt scheint sich diesen Spruch zu eigen gemacht zu haben.<br />

Mit zweistelligen Zuwachsraten boomt <strong>der</strong> Kreuzfahrtmarkt in Deutschland und behauptet<br />

sich damit in diesem Wirtschaftssegment gegenüber <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise. Kiel setzt<br />

mit 31 Prozent Steigerung an Kreuzfahrtpassagieren im Jahr 2009 im Kreuzfahrtmarkt<br />

einen beson<strong>der</strong>en Akzent: Als führen<strong>der</strong> Kreuzfahrthafen Deutschlands lässt er mit seinen<br />

Passagierzahlen alle an<strong>der</strong>en Seehäfen weit hinter sich.<br />

Über 290.000 Kreuzfahrtenthusiasten machten 2009<br />

die Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins zum beliebtesten<br />

deutschen Kreuzfahrthafen. 114 Anläufe<br />

von Kreuzfahrtschiffen, beinahe jeden dritten Tag ein<br />

an<strong>der</strong>es Schiff, unterstreichen die Beliebtheit <strong>der</strong> Stadt<br />

an <strong>der</strong> Förde. Für 2010 rechnet <strong>der</strong> Geschäftsführer des<br />

Seehafens Kiel, Dirk Claus, für Kiel als Nummer eins <strong>der</strong><br />

deutschen Seehäfen im Kreuzfahrtgeschäft mit mehr als<br />

300.000 Passagieren und einer weiteren Steigerung <strong>der</strong><br />

Anläufe von Kreuzfahrtschiffen.<br />

Rechnet man die Passagierzahlen <strong>der</strong> schwedischen<br />

Ree<strong>der</strong>ei Stena Line hinzu, die zwischen Kiel und Göteborg<br />

im Jahr 2009 knapp 430.000 Passagiere beför<strong>der</strong>te<br />

und <strong>der</strong>zeit 500 Millionen Euro in zwei energieeffiziente<br />

Neubauten investiert, ergibt sich ein an<strong>der</strong>es Bild.<br />

Und wenn man die norwegische Ree<strong>der</strong>ei Color Line<br />

betrachtet, die im gleichen Zeitraum mit den <strong>der</strong>zeit<br />

weltweit größten Passagierfähren mit Autodeck, „Color<br />

Fantasy“ und <strong>der</strong> „Color Magic“, zwischen Kiel und<br />

Oslo knapp über eine Million Passagiere transportierte,<br />

ergibt sich ein gewaltiges Umsatzpotenzial – auch für<br />

die Wirtschaft <strong>der</strong> Landeshauptstadt. Gastronomie und<br />

Einzelhandel profitieren, je<strong>der</strong> Reisende lässt nach Umfragen<br />

im Schnitt zwischen 50 und 100 Euro in <strong>der</strong> Hafenstadt.<br />

Und Kiel hat eine hervorragende Infrastruktur.<br />

Der Seehafen liegt gut erreichbar direkt in <strong>der</strong> Innen-<br />

Kiel bietet für jedes Kreuzfahrtschiff den passenden Kai und ist<br />

ein wichtiger Transithafen im internationalen Fährverkehr. Fotos:<br />

Langenstrassen; Stena<br />

stadt. Logistik und professioneller Service positionieren<br />

die Landeshauptstadt nicht nur als Ausgangshafen ganz<br />

oben auf <strong>der</strong> Skala <strong>der</strong> deutschen Kreuzfahrthäfen, son<strong>der</strong>n<br />

machen die Stadt auch als Anlaufhafen während<br />

bestehen<strong>der</strong> Kreuzfahrten attraktiv. In den letzten Jahren<br />

wurden rund 60 Millionen Euro – geför<strong>der</strong>t durch<br />

das Land Schleswig-Holstein und die EU – in die Anlagen<br />

des durchgehend seeschifftiefen Hafens investiert.<br />

Sicher eine wichtige und kluge Entscheidung <strong>der</strong> Wirtschaft,<br />

den Kieler Seehafen durch diese Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

zukunfts- und krisensicherer zu machen.<br />

Im Juni 2010 wird <strong>der</strong> Schwedenkai ein neues Passagierterminal<br />

erhalten. Für 16 Millionen Euro wird <strong>der</strong>zeit das<br />

12-stöckige und 46 Meter hohe Stena-Gebäude errichtet.<br />

Mit seinen geneigten Fassaden wird das Bauwerk dann<br />

architektonisch an die Form eines Schiffsbugs erinnern.<br />

Nach Abschluss <strong>der</strong> Bauvorhaben ist Kiel mit den drei<br />

mo<strong>der</strong>nen Terminals Norwegenkai, Schwedenkai und<br />

Ostseekai für die Kreuzschifffahrt hervorragend aufgestellt.<br />

Durch Autobahn und Bahnnetz verkehrspolitisch<br />

eng verknüpft, liegt Kiel geografisch in optimaler Lage.<br />

Die Stadt an <strong>der</strong> Förde spielte schon immer eine beson<strong>der</strong>e<br />

Rolle für Nordlandfahrten. Für Norwegen, Schweden<br />

und Finnland und seit Öffnung des eisernen Vorhangs<br />

für die bis dahin in einer Art Dornröschenschlaf<br />

touristisch noch fast unentdeckten östlichen Län<strong>der</strong><br />

wie Baltikum und Russland liegt Kiel geografisch beson<strong>der</strong>s<br />

günstig. Fjorde, Polarkreis, Lofoten, Stockholm, St.<br />

Petersburg und Baltikum – nicht nur unberührte Natur<br />

und faszinierende Städte sind in kürzester Zeit von Kiel<br />

Wirtschaftsland 02.2010 33


34<br />

Unternehmen SH<br />

aus erreichbar. Auch <strong>der</strong> Sicherheitsaspekt, <strong>der</strong> in <strong>der</strong><br />

Kreuzfahrt zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist für<br />

Nordlandreisen, die für Kiel mit 25 Prozent ein Viertel<br />

des Gesamtvolumens an Kreuzfahrten ausmachen,<br />

von bedeuten<strong>der</strong> Relevanz. Und damit ein weiterer<br />

Pluspunkt für Kiel. Die übrigen bevorzugten Reiseziele<br />

für die Liebhaber <strong>der</strong> Planken sind das Mittelmeer,<br />

Westeuropa, die Karibik und die USA sowie die atlantischen<br />

Inseln.<br />

An Passagierzahlen gemessen kommen nach <strong>der</strong> Stadt an<br />

<strong>der</strong> Förde im deutschen Ranking an zweiter Stelle Rostock-<br />

Warnemünde (160.000 Kreuzfahrtgäste) und an dritter<br />

Stelle Hamburg mit rund 140.000 Passagieren. Die Hansestadt<br />

Lübeck, 80 Kilometer von Kiel entfernt, liegt nach<br />

Bremerhaven (130.000 Kreuzfahrer) mit 23 Schiffsanläufen<br />

und unter 30.000 Kreuzfahrtgästen an fünfter Stelle.<br />

Die AIDAblu bietet ihren Passagieren jeden erdenklichen Luxus.<br />

Fotos: Langenstrassen<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Knapp eine Million deutsche Urlauber mit einem Durchschnittsalter<br />

von 50 Jahren – eine deutliche Verjüngung<br />

gegenüber den klassischen und bis dato hochpreisigen<br />

Kreuzfahrten vor Beginn des Booms Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(inzwischen mit Schiffen von einem Volumen<br />

