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Berufsbegleitende Aufstiegsfortbildung - Zahnärztekammer ...

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24<br />

Abb. 3:<br />

Verschiedene, alkoholfreie Mundspüllösungen zur antibakteriellen<br />

Therapie.<br />

Antibakterielle Substanzen zur<br />

Karies- und Gingivitisprophylaxe<br />

Chlorhexidindigluconat (CHX)<br />

Seit vielen Jahren ist die Anti-Plaque-<br />

Wirksamkeit von Chlorhexidindigluconat<br />

(CHX) bekannt Cianco, 1992,<br />

Axelsson, 1993). Unter den bisher entwickelten<br />

Antiplaquewirkstoffen hat<br />

CHX die größte Effizienz und gilt als<br />

„Gold-Standard“, an dem neue Präparate<br />

i.d.R. gemessen werden (Jones,<br />

1997). CHX-Präparate sind Arzneimittel,<br />

die über eine gute bakterizide<br />

sowie bakteriostatische Wirkung verfügen.<br />

Spüllösungen mit CHX werden<br />

heute häufig ohne Alkoholzusatz<br />

angeboten. Vor allem in höheren Konzentrationen<br />

(0,2%) zeigt CHX eine<br />

sog. Anti-Plaque-Wirksamkeit, womit<br />

diese Präparate als gingivitisreduzierend<br />

und karieshemmend eingestuft<br />

werden. Präparate mit geringerer Konzentration<br />

(z.B. 0,06%) verfügen nur<br />

über eine plaquereduzierende Wirksamkeit<br />

und sind daher nur bedingt<br />

tauglich, eine Reduktion von Gingivitis/Karies<br />

herbeizuführen (Lang und<br />

Newmann, 1997). Im Lack Cervitec<br />

liegt 1% CHX mit zusätzlich 1% Thymol<br />

zur Behandlung und Prävention<br />

(initialer) Wurzelkariesläsionen bzw.<br />

zur Prävention der Schmelz- und Fissurenkaries<br />

vor (Emilson et al., 1993).<br />

CHX besitzt eine hohe Substantivität.<br />

CHX wird elektrostatisch an die negativ<br />

geladene Oberflächen von Zähnen,<br />

Gingiva und Mukosa sowie Plaque<br />

adsorbiert und steht als Reservoir für<br />

einen „slow release“ zur Verfügung<br />

(Cummings und Creeth, 1992). Durch<br />

ZAHNÄRZTLICHE<br />

NACHRICHTEN<br />

NIEDERSACHSEN 12/02<br />

seine starke Affinität zu<br />

Anionen ist CHX zudem<br />

befähigt, Bindungsstellen<br />

der oralen Mikroorganismen<br />

an den Zähnen<br />

zu blockieren.<br />

Zudem führt CHX zu<br />

einer Zerstörung der<br />

Permeabilitätsfunktion<br />

der Zellwände, wodurch<br />

der Zutritt der<br />

Substanz in das Zellinnere<br />

ermöglicht wird. Es<br />

kommt dann aufgrund<br />

des Verlustes des osmotischen<br />

Gleichgewichts<br />

zur Präzipitation des Zytoplasmas. CHX<br />

ist ferner befähigt, membrangebundene<br />

ATPasen zu inhibieren und in den<br />

Glukosestoffwechsel von Zellen einzugreifen<br />

(Davies, 1973). Eine langdauernde<br />

Anwendung in Form einer CHX-<br />

Spüllösung ist aufgrund des Auftretens<br />

lokaler Nebenwirkungen nur in<br />

Ausnahmefällen indiziert. Als lokale<br />

Nebenwirkungen können bei der<br />

Langzeitanwendung reversible Verfärbungen<br />

auf Zunge und Zähnen bzw.<br />

Zahnfüllungen (Abb. 4), Geschmacksirritationen,<br />

Schleimhauterosionen, Verhornungsanomalien<br />

der Schleimhaut<br />

und eine verstärkte Bildung von Zahnstein<br />

beobachtet werden (Bernimoulin<br />

und Deschner, 1995; Flötra et al.,<br />

1971). Höher konzentrierte Präparate<br />

sollten daher nur kurzfristig (bis zu<br />

sechs Wochen) eingesetzt werden.<br />

Verschiedene Studien konnten nachweisen,<br />

dass Chlorhexidin zu einer ca.<br />

45%igen Reduktion von Gingivitiden<br />

beitragen kann (Cianco,<br />

1992).<br />

Da Chlorhexidin gut<br />

wirksam gegen Mutans<br />

Streptokokken ist, hat<br />

es sich auch als<br />

Substanz zur Kariesreduktion<br />

bewährt. In der<br />

Primär-Primär-Prophylaxe<br />

kann CHX eingesetzt<br />

werden, um<br />

eine Reduktion von<br />

Mutans Streptokokken<br />

bei den Eltern eines<br />

Kindes herbeizuführen.<br />

Dadurch wir der Möglichkeit<br />

einer Übertragung<br />

von karies-<br />

pathogenen Mutans Streptokokken<br />

von den Eltern auf das Kind entgegengewirkt.<br />

Dies ist in so weit günstig, als<br />

gezeigt werden konnte, dass eine<br />

frühe Kolonisation von Mutans Strepto-kokken<br />

bei Kindern mit einer später<br />

erhöhten Karieswahrscheinlichkeit<br />

korreliert (Köhler und Andréen, 1994).<br />

In Tabelle 2 sind die Ergebnisse verschiedener<br />

Studien zusammengefasst,<br />

bei denen CHX zur Kariesreduktion<br />

bzw. Reduktion von Mutans Streptokokken<br />

eingesetzt wurde. Bei Anwendung<br />

von CHX-Präparaten muss<br />

bedacht werden, dass CHX und die<br />

meisten am Markt befindlichen Zahnpasten<br />

interagieren können und es<br />

dabei zu einer Inaktivierung des CHX<br />

kommt. Dies gilt für alle Zahnpasten,<br />

die Natriumlaurylsulfat in Konzentrationen<br />

bis 2% als Schäumerzusatz<br />

verwenden. Bei Kontakt von CHX mit<br />

anionischen Molekülen tritt Präzipitation<br />

der Reaktionspartner zu schwer<br />

löslichen Verbindungen ein und führt<br />

zur Inaktivierung des CHX.<br />

Bei Gebrauch anionischer, tensidhaltiger<br />

Zahnpasten sollte daher eine<br />

Wartezeit zwischen 30 Minuten und<br />

zwei Stunden bis zur CHX-Spülung<br />

(vice versa) eingehalten werden<br />

(Barkvoll et. al.,1989). Spülungen mit<br />

CHX können unmittelbar vor oder<br />

nach der Anwendung von Zahnpasten<br />

mit Aminfluoriden oder ausschließlich<br />

nichtionischen Netzmitteln erfolgen.<br />

Hierbei wird die Wirkung des CHX<br />

nicht beeinflusst (Schröder, 2000).<br />

Abb. 4:<br />

Zahnverfärbung nach sechswöchiger Anwendung eines Chlorhexidin<br />

haltigen Präparates. Die Bildung der oberflächlichen Ablagerungen<br />

werden, wie in diesem Fall, durch raue Zahn- oder<br />

Füllungsoberflächen, begünstigt. Oberflächen. Durch eine Zahnbzw.<br />

Füllungspolitur können diese Verfärbungen wieder<br />

rückstandslos entfernt werden.

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