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Deutschland - Ausgabe 1/2008 - Politik und Gesellschaft // 8 //
Von Adlern und Bären Über 200 Staaten, unzählige Provinzen, Bundesländer, Kantone und Regionen – und fast so viele Flaggen. Doch wofür stehen die Farben, die Formen und Symbole? Auf unserem Weg in den Osten wirft unser Autor Daniel Schneider einen Blick auf die Flaggen im Osten Deutschlands Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahre1990 kamen im Osten fünf neue Bundesländer zur Bundesrepublik hinzu, und natürlich erhielt jedes seine eigene Flagge. Da manche der Länder zwar als Institution eine große Tradition aufwiesen (vor allem Sachsen, aber auch Thüringen und Anhalt) und sogar zum Teil schon zu Zeiten des Kaiserreichs existierten, aber geographisch die Landesgebiete 1990 völlig neu zugeordnet wurden, erhielten alle fünf Länder eine neue Flagge, auch wenn Farben und Motive teilweise bis auf das Mittelalter zurückzuführen sind. Brandenburg kann auf eine große Tradition zurückblicken. Schließlich war es das Kernland und ist das Überbleibsel des einst größten deutschen Landes Preußen. Auch wenn die Alliierten 1947 Preußen als „Träger des Militarismus und der Reaktion in Deutschland“ zum Mitschuldigen an beiden Weltkriegen erklärt und aus diesem Grund Preußen aufgelöst haben, so ist man sich in Brandenburg seiner Vergangenheit bewusst. Folglich wählte man den preußischen Adler zum Wappentier und als Hintergrund einen roten und einen weißen Streifen. Beide Farben waren in Brandenburg sogar schon vor der Entstehung Preußens in Gebrauch und stammen aus dem zwölften Jahrhundert. Die neuen Bundesländer erhielten 1990 alle neue Flaggen Nicht so eindeutig ist das Erbe Mecklenburg-Vorpommerns, aus dem man 1990 eine neue Landesdienstflagge zusammenstellte. Das Bundesland vereinigt das früher von der Hanse geprägte im Westen liegende Mecklenburg mit dem in der Bundesrepublik verbliebenen Rumpf desjenigen Landes, das einst riesige Flächen im heutigen Polen bedeckte: Pommern. Diese zwei Elemente sollen auch in der Fahne zum Ausdruck kommen. Blau und Weiß sind die traditionellen Farben Pommerns, während Gelb und Rot Mecklenburg kennzeichnen. Rot und Weiß wiederum sind alte Farben der Hanse. Die Farben haben auch noch symbolische Bedeutung: Blau steht für Meer und Himmel, Gelb für Kornfelder und Rot für Backsteine, das Material, aus dem traditionellerweise viele Häuser in der Region errichtet werden. Der Stier (für Mecklenburg) und der Greif (für Vorpommern) schließlich sind altbekannte Embleme, die als Wappentiere schon seit langem in Gebrauch sind. Sonderstatus Berlin Einen Sonderstatus nimmt Berlin ein: Eigentlich ist es kein „neues“ Bundesland, denn West-Berlin war mit einigen Einschränkungen schon seit 1949 Teil der Bundesrepublik und deren elftes Bundesland. Dennoch wollen wir Berlin in diese Betrachtung mit aufnehmen, da das Land 1990 erheblich an Fläche hinzugewann, indem man ihm den ehemaligen Sowjetischen Sektor der Stadt und damit das Gebiet Ostberlins einverleibte. An seiner Flagge hat sich dadurch nichts geändert, und bei ihr handelt es sich wahrscheinlich um die bekannteste der neuen Länder: Zwei wagerechte rote Streifen am oberen beziehungsweise unteren Ende der Fahne flankieren eine weiße Fläche, auf der leicht versetzt zum Fahnenstock hin ein Bär zu sehen ist, der in die gleiche Richtung zu paradieren scheint. Weniger bekannt ist, dass der Bär schon im Mittelalter tatsächlich als Wortspiel mit dem Namen der Stadt gewählt wurde, und dass er zunächst große Mühe hatte, im Kampf mit dem traditionellen Wappentier Preußens zu bestehen – dem Adler. Gerade weil sich in dieser Frage aber das preußische Element nicht durchsetzen konnte, wollte man bei der Schaffung der Fahne im Jahre 1911 Berlins Stellung als Herz und Kapitale Preußens ebenso wie seine Verbundenheit mit dessen Kernprovinz Brandenburg auf andere Weise betonen. Daher entschied man sich, die brandenburgischen Farben rot und weiß auch auf der Berliner Landesfahne zu verwenden. // // Deutschland - Ausgabe 1/2008 - Politik und Gesellschaft
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