«Die Post» - Personalzeitung - Die Schweizerische Post
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www.post.ch/personalzeitung<br />
Arulnithila Deivendran (21)<br />
Front-Office-Mitarbeiterin, Sri Lanka<br />
«<strong>Die</strong> Schweiz ist für mich eine Musternation.<br />
Meine Hautfarbe verrät zwar meine Herkunft,<br />
doch ich bin hier aufgewachsen. Ich war erst drei<br />
Jahre alt, als wir vor dem Bürgerkrieg in Sri<br />
Lanka geflohen sind. Daher bin ich in zwei Kulturen<br />
aufgewachsen. Meine Familie, der wichtigste<br />
Bezugspunkt in meinem Leben, hat mir die<br />
traditionellen Werte unserer Kultur vermittelt.<br />
Doch ich kann sie problemlos mit der schweizerischen<br />
Mentalität verbinden. Zu Hause lebe ich<br />
die tamilische, im Alltag die schweizerische Kultur.<br />
Seit 2002 arbeite ich bei der <strong>Post</strong>. Hier habe<br />
ich ich viele wunderbare Menschen kennengelernt.<br />
Sie achten nicht auf Hautfarbe oder Kultur.<br />
Schliesslich haben wir alle zwei Arme, zwei<br />
Beine, zwei Augen und eine Nase. Doch manchmal<br />
lassen mich die Kundinnen und Kunden am<br />
Schalter spüren, dass ich eine andere Hautfarbe<br />
Paul Epiney (57) Leiter SPI<br />
Schweiz, Kader Westschweiz, 50+<br />
«Ich kam vor 38 Jahren zur <strong>Post</strong>. Heute führe<br />
ich gut 300 Personen in Bern, Genf, Zürich und<br />
Basel. Als Romand bin ich nie diskriminiert worden<br />
– wahrscheinlich eine seltene Aussage für ein<br />
Kadermitglied. Es hat ganz klar Vorteile, über 50<br />
zu sein: Ein reiferer Mitarbeiter ist auf vielen<br />
Gebieten bewandert: sei es bei der Personalführung,<br />
im Umgang mit der Kundschaft, den Finanzen<br />
oder bei Projekten. <strong>Die</strong>s sorgt für eine gewisse<br />
Stabilität im Unternehmen. Mit dem Alter kann<br />
man die Geschäfte gelassener und mit mehr<br />
habe. Im Front Office bin ich zwangsläufig stärker<br />
«exponiert». Gerade am Schalter habe ich<br />
einige rassistische Vorfälle erlebt: Personen, die<br />
sich weigern, an meinen Schalter zu kommen,<br />
mich beschimpfen oder bedrohen. Einige fragten<br />
mich unverblümt, weshalb jemand mit meiner<br />
Hautfarbe bei der <strong>Post</strong> arbeiten könne. Das<br />
sind schwierige Erlebnisse. Doch die Unterstützung<br />
meiner Kollegen und Vorgesetzten hilft<br />
mir, darüber hinwegzukommen. Um die Toleranz<br />
zu fördern, finde ich es wichtig, aufzuzeigen,<br />
dass wir alle gleich sind. Es gibt überall<br />
Gute und Böse. Daher versuche ich, andere über<br />
die tamilische Kultur zu informieren, koche<br />
ihnen tamilische Gerichte und kleide mich an<br />
Festen mit dem Sari oder Panjavi. Ghandi hat<br />
einmal gesagt: Sei der, den du in deinem Nächsten<br />
sehen möchtest.» (cg)<br />
Vielfalt Hintergrund 13<br />
<strong>Die</strong> <strong>Post</strong> Nr. 8/2007<br />
Faruk Majid (38)<br />
Maschinist, Gruppenchef bei PM,<br />
Afghanistan<br />
«Ich bin als politischer Flüchtling mit 19 Jahren<br />
in die Schweiz gekommen Mein Ziel war,<br />
hier fertigzustudieren. Zu dieser Zeit sind viele<br />
wie ich aus Afghanistan geflüchtet, um sich der<br />
durch das kommunistische Regime eingeführten<br />
Wehrpflicht zu entziehen. Bei mir kann man<br />
eigentlich nicht von einem Kulturschock sprechen.<br />
Ich wusste, worauf ich mich einliess –<br />
auch wenn ich damals nur Persisch, Deutsch und<br />
Englisch konnte. In der Westschweiz habe ich<br />
dann aber sehr schnell Französisch gelernt.<br />
Bevor ich Afghanistan verliess, hat mein Vater zu<br />
mir gesagt: «Vergiss nicht, dass du es bist, der zu<br />
ihnen geht. Du wirst ihre Mentalität oder Kultur<br />
nicht ändern können. Es ist an dir, dich anzupassen.»<br />
Ich habe seinen Rat beherzigt. Natürlich<br />
hatte ich am Anfang Schwierigkeiten mit der<br />
Sprache und der Einsamkeit. Ich durfte nicht<br />
erwarten, dass die von Natur aus eher zurückhaltenden<br />
Schweizer den ersten Schritt machen.<br />
Bei der <strong>Post</strong> habe ich während des Studiums<br />
angefangen – zuerst als Ablöser, dann als Vollzeitangestellter.<br />
Keiner hat mir je das Gefühl<br />
gegeben, ein Fremder zu sein. Dank mehrerer<br />
Weiterbildungen konnte ich Gruppenchef im<br />
Briefzentrum Lausanne werden. Und ab 2008 bin<br />
ich im neuen Briefzentrum Eclépens. <strong>Die</strong><br />
Schweiz erinnert mich an Afghanistan: <strong>Die</strong> beiden<br />
Bergvölker haben Gemeinsamkeiten!» (cg)<br />
Distanz angehen. Im Umgang mit Informatiktools<br />
hat man dafür im Alter mehr Mühe als die Jungen.<br />
Und ab und zu lässt mich mein Gedächtnis<br />
im Stich. <strong>Die</strong> jungen Mitarbeitenden in meinem<br />
Team sehe ich als ständigen Ansporn. Sie bringen<br />
mich dazu, mich täglich zu hinterfragen. Das<br />
führt zu fantastischen Ergebnissen. Ich bin ein leidenschaftlicher<br />
Verfechter von gemischten Gruppen<br />
und habe stets darauf geachtet, dass in meinem<br />
Team die Kräfte und Qualitäten der Mitglieder<br />
ausgeglichen sind. Gemischte Teams sind das<br />
einzig Wahre. Wenn sich weibliche und männliche<br />
Logik finden, ist meines Erachtens der Erfolg<br />
gewiss.» (eb)