bis zu 5.400 Passagieren) – haben die schönste Zeit des<br />

Jahres 2009 auf Kreuzfahrtschiffen verbracht. Preise von<br />

80 bis 500 Euro pro Reisetag je nach Schiff und Kabinengattung<br />

erlauben auch Durchschnittsverdienern und<br />

Familien mit Kin<strong>der</strong>n Ferien auf einem dieser schwimmenden<br />

Hotels. Mit über 1.000 Kabinen, teilweise mit<br />

eigenem Balkon, diversen Restaurants, Theatern, Wellness-<br />

und Spa-Landschaften, Fitnesscentern, Angeboten<br />

für Kin<strong>der</strong> inklusive Betreuung, Discos und Casinos,<br />

Jogging-, Fußball- und Golfmöglichkeiten, bieten diese<br />

Schiffe den verwöhnten Urlaubern heute Landausflüge,<br />

Städte-Sightseeing, Aktivitäten und Sonne pur. Das steht<br />

in nichts den Angeboten von All-inclusive-Resorts nach,<br />

und geht sogar darüber hinaus. In sieben Tagen ist es fast<br />

unmöglich, das Schiff komplett zu erkunden und alle Angebote<br />

auszuprobieren, ohne in Stress zu geraten. Und<br />

zu alledem ist eine Gewichtszunahme von einigen Kilogramm<br />

pro Reise garantiert und im Preis mit inbegriffen.<br />

Die Vorteile des Urlaubs auf einem Kreuzfahrtschiff liegen<br />

auf <strong>der</strong> Hand: täglich wechselnde Eindrücke, Städte<br />

und Erlebnisse, ohne das Hotel wechseln zu müssen. Ob<br />

man an den Landausflügen teilnimmt o<strong>der</strong> an Bord relaxt,<br />

bleibt dem Einzelnen überlassen. Zudem genügt meist ein<br />

geringer Aufwand für das Kofferpacken – auf den meisten<br />

Schiffen begnügt man sich mit sportlich-lässiger Kleidung.<br />

Die Sauberkeit und Hygiene an Bord ist hervorragend<br />

und Ungeziefer wie an Land sucht man vergebens.<br />

Wie Unternehmenssprecher Ulf Jahnke von <strong>der</strong> SEEHA-<br />

FEN KIEL GmbH & Co. KG bestätigte, sind die vier größten<br />

Kiel anlaufenden Ree<strong>der</strong>eien AIDA Cruises, COSTA<br />

Kreuzfahrten, MSC Crociere und TUI Cruises. Zwar sei<br />

die Anzahl <strong>der</strong> Schiffe im letzten Jahr leicht gesunken,<br />

aber das gleichzeitig steigende Passagiervolumen zeige,<br />

wohin die Reise gehe. Noch ist <strong>der</strong> Trend nach immer<br />

größeren Kreuzfahrtschiffen nicht gebrochen.<br />

AIDA Cruises, Marktführer unter den deutschen Kreuzfahrtanbietern<br />

mit Sitz in Rostock, hat erst vor wenigen<br />

Wochen als siebtes Schiff ihrer Flotte die „AIDAblu“<br />

mit einer Kapazität von knapp 2.200 Passagieren und<br />

71.000 Tonnen in Dienst gestellt. Als beson<strong>der</strong>er Clou<br />

gilt die erste an Bord eines Kreuzfahrtschiffes befindliche<br />

Brauerei. Auch für AIDA Cruises spielt Kiel unter<br />

den deutschen Kreuzfahrthäfen eine wichtige Rolle.<br />

21-mal wird die „AIDAcara“ in diesem Jahr ihren Basishafen<br />

Kiel anlaufen. Und die schleswig-holsteinische<br />

Landeshauptstadt wird im kommenden Jahr Taufort<br />

für den nächsten Neubau <strong>der</strong> „Sphinx“-Klasse werden.<br />

Das bereits im Bau befindliche Schiff wird am 9. April<br />

2011 am Ostseekai auf den Namen „AIDAsol“ getauft.<br />

Als Basishafen <strong>der</strong> „AIDAsol“ ist ebenfalls Kiel vorgesehen.<br />

Von Kritikern immer noch als purer Luxus getadelt,<br />

behauptet sich <strong>der</strong> Kreuzfahrttourismus trotz<br />

leichter Dämpfer im Wirtschaftskrisenjahr 2009 und<br />

bleibt weiterhin wachstumsstark.<br />

Bei weltweit über 16 Milliarden Euro Umsatz im Kreuzfahrtsektor<br />

hat sich Kiel wirtschaftlich ein beachtliches<br />

Stück des Kuchens reserviert. Die Wirtschaft Schleswig-<br />

Holsteins lebt von und mit den Menschen. Neben Tourismus,<br />

Forschung und Wissenschaft, dem Mittelstand<br />

als Basismotor, <strong>der</strong> Landwirtschaft, <strong>der</strong> Fischerei und<br />

den Zukunftsaussichten des Landes als Energielieferant<br />

durch die weiter ausbaufähige Windenergie bietet <strong>der</strong><br />

Seeumschlag und insbeson<strong>der</strong>e Fähr- und Kreuzfahrt<br />

ein wichtiges Standbein für die nachhaltige Sicherung<br />

unserer Wirtschaft. (wl)<br />

Eines <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten an <strong>der</strong> deutschen Küste: Cruise Terminal Ostseekai<br />

(o.). Freuen sich über drei DWCD-Awards: Marketingleiter Heinz Bachmann<br />

(li.) und Geschäftsführer Dr. Dirk Claus. Fotos: P. Lühr, F. Behling<br />

Seehafen Kiel<br />

¢ 2010 ausgezeichnet mit 3 Awards <strong>der</strong> Branchenpublikation<br />

Dream World Cruise Destinations<br />

(DWCD) in den Kategorien Most Efficient Port<br />

Services, Best Turnaround Port Operations sowie<br />

Most Efficient Terminal Operator<br />

¢ Kreuzfahrtterminals: Ostseekai, Schwedenkai<br />

und Norwegenkai<br />

¢ Weitere Schiffsliegeplätze: Sartorikai und<br />

Bollhörnkai-Süd<br />

¢ geplante Kreuzfahrt-anläufe 2010: 138<br />

¢ Kreuzfahrtpassagiere 2010: ca. 300.000<br />

¢ Fährpassagiere 2010: ca.1.500.000<br />

¢ Internet: www.port-of-kiel.com


SH | Hamburg<br />

kunSt und SehnSucht<br />

Afrika in Schleswig-Holstein<br />

Die Neumünsteraner Herbert-Gerisch-Stiftung präsentiert in <strong>der</strong> Villa Wachholtz und<br />

dem angrenzenden Garten seit 2007 mo<strong>der</strong>ne und zeitgenössische Kunst. Mit dem Skulpturenpark,<br />

<strong>der</strong> Ausstellungsfläche Villa Wachholtz und <strong>der</strong> Gerisch-Galerie hat die Kunstlandschaft<br />

Schleswig-Holsteins einen neuen Standort bekommen, <strong>der</strong> bereits heute über<br />

die Grenzen des Landes Bedeutung gewonnen hat. Künstlerischer Leiter <strong>der</strong> Stiftung ist Dr.<br />

Martin Henatsch, <strong>der</strong> in Hamburg lebt, in Neumünster arbeitet und weltweit auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach spannenden Kunstprojekten ist.<br />

Auf <strong>der</strong> documenta 12 war es eines <strong>der</strong><br />

eindrücklichsten Werke: die Installation<br />

Dream von Romuald Hazoumè.<br />

Was Dream zeigte, war ein offenes<br />

Boot, gebaut aus 400 Plastikkanistern –<br />

dem Abfall <strong>der</strong> Konsumgesellschaft.<br />

Doch was es symbolisierte, war viel<br />

mehr: die Geschichte Afrikas, die<br />

durch Ausbeutung geprägt ist, und<br />

<strong>der</strong> trügerische Traum, im fernen Europa<br />

das Glück zu finden.<br />

Ein beeindruckendes und zugleich<br />

verstörendes Kunstwerk, kein Zweifel.<br />

Das empfand auch die Jury des<br />

mit 10.000 Euro dotierten Arnold-<br />

Bode-Preises, <strong>der</strong> alle zwei Jahre im<br />

Namen des documenta-Grün<strong>der</strong>s<br />

verliehen wird. Hazoumè erhielt den<br />

Preis für seine „herausragenden Leistungen<br />

für die Kunst <strong>der</strong> Gegenwart“.<br />

Erstmals wird <strong>der</strong> Künstler aus Benin<br />

in Westafrika nun in Deutschland in<br />

einer umfassenden Einzelausstellung<br />

zu sehen sein. Unter dem Titel<br />

My Paradies – Made in Porto Novo<br />

präsentiert die Gerisch-Stiftung in<br />

Neumünster vom 6. Juni bis 10. Oktober<br />

2010 rund 60 Außenskulpturen,<br />

Masken, Installationen und<br />

Fotoarbeiten des weltweit gefragten<br />

afrikanischen Künstlers. Dass sich<br />

Hazoumè zu dieser Ausstellung im<br />

hohen Norden bewegen ließ, hat neben<br />

<strong>der</strong> für ein solches Großprojekt<br />

notwendigen Finanzierung vor allem<br />

zwei Gründe: die Leidenschaft und<br />

das Engagement <strong>der</strong> Sammler und<br />

Kunstför<strong>der</strong>er Brigitte und Herbert<br />

Gerisch – und die Überzeugungskraft<br />

von Dr. Martin Henatsch, seit<br />

2007 Kurator in Neumünster.<br />

Afrikanisches Arkadien<br />

„Hazoumè kam letzten Sommer<br />

nach Neumünster – und war sofort<br />

begeistert vom Haus, von dem<br />

Skulpturenpark und den ungemein<br />

engagierten Stiftern“, erzählt Kurator<br />

Henatsch. Die Liebe zur Kunst,<br />

die Freude am Gestalten und eine<br />

ausgeprägte soziale Verantwortung<br />

hatten den Grün<strong>der</strong> und früheren<br />

Vorstandsvorsitzenden <strong>der</strong> BIG BAU-<br />

UNTERNEHMENSGRUPPE, Herbert<br />

Gerisch, im Jahr 2001 bewogen, eine<br />

Kunststiftung mit Sitz in Neumünster<br />

zu gründen. Bereits zwei Jahre<br />

später begannen Gerisch und seine<br />

Frau Brigitte eine Skulpturensammlung<br />

aufzubauen. Die auf den bis<br />

dahin privaten Park abgestimmten<br />

Skulpturen bedeuten<strong>der</strong> Künstler –<br />

darunter Magdalena Abakanowicz,<br />

Horst Antes, Abraham David Christian,<br />

Ian Hamilton Finlay, Menashe<br />

Kadishman, Katsuhito Nishikawa,<br />

Mimmo Paladino und Manolo Valdés –<br />

wurden im Zuge <strong>der</strong> Eröffnung im<br />

Jahr 2007 um neue künstlerische Arbeiten,<br />

unter an<strong>der</strong>em von Markus<br />

Lüpertz, Res Ingold, Jan Koblasa, Olaf<br />

Nicolai, Morio Nishimura und Stefan<br />

Sous erweitert. Herzstück des Parks<br />

ist die mit großem Aufwand liebevoll<br />

restaurierte Villa Wachholtz und<br />

<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>hergestellte Landhausgarten<br />

