Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel
Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel
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heinkiesel 08<br />
Ihr Recht<br />
Am Haken<br />
Oberdollendorf<br />
Laurentius-Kirmes<br />
Laurentiua-Kirmes<br />
Rheinische Küche<br />
Ein Himmlisches Doppel<br />
Natur<br />
Schwebfliegen<br />
Kieselchen<br />
Sonne im Gartenbeet<br />
<strong>Ausflugstip</strong><br />
<strong>Wo</strong> <strong>man</strong> <strong>Geschichte</strong><br />
<strong>riechen</strong> <strong>kann</strong><br />
Magazin für Rhein und Siebengebirge<br />
8. Jahrgang<br />
August 2004<br />
Bonn<br />
Königswinter<br />
Oberpleis<br />
Bad Honnef<br />
Rheinbreitbach<br />
Unkel Erpel Linz<br />
9 Seiten<br />
Veranstaltungsübersicht
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
na klar, das haben Sie sofort<br />
er<strong>kann</strong>t: Dieses wunderschöne<br />
Haus auf dem Titelbild dieses<br />
rheinkiesel gehört auf keinen<br />
Fall ins Siebengebirge! Dennoch<br />
sollten Sie es sich unbedingt einmal<br />
anschauen und bei dieser Gelegenheit<br />
Anna Ippendorf kennenlernen.<br />
Am Besten planen Sie<br />
gleich einen ganzen Tag für Ihren<br />
Besuch im Freilichtmuseum<br />
Kommern ein. Es lohnt sich!<br />
Zunächst aber machen Sie mit<br />
Anke Barth eine kleine Reise in<br />
die Vergangenheit, um sich einen<br />
Vorgeschmack darauf zu<br />
verschaffen, was sie in dem kleinen<br />
Eifeldorf erwartet. <strong>Wo</strong> <strong>man</strong><br />
<strong>Geschichte</strong> <strong>riechen</strong> <strong>kann</strong> hat die<br />
junge Autorin ihren Beitrag überschrieben,<br />
den Sie auf den Seiten<br />
4 bis 6 finden.<br />
An sonnendurchfluteten Tagen<br />
<strong>kann</strong> es Ihnen in Kommern –<br />
trotz eines umfangreichen Platzangebotes<br />
– durchaus auch einmal<br />
passieren, daß Sie etwas Mühe<br />
haben, einen geeigneten Parkplatz<br />
zu finden. Wenn Sie dann<br />
zu später Stunde zu Ihrem Wagen<br />
zurückkehren und finden<br />
ihn nicht mehr, dann <strong>kann</strong> das<br />
einen simplen Grund haben: Ihr<br />
Fahrzeug wurde abgeschleppt.<br />
Was nun? Geht das denn so einfach,<br />
einen PKW abschleppen<br />
lassen? Und wer zahlt das dann?<br />
Lassen Sie sich von Rechtsanwalt<br />
Christof Ankele einmal informieren:<br />
Am Haken (S. 7).<br />
Bleiben wir doch lieber in der<br />
Vergangenheit, da gab es schließlich<br />
noch keine Parkplatzsorgen.<br />
Sagen wir einmal so um 258?<br />
Lernen Sie einen Heiligen kennen,<br />
den die Oberdollendorfer<br />
ganz besonders verehren. Alljährlich<br />
feiern sie am 10. August,<br />
dem Todestag des heiligen Laurentius,<br />
ihre Kirchweih. Erfahren<br />
Sie auf den Seiten 8 bis 12,<br />
was es mit dem Heiligen und<br />
den Trauben auf sich hat.<br />
Vielleicht besuchen Sie ja die aus-<br />
serordentlich beliebte Laurentius-Kirmes<br />
in Oberdollendorf<br />
und lassen sich vom Festtrubel<br />
gefangennehmen? Wenn sich Ihnen<br />
dann – vielleicht im Biergarten<br />
– mit Gebrumm ein Insekt<br />
nähert: schlagen Sie nicht gleich<br />
nach dem Tierchen! Es könnte<br />
sein, daß es sich um eine harmlose<br />
Schwebfliege handelt, die<br />
nur wie eine Wespe aussieht.<br />
Mehr darüber erfahren Sie von<br />
Ulrich Sander in Schöne Blütenbesucher<br />
auf den Seiten 13 bis 15.<br />
Auch in der Küche sind die<br />
Schwebfliegen bisweilen zu finden,<br />
wie <strong>man</strong> weiß. Dort aber<br />
geht es heute um etwas ganz an-<br />
Editorial<br />
deres: Hier findet heuer Ein<br />
Himmlisches Doppel statt. Lassen<br />
Sie sich von Julia Bidder aufklären<br />
(S. 16/17).<br />
Gewiß nutzen Sie die schöne<br />
Sommerzeit, um am <strong>Wo</strong>chenende<br />
das heimische Siebengebirge<br />
zu erwandern. Karl Josef Klöhs<br />
schlägt Ihnen einen Ausflug auf<br />
den Oelberg vor, den er einen<br />
Sanften Bergriesen nennt. Mehr<br />
darüber lesen Sie auf S. 18/19.<br />
Verweilen wir doch noch in der<br />
Küche. Gesund soll sie tunlichst<br />
sein, unsere Ernährung. Kieselchen<br />
hat dazu einen Tip, der<br />
nicht nur unsere kleinen Leser<br />
interessieren wird: Sonne im Gartenbeet<br />
ist er betitelt. Richtig! Es<br />
geht um die Tomate. (S. 20/21).<br />
Ich wünsche Ihnen eine erlebnisreiche,<br />
erholsame Urlaubszeit!<br />
Impressum<br />
Titelbild: Anke Barth<br />
(Das Foto zeigt ein Haus aus Bilkheim<br />
im Westerwald, ursprünglich erbaut 1687)<br />
Erscheinungsweise: monatlich,<br />
jeweils zum Monatsende<br />
Redaktions- und Anzeigenschlußtermin:<br />
15. des Vormonats<br />
Verteilte Auflage: 15.000 Exemplare<br />
Druckunterlagen: nach Absprache<br />
(auch als pdf-, eps-, tif- oder jpg-Datei)<br />
Herausgeber: Erwin Bidder, Rheinbreitbach<br />
Redaktion: Anke Barth, Erwin Bidder (verantwortlich),<br />
Julia Bidder, Paulus Hinz, Hans-Hubert-Werner<br />
Sand, Ulrich Sander,<br />
Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung:<br />
Quartett-Verlag Erwin Bidder,<br />
Im Sand 56, 53619 Rheinbreitbach,<br />
Tel.: (0 22 24) 7 64 82, Fax: (0 22 24) 90 02 92,<br />
E-Mail: info@rheinkiesel.de, www.rheinkiesel.de<br />
Layout, Satz und Grafiken: datiset.com Werbebüro Yvonne<br />
Schneider, Rheinstr. 32, 53619 Rheinbreitbach,<br />
Tel.: (0 22 24) 96 82 88, www.datiset.com<br />
Illustrationen: Anke Barth, Archiv Karl Josef Klöhs,<br />
Erwin Bidder, Photo-Disc, St. Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft<br />
1659 Oberdollendorf e.V.,<br />
Ulrich Sander, Thomas Kopetzky, Kunst- und<br />
Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland,<br />
Pantheon, Hans-Hubert-Werner Sand,<br />
Ludger Ströter (LVR)<br />
Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82<br />
Druck: Krahe-Druck GmbH, Unkel<br />
Internet: www.rheinkiesel.de<br />
erstellt von Rhein@Net Ansgar Federhen<br />
Beilagen: Bad Honnef AG, Bad Honnef (Gesamtbeilage);<br />
Glasreinigung Sascha Steffens, Königswinter<br />
(Teilbeilage)<br />
rheinkiesel August 2004 • 3
<strong>Ausflugstip</strong><br />
4 • rheinkiesel August 2004<br />
<strong>Wo</strong> <strong>man</strong><br />
<strong>Geschichte</strong><br />
<strong>riechen</strong> <strong>kann</strong><br />
Anna Ippendorf ist eine Bäuerin wie aus dem Bilderbuch;<br />
mit einem Kopftuch und runden, roten Backen in einem fröhlichen<br />
Gesicht, dazu ein langer grauer Baumwollrock. Die<br />
Gutmütigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Und doch ist<br />
Anna Ippendorfs Leben alles andere als lustig. Wie alle Bäuerinnen<br />
ihrer Zeit muß sie jegliche Arbeit mit der Hand verrichten.<br />
Maschinen kennt sie kaum. Denn »Anna Ippendorf«<br />
lebt im 19. Jahrhundert. Zu treffen ist sie im Rheinischen<br />
Freilichtmuseum Kommern, wo die Akteurin der »Gespielten<br />
<strong>Geschichte</strong>«, die in Wirklichkeit ganz anders heißt,<br />
in einem Kessenicher Haus aus dem Jahr 1616 lebt.<br />
Heutzutage ro<strong>man</strong>tisch verklärt: Schwerstarbeit für Mensch und Tier<br />
Das Gelände des Museums ist<br />
weitläufig. Es lädt zum Schlendern<br />
ein. Durch das grüne Laub<br />
scheint die Sonne auf die Waldwege,<br />
die zu den vier Baugruppen<br />
führen. Schließlich lichtet sich der<br />
Wald und gibt den Blick frei auf<br />
eine kleine Gruppe Fachwerkhäuser,<br />
idyllisch eingebettet in die<br />
Landschaft. Das Kessenicher Haus<br />
