GO EAST - Politik und Gesellschaft
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Deutschland - Ausgabe 1/2008 - <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />
Der B<strong>und</strong>esminister für Verkehr,<br />
Bau- <strong>und</strong> Stadtenwicklung ist<br />
ein vielbeschäftigter Mann. Bahnprivatisierung,<br />
Wohngeld, LKW-<br />
Maut, Aufbau Ost – alles muss er<br />
koordinieren.<br />
Trotzdem fand der gebürtige Geraer,<br />
der nach seinem Ingenieursstudium<br />
auch schon Leipziger Oberbürgermeister<br />
war, Zeit, der <strong>Politik</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Gesellschaft</strong> einige Fragen zur Stadt<br />
der Zukunft zu beantworten.<br />
Das Interview führten Aline Kalb<br />
<strong>und</strong> Konstantin Kleine<br />
P&G: Die deutsche Stadt von heute:<br />
Leerstehende Wohnblocks, wenig Grünfläche,<br />
starke Diskrepanzen zwischen<br />
Stadtteilen. Wie sieht die Stadt der Zukunft<br />
aus?<br />
Wolfgang Tiefensee: Meine Wahrnehmung<br />
der deutschen Städte von<br />
heute ist eine andere: überwiegend<br />
gute Wohnverhältnisse, viel Stadtgrün<br />
– allerdings vor allem in den<br />
großen Städten auch starke Segregation.<br />
Die Vielfalt der deutschen<br />
Städte bringt auch eine Vielfalt an<br />
zukunftsfähigen Modellen hervor,<br />
die „Stadt der Zukunft“ wird also<br />
verschiedene Gesichter haben.<br />
Hier wird jede Stadt ihren ureigenen<br />
Weg suchen <strong>und</strong> finden. Städte<br />
sind dynamisch. Sie wachsen <strong>und</strong><br />
sie schrumpfen. Sie müssen sich<br />
immer neuen Bedürfnissen <strong>und</strong><br />
Anforderungen anpassen. Je besser<br />
es gelingt, möglicherweise gegenläufige<br />
Interessen zu vereinen,<br />
desto erfolgreicher wird die Stadt<br />
sein. Wichtig ist, dass dabei eine<br />
neue Qualität entsteht <strong>und</strong> alle Bewohner<br />
mitgenommen werden. Die<br />
Stadt der Zukunft muss für alle da<br />
sein.<br />
P&G: In Ihrem Vortrag an der Bucerius<br />
Law School nannten Sie das Zusammenspiel<br />
der Generationen (zum Beispiel in<br />
Mehrgenerationenhäusern) als einen<br />
Lösungsansatz für die Probleme, die<br />
durch den demographischen Wandel in<br />
// //<br />
Die Stadt der Zukunft<br />
Vier Fragen an Wolfgang Tiefensee<br />
den Städten geschaffen werden. Zurzeit<br />
verlassen aber viele, vor allem hochqualifizierte,<br />
junge Menschen Deutschland.<br />
Verschärft das zusätzlich die demographische<br />
Problematik? Funktionieren<br />
Mehrgenerationenhäuser auch ohne<br />
die heutige Teenagergeneration?<br />
„Innenstädte müssen lebendig<br />
gestaltet werden“<br />
Tiefensee: Es ist heute normal, einen<br />
Teil des Arbeitslebens im Ausland<br />
zu verbringen. Übrigens kommen<br />
auch viele hochqualifizierte Menschen<br />
nach Deutschland. Aber Sie<br />
haben Recht, der demographische<br />
Wandel ist ein sehr wichtiges Thema.<br />
Die Förderung des Zusammenlebens<br />
mehrerer Generationen ist<br />
ein wichtiger <strong>Politik</strong>ansatz vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong>. Dabei geht es vor<br />
allem darum, Innenstädte lebendig<br />
zu gestalten, zum Beispiel durch attraktive<br />
Aufenthaltmöglichkeiten<br />
für Jung <strong>und</strong> Alt sowie Treffpunkte<br />
in Gemeinschaftseinrichtungen wie<br />
in Nachbarschaftszentren. Dazu<br />
gehören auch neue Wohnformen<br />
wie Mehrgenerationenhäuser. Der<br />
Stadtraum muss so gestaltet sein,<br />
dass junge wie ältere Menschen<br />
sich wohl fühlen, dort bleiben wollen<br />
oder dorthin zurückkehren.<br />
Um neue Impulse in den Städten<br />
auszulösen, haben wir im Rahmen<br />
der Nationalen Stadtentwicklungspolitik<br />
eine Vielzahl von Initiativen<br />
ergriffen. Mein Ministerium lässt<br />
beispielsweise derzeit anhand von<br />
31 Modellvorhaben untersuchen,<br />
welche Innovationen für familien-<br />
<strong>und</strong> altengerechte Stadtquartiere<br />
notwendig sind, um attraktive städtische<br />
Lebenswelten für alle Generationen<br />
zu stärken. Dafür stellt die<br />
B<strong>und</strong>esregierung 20 Millionen Euro<br />
bereit.<br />
Die Projekte reichen vom Mehrgenerationenwohnen,<br />
zum Beispiel in<br />
Schwerin, über die generationsübergreifende<br />
Gestaltung <strong>und</strong> Nutzung<br />
von Freiflächen, wie den Sport- <strong>und</strong><br />
Begegnungsparks in Kiel, bis hin zu<br />
Stadtteil- <strong>und</strong> Familienzentren, die