von Harry Maasz aus dem Jahr<br />

1924/25. „Die Kunst Hazoumès passt<br />

einfach perfekt zur Gerisch-Stiftung:<br />

Denn ausgehend von <strong>der</strong> Parkidylle<br />

entlang des Flusses Schwale im Gerisch-Skulpturenpark<br />

bildet die Frage<br />

nach den kulturellen und sozialhistorischen<br />

Grundlagen unserer Vorstellungen<br />

von Naturidylle, Paradies und<br />

Arkadien eine <strong>der</strong> Profillinien für unser<br />

kuratorisches Programm “, erklärt<br />

Martin Henatsch. Der 46-Jährige, <strong>der</strong><br />

in Kiel studiert hat und sich danach<br />

u. a. in Münster vor allem mit Kunst<br />

im öffentlichen Raum beschäftigt hat<br />

und an <strong>der</strong> dortigen Kunstakademie<br />

schließlich mit <strong>der</strong> Vertretungsprofessur<br />

für Kunst und Öffentlichkeit<br />

betraut war, ist überzeugt, dass My<br />

Paradies – Made in Porto Novo eine<br />

sowohl hochkarätige als auch hochbrisante<br />

Ausstellung wird. Denn zum<br />

einen war Benin einst ein Zentrum<br />

des Sklavenhandels, in den selbst<br />

Schleswig-Holstein mit schmutzigem<br />

Dreieckshandel über Westafrika und<br />

die Karabik/Südamerika verwickelt<br />

war. Und zum an<strong>der</strong>en ist die Frage,<br />

inwieweit die Industrienationen auch<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Dritten Welt leben, vi-<br />

rulenter denn je. Und worauf zielt <strong>der</strong><br />

Ausstellungstitel? „Er ist mehrdeutig.<br />

Doch Hazoumè ist davon überzeugt,<br />

dass für jeden das Paradies dort sein<br />

kann, wo seine kulturellen Wurzeln<br />

liegen“, erklärt Henatsch, <strong>der</strong> Mittel<br />

für die aufwändige Ausstellung auch<br />

von <strong>der</strong> Hamburger ZEIT-Stiftung,<br />

vom Land und von <strong>der</strong> Aktion Afrika<br />

– mit <strong>der</strong> das Auswärtige Amt<br />

sein kultur- und bildungspolitisches<br />

Engagement in Afrika verstärkt – gewinnen<br />

konnte.<br />

Afrika ist und bleibt – trotz täglicher<br />

Schreckensmeldungen über Kriege,<br />

Epidemien und Hungersnöte – ein<br />

europäischer Sehnsuchtsort. Ebenso<br />

wie die „Festung“ Europa für viele<br />

Afrikaner als gelobtes Land erscheint.<br />

My Paradies – Made in Porto Novo<br />

könnte dazu beitragen, beide Positionen<br />

miteinan<strong>der</strong> zu verbinden – o<strong>der</strong><br />

womöglich zu mehr gegenseitigem<br />

Verständnis beizutragen. Und nicht<br />

zuletzt wird die Ausstellung souverän<br />

demonstrieren, dass gegenwärtige<br />

Kunst aus Afrika nicht ins ethnologische<br />

Museum gehört. (mif)<br />

Freut sich auf die Ausstellung im hohen Norden:<br />

Romuald Hazoumè © .<br />

Engagieren sich seit Jahren für ambitionierte<br />

Kunstprojekte: Brigitte und Herbert Gerisch<br />

Fotos: Marianne Obst<br />

36 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 37


Im Interview<br />

daS meer in mir<br />

Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />

Was haben Menschen und Ozeane miteinan<strong>der</strong> gemeinsam? Der<br />

Meereswissenschaftler und Leiter des Forschungsbereichs für marine<br />

Biogeochemie am IFM-GEOMAR Prof. Anton Eisenhauer stieß<br />

auf diese Frage, als er beim Kieler Exzellenzcluster im Forschungsalltag<br />

mit Medizinern in den Dialog trat. Die Antwort könnte hun<strong>der</strong>ttausenden<br />

Patienten helfen.<br />

Wasser ist seine Leidenschaft:<br />

Prof. Dr. Anton Eisenhauer<br />

Foto: Oeser<br />

WIrTScHAFTSlAND: Herr Prof.<br />

Eisenhauer, Sie erforschen als<br />

geochemiker die Stoffflüsse <strong>der</strong><br />

Weltmeere. Beim Kieler Exzellenzcluster<br />

„ozean <strong>der</strong> Zukunft“<br />

beschäftigen Sie sich mit <strong>der</strong> geschichte<br />

des Meerwassers. Warum?<br />

ProF. Dr. ANToN EISENHAuEr:<br />

Wenn wir wissen wollen, warum das<br />

Meer so ist, wie es heute ist, dann<br />

müssen wir in die Vergangenheit sehen.<br />

Wenn wir das tun wollen, müssen<br />

wir bestimmte Schlüsselbedingungen<br />

des Meeres rekonstruieren, zum<br />

Beispiel seine Temperatur. Woher<br />

wissen wir, wie die Temperatur des<br />

Meeres vor 1.000, einer Million o<strong>der</strong><br />

einer Milliarde Jahre war? Wie hoch<br />

war <strong>der</strong> Säuregrad? So wie heute? Wie<br />

hoch stand <strong>der</strong> Meeresspiegel? Niedriger<br />

o<strong>der</strong> höher? Eine Aufgabe ist es,<br />

die Geschichte des Meerwassers zu<br />

rekonstruieren. Dazu müssen wir die<br />

geologischen Archive studieren, so<br />

wie man in die Bibliothek geht, ein<br />

Buch aufschlägt und nachliest, was<br />

in <strong>der</strong> Vergangenheit passiert war.<br />

Ähnlich hält das Meer Archive vor.<br />

Wo werden Sie fündig?<br />

Ein Archiv ist zum Beispiel ein Korallenriff.<br />

Korallen wachsen immer<br />

am Licht, so wird die Höhe des<br />

Meeresspiegels immer durch Korallen<br />

abgebildet. Finden wir heute<br />

versteinerte Korallen an Land,<br />

wissen wir, dass hier einmal Wasser<br />

darüber gestanden hat. O<strong>der</strong> wir<br />

bohren in die Riffe und nehmen<br />

den Kalk – Riffe bestehen aus Kalk –<br />

und suchen nach ganz bestimmten<br />

Spurenmetall- und Isotopenzusammensetzungen,<br />

etwa denen<br />

des Kalziums, ein Element das<br />

wir aus dem Kalk kennen. Da gibt<br />

es leichte und schwere Kalzium-<br />

Isotope. Das Verhältnis <strong>der</strong> leichten<br />

zu den schweren Isotopen gibt uns<br />

Informationen, zum Beispiel über<br />

die Temperatur des Meerwassers.<br />

Diese Methoden greifen wir nicht<br />

aus <strong>der</strong> Luft, son<strong>der</strong>n müssen wir<br />

zunächst entwickeln.<br />

Sie haben neue ansätze zur diagnose<br />

von knochenschwund beim menschen<br />

entwickelt. Wie kommt ein<br />

meeresforscher dazu?<br />

Beim Exzellenzcluster arbeiten Mediziner,<br />

Physiker und Geologen in einem<br />

einzigen großen Projekt „Ozean <strong>der</strong><br />

Zukunft“ zusammen. Das ist einmalig<br />

und oft werden auch ganz neue <strong>Wege</strong><br />

beschritten. Das Leben im Ozean hat<br />

seine eigene Physiologie, seinen eigenen<br />

Stoffkreislauf, den man ähnlich<br />

beschreiben kann wie den Stoffkreislauf<br />

des Menschen. Wenn man weiß,<br />

dass Kalzium ein ganz entscheidendes<br />

Element für die Geschichte des<br />

Ozeanwassers ist, und man weiß,<br />

dass auch Kalzium im menschlichen<br />

Körper eine ganz wichtige Rolle<br />

spielt, ist es naheliegend, beides zu<br />

verknüpfen, um damit neue <strong>Wege</strong> zur<br />

Beschreibung des menschlichen Spurenmetallhaushaltes<br />

aufzuzeigen.<br />

Was folgerten Sie daraus?<br />

Von den Medizinern haben wir gelernt,<br />

dass es viele kalziumbezogene<br />

Krankheiten gibt: zum Beispiel Osteoporose.<br />

Ca. 80 Prozent <strong>der</strong> Frauen<br />

über 70 leiden an Osteoporose. Das<br />

damit verbundene Problem, das es<br />

immer gibt, ist natürlich <strong>der</strong> Nachweis<br />

<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung des Kalzium-<br />

Spiegels im Blut und des Nachweises<br />

einer „Demineralisation“ d. h.<br />

eines Knochenschwundes. Diesen<br />

Spiegel muss man kennen, nur dann<br />

kann man genaue Aussagen über die<br />

Kalzium-Bilanz treffen. Es gibt heute<br />

nur Methoden, die invasiv sind. Das<br />

heißt, man muss entwe<strong>der</strong> Medikamente<br />

verabreichen o<strong>der</strong> bestrahlen.<br />

Das bedeutet auch immer eine<br />

Belastung für den Körper.<br />

dann kam ihnen die idee ...<br />

Genau, dann ist die Idee gewachsen:<br />

Wir machen das wie beim Meer!<br />

Wir schauen einfach, was über die<br />

Nahrung an Kalzium reingeht – also<br />

die Menge und <strong>der</strong>en isotopische<br />

Zusammensetzung – und dann vergleichen<br />

wir dies mit dem, was an<br />

Kalzium wie<strong>der</strong> rausgeht. Und das<br />

meiste Kalzium wird eben über den<br />

Urin ausgeschieden. Das heißt wir<br />

vergleichen das isotopische Eingangsverhältnis,<br />

also das Verhältnis<br />

<strong>der</strong> schweren und leichten Isotope in<br />

<strong>der</strong> Nahrung, mit dem des Ausgangsverhältnisses.<br />

Genau das haben wir<br />

in einer Pilot-Studie getan, die klar<br />

diese neue Möglichkeiten aufgezeigt<br />

hat. Anhand eines Modells kann man<br />

die gemessenen Kalzium-Isotopen-<br />

Verhältnisse direkt anwenden und<br />

daraus Rückschlüsse ziehen, ob ein<br />

menschlicher Körper demineralisiert,<br />

also netto Kalzium aus dem Skelett<br />

verliert o<strong>der</strong> mineralisiert, d. h. ein<br />

Skelett wächst.<br />

ihre forschung ist ja auch für die<br />

raumfahrt interessant.<br />

In <strong>der</strong> Tat. Warum auch immer, in<br />

<strong>der</strong> Schwerelosigkeit löst sich das<br />

menschliche Skelett auf, o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<br />