von 1871 ist darunter beileibe<br />
nicht das älteste. Bis in die Mitte<br />
des 15. Jahrhunderts reichen die<br />
in Detailarbeit von ihrem ursprünglichen<br />
Standort abgetragenen<br />
und im Freilichtmuseum<br />
wieder aufgebauten Gebäude.<br />
Im Näherkommen sieht <strong>man</strong><br />
gleichermaßen Menschen und<br />
Tiere durch die alten Gehöfte<br />
streunen. Kinder rennen in Scharen<br />
in die kleinen Stuben hinein<br />
und wieder heraus, Hühner und<br />
Katzen sonnen sich auf den Steintreppen<br />
der Hauseingänge. Dazwischen<br />
gehen die »Bäuerin«,<br />
die »Weberin« und der»Schmied«<br />
ihrer »täglichen« Arbeit nach.<br />
»Das Rheinische Freilichtmuseum<br />
Kommern ist ein Museum<br />
über Alltagsgeschichte«, erklärt<br />
Michael Faber, der stellvertretende<br />
Leiter des Museums. Wer <strong>Geschichte</strong>n<br />
über schicksalswendende<br />
Schlachten, berühmte<br />
Feldherren oder blutige Königinnen<br />
bevorzugt, ist hier daher<br />
an der falschen Adresse. Das<br />
Museum ist ausschließlich dem<br />
Leben der gemeinen Bevölkerung<br />
gewidmet – eben dem Bauern,<br />
dem Müller, dem Handwerker<br />
und ihren Familien.<br />
Die Akteure der »Gespielten <strong>Geschichte</strong>«<br />
zeigen dabei, daß Geschichtsvermittlung<br />
auch kreativ<br />
und lebendig gestaltet sein <strong>kann</strong>.<br />
Dadurch wird sie zum Erlebnis.<br />
In Kommern <strong>kann</strong> <strong>man</strong> allen<br />
Sinnen Vergangenheit entdekken:<br />
Während aus der Brotbackstube<br />
der Duft der frischgebakkenen<br />
Brotlaibe strömt, hört<br />
<strong>man</strong> auf den Wegen das Hufgetrappel,<br />
wenn der Bauer mit seinem<br />
Rindergespann vorbeifährt.<br />
Mitten in diesem lebendigen<br />
Bild der Vergangenheit steht der<br />
Besucher und fühlt sich um<br />
Jahrhunderte zurückversetzt.<br />
Die äußerliche Schönheit und die<br />
friedvolle Atmosphäre im Freilichtmuseum<br />
dürfen aber nicht<br />
hinwegtäuschen über das Elend,<br />
das einstmals häufig im Inneren<br />
der Fachwerkhäuser herrschte.<br />
An dieser Stelle stößt das Freilichtmuseum<br />
auf ein Problem:<br />
»Elend läßt sich nicht darstellen«,<br />
so Faber. Verarmung und<br />
Krankheit, Gestank und Enge<br />
gehörten seinerzeit nicht zuletzt<br />
zum Alltag dazu. Hier muß sich<br />
das Museum mit konventionellen<br />
Mitteln behelfen: Große Texttafeln<br />
in den Häusern informieren<br />
über das, was nicht mehr<br />
nacherlebt werden <strong>kann</strong>.<br />
Und das Leben früher war beileibe<br />
»kein Zuckerschlecken«! Ein<br />
altes Sprichwort, das im Herdraum<br />
des Hauses aus Elsig an der<br />
Wand hängt, verdeutlicht die<br />
Härte im Leben von Bäuerinnen<br />
wie Anna Ippendorf. »Frauenhände<br />
und Pferdezähne dürfen<br />
nicht stillstehen«, so sagte <strong>man</strong>,<br />
denn Frauen waren eine wichtige<br />
Arbeitskraft auf dem Hof in einer<br />
Zeit, in der <strong>man</strong> sich noch<br />
vollständig selbst versorgte.<br />
Wer sich in die Mitte eines der<br />
engen, dunklen Herdräume stellt,<br />
der <strong>kann</strong> es selbst spüren: Hier<br />
wurde klaglos, ohne Unterlaß,<br />
gewebt und gestrickt, gewaschen,<br />
gebacken und geputzt, bis<br />
endlich der Abend kam – und<br />
das alles ohne maschinelle Hilfe,
<strong>Ausflugstip</strong><br />
Staunend beobachten die Kinder Anna Ippendorf bei ihrer Arbeit<br />
wie sie heute selbstverständlich<br />
ist. Ein Knopfdruck genügt heute,<br />
um die Wäsche zwei Stunden<br />
lang geschleudert und gespült zu<br />
wissen. Damals bedeutete das<br />
Kleiderwaschen noch schwerste<br />
körperliche Arbeit und nahm<br />
einen ganzen Tag in Anspruch.<br />
Der Rücken, die Arme und Beine<br />
müssen danach geschmerzt<br />
haben, und unsereins hätte sich<br />
erst mal einen Tag Erholung gegönnt.<br />
Doch früh am nächsten<br />
Morgen ging die Arbeit weiter –<br />
die Tiere mußten schließlich gefüttert,<br />
die Ernte eingefahren<br />
werden. Mutterschutz <strong>kann</strong>te<br />
die Bäuerin bei all der Mühe<br />
nicht. Bis unmittelbar vor der<br />
Niederkunft verrichtete sie die<br />
tägliche Arbeit.<br />
Die ganze Familie lebte meist in<br />
ärmlichen Verhältnissen. In der<br />
Stube stand das oftmals einzige<br />
Bett des Hauses, in dem zwei<br />
oder drei Familienmitglieder<br />
schliefen, während die übrigen<br />
auf Strohlagern gebettet waren.<br />
Der Speiseplan war meist karg<br />
und eintönig. Das Hauptnahrungsmittel<br />
war bis zu Beginn<br />
des 19. Jahrhunderts Brot: Da-<br />
ran erinnern heute noch Begriffe<br />
wie »Gnadenbrot«, »Abendbrot«<br />
oder »brotlose Kunst«. In schlimmen<br />
Zeiten gab es nicht einmal<br />
Brot – dann herrschte Hunger.<br />
»Unser täglich Brot gib uns heute«,<br />
war damals eine ernste und<br />
wörtlich zu nehmende Bitte.<br />
Aus den dunklen Räumen zurück<br />
ans Sonnenlicht – unwillkürlich<br />
muß <strong>man</strong> daran denken, wie unvergleichlich<br />
gut <strong>man</strong> es heute in<br />
Deutschland hat. Zu Hause warten<br />
der gefüllte Kühlschrank, das<br />
weiche Bett. Kaufhäuser bieten<br />
alles an, was das Herz begehrt.<br />
»Freizeit« ist zum festen Bestandteil<br />
des Lebens geworden. Immer<br />
noch muten die Fachwerkhäuser<br />
idyllisch an. Und doch ist <strong>man</strong><br />
froh, wenn <strong>man</strong> nach dem Besuch<br />
des Freilichtmuseums ins 21.<br />
Jahrhundert zurückkehren <strong>kann</strong>.<br />
Ein letzter Gedanke taucht für<br />
einen kurzen Moment auf und<br />
verschwindet ebenso schnell wieder:<br />
Was für eine komische Vorstellung,<br />
daß unser Alltag Jahrhunderte<br />
später vielleicht auch<br />
mal im Museum zu begutachten<br />
sein wird.<br />
Anke Barth<br />
<strong>Ausflugstip</strong><br />
Rheinisches Freilichtmuseum Kommern<br />
Akteur der »Gespielten <strong>Geschichte</strong>«: der Agrarökonom<br />
Johann Nepomuk von Schwerz<br />
Rheinisches Freilichtmuseum Kommern<br />
– Landesmuseum für Volkskunde<br />
Auf dem Kahlenbusch<br />
53894 Mechernich-Kommern<br />
Tel.: 0 24 43/9 98 00<br />
Besucherinformation:<br />
Tel.: 0 18 05-7 43 46 52 63<br />
http://www.lvr.de/FachDez/Kultur/Museen/<br />
Freilichtmuseum+Kommern/<br />
(Weg: Homepage des Landschaftsverband Rheinland www.lvr.de<br />
=> Link Kultur => Link Museen<br />
=> Link Freilichtmuseum Kommern)<br />
Öffnungszeiten:<br />
1. April bis 31. Oktober: 9-18 Uhr<br />
1. November bis 31. März: 10-16 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Erwachsene: € 5,50<br />
Kinder ab 6, Jugendliche: € 2<br />
Schwerbehinderte, Studenten, Auszubildende € 3,50<br />
Familientageskarte € 11,-<br />
Anfahrt:<br />
Auto: A1 bis Abfahrt »Kommern/Wißkirchen«, von dort den<br />
Hinweisschildern folgen bis zum Museum.<br />
Bus & Bahn:<br />
Bis Bahnhof Mechernich. Von dort mit dem Museumsbus (Linie<br />
894) zum Museum. Achtung: Der Museumsbus ist eine bedarfsorientierte<br />
Linie! Anmeldung mindestens eine Stunde vor der Abfahrtszeit<br />
ist erforderlich. Tel.: 02443-1000.<br />
rheinkiesel August 2004 • 5
Am Haken<br />
Angesichts sich leerender Meere und überfüllter Straßen<br />
dürfte das Angeln nach verbotswidrig abgestellten Kraftfahrzeugen<br />
gegenüber der Fischerei das deutlich lohnendere<br />
Geschäft sein. Der Fang ist wertvoll, und ein Abnehmer, der<br />
