Freitag , 23.03.2001 - DPG-Tagungen
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Didaktik der Physik <strong>Freitag</strong><br />
DD 15 Lehr- und Lernforschung II/III<br />
Zeit: <strong>Freitag</strong> 11:15–15:35 Raum: N 3130<br />
DD 15.1 Fr 11:15 N 3130<br />
Ein Physikbuch für Schüler? — E. Starauschek — Abteilung<br />
für Didaktik der Physik, Universität, 76128 Karlsruhe<br />
Nach den Untersuchungsergebnissen von Merzyn aus dem Jahre 1994<br />
werden die Physikbücher der Schüler in der Regel von den Lehrern zur<br />
Unterrichtsvorbereitung benutzt. Von Schülerseite werden sie meist als<br />
unverständlich eingeschätzt.<br />
Im Rahmen einer Evaluationsstudie zum Karlsruher Physikkurs wurde<br />
eine Kontrollgruppenuntersuchung zum Schulbuchgebrauch durchgeführt.<br />
Etwa 1000 Schüler des Gymnasiums der Mittelstufe in Baden-<br />
Württemberg nahmen an der Untersuchung teil.<br />
Es hat sich gezeigt, dass Schüler, die nach dem Karlsruher Physikkurs<br />
unterrichtet werden, ihr Buch häufiger benutzen als traditionell unterrichtete<br />
Schüler. Sie heben zudem die Eigenschaft der Verständlichkeit<br />
hervor.<br />
DD 15.2 Fr 11:35 N 3130<br />
Bedeutungsentwicklungen in einem analogieorientierten<br />
Elektrizitätslehre-Unterricht — Roland Paatz und Hannelore<br />
Schwedes — Institut für Didaktik der Physik, FB 1, Universität<br />
Bremen, Postfach 330440, 28334 Bremen<br />
Im Fokus dieses Projekts steht die Frage, was analogie-induzierte Lernprozesse<br />
von solchen unterscheidet, bei denen nicht auf analoge Erfahrungen<br />
zurückgegriffen werden kann. Dazu werden Bedeutungsentwicklungsprozesse<br />
von SchülerInnen in der Unterrichtseinheit Wasser und Strom<br />
untersucht. Im Unterricht wird zunächst der Basisbereich der Analogie,<br />
die Physik der Wasserstromkreise, konzeptuell entwickelt. Anschließend<br />
wird das erlernte Regelwerk auf den elektrischen Fall übertragen.<br />
Im Vortrag werden Analysen vorgestellt, die charakteristische Unterschiede<br />
hinsichtlich der Dynamiken von Bedeutungsentwicklungen in<br />
Basis- und Zielbereich zeigen - u.a. laufen analoge Bedeutungsentwicklungsschritte<br />
in kürzerer Zeit und häufig auf kognitiv höherem Niveau<br />
ab.<br />
Diese Ergebnisse werden weiter interpretiert, indem die mentale Repräsentation<br />
des Wassermodells einer Schülerin bei dessen maximalen<br />
Elaborationsgrad als relationales Netz angenommen wird. Nach Gentners<br />
Theorie zur Generierung und Nutzung von Analogien müssten für<br />
die Übertragung von Wissenselementen auf den Zielbereich diejenigen<br />
Elemente aus dem Basisbereich bevorzugt werden, die ein Höchstmaß an<br />
relationaler Struktur aufweisen. Es wird diskutiert, inwieweit die Empirie<br />
diese Annahme bestätigt.<br />
DD 15.3 Fr 11:55 N 3130<br />
Bestimmung der Brennweite dünner Linsen -Wie Studierende<br />
einen Praktikumsversuch durchführen- — Stefan von Aufschnaiter<br />
und Malte Mayer-Arndt — Uni Bremen NW1 Postfach<br />
330440 28334 Bremen<br />
Im Studienjahr 1997/98 haben wir die Studierenden der Produktionstechnik<br />
an der Universität Bremen bei der Durchführung der Versuche im<br />
Physikpraktikum kontinuierlich mit einer Videokamera beobachtet. Im<br />
Rahmen einer Dissertation wurden die Interaktionsprozesse zwischen den<br />
jeweiligen Betreuern (wissenschaftlichen Mitarbeitern) und den Studierenden<br />
analysiert. Im Vortrag soll dargestellt werden, welche Teilaufgaben<br />
die Studierenden im Versuch zur Bestimmung der Brennweite dünner<br />
Linsen tatsächlich bearbeiten, welchen Zeitaufwand dies erfordert und<br />
welche Arten von Interaktionsangeboten der Betreuer sie dabei nutzen.<br />
Es soll zur Diskussion gestellt werden, wie sich aus solchen Analysen<br />
Hypothesen für die Überarbeitung von Versuchsanleitungen entwickeln<br />
lassen.<br />
DD 15.4 Fr 12:15 N 3130<br />
Schülervorstellungen zur Holographie — Martin E. Horn und<br />
Helmut F. Mikelskis —Universität Potsdam, Institut für Physik,<br />
Am Neuen Palais 10, D - 14469 Potsdam.<br />
Ein Unterricht zur Holographie wird im Spannungsfeld von Strahlenmodell,<br />
Wellenmodell, Zeigermodell und Teilchenmodell stattfinden. In<br />
Abhängigkeit von Vorprägungen der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerintentionen<br />
und weiteren Parametern liefert er unterschiedlich akzentuierte<br />
Erklärungsmuster holographischer Effekte. In einem fragendentwickelnden<br />
Unterrichtsgespräch zu ausgewählten Gebieten der Interferenzoptik<br />