Worten Kalzium geht aus dem<br />

Skelett verloren. Mit an<strong>der</strong>en Worten<br />

Astronauten leiden im Weltraum an<br />

einer Art Weltraum-Osteoporose. Das<br />

heißt: die Astronauten erkranken.<br />

Das geht sogar so weit, dass die Toiletten<br />

im All von dem ausgeschiedenen<br />

Kalzium verstopfen. Die Lösung wäre,<br />

dass sie das Kalzium, das sie netto<br />

verlieren, gezielt wie<strong>der</strong> aufnehmen.<br />

Das Problem ist aber, dass bei <strong>der</strong><br />

Nahrungsaufnahme, beim Übergang<br />

vom Darm zum Blut nicht immer alles<br />

Kalzium aufgenommen wird. Die<br />

Idee ist es, eine kleine Kalzium-Isotopen-Messstation<br />

zu entwickeln, die in<br />

eine Raumstation passt und regelmäßig<br />

Urin testet. Wenn man weiß, wie<br />

viel Kalzium verloren geht, kann man<br />

gezielter über die Nahrung entgegensteuern.<br />

Das wäre ein Konzept.<br />

ist die Weltraumforschung schon<br />

aufmerksam geworden?<br />

In Amerika haben Kollegen schon<br />

angefangen, in die richtige Richtung<br />

zu forschen, sind aber noch nicht so<br />

weit wie wir. Nichtdestotrotz gab es<br />

eine För<strong>der</strong>ung von <strong>der</strong> NASA und es<br />

wurde bereits eine klinische Studie<br />

erstellt. Die NASA hat das Problem<br />

erkannt, allerdings wird dieses Projekt<br />

jetzt eingestellt, da die NASA die<br />

bemannte Raumfahrt in nächster Zeit<br />

nicht weiter för<strong>der</strong>n wird.<br />

Schade. Wie geht es jetzt bei ihnen<br />

weiter?<br />

Klinische Studien sind geplant,<br />

bis jetzt sind wir aber bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung<br />

nicht weitergekommen.<br />

Wir sind Geologen und wollen mit<br />

Medizinern arbeiten, aber bis jetzt<br />

sind unsere Forschungsanträge<br />

gescheitert, zum Teil aus formalen<br />

Gründen, weil nicht geklärt werden<br />

konnte, aus welchen Töpfen eine<br />

solche transdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

zwischen Geologen und<br />

Medizinern bezahlt werden soll.<br />

Und natürlich ist es so, dass das<br />

ein großes Projekt sein muß, wenn<br />

man es zum Erfolg treiben will. Wir<br />

sind ein marines Institut und können<br />

keine medizinische Forschung<br />

betreiben, weshalb das Projekt ausgelagert<br />

werden müsste. Die Methode<br />

und die Technik würden wir<br />

gern an die Mediziner weiterreichen<br />

und diese natürlich auch instrumentell-analytischunterstützen,<br />

aber wir sind in erster Linie<br />

Meeresforscher. Der große Schritt<br />

zu einer anwendungsorientierten<br />

Entwicklung und Forschung müsste<br />

aber jetzt getan werden. (jr)<br />

38 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 39


Unternehmen SH in Zahlen SH<br />

53<br />

1.066.100<br />

kilogramm Spargel wurden auf Schleswig-holsteins fel<strong>der</strong>n im vergangenen jahr<br />

geerntet. fast 90 prozent des frisch gestochene Spargels wird direkt verkauft, etwa<br />

in hofläden, Straßenständen o<strong>der</strong> auf Wochenmärkten.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Eine steife Brise und fruchtbare<br />

Bö<strong>der</strong>n, dafür ist Schleswig-<br />

Holstein bekannt. Das Land zwischen<br />

den Meeren nutzt seine<br />

Vorzüge und gewinnt daraus<br />

Öko-Strom und wohlschmeckende<br />

Lebensmittel. (jr)<br />

headline<br />

Subheadline<br />

15.000.000.000<br />

Kilowattstunden Windstrom werden im Jahr 2020 voraussichtlich an Land erzeugt.<br />

Hinzu kommen rund 13 Milliarden Kilowattstunden, die „offshore“ auf dem Meer<br />

gewonnen werden.<br />

210.000.000<br />

Millionen Eier legten Hühner im vergangenen Jahr im nördlichsten<br />

Bundesland. Je<strong>der</strong> Schleswig-Holsteiner hätte demnach<br />

durchschnittlich 74 Eier aus <strong>der</strong> heimischen Produktion verzehren<br />

können.<br />

Wirtschaftsland 02.2010 54


SH in Zahlen<br />

Eine steife Brise und fruchtbare<br />

Bö<strong>der</strong>n, dafür ist Schleswig-<br />

Holstein bekannt. Das Land zwischen<br />

den Meeren nutzt seine<br />

Vorzüge und gewinnt daraus<br />

Öko-Strom und wohlschmeckende<br />

Lebensmittel. (jr)<br />

210.000.000<br />

Millionen Eier legten Hühner im vergangenen Jahr im nördlichsten<br />

Bundesland. Je<strong>der</strong> Schleswig-Holsteiner hätte demnach<br />

durchschnittlich 74 Eier aus <strong>der</strong> heimischen Produktion verzehren<br />

können.<br />

1.066.100<br />

kilogramm Spargel wurden auf Schleswig-holsteins fel<strong>der</strong>n im vergangenen jahr<br />

geerntet. fast 90 prozent des frisch gestochene Spargels wird direkt verkauft, etwa<br />

in hofläden, Straßenständen o<strong>der</strong> auf Wochenmärkten.<br />

15.000.000.000<br />

Kilowattstunden Windstrom werden im Jahr 2020 voraussichtlich an Land erzeugt.<br />

Hinzu kommen rund 13 Milliarden Kilowattstunden, die „offshore“ auf dem Meer<br />

gewonnen werden.


Junge Wirtschaft<br />

uni-knoW-hoW für<br />

mittelStändler<br />

Initiative bringt Unternehmen<br />

und Studierende zusammen<br />

Der deutsche Mittelstand nutzt das kreative Know-how von Hochschulen noch viel zu selten.<br />

Scheu vor Bürokratie und Unkenntnis über den Transfer zwischen Forschung und Praxis<br />

scheinen die größten Hürden zu sein, wie mehrere Studien belegen. Das ist umso fataler, als<br />

Innovationen gerade für die deutsche Wirtschaft nach einhelliger Expertenmeinung von außerordentlicher<br />

Bedeutung sind.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite beklagen viele<br />