die Fangkosten zahlt, ist in Gestalt des Fahrers oder Halters<br />
des Fahrzeugs meist schnell gefunden.<br />
Dieser sieht jedoch in aller Regel<br />
nicht die Notwendigkeit der Entfernung<br />
des Wagens ein und<br />
wird bemüht sein, die Abschleppkosten<br />
wieder erstattet zu bekommen.<br />
Meist ist es die zuständige Ordnungsbehörde,<br />
welche das Abschleppen<br />
eines Fahrzeuges veranlaßt.<br />
Die Rechtsgrundlage hierfür<br />
liegt in den Ordnungsbehörden-<br />
und Polizeigesetzen der einzelnen<br />
Bundesländer, wonach die<br />
Behörde eine notwendige Maßnahme<br />
zur Abwehr einer Gefahr<br />
für die öffentliche Sicherheit<br />
und Ordnung treffen darf.<br />
Steht ein Kfz im Park- oder Halteverbot,<br />
(unberechtigt) auf einem<br />
Behindertenparklatz oder<br />
auch in zweiter Reihe auf der<br />
Straße, bedeutet dies regelmäßig<br />
eine derartige Gefahr, da gegen<br />
Regelungen der Straßenverkehrsordnung<br />
(StVO) verstoßen wird.<br />
Wenn jedoch mehrere mögliche<br />
und geeignete Maßnahmen zur<br />
Beseitigung einer Gefahr zur<br />
Verfügung stehen, muß die Behörde<br />
diejenige auswählen, die<br />
den einzelnen und die Allgemeinheit<br />
am wenigsten beeinträchtigt,<br />
und die Maßnahme<br />
darf nicht zu einem Nachteil<br />
führen, der zu dem erstrebten<br />
Erfolg außer Verhältnis steht.<br />
Um also der Behörde eine kostengünstigere<br />
und schnellere<br />
Alternative zum Abschleppen<br />
anzubieten, kamen findige Autofahrer<br />
daher auf die Idee, auf<br />
einem Zettel hinter der Windschutzscheibe<br />
ihre Mobiltelefon-<br />
Nr. anzugeben, mit der Zusage,<br />
<strong>man</strong> würde sofort nach Anruf<br />
erscheinen und den falsch geparkten<br />
Wagen wegfahren.<br />
In einem Beschluß des Bundesverwaltungsgerichtes<br />
aus dem<br />
Jahr 2002 (Az. 3 B 149.01) wurde<br />
die Rechtmäßigkeit des trotz<br />
dieses Hinweises im Wagen erfolgten<br />
Abschleppens zum einen<br />
damit begründet, daß es ungewiß<br />
sei, ob ein Anruf tatsächlich<br />
den gewünschten Erfolg habe<br />
und nicht zu einer weiteren<br />
Verzögerung bei der Beseitigung<br />
der Verkehrsbehinderung führen<br />
würde.<br />
Zum anderen wurde aber, und<br />
dies ist ein häufiges Argument<br />
für das Abschleppen von Fahrzeugen,<br />
auf die negative Vorbildfunktion<br />
hingewiesen, die ein<br />
derartiges Verhalten für andere<br />
Autofahrer habe. Besonders in<br />
der Innenstadt verkehrsreicher<br />
Ihr Recht<br />
Städte (und welche Stadt ist das<br />
nicht?) muß auch schon bei<br />
kurzzeitigen Verstößen gegen ein<br />
eingeschränktes Halteverbot z.B.<br />
in einer Ladezone mit Abschleppen<br />
gerechnet werden. Dies ist<br />
nicht unverhältnismäßig, weil der<br />
knappe Verkehrsraum möglichst<br />
vielen Verkehrsteilnehmern (hier:<br />
für Ladetätigkeiten) zur Verfügung<br />
stehen soll und die Funktionsfähigkeit<br />
des Verkehrsraumes<br />
bei Blockaden durch Falschparker<br />
rasch wieder hergestellt<br />
werden muß (so das Oberverwaltungsgericht<br />
Münster, Az. 5 A<br />
183/96).<br />
Blockieren Autofahrer private<br />
Grundstücke oder parken gleich<br />
auf privatem Gelände, wird damit<br />
das Recht der Grundstücksbesitzer<br />
auf ungestörte Ausübung<br />
ihres Besitzes bzw. Eigentums<br />
verletzt. Dies ist in der<br />
Regel für den Falschparker auch<br />
zu erkennen, vor allem wenn<br />
Schilder den Privatbesitz deutlich<br />
machen.<br />
Trotzdem haben die Grundstücksbesitzer<br />
keinen Anspruch<br />
auf ein Einschreiten von Polizeioder<br />
Ordnungsbehörden, weil<br />
keine Ordnungswidrigkeit und<br />
auch in aller Regel kein Hausfriedensbruch<br />
vorliegt.<br />
Den Grundstücksbesitzern bleibt<br />
also die Möglichkeit, selbst ein<br />
Abschleppunternehmen zu beauftragen,<br />
dann allerdings mit<br />
dem Problem, die Rechnung als<br />
Auftraggeber zu zahlen und diese<br />
Kosten gegen den Falschparker<br />
dann geltend machen zu müssen.<br />
Dies wird vor allem dann<br />
schwierig, wenn der Falschparker<br />
noch vor Eintreffen des Abschleppwagens<br />
sein Fahrzeug<br />
wegfährt.<br />
Es bleibt jedoch festzuhalten,<br />
daß der Anspruch des Grundstücksbesitzers<br />
auf Erstattung<br />
der Abschleppkosten gegen den<br />
Fahrer und/ oder Halter des störenden<br />
Fahrzeuges grundsätzlich<br />
besteht. Es existiert keine Verpflichtung,<br />
derartige Störungen<br />
hinzunehmen und zu dulden.<br />
Rechtsanwalt Christof Ankele<br />
Kanzlei Schmidt & Ankele,<br />
Bad Honnef<br />
rheinkiesel August 2004 • 7
Oberdollendorf<br />
Der Heilige<br />
und die Trauben<br />
Auf den ersten Blick <strong>kann</strong> ein Ortsfremder schnell durcheinander<br />
kommen: Die Sankt Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft<br />
1659 Oberdollendorf feiert alljährlich im August<br />
die Laurentius-Kirmes. Wie denn das?<br />
Ein Blick auf die Homepage der<br />
ehrwürdigen Gesellschaft klärt<br />
schnell auf, denn dort heißt es:<br />
»Wir sind eine Bruderschaft, die<br />
Teil der katholischen Pfarrgemeinde<br />
Sankt Laurentius zu<br />
Oberdollendorf, im Seelsorgebereich<br />
Königswinter-Tal ist. Eine<br />
Bruderschaft innerhalb der römisch-katholischen<br />
Kirche. Diese<br />
Form der Junggesellen-Bruderschaft<br />
ist im hiesigen Raum des<br />
Erzbistums Köln nur in Oberdollendorf<br />
bislang be<strong>kann</strong>t.«<br />
Frühe Gründung<br />
Nach den Dokumenten muß es<br />
bereits im 12 . Jahrhundert in<br />
Oberdollendorf diese Bruderschaft<br />
gegeben haben. Sie hatte –<br />
wie nicht anders zu erwarten –<br />
ausschließlich religiöse Aufgaben:<br />
Die Förderung der Religion<br />
durch Gebet und Werke der<br />
Nächstenliebe und gegenseitige<br />
Unterstützung. Durch die Wirren<br />
der Reformation im 16.<br />
Jahrhundert und den Dreißigjährigen<br />
Krieg mit Plünderungen,<br />
Raub, Brandschatzung,<br />
8 • rheinkiesel August 2004<br />
Verschleppungen, Verwüstungen<br />
usw. ging die offizielle Form der<br />
Bruderschaft unter. Die Erinnerung<br />
daran aber blieb den Menschen<br />
des Ortes erhalten.<br />
Gegen die Pest<br />
Dieser Gedanke wurde immer<br />
lebendiger, je mehr die Pest in<br />
Oberdollendorf und Römlinghoven<br />
wütete. Junge Männer<br />
schlossen sich zusammen und<br />
legten ein Gelübde ab: »Wenn<br />
die Pest in Oberdollendorf und<br />
Römlinghoven auf die Fürsprache<br />
des weithin be<strong>kann</strong>ten und<br />
beliebten Pestheiligen Sankt Sebastianus<br />
erlösche, wolle <strong>man</strong><br />
die Bruderschaft mit der klaren<br />
und eindeutigen Zielsetzung der<br />
Förderung des religiösen und gesellschaftlichen<br />
Lebens in Oberdollendorf<br />
wiedergründen.«<br />
Das Flehen ward erhört und am<br />
Fest des heiligen Apostels Matthias<br />
war es dann soweit. Am 24.<br />
Februar des Jahres 1659 wurde<br />
in Oberdollendorf die heutige<br />
Bruderschaft wiedergegründet.<br />
Sie übernahm soziale und carita-<br />
Betend und singend zieht die Prozession mit dem<br />
Allerheiligsten die Heisterbacher Straße abwärts<br />
tive Aufgaben. Die Sebastianer<br />
halfen bei Krankheit, Not und<br />
Tod dem Nächsten. Auch wurde<br />
die Allgemeinbildung gefördert<br />
durch Vorträge und Gespräche.<br />
Vom ersten Königsvogelschießen,<br />
als Förderung des gesellschaftlichen<br />
Lebens, zeugt das<br />
älteste Königsschild von 1761.<br />
