Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

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Liebe Leserin, lieber Leser, na klar, das haben Sie sofort erkannt: Dieses wunderschöne Haus auf dem Titelbild dieses rheinkiesel gehört auf keinen Fall ins Siebengebirge! Dennoch sollten Sie es sich unbedingt einmal anschauen und bei dieser Gelegenheit Anna Ippendorf kennenlernen. Am Besten planen Sie gleich einen ganzen Tag für Ihren Besuch im Freilichtmuseum Kommern ein. Es lohnt sich! Zunächst aber machen Sie mit Anke Barth eine kleine Reise in die Vergangenheit, um sich einen Vorgeschmack darauf zu verschaffen, was sie in dem kleinen Eifeldorf erwartet. Wo man Geschichte riechen kann hat die junge Autorin ihren Beitrag überschrieben, den Sie auf den Seiten 4 bis 6 finden. An sonnendurchfluteten Tagen kann es Ihnen in Kommern – trotz eines umfangreichen Platzangebotes – durchaus auch einmal passieren, daß Sie etwas Mühe haben, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Wenn Sie dann zu später Stunde zu Ihrem Wagen zurückkehren und finden ihn nicht mehr, dann kann das einen simplen Grund haben: Ihr Fahrzeug wurde abgeschleppt. Was nun? Geht das denn so einfach, einen PKW abschleppen lassen? Und wer zahlt das dann? Lassen Sie sich von Rechtsanwalt Christof Ankele einmal informieren: Am Haken (S. 7). Bleiben wir doch lieber in der Vergangenheit, da gab es schließlich noch keine Parkplatzsorgen. Sagen wir einmal so um 258? Lernen Sie einen Heiligen kennen, den die Oberdollendorfer ganz besonders verehren. Alljährlich feiern sie am 10. August, dem Todestag des heiligen Laurentius, ihre Kirchweih. Erfahren Sie auf den Seiten 8 bis 12, was es mit dem Heiligen und den Trauben auf sich hat. Vielleicht besuchen Sie ja die aus- serordentlich beliebte Laurentius-Kirmes in Oberdollendorf und lassen sich vom Festtrubel gefangennehmen? Wenn sich Ihnen dann – vielleicht im Biergarten – mit Gebrumm ein Insekt nähert: schlagen Sie nicht gleich nach dem Tierchen! Es könnte sein, daß es sich um eine harmlose Schwebfliege handelt, die nur wie eine Wespe aussieht. Mehr darüber erfahren Sie von Ulrich Sander in Schöne Blütenbesucher auf den Seiten 13 bis 15. Auch in der Küche sind die Schwebfliegen bisweilen zu finden, wie man weiß. Dort aber geht es heute um etwas ganz an- Editorial deres: Hier findet heuer Ein Himmlisches Doppel statt. Lassen Sie sich von Julia Bidder aufklären (S. 16/17). Gewiß nutzen Sie die schöne Sommerzeit, um am Wochenende das heimische Siebengebirge zu erwandern. Karl Josef Klöhs schlägt Ihnen einen Ausflug auf den Oelberg vor, den er einen Sanften Bergriesen nennt. Mehr darüber lesen Sie auf S. 18/19. Verweilen wir doch noch in der Küche. Gesund soll sie tunlichst sein, unsere Ernährung. Kieselchen hat dazu einen Tip, der nicht nur unsere kleinen Leser interessieren wird: Sonne im Gartenbeet ist er betitelt. Richtig! Es geht um die Tomate. (S. 20/21). Ich wünsche Ihnen eine erlebnisreiche, erholsame Urlaubszeit! Impressum Titelbild: Anke Barth (Das Foto zeigt ein Haus aus Bilkheim im Westerwald, ursprünglich erbaut 1687) Erscheinungsweise: monatlich, jeweils zum Monatsende Redaktions- und Anzeigenschlußtermin: 15. des Vormonats Verteilte Auflage: 15.000 Exemplare Druckunterlagen: nach Absprache (auch als pdf-, eps-, tif- oder jpg-Datei) Herausgeber: Erwin Bidder, Rheinbreitbach Redaktion: Anke Barth, Erwin Bidder (verantwortlich), Julia Bidder, Paulus Hinz, Hans-Hubert-Werner Sand, Ulrich Sander, Verlag, Vertrieb und Anzeigenverwaltung: Quartett-Verlag Erwin Bidder, Im Sand 56, 53619 Rheinbreitbach, Tel.: (0 22 24) 7 64 82, Fax: (0 22 24) 90 02 92, E-Mail: info@rheinkiesel.de, www.rheinkiesel.de Layout, Satz und Grafiken: datiset.com Werbebüro Yvonne Schneider, Rheinstr. 32, 53619 Rheinbreitbach, Tel.: (0 22 24) 96 82 88, www.datiset.com Illustrationen: Anke Barth, Archiv Karl Josef Klöhs, Erwin Bidder, Photo-Disc, St. Sebastianus-Junggesellen-Bruderschaft 1659 Oberdollendorf e.V., Ulrich Sander, Thomas Kopetzky, Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Pantheon, Hans-Hubert-Werner Sand, Ludger Ströter (LVR) Anzeigen: Erwin Bidder (Verlag), Tel.: (0 22 24) 7 64 82 Druck: Krahe-Druck GmbH, Unkel Internet: www.rheinkiesel.de erstellt von Rhein@Net Ansgar Federhen Beilagen: Bad Honnef AG, Bad Honnef (Gesamtbeilage); Glasreinigung Sascha Steffens, Königswinter (Teilbeilage) rheinkiesel August 2004 • 3
