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Ausflugstip Wo man Geschichte riechen kann ... - Rheinkiesel

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<strong>Ausflugstip</strong><br />

Staunend beobachten die Kinder Anna Ippendorf bei ihrer Arbeit<br />

wie sie heute selbstverständlich<br />

ist. Ein Knopfdruck genügt heute,<br />

um die Wäsche zwei Stunden<br />

lang geschleudert und gespült zu<br />

wissen. Damals bedeutete das<br />

Kleiderwaschen noch schwerste<br />

körperliche Arbeit und nahm<br />

einen ganzen Tag in Anspruch.<br />

Der Rücken, die Arme und Beine<br />

müssen danach geschmerzt<br />

haben, und unsereins hätte sich<br />

erst mal einen Tag Erholung gegönnt.<br />

Doch früh am nächsten<br />

Morgen ging die Arbeit weiter –<br />

die Tiere mußten schließlich gefüttert,<br />

die Ernte eingefahren<br />

werden. Mutterschutz <strong>kann</strong>te<br />

die Bäuerin bei all der Mühe<br />

nicht. Bis unmittelbar vor der<br />

Niederkunft verrichtete sie die<br />

tägliche Arbeit.<br />

Die ganze Familie lebte meist in<br />

ärmlichen Verhältnissen. In der<br />

Stube stand das oftmals einzige<br />

Bett des Hauses, in dem zwei<br />

oder drei Familienmitglieder<br />

schliefen, während die übrigen<br />

auf Strohlagern gebettet waren.<br />

Der Speiseplan war meist karg<br />

und eintönig. Das Hauptnahrungsmittel<br />

war bis zu Beginn<br />

des 19. Jahrhunderts Brot: Da-<br />

ran erinnern heute noch Begriffe<br />

wie »Gnadenbrot«, »Abendbrot«<br />

oder »brotlose Kunst«. In schlimmen<br />

Zeiten gab es nicht einmal<br />

Brot – dann herrschte Hunger.<br />

»Unser täglich Brot gib uns heute«,<br />

war damals eine ernste und<br />

wörtlich zu nehmende Bitte.<br />

Aus den dunklen Räumen zurück<br />

ans Sonnenlicht – unwillkürlich<br />

muß <strong>man</strong> daran denken, wie unvergleichlich<br />

gut <strong>man</strong> es heute in<br />

Deutschland hat. Zu Hause warten<br />

der gefüllte Kühlschrank, das<br />

weiche Bett. Kaufhäuser bieten<br />

alles an, was das Herz begehrt.<br />

»Freizeit« ist zum festen Bestandteil<br />

des Lebens geworden. Immer<br />

noch muten die Fachwerkhäuser<br />

idyllisch an. Und doch ist <strong>man</strong><br />

froh, wenn <strong>man</strong> nach dem Besuch<br />

des Freilichtmuseums ins 21.<br />

Jahrhundert zurückkehren <strong>kann</strong>.<br />

Ein letzter Gedanke taucht für<br />

einen kurzen Moment auf und<br />

verschwindet ebenso schnell wieder:<br />

Was für eine komische Vorstellung,<br />

daß unser Alltag Jahrhunderte<br />

später vielleicht auch<br />

mal im Museum zu begutachten<br />

sein wird.<br />

Anke Barth<br />

<strong>Ausflugstip</strong><br />

Rheinisches Freilichtmuseum Kommern<br />

Akteur der »Gespielten <strong>Geschichte</strong>«: der Agrarökonom<br />

Johann Nepomuk von Schwerz<br />

Rheinisches Freilichtmuseum Kommern<br />

– Landesmuseum für Volkskunde<br />

Auf dem Kahlenbusch<br />

53894 Mechernich-Kommern<br />

Tel.: 0 24 43/9 98 00<br />

Besucherinformation:<br />

Tel.: 0 18 05-7 43 46 52 63<br />

http://www.lvr.de/FachDez/Kultur/Museen/<br />

Freilichtmuseum+Kommern/<br />

(Weg: Homepage des Landschaftsverband Rheinland www.lvr.de<br />

=> Link Kultur => Link Museen<br />

=> Link Freilichtmuseum Kommern)<br />

Öffnungszeiten:<br />

1. April bis 31. Oktober: 9-18 Uhr<br />

1. November bis 31. März: 10-16 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

Erwachsene: € 5,50<br />

Kinder ab 6, Jugendliche: € 2<br />

Schwerbehinderte, Studenten, Auszubildende € 3,50<br />

Familientageskarte € 11,-<br />

Anfahrt:<br />

Auto: A1 bis Abfahrt »Kommern/Wißkirchen«, von dort den<br />

Hinweisschildern folgen bis zum Museum.<br />

Bus & Bahn:<br />

Bis Bahnhof Mechernich. Von dort mit dem Museumsbus (Linie<br />

894) zum Museum. Achtung: Der Museumsbus ist eine bedarfsorientierte<br />

Linie! Anmeldung mindestens eine Stunde vor der Abfahrtszeit<br />

ist erforderlich. Tel.: 02443-1000.<br />

rheinkiesel August 2004 • 5

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