Das Gebet miteinander und füreinander<br />
war eine Selbstverständlichkeit.<br />
Die Hauptperson des Dorfes ist<br />
und bleibt natürlich der Schutzpatron,<br />
der heilige Laurentius.<br />
Seit Jahrhunderten feiern die
Oberdollendorfer und Römlinghovener<br />
an seinem Todestag die<br />
traditionelle Laurentiuskirmes<br />
mit ihrem umfangreichen Programm<br />
(siehe Kasten auf S. 12).<br />
Einer der Höhepunkte sind am<br />
Kirmesmontagnachmittag die<br />
Krönung und der Krönungsball.<br />
Nach dem Abholen des scheidenden<br />
Königspaares Michaela<br />
und Jörg, werden in diesem Jahr<br />
Präses Pfarrer Georg Kalckert,<br />
die alten Könige der Bruderschaft,<br />
das Königspaar Margret<br />
und Leo Büchel mit dem Vorstand<br />
der Sankt Sebastianus<br />
Männerbruderschaft in den Festzug<br />
aufgenommen.<br />
Sakraler Mittelpunkt<br />
Zentrales Ereignis der Laurentiuskirmes<br />
im Weinort Oberdollendorf<br />
ist am Kirmessamstag<br />
um 18 Uhr der Festgottesdienst<br />
in der Pfarrkirche Sankt Laurentius<br />
und die sich anschließende<br />
Prozession durch den Ort, bei<br />
der die Gläubigen, die Nöte und<br />
Sorgen aller Menschen mit in ihr<br />
Gebet und Gesang mit einschließen,<br />
sowie der sakramentale<br />
Schluß-Segen in der Pfarrkirche.<br />
Zurück zu dem Heiligen, dem<br />
zu Ehren die Feiern veranstaltet<br />
werden: Laurentius war einer der<br />
sieben Diakone in der Stadt<br />
Rom, also für die Finanzen und<br />
die Sozialarbeit der Kirche von<br />
Rom zuständig. Als der römische<br />
Bischof Sixtus II. unter dem<br />
Christenverfolger Valerian festgenommen<br />
und enthauptet wurde,<br />
war sein Diakon Laurentius<br />
Oberdollendorf Oberdollendorf<br />
der Überlieferung nach verzweifelt,<br />
daß er nicht wert erachtet<br />
wurde, diesen Tod zu teilen. Sixtus<br />
tröstete ihn mit der Verheißung,<br />
daß er ihm in drei Tagen<br />
nachfolgen werde, und erteilte<br />
ihm den Auftrag, den Kirchenschatz<br />
den Leidenden und Armen<br />
auszuteilen. Kaiser Valerian<br />
erhob Anspruch auf diese Schätze;<br />
um Laurentius zur Herausgabe<br />
zu zwingen, wurde der mehrfach<br />
gegeißelt, erbat sich jedoch<br />
drei Tage Bedenkzeit, verteilte<br />
während dieser Frist die Güter<br />
und präsentierte dann die beschenkten<br />
und christlich gewordenen<br />
Armen dem Kaiser als<br />
»die wahren Schätze der Kirche«.<br />
Der erboste Valerian ließ Laurentius<br />
mit Bleiklötzen schlagen,<br />
zwischen glühende Platten legen,<br />
versuchte vergeblich, ihn<br />
zum heidnischen Opferdienst zu<br />
zwingen und befahl schließlich,<br />
den Unerschütterlichen über stetig<br />
unterhaltenem Feuer auf einem<br />
Rost langsam zu Tode zu<br />
martern.<br />
Vielseitiger Helfer<br />
Laurentius ist für Bauern der<br />
erste »Herbstbruder« zum Beginn<br />
des Anbaus der Feldfrüchte<br />
des Herbstes. »Laurentiustränen«<br />
sind Sternschnuppen in den August-Nächten.<br />
»Laurentiusbrot«<br />
wurde früher gesegnet und<br />
dann an Arme, oft auch an<br />
das Vieh, verteilt. »Laurenzilorbeer«,<br />
die oft meterhohe, gelbblütige<br />
Goldrute, gilt als Heilmittel<br />
gegen verschiedene Krank-<br />
»Die Hüsje und Jaase wo Druwe dröm waaße«<br />
rheinkiesel August 2004 • 9
Oberdollendorf<br />
Das Kindergartenkönigspaar mit seinem Hofstaat wird in den Festzug aufgenommen<br />
heiten. Geweihte »Laurenzikohlen«<br />
schützen vor Feuer, der »Laurentiussegen«<br />
schützt bei Feuer<br />
und bei brennenden seelischen<br />
Qualen. Die Winzer bringen ihm<br />
an seinem Tag ihre Erstlingstrauben<br />
dar, nach ihm ist die<br />
Rebsorte St. Laurent benannt.<br />
Im Kirchturm der Pfarrkirche<br />
von Oberdollendorf gibt der Text<br />
der Laurentiusglocke einen Hinweis<br />
auf die Heiligenverehrung:<br />
»Ich bin Laurentius mit dem<br />
10 • rheinkiesel August 2004<br />
Rost, ich glühe die Traube und<br />
luttre den Most, die erste die<br />
blauet gebt mir in die Hand.« So<br />
ist es also Brauch, daß <strong>man</strong> die<br />
erste Traube, die sich blau färbt<br />
dem Schutzpatron Laurentius an<br />
die Hand gibt.<br />
Zeugnisse<br />
des Glaubens<br />
Den ältesten Hinweis außerhalb<br />
der Pfarrkirche Sankt Laurentius<br />
zu Oberdollendorf auf die Verehrung<br />
des Schutzpatron Sankt<br />
Laurentius und des Bruderschaftspatrons<br />
Sankt Sebastianus<br />
findet <strong>man</strong> auf dem Wegekreuz<br />
in der Lindenstraße aus dem<br />
Jahre 1655.<br />
Im oberen Kreuzteil sieht <strong>man</strong><br />
die gekreuzten Pfeile mit den<br />
Buchstaben S S als Hinweis auf<br />
Sankt Sebastianus, auf dessen<br />
Fürsprache die Pest in Oberdollendorf<br />
und Römlinghoven er-<br />
losch. Auf dem Baldachin unterhalb<br />
des Kreuzes und oberhalb<br />
der Einstellnische für die Monstranz<br />
mit dem Allerheiligsten<br />
befindet sich das Rost des heiligen<br />
Laurentius mit den nebenstehenden<br />
Buchstaben S L für<br />
Sankt Laurentius den Schutzpatron<br />
des Weinortes. Dieses<br />
Kreuz ist auch eines der Stationskreuze<br />
bei der Prozession am<br />
Kirmessamstag.<br />
An vielen Stellen im Weinort<br />
Oberdollendorf sieht <strong>man</strong> mit<br />
Weinreben umrankte Häuser an<br />
denen zur Lesezeit schwere Trauben<br />
heranreifen. Und <strong>man</strong>cher<br />
Einheimische denkt sofort an<br />
den Refrain des Oberdollendorfer<br />
Heimatliedes:<br />
...Die Hüsje un Jaaße wo Druwe<br />
dröm waaße dat ess wat mir<br />
jefällt !...<br />
Franz-Hubert-Werner Sand/<br />
Paulus Hinz<br />
Informationen<br />
über die Bruderschaft:<br />
http://www.junggesellen-odd.de
Kirmes im Weinort Oberdollendorf<br />
12 • rheinkiesel August 2004<br />
7. – 10. August 2004<br />
Ganztägig historische Umzüge<br />
• Fahnenschwenken • Paraden<br />
• Festbälle im Festzelt in der<br />
Kirchbitzgasse<br />
Träger der Kirmesfeierlichkeiten<br />
ist die St. Sebastianus-<br />
Junggesellen-Bruderschaft 1659<br />
Oberdollendorf e.V.<br />
Königsschild Jörg Schatz<strong>man</strong>n<br />
Kirmessamstag<br />
15:30 Uhr: Eröffnung des Getränkeausschanks auf<br />
dem Sankt Sebastianus-Platz<br />
16:00 Uhr: Historischer Umzug<br />
18:00 Uhr: Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Laurentius<br />
zu Oberdollendorf<br />
anschließend: Prozession durch den Weinort<br />
anschließend: Fahnenschwenken und gemütlicher Abend<br />
zwischen Kirchturm und Pfarrhaus<br />
(bei schlechter Witterung im Festzelt)<br />
Es spielt die »Decke Musik«<br />
Kirmessonntag<br />
10:15 Uhr: Fahnenschwenken auf dem Heilig-Geist-Kirchvorplatz<br />
für die Bevölkerung von Römlinghoven<br />
11:45 Uhr: Fahnenschwenken auf dem Sankt Sebastianus-<br />
Platz für die Bevölkerung von Oberdollendorf<br />
ca. 19:00 Uhr: Parade auf dem Sankt Sebastianus-Platz<br />
anschließend: Jubiläumsball im Festzelt<br />
Mitternacht: Fahnenschwenken<br />
Kirmesmontag<br />
9:00 Uhr: Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Laurentius<br />
zu Oberdollendorf<br />
9:30 Uhr: Kranzniederlegung<br />
ca. 10:30 Uhr: Königsvogelschießen im Weingut Sülz<br />
ca 16:00 Uhr: Krönung des neuen Königs auf dem Sankt<br />
Sebastianus-Platz mit Parade<br />
ca. 19:30 Uhr: Parade auf dem Sankt Sebastianus-Platz<br />
anschließend: Krönungsball im Festzelt<br />
Mitternacht: Fahnenschwenken<br />
Kirmesdienstag<br />
1:00 Uhr: Tanz mit dem Kirmeskerl<br />
20:00 Uhr: Abmarsch mit dem Kirmeskerl vom Turmhof<br />
