06.12.2012 Aufrufe

Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Rheinische Küche<br />

Ein Himmlisches<br />

Doppel<br />

Egal ob die berühmte Erbsensuppe, der legendäre »Halve<br />

Hahn« oder der klassische »Rheinische Sauerbraten«: Unsere<br />

Heimat hat kulinarisch einige Leckerbissen zu bieten.<br />

Aber woher kommt die Tradition von Zwiebelkuchen oder<br />

Biersuppe? Wir stellen die rheinischen Spezialitäten in einer<br />

Serie »Die Rheinische Küche« vor. Selbstverständlich inklusive<br />

Rezepten. Diesen Monat: »Himmel un Äd«.<br />

Ohne Zwiebeln geht es nicht!<br />

Zugegeben: Man muß deftige<br />

Speisen lieben, um so <strong>man</strong>ches<br />

Traditionsgericht der Rheinlän-<br />

16 • rheinkiesel August 2004<br />

der zu schätzen. Kartoffeln, das<br />

typische Arme-Leute-Essen, gepaart<br />

mit Blutwurst und mit Äp-<br />

feln von rheinischen Streuobstwiesen<br />

– das ist die Kombination,<br />

die der Rheinländer »Himmel<br />

un Äd« nennt. »Himmel«<br />

sind dabei die Äpfel, Kartoffeln<br />

die »Erde« oder »Erdäpfel«, dazu<br />

»Flönz« – gebratene Blutwurst,<br />

gelegentlich wird stattdessen<br />

auch Leberwurst serviert.<br />

Steuobstwiesen<br />

als Beweis<br />

Kartoffeln und Äpfel spielen seit<br />

je her in der Rheinischen Küche<br />

eine wichtige Rolle. Davon zeu-<br />

gen die vielen Streuobstwiesen,<br />

die das Landschaftsbild hierzulande<br />

prägen – sofern sie nicht<br />

verwildert sind oder bebaut wurden.<br />

»Das Rheinland ist traditionell<br />

ein Apfelanbaugebiet«, erklärt<br />

Dr. Berthold Heiz<strong>man</strong>n<br />

vom Amt für Rheinische Landeskunde<br />

in Bonn. »Auch heute<br />

noch liegt im Vorgebirge das<br />

viertgrößte zusammenhängende<br />

Apfelanbaugebiet Deutschlands.«<br />

Alte Apfelsorten tragen ihre Heimat<br />

sogar im Namen, etwa die<br />

»Rheinische Schafsnase«. »Kein<br />

Wunder also, daß sich Äpfel traditionell<br />

auch in rheinischen Gerichten<br />

finden, wie Apfelmus zu<br />

Reibekuchen«, sagt Heiz<strong>man</strong>n.<br />

Unklarer Ursprung<br />

Der Siegeszug der Kartoffel begann<br />

erst später: »Sie wurde hierzulande<br />

erstmal um 1760 oder<br />

1770 angebaut«, weiß der Experte<br />

für rheinische Traditionen.<br />

»Gerichte mit Äpfeln und Kartoffeln<br />

tauchen in alten Medizinaltopographien<br />

bereits um 1820<br />

auf.« Dabei handelt es sich allerdings<br />

nicht um das legendäre<br />

»Himmel un Äd«. Wann und wo<br />

die Rheinländer dieses deftige<br />

Gericht erfanden, bleibt daher<br />

leider unklar. So viel ist jedoch<br />

sicher: Es galt den Meisten als<br />

Herbst- und Winteressen und<br />

wurde bevorzugt donnerstags<br />

serviert. Und der himmlische<br />

Geschmack war den rheinischen<br />

Hausfrauen offenbar so lieb, dass<br />

sie auch in Notzeiten nicht darauf<br />

verzichten wollten: Im Zweiten<br />

Weltkrieg kochten sie »Himmel<br />

un Äd« aus Kartoffeln mit<br />

Apfelschalen, Wasser und Zwie-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!