Studenten, dass ihr Studium an <strong>der</strong><br />

Universität nicht genügend auf die<br />

praktische Arbeit im Berufsleben vorbereite.<br />

Eine Initiative aus Schleswig-<br />

Holstein bietet eine unkomplizierte<br />

Lösung für beide Probleme.<br />

Der gemeinnützige Verein „Campus<br />

Business Box“ bringt studentische<br />

Nachwuchstalente und regionale Unternehmen<br />

zusammen. „Wir wollen<br />

uns als Netzwerk zwischen Unternehmen,<br />

Studierenden und Hochschulen<br />

etablieren und den Wissensaustausch<br />

för<strong>der</strong>n“, erklärt Geschäftsführer<br />

Harm Brandt das Konzept. Der Informatiker<br />

hat das Projekt vor zwei<br />

Jahren ins Leben gerufen. Unterstüt-<br />

Gemeinsam arbeiten: In kleinen Gruppen<br />

werden Projekte für Unternehmen bearbeitet.<br />

Foto: Oeser<br />

zung für seine Idee fand er im Kieler<br />

Wissenschaftszentrum und bei <strong>der</strong><br />

Arbeitsgruppe „Angewandte Informatik“<br />

<strong>der</strong> CAU Kiel. Mittlerweile engagieren<br />

sich 120 Studierende in dem<br />

Verein. Auch schleswig-holsteinische<br />

Verbände und Unternehmen, etwa<br />

wie die REpower AG, die Vater-Unternehmensgruppe<br />

o<strong>der</strong> DiWiSH, haben<br />

das Potenzial <strong>der</strong> Initiative erkannt<br />

und unterstützen das Netzwerk.<br />

Von <strong>der</strong> Zusammenarbeit zwischen<br />

Unternehmen und Studierenden profitieren<br />

beide Seiten: „Wir stärken mit<br />

unserem Netzwerk die Bindung <strong>der</strong><br />

Nachwuchskräfte an hiesige Unternehmen“,<br />

sagt Brandt. „Wir wollen<br />

so die Abwan<strong>der</strong>ung von talentierten<br />

Köpfen verringern.“ Darüber hinaus<br />

gewinnen Firmen Inspiration und<br />

neue Erkenntnisse durch die frische<br />

campus Business Box e.v.<br />

¢ gegründet: 2009<br />

¢ Branche: Wissenschaftstransfer<br />

¢ Mitarbeiter: 10, Netzwerk: 140<br />

¢ geschäftsführer: Harm Brandt<br />

und kreative Herangehensweise <strong>der</strong><br />

Jungtalente. „Die Studierenden in den<br />

Projekten können wie<strong>der</strong>um unkompliziert<br />

Praxiserfahrung sammeln<br />

und ihr technisches sowie fachliches<br />

Know-how erweitern.“<br />

Die Kooperation bietet die Chance,<br />

neue Technologien zu erproben und<br />

neue Ansätze umzusetzen. Zu oft<br />

werden innovative Einfälle nicht weiterverfolgt,<br />

weil die nötigen Ressourcen<br />

fehlen o<strong>der</strong> weil ein Projekt noch<br />

nicht genau genug beschrieben ist,<br />

um externe Fachleute mit <strong>der</strong> Umsetzung<br />

zu beauftragen, findet Brandt. In<br />

interdisziplinären Teams erarbeiten<br />

die Studierenden neue Konzepte und<br />

Lösungsvorschläge. Für die Unternehmen<br />

birgt das nur ein minimales<br />

Risiko, denn <strong>der</strong> Aufwand ist für sie<br />

relativ gering. Oft reichen eine grobe<br />

Beschreibung des Problems und zwei<br />

¢ Kontakt: Wissenschaftszentrum Kiel, Fraunhoferstraße 13,<br />

Telefon 0431/2602442, E-Mail harm.brandt@campusbusinessbox.de<br />

¢ Internet: www.campusbusinessbox.de<br />

Folgetermine zur Besprechung. Aber<br />

größeres Engagement von Unternehmerseite<br />

lohnt sich, denn eine enge<br />

Zusammenarbeit för<strong>der</strong>t den Wissensaustausch<br />

in beide Richtungen.<br />

Wie solche Projekte aussehen, ist so<br />

unterschiedlich wie die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Unternehmen: Für einen<br />

Zahnarzt haben Studenten neue nutzerfreundliche<br />

Ansätze für eine Praxissoftware<br />

entwickelt; Prozesse und<br />

Abläufe in Arztpraxen können so optimiert<br />

werden. Ein an<strong>der</strong>es Mal ging<br />

es um so genannte Audioguides: Diese<br />

Tonaufnahmen, die immer häufiger<br />

den klassischen Museums- o<strong>der</strong><br />

Stadtführer ersetzen, werden meist<br />

samt mobilem Endgerät an die Nutzer<br />

verliehen. Ein Erfin<strong>der</strong> aus Schleswig-<br />

Holstein hatte die Idee, eine Plattform<br />

zu programmieren, auf <strong>der</strong> sich Interessierte<br />

vor Ort die informativen Hörbücher<br />

direkt auf ihren eigenen MP3-<br />

Player o<strong>der</strong> ihr eigenes Handy laden<br />

können. Dabei unterstützte ihn eine<br />

Projektgruppe <strong>der</strong> Campus-Business-<br />

Box. Zusammen entwickelten sie einen<br />

funktionsfähigen Prototypen, <strong>der</strong><br />

jetzt in <strong>der</strong> Praxis getestet wird.<br />

Wichtig ist dem Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Campus-<br />

Business-Box vor allem eines: „Wir<br />

wollen keinen Dienstleistungsersatz<br />

betreiben. Wir sind ein gemeinnütziger<br />

Verein. Das impliziert, dass hier<br />

keiner etwas tut, das ihm selbst zugute<br />

kommt. Wir suchen Projekte,<br />

mit denen wir Innovationen in Gang<br />

setzen können o<strong>der</strong> solche, bei denen<br />

Studenten wirklich etwas lernen können.“<br />

Dass das keine hohlen Phrasen<br />

sind, haben Harm Brandt und engagierte<br />

Studenten spätestens beim Projekt<br />

„Semics“ bewiesen. Semics steht<br />

für „Smart Electronic Maritime Information<br />

and Communication System“.<br />

Eine Bremer Ree<strong>der</strong>ei entwickelt ein<br />

maritimes Informations- und Kommunikationssystem,<br />

das sowohl an<br />

Bord von Schwergutschiffen als auch<br />

in <strong>der</strong> Koordination an Land zum Einsatz<br />

kommen soll. Unterstützt wird<br />

das Projekt vom Bund und weiteren<br />

Partnern. „Es gab unheimlich viele<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an das Projekt. Die<br />

Idee <strong>der</strong> Studierenden war es, einen<br />

Prototypen zu bauen, damit die späteren<br />

Anwen<strong>der</strong> wissen, was für ein<br />

System da entstehen soll, und sie ein<br />

Gerät zum Anfassen haben.“ Zu den<br />

„späteren Anwen<strong>der</strong>n“ gehört das<br />

gesamte Bordpersonal, vom Kapitän<br />

bis zum Schiffsmechaniker. Die Studierenden<br />

<strong>der</strong> CAU und <strong>der</strong> FH Kiel<br />

haben sich in mehr als 1.000 Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

eingearbeitet und zusammen<br />

mit einem Kieler Unternehmen einen<br />

ersten Prototypen mit klickbarer<br />

Oberfläche entwickelt. „Mit diesem<br />

Prototypen in <strong>der</strong> Hand konnte sich<br />

<strong>der</strong> Kunde viel konstruktiver über die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Technologie und<br />

Software austauschen“, sagt Brandt.<br />

Doch nicht nur die Ree<strong>der</strong>ei zeigte<br />

sich begeistert von <strong>der</strong> Zusammen-<br />

arbeit. „Wir haben durch das Projekt<br />

und die Vorträge viel über die Theorie<br />

von Projektmanagement, Entwicklung<br />

und Software-Technologie gelernt“,<br />

sagt <strong>der</strong> Student Joscha Bombien.<br />

Er leitete die Projektgruppe <strong>der</strong><br />

Campus-Business-Box. „Diese Theorie<br />

konnten wir gleich in die Praxis<br />

transferieren. Die Präsentation unser<br />

Projektes und das positive Feedback<br />

waren <strong>der</strong> krönende Abschluss.“<br />

Auch aus Sicht <strong>der</strong> Experten für Wissenstransfer<br />

ist das Projekt ein voller<br />

Erfolg: Die Geschäftsführerin des<br />

Kieler Wissenschaftszentrums, Dr.<br />

Inge Schrö<strong>der</strong>, spricht „von einer exzellenten<br />

Initiative“, die eine Lücke<br />

in <strong>der</strong> studentischen Aus- und Fortbildung<br />

schließt. (jr)<br />

Campus-Business-Box-Grün<strong>der</strong> Harm Brandt bringt Unternehmen und Studierende zusammen.<br />

Foto: Oeser<br />

42 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 43


Wirtschaft auf Kurs<br />

Medienpartnerschaft<br />

„Wirtschaft auf Kurs“ ist eine<br />

gemeinsame Aktion von den<br />

drei Privatsen<strong>der</strong>n in Schleswig-Holstein<br />

und dem „Wirtschaftsland”.<br />

Zu lesen bei uns,<br />

zu hören bei R.SH, delta radio<br />

und Radio NORA: Wöchentlich<br />

präsentieren die Radiosen<strong>der</strong><br />

eine neue positive Nachricht<br />

aus <strong>der</strong> schleswig-holsteinischen<br />

Wirtschaft.<br />

Das „Wirtschaftsland“ greift<br />

in je<strong>der</strong> Ausgabe eine dieser<br />

Geschichten auf und stellt sie<br />

ausführlich dar. Die von MACH<br />

3 vermarkteten Sen<strong>der</strong> haben<br />

eine Reichweite von 1,657 Millionen<br />

Hörern in Schleswig-<br />

Holstein und Hamburg.<br />

Sendehinweise:<br />

¢ R.SH: mittwochs<br />

um 11.25 Uhr und 15.25 Uhr<br />

¢ delta radio: dienstags<br />

2 x zwischen 9.00 Uhr<br />

und 18.00 Uhr<br />

¢ Radio NORA: mittwochs<br />

um 10.30 Uhr, 14.30 Uhr<br />

und 18.30 Uhr<br />

Wenn <strong>der</strong> JoB leBen rettet<br />

Ahrensburger Brandschutztechnologien<br />

Als Eduard Job sein Brandschutz-Unternehmen 1971 gründete, dachte er nicht daran, dass<br />

sein Name Programm sein würde: Heute arbeiten 200 Angestellte für den Hightech-Hersteller<br />

von Brandmeldeanlagen und Rauchwarnmel<strong>der</strong>n. Mit einer patentierten Glasampullen-<br />

Technologie ist die JOB-Gruppe Weltmarktführer – fast 800 Millionen dieser feuersensiblen<br />