anschließend: Verbrennen des Kirmeskerls im Weinberg<br />
Wir bitten unsere verehrten Gäste die Ballabende durch besonders<br />
festliche Kleidung zu verschönern.<br />
Zum Besuch laden Sie und Ihre Freunde die Oberdollendorfer<br />
St. Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft herzlich ein und<br />
wünscht Ihnen frohe und angenehme Stunden.<br />
Zur Sommerzeit sind die kleinen<br />
Geschöpfe sehr aktiv, und eine<br />
der immerhin noch rund 350<br />
mitteleuropäischen Arten ist dieses<br />
Jahr gar zum »Insekt des Jahres«<br />
ernannt worden. Ein willkommener<br />
Anlaß, die Schwebfliegen<br />
einmal unter die Lupe zu<br />
nehmen.<br />
Verwirrende Vielfalt<br />
Die gewählte Repräsentantin des<br />
Jahres 2004 heißt zu deutsch<br />
Hain-Schwebfliege. Sie ist aber<br />
auch unter den Namen Winterschwebfliege<br />
und Gegürtelte<br />
Schwebfliege be<strong>kann</strong>t. Die Zooologen<br />
halten sich allerdings an<br />
die wissenschaftliche Namensgebung,<br />
denn einerseits haben die<br />
wenigsten Schwebfliegenarten<br />
deutsche Trivialnamen, und<br />
wenn sogar ein und dieselbe Art<br />
wie im vorliegenden Fall Episyrphus<br />
balteatus unter drei verschiedenen<br />
Namen gehandelt<br />
wird, führt dies zwangsläufig zur<br />
Verwirrung. Dabei bieten die<br />
große Artenvielfalt und das Auftreten<br />
sehr ähnlicher, schwer unterscheidbarer<br />
Formen bei den<br />
Schwebfliegen ohnehin schon<br />
genug Schwierigkeiten.<br />
Was macht denn eine typische<br />
Schwebfliege aus? Meist ist der<br />
Körper auffallend bunt gefärbt:<br />
überwiegend gelb-schwarz gemustert.<br />
Daher gleicht so ein Tier<br />
einer Biene, Wespe oder Hummel,<br />
einige Arten sind diesen<br />
Natur<br />
»Schöne Blütenbesucher•••«<br />
Kennen Sie Saftschlürfer? Oder Pollensauger? Gemeint<br />
sind weder die lieben Kleinen zu Hause noch ein modernes<br />
Gerät zur Minderung von Heuschnupfen-Beschwerden. Mit<br />
diesen Begriffen werden hin- und wieder die Schwirrfliegen<br />
bezeichnet, die allgemein eher unter dem Namen Schwebfliegen<br />
be<strong>kann</strong>t sind. Trotz der schätzungsweise 5.000 Arten,<br />
die weltweit existieren, schafft es ein 700 Seiten starkes<br />
Lehrbuch der systematischen Zoologie, das – dem Anschein<br />
nach – Wesentliche über diese Insektengruppe in<br />
einem Satz wiederzugeben: »Blütenbesucher mit schönen<br />
Farbmustern«.<br />
sogar zum Verwechseln ähnlich.<br />
Diese Ähnlichkeit ist beabsichtigt<br />
und nützlich. Manche Freßfeinde<br />
wie Vögel oder Kröten<br />
lassen sich täuschen und wagen<br />
nicht, nach diesen gelb-schwarzen<br />
Fluginsekten zu schnappen.<br />
Dabei sind Schwebfliegen völlig<br />
harmlos und besitzen keinen<br />
Stechapparat. Diese Strategie, gefährliche,<br />
wehrhafte Organismen<br />
vorzutäuschen, obwohl der Träger<br />
der Warntracht eigentlich mehr<br />
oder weniger wehrlos ist, bezeichnen<br />
Biologen als Mimikry.<br />
Ein Beispiel sind Wespenund<br />
Hummel-Schwebfliegen,<br />
die selbst der erfahrene Zoologe<br />
erst beim zweiten Blick sicher<br />
von den originalen Vorbildern<br />
unterscheiden <strong>kann</strong>. Im Gegensatz<br />
zu den imitierten stechenden<br />
Arten besitzen die Schwebfliegen<br />
nicht zwei, sondern – wie
Natur<br />
Wunder der Natur: Schwebfliege auf Wegwarte<br />
alle Fliegen – nur ein Flügelpaar.<br />
Ein geübter Beobachter wird<br />
aber den Unterschied am ehesten<br />
anhand des Verhaltens und<br />
des Kopfes bemerken. Die Spezialisten<br />
hingegen nehmen sich<br />
die Fliegen ganz genau vor und<br />
untersuchen sogar den Verlauf der<br />
kleinen Adern in den Flügeln.<br />
Ein charakteristisches Verhaltensmerkmal<br />
ist das Schweben<br />
auf der Stelle, das der Gruppe<br />
auch den Namen gegeben hat.<br />
Im Schwirrflug stehen die bun-<br />
14 • rheinkiesel August 2004<br />
ten Gaukler wie Hubschrauber<br />
auf der Stelle, und gleichen auch<br />
leichte Luftbewegungen, die die<br />
kurzen Fühler als Geschwindigkeits-<br />
und Windsensoren registrieren,<br />
geschickt aus. Dabei ist<br />
oft ein gleichbleibender feiner<br />
Summton zu hören, der etwa bei<br />
300 Hertz liegt. Das entspricht<br />
der Frequenz von 300 Flügelschlägen<br />
pro Sekunde. Alternativ<br />
können die »Schwebflieger«<br />
auch zu »Beschleunigungsfliegern«<br />
werden, die überraschend<br />
Gas geben können, rasante Sturzflüge<br />
vorführen oder schnurgerade<br />
wegzischend, wie eine Rakete,<br />
aus dem Blickfeld entschwinden.<br />
Manche Fliegenmännchen liefern<br />
sich Luftkämpfe und erreichen<br />
dabei das Vierfache der<br />
Erdbeschleunigung.<br />
Trotz des turbulenten Flugvermögens<br />
lassen sich Schwebfliegen<br />
verhältnismäßig gut beobachten<br />
und fangen. Sie fliegen<br />
zahlreiche Arten von Blüten an,<br />
um Nektar und Pollen zu saugen<br />
und sammeln sich besonders<br />
gerne auf Doldenblütlern. Da<br />
die meisten sich auf ihre Warntracht<br />
verlassen, <strong>kann</strong> <strong>man</strong> mit<br />
etwas Übung die Fliegen mit<br />
den Fingern von den Blüten auflesen<br />
und <strong>man</strong>chen Laien, der<br />
glaubt <strong>man</strong> würde eine Biene<br />
mit bloßer Hand fangen, mit<br />
dieser Mutprobe in Angst oder<br />
Staunen versetzen. Die Fortgeschrittenen-Übung<br />
besteht darin,<br />
eine Schwebfliege unbemerkt<br />
zu fangen, sanft zwischen<br />
die Finger zu nehmen, so daß sie<br />
trotz ihrer Gefangenschaft mit<br />
den Flügeln schlagen <strong>kann</strong> und<br />
sie heimlich in Ohrnähe des ahnungslosen<br />
Vorder<strong>man</strong>ns zu halten.<br />
Dieser wird im Regelfall sogleich<br />
erschrecken und/oder eine<br />
typische Abwehrbewegung zeigen,<br />
indem er mit der Hand wild<br />
herumfuchtelt, um das vermeintlich<br />
angreifende Insekt abzuwehren,<br />
während sich der Übeltäter<br />
köstlich amüsiert.<br />
Martialische<br />
Schlachten<br />
Natürlich sind Schwebfliegen<br />
nicht nur zum Vergnügen auf<br />
der Welt. Im Ökosystem (und in<br />
<strong>man</strong>chem Nutzgarten) haben sie<br />
– neben der Bestäuberrolle – eine<br />
wichtige Funktion in der Abfallbeseitigung<br />
und Schädlings-
Man muß schon sehr genau<br />
hinschauen: Das ist keine<br />
Wespe, sondern eine<br />
Wespenschwebfliege<br />
regulierung. Als Paradebeispiel<br />
für letzteres kommt die bereits<br />
erwähnte Hain-Schwebfliege als<br />
Insekt des Jahres gerade recht.<br />
Ihre Larven, ganz anders als die<br />
erwachsenen Tiere, unscheinbar<br />
blasse, kleine Gestalten, sind äusserst<br />
gierige, räuberische Fleischfresser,<br />
die sich mit unersättlichem<br />
Hunger über Blattläuse<br />
hermachen. Schon bei der Eiablage<br />
wählt das Weibchen nur<br />
Pflanzen aus, die Blattlausbefall<br />
aufweisen. Die Szenen, die sich<br />
gleich nach dem Schlupf der ach<br />
so kleinen unscheinbaren, aber<br />
alles andere als harmlosen Larve<br />
abspielen, gleichen einer mar-<br />
tialischen Schlacht, wobei die<br />
Blattunterseite das Schlachtfeld<br />
darstellt.<br />
Je nach Larvenstadium und<br />
-größe werden pro Tag bis zu<br />
100 Blattläuse vertilgt. Im Laufe<br />
ihrer Entwicklung von gut einer<br />
<strong>Wo</strong>che finden summa summarum<br />
700 Blattläuse ihren Weg<br />
Schwebfliege auf Schafgarbe<br />
in den gierigen Schlund der<br />
