GO EAST - Politik und Gesellschaft
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Welt - Ausgabe 1/2008 - <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
China engagiert sich zunehmend in<br />
Afrika <strong>und</strong> unterstützt dabei im Gegenzug<br />
für Öllieferungen auch korrupte<br />
<strong>und</strong> brutale Machthaber<br />
Ein Kommentar von Alexander<br />
Brüggemeier<br />
Chinas rasant wachsende Wirtschaft<br />
benötigt so viele Rohstoffe wie nie<br />
zuvor. Einen wichtigen Prozentsatz<br />
davon bezieht sie aus Afrika. Hier<br />
stellt China mittlerweile den drittwichtigsten<br />
Handelspartner dar.<br />
Es drängt sich daher die Frage auf,<br />
ob sich die Beziehungen zwischen<br />
China <strong>und</strong> Afrika zu einer Form des<br />
neokolonialistischen Imperialismus<br />
oder einer gleichwertigen Handelspartnerschaft<br />
entwickeln werden.<br />
Die Gegenleistungen der Chinesen<br />
für die gelieferten Rohstoffe sind<br />
vielfältig: Waffen, Kredite oder sogar<br />
die Schaffung einer kompletten<br />
Infrastruktur wie beispielsweise in<br />
Nigeria. Trotz grassierender Korruption<br />
gewährte China dort einen<br />
Kredit über zwei Milliarden Dollar<br />
zur Reparatur des maroden nigerianischen<br />
Straßennetzes. Dabei<br />
wollen es die neuen Fre<strong>und</strong>e aus<br />
dem Osten aber nicht belassen <strong>und</strong><br />
planen außerdem neue Kraftwerke<br />
<strong>und</strong> ein neues Eisenbahnschienennetz.<br />
Es mag daher kaum wie ein<br />
Zufall erscheinen, dass sich der chinesische<br />
Erdölkonzern China National<br />
Petroleum kurz nach einem<br />
Besuch des Ministerpräsidenten die<br />
Konzessionen für die Ausbeutung<br />
eines nigerianischen Ölfeldes sicherte,<br />
welches als äußerst ergiebig<br />
gilt <strong>und</strong> dementsprechend umworben<br />
ist.<br />
„Business is business“<br />
Beispiele wie diese gibt es noch<br />
viele andere, sei es Angola, dessen<br />
Bevölkerung nach dreißig Jahren<br />
des Bürgerkrieges in kaum vorstellbarer<br />
Armut um das Überleben<br />
kämpft, während sich die korrupte<br />
Elite das Leben mit chinesischen<br />
// 1 //<br />
China in Afrika<br />
Öl <strong>und</strong> Bodenschätze für Waffen <strong>und</strong> Kredite<br />
Milliarden für Öl versüßt. Oder die<br />
international geächtete Diktatur<br />
des Despoten Robert Mugabe in<br />
Simbabwe, dem China Kampfflugzeuge<br />
lieferte <strong>und</strong> von dem es im<br />
Gegenzug Lizenzen für den Abbau<br />
von Chrom <strong>und</strong> Platin sowie für den<br />
Anbau von Tabak erhielt.<br />
Diese Wirtschafts- <strong>und</strong> Expansionspolitik<br />
der Chinesen korrumpiert<br />
jeden Versuch der westlichen Länder,<br />
in Afrika für nachhaltige Entwicklung<br />
zu sorgen. Zwar sind auch<br />
die in den 80er Jahren von der Weltbank<br />
<strong>und</strong> anderen internationalen<br />
Organisationen wie der OECD entwickelten<br />
Konzepte wie „good and<br />
bad governance“ nicht frei von Kritik<br />
geblieben, aber sie etablierten<br />
für die Zusammenarbeit zumindest<br />
Mindeststandards auf dem Gebiet<br />
der Menschenrechte <strong>und</strong> der Einhaltung<br />
von Regierungsprinzipien<br />
wie Transparenz, Partizipation,<br />
Rechtstaatlichkeit <strong>und</strong> Effizienz.<br />
China hingegen scheinen diese Konzepte<br />
wenig zu interessieren, wie<br />
der im Pekinger Handelsministerium<br />
für Afrika zuständige Li Xiaobing<br />
unverhohlen zugibt: „Business<br />
is business, wir importieren von jedem,<br />
der uns Öl liefert.“ Der demokratische<br />
Wandel <strong>und</strong> die gerechte<br />
Verteilung seien innerstaatliche<br />
Probleme, in die China sich nicht<br />
einmischen wolle. Hauptsache also,<br />
das Öl fließt.<br />
Mittlerweile äußern hinter vorgehaltener<br />
Hand auch westliche <strong>Politik</strong>vertreter<br />
starke Kritik an der<br />
chinesischen Praxis: „Die gehen<br />
überall rein <strong>und</strong> kennen keinerlei<br />
Skrupel,“ konstatiert ein hochrangiger<br />
deutscher Botschafter, der<br />
anonym bleiben möchte. Hintergr<strong>und</strong><br />
solcher Aussagen sind etwa<br />
Chinas Rohstoffverträge mit dem<br />
Sudan: Mehr als die Hälfte des geförderten<br />
Öls fließt nach China.<br />
Die 200.000 Toten des Genozids in<br />
der Krisenregion Darfur bleiben<br />
dabei bewusst außen vor.<br />
Mehr als die Hälfte des<br />
sudanischen Öls fließt<br />
nach China<br />
Nicht nur Öl <strong>und</strong> andere Rohstoffe<br />
sind Dinge, die die chinesische Führungselite<br />
jede Ethik vergessen lassen.<br />
Auch der gerade erst erschlossene<br />
<strong>und</strong> nicht einmal ansatzweise<br />
gesättigte Markt von knapp 900 Millionen<br />
Menschen macht Afrika so<br />
interessant. Für China bedeutet er<br />
sowohl Millionen an potentiellen<br />
K<strong>und</strong>en für seine Billigprodukte als<br />
auch ein Heer an preiswerten Arbeitern.<br />
Chinesischen Investoren bieten sich<br />
viele zum Verkauf stehende Firmen,<br />
welche den chinesischen Unternehmern<br />
<strong>und</strong> Billigproduzenten die<br />
Ausweitung ihres Geschäftsmodells<br />
auf einen neuen Kontinent ermöglichen<br />
<strong>und</strong> mit denen sie ihr<br />
geschäftliches Engagement<br />
in Europa noch stärker<br />
ausbauen können.<br />
Ihnen eröffnet<br />
sich auf diesem<br />
Wege<br />
beispielsw<br />
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