«Die Post» - Personalzeitung - Die Schweizerische Post
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12 Hintergrund Vielfalt<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 8/2007<br />
Manjula Jayakody (42)<br />
Software-Entwickler PF, Sri Lanka<br />
«Vor 18 Jahren kam ich als Programmierer in<br />
die Schweiz. Hier lernte ich meine Frau kennen.<br />
Ich bin Vater von drei Kindern. Am Anfang plagte<br />
mich das Heimweh. Doch seit ich eine Familie<br />
habe, fühle ich mich zu Hause. Integration<br />
braucht Zeit. <strong>Die</strong> Beziehungen untereinander<br />
entstehen nicht so rasch. Es wird erwartet, dass<br />
die anderen den ersten Schritt machen. Auch<br />
wenn mit der Zeit eine Freundschaft entstanden<br />
ist, bleibt eine gewisse Distanz. Ich habe mich in<br />
meinen ersten Jahren in der Schweiz zu wenig<br />
geöffnet. Heute rate ich allen, rauszugehen und<br />
den Kontakt zu den Leuten zu suchen. So lernt<br />
man auch die Sprache. Und wer hätte das<br />
gedacht: Heute bin ich sogar in einem Turnverein<br />
und trainiere Kinder.» (sg)<br />
Vielfalt bei der <strong>Post</strong><br />
Bei der <strong>Post</strong> sollen Frauen und Männer gleichermassen<br />
vorwärtskommen. <strong>Die</strong> <strong>Post</strong> hilft Ihnen,<br />
Kinder und Karriere unter einen Hut zu bringen.<br />
Jobsharing, Teilzeitarbeit oder Jahresarbeitszeit<br />
werden gefördert. Für die <strong>Post</strong> ist klar. Männer<br />
und Frauen, die ihre Arbeitszeit wichtigen persönlichen<br />
oder familiären Bedürfnissen anpassen,<br />
bringen im Beruf bessere Leistungen. <strong>Die</strong> <strong>Post</strong> will<br />
unter den Aspekten des Managements der Vielfalt<br />
• gemischte Teams fördern, da sie die Anliegen<br />
der Kundschaft besser verstehen;<br />
• Mitarbeitende unabhängig von Sprache, Kultur<br />
und Alter fördern;<br />
• die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit<br />
ermöglichen;<br />
• jede Art von Machtmissbrauch, Mobbing und<br />
sexuelle Belästigung, bekämpfen;<br />
• attraktive Arbeitszeitmodelle, Teilzeit im Kader<br />
sowie Krippenplätze anbieten.<br />
Kurse zum Thema<br />
Zusätzlich zu den bestehenden Weiterbildungsangeboten<br />
bietet die <strong>Post</strong> noch weitere Möglichkeiten<br />
und Seminare zu aktuellen Themen an:<br />
• Mit Sprachstages können Sprach- und Kulturkompetenzen<br />
erworben werden.<br />
• Mit dem Seminar 50+ können persönliche<br />
Standortbestimmungen erarbeitet und Perspektiven<br />
aufgezeigt werden. (ab 2008)<br />
• Mit der interkulturellen Teamführung steuern<br />
Sie als vorgesetzte Person systematisch das<br />
Potenzial Ihres gemischten Teams.<br />
Tanja Zentriegen (32)<br />
<strong>Post</strong>Finance-Filiale, körperlich behindert<br />
«Körperlich noch nicht eingeschränkt,<br />
hatte ich bereits 1992 die<br />
Lehre als Betriebsassistentin in Basel<br />
absolviert. Obschon ich seit 2005 an<br />
den Rollstuhl gebunden bin, konnte<br />
ich meinen Arbeitsplatz in der <strong>Post</strong>Finance-Filiale<br />
Chur behalten. Auch mit<br />
meiner körperlichen Einschränkung<br />
kann ich die Kundschaft empfangen<br />
und bedienen wie zuvor. Das ist nicht<br />
zuletzt auch der Rollstuhlgängigkeit<br />
unserer Büro- und Kundenräume im<br />
neuen Gebäude beim Bahnhof Chur<br />
zu verdanken. <strong>Die</strong> <strong>Post</strong> als Arbeitgeberin<br />
hat verständnisvoll auf meine sich abzeichnende<br />