Schwebfliegenlarve. Um den<br />
enormen Nahrungsbedarf effizient<br />
bewerkstelligen zu können,<br />
verfährt die Larve nach einer<br />
ausgefeilten Strategie. Sie vollzieht<br />
Suchbewegungen auf einer<br />
eigens angelegten Schleimspur,<br />
indem der Vorderkörper pendelnd<br />
bewegt wird. Wenn sie auf<br />
eine Laus trifft, schlägt sie die<br />
stilettartigen Mundhaken in ihr<br />
Opfer, reißt es so hoch, daß es<br />
kein Bodenkontakt mehr hat<br />
und die Larve selbst sich nur<br />
noch mit ihrem letzten Körperdrittel<br />
am Untergrund festhält.<br />
Die Laus wird sofort mit heftigen<br />
rhythmischen Bewegungen<br />
der Mundteile ausgesaugt und<br />
vollkommen entleert wie eine<br />
Saftpackung. Die mit Speichel<br />
überzogene »leere Packung« wird<br />
anschließend am Untergrund<br />
abgestreift, bleibt dort kleben<br />
Natur<br />
und es erfolgt umgehend der<br />
nächste Beutezug.<br />
Wenn <strong>man</strong> bedenkt, daß ein<br />
Schwebfliegenweibchen über<br />
1.000 Eier ablegen <strong>kann</strong> und<br />
sich pro Jahr bis zu fünf Generationen<br />
entwickeln, ahnt <strong>man</strong>,<br />
welch wichtige »Dienstleistungen«<br />
Schwebfliegen »im Haupt-<br />
erwerb« in der Natur erbringen.<br />
Mal ganz abgesehen davon, daß<br />
sie ihren Nebenverdienst als<br />
»Blütenbesucher mit schönen<br />
Farbmustern« erwirtschaften –<br />
auch zum <strong>Wo</strong>hle des Menschen.<br />
Ulrich Sander<br />
rheinkiesel August 2004 • 15
Die Rheinische Küche<br />
Ein Himmlisches<br />
Doppel<br />
Egal ob die berühmte Erbsensuppe, der legendäre »Halve<br />
Hahn« oder der klassische »Rheinische Sauerbraten«: Unsere<br />
Heimat hat kulinarisch einige Leckerbissen zu bieten.<br />
Aber woher kommt die Tradition von Zwiebelkuchen oder<br />
Biersuppe? Wir stellen die rheinischen Spezialitäten in einer<br />
Serie »Die Rheinische Küche« vor. Selbstverständlich inklusive<br />
Rezepten. Diesen Monat: »Himmel un Äd«.<br />
Ohne Zwiebeln geht es nicht!<br />
Zugegeben: Man muß deftige<br />
Speisen lieben, um so <strong>man</strong>ches<br />
Traditionsgericht der Rheinlän-<br />
16 • rheinkiesel August 2004<br />
der zu schätzen. Kartoffeln, das<br />
typische Arme-Leute-Essen, gepaart<br />
mit Blutwurst und mit Äp-<br />
feln von rheinischen Streuobstwiesen<br />
– das ist die Kombination,<br />
die der Rheinländer »Himmel<br />
un Äd« nennt. »Himmel«<br />
sind dabei die Äpfel, Kartoffeln<br />
die »Erde« oder »Erdäpfel«, dazu<br />
»Flönz« – gebratene Blutwurst,<br />
gelegentlich wird stattdessen<br />
auch Leberwurst serviert.<br />
Steuobstwiesen<br />
als Beweis<br />
Kartoffeln und Äpfel spielen seit<br />
je her in der Rheinischen Küche<br />
eine wichtige Rolle. Davon zeu-<br />
gen die vielen Streuobstwiesen,<br />
die das Landschaftsbild hierzulande<br />
prägen – sofern sie nicht<br />
verwildert sind oder bebaut wurden.<br />
»Das Rheinland ist traditionell<br />
ein Apfelanbaugebiet«, erklärt<br />
Dr. Berthold Heiz<strong>man</strong>n<br />
vom Amt für Rheinische Landeskunde<br />
in Bonn. »Auch heute<br />
noch liegt im Vorgebirge das<br />
viertgrößte zusammenhängende<br />
Apfelanbaugebiet Deutschlands.«<br />
Alte Apfelsorten tragen ihre Heimat<br />
sogar im Namen, etwa die<br />
»Rheinische Schafsnase«. »Kein<br />
Wunder also, daß sich Äpfel traditionell<br />
auch in rheinischen Gerichten<br />
finden, wie Apfelmus zu<br />
Reibekuchen«, sagt Heiz<strong>man</strong>n.<br />
Unklarer Ursprung<br />
Der Siegeszug der Kartoffel begann<br />
erst später: »Sie wurde hierzulande<br />
erstmal um 1760 oder<br />
1770 angebaut«, weiß der Experte<br />
für rheinische Traditionen.<br />
»Gerichte mit Äpfeln und Kartoffeln<br />
tauchen in alten Medizinaltopographien<br />
bereits um 1820<br />
auf.« Dabei handelt es sich allerdings<br />
nicht um das legendäre<br />
»Himmel un Äd«. Wann und wo<br />
die Rheinländer dieses deftige<br />
Gericht erfanden, bleibt daher<br />
leider unklar. So viel ist jedoch<br />
sicher: Es galt den Meisten als<br />
Herbst- und Winteressen und<br />
wurde bevorzugt donnerstags<br />
serviert. Und der himmlische<br />
Geschmack war den rheinischen<br />
Hausfrauen offenbar so lieb, dass<br />
sie auch in Notzeiten nicht darauf<br />
verzichten wollten: Im Zweiten<br />
Weltkrieg kochten sie »Himmel<br />
un Äd« aus Kartoffeln mit<br />
Apfelschalen, Wasser und Zwie-
elringen statt Blutwurst. Sicherlich<br />
eine fettärmer Variante.<br />
Trotzdem sollten Sie sich lieber<br />
das »Original« schmecken lassen.<br />
Guten Appetit!<br />
Julia Bidder<br />
Rezept des Monats<br />
Himmel un Äd<br />
Für vier Personen<br />
Zubereitungszeit: etwa 20 Minuten<br />
Koch- und Bratzeit: 45 Minuten<br />
Die Rheinische Küche<br />
Zutaten:<br />
• 1 Kilogramm mehlig kochende Kartoffeln<br />
• Salz<br />
• 1 Kilogramm Äpfel (Cox Orange oder hiesiger Berlepsch)<br />
• 1 EL Zucker<br />
• 1 EL Zitronensaft<br />
• 500 Gramm Zwiebeln<br />
• 80 Gramm durchwachsenen Speck<br />
• 3 EL Butter<br />
• 250 ml warme Milch<br />
• Frisch geriebener Muskatnuss<br />
• Weißer Pfeffer aus der Mühle<br />
• 500 Gramm Blutwurst,<br />
etwa in zentimeterdicke Scheiben geschnitten<br />
• Garnierung: gedünstete Apfelspalten<br />
Und so wird's gemacht:<br />
Die Kartoffeln schälen, waschen, vierteln und in Salzwasser garen.<br />
Die Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und in Spalten<br />
schneiden. Mit Zucker und Zitronensaft auf kleiner Hitze gar<br />
dämpfen. Die Zwiebeln schälen und in feine Ringe schneiden.<br />
Den Speck würfeln und mit 1 EL Butter in der Pfanne knusprig<br />
braten. Aus der Pfanne nehmen und im verbliebenen Fett die<br />
Zwiebelringe darin unter ständigem Wenden goldgelb braten.<br />
Die Kartoffeln abgießen und ohne Deckel etwas ausdämpfen lassen.<br />
Mit dem Kartoffelstampfer grob zersto-ßen und nach und<br />
nach die warme Milch dazu gießen. Mit 2 EL Butter, Muskatnuss,<br />
Salz und Pfeffer abschmecken. Nun die gedünsteten Apfelspalten<br />
unter die gestampften Kartoffeln ziehen. Die Blutwurstscheiben<br />
im verbliebenen Fett in der Pfanne von jeder Seite etwa<br />
zwei Minuten lang braten.<br />
Serviert wird Himmel un Äd so: Das Kartoffelapfelmus auf einer<br />
Platte anrichten und mit der Speck-Zwiebel-Mischung belegen.<br />
Die Blutwurstscheiben um das Mus legen und noch heiß servieren.<br />
Guten Appetit!<br />
Julias Glosse<br />
Steinzeit-Thrill am Grill<br />
Rohes Fleisch stapelt sich in der Küche.<br />
Ins <strong>Wo</strong>hnzimmer zieht unverkennbar<br />
der Geruch von frisch angezündeter<br />
Holzkohle. Auf der Terrasse,<br />
mit Grillzange, Spezialanzünder,<br />
Grillhandschuhen und Barbecue-Soße<br />
bewaffnet: der Herr<br />
des Hauses. Samstagabend im August.<br />
Grillzeit.<br />
Meine Rolle reduziert sich darauf,<br />
möglichst unauffällig Salate und Kräuterbutter<br />
zu liefern. Schmückendes Beiwerk,<br />
denn die Hauptrolle des Abends ist<br />
längst vergeben. Grillen ist Männersache. Eigentlich<br />
bedurfte es keiner Forscher, um das<br />
herauszufinden. Und doch tönt es ex cathedra, was Hausfrauen<br />
längst wissen: Männer empfinden die Arbeit mit rohem Fleisch<br />
als archaisch und besonders männlich. Steaks aus dem Sonderangebot<br />
verwandeln sich in die Beute, die ER selbst erlegt (oder zumindest<br />
zur Kasse getragen) hat. Aber das ist noch nicht alles:<br />
