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Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

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Oberdollendorf<br />

Der Heilige<br />

und die Trauben<br />

Auf den ersten Blick <strong>kann</strong> ein Ortsfremder schnell durcheinander<br />

kommen: Die Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft<br />

1659 Oberdollendorf feiert alljährlich im August<br />

die Laurentius-Kirmes. Wie denn das?<br />

Ein Blick auf die Homepage der<br />

ehrwürdigen Gesellschaft klärt<br />

schnell auf, denn dort heißt es:<br />

»Wir sind eine Bruderschaft, die<br />

Teil der katholischen Pfarrgemeinde<br />

Sankt Laurentius zu<br />

Oberdollendorf, im Seelsorgebereich<br />

Königswinter-Tal ist. Eine<br />

Bruderschaft innerhalb der römisch-katholischen<br />

Kirche. Diese<br />

Form der Junggesellen-Bruderschaft<br />

ist im hiesigen Raum des<br />

Erzbistums Köln nur in Oberdollendorf<br />

bislang be<strong>kann</strong>t.«<br />

Frühe Gründung<br />

Nach den Dokumenten muß es<br />

bereits im 12 . Jahrhundert in<br />

Oberdollendorf diese Bruderschaft<br />

gegeben haben. Sie hatte –<br />

wie nicht anders zu erwarten –<br />

ausschließlich religiöse Aufgaben:<br />

Die Förderung der Religion<br />

durch Gebet und Werke der<br />

Nächstenliebe und gegenseitige<br />

Unterstützung. Durch die Wirren<br />

der Reformation im 16.<br />

Jahrhundert und den Dreißigjährigen<br />

Krieg mit Plünderungen,<br />

Raub, Brandschatzung,<br />

8 • rheinkiesel August 2004<br />

Verschleppungen, Verwüstungen<br />

usw. ging die offizielle Form der<br />

Bruderschaft unter. Die Erinnerung<br />

daran aber blieb den Menschen<br />

des Ortes erhalten.<br />

Gegen die Pest<br />

Dieser Gedanke wurde immer<br />

lebendiger, je mehr die Pest in<br />

Oberdollendorf und Römlinghoven<br />

wütete. Junge Männer<br />

schlossen sich zusammen und<br />

legten ein Gelübde ab: »Wenn<br />

die Pest in Oberdollendorf und<br />

Römlinghoven auf die Fürsprache<br />

des weithin be<strong>kann</strong>ten und<br />

beliebten Pestheiligen Sankt Sebastianus<br />

erlösche, wolle <strong>man</strong><br />

die Bruderschaft mit der klaren<br />

und eindeutigen Zielsetzung der<br />

Förderung des religiösen und gesellschaftlichen<br />

Lebens in Oberdollendorf<br />

wiedergründen.«<br />

Das Flehen ward erhört und am<br />

Fest des heiligen Apostels Matthias<br />

war es dann soweit. Am 24.<br />

Februar des Jahres 1659 wurde<br />

in Oberdollendorf die heutige<br />

Bruderschaft wiedergegründet.<br />

Sie übernahm soziale und carita-<br />

Betend und singend zieht die Prozession mit dem<br />

Allerheiligsten die Heisterbacher Straße abwärts<br />

tive Aufgaben. Die Sebastianer<br />

halfen bei Krankheit, Not und<br />

Tod dem Nächsten. Auch wurde<br />

die Allgemeinbildung gefördert<br />

durch Vorträge und Gespräche.<br />

Vom ersten Königsvogelschießen,<br />

als Förderung des gesellschaftlichen<br />

Lebens, zeugt das<br />

älteste Königsschild von 1761.<br />

Das Gebet miteinander und füreinander<br />

war eine Selbstverständlichkeit.<br />

Die Hauptperson des Dorfes ist<br />

und bleibt natürlich der Schutzpatron,<br />

der heilige Laurentius.<br />

Seit Jahrhunderten feiern die

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