Behinderung reagiert. Sie hat eine Lösung<br />
gesucht, die für <strong>Post</strong>Finance, meine Mitarbeitenden<br />
und mich stimmte. Bei <strong>Post</strong>Finance bin ich gut in<br />
ein Team hilfsbereiter Kolleginnen und Kollegen<br />
Fauzia Candrian (42)<br />
Leiterin GUI und Auswertungen PF Informatik, Pakistan<br />
«Ich fühle mich in der Schweiz zu Hause. Am<br />
Anfang war es schwierig, Kontakt zu knüpfen. Ich<br />
dachte, vielleicht mögen mich die Leute nicht.<br />
Heute weiss ich, dass man in der Schweiz selber<br />
auf die Leute zugehen muss und nicht umgekehrt.<br />
Das ist in Pakistan anders. Ich leite bei <strong>Post</strong>Finance<br />
ein Team von IT-Entwicklern. Wenn mich<br />
Arbeits- oder Geschäftskollegen das erste Mal<br />
sehen, merke ich oft, dass sie mich nicht<br />
ganz ernst nehmen. Wahrscheinlich weil ich<br />
eine Frau bin und auch nicht wie eine typische<br />
Schweizerin aussehe. Hier ist es<br />
schwierig, als Frau Karriere zu machen. In<br />
Pakistan gibt es viel mehr Frauen in Management-Positionen.<br />
Wobei es natürlich auch<br />
viele konservative Strömungen gibt. Ich<br />
stamme aus einer modernen Familie, in der<br />
Bildung grossgeschrieben wurde. Sogar<br />
meine Mutter hat einen Uni-Abschluss. Mittlerweile<br />
bin ich schon seit 17 Jahren in der<br />
Schweiz. Meinen Bündner Ehemann habe<br />
ich in den Ferien kennen gelernt. Wir Pakistani<br />
finden es unhöflich, direkt „Nein” zu<br />
sagen. Da kann es vorkommen, dass mein<br />
Mann mich fragt, ob wir Spazieren gehen<br />
wollen. Ich sage dann „vielleicht später”<br />
oder „das Wetter ist nicht gut”. Das bringt<br />
meinen Mann manchmal schon auf die<br />
Palme. Wenn ich ehrlich bin, fehlt mir in der<br />
Schweiz das Hauspersonal am meisten . In<br />
Pakistan ist es üblich, dass man Hausangestellte<br />
hat. Auch in mittleren Schichten.<br />
Heute mache ich den Haushalt nicht ungern.<br />
Am liebsten koche ich für Gäste. <strong>Die</strong> Freunde<br />
freuen sich, wenn ich ihnen meine scharfen<br />
Curry-Gerichte auftische. Es sind fast<br />
alles Schweizer. Ich habe sogar zwei Gotten-<br />
www.post.ch/personalzeitung<br />
integriert. Ich fühle mich wohl in<br />
meinem Arbeitsbereich. Meine Tätigkeit<br />
beschränkt sich auf ein Pensum<br />
von 50 Prozent. Dadurch verbleibt<br />
mir die nötige Zeit für die Therapien.<br />
Zudem kann ich auch im Rollstuhl<br />
meinen sportlichen Hobbys nachgehen:<br />
Ich betreibe sehr aktiv Handbike.<br />
Als Antrieb benütze ich meine<br />
Arme. Ich nehme sogar an Rennen<br />
teil. Unihockey im Rollstuhl mache<br />
ich ebenfalls sehr gerne. Ich wünschte<br />
mir, dass die <strong>Post</strong> wo immer möglich<br />
Kundeneinrichtungen und<br />
<strong>Die</strong>nsträume rollstuhlgängig einrichtet. <strong>Post</strong>omaten<br />
sollten überall hindernisfrei zugänglich sein. Und<br />
bei <strong>Post</strong>stellen mit mehreren Schaltern könnte man<br />
beispielsweise einen davon baulich etwas niedriger<br />
anlegen.» (hf)<br />
meitli mit blonden Haaren und blauen Augen. Ich<br />
kenne keinen einzigen anderen Pakistani hier in<br />
der Schweiz. Und das ist gut so. Wenn man sich<br />
nach der Heimat sehnt, ist man nämlich nirgendwo<br />
richtig zu Hause. Deshalb sollte man sich<br />
möglichst rasch den Gepflogenheiten des neuen<br />
Landes anpassen. Aber Toleranz und Akzeptanz<br />
müssen von beiden Seiten kommen.» (sg)