»Männer tun eher Dinge draußen, die sichtbar sind. Das ist prestigeträchtiger<br />
als die Arbeit hinter Fenster und Türen«, erläuterte<br />
neulich eine Freiburger Soziologin. Erklärt das, warum Rasenmähen,<br />
Autowaschen und den Müll raus bringen ebenfalls typisch<br />
männliche Aufgaben sind? Zumindest schwant mir nun,<br />
warum mein Liebster den Grill immer eine Stunde zu spät anzündet.<br />
Die Gäste warten mit knurrendem Magen. Er genießt seinen<br />
Auftritt. Serviert Erlösung. Frisches Fleisch.<br />
Mir bleibt derweil, die Füße hochzulegen, mir noch ein Glas Prosecco<br />
einzuschenken und mich bedienen zu lassen – um mich anderntags<br />
von aller Welt unbeachtet drum zu kümmern, daß das<br />
Grillrost wieder sauber wird und Asche sowie Rauchgestank aus<br />
dem <strong>Wo</strong>hnzimmer verschwinden…<br />
Julia Bidder<br />
rheinkiesel August 2004 • 17
Siebengebirge<br />
Ein sanfter<br />
Bergriese<br />
Majestätisch überragt der Gipfel des Oelberges alle anderen<br />
großen und kleinen Erhebungen des Siebengebirges.<br />
Besonders eindrucksvoll wirkt er aus nordöstlicher Sicht<br />
– wie ein sanfter grüner Bergriese.<br />
18 • rheinkiesel August 2004<br />
Das dichte Grün der Hänge<br />
diente den Ackerern als Waldweideland<br />
für ihr Vieh. Winzer<br />
schlugen sich aus dem kräftigen<br />
Buschwerk ihre Weinbergrahmen.<br />
Wie in vielen rheinischen<br />
Wäldern war die Köhlerei bis ins<br />
19. Jahrhundert verbreitet. Einer<br />
der letzten Meiler im Siebengebirge<br />
befand sich noch um 1895<br />
unterhalb der Abraumhalde des<br />
Spindler'schen Steinbruches, des<br />
heutigen Nasse-Platzes.<br />
Königswinter/Margarethenhöhe • Telefon: (0 22 23) 2 22 21 • Telefax (0 22 23) 90 58 78<br />
Nach und nach war neben dem<br />
Lohrberg auch der größte Teil<br />
des Oelberges in den Besitz von<br />
Franz Merkens, Teilhaber des<br />
Bankhauses Seydlitz & Merkens,<br />
gekommen. Im Februar 1849<br />
hatte er in Köln Maria Essingh<br />
geheiratet. Diese Eheschließung<br />
sicherte ihm einen Anteil am<br />
Vermögen seines sehr wohlhabenden<br />
Schwiegervaters Theodor<br />
Essingh. Der Kölner Kauf<strong>man</strong>n<br />
handelte mit Apotheker-<br />
Deutlich sichtbar klafft am Gipfel des Oelberges die große durch den Basaltabbau geschlagene Wunde. Am Fuß des Berges lockt<br />
das ruhige und idyllische Landleben die ersten Sommergäste an. Rechts neben dem neuen Margarethenhof taucht zwischen den<br />
Bäumen die große Festhalle auf. Noch eine Saison bleiben der Sophienhof und der nagelneue Marienhof ohne Konkurrenz des<br />
noch nicht eröffneten neuen Margarethenhofes.<br />
waren »en gros« und besaß neben<br />
seinem mit wertvollen Kunstschätzen<br />
eingerichteten Sommersitz<br />
»Haus im Turm« in<br />
Rhöndorf auch umfangreichen<br />
Landbesitz im Siebengebirge.<br />
Ab 1872 ließ Franz Merkens an<br />
der Südostflanke des Oelberges<br />
Basaltsteine brechen. Besonders<br />
die Ittenbacher freuten sich über<br />
neue Arbeitsplätze. Bis zu 100<br />
Männer fanden in dem von<br />
Christian Uhrmacher gepachteten<br />
Steinbruch Arbeit. Hinzu<br />
kam noch eine lohnende Nebenverdienstmöglichkeit<br />
für die we-
nig verwöhnten Ackerer. Die Basaltsteine<br />
mußten vom Steinbruch<br />
bis an den Bahnhof von<br />
Königswinter transportiert werden.<br />
Täglich quälten sich rund<br />
20 schwere Fuhrwerke mit jeweils<br />
rund 35 Zentnern Last<br />
durch das Mittelbachtal. Die erst<br />
1862 erbaute Fahrstraße von<br />
Königswinter über die Margarethenhöhe<br />
bis Ittenbach litt sehr<br />
unter den Schwertransporten.<br />
Sowohl 1875 als auch 1882<br />
mußte die Straßenverbindung<br />
mit erheblichen Kosten neu hergerichtet<br />
werden. Folglich legte<br />
die Stadt Königswinter den<br />
Fuhrunternehmern eine Nutzungsgebühr<br />
auf, die zumindest<br />
einen Teil des Schadens abdekken<br />
sollte.<br />
Um die Transportkosten zu senken<br />
und gleichzeitig die Kapazitäten<br />
zu erhöhen, kamen verschiedene<br />
Kleinbahnprojekte ins<br />
Gespräch. Der Bau einer Basaltbahn<br />
vom Oelberg nach Königswinter<br />
scheiterte 1874 schon in<br />
der Vorplanung. Ein von der<br />
Bröhltalbahn projektierter Anschluß<br />
an die seit 1893 bestehende<br />
Bahnlinie im Pleisbachtal<br />
aufwärts bis Rostingen wurde<br />
nicht realisiert. Schließlich versagte<br />
die Bezirksregierung 1897<br />
die Genehmigung eines Anschlußgleises<br />
bis Grengelsbitze<br />
zur Heisterbacher Talbahn.<br />
Währenddessen fraß sich der<br />
Steinbruch immer weiter zur<br />
Rheinseite hin die Südflanke des<br />
Ölberges entlang. Häßliche Narben<br />
verunzierten den Gipfelbereich.<br />
Riesige Abraumhalden unterhalb<br />
des Bruches boten ein<br />
grauenhaftes Bild der Landschaftsvernichtung.<br />
Die Erhaltung<br />
des Oelberges sicherte letztlich<br />
der Verschönerungsverein<br />
für das Siebengebirge (VVS)<br />
durch gezielte Landkäufe, die den<br />
weiteren Betrieb des Steinbruches<br />
unrentabel werden ließen<br />
und dazu beitrugen, den kostengünstigen<br />
Abtransport des Materials<br />
per Eisenbahn zu vereiteln.<br />
Der zunehmende Drang der<br />
Sommerfrischler in die Natur<br />
bestätigte den VVS in seiner Arbeit<br />
nachhaltig. Die Gästezahlen<br />
stiegen bis zum Ersten Weltkrieg<br />
stark an und schufen Ersatz für<br />
die weggefallenen Steinbrucharbeitsplätze.<br />
Moderne Hotels entstanden<br />
und alte Bauernhöfe<br />
erlebten als Fremdenherbergen<br />
einen neuen Frühling. Dies galt<br />
besonders für die Margarethenhöhe<br />
als Ausgangspunkt für<br />
Wanderungen zum Ölberg und<br />
zur Löwenburg.<br />
Zu den ältesten Gasthäusern des<br />
Siebengebirges zählt das Hotel<br />
Margarethenkreuz der Familie<br />
Bachem, das bis 1903 den Na-<br />
men Margarethenhof trug. Franz<br />
Bachem verwirklichte seine Ideen<br />
mit einem neuen Haus gegenüber<br />
dem bestehenden Betrieb<br />
auf der Südseite der Ittenbacher<br />
Straße. Der stolze Neubau<br />
im Schweizer Stil übernahm<br />
den alten bewährten Namen<br />
Margarethenhof. Als erster Pächter<br />
führte Adolf Stang das Hotel.<br />
Am Ölbergringweg entstand<br />
1902 die von Heinrich Flink bewirtschaftete<br />
Pension Marienhof.<br />
Fast hätte Ignaz Thomas sei-<br />
Siebengebirge<br />
Am 29. März 1896 rattert es merkwürdig im Mittelbachtal. Auf hohen Speichenrädern nähert<br />
sich ein kutschenähnliches Vehikel ohne eingespannte Pferde der Margarethenhöhe. Im letzten<br />
Steilstück der Straße verstummen plötzlich die Geräusche. Die Motorkraft reicht für die Steigung<br />
nicht aus. Schließlich werden zwei Pferde geholt und mit 2 PS Verstärkung geht es bis zum Margarethenhof<br />
weiter. Der Wirt Peter Görres staunt nicht schlecht, als er den Autopionier Carl Benz<br />
persönlich begrüßen darf. Für ein Erinnerungsfoto stellen sich die Kellnerinnen Trienchen Flink<br />
(links) und Anna Hömmerich noch etwas zaghaft mit ihrem Chef zu dem Automobil.<br />
Neben seinem Fahrer sitzt der Erfinder Carl Benz links auf dem Bock.<br />
nen etwas südlicher gelegenen<br />
Bauernhof 1908 durch ein Feuer<br />
verloren. Besonders schwer verwüstete<br />
das Unglück den ersten<br />
Stock des alten Gehöftes. Mit<br />
Beginn der Renovierungsarbeiten<br />
fiel die Entscheidung für den<br />
Umbau zur Gaststätte mit Fremdenzimmern<br />
mit dem Namen<br />
Thomashof.<br />
Karl-Josef Klöhs<br />
(Auszug aus seinem Buch<br />