Bauteile für Sprinkleranlagen sind im Einsatz.<br />

Wenn erstklassige Produkte deutscher Ingenieure weltweit<br />

Standard werden, dann ist das immer gut für neue Jobs.<br />

Bevor es soweit war, gab Eduard Job seine eigene Anstellung<br />

als Geschäftsführer beim Oldesloer Feuerlöschanlagen-Hersteller<br />

Minimax auf. Denn im eigenen Unternehmen<br />

wollte er ein neuartiges System für Sprinkleranlagen<br />

vermarkten, das bei Feuer schneller und sicherer auslöst.<br />

So entwickelte Job patentierte Glasampullen mit einer Sicherheitsflüssigkeit<br />

und schützte sie mit dem Markennamen<br />

„Thermo Bulbs“. Bei einem Feuer erwärmt sich die<br />

Flüssigkeit in <strong>der</strong> Ampulle und dehnt sich dabei aus. Die<br />

Folge: In Sekundenschnelle zerplatzt das Gläschen auf<br />

dem Sprinklerkopf, so dass sich eine Düse <strong>der</strong> Anlage öffnet<br />

und Löschwasser austreten kann.<br />

Innerhalb weniger Jahre gelang es Job, dieses System als<br />

technischen Standard weltweit zu etablieren. „Alle Sprinkleranlagenhersteller<br />

<strong>der</strong> USA kaufen heute bei uns. Auch<br />

in China sind wir Marktführer“ erklärte Eduard Job noch<br />

2007 stolz. Doch im vergangenen Februar starb <strong>der</strong> Firmengrün<strong>der</strong><br />

mit 73 Jahren. Geschäftsführer Bodo Müller –<br />

natürlich auch technologiebegeisterter Ingenieur – führt<br />

die JOB-Gruppe heute gemeinsam mit Götz Gieselmann.<br />

Systematisch baute das Unternehmen seinen Vorsprung<br />

innerhalb <strong>der</strong> Brandschutztechnik aus – und schaffte<br />

am Ahrensburger Firmensitz bis heute 200 Jobs. Thermo<br />

Bulbs arbeiten weltweit in Industriegebäuden, Hotels,<br />

Krankenhäusern, Büros und sogar auf Schiffen wie <strong>der</strong><br />

Queen Mary II. Im Ozeanriesen „Freedom of the Seas“<br />

wurden 17.000 Glaszylin<strong>der</strong> aus Schleswig-Holstein verbaut.<br />

JOB ist heute Weltmarktführer für Glasampullen mit<br />

einem Weltmarktanteil von mehr als 70 Prozent.<br />

Um das Know-how weltweit und umfassen<strong>der</strong> zu vermarkten,<br />

integrierte die JOB-Gruppe 1999 den Brandmel<strong>der</strong>hersteller<br />

detectomat, 2003 kam <strong>der</strong> Zulieferer<br />

DBM hinzu. So kann die Unternehmensgruppe, zu <strong>der</strong><br />

auch die Eduard-Job-Stiftung für Thermo- und Stoffdynamik<br />

gehört, Brandmeldezentralen für Firmen ebenso<br />

anbieten wie Rauchwarnmel<strong>der</strong> für Privatwohnungen.<br />

Vor allem mit Blick auf die Einbaupflicht von Rauchwarnmel<strong>der</strong>n<br />

in Deutschland positioniert sich detec-<br />

tomat als Anbieter beson<strong>der</strong>s hochwertiger Produkte:<br />

„Unsere Serie verfügt über Qualitätsmerkmale und<br />

Technologien, die weit über den am Markt erhältlichen<br />

Standards liegen“, erklärte Müller. detectomat garantiert<br />

höchste Sensibilität zum „Detektieren“ echter Brände.<br />

„Gleichzeitig können unsere Rauchwarnmel<strong>der</strong> zuverlässig<br />

Fehlalarme vermeiden.“<br />

Um die Basis für noch mehr Jobs zu legen, bezog JOB Anfang<br />

des Jahres 2008 eine neue, 4.000 Quadratmeter große<br />

Produktions- und Lagerhalle. „Seit 2004 haben wir die Produktion<br />

<strong>der</strong> detectomat-Brandmeldetechnologie mehr als<br />

verzehnfacht“, berichtet Geschäftsführer Müller. „Und mit<br />

dem Bau einer neuen Produktionshalle am Standort Ahrensburg<br />

schaffen wir beste Bedingungen für die weitere<br />

Expansion in den Weltmarkt.“ Hochqualifizierte Mitarbeiter<br />

entwickeln und fertigen nun die gesamte Produktpalette<br />

an einem Standort. Damit nicht genug: „Auch unserem<br />

stetig wachsenden Team in den Bereichen Entwicklung<br />

und Support wollen wir künftig noch mehr Raum für innovative<br />

Produkte geben.“ Jetzt entwickelt <strong>der</strong> Life-Safety-<br />

Spezialist eine neue Präzisions-Glasziehanlage, um die<br />

Thermo Bulbs weiter zu verbessern. Das Land för<strong>der</strong>t<br />

diese wegweisende Technologie mit rund 150.000 Euro<br />

aus dem Zukunftsprogramm Wirtschaft. Ganz klar: Auch<br />

das sorgt für neue Jobs bei JOB. (wel)<br />

JoB-gruppe<br />

¢ gegründet: 1971<br />

¢ Branche: Entwicklung, Produktion und Vermarktung<br />

von Brandmeldesystemen und Glasampullen<br />

¢ geschäftsführer: Bodo Müller, Götz Gieselmann<br />

¢ Mitarbeiter: 200<br />

¢ Firmensitz: Ahrensburg, An <strong>der</strong> Strusbek 5<br />

¢ Kontakt: Telefon 04102/211460<br />

¢ Internet: www.job-bulbs.com,<br />

www.detectomat.de, www.job-stiftung.de<br />

Wirtschaftsland 02.2010 45


Service<br />

46<br />

tippS für erfolgreiche tagungen<br />

Tagungsbroschüre Schleswig-Holstein<br />

Schöne Umgebung inspiriert. Nun kann sich lei<strong>der</strong> nicht<br />

je<strong>der</strong> in Schleswig-Holstein nie<strong>der</strong>lassen, um hier dauerhaft<br />

zu leben und zu arbeiten. Die kurzzeitige Lösung für<br />

Menschen aus dem Rest Deutschlands, die es wenigstens<br />

für ein paar Tage auch mal gut haben und gleichzeitig beson<strong>der</strong>s<br />

effektiv arbeiten wollen: Tagungen, Kongresse,<br />

Produktpräsentationen, Incentives und ähnliche Veranstaltungen<br />

im nördlichsten Bundesland, knackig kurz<br />

auch Zukunftsmarkt MICE genannt (Meeting, Incentive,<br />

Congress und Event).<br />

Schleswig-Holstein hat sich immer mehr zu einer bundesweit<br />

herausragenden Destination für Tagungen und<br />

an<strong>der</strong>e Arbeitstreffen etabliert. Die sind zwar grundsätzlich<br />

stark von <strong>der</strong> Wirtschaftskrise betroffen, doch konnte<br />

Schleswig-Holstein auch in dieser schwierigen Situation<br />

weiter punkten. Dazu Christian Schmidt, Geschäftsführer<br />

<strong>der</strong> Tourismusagentur Schleswig-Holstein GmbH (TASH):<br />

„Die Ansprüche an Erreichbarkeit, Originalität von Tagungsort<br />

und Rahmenprogramm steigen, entsprechend<br />

müssen Angebotsgestaltung und Vermarktung mithalten.<br />

Schleswig-Holstein kann durch stetig steigende Beliebtheit<br />

und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis punkten. Das<br />

Land überzeugt im Geschäftsreisetourismus durch attraktive<br />

Tagungsorte, reichhaltige Rahmenprogramme und<br />

hochwertigen Service.“ In Schleswig-Holstein sind etliche<br />

Unternehmen und Forschungseinrichtungen in wichtigen,<br />

zukunftsträchtigen Kompetenzfel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Wirtschaft<br />

und <strong>der</strong> Wissenschaft führend tätig. Gleichzeitig bietet<br />

das Land eine hervorragende touristische Infrastruktur,<br />

sowohl im allgemeinen Hinblick auf Hotelkapazitäten als<br />

auch für die speziellen Bedürfnisse von Geschäftsreisenden<br />

mit geeigneten Tagungsräumen, Kongresszentren,<br />

Eventlocations, Abendprogrammen o<strong>der</strong> auch professionellen<br />

Agenturen zur umfassenden Betreuung. Schließlich<br />

ist da noch das Land selbst mit seiner großartigen<br />

Landschaft und <strong>der</strong> frischen Luft, die auch immer wie<strong>der</strong><br />

gut ist für neue, unverbrauchte Ideen.<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

Damit die Wahl des nächsten Tagungsortes angesichts<br />

<strong>der</strong> Fülle verlocken<strong>der</strong> Möglichkeiten in Schleswig-Holstein<br />

etwas leichter fällt, stellt nun eine Broschüre beson<strong>der</strong>s<br />

attraktive MICE-Highlights in Schleswig-Holstein<br />

vor. „Wir sehen im MICE-Bereich ein großes Potenzial<br />

für Schleswig-Holstein und nutzen die Chance, uns auf<br />

diesem Wachstumsmarkt zu positionieren.“, sagt Andrea<br />

Gastager. Sie ist Geschäftsführerin <strong>der</strong> Marketingkooperation<br />