und speziell der Holographie mit nur schwacher Inter-<br />
vention seitens des Lehrers lassen sich zahlreiche Schülervorstellungen<br />
zur Interferenzoptik und zu unterschiedlichen Modellvorstellungen zum<br />
Licht identifizieren. Vertiefte Informationen liefern Schülerinterviews,<br />
in denen die aufgefundenen Konzepte hinterfragt werden. Wesentliche<br />
Schülervorstellungen, die im Rahmen der Hauptuntersuchung einer Promotionsarbeit<br />
erhoben wurden, werden in diesem Vortrag präsentiert und<br />
hinsichtlich ihrer didaktischen Konsequenzen analysiert.<br />
DD 15.5 Fr 14:15 N 3130<br />
Komplexität der Bedingungen für das Physiklernen mehr<br />
beachten - eine Aufgabe empirischer Didaktikforschung<br />
— Hansjoachim Lechner — Didaktik der Physik, Humboldt<br />
Universität Berlin<br />
In der gegenwärtigen Diskussion um eine Verbesserung der naturwissenschaftlichen<br />
Allge-meinbildung wird oft die Komplexität des Physiklernens<br />
nicht in die Betrachtung einbezogen. Dies führt dazu, dass<br />
durch isolierte Einzelaktivitäten versucht wird positive Veränderungen<br />
zu erreichen. Dies betrifft auch die Nutzung didaktischer Forschungsergebnisse.<br />
Folgerungen aus den oft notwendigerweise eingegrenzten Fragestellungen<br />
empirischer Didaktikforschung können nicht dauerhaft praxiswirksam<br />
umgesetzt werden, weildas komplexe Bedingungsgefüge im<br />
realen Lernprozess bei der Überführung in die Praxis vielfach zu wenig<br />
beachtet wird. Am Beispielder Untersuchung zur reflexiven Koedukation<br />
im Anfangsunterricht Physik soll aufgezeigt werden, welche Wirkungen<br />
die Beachtung unterschiedlicher Bedingungen auf das Interesse,<br />
das fachspezifische Selbstkonzept und die Einstellungen der Schülerinnen<br />
und Schüler hat. Im Mittelpunkt stehen Unterrichtsgestaltung und<br />
Lernumgebung.<br />
DD 15.6 Fr 14:35 N 3130<br />
Anfänge physikalischen Denkens - GrundschülerInnen erschließen<br />
Licht, Schatten und Sehen — Lydia Murmann und Hannelore<br />
Schwedes — Institut für Didaktik der Physik, NW1, Universität<br />
Bremen, Postfach 330440, 28334 Bremen<br />
SchülerInnen des vierten Schuljahres der Primarstufe wurden während<br />
einer Unterrichtseinheit zu Licht, Schatten und Sehen regelmäßig interviewt.<br />
In diesen Interviews erklärten sie Phänomene, trafen Vorhersagen<br />
und experimentierten mit unterschiedlichen Materialien.<br />
Thematisch bezogen sich die Interviews auf Mehrfachschatten, Streulichteffekte,<br />
den Schattenraum, physikalische und physiologische Aspekte<br />
von Sehen, farbige Schatten sowie die Räumlichkeit von Schatten.<br />
Die Handlungen und Äußerungen der SchülerInnen in diesen Interviews<br />
wurden vollständig videodokumentiert. Ausgewählte Interviewabschnitte<br />
wurden transkribiert und die (Sprech-) Handlungen der einzelnen<br />
SchülerInnen wurden auf der Bedeutungsebene inhaltlich rekonstruiert.<br />
Durch eine phänomenografische Analyse wurden qualitativ unterscheidbare<br />
Erlebensweisen der SchülerInnen zu jeweiligen Phänomenen festgestellt.<br />
Die Ergebnisse dieser Analysen liegen in Form von beschreibenden<br />
Kategoriensätzen zu jeweiligen Erlebensgegenständen vor. Sie werden im<br />
Vortrag beispielhaft dargestellt und hinsichtlich ihrer Relevanz für Lernen<br />
zum physikalischen Inhaltsbereich Licht diskutiert.<br />
DD 15.7 Fr 14:55 N 3130<br />
Wie lösen im Detail DiplomphysikerInnen physikalische Aufgaben?<br />
— Jutta Roth und Stefan von Aufschnaiter —Inst. für<br />
Didaktik der Physik, Universität Bremen<br />
In einer Serie von Laborstudien erforschen wir unterschiedlich fortgeschrittene<br />
Lernende und fertige DiplomphysikerInnen beim Lösen physikalischer<br />
Aufgaben. Im Fokus unserer Untersuchungen stehen die spezifischen<br />
Merkmale der Bedeutungsentwicklungsprozesse der Probanden,<br />
sowie die Auswirkungen von Vorerfahrung auf Bedeutungskonstruktionen.<br />
In diesem Beitrag wird die Untersuchung von DiplomphysikerInnen<br />
unterschiedlicher Spezialisierung vorgestellt. Diese wurden gebeten, in<br />
einer definierten Lernumgebung eine Reihe physikalischer Aufgaben zu<br />
lösen. Die Aufgaben aus dem Themenbereich Elektrostatik und Elektrodynamik<br />
waren kleinschrittig aufgebaut, zunehmend komplizierter und<br />
basierten überwiegend auf Experimenten. Die vollständige Videodokumentation<br />
der Sitzungen ermöglicht detaillierte Auswertungen der Daten<br />
nach inhaltlichen und zeitlichen Aspekten sowie der Komplexität der<br />
(Sprech-)Handlungen.