»Kaiserwetter am Siebengebirge«)<br />
rheinkiesel August 2004 • 19
Kieselchen<br />
Sonne im<br />
Gartenbeet<br />
Keine Pizza, keine Spaghetti, kein Hamburger und kaum<br />
ein Salat kommt ohne sie aus: die pralle, knallrote Tomate.<br />
Obwohl viele die Sonnenfrüchte nur aus der Tube oder aus<br />
dem Glas kennen – als Tomatenmark oder Ketchup.<br />
Gleich vorweg eine gute Nachricht:<br />
Wissenschaftler haben herausgefunden,<br />
daß Ketchup und<br />
Tomaten in gekochten Gerichten<br />
sogar noch gesünder sind als<br />
rohe Tomaten. Schuld daran ist<br />
ein bestimmter Stoff, Lykopin<br />
genannt. Der Stoff macht Tomaten<br />
nicht nur so lecker rot, sondern<br />
auch wahnsinnig gesund,<br />
denn Lykopin hilft sogar gegen<br />
die gefürchtete Krankheit Krebs.<br />
Am besten können Menschen<br />
diesen Stoff verdauen, wenn er<br />
einmal gekocht wurde – wie<br />
eben in Form von Ketchup oder<br />
Tomatensauce.<br />
Gesund auch aus der Tube: Tomatenketchup<br />
Doch auch rohe Tomaten sind<br />
prallvoll mit gesunden Stoffen:<br />
Sie enthalten jede Menge Vitamin<br />
C, Vitamin E und B-Vitamine,<br />
Kalium und Carotinoide,<br />
die zum Beispiel helfen, Sonnenbrand<br />
vorzubeugen. Es gibt also<br />
eine Menge guter Gründe, viele<br />
Tomaten zu essen, zumal sie<br />
auch noch richtig lecker schmek-<br />
20 • rheinkiesel August 2004<br />
ken. Kein Wunder, daß sich die<br />
Deutschen die Sonnenfrüchte<br />
lieben – pro Jahr essen wir im<br />
Durchschnitt übrigens 18 Kilogramm!<br />
Damit ist die Tomate<br />
das beliebteste Gemüse der<br />
Deutschen.<br />
Dabei fristete die Tomate, die<br />
wie Kartoffeln zu den sogenannten<br />
»Nachtschattengewächsen«<br />
zählt, jahrhundertelang ein kümmerliches,<br />
ja ein Schattendasein<br />
in Europa. Christopher Kolumbus<br />
brachte sie schon 1498 aus<br />
Südamerika hierher. Doch zunächst<br />
hielten die Europäer Tomaten<br />
für giftige Zierpflanzen.<br />
Damit lagen sie gar nicht so<br />
falsch, denn Tomatenpflanzen<br />
und ihre unreifen Früchte enthalten<br />
den giftigen Stoff Solanin.<br />
Der verursacht Kopfschmerzen,<br />
Übelkeit und Magenprobleme.<br />
Aber keine Sorge, reife Früchte<br />
sind frei von Solanin.<br />
Il Pomodoro – Goldapfel – so<br />
nennen die Italiener die roten<br />
Früher als giftig verschrien: Leckere Tomaten<br />
Obst oder Gemüse?<br />
Wenn Ihr eine Tomate, eine<br />
Gurke oder einen Kürbis aufschneidet,<br />
seht Ihr viele kleine<br />
Körner darin. Das sind<br />
Samen – genau wie in Äpfeln,<br />
Pfirsichen, Kiwis oder anderem<br />
Obst. Früchte enthalten<br />
Samen, aus denen eines Tages<br />
eine neue Pflanze entstehen<br />
<strong>kann</strong>.<br />
Sie wachsen aus befruchteten<br />
Blüten von Pflanzen. Kartoffeln,<br />
Möhren, Zwiebeln, Spargel,<br />
Kohl oder Salat dagegen<br />
enthalten keine Samen. Von<br />
diesen Pflanzen essen wir bestimmte<br />
Teile – meist Wurzelknollen,<br />
Sten-gel oder Blätter.<br />
Das unterscheidet Gemüse<br />
vom Obst. Streng genommen<br />
zählt die Tomate also zum<br />
Obst – genau wie Gurken,<br />
Kürbisse oder Zucchini.<br />
Übrigens: Weil sie so viel<br />
Wasser und im Vergleich zu<br />
Obst nur wenig Zucker enthalten,<br />
sind Tomaten im Sommer<br />
ideale Durstlöscher. Besonders<br />
lecker schmecken sie<br />
auch mit Pfeffer, Salz und frischem<br />
Basilikum und ein<br />
paar Tropfen Olivenöl – echt<br />
italienisch eben.<br />
Früchte, als »Pomme d'amour«,<br />
also »Liebesapfel« verehren die<br />
Franzosen Tomaten und die<br />
Österreicher nennen sie sogar<br />
Paradiesäpfel oder »Paradeiser«.<br />
Das deutsche <strong>Wo</strong>rt »Tomate«<br />
dagegen geht auf die Ursprünge<br />
des Nachtschattengewächses in<br />
Südamerika zurück. Dort nannten<br />
die Azteken sie »Tomatle«, zu<br />
Deutsch »Schwellfrucht«, und<br />
dort galt die Tomate als Liebeszauber.<br />
Auch in Europa waren<br />
Tomaten zunächst als Auslöser<br />
für »Liebeswahn« verpönt. Doch<br />
nach und nach entdeckten die<br />
Italiener die Vorzüge des roten<br />
Gemüses. 1820 bauten sie Tomaten<br />
erstmals an.<br />
Können Tomaten<br />
»treulos« sein?<br />
Die Deutschen blieben skeptisch.<br />
Tomaten galten als besonders<br />
unzuverlässige Pflanzen, da<br />
sie viel Sonne brauchen und keinen<br />
Frost vertragen. Selbst als<br />
Zierpflanze gediehen sie hierzulande<br />
nicht überall. So erklärt<br />
sich auch der Spruch »Du treulose<br />
Tomate«: Die Italiener waren<br />
im Ersten Weltkrieg mit den<br />
Deutschen verbündet. Als sie<br />
1915 die Seite wechselten, also<br />
untreu wurden, setzten die Deutschen<br />
die Treulosigkeit der Italiener<br />
mit der der von ihnen bevor-
zugten Tomaten gleich. Treulosigkeit<br />
hin oder her – nach dem<br />
Krieg lernten die Deutschen die<br />
Vorzüge der Tomaten schätzen.<br />
Seither klappt es auch leidlich<br />
mit dem Anbau, obwohl die lekkersten<br />
Tomaten nach wie vor<br />
aus Italien oder G<strong>riechen</strong>land<br />
kommen. Auch Holland, Spanien,<br />
Frankreich, Marokko und<br />
die Balkanstaaten liefern ganz-<br />
Kleine Tomaten-Kunde<br />
Kieselchen<br />
jährig Tomaten. Aber am Besten<br />
schmecken sie aus dem eigenen<br />
Garten!<br />
Euer<br />
Kieselchen<br />
Es gibt über 50 verschiedene Tomatensorten. Am beliebtesten<br />
sind diese:<br />
Rundtomaten:<br />
Das sind die ganz normalen Tomaten, die am Strauch wachsen.<br />
Oft werden sie noch mit Stengeln geerntet, dann heißen sie<br />
Strauchtomaten.<br />
Fleischtomaten:<br />
Fleischtomaten sind größer als Rundtomaten und enthalten mehr<br />
Fruchtfleisch und weniger Samen. Oft sind sie von außen etwas<br />
gerippt.<br />
Cherrytomaten:<br />
Das sind ganz kleine Tomaten, oft werden sie auch Kirschtomaten<br />
oder Cocktail-Tomaten genannt. Sie leuchten rot oder gelb, sind<br />
besonders süß und ein leckerer Snack für zwischendurch.<br />
Flaschentomate:<br />
Diese Tomatensorte kennt Ihr vermutlich nur aus der Dose – die<br />
Tomaten darin sind schon enthäutet, dennoch <strong>kann</strong> <strong>man</strong> gut ihre<br />
eiförmige Form erkennen. Sie sind besonders süß und aromatisch.<br />
Mittlerweile werden immer neue Arten von Tomaten gezüchtet –<br />
zum Beispiel solche, die nicht matschen, oder Sorten, die<br />
besonders widerstandsfähig gegen Pilze sind. In den Schlagzeilen<br />
sind immer wieder »Gen-Tomaten«, bei denen Menschen das<br />
Erbgut verändert haben. Leider sind sich die Wissenschaftler noch<br />
nicht ganz einig, ob Gen-Tomaten wirklich ungefährlich für den<br />
Menschen sind oder ob sie uns krank machen können. Aber keine<br />
Sorge, Lebensmittel, deren Erbgut verändert wurde – wie bei<br />
Gen-Tomaten – müssen extra gekennzeichnet sein. Wenn Ihr<br />
ganz sicher gehen wollt, kauft Ihr Bio-Tomaten, die sind rundum<br />
gesund.<br />
Tomaten lagert <strong>man</strong> am besten bei etwa 14 Grad, also nicht im<br />
Kühlschrank, sondern im Keller. Vorsicht: Reife Tomaten verströmen<br />
einen Geruch, der anderes Gemüse schneller reifen lässt.<br />
Möhren in der Nähe von Tomaten werden bitter, Blumenkohl<br />
verdirbt sogar. Übrigens: Tomaten gedeihen auch gut auf sonnigen<br />
Terrassen oder Balkonen. Dort bringen sie nicht nur die lekkeren<br />
Früchte hervor, sondern halten überdies noch fiese Mücken<br />
und anderes Ungeziefer fern!<br />
rheinkiesel August 2004 • 21