Städte in Schleswig-Holstein (MakS), die das<br />

68-seitige Werk gemeinsam mit <strong>der</strong> TASH und dem Verlag<br />

CIM produziert. Im Fokus stehen sowohl die fünfzehn<br />

wichtigsten Städte des Landes als auch die verschiedenen<br />

Regionen, ländlichen Gebiete und Inseln – jeweils mit ihren<br />

Meeting- und Incentive-Offerten.<br />

Weil <strong>der</strong> Urlaubsaspekt bei <strong>der</strong> anvisierten Besuchergruppe<br />

zumindest offiziell nicht <strong>der</strong> ausschlaggebende<br />

Beweggrund ist, beschreibt die „Tagungsbroschüre<br />

Schleswig-Holstein“ die Destination noch einmal ausführlich<br />

auch als Wirtschaftsland: zehn Seiten zu wichtigen<br />

Kompetenzfel<strong>der</strong>n des Landes wie Gesundheitswirtschaft,<br />

maritime Technologien, erneuerbare Energien<br />

und Nanotechnologie, zu beispielhaften Unternehmen<br />

und Unternehmern und zur Arbeit <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong>, <strong>der</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung<br />

und Technologietransfer Schleswig-<br />

Holstein GmbH. Gründe, hier erfolgreich zu arbeiten,<br />

gibt es also mehr als reichlich.<br />

Die Broschüre richtet sich an Veranstaltungsplaner in<br />

Firmen, Verbänden und Agenturen und wird mit einer<br />

Gesamtauflage von 30.500 Exemplaren gedruckt. Davon<br />

werden 20.500 Exemplare <strong>der</strong> Mai-Ausgabe von<br />

Conference & Incentive Management, CIM 3/10, beigelegt.<br />

Das Heft erscheint am 14. Mai 2010 und wird<br />

zusätzlich an die Fachbesucher auf <strong>der</strong> IMEX in Frankfurt<br />

verteilt. Die verbleibenden 10.000 Broschüren<br />

werden von TASH und MakS für weitere Werbezwecke<br />

wie Messeauftritte, Mailings und bei Anfragen potenzieller<br />

Kunden genutzt. (bes)<br />

Schmeckt nicht, giBt'S nicht<br />

Zehn Fragen an Tim Mälzer<br />

gibt es für Sie den typischen Schleswig-holsteiner?<br />

Ja, den gibt es.<br />

Wie sieht er aus, wie ist er, was ist denn typisch an ihm?<br />

Er ist relativ wortkarg. Hat einen feinsinnigen, knorrigen<br />

Humor. Und ist insgesamt relativ zurückhaltend<br />

im Auftritt.<br />

Wo ist Ihr lieblingsplatz in Schleswig-Holstein?<br />

Die holsteinische Schweiz um Ahrensbök herum mag<br />

ich sehr.<br />

Sie haben drei Wünsche frei, was wünschen Sie sich?<br />

Ich habe nur einen: immer Wünsche zu haben.<br />

Wo liegen Ihre Stärken? Wo liegen Ihre Schwächen?<br />

Definitiv in meiner Spontanität. Genau da liegt auch meine<br />

Schwäche: Ich kann im Voraus kaum etwas planen.<br />

Wen würden Sie gern einmal treffen?<br />

Da habe ich keinen beson<strong>der</strong>en Wunsch.<br />

Promi-<br />

Fragebogen<br />

Der Fernsehkoch Tim Mälzer wurde 1971 in Elmshorn geboren und erlernte seinen Beruf<br />

im Hamburger Hotel „InterContinental“. Stationen in Londoner Hotels wie dem „Ritz“<br />

und im Hamburger Restaurant „Tafelhaus“ bei Christian Rach, heute bekannt als Restaurant-Tester,<br />

vervollständigten sein Wissen. Fünf Jahre führte er das „Das Weiße Haus“<br />

in Hamburg-Övelgönne, bevor er 2009 ein neues Restaurant mit dem Namen „Bullerei“<br />

im Hamburger Schanzenviertel eröffnete. Mälzers Popularität als Fernsehkoch wuchs seit<br />

2003 stetig. Angefangen hat alles bei VOX mit <strong>der</strong> Sendung „Schmeckt nicht, gibt’s nicht“.<br />

Seit April 2009 läuft in <strong>der</strong> ARD seine wöchentliche Sendung „Tim Mälzer kocht!“. Außerdem<br />

dreht er für die ARD Dokumentationen, die Ende 2010 ausgestrahlt werden, und<br />

arbeitet mit 3-Sterne-Koch Eckart Witzigmann an einer Kochbuchidee.<br />

Welche Eigenschaften an an<strong>der</strong>en Menschen schätzen<br />

Sie, welche nicht?<br />

Toleranz – Intoleranz. Und, Stärken gegenüber Schwächeren<br />

ausspielen.<br />

Haben Sie ein Vorbild?<br />

Nein, eigentlich nicht.<br />

Was lesen Sie gerade?<br />

„Kind 44“ von Rob Smith, ein Thriller. Eigentlich lese<br />

ich gerne alles, was mit Massenmör<strong>der</strong>n und Psychopaten<br />

zu tun hat.<br />

Was ist für Sie das Beson<strong>der</strong>e und Herausragende an<br />

Schleswig-Holsteins Küche?<br />

Das Geräucherte! Ich bin ein Freund von geräucherter<br />

Ware. Und ich liebe das Großmutter-Essen wie Kartoffeln,<br />

Steckrüben, Birnen, Bohnen und Speck, Fisch. Ja<br />

überhaupt die deftige Küche.<br />

Wirtschaftsland 02.2010 47


Veranstaltung<br />

kiel Startet BundeSWeiten<br />

tag <strong>der</strong> architektur<br />

Leistungsschau mit 48 Top-Bauten in SH<br />

Die publikumswirksamste Veranstaltung<br />

in <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Architektur<br />

wird in diesem Jahr in Kiel eröffnet:<br />

Unter dem Motto „Horizonte“<br />

lädt am 25. Juni die bundesweite<br />

Auftaktveranstaltung zum „Tag <strong>der</strong><br />

Architektur“ in das neue Terminalgebäude<br />

am Schwedenkai ein. Auch<br />

wenn noch immer kräftig gebaut<br />

wird an <strong>der</strong> neuen Visitenkarte <strong>der</strong><br />

Binnenförde, wird es einen Festakt<br />

geben, zu dem die Architekten- und<br />

Ingenieurkammer Schleswig-Holstein<br />

und die Bundesarchitektenkammer<br />

einladen. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> an Architektur<br />

interessiert ist, kann sich auf<br />

48 Bauten freuen, die am 26. und<br />

27. Juni ihre Türen öffnen. Diese<br />

qualitativ herausragenden Gebäude<br />

25. Juni 2010<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.aik-sh.de<br />

Telefon 0431/570650<br />

und städtebaulichen Ensembles in<br />

28 schleswig-holsteinischen Städten<br />

und Gemeinden hat eine Jury<br />

ausgewählt. Präsentiert werden architektonische<br />

Beson<strong>der</strong>heiten vom<br />

Neubau über Erweiterungs- und Sanierungsbauten,<br />

Einfamilienhäuser,<br />

Rathäuser, Kitas, Schulen, Yachthafengebäude,<br />

Kirchen, Brücken<br />

bis hin zu Marktplätzen sowie Garten-<br />

und Parkanlagen. Zu den Highlights<br />

gehört das Ostsee Info-Center<br />

in Eckernförde, ein 2008 erbautes<br />

Museum, das gleichsam über dem<br />

Ostseestrand zu schweben scheint<br />

(Architekturbüro Giese + Hanke).<br />

Wie ein historisches Gebäude vorbildlich<br />

instandgesetzt und mo<strong>der</strong>nisiert<br />

werden kann, zeigt das<br />

Wasmer-Palais in Glückstadt (Architektengruppe<br />

Plandreieck).<br />

Der neue Terminal am Kieler Schwedenkai<br />

könnte mit seiner an ein Segel<br />

erinnernden Form zu einem neuen<br />

Wahrzeichen Kiels werden (KSP Engel<br />

und Zimmermann). Alle Termine<br />

für Besichtigungen und Führungen<br />

präsentiert die Kammer im Internet.<br />

Außerdem kann ab 4. Juni eine Broschüre<br />

zum „Tag <strong>der</strong> Architektur“<br />

angefor<strong>der</strong>t werden. (wel)<br />

Museum direkt am Strand: das 2008 erbaute<br />

Ostsee Info-Center in Eckernförde (oben)<br />

Highlight am Tag <strong>der</strong> Architektur: Das<br />

OstseeInfoCenter scheint auf dem Wasser zu<br />

schweben (unten). Fotos: Giese+Hanke<br />

Eine Übersicht über aktuelle Wirtschaftstermine finden Sie unter: www.wirtschaftsland.schleswig-holstein.de<br />

Wirtschaftsland herausgeber: Ministerium für Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Verkehr (MWV) des Landes Schleswig-Holstein, Düsternbrooker<br />

Weg 94, 24105 Kiel, Renate Bröcking: Telefon 0431/988-4559,<br />

Personen<br />

www.wirtschaft.schleswig-holstein.de, www.wirtschaftsland.<br />

schleswig-holstein.de, <strong>WTSH</strong> Wirtschaftsför<strong>der</strong>ung und Tech-<br />

Bachmann, Heinz 35<br />

nologietransfer Schleswig-Holstein GmbH. Eine Gesellschaft<br />

Brandt, Harm 42, 43<br />

des Landes Schleswig-Holstein, <strong>der</strong> Industrie- und Handels-<br />