Ausflugstip 4 • rheinkiesel August 2004 Wo man Geschichte riechen kann Anna Ippendorf ist eine Bäuerin wie aus dem Bilderbuch; mit einem Kopftuch und runden, roten Backen in einem fröhlichen Gesicht, dazu ein langer grauer Baumwollrock. Die Gutmütigkeit steht ihr ins Gesicht geschrieben. Und doch ist Anna Ippendorfs Leben alles andere als lustig. Wie alle Bäuerinnen ihrer Zeit muß sie jegliche Arbeit mit der Hand verrichten. Maschinen kennt sie kaum. Denn »Anna Ippendorf« lebt im 19. Jahrhundert. Zu treffen ist sie im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern, wo die Akteurin der »Gespielten Geschichte«, die in Wirklichkeit ganz anders heißt, in einem Kessenicher Haus aus dem Jahr 1616 lebt. Heutzutage romantisch verklärt: Schwerstarbeit für Mensch und Tier Das Gelände des Museums ist weitläufig. Es lädt zum Schlendern ein. Durch das grüne Laub scheint die Sonne auf die Waldwege, die zu den vier Baugruppen führen. Schließlich lichtet sich der Wald und gibt den Blick frei auf eine kleine Gruppe Fachwerkhäuser, idyllisch eingebettet in die Landschaft. Das Kessenicher Haus von 1871 ist darunter beileibe nicht das älteste. Bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts reichen die in Detailarbeit von ihrem ursprünglichen Standort abgetragenen und im Freilichtmuseum wieder aufgebauten Gebäude. Im Näherkommen sieht man gleichermaßen Menschen und Tiere durch die alten Gehöfte streunen. Kinder rennen in Scharen in die kleinen Stuben hinein und wieder heraus, Hühner und Katzen sonnen sich auf den Steintreppen der Hauseingänge. Dazwischen gehen die »Bäuerin«, die »Weberin« und der»Schmied« ihrer »täglichen« Arbeit nach. »Das Rheinische Freilichtmuseum Kommern ist ein Museum über Alltagsgeschichte«, erklärt Michael Faber, der stellvertretende Leiter des Museums. Wer Geschichten über schicksalswendende Schlachten, berühmte Feldherren oder blutige Königinnen bevorzugt, ist hier daher an der falschen Adresse. Das Museum ist ausschließlich dem Leben der gemeinen Bevölkerung gewidmet – eben dem Bauern, dem Müller, dem Handwerker und ihren Familien. Die Akteure der »Gespielten Geschichte« zeigen dabei, daß Geschichtsvermittlung auch kreativ und lebendig gestaltet sein kann. Dadurch wird sie zum Erlebnis. In Kommern kann man allen Sinnen Vergangenheit entdekken: Während aus der Brotbackstube der Duft der frischgebakkenen Brotlaibe strömt, hört man auf den Wegen das Hufgetrappel, wenn der Bauer mit seinem Rindergespann vorbeifährt. Mitten in diesem lebendigen Bild der Vergangenheit steht der Besucher und fühlt sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Die äußerliche Schönheit und die friedvolle Atmosphäre im Freilichtmuseum dürfen aber nicht hinwegtäuschen über das Elend, das einstmals häufig im Inneren der Fachwerkhäuser herrschte. An dieser Stelle stößt das Freilichtmuseum auf ein Problem: »Elend läßt sich nicht darstellen«, so Faber. Verarmung und Krankheit, Gestank und Enge gehörten seinerzeit nicht zuletzt zum Alltag dazu. Hier muß sich das Museum mit konventionellen Mitteln behelfen: Große Texttafeln in den Häusern informieren über das, was nicht mehr nacherlebt werden kann. Und das Leben früher war beileibe »kein Zuckerschlecken«! Ein altes Sprichwort, das im Herdraum des Hauses aus Elsig an der Wand hängt, verdeutlicht die Härte im Leben von Bäuerinnen wie Anna Ippendorf. »Frauenhände und Pferdezähne dürfen nicht stillstehen«, so sagte man, denn Frauen waren eine wichtige Arbeitskraft auf dem Hof in einer Zeit, in der man sich noch vollständig selbst versorgte. Wer sich in die Mitte eines der engen, dunklen Herdräume stellt, der kann es selbst spüren: Hier wurde klaglos, ohne Unterlaß, gewebt und gestrickt, gewaschen, gebacken und geputzt, bis endlich der Abend kam – und das alles ohne maschinelle Hilfe,
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Seite 11 und 12: Man muß schon sehr genau hinschaue
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Seite 15 und 16: nig verwöhnten Ackerer. Die Basalt
Seite 17: zugten Tomaten gleich. Treulosigkei

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