Bruhn, Maximilian 7<br />

kammern sowie <strong>der</strong> Hochschulen des Landes, Lorentzendamm<br />

Burger, Klaus 13<br />

24, 24103 Kiel, Telefon 0431/66666-0, Fax 0431/66666-768,<br />

Claus, Dirk 33–35<br />

www.wtsh.de, info@wtsh.de<br />

de Jager, Jost 17, 19<br />

chefredakteur (v.i.S.d.p.): Carsten Maltzan (mal), New<br />

Eisenhauer, Prof. Dr. Anton 38, 39<br />

Communication GmbH & Co. KG, Jägersberg 23, 24103<br />

Frerck, Tobias 28, 29<br />

Kiel, Telefon 0431/90607-0, Fax 0431/90607-77, redaktion@<br />

Gerisch, Brigitte und Herbert 36, 37<br />

wirtschaftsland.de<br />

Gieselmann, Götz 45<br />

titelfoto: Arendt Schmolze, www.feinheimisch.de<br />

Grau, Tobias und Franziska 21<br />

autoren: Maike Nicolai (mn), Julia Räsch (jr), Joachim Wel-<br />

Hazoumè, Romuald 36, 37<br />

ding (wel), Lore Seeger (se), Wolfgang Langenstrassen (wl),<br />

Henatsch, Dr. Martin 36, 37<br />

Michael Fischer (mif)<br />

Holthausen, Hans-Jochen 14<br />

fotos: fotolia, WiMi, TASH, Langenstrassen, Oeser, Welding,<br />

Juchter, Prof. Silke 23, 24<br />

MLUR/Jens Koenig, FEINHEIMISCH, Coop, Jugend Forscht,<br />

Kloth, Nina 30, 31<br />

Tobias Grau GmbH, H. Vollert, RQP GmbH, Stena, P. Lühr, F.<br />

Mälzer, Tim 47<br />

Behling, M. Obst, Giese + Hanke, hfr<br />

Maletzky, Manfred 28, 29<br />

allgemeiner kontakt: info@wirtschaftsland.de<br />

Müller, Bodo 45<br />

Bestellung und abonnement: <strong>WTSH</strong>, Telefon 0431/66666-0,<br />

Ott, Gunnar 30, 31<br />

Fax 0431/66666-768, abo@wirtschaftsland.de<br />

Paulsen, Martin 31<br />

gesamtkonzeption: New Communication GmbH & Co. KG,<br />

Wagner, Reinhard 14<br />

Werbe- und Marketingagentur<br />

Schreiber, Prof. Stefan 23<br />

projektmanagement: Rabea Hemmerich<br />

Schwarz, Prof. Dr. Karin 4<br />

layout: Julia Potthast (Art Director)<br />

Ströher, Immo 3<br />

grafik: Klaas Janneck (3D-Grafik)<br />

Stuwe, Prof. Dr. jur. Michael 30, 31<br />

lektorat: Susanne Kratzenberg<br />

Tiemann, Christiane 30, 31<br />

produktion: ppa.bumann, Print- & Produktionsagentur;<br />

Tiessen, Hans-Jakob 16<br />

Friedrich-Voß-Straße 1a, 24768 Rendsburg<br />

Vollert, Henning 27<br />

anzeigen: Verlag Jörg Stoeckicht, Marienstraße 3, 24534<br />

Werner, Tanja 30, 31<br />

Neumünster, Telefon 04321/559590, Fax 04321/12350, E-Mail:<br />

anzeigen@wirtschaftsland.de<br />

Firmen & Institutionen<br />

Layout und Gestaltung sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Gleiches gilt für die einzelnen redaktionellen Beiträge und<br />

BioActive Food GmbH 26, 27<br />

ihre Zusammenstellung sowie für Fotos und Grafiken. Möch-<br />

Campus Business Box e. V. 42, 43<br />

ten Sie Inhalte und Fotos übernehmen, wenden Sie sich bitte<br />

Coop 8, 13<br />

an die Redaktion unter redaktion@wirtschaftsland.de.<br />

E.ON Hanse 16<br />

Diese Druckschrift wird im Rahmen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />

FEINHEIMISCH e. V. 7–12<br />

<strong>der</strong> schleswig-holsteinischen Landesregierung und <strong>der</strong> <strong>WTSH</strong><br />

GISMA Steckverbin<strong>der</strong> GmbH 28, 29<br />

herausgegeben. Sie darf we<strong>der</strong> von Parteien noch von Personen,<br />

Harry Brot 14<br />

die Wahlwerbung o<strong>der</strong> Wahlhilfe betreiben, im Wahlkampf zum<br />

IFM-GEOMAR 38<br />

Zwecke <strong>der</strong> Wahlwerbung verwendet werden. Auch ohne zeit-<br />

JOB Gruppe 45<br />

lichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift<br />

Knierim-Werft 3<br />

nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme <strong>der</strong><br />

RQP GmbH 30, 31<br />

Landesregierung zu Gunsten einzelner Gruppen verstanden<br />

Seehafen Kiel 32–35<br />

werden könnte. Den Parteien ist es gestattet, die Druckschrift<br />

TASH 9<br />

zur Unterrichtung ihrer eigenen Mitglie<strong>der</strong> zu verwenden.<br />

Tobias Grau GmbH 20, 21<br />

Wagner Pralinen 14<br />

48 Wirtschaftsland 02.2010<br />

Wirtschaftsland 02.2010 49<br />

Impressum


Foto: ???<br />

Auch wenn es vielen Menschen<br />

schwerfällt, von lieb gewonnen Dingen<br />

Abschied zu nehmen, so geht im<br />

Zuge des Forschritts manchmal kein<br />

Weg daran vorbei. Die Handygeneration<br />

lebt die Trends vor und verzichtet<br />

schon auf vieles, was den Älteren<br />

noch selbstverständlich vorkommt.<br />

Hier eine kleine Liste:<br />

Telefonzelle: Die erste wurde in den<br />

1920-er Jahren in Betrieb genommen,<br />

bald wird wohl die allerletzte abmontiert.<br />

Das Handy ist schuld.<br />

Armbanduhr: Jedes Mobiltelefon<br />

zeigt die Zeit im Display an – immer<br />

dabei und bestens abzulesen.<br />

Wer eine Uhr mit Zeiger trägt, zeigt,<br />

dass er/sie altmodisch ist o<strong>der</strong> aber<br />

Stil besitzt.<br />

MP3-Player: Warum auch noch den<br />

kleinen Musikspieler mit sich herumschleppen,<br />

wenn <strong>der</strong> längst im Handy<br />

integriert ist?<br />

Festnetz-Anschluss: Das Telefon<br />

hängt oft an einem Kabel und immer<br />

in den eigenen vier Wänden.<br />

Trends<br />

7 dinge, die daS handy üBerflüSSig machen<br />

mit heelyS gleiten Statt laufen<br />

Einfach eine Rolle in den Fersen <strong>der</strong><br />

Halbschuhe ausklinken, schon heißt<br />

es „rollen statt laufen“. Sie sehen aus<br />

wie normale Sportschuhe, doch hebt<br />

man die Zehenspitzen, verwandeln<br />

sie sich in ein schwer angesagtes<br />

Sportgerät. In den USA sind die Superschuhe<br />

bereits ein Megatrend, <strong>der</strong><br />

jetzt auch nach Europa schwappt. Wer<br />

Heelys trägt, kann zwischen gehen<br />

und rollen wählen, ohne umständlich<br />

die Schuhe zu wechseln. Denn<br />

in die Ferse <strong>der</strong> angesagten Turnschuhe<br />

ist eine Rolle integriert, die im<br />

Handumdrehen ein- und ausgeklinkt<br />

werden kann. Der Effekt: Modische<br />

Sneakers werden schnell zu mobiler<br />

Footwear. Der Vorteil ist, dass man<br />

auf ebener Fläche weitaus schnel-<br />

Mehr Infos: www.heelys.de<br />

ler vorankommt als mit normalen<br />

Schuhen und dennoch kein zweites<br />

Paar mit sich tragen muss. Heelys-<br />

Erfin<strong>der</strong> Roger Adams aus dem amerikanischen<br />

Tacoma (Washington)<br />

beobachtete 1998 Jugendliche mit<br />

ihren Inline-Skatern. Plötzlich hatte<br />

er einen bemerkenswerten Einfall:<br />

einen Schuh mit einer integrierten<br />

Der mobile Mensch braucht aber<br />

nur ein Telefon und eine Nummer.<br />

Netbook: We<strong>der</strong> Laptop noch Han-<br />

dy – und verzichtbar, sobald Handys<br />

besser nutzbare Tastaturen haben.<br />

Digicam: Hochauflösende Fotos<br />

in guter Qualität schießt heute fast<br />

jedes Handy. Reicht für 90 Prozent<br />

aller Fälle völlig aus.<br />

Navigationsgerät: Wenn das Dis-<br />

play groß genug ist, ersetzt es spielend<br />

ein mobiles Navi. Typisch Handy<br />

– ein Gerät für viele Fälle. (wel)<br />

Rolle. Ohne zu zögern schnitt er die<br />

Ferse aus einem Turnschuh heraus<br />

und setzte eine Skateboard-Rolle hinein,<br />

die er an einer Achse befestigte.<br />

Einige Tests später hielt er den ersten<br />

Prototypen <strong>der</strong> Heelys in <strong>der</strong> Hand.<br />

Im Dezember 2000 gründete Adams<br />

seine Firma Heeling Sport und setzte<br />

mit seinen Produkten einen pfiffigen<br />

Sport-Trend. Die Schuhe, die<br />

auch in Deutschland<br />

vertrieben werden,<br />

sind leicht zu tragen<br />

und einfach<br />

zu beherrschen.<br />

(wel)<br />

Sehen gut aus und sind rasant unterwegs: Schuhe mit Rollen, auch Heelys genannt. Foto: hfr<br />

Wirtschaftsland 